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Wer soll das bezahlen? - SÜDWIND-Institut

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2. Die Klimakrise<br />

Tabelle 1:<br />

Geschätzte Kosten für die Anpassung in den Entwicklungsländern<br />

Organisation Jährliche Kosten in Mrd. US$ Referenzjahr<br />

Weltbank (2006) 9 bis 41 2008<br />

Stern-Report (2006) 4 bis 37 2008<br />

UN-Entwicklukngsprogramm UNDP (2007) 86 2015<br />

UNFCCC/Klimarahmenkonvention (2007) 28 bis 67 2030<br />

Oxfam (2007) mehr als 50 2008<br />

Weltbank (2009) 75–100 2030<br />

Quellen: World Resource <strong>Institut</strong>e (2008), Weltbank (2009b)<br />

dem Regenfeldbau zwischen 2000 und 2020<br />

um bis zu 50 % sinken. Die damit verbundenen<br />

volkswirtschaftlichen Verluste werden bis zum<br />

Jahr 2060 auf 26 Mrd. US-Dollar geschätzt. Damit<br />

lägen sie höher, als die gesamte bilaterale<br />

Entwicklungszusammenarbeit in der Region im<br />

Jahr 2005. 25<br />

Zum Anderen muss von einem teilweise empfi<br />

ndlichen Anstieg der Ausgaben ausgegangen<br />

werden. Wenn z.B. aufgrund der Ressourcenknappheit<br />

die Ölpreise weiter steigen oder, wie<br />

mehrfach in der Vergangenheit erlebt, drastische<br />

Preissprünge stattfi nden, leiden die ölimportierenden<br />

Entwicklungsländer darunter stärker als<br />

die Industrienationen. Aufgrund schlechterer<br />

Energieeffi zienz verbrauchen sie mehr Öl pro<br />

Wirtschaftseinheit und ihre Energieversorgung<br />

ist insgesamt weniger diversifi ziert. Dies war bereits<br />

in den beiden Ölpreiskrisen in den 1970er<br />

Jahren der Fall. Hinzu kommen die Kosten, die<br />

direkt mit den Folgen des Klimawandels in Verbindung<br />

gebracht werden.<br />

Da die Entwicklungsländer zu dem Status Quo<br />

kaum etwas beigetragen haben, ist es eine Frage<br />

der Gerechtigkeit, <strong>das</strong>s diese Kosten nicht<br />

von ihnen geschultert werden müssen. Bei der<br />

Debatte, wer wem wie viel zahlen muss, geht es<br />

also auch nicht um einen Akt der Barmherzigkeit,<br />

sondern um Reparationszahlungen. Es <strong>soll</strong>te<br />

daher von vorne herein klar sein, <strong>das</strong>s Gelder,<br />

die zur Klimafi nanzierung bereit gestellt werden,<br />

überwiegend als Zuschüsse zu vergeben sind,<br />

<strong>das</strong>s sie zusätzlich zu der Entwicklungsfi nanzierung<br />

fließen müssen und nicht auf <strong>das</strong> alte<br />

0,7 %-Ziel 26 angerechnet werden <strong>soll</strong>ten, an<br />

dem auch weiter festgehalten werden muss.<br />

Anpassungskosten<br />

Die Schätzungen über die Kosten der reinen<br />

Anpassungsmaßnahmen gehen weit auseinander,<br />

da sie unterschiedliche Berechnungsmethoden<br />

und Referenzzeiträume umfassen: Den<br />

höchsten unmittelbaren Bedarf haben dabei<br />

die britische Entwicklungsorganisation Oxfam<br />

und <strong>das</strong> Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />

Nationen (UNDP) ermittelt. Diese Schätzungen<br />

dürften aber durchaus realistisch sein, wenn<br />

man bedenkt, wie umfassend <strong>das</strong> Programm<br />

zur notwendigen Anpassung an die Folgen des<br />

Klimawandels aussieht. Hier wird es nicht nur<br />

darum gehen, mittels Risikovorsorge und Risikomanagement<br />

die betroffene Bevölkerung<br />

vor drohenden Klimakatastrophen zu schützen<br />

oder Versicherungssysteme zur Abfederung der<br />

Folgen einzuführen. Ganze Politikfelder und<br />

Wirtschaftssektoren (Land- und Forstwirtschaft,<br />

Wasserversorgung, Gesundheitswesen, etc.)<br />

sind betroffen und müssen um- und ausgebaut<br />

werden, um auch mittel- und langfristig ein<br />

würdevolles Leben zu ermöglichen und Armut<br />

weiter reduzieren zu können. 27 Geschieht dies<br />

nicht, stellt der Klimawandel nicht nur eine gro-<br />

25 Vgl. UNDP (2007).<br />

26 Das bereits in den 1970er Jahren formulierte und immer wieder<br />

bekräftigte Ziel besagt, <strong>das</strong>s die Industrienationen 0,7 % ihres<br />

BIP für die Entwicklungszusammenarbeit bereit stellen <strong>soll</strong>en.<br />

Vgl. hierzu auch Kap. 4.2.4.<br />

27 So hat beispielsweise eine Studie die Kostenkalkulationen des<br />

UNFCCC unter die Lupe genommen und kam zu dem Ergebnis,<br />

<strong>das</strong>s relevante Sektoren in die Berechnungen gar nicht<br />

eingeflossen sind (z.B. Schutz von Ökosystemen, Energiesektor,<br />

Produktion und Einzelhandel oder Tourismus) und andere<br />

Sektoren nur unvollständig abgedeckt wurden, vgl. Parry et.al<br />

(2009).<br />

© SÜDWIND 2010 • Klimakrise. Nahrungsmittelkrise. Finanzmarktkrise.<br />

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