Wer soll das bezahlen? - SÃDWIND-Institut
Wer soll das bezahlen? - SÃDWIND-Institut
Wer soll das bezahlen? - SÃDWIND-Institut
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5. Wege für die Klima- und Entwicklungsfinanzierung<br />
Beispiel Ecuador: Die Yasuní-ITT Initiative<br />
Eine wegweisende Initiative, die auch Schuldenerlasse<br />
mit einbezieht, stellt der Vorschlag<br />
der ecuadorianischen Regierung zum Schutz<br />
des Regenwaldes dar. Er sieht vor, <strong>das</strong>s Erdölreserven,<br />
die im Nationalpark Yasuní lagern, nicht<br />
gefördert werden, und dafür Ausgleichszahlungen<br />
der internationalen Gemeinschaft an die<br />
ecuadorianische Regierung gezahlt werden,<br />
die diese Einnahmen wiederum in Projekte der<br />
Armutsbekämpfung, der sauberen Energiegewinnung<br />
und des Umweltschutzes steckt.<br />
Der Korridor Ishpingo-Tambococha-Tiputini<br />
(ITT) liegt im Nationalpark Yasuní und zeichnet<br />
sich nicht nur durch eine einzigartige Artenvielfalt<br />
aus, in der auf engstem Raum 165<br />
Säugetier- und 630 Vogelarten leben. In diesen<br />
Raum haben sich auch zwei Völker aus der<br />
indigenen Huaorani Kultur zurückgezogen, um<br />
in freiwilliger Isolation zu leben. Diese beiden<br />
Völker und die geschützte Artenvielfalt wären<br />
durch die Förderung von Erdöl bedroht. In dem<br />
Gebiet werden 846 Mio. Barrel Rohöl vermutet,<br />
<strong>das</strong> entspricht einem Fünftel der bestätigten<br />
Vorkommen Ecuadors und dem weltweiten<br />
Ölverbrauch von nur acht Tagen. Bleibt dieses<br />
Öl im Boden, wird ein CO 2 -Ausstoß von etwa<br />
400 Mio. Tonnen vermieden. Hinzu kommt die<br />
positive CO 2 -Wirkung durch die vermiedene<br />
Abholzung von Regenwaldgebieten.<br />
Erdöl ist eines der wichtigsten Exportprodukte<br />
für <strong>das</strong> kleine südamerikanische Land, in<br />
dem noch immer 38 % der Bevölkerung unterhalb<br />
der Armutsgrenze leben. Die Einnahmen<br />
aus dem Ölexport wären daher wichtig für <strong>das</strong><br />
Land. Da sowohl der Schutz des Regenwaldes<br />
als auch der vermiedene CO 2 -Ausstoß im internationalen<br />
Interesse stehen, sieht der Vorschlag<br />
der ecuadorianischen Regierung vor, <strong>das</strong>s sich<br />
die internationale Gemeinschaft zur Hälfte an<br />
den Kosten der entgangenen Einnahmen beteiligen<br />
<strong>soll</strong>. In den kommenden 13 Jahren <strong>soll</strong> die<br />
internationale Gemeinschaft rund 2,7 Mrd. US-<br />
Dollar aufbringen und in einen Treuhandfonds<br />
einzahlen, aus dessen Zinsen die sozialen und<br />
Umweltprojekte fi nanziert werden <strong>soll</strong>en.<br />
Die Initiative wurde bereits im Jahr 2007 von<br />
der ecuadorianischen Regierung vorgestellt<br />
und fand weltweit rasch breite Unterstützung,<br />
darunter auch beim deutschen und Europäischen<br />
Parlament. Lange Zeit gab es dennoch<br />
innerhalb der ecuadorianischen Regierung<br />
ein Tauziehen und mehrmals drohte Präsident<br />
Rafael Correa <strong>das</strong> Projekt platzen zu lassen und<br />
mit den Bohrungen zu beginnen. Im August<br />
2010 schließlich wurde eine Vereinbarung zwischen<br />
Vertretern der ecuadorianischen Regierung<br />
und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />
Nationen UNDP für die Einrichtung eines<br />
Treuhandfonds unterzeichnet.<br />
In einen<br />
solchen Fonds könnten<br />
beispielsweise<br />
auch Mittel aus einem<br />
Schuldenerlass<br />
fließen.<br />
Quellen: Acosta<br />
(2009), Tageszeitung<br />
taz vom<br />
05.08.2010.<br />
58 <strong>Wer</strong> <strong>soll</strong> <strong>das</strong> <strong>bezahlen</strong>? • © SÜDWIND 2010