Wer soll das bezahlen? - SÃDWIND-Institut
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4. Die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
Beispiel Ghana: Ansteckung auf vier Wegen<br />
Ghana ist eine sehr kleine und offene Wirtschaft,<br />
in der auch die Industrie und viele Arbeitsplätze<br />
von den Exporten abhängen. Das<br />
Land ist sowohl abhängig vom Handel, als<br />
auch von den Mitteln aus der internationalen<br />
Zusammenarbeit. Gleichzeitig hat es in den<br />
vergangenen Jahren viele Kapitalzuflüsse aus<br />
Direktinvestitionen und Rücküberweisungen<br />
gegeben. Das macht <strong>das</strong> Land anfällig für alle<br />
vier beschriebenen Ansteckungswege. Wenn<br />
auch die Auswirkungen jedes einzelnen Ansteckungsweges<br />
nicht extrem sein mögen, so stellt<br />
<strong>das</strong> mögliche Zusammenwirken aller Faktoren<br />
durchaus eine Gefahr dar.<br />
Insgesamt waren zwei der wichtigsten Exportprodukte<br />
Ghanas, Gold und Kakao, nicht<br />
von dem massiven Preisverfall betroffen. Vor<br />
allem im Bausektor waren dennoch viele ungelernte<br />
Arbeiter Opfer der Krise. Bei sinkenden<br />
Bauaktivitäten sahen sie sich einer steigenden<br />
Zahl von Arbeitssuchenden gegenüber, die<br />
vom Land auf der Suche nach Arbeit in die<br />
Städte kamen.<br />
Ghanas Währung verlor zudem 30 % an<br />
<strong>Wer</strong>t gegenüber dem US-Dollar. Bei einer weltweit<br />
gleichbleibenden Nachfrage wäre <strong>das</strong> gut<br />
für die Exportindustrie, weil die Exporte für<br />
<strong>das</strong> Ausland dann billiger werden. Im Zuge<br />
der Finanz- und Wirtschaftskrise machte sich<br />
aber vielmehr die Verteuerung der Importe<br />
bemerkbar, z.B. für Nahrungsmittel, Rohöl und<br />
Düngemittel. Gleichzeitig verteuert es auch die<br />
Schuldendienstzahlungen an <strong>das</strong> Ausland, die<br />
üblicherweise in den Währungen der jeweiligen<br />
Gläubigerländer gezahlt werden. Insgesamt<br />
sanken die Exporte beispielsweise für Holz (um<br />
27 % Anfang des Jahres 2009) und die Rücküberweisungen<br />
gingen um 16 % zurück.<br />
Auch die weltweite Kreditklemme hatte ihre<br />
Auswirkungen auf Ghana: Weil ein indisches<br />
Unternehmen keinen Kredit bekam, blieben<br />
ganze Schiffsladungen von Shea-Nüssen im<br />
Hafen liegen. Die Frauen im Nordwesten Ghanas,<br />
die sich mit dem Sammeln dieser Nüsse<br />
ihren Lebensunterhalt verdienten, konnten ihre<br />
Ernte nicht mehr absetzen. Die Händler wollten<br />
sie nicht annehmen, denn sie konnten sie<br />
nicht mehr exportieren, die Lagerbestände waren<br />
bereits voll. Im Land selbst ist der Absatzmarkt<br />
begrenzt und bringt wenig Geld. Somit<br />
gehören diese Frauen im Nordwesten Ghanas<br />
zu den am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen.<br />
Daneben sind auch ungelernte Arbeiter,<br />
z.B. aufgrund des Exporteinbruchs in der<br />
Holzindustrie und im Bausektor von der Krise<br />
betroffen.<br />
Quellen: FAO/WFP (2009), Schneeweiß<br />
(2010), Green / King / Miller-Dawkins (2010).<br />
Verarbeitung der Shea-Nüsse in Ghana, Foto: www.sheabutter-ghana.de<br />
46 <strong>Wer</strong> <strong>soll</strong> <strong>das</strong> <strong>bezahlen</strong>? • © SÜDWIND 2010