Wer soll das bezahlen? - SÃDWIND-Institut
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4. Die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
Abbildung 8:<br />
Preisentwicklung von metallischen und Energierohstoffen<br />
* inkl. Kupfer, Aluminium, Eisenerz, Zinn, Nickel, Zink, Uran<br />
Quelle: IWF (2010a).<br />
vor Krisenausbruch ein absolutes Rekordhoch<br />
erreicht hatten. 88 Von diesen hohen Preisen<br />
für ihre Exportprodukte konnten viele Entwicklungsländer<br />
in den vergangenen Jahren durchaus<br />
profi tieren. Vor allem die Preise für Rohöl<br />
stiegen deutlich, damit verbunden aber auch<br />
die Preise für Nahrungsmittel. Insgesamt sind<br />
dadurch die Länder unterschiedlich stark von<br />
den Auswirkungen betroffen. Ölexportierende<br />
Länder wie Nigeria, die Demokratische Republik<br />
Kongo oder Bolivien (Erdgas) konnten durch<br />
<strong>das</strong> Rekordhoch deutliche Gewinne verzeichnen,<br />
auch Sambia konnte dank der stark gestiegenen<br />
Kupferpreise Zusatzeinnahmen einfahren. In<br />
Nigeria litt aber gerade die arme Bevölkerung<br />
unter den ebenfalls gestiegenen Nahrungsmittelpreisen,<br />
da sie keinen Anteil am Anstieg des<br />
Rohölpreises hatte. 89<br />
Dennoch hatten die Rekordpreise den rohstoffexportierenden<br />
Entwicklungsländern höhere<br />
Staatseinnahmen beschert, die nun im Zuge<br />
der Krise einbrachen. Seit Mitte 2008 fi elen die<br />
bereits zuvor leicht gesunkenen Metallpreise und<br />
der Erdölpreis dramatisch im Wesentlichen auf<br />
<strong>das</strong> Niveau von 2005 oder 2006. Solche Länder,<br />
deren BIP zum großen Teil von nur ein oder zwei<br />
Exportprodukten abhängt, waren davon besonders<br />
betroffen. 90 So waren Massenentlassungen<br />
aufgrund von <strong>Wer</strong>ksschließungen beinahe an<br />
der Tagesordnung. In der Republik Kongo wurden<br />
beispielsweise 100.000 Minenarbeiter entlassen,<br />
in Südafrika 40.000, in Sambia waren es<br />
8.500 Arbeiter. 91 Der Versuch, Investoren durch<br />
Steuersenkungen zu halten verringerte darüberhinaus<br />
die Staatseinnahmen. Da sich solche Vergünstigungen<br />
nicht so leicht wieder rückgängig<br />
machen lassen, wie sie eingeführt werden, haben<br />
sie trotz mittlerweile wieder gestiegener Preise<br />
einen nachhaltigen Effekt auf die Staatseinnahmen.<br />
Umgekehrt brachte insbesondere der Fall<br />
des Rohölpreises für all die ölimportierenden<br />
Länder eine deutliche Erleichterung gegenüber<br />
88 Inflationsbereinigt lagen aber selbst Mitte 2008 die Preise der<br />
meisten Rohstoffe nicht oder nur unwesentlich über den Preisen<br />
von 1974. Vgl. Schneeweiß (2010).<br />
89 Vgl. Martens/Schultheiß (2010).<br />
90 Dazu gehören z.B. Botswana (Diamanten), Sambia (Kupfer)<br />
oder Mozambik (Aluminium).<br />
91 Verschiedene Quellen, zitiert nach Schneeweiß (2010) und<br />
Martens / Schultheiß (2010).<br />
42 <strong>Wer</strong> <strong>soll</strong> <strong>das</strong> <strong>bezahlen</strong>? • © SÜDWIND 2010