Wer soll das bezahlen? - SÃDWIND-Institut
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5. Wege für die Klima- und Entwicklungsfinanzierung<br />
wendigen Umbau der Wirtschaft ist. Insgesamt<br />
<strong>soll</strong>en dann im Schnitt 50 % der Zertifi kate versteigert<br />
werden. 123 Der Erlös läge dann bis zum<br />
Jahr 2020 bei etwa 26 Mrd. Euro, die an die<br />
nationalen Haushalte verteilt werden. Welcher<br />
Anteil davon dann tatsächlich in die Klima- und<br />
Entwicklungsfi nanzierung fließt, liegt bei den nationalen<br />
Entscheidungsgremien.<br />
Als globale Weiterentwicklung eines solchen<br />
Systems hat die Norwegische Regierung im Vorfeld<br />
der Klimaverhandlungen auf Bali im Jahr<br />
2009 einen Vorschlag eingebracht, nach dem ab<br />
2012 für alle Industrienationen nationale Emissionsrechte<br />
in Teilen versteigert werden könnten,<br />
um so eine verlässliche Klimafi nanzierung<br />
bereit stellen zu können. Jedes Industrieland,<br />
<strong>das</strong> <strong>das</strong> Kyoto Protokoll unterzeichnet und sich<br />
zu Treibhausgasreduktionen verpflichtet hat, erwirbt<br />
eine bestimme Menge solcher Rechte, die<br />
in der Höhe seinen selbst gemachten Reduktionsverpflichtungen<br />
entsprechen. Ähnlich wie im<br />
Emissionshandelssystem der EU könnten solche<br />
Rechte nun gratis ausgegeben oder in Teilen<br />
versteigert werden. Vorausgesetzt, die USA würde<br />
sich an einem solchen Vorschlag beteiligen,<br />
könnten je Prozentpunkt, der versteigert wird,<br />
9,2 Mrd. US-Dollar eingespielt werden. 124 Würden<br />
also nur 5 % dieser nationalen Zuteilungen<br />
versteigert, entspräche <strong>das</strong> 46 Mrd. US-Dollar.<br />
Damit könnten bereits die jährlichen Anpassungsmaßnahmen<br />
an den Klimawandel teilweise<br />
fi nanziert werden.<br />
Dieser Vorschlag spielt in den gegenwärtigen<br />
internationalen Debatten leider keine große<br />
Rolle mehr. Umso wichtiger ist eine konsequente<br />
Weiterentwicklung des Emissionshandelssystems<br />
der EU, bei dem die Einsparziele so hoch<br />
angesetzt werden, <strong>das</strong>s sie den internationalen<br />
Herausforderungen des Klimawandels und der<br />
Verantwortung der EU entsprechen. 125 Allein in<br />
Deutschland könnten so 6 Mrd. Euro jährlich bereit<br />
gestellt werden. 126<br />
5.2.3 Flugticketabgabe<br />
Der Flugverkehr verursacht jährlich 730 Mt CO 2 -<br />
Emissionen mit enormen Wachstumsraten in<br />
den letzten Jahren. Gingen diese Entwicklungen<br />
unvermindert weiter, könnte der Flugverkehr bis<br />
zum Jahr 2050 bereits 25 % des globalen Emissionsausstoßes<br />
ausmachen. Über teils erhebliche<br />
Steuervergünstigungen in vielen Ländern,<br />
wie beispielsweise die Befreiung von der Kerosin-<br />
oder Mehrwertsteuer, wird der Flugverkehr<br />
gegenüber anderen Verkehrsmitteln sogar noch<br />
stark begünstigt. 127 Eine Abgabe auf Flugtickets<br />
<strong>soll</strong> daher nicht nur Gelder mobilisieren, sie <strong>soll</strong><br />
auch diesen Wettbewerbsvorteil abbauen und<br />
den kleinen Teil der Weltbevölkerung zur Verantwortung<br />
ziehen, der damit zum Klimawandel<br />
beiträgt. Die Abgabe auf Flugtickets ist ein Instrument,<br />
<strong>das</strong> bereits seit einigen Jahren von Ländern<br />
wie Frankreich, Großbritannien oder Chile<br />
u.a. auch zur Entwicklungsfi nanzierung eingeführt<br />
wurde. Auf diese Weise wurde über kleine<br />
zusätzliche Gebühren in drei Jahren 1 Mrd. US-<br />
Dollar zur Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose<br />
und Malaria bereit gestellt. 128<br />
In Deutschland ist dieses Instrument im Rahmen<br />
der Spardiskussionen nach der Finanzmarktkrise<br />
auf die Agenda gekommen. Es ist<br />
Teil des Sparpakets der Bundesregierung, mit<br />
dem jedes Jahr 10 Mrd. Euro eingespart werden<br />
<strong>soll</strong>en. 1 Mrd. Euro käme demnach über eine<br />
fi xe Abgabe pro Flug zwischen 9 Euro und 40<br />
Euro für Kurz-, Mittel- oder Langstrecken zusammen.<br />
129 Dies ist ein bescheidener Anfang.<br />
Der Frachtverkehr ist weiterhin nicht mit einbezogen.<br />
Eine stärker gestaffelte Abgabe, die die<br />
Entfernung, den Platzbedarf z.B. von Business<br />
oder First Class Plätzen, Auslastung und Gewicht<br />
berücksichtigt, könnte auch unter Einbeziehung<br />
des Frachtverkehrs <strong>das</strong> Dreifache einbringen.<br />
Dann könnte beispielsweise jedes Flugzeug als<br />
Ganzes nach Entfernung und Gesamtgewicht<br />
(unabhängig von Ladung oder Anzahl der mitfliegenden<br />
Passagiere) belastet werden.<br />
123 Dabei <strong>soll</strong> beispielsweise im Stromsektor eine 100 % Versteigerung<br />
gelten, die Airlines müssen auch weiterhin nur 15% ihrer<br />
Zertifi kate ersteigern. Bis 2020 <strong>soll</strong> es aber gar keine freien<br />
Zuteilungen mehr geben. Vgl. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/08/35&format=HTML&age<br />
d=0&language=EN&guiLanguage=en.<br />
124 Vgl. Center for Clean Air Policy (2009). Ausgehend von einem<br />
Preis von 40€/Tonne CO 2 .<br />
125 Um die Emissionsreduktionen bis 2050 auf einen guten Pfad<br />
zu lenken, <strong>soll</strong>ten bis 2020 nicht nur 20 % Einsparungen, sondern<br />
40 % angestrebt werden.<br />
126 Vgl. FÖS (2010). Ausgehend von einem Preis von 30 € / Tonne.<br />
127 Allein in Deutschland belaufen sich die Subventionen durch die<br />
Steuerbefreiungen auf 11 Mrd. Euro. Vgl. Umweltbundesamt<br />
(2010).<br />
128 Vgl. http://www.unitaid.eu/<br />
129 Diese Sätze <strong>soll</strong>en allerdings wieder gesenkt werden, wenn der<br />
Flugverkehr 2012 in <strong>das</strong> Emissionshandelssystem der EU einbezogen<br />
wird.<br />
56 <strong>Wer</strong> <strong>soll</strong> <strong>das</strong> <strong>bezahlen</strong>? • © SÜDWIND 2010