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Wer soll das bezahlen? - SÜDWIND-Institut

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5. Wege für die Klima- und Entwicklungsfinanzierung<br />

ben, ist nicht selten selbst kreditfi nanziert, meist<br />

über den IWF. Mindestens für die ärmsten Länder,<br />

aber auch für zahlreiche weitere Länder, die<br />

unverschuldet in Mitleidenschaft der Krise geraten<br />

sind, muss eine Zuschussfi nanzierung sicher<br />

gestellt werden. Auch verstärkte Investitionen<br />

in die Landwirtschaft zum Schutz vor den zu erwartenden<br />

Anstiegen der Nahrungsmittelpreise<br />

und zur Stärkung der Eigenversorgung müssen<br />

zukünftig bezuschusst werden. In Bezug auf die<br />

Nahrungsmittelpreise ist die internationale Gemeinschaft<br />

vor allem darin gefordert, der Spekulation<br />

mit Nahrungsmitteln Einhalt zu gebieten.<br />

Auch in Bezug auf die Klimakrise sind regional<br />

unterschiedlich bereits hohe Kosten entstanden,<br />

z.B. in Form von Ernteausfällen, Tropenstürmen<br />

oder Überschwemmungen. Diese<br />

Kosten sind schwieriger zuzuordnen, da es klimatisch<br />

bedingte Katastrophen auch vorher<br />

schon gegeben hat. Je größer und aufsehenerregender<br />

die Katastrophe durch die Medien<br />

transportiert wird, desto höher ist in der Regel<br />

auch <strong>das</strong> Spendenaufkommen von staatlicher<br />

und privater Seite. Zahlreiche kleine Katastrophen,<br />

Anpassungsprozesse und Auswirkungen<br />

klimatischer Veränderungen, die sich stärker<br />

im Verborgenen abspielen sind bislang jedoch<br />

hoffnungslos unterfi nanziert. Vor allem aber<br />

sind die zukünftigen Herausforderungen in der<br />

Klimafrage enorm. Gerade für die ärmsten Länder<br />

müssen hier entsprechende Finanzzusagen<br />

aus dem Norden, von den Hauptverursachern<br />

des Klimawandels, deutlich machen, <strong>das</strong>s es der<br />

internationalen Gemeinschaft nicht nur ernst ist<br />

mit der Bekämpfung des Klimawandels, sondern<br />

auch damit, <strong>das</strong>s die Auswirkungen den Kampf<br />

gegen Hunger und Armut nicht noch weiter erschweren.<br />

Dazu gehört ein klares Bekenntnis zu<br />

den MDG mit der entsprechenden Aufstockung<br />

der Entwicklungshilfe auf <strong>das</strong> lange versprochene<br />

0,7 %-Ziel gekoppelt mit einer zusätzlichen<br />

Klimafi nanzierung.<br />

In den kommenden Jahren belaufen sich allein<br />

die Anpassungskosten auf 50 bis 100 Mrd. US-<br />

Dollar jährlich. Diese müssten ausschließlich als<br />

Zuschuss vergeben werden. Hinzu kommt eine<br />

ähnlich hohe Summe für die Vermeidung von<br />

CO 2 -Emissionen auch im Süden, die allenfalls<br />

für einige weiter entwickelte Schwellenländer<br />

teilweise als Kredit vergeben werden könnten.<br />

Damit sind aber noch nicht alle Klimafolgekosten<br />

verhindert, denn es wird noch immer zu<br />

klimabedingten Katastrophen kommen, für die<br />

Soforthilfe bereit gestellt werden muss. Die auch<br />

schon in der Vergangenheit beobachtete stetige<br />

Zunahme der Katastrophenhilfe darf indes nicht<br />

zulasten einer langfristigen Entwicklungsfi nanzierung<br />

gehen.<br />

5.2 Die Krise als Chance nutzen<br />

Wie <strong>soll</strong> <strong>das</strong> alles bezahlt werden? Und wie<br />

kann <strong>das</strong> geschehen, ohne <strong>das</strong>s die Entwicklungsländer,<br />

die am wenigsten zum Entstehen<br />

der verschiedenen Krisenkonstellationen<br />

beigetragen haben, erneut in eine Verschuldungsfalle<br />

geraten? Bei der Diskussion um Lösungs-<br />

und Finanzierungsmöglichkeiten muss<br />

es vor allem auch um die systemischen Fragen<br />

gehen. Die Diskussion fängt bei strukturellen<br />

Fragen der internationalen Kooperation und<br />

Wirtschaftsbeziehungen an und geht über Fragen<br />

unseres Entwicklungsmodells und unserer<br />

gegenwärtigen Lebensstile bis zu systemischen<br />

Fragen von der Rolle des Allgemeinwohls und<br />

des Staates als Garant desselben in Relation zu<br />

den Interessen von Wirtschaft und Kapital. Das<br />

alles wird an dieser Stelle nicht diskutiert werden<br />

können. Aber auch die Diskussion um Finanzierungsmöglichkeiten<br />

bietet bereits viel Raum,<br />

Antworten auf die Ursachen der gegenwärtigen<br />

Krisen unserer Zeit einzubeziehen.<br />

5.2.1 <strong>Wer</strong> <strong>soll</strong> <strong>das</strong> <strong>bezahlen</strong>?<br />

Seit die enormen Rettungspakete für die Finanzbranche<br />

und im weiteren Verlauf der Wirtschaftskrise<br />

auch für Länder der Eurozone riesige<br />

Löcher in die Haushalte der Industrieländer<br />

gerissen haben, ist die Diskussion um neue Finanzierungsmöglichkeiten<br />

allgegenwärtig geworden.<br />

Schon jetzt wird betont, <strong>das</strong>s die enormen<br />

globalen Zukunftsaufgaben nicht alleine<br />

über die öffentlichen Mittel der Industrienationen<br />

gestemmt werden können. Dies gilt umso<br />

mehr, als im Zuge der Finanzmarktkrise und der<br />

hohen Staatsverschuldung in den Industrienationen<br />

der Sparzwang die Haushaltsverhandlungen<br />

© SÜDWIND 2010 • Klimakrise. Nahrungsmittelkrise. Finanzmarktkrise.<br />

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