02.09.2014 Aufrufe

Wer soll das bezahlen? - SÜDWIND-Institut

Wer soll das bezahlen? - SÜDWIND-Institut

Wer soll das bezahlen? - SÜDWIND-Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

5. Wege für die Klima- und Entwicklungsfinanzierung<br />

entwickelten Schwellenländer. Sie können durch<br />

einen solchen Transfer nicht nur hohe CO 2 -Einsparungen<br />

verbuchen, sondern <strong>das</strong> vermittelte<br />

Wissen in einem entsprechenden institutionellen<br />

Umfeld auch oft besser anwenden, anpassen<br />

und für sich weiter entwickeln. Gerade in den<br />

ärmsten Entwicklungsländern, wo es viel grundsätzlicher<br />

z.B. um die Bereitstellung von Energie<br />

in bislang nicht erschlossenen Gebieten geht, wo<br />

die ärmsten und am stärksten Betroffenen oft in<br />

entlegenen Gebieten leben oder wo es um den<br />

Aufbau notwendiger <strong>Institut</strong>ionen geht, ist vor<br />

allem der öffentliche Sektor gefragt. Es muss<br />

vorrangig mit Zuschüssen gearbeitet werden,<br />

um die Verschuldung nicht zusätzlich anzukurbeln.<br />

Letztlich werden verschiedene Instrumente<br />

angewandt werden müssen, um die notwendigen<br />

Summen aufbringen zu können. Eine ganze<br />

Reihe von Vorschlägen liegt dafür bereits auf<br />

dem Tisch. Dank der hohen Haushaltsdefi zite in<br />

den Industrieländern im Zuge der Finanzmarktkrise<br />

kommen nun auch solche Instrumente in<br />

die Diskussion, die auch versuchen, die Krisenverursacher<br />

zur Finanzierung heranzuziehen. 121<br />

So <strong>soll</strong>en beispielsweise über verschiedene Instrumente<br />

die Verursacher des Klimawandels<br />

zur Kasse gebeten werden. Die Idee dahinter<br />

ist, <strong>das</strong>s eine Art Gebühr oder Steuer umweltschädigendes<br />

Verhalten abstraft. Somit können<br />

nicht nur neue Ressourcen mobilisiert werden,<br />

sondern es fi ndet auch eine Lenkungsfunktion<br />

hin zu verstärktem ökologischem Handeln<br />

statt. Über eine ähnliche Lenkungswirkung im<br />

Bereich der Finanzmarktregulierung verfügt die<br />

Besteuerung von Finanztransaktionen. Andere<br />

Instrumente wiederum versuchen, Geldmittel in<br />

Entwicklungsländern bereit zu stellen, ohne <strong>das</strong>s<br />

neue öffentliche Gelder mobilisiert werden müssen.<br />

Einige dieser Instrumente <strong>soll</strong>en im Folgenden<br />

vorgestellt werden.<br />

5.2.2 Emissionshandel<br />

Im Rahmen der internationalen Klimaverhandlungen<br />

in Kyoto haben sich die Industrienationen<br />

dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2012 den<br />

Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Um<br />

dies zu erreichen, haben einige Staaten beispielsweise<br />

ein Handelssystem mit Emissionszertifi<br />

katen eingerichtet, in dem einzelne Länder<br />

oder Industrien die Berechtigung zum Ausstoß<br />

von Treibhausgasen (in Form von Zertifi katen)<br />

kaufen oder verkaufen können. Hierfür wird zunächst<br />

eine Obergrenze an Treibhausgasemissionen<br />

für ein bestimmtes Territorium und einen<br />

bestimmten Zeitraum festgelegt. Diese Gesamtmenge<br />

an zulässigen Treibhausgasemissionen<br />

wird auf die beteiligten Industrien umgelegt und<br />

jeweils entsprechende Zertifi kate zugeteilt oder<br />

versteigert. <strong>Wer</strong> mit der zugeteilten Menge nicht<br />

auskommt, sondern mehr Emissionen ausstößt,<br />

kann entsprechende Zertifi kate von solchen Unternehmen<br />

kaufen, die in den Umweltschutz investiert<br />

haben und so die Zielmarke sogar unterschreiten<br />

konnten. Der größte und umfassendste<br />

Handel mit solchen Zertifi katen fi ndet im Emissionshandelssystem<br />

der EU statt.<br />

Obwohl <strong>das</strong> europäische Handelssystem für<br />

Emissionsrechte im internationalen Vergleich<br />

als vergleichsweise fortschrittlich gilt, hat es etliche<br />

Defi zite. Diese haben u.a. dazu beigetragen,<br />

<strong>das</strong>s bei weitem nicht so viele Gelder generiert<br />

wurden (und damit auch zu wenige Anreize für<br />

die Industrie geschaffen wurden) wie möglich<br />

gewesen wäre. So gibt es für zahlreiche Industrien<br />

Ausnahmeregelungen bis hin zur gesamten<br />

Befreiung. 122 Auch <strong>soll</strong> der Flugverkehr erst ab<br />

2012 in <strong>das</strong> Handelssystem einbezogen werden,<br />

der Schiffsverkehr bleibt weiterhin ausgeschlossen.<br />

Vor allem aber waren die kostenfreien Zuteilungen<br />

an die einzelnen Industrien viel zu<br />

hoch. Denn nur wenn die Gesamtmenge, die<br />

ausgestoßen werden darf, ausreichend gering<br />

ist, werden erstens Anreize für klimafreundliche<br />

Investitionen geschaffen und zweitens über die<br />

Versteigerung der Zertifi kate, die zugekauft werden<br />

müssen, mehr Gelder mobilisiert.<br />

Im Jahr 2013 tritt auch <strong>das</strong> Europäische Handelssystem<br />

in eine neue Phase, dessen Ausgestaltung<br />

wichtig sein wird für die Frage, wie viele<br />

Gelder generiert werden können und wie hoch<br />

somit auch die Lenkungswirkung für den not-<br />

121 Insbesondere in der Diskussion um die Entwicklungsfi nanzierung<br />

zur Erreichung der MDG wurden noch viele andere Vorschläge<br />

gemacht, die hier nicht alle aufgezählt werden können.<br />

Sie reichen von der Einführung einer weltweiten Lotterie über<br />

verschiedene marktbasierte Ansätze und Wirtschaftsabkommen<br />

bis hin zu Vorschlägen für internationale Steuern z.B. auf<br />

Waffenkäufe, Luxusgüter und privaten Initiativen, über viele<br />

Kleinstbeträge im Internethandel größere Summen zu mobilisieren.<br />

Vgl. hierzu http://www.leadinggroup.org/rubrique20.<br />

html)<br />

122 Gegenwärtig sind rund 12.000 Anlagen in 30 Ländern im System<br />

integriert.<br />

© SÜDWIND 2010 • Klimakrise. Nahrungsmittelkrise. Finanzmarktkrise.<br />

55

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!