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86<br />

Die orthodoxe Kirche <strong>in</strong> griechischer Sicht<br />

Regen, der die Seele netzt und tränkt und unter dem alles Leid verstummt,<br />

während Milde und Erleichterung das Herz erfüllt. S<strong>in</strong>d diese Tränen<br />

anfänglich brennend heiß, weil sie ja aus dem Bewußtse<strong>in</strong> der Sünde<br />

heraus entspr<strong>in</strong>gen, so verwandeln sie sich <strong>in</strong> der Folge <strong>in</strong> Tränen des Erbarmens,<br />

<strong>in</strong> frohmachende Tränen, welche von selbst und ungezwungen<br />

hervorbrechen und das Antlitz des Mönches aufheitern und verschönern<br />

28 ). - Doch muß alle dem die Askese und die Gehorsamsübung des<br />

Mönches zur Seite treten, als Frucht se<strong>in</strong>er geistigen Umkehr, se<strong>in</strong>er<br />

Reue. Von größter Bedeutung s<strong>in</strong>d bei der Askese das Fasten und die<br />

Schlaflosigkeit, beide Ausfluß e<strong>in</strong>es reuigen Herzens. Und zwar geht<br />

es bei ihnen nicht bloß um die Entsagung physischer Bedürfnisse,<br />

sondern viel umfassender um die Unterwerfung und Zügelung aller<br />

Seelenregungen und -kräfte und, mit Hilfe der Askese, um ihre H<strong>in</strong>lenkung<br />

auf das Gute 29 ). - Was aber den Gehorsam anbelangt, der <strong>in</strong><br />

allen Mönchsorden und -regeln e<strong>in</strong> so unentbehrliches Element darstellt,<br />

so besteht er zunächst <strong>in</strong> der absoluten und undiskutierten Unterwerfung<br />

der Novizen unter die Leitung und Weisung ihrer geisthehen Väter. Dies<br />

bildet die E<strong>in</strong>gangspforte zu e<strong>in</strong>er zweiten, höheren Stufe des Gehorsams.<br />

Auf dieser Stufe entsagt der Mönch allem Eigenwillen und erlangt dessen<br />

E<strong>in</strong>ung mit dem unwandelbaren Willen Gottes 30 ). Schließlich hat sich<br />

dem Gehorsam auch die zum Himmel strebende Armut zu verb<strong>in</strong>den 31 ),<br />

worunter nicht nur die Entsagung eigener irdischer Güter, sondern auch<br />

die geistige Armut oder die vollkommene Apathie zu verstehen ist, der״<br />

folgend die Vernunft allem Hiesigen absagt" 32 ).<br />

Die Vollendung des mönchischen R<strong>in</strong>gens besteht schließlich <strong>in</strong> der sittlichen<br />

Vollkommenheit des Mönches, durch die er mit Gott vere<strong>in</strong>t<br />

wird. Außer den oben erwähnten Tugenden gilt als große Tugend der<br />

Glaube als das Fundament aller anderen Tugenden. Mannigfaltig s<strong>in</strong>d<br />

die Def<strong>in</strong>itionen des Glaubens. Er wird charakterisiert als freiwillige Annahme,<br />

als fromme E<strong>in</strong>willigung, als Zuversicht auf das, was man hofft<br />

(Hebr. ii, i) 33 ), als Mutter aller Tugenden, als geistig-geistliche Aura,<br />

die den Menschen <strong>in</strong> diesem Leben umgibt, schließlich als Fundament<br />

der Liebe 34 ) und als Summe aller Güter 35 ).<br />

28 ) Ebenda, S. 785.<br />

29 ) Ebenda, S. 869 und 940.<br />

30 ) Ebenda, S. 680.<br />

31 ) Ebenda, S. 928.<br />

32 ) Ebenda, S. 929.<br />

33 ) Clemens Alexandr<strong>in</strong>us, Stromata; Migne P. G. 8, S. 940.<br />

34 ) Ebenda, S. 965-968.<br />

35 ) Cyrill v. Alexandrien, Comment. <strong>in</strong> Lucam; Migne P. G. 72, S. 832.

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