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Die Beziehungen der orthodoxen Ostkirche zu den andersgläubigen Kirchen 121<br />

Fragen erforschte. Im Osten alle<strong>in</strong> versammelten sich auch die ersten<br />

sieben oekumenischen Konzile, die sich mit den verschiedenen christologischen<br />

und anderen Häresien befaßten 5 ). Deswegen nahm der Westen<br />

e<strong>in</strong>e vorsichtige und argwöhnische Stellung gegenüber dem Osten e<strong>in</strong>,<br />

<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung, daß er zu Disputationen und Häresien neige®). Schließlich<br />

waren die religiös-kulturellen Unterschiede von Natur aus so tief,<br />

daß die beiden Kirchen sogar die grundlegenden Glaubensartikel, <strong>in</strong><br />

denen sie übere<strong>in</strong>stimmten, anders empfanden, auslegten, formulierten,<br />

aussprachen und nach ihnen lebten. Das Schisma des Westens von der<br />

orthodoxen Ostkirche war verhängnisvoll, da es auf ke<strong>in</strong>er Seite<br />

große E<strong>in</strong>sicht, lautere Liebe oder e<strong>in</strong> starkes Interesse für die Bewahrung<br />

der E<strong>in</strong>heit im Glauben und Leben der oekumenischen Kirche offenbarte.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus machten verschiedene historisch-politische Gründe sowie<br />

egoistische, ehrgeizige und absolutistische Bestrebungen das Schisma der<br />

beiden Kirchen unvermeidlich. Es wurde 1054 förmlich und endgültig<br />

<strong>in</strong>folge der unvernünftigen und herausfordernden Haltung der westlichen<br />

Delegation unter Kard<strong>in</strong>al Humbert gegenüber dem Patriarchen Michael<br />

Kerullarios vollzogen.<br />

Die Beziehungen unserer Kirche zur westlichen Kirche hörten nach jenem<br />

traurigen Ereignis nicht gänzlich auf. Es gab von beiden Seiten zahlreiche<br />

Bemühungen, zu se<strong>in</strong>er Aufhebung und zur Wiedervere<strong>in</strong>igung der<br />

beiden Kirchen zu kommen. Die bedeutendsten davon bis zur Eroberung<br />

Konstant<strong>in</strong>opels durch die Türken waren die unter Johannes V. Palaiologos<br />

unternommenen, der im Jahre 1369 persönlich an der Spitze e<strong>in</strong>er<br />

Delegation nach Rom g<strong>in</strong>g und die ernsten Bemühungen unter Johannes<br />

VII. Palaiologos auf der Synode von Ferrara-Florenz (1438-1439). Aber<br />

alle diese E<strong>in</strong>igungsbestrebungen führten zu ke<strong>in</strong>em Ergebnis, weil bei<br />

ihnen die re<strong>in</strong>e Sehnsucht nach der E<strong>in</strong>igung fehlte, wie auch e<strong>in</strong>e starke<br />

Persönlichkeit, die die verstandesmäßigen und seelischen Hemmungen<br />

hätte überw<strong>in</strong>den können. Ganz im Gegenteil, bis zur Eroberung von<br />

Konstant<strong>in</strong>opel herrschten der Geist der Zweckmäßigkeit, des Vorteils,<br />

des Egoismus, der Herrschsucht und auch politische Antriebe bei diesen<br />

Verhandlungen. So oft sie auf die Initiative der byzant<strong>in</strong>ischen Kaiser h<strong>in</strong><br />

geschahen, hatten sie politische Gründe, nämlich die Erlangung von<br />

6 ) Siehe dazu Bardy Le״ sens de l'unité dans l'Eglise et les controverses du V e<br />

siècle". In L'Année theolog. 9 (1948), S. IS6-174.<br />

c ) Papst Johannes VIII. schrieb z. B. an den König von Bulgarien : Sage״ uns,<br />

me<strong>in</strong> Sohn, ob die Griechen ohne die e<strong>in</strong>e oder andere Häresie s<strong>in</strong>d ! Und wenn<br />

Ihr nicht gefunden habt, daß sie von jeder Häresie frei s<strong>in</strong>d, dann müßt Ihr ihre<br />

Betrügereien und ihre Geme<strong>in</strong>schaft fliehen, damit Ihr nicht auch dem Irrtum<br />

verfallt, wie ihm jene schon verfallen s<strong>in</strong>d." Migne P. L. 12Ö, 758.

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