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Die Beziehungen der orthodoxen Ostkirche zu den andersgläubigen Kirchen 123<br />
dieser proselytistischen Tätigkeit sehr dürftig waren, nahmen sie ihre<br />
Zuflucht zu e<strong>in</strong>em anderen, zwar h<strong>in</strong>terlistigen aber wirksamen Mittel zur<br />
Gew<strong>in</strong>nung besonders jener <strong>Orthodoxe</strong>n, die sich <strong>in</strong>nerhalb der Reichweite<br />
der römischen Macht befanden, also <strong>in</strong> Österreich, Ungarn und<br />
Polen. Dieses furchtbare Mittel war die Union. Die römischen Katholiken<br />
verlangten von den <strong>Orthodoxe</strong>n, die zum Papsttum h<strong>in</strong>neigten,<br />
nicht die Annahme der gesamten Lehre der römischen Kirche, sondern<br />
nur die Anerkennung des Primats des Papstes. Im übrigen erlaubten sie<br />
ihnen die Feier der göttlichen״ Liturgie" <strong>in</strong> der griechischen Sprache,<br />
die Bewahrung ihrer kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen, der gewohnten Kleidung<br />
ihrer Kleriker und aller anderen religiösen Sitten. Durch die Union<br />
wurden viele Proselyten gemacht, besonders <strong>in</strong> Ungarn, Polen, Rumänien.<br />
In diesen Ländern wurden viele unionistische Kirchengeme<strong>in</strong>den gegründet,<br />
e<strong>in</strong>ige sogar auch <strong>in</strong> Griechenland. Unter diesen Umständen<br />
ist es überflüssig zu bemerken, daß die Beziehungen der orthodoxen<br />
Ostkirche zur römisch-katholischen Kirche nicht so freundlich waren,<br />
wie sie hätten se<strong>in</strong> sollen, und daß seit der Zeit der Eroberung Konstant<strong>in</strong>opels<br />
ke<strong>in</strong> Versuch e<strong>in</strong>er Annäherung der beiden Kirchen unternommen<br />
wurde.<br />
In neuerer Zeit strebte die römisch-katholische Kirche danach, sich<br />
durch verschiedene Enzykliken des Bischofs von Rom der orthodoxen<br />
Ostkirche zu nähern. In diesen Enzykliken wurde die Notwendigkeit<br />
des Anschlusses der <strong>Orthodoxe</strong>n an die römisch-katholische Mutterkirche<br />
sowie die Annahme des Papstprimats und aller Anschauungen<br />
und Ansprüche der römisch-katholischen Kirche betont. Auf diese Enzykliken<br />
antwortete das oekumenische Patriarchat. Es widerlegte die dar<strong>in</strong><br />
enthaltenen Ansichten und beharrte darauf, daß die E<strong>in</strong>igung der beiden<br />
Kirchen nur zu verwirklichen sei durch die Rückkehr der römischkatholischen<br />
Kirche zum Glauben und der Uberlieferung der e<strong>in</strong>igen<br />
oekumenischen Kirche vor dem Schisma, nachdem sie alle Neuerungen<br />
und verkehrten Lehren abgelegt habe 7 ). Solche Enzykliken des römischen<br />
') Den Text der Antwort der orthodoxen Patriarchen des Ostens an Papst<br />
Pius IX. bei Joh. Karmiris, Die״ dogmatischen und symbolischen <strong>Dokument</strong>e<br />
der orthodox-katholischen Kirche", Bd. 2, S. 905-925 (griech.). Auf die Enzyklika<br />
Praeclara״ gratulationis" von Papst Leo XIII. antwortete 1895 die heilige<br />
Synode von Konstant<strong>in</strong>opel (siehe a. a. O. S. 932-945). Auf die Enzyklika Papst<br />
Pius XI. Lux״ veritatis" wie auch auf die übrigen päpstlichen Enzykliken antworteten<br />
ausführlich auch verschiedene orthodoxe Theologen, von denen wir<br />
die Abhandlung des Erzbischofs von Athen Chrysostomos (Papadopoulos)<br />
erwähnen Das״ dritte oekumenische Konzil und der Primat des Bischofs von<br />
Rom. Antwort auf die Enzyklika Pius XI. Lux״ veritatis"." 1932 (griech.).