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Die orthodoxe Kirche <strong>in</strong> griechisclter Sicht<br />

kannt gewesen wäre und wenn die protestantischen Führer von Anfang<br />

an mit ihm Verb<strong>in</strong>dung gehabt hätten, wären sie vielleicht vor den Extremen,<br />

<strong>in</strong> die sie gefallen s<strong>in</strong>d, bewahrt worden. Viele von ihnen wußten<br />

aber nicht e<strong>in</strong>mal, daß es christliche Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Ländern des osmanischen<br />

Reiches gab. Als Melanchthon durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Wittenberg<br />

weilenden Griechen, den Diakon Demetrios Mysos, 1559 erfuhr, daß<br />

sich blühende christliche Geme<strong>in</strong>den der <strong>Orthodoxe</strong>n unter dem türkischen<br />

Joch erhalten hätten, drückte er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an den Patriarchen<br />

Joasaph se<strong>in</strong> Erstaunen darüber aus: Wunderbarerweise״ erhält Gott<br />

e<strong>in</strong>e nicht kle<strong>in</strong>e Kirche <strong>in</strong> Thrakien, Asien und Griechenland, wie er vor<br />

alters die drei Männer im chaldäischen Feuer erhielt. Deshalb danken wir<br />

dem wahren Gott, dem Vater Jesu Christi, daß er durch se<strong>in</strong>e starke<br />

Hand unter e<strong>in</strong>er solchen Zahl gotdoser und gottverhaßter Fe<strong>in</strong>de sich<br />

e<strong>in</strong>e Herde erhält, die se<strong>in</strong>en Sohn Jesus Christus recht ehrt und anruft" 9 ).<br />

Und W. Gass schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Symbolik״ der Griechischen Kirche"<br />

(Berl<strong>in</strong> 1872, S. 42), daß der״ Zustand der Griechischen Kirche unter<br />

türkischer Herrschaft so gut als unbekannt war". Diese Unkenntnis der<br />

orthodoxen Kirche des Ostens trug sicher nicht wenig dazu bei, daß<br />

sich die Protestanten nicht an diese Kirche wandten, die ihnen den Weg<br />

hätte zeigen können, der zum Glauben und Leben der e<strong>in</strong>en, alten und<br />

ungetrennten oekumenischen Kirche führt. Infolgedessen beschrieben die<br />

Protestanten, die sich mit der orthodoxen Ostkirche befaßten, diese<br />

unter dem E<strong>in</strong>fluß römisch-katholischer Verfälschungen und sehr ungünstiger<br />

Gerüchte. Sie stellten sie nämlich entweder der römischen<br />

Kirche absolut gleich, was auch heute noch viele Protestanten tun, oder<br />

sahen sie als etwas Statisches an, voll von götzendienerischem Aberglauben<br />

und weit entfernt vom unverfälschten Glauben und Leben der<br />

ursprünglichen christlichen Kirche.<br />

Trotzdem hatten viele bedeutende Schriftsteller und Führer der Reformation,<br />

besonders soweit ihnen die alte und klassische griechische Kultur<br />

bekannt war, e<strong>in</strong>e Vorstellung von den griechischen Vätern und auch<br />

von der griechischen Kirche. Sie zitierten auch häufig die Lehre dieser<br />

Kirche bei ihren Zusammenstößen mit den römischen Anschauungen,<br />

besonders <strong>in</strong> der Frage des Papstprimates. Luther selbst betonte nachdrücklich<br />

gegenüber römischen Katholiken, die die Ostkirche als häretisch<br />

denunzierten, daß ke<strong>in</strong>e Kirche soviel ausgezeichnete Schriftsteller her-<br />

9 ) C. G. Bretschneider, Corpus״ Reformatorum", Bd. IX, S. 922 (1842). - Bei<br />

Joh. Karmiris, Orthodoxie״ und Protestantismus" (griech.) Bd. I, S.21, werden<br />

auch andere Beispiele der Unkenntnis der orthodoxen Kirche bei den Protestanten<br />

angeführt.

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