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Das Mönchtum der orthodoxen Ostkirche<br />
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ausgedehnt. Jeder Mönch lieferte des Abends se<strong>in</strong> Gewand <strong>in</strong> der Kleideraufbewahrung<br />
ab, der er den folgenden Morgen das nächste beste wieder<br />
entnahm. Die mönchischen Übungen bestanden <strong>in</strong> Gebet, Übung der<br />
Selbstdiszipl<strong>in</strong> und <strong>in</strong> Arbeit. Geme<strong>in</strong>sam fand man sich zum Mitternachts-(Lychnikon),<br />
zum Morgengebet (Orthros), zu den Hören (neun,<br />
zwölf und drei Uhr nachmittags), zum Abend- (Hesper<strong>in</strong>os) und Nachtgebet<br />
(Apodeipnon) zusammen. Ebenso übte man sich <strong>in</strong> der Selbstbeherrschung<br />
und fastete geme<strong>in</strong>sam, je nach der körperhehen Verfassung<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Mönche. Durch solche und andere Anordnungen erreichte<br />
Theodor Studites e<strong>in</strong>e Reformation des Mönchswesens auf der<br />
Grundlage se<strong>in</strong>er Regel, welche, vorzüglich durchdacht und Übersteigerungen<br />
vermeidend, viele andere Mönchsordnungen übertraf und reiche<br />
Früchte trug.<br />
5. Als der byzant<strong>in</strong>ische Feldherr Nikephoros Phokas um die Mitte des<br />
io. Jahrhunderts die Araber besiegte und Kreta befreite und darüberh<strong>in</strong>aus<br />
das Ägäische Meer vor ihren Piratene<strong>in</strong>fällen sicherte, wurde der<br />
Berg Athos zum wichtigsten Zentrum der griechisch-christlichen Kultur.<br />
Auch schon vor dieser Zeit gab es e<strong>in</strong> Mönchtum auf dem Athos. Freilich<br />
waren es nur E<strong>in</strong>siedler, die <strong>in</strong> Hütten (Kellien) lebten und e<strong>in</strong>em<br />
Führer unterstanden, "Protos״ (= Erster) genannt; auch kamen sie zu<br />
bestimmten Zusammenkünften zusammen. Das heißt also: die Grundelemente<br />
e<strong>in</strong>er Organisation waren vorhanden. Im Jahre 963 nun gründete<br />
der Mönch Athanasius aus dem bithynischen Olympos auf dem<br />
Athos e<strong>in</strong>e Laura, die er jedoch nach sieben Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Coenobium<br />
umwandelte. Das Beispiel des Athanasius fand Nachahmer, und es entstanden<br />
weitere Klöster auf dem heüigen Berg. Se<strong>in</strong>e Mönchsregeln<br />
stellte Athanasius auf der Grundlage derjenigen Theodor Studites' zusammen,<br />
welche alsbald auch die Basis bildeten, auf der auch die anderen<br />
Athosklöster reguliert wurden. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts wurde auf<br />
dem Athos das sogenannte „idiorrythmische" System e<strong>in</strong>geführt, demgemäß<br />
die Mönche <strong>in</strong> bestimmten Klöstern li<strong>in</strong>sichdich der Ernährung,<br />
des Schlafes und der Wohnung völlige Freiheit hatten und außerdem das<br />
Recht zu persönhehem Eigentum besaßen. Die auf dem heiligen Berg<br />
gegründeten Klöster büdeten zusammen so etwas wie e<strong>in</strong>e föderale<br />
Republik. Der Verwaltungsrat des heüigen Berges, im Pr<strong>in</strong>zip autonom,<br />
wurde später der Jurisdiktion der Patriarchen von Konstant<strong>in</strong>opel unterstellt.<br />
Unter den verschiedenen Regierungen und Dynastien, die im byzant<strong>in</strong>ischen<br />
Reich aufe<strong>in</strong>ander folgten (Komnenen, Palaeologen), und<br />
sogar noch unter der Türkenherrschaft, blieb die Freiheit der Mönche<br />
vom heiligen Berg Adios stets unangetastet. Der Athos wurde zum<br />
wichtigsten Mönchszentrum der Orthodoxie. Von den großen geist-