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Die Beziehungen<br />
der orthodoxen Ostkirche zu den andersgläubigen Kirchen 13 s<br />
vorgebracht habe wie die griechisch-orthodoxe Kirche 10 ). Als den ersten<br />
bedeutenden Kontakt zwischen der orthodoxen Ostkirche und den<br />
Protestanten kann man den Briefwechsel zwischen dem hervorragenden<br />
Patriarchen von Konstant<strong>in</strong>opel Jeremias II. Tranos und den Theologen<br />
des Herzogtums Württemberg, und zwar der Theologischen Fakultät<br />
von Tüb<strong>in</strong>gen ansehen. In diesem Briefwechsel wurden von beiden<br />
Seiten die Lehren über die grundlegenden Gegenstände des Glaubens entwickelt<br />
und die Punkte aufgezeigt, <strong>in</strong> denen man übere<strong>in</strong>stimmte, bzw.<br />
die, <strong>in</strong> denen man verschiedener Me<strong>in</strong>ung war. Die Punkte, <strong>in</strong> denen<br />
große Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten festgestellt wurden, waren hauptsächlich<br />
die Lehre über die heilige Tradition, über die göttliche Vorherbestimmung,<br />
über die Rechtfertigung, die Sakramente, die oekumenischen<br />
Konzde, die Ikonen, die Anrufung der Heiligen, die heiligen Reliquien und<br />
über die Kirche. In diesen Punkten bestehen bis heute die Unterschiede<br />
zwischen Orthodoxie und Protestantismus, und um sie drehen sich auch<br />
meist die Diskussionen auf den Sitzungen des Weltrates der Kirchen.<br />
Die beiden Kirchen verharrten unbeweglich auf ihren Standpunkten,<br />
und der e<strong>in</strong>zige Gew<strong>in</strong>n dieses Kontaktes war das gegenseitige Kennenlernen.<br />
Der Verkehr zwischen orthodoxen und protestantischen Kreisen<br />
wurde auch später durch die Bemühungen des Patriarchen von Konstant<strong>in</strong>opel<br />
Cyrill Loukaris und des Patriarchen von Alexandrien Metrophanes<br />
Kritopoulos fortgesetzt. Aber auch durch sie wurde die Frage<br />
der Annäherung der beiden Kirchen nicht wesentlich vorangetrieben,<br />
wenngleich mehr Licht über die Natur, den Glauben und das Leben e<strong>in</strong>er<br />
jeden von ihnen verbreitet wurde. Es sei jedoch bemerkt, daß der Wunsch<br />
der Protestanten nach Annäherung an die Orthodoxie nicht <strong>in</strong> jeder<br />
H<strong>in</strong>sicht ehrhch war, da sie auch die Verbreitung ihrer protestantischen<br />
Ideen unter den <strong>Orthodoxe</strong>n und ihre Bekehrung beabsichtigten. Da<br />
sie aber mit Gesprächen und Briefwechsel bei der Bekehrung der <strong>Orthodoxe</strong>n<br />
zum Protestantismus ke<strong>in</strong>en Erfolg hatten, versuchten sie es später<br />
durch Entsendung von Missionaren <strong>in</strong> die Länder des orthodoxen Ostens,<br />
durch Gründung von Schulen, durch Vertedung von Büchern protestantischen<br />
Inhaltes und auch durch Geldmittel. Aber auch durch diese<br />
unerlaubten Mittel errangen sie unter den orthodoxen Völkerschaften,<br />
die unter den Türken schwer litten, ke<strong>in</strong>e bedeutenden Gew<strong>in</strong>ne, denn<br />
die meisten orthodoxen Christen blieben unerschütterlich beim Glauben<br />
10) Siehe M. Luther, Werke, Weimarer Ausgabe Bd. VIII, S. 272 (1884): In״<br />
universa ecclesia nulla pars dederit plures excellentiores scriptores quam graeca."<br />
(Ke<strong>in</strong> Teil der gesamten Kirche hat mehr hervorragende Schriftsteller hervorgebracht<br />
als die griechische Kirche.)