08.09.2014 Aufrufe

Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

12<br />

trivialen <strong>Systeme</strong>n ist <strong>die</strong> Annahme eines kausalen Ursache – Wirkungs – Denkens<br />

unhaltbar. In solchen <strong>Systeme</strong>n gibt es eine nicht zu <strong>über</strong>schauende<br />

potentielle Komplexität.<br />

Individuen und andere soziale <strong>Systeme</strong> sind nicht-triviale <strong>Systeme</strong> (VON<br />

FOERSTER 1997, WILLKE 1996), sie sind auf Sinn basierende und Sinn konstituierende<br />

<strong>Systeme</strong>. Solche komplexen <strong>Systeme</strong> zeichnen sich durch <strong>die</strong> Zirkularität<br />

ihrer Operationsweisen aus, d.h., dass <strong>die</strong> wesentlichen Prozesse, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Dynamik und das Verhalten der <strong>Systeme</strong> bestimmen, im Inneren des Systems<br />

und aufgrund der eigenen autonomen Steuerungslogik ablaufen. Dieser Prozess<br />

wird als "operative Geschlossenheit" bezeichnet. Aufgrund dessen kann sich das<br />

System selektiv gegen<strong>über</strong> seiner Umwelt öffnen und einen Bezug herstellen.<br />

Das Innere des Systems bildet spezifische kognitive, semantische und soziale<br />

Strukturen, <strong>die</strong> in ihrem Zusammenspiel bestimmen, welche Kommunikationen,<br />

Handlungen, Erwartungen und Entscheidungen als relevant betrachtet und<br />

gewählt werden (WILLKE 1996). Als ein zentrales Element der Organisation 1 wird<br />

<strong>die</strong> Kommunikation betrachtet. Für WILLKE ist ein Begreifen und Beeinflussen<br />

eines Systems nur möglich, indem durch <strong>die</strong> Personen „hindurch gesehen“<br />

(a.a.O., S. 36) wird auf <strong>die</strong> hinter ihnen sich verbergenden Kommunikationsstrukturen<br />

und Regeln. Immer sind „Personen“ als Bewußtseinssysteme an der strukturellen<br />

Koppelung 2 beteiligt.<br />

Den Unterschied zwischen statischen (meist trivialen) und lebenden – nicht<br />

trivialen - <strong>Systeme</strong>n erläutert SIMON (1991) an einem Beispiel. Erhält ein statisches<br />

System, wie ein Auto, durch eine von außen kommende Kraft eine Beule,<br />

so läßt sich <strong>die</strong>se durch <strong>die</strong> Aktivität eines Gummihammers wieder beseitigen.<br />

Ohne <strong>die</strong>ses Tun wäre <strong>die</strong> Beule geblieben. Das System Auto bleibt bei einer<br />

Reparatur passiv. Läuft ein Mensch, ein lebendes System, gegen einen Schrank<br />

und holt sich eine Beule, so verschwindet <strong>die</strong>se nach einigen Tagen von „allein“.<br />

Das System Mensch bedarf also keines von außen kommenden „Gummihammers“,<br />

mit dem Schäden beseitigt werden, sondern es „repariert“ sich selbst.<br />

1 Die Organisation stellt das <strong>über</strong>geordnete Prinzip dar, nach dem <strong>die</strong> Mitglieder eines<br />

zuvor definierten Systems interagieren (LINDEMANN und VOSSLER 1999).<br />

2 Auf <strong>die</strong> strukturelle Kopplung wird im Weiteren näher eingegangen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!