Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin
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vernetzten Engrammen (Inschriften). Die Bildung von Engrammen muss <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />
Sinne stimuliert werden. Das Leibgedächtnis ist kein anderes Gedächtnis, sondern<br />
speichert <strong>die</strong> Gedächtnisspuren von leiblichen Vorgängen. Der Leib wird zu<br />
einem „Referenzschema für <strong>die</strong> Ordnung der Welt“ (PORTELE 1 1989).<br />
Ähnlich argumentiert HURRELMANN (1991), ohne aber eine korrespon<strong>die</strong>rende<br />
Begrifflichkeit zu entwickeln 2 . Er sieht das Verhältnis der Person zu ihrem „Körper“<br />
in einer dualen Betrachtung durch zwei Seiten bestimmt. Auf der einen Seite<br />
sei es biogenetisch definiert, d.h. Körper und Bewegung können nicht willkürlich<br />
und beliebig beherrscht werden. Durch <strong>die</strong> biologischen Grenzen verfügt das<br />
Individuum <strong>über</strong> ein bestimmtes biogenetisches Potential. Auf der anderen Seite<br />
ist das Verhältnis der Person zum Körper sozial definiert: Körper und Bewegung<br />
sieht HURRELMAN als soziale Gebilde, da kulturelle Regelungen, Normierungen<br />
und Definitionen dem Individuum nahelegen und vorschreiben, wie ein Mensch<br />
mit seinem Körper umgehen und wie er sich bewegen soll. Die körperliche Befindlichkeit<br />
einer Person drückt das individuelle Erleben aus und ist gleichzeitig<br />
Ausdruck der gesellschaftlichen Lebensbedingungen. Diese wird geprägt durch<br />
Strukturen und Ereignisse, <strong>die</strong> sich außerhalb des Bewußtseins durchsetzen und<br />
vergegenständlichen insofern <strong>die</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse. „Kollektive<br />
Erfahrungs- und Handlungsmuster vergesellschaften das individuelle biogenetische,<br />
physiologische und psychophysische Potential“. (HURRELMANN 1994, S.<br />
162) Die körperliche, Befindlichkeit einer Person verknüpft HURRELMANN mit<br />
psychologischen und soziologischen Dimensionen der Befindlichkeit und führt sie<br />
in sein Konzept der „Lebensweise“ 3 (a.a.O. S. 163) ein.<br />
1 PORTELE geht noch einen Schritt weiter, er betont: „Ich bin Leib.“ (1989, S. 216)<br />
PORTELE bezieht sich auf BÖHME, für den bereits das besitzanzeigende Fürwort „mein“<br />
anzeigt, dass ich mich von meinem Leib distanziere. In <strong>die</strong>sem „Haben“ statt „Sein“<br />
dokumentiert sich bereit <strong>die</strong> Entfremdung vom Leib.<br />
2 Der „Körperbegriff“ von HURRELMANN (1994, S. 162) beinhaltet <strong>die</strong> Körperwahrnehmung,<br />
<strong>die</strong> Körperbeziehung und das Körperverhalten, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> biologischphysikalische<br />
Beschaffenheit, materielle Gestaltung, kulturelle Überformung, soziale Interaktions-<br />
und Kommunikationsstrukturierungen, Dichte und Reziprozität der Beziehungen<br />
und <strong>die</strong> Teilnahme- und Patizipationschancen des Individuums im unmittelbaren sozialen<br />
und ökologischen Raum bestimmt werden.<br />
3 In <strong>die</strong>sem Konzept kommt zum Ausdruck, unter welchen Lebensbedingungen eine<br />
soziale Gruppe zu welchen (Re-) Aktionsformen gelangt. Die Lebensweise gibt Aufschluß<br />
dar<strong>über</strong>, welche handlungsleitenden Orientierungen eine Gruppe in der kontinuierlichen<br />
Auseinandersetzung mit ihren Lebensbedingungen entwickelt. Diese Orientierungen<br />
zeigen sich in geteilten sozialen Werten, Normen, Sprachformen, Interaktionen und