Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin
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kontrolliert werden. Durch <strong>die</strong>se „doppelte Kontingenz“ entsteht ein neuer selbstreferenzieller<br />
Zirkel, der eine neue Ordnung darstellt, <strong>die</strong> sich nicht auf eines der<br />
beteiligten <strong>Systeme</strong> reduzieren läßt (LUHMANN 1984).<br />
<strong>Ein</strong>e Möglichkeit, Komplexität zu reduzieren, ist <strong>die</strong> Bildung von Teilsystemen,<br />
bzw. von Subsystemen. Am Beispiel Familie lassen sich Subsysteme von<br />
sozialen <strong>Systeme</strong>n gut darstellen: Ehepartner, Großeltern und Kinder stellen für<br />
das System Familie Subsysteme dar. Gleichzeitig kann das System Familie<br />
Subsystem zum Verwandtschaftssystem sein.<br />
<strong>Ein</strong>e andere Möglichkeit der Komplexitätsreduktion sind Identitätsbildungen. Sie<br />
ermöglichen <strong>die</strong> Abgrenzung gegen<strong>über</strong> der Umwelt und regulieren <strong>die</strong> kommunikative<br />
Abschottung oder <strong>die</strong> Anschlußbereitschaft eines Systems. Die Grenzen<br />
können verschieden durchlässig sein. In sozialen <strong>Systeme</strong>n drücken Grenzen<br />
Vereinbarungen aus, wer oder was zu einem System dazugehören oder nicht<br />
dazugehören soll. Beispielsweise ist zu definieren, was <strong>die</strong> Familie ausmacht und<br />
wer zur Familie dazugehört. Rechnet man beispielsweise <strong>die</strong> Großmutter zu einer<br />
Familie hinzu, könnte vom Modell einer Mehrgenerationenfamilie ausgegangen<br />
werden. Wird <strong>die</strong> alleinerziehende Mutter und ihre Kinder betrachtet, kann sie in<br />
einem normativen Sinn als eine „unvollständige“ Familie angesehen werden. An<br />
<strong>die</strong>sen Beispielen wird deutlich, wie bedeutsam Grenzziehungen sind, sie<br />
schaffen Sinn und tragen zur Identitätsbildung bei.<br />
Es kann zusammengefasst werden: <strong>Systeme</strong> werden konstituiert, indem ein<br />
Beobachter einen Unterschied zwischen den Elementen konstruiert und eine<br />
Grenze zwischen innen (im System) und außen (in der Umwelt) zieht, <strong>die</strong><br />
gleichzeitig System und Umwelt miteinander verbindet. <strong>Ein</strong> System ist das, was<br />
„zusammensteht“ (VON FOERSTER 1997). <strong>Systeme</strong> sind keine an sich<br />
existierenden <strong>Ein</strong>heiten oder Objekte, sondern sie sind eine bestimmte Betrachtungsweise<br />
menschlicher Wirklichkeit (WELTER-ENDERLIN 1999). Somit ist vom<br />
Beobachter abhängig, was von ihm als zusammenstehend definiert wird. Wendet<br />
sich ein Mitglied einer Gruppe oder einer Familie an ein anderes, wendet es sich<br />
gleichzeitig auch an <strong>die</strong> weiteren Mitglieder. „Operationell kann man daher alle<br />
Beteiligten <strong>die</strong>ser Gruppe in einen einzigen Operator zusammenfassen, der mit