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Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

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es folgt einer dem System eigenen inneren Logik.<br />

„Frühe“ Systemtheorien arbeiten mit der Differenz Teil/Ganzes, der Unterscheidung<br />

„Figur und Grund“ 1 , ein Etwas und seine Umwelt, z.B. eine Person und ihre<br />

Umwelt 2 (Erst durch eine Unterscheidung, indem eine Grenze gezogen wird,<br />

können wir etwas benennen und bezeichnen). In der „neueren“ Systemtheorie<br />

wird <strong>die</strong> klassische Gegen<strong>über</strong>stellung von Subjekt und Objekt ersetzt durch <strong>die</strong><br />

operative, prozessuale und temporäre Differenz System/Umwelt, <strong>die</strong> LUHMANN<br />

in eine <strong>Theorie</strong> selbstreferenzieller <strong>Systeme</strong> einführte. Alles was geschieht, muss<br />

entweder der Umwelt oder dem System zugeschrieben werden 3 . Nur wenn ein<br />

System „hinreichend operativ geschlossen“ (S.J. SCHMIDT 1998) ist, um systemverträgliche<br />

Umweltkontake selbst unterscheiden d.h. verarbeiten zu können,<br />

kann es in einer Umwelt <strong>über</strong>leben. <strong>Ein</strong>e operative Schließung verhindert keineswegs<br />

kausale Beziehungen zwischen System und Umwelt, es konstituiert jedoch<br />

<strong>die</strong> Autonomie eines Systems. Selbstreferenz meint in <strong>die</strong>sem Zusammenhang,<br />

dass <strong>Systeme</strong> in der Konstitution ihrer Elemente und ihren elementaren Operationen<br />

auf sich selbst Bezug nehmen 4 . Es stellt sich allerdings <strong>die</strong> Frage, wie<br />

1 Nach PORTELE (1995) wird meist <strong>die</strong> Figur, das Ich, das Etwas und nicht der Hintergrund,<br />

<strong>die</strong> Umwelt und das Nicht-Ich bezeichnet.<br />

2 Bereits bei PERLS und GOODMANN (1972 in PORTELE 1992) heißt es programmatisch:<br />

Die Definition eines Lebewesens bezieht seine Umwelt mit ein. Die Definition eines<br />

Organismus ist <strong>die</strong> Definition eines Organismus-Umwelt-Feldes und <strong>die</strong> Kontaktgrenze ist<br />

sozusagen das spezifische Organ für das Gewahrsein der neuen Situation im Feld. Hier<br />

wird bereits <strong>die</strong> gegenseitige Verbundenheit und Zugehörigkeit, das aufeinander Angewiesensein<br />

von Lebewesen und Umwelt in einem Feld in den Mittelpunkt gerückt. Nach<br />

PERLS und GOODMANN ist das Selbst <strong>die</strong> Kontaktgrenze "in Tätigkeit". Sie fragen: Was<br />

gehört zu mir und was zur Umwelt? Das Selbst ist für <strong>die</strong>se Autoren ein Prozess, der<br />

Prozess des Unterscheidens zwischen Selbst und Umwelt. Kontakt ist also eine Tätigkeit,<br />

es ist nichts stabiles. Es ist <strong>die</strong> Anerkennung "des Andersseins", <strong>die</strong> Bewußtheit der<br />

Unterschiedlichkeit. Aller Kontakt ist kreative gegenseitige Anpassung von Organismus<br />

und Umwelt. Diese kreative gegenseitige Anpassung ist das ursprüngliche. Beispiel: Der<br />

Biber verändert, indem er eine Höhle baut, seine Umwelt, gleichzeitig passt er sich aber<br />

kreativ der Umwelt an.<br />

3<br />

In <strong>die</strong>sem Sinne handelt es sich eigentlich nicht um eine Systemtheorie, sondern um<br />

eine System-Umwelt-<strong>Theorie</strong>.<br />

4 VARELA (Interview in SIMON 1997) kritisiert <strong>die</strong>ses Verständnis eines geschlossenen<br />

Systems. Für ihn gibt es keine operativ geschlossenen <strong>Systeme</strong>, jedes Ding, was wir<br />

beobachten, „steht immer in Interaktion, weil man stets eine Unterscheidung und ein<br />

Medium hat. Geschlossene <strong>Systeme</strong> gibt es lediglich im Gedankenexperiment.....Alle<br />

System mit denen wir es zu tun haben, sind offene <strong>Systeme</strong> in dem Sinne, dass immer<br />

Interaktion stattfindet. Es sind <strong>Systeme</strong>, bei denen ich ganz bewußt von Schließung<br />

(closure) und nicht von Geschlossenheit (closedness) spreche.“ (1997, S. 142) LUH-

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