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Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

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Sich selbstorganisierende lebende (autopoietische) System sind <strong>Systeme</strong>, deren<br />

Elemente in rekursiver Weise an der ständigen Erzeugung und Verwirklichung<br />

eben <strong>die</strong>ses Netzwerkes mitwirken und dadurch seine <strong>Ein</strong>heit definieren (MATU-<br />

RANA und VARELA 1987). In autopoietischen <strong>Systeme</strong>n kann das Operieren<br />

(nach LUHMANN 1984) immer nur an sich selber anschließen 1 (operative<br />

Schließung): Leben an Leben, Bewußtsein an Bewußtsein, Kommuni-kation an<br />

Kommunikation. Programmatisch auf der Ebene ihrer Programme sind<br />

autopoietische <strong>Systeme</strong> offen, d. h. sie legen <strong>die</strong> Form des Austausches mit der<br />

Umwelt selber fest. Somit sind sie geschlossen und offen zugleich, weil Geschlossenheit<br />

zur Bedingung der Offenheit wird (DÜR 1997). Autopoietische <strong>Systeme</strong><br />

sind auf der Ebene ihres Operationsmodus autonom, aber eben nicht autark, nicht<br />

unabhängig von der Umwelt. Wäre ein System offen, ohne gleichzeitig geschlossen<br />

zu sein, würde <strong>die</strong>s bedeuten, dass es mit der Umwelt verschmilzt und nicht<br />

mehr von ihr unterscheidbar wäre.<br />

WILLKE (1996 S. 32) präzisiert: „In der Tiefenstruktur ihrer Selbststeuerung sind<br />

sie geschlossene <strong>Systeme</strong>, also gänzlich unabhängig und unbeeinflußbar von<br />

ihrer Umwelt. Wird <strong>die</strong>se operative Geschlossenheit zerstört, so bricht ihre<br />

Autopoiese zusammen, sie hören auf als lebende <strong>Systeme</strong> zu existieren.......Es ist<br />

allerdings wesentlich, zu beachten, dass sich <strong>die</strong> operative Geschlossenheit eines<br />

autopoietischen Systems nur auf <strong>die</strong> basale Zirkularität der Selbststeuerung der<br />

eigenen Reproduktion bezieht; in anderen Hinsichten, insbesondere bezüglich der<br />

Aufnahme von Energie und Information (d.h., der Verarbeitung möglicher<br />

bedeutsamer Differenzen), ist es durchaus und notwendigerweise offen“. Somit<br />

sind selbstreferentielle <strong>Systeme</strong> auf der Ebene der Selbstorganisation geschlossene<br />

<strong>Systeme</strong>. Operational geschlossene <strong>Systeme</strong> sind jedoch insofern offene<br />

<strong>Systeme</strong> als dass es um den Austausch zwischen System und Umwelt geht. Sie<br />

reagieren auf Veränderungen in ihren Umwelten mit Veränderungen der internen<br />

Systemzustände, d.h. durch innere Aktivitäten.<br />

1 Dabei bezieht LUHMANN (1985) in sein Konzept der Autopoiese auch nicht lebende<br />

<strong>Systeme</strong> ein, in denen es möglich ist, „eine spezifische Operationsweise festzustellen,<br />

<strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem System und nur dort stattfindet.“ (BARALDI u.a. 1997, S. 29)

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