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Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

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Sozialsysteme sind, so kann zusammengefasst werden, auf der Basis von Sinn<br />

organisiert. Sowohl in Leitbildern, Werten, Normen und Rollen als auch in laufenden<br />

Interaktionen wird Sinn produziert. Symbole werden zu einer eigenständigen<br />

Wirkungsebene. Die Konstitution von Sinn erfordert Zusammenhänge und den<br />

Bezug auf <strong>die</strong> Umwelt. Nur in der Rückbindung an das "intersubjektive Milieu"<br />

(vgl. PETZOLD 1993) menschlicher Sozialität können Strukturen bedeutungsträchtig<br />

und Funktionen zielgerichtet sein. Kommunikationen und Gedanken realisieren<br />

sich im Sinn. An der Systemtheorie kritisiert HABERMAS (1981), dass sie<br />

das Problem der <strong>Systeme</strong>rhaltung in den Mittelpunkt stellt und das Problem der<br />

Emanzipation der Handelnden und der Humanisierung der Gesellschaft aus den<br />

Augen verliert. Während LUHMANN <strong>die</strong> Gesellschaft insgesamt als das subjektlose<br />

Prozessieren von Information, Mitteilung und Verstehen betrachtet, sieht<br />

HABERMAS in ihr einen Handlungszusammenhang vergesellschafteter Individuen<br />

und Gruppen und eine Komponente der Lebenswelt (neben Kultur und<br />

Person) (vgl. K. ROTH 1997). Die Gesellschaft kann sich zwar durch Systembildung<br />

und Differenzierung teilweise entlasten, muss sich aber insgesamt<br />

unweigerlich durch Verständigungsprozesse reproduzieren. Erkenntnis und<br />

Erkenntnisgewinn sind nicht wertfrei, sondern von Interessen bestimmt. Der<br />

systemtheoretische Ansatz, wie ihn LUHMANN vertritt, berücksichtigt nicht<br />

genügend <strong>die</strong> Wirkung gesellschaftlicher Macht. <strong>Ein</strong>e Auseinandersetzung um <strong>die</strong><br />

„richtige Konstruktion von Wirklichkeit“ erweist sich gleichzeitig auch als eine<br />

Auseinandersetzung um Macht.<br />

6 Die Personenzentrierte Systemtheorie<br />

Kontrovers wird in der systemtheoretischen Literatur diskutiert, welche Stellung<br />

der „Person“, bzw. dem „Menschen“ zukommt. Wie bereits erwähnt, können für<br />

LUHMANN nur Kommunikationen kommunizieren und nicht Personen 1 . Die<br />

Personen werden sozusagen aus der <strong>Theorie</strong> "hinausgeworfen" (VON SCHLIPPE<br />

und SCHWEITZER 1997). Seit Anfang der neunziger Jahre ist eine „Wieder-<br />

1 Aus einer systemtheoretischen Perspektive verstehen LUHMANN (1984) und WILLKE<br />

(1996) Personen als operativ geschlossene psychische <strong>Systeme</strong>. Das Nervensystem des

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