Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin
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ist das Phänomen zu verstehen, jetzt <strong>die</strong>sen Gedanken zu lesen, obwohl der<br />
Leser nur Papier und Druckerschwärze vor sich hat? Diese Fragen kann <strong>die</strong><br />
Psychologie und <strong>die</strong> Soziologie nicht alleine beantworten. Hierzu benötigen wir<br />
u.a. <strong>die</strong> grundlegenden Beiträge der Neurobiologie und der Quantenpyhsik, <strong>die</strong><br />
vermehrt von systemtheoretisch orientierten Autoren diskutiert werden (siehe<br />
beispielhaft J. KRIZ 1999, G. ROTH 2001). Deren Erkenntnisse können im<br />
Rahmen <strong>die</strong>ser Arbeit nur angedeutet werden, sollen aber aufgrund ihrer<br />
Bedeutung des Verständnisses des Kopplungsprozesses erwähnt werden.<br />
Alle psychischen Vorgänge haben ihre Grundlage in hirnphysiologischen<br />
Vorgängen. Der Teil der äußeren Reize, <strong>die</strong> uns <strong>über</strong>haupt erreichen, wird in<br />
elektrische Erregungen und damit in <strong>die</strong> <strong>Ein</strong>heitssprache der neuronalen Impulse<br />
und der chemischen Botenstoffe (Transmitter) umgesetzt (G. ROTH 2001). Bei<br />
<strong>die</strong>sen Prozessen wird jedoch lediglich mit elektrischen Aktivitäten der<br />
Rezeptorzelle <strong>die</strong> Intensität der Erregung co<strong>die</strong>rt, nicht aber <strong>die</strong> Art und das<br />
Wesen der Erregung (VON FOERSTER 1992, G. ROTH 1994). Die Aktivität der<br />
Neuronen und Synapsen ist neutral, sie „wissen“ nichts. Also können <strong>die</strong> Regeln,<br />
nach denen sich <strong>die</strong>se <strong>Ein</strong>heit konstituiert, nicht von ihnen stammen, sondern nur<br />
von den Vorerfahrungen des kognitiven Systems. Zu den Vorerfahrungen gehört<br />
<strong>die</strong> Grundorganisation des Gehirns, <strong>die</strong> sich stammesgeschichtlich herausgebildet<br />
hat und <strong>die</strong> strukturelle Ordnung des Gehirns, wie sie sich während der Individualentwicklung<br />
in selbstorganisierender, „epigenetischer“ Weise (G. ROTH 1994)<br />
entwickelt.<br />
Aus Sicht der LUHMANNSCHEN <strong>Theorie</strong> benutzt das psychische System<br />
lediglich das „Rauschen“ der Nervenimpulse, um sich daraus <strong>über</strong> selbstreferentielle<br />
Schleifen aufrecht zu erhalten. <strong>Ein</strong> Gedanke oder ein Gefühl findet auf<br />
neurologischer Ebene nicht statt, dort gibt es nur „Nervenimpulse“ (MAIER 2000).<br />
Die Bewußtseinsinhalte scheinen wenig mit dem Trägermedium zu schaffen zu<br />
haben (wie auch <strong>die</strong> Wellen, <strong>die</strong> aus den Boxen des Radios schallen). Unser<br />
Gehirn ist Träger von Informationen, mit deren Hilfe wir, anders als andere<br />
lebende <strong>Systeme</strong>, ein Bewußtsein entwickeln, das Informationen erzeugen und