Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin
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theorien entsteht Ordnung 1 aus sich heraus. Sie entsteht autonom und spontan 2 ,<br />
sie erhält sich und stellt sich nach einer Störung erneut her 3 .<br />
Auch <strong>die</strong> Heilung einer Störung oder Krankheit ist der Inbegriff einer Selbstorganisation<br />
(z.B. das sich Schließen einer Wunde). Die Ordnung wird in einem<br />
dynamischen Wechselspiel prozesshaft hergestellt, aufrechterhalten und wiederhergestellt.<br />
Diese Prozesse sind rekursiv, d.h. es gibt eine zirkuläre Kausalität, <strong>die</strong><br />
Feedback-Schleife führt in sich zurück. Durch den Kontakt mit den Umwelten des<br />
Systems entsteht das Selbst in jedem Moment immer wieder "neu". Es entsteht<br />
im Prozess, indem an der Grenze zur Umwelt im Augenblick für Augenblick<br />
entschieden wird, was zum Selbst, zum System, gehört und was zur Umwelt,<br />
indem das „Chaos“ sortiert und integriert wird. Dabei wirkt jede Stelle des Ganzen<br />
auf jede andere ein und empfängt zugleich eine Gesamtheit von Wirkungen<br />
<strong>die</strong>ser anderen (ausführlicher siehe PORTELE 1992).<br />
Wir neigen dazu, auch aus Prozessen etwas Stabiles zu machen, das Bestand<br />
hat. (So machen wir beispielsweise <strong>die</strong> Kerzenflamme zu einem Gegenstand.)<br />
Bereits HERAKLIT war der Meinung, dass alles „fließt“. Das gilt auch für das<br />
Selbst, dass immer im Prozess, in einer gegenseitiger Abhängigkeit mit der<br />
Umwelt entsteht. Mit dem Begriff der „Fluktuation“ (ALBRECHT 1997) wird der<br />
Tatsache Rechnung getragen, dass in dynamischen <strong>Systeme</strong>n Stabilität nicht<br />
durch <strong>die</strong> „Struktur der Elemente“ (z.B. durch Teile des Systems, wie beim Wasserfall<br />
<strong>die</strong> Tropfen und ihre „räumliche Struktur“), sondern durch <strong>die</strong> „Struktur des<br />
Prozesses“ (z.B. das ständige Fließen der Tropfen eines Wasserfalls durch immer<br />
1 In <strong>die</strong>sem Zusammenhang behauptete GOODMANN (in PORTELE 1997), dass auch<br />
eine gesellschaftliche Ordnung ohne Herrschaft eine sinnvolle Ordnung sein könnte.<br />
Anarchismus sei nicht Chaos, sondern Ordnung ohne Herrschaft. Auch <strong>die</strong>se Ordnung<br />
könne von sich aus und frei entstehen. Sie könne in Selbstorganisation im freien Zusammenschluß<br />
der <strong>Ein</strong>zelnen in kleinen <strong>Ein</strong>heiten wirken, wenn nur <strong>die</strong> auferlegte Ordnung,<br />
<strong>die</strong> Herrschaft weglassen werden würde.<br />
2 Kritisch merkt BRÜHL (persönliche Bemerkung 1999) an, dass auch Autopoiese zu<br />
Beginn Bewegung benötigt (z.B. bei der Vereinigung von Eizelle und Samen).<br />
3 PERLS nannte <strong>die</strong>sen Prozess orgasnismische Selbstregulation, womit er jedoch kein<br />
biologistisches Konzept meinte, sondern unter organismisch <strong>die</strong> Ganzheit von Körper,<br />
Seele und Geist verstand.