Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin
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tigkeit meint. Für <strong>die</strong> Entwicklung von <strong>Systeme</strong>n ist daher entscheidend, an<br />
welche Umwelten es dauerhaft gekoppelt ist (EUGSTER 2000). Im Rahmen des<br />
Prozesses der strukturellen Kopplung begrenzen <strong>Systeme</strong> zudem gleichzeitig ihre<br />
Entwicklungsmöglichkeiten. Damit es zu einer strukturellen Kopplung kommt, sind<br />
Wiederholungen in den Interaktionen notwendig.<br />
"Strukturelle Kopplung" meint <strong>die</strong> Kopplung der Strukturebenen 1 der jeweiligen<br />
<strong>Systeme</strong>, also nicht etwa von Operationen. <strong>Ein</strong>e Operation findet immer im hier<br />
und jetzt statt und wird als Struktur abgespeichert. Der Begriff der strukturellen<br />
Kopplung bezeichnet immer ein Verhältnis der Gleichzeitigkeit, wie auch System<br />
und Umwelt immer gleichzeitig existieren. Was gleichzeitig ist, entzieht sich einer<br />
kausalen Beeinflussung. Es gibt so keinen <strong>Ein</strong>bau von Operationen des einen<br />
Systems in ein anderes, sondern nur Irritationen, mit der Folge, dass im „irritierten<br />
System Unsicherheiten entstehen, für <strong>die</strong> dann eine Lösung gesucht werden<br />
muß, <strong>die</strong> mit der Fortsetzung der Autopoiese des Systems – mit weiterem<br />
Denken, ,mit weiterem Kommunizieren – kompatibel ist.“ (LUHMANN 1995, S. 32)<br />
<strong>Ein</strong> System verhält sich solange entsprechend der Logik ihrer internen Organisation,<br />
bis es gestört wird und das Gleichgewicht (SIMON 1997) verliert. Die<br />
internen Strukturen organisieren sich neu, bis <strong>die</strong> Störung kompensiert ist und ein<br />
neues Gleichgewicht entwickelt ist. Bei der nächsten Störung wird der Zyklus<br />
erneut durchlaufen. Gelingt es dem System nicht, das neue Gleichgewicht zu<br />
finden, verliert es seine Integrität und es löst sich auf.<br />
WILLKE (1996) erweitert das Modell der strukturellen Kopplung von LUHMANN<br />
und bezieht Erwartungen, Handlungen, Entscheidungen und Kommunikation ein.<br />
Das Innere des Systems, seine Identität, werden aus je spezifischen kognitiven,<br />
semantischen und sozialen Strukturen gebildet, welche in ihrem Zusammenspiel<br />
1 Unter Struktur wird in einem kybernetisch-systemischen Sinn <strong>die</strong> Gesamtheit der zwischen<br />
den Elementen eines dynamischen Systems bestehenden Beziehungen verstanden,<br />
wenn der Systemprozess regelhaft, organisiert und zielgerichtet abläuft. Der Strukturbegriff<br />
beinhaltet „äußere“ Strukturen (z.B. familiale Organisationsform, Familiengröße,<br />
ökonomische Lage, Geschwisterreihenfolge u.a.) ebenso, wie „innere“ Strukturen<br />
(familiäre Rollen, Regeln, Grenzen u.a.). Strukturen sind der Ausdruck von Funktionsweisen<br />
eines Systems (siehe SIMON u. STIERLIN 1983, SIMON 1995a, KAISER 1989,<br />
ALBRECHT 1997).