08.09.2014 Aufrufe

Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

41<br />

tigkeit meint. Für <strong>die</strong> Entwicklung von <strong>Systeme</strong>n ist daher entscheidend, an<br />

welche Umwelten es dauerhaft gekoppelt ist (EUGSTER 2000). Im Rahmen des<br />

Prozesses der strukturellen Kopplung begrenzen <strong>Systeme</strong> zudem gleichzeitig ihre<br />

Entwicklungsmöglichkeiten. Damit es zu einer strukturellen Kopplung kommt, sind<br />

Wiederholungen in den Interaktionen notwendig.<br />

"Strukturelle Kopplung" meint <strong>die</strong> Kopplung der Strukturebenen 1 der jeweiligen<br />

<strong>Systeme</strong>, also nicht etwa von Operationen. <strong>Ein</strong>e Operation findet immer im hier<br />

und jetzt statt und wird als Struktur abgespeichert. Der Begriff der strukturellen<br />

Kopplung bezeichnet immer ein Verhältnis der Gleichzeitigkeit, wie auch System<br />

und Umwelt immer gleichzeitig existieren. Was gleichzeitig ist, entzieht sich einer<br />

kausalen Beeinflussung. Es gibt so keinen <strong>Ein</strong>bau von Operationen des einen<br />

Systems in ein anderes, sondern nur Irritationen, mit der Folge, dass im „irritierten<br />

System Unsicherheiten entstehen, für <strong>die</strong> dann eine Lösung gesucht werden<br />

muß, <strong>die</strong> mit der Fortsetzung der Autopoiese des Systems – mit weiterem<br />

Denken, ,mit weiterem Kommunizieren – kompatibel ist.“ (LUHMANN 1995, S. 32)<br />

<strong>Ein</strong> System verhält sich solange entsprechend der Logik ihrer internen Organisation,<br />

bis es gestört wird und das Gleichgewicht (SIMON 1997) verliert. Die<br />

internen Strukturen organisieren sich neu, bis <strong>die</strong> Störung kompensiert ist und ein<br />

neues Gleichgewicht entwickelt ist. Bei der nächsten Störung wird der Zyklus<br />

erneut durchlaufen. Gelingt es dem System nicht, das neue Gleichgewicht zu<br />

finden, verliert es seine Integrität und es löst sich auf.<br />

WILLKE (1996) erweitert das Modell der strukturellen Kopplung von LUHMANN<br />

und bezieht Erwartungen, Handlungen, Entscheidungen und Kommunikation ein.<br />

Das Innere des Systems, seine Identität, werden aus je spezifischen kognitiven,<br />

semantischen und sozialen Strukturen gebildet, welche in ihrem Zusammenspiel<br />

1 Unter Struktur wird in einem kybernetisch-systemischen Sinn <strong>die</strong> Gesamtheit der zwischen<br />

den Elementen eines dynamischen Systems bestehenden Beziehungen verstanden,<br />

wenn der Systemprozess regelhaft, organisiert und zielgerichtet abläuft. Der Strukturbegriff<br />

beinhaltet „äußere“ Strukturen (z.B. familiale Organisationsform, Familiengröße,<br />

ökonomische Lage, Geschwisterreihenfolge u.a.) ebenso, wie „innere“ Strukturen<br />

(familiäre Rollen, Regeln, Grenzen u.a.). Strukturen sind der Ausdruck von Funktionsweisen<br />

eines Systems (siehe SIMON u. STIERLIN 1983, SIMON 1995a, KAISER 1989,<br />

ALBRECHT 1997).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!