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Ein Überblick über die Theorie sozialer Systeme ... - Systemagazin

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<strong>Ein</strong> weiterer Vorteil der <strong>Ein</strong>beziehung der Person in systemtheoretische Konzepte<br />

besteht darin, dass berücksichtigt werden kann, dass eine Person ständig in<br />

einem inneren Dialog mit sich selbst kommuniziert. In <strong>die</strong>sen inneren Dialog<br />

gehen Erwartungshaltungen und Projektionen ein. Mit der Zeit bilden sich Erwartungsstrukturen,<br />

dass heißt, man meint bereits zu wissen, was der andere sagen<br />

wird. Reagiert wird nicht auf das Geäußerte, sondern auf das Erwartete.<br />

Reduziert sich allerdings Kommunikation auf <strong>die</strong>sen Vorgang, d.h. werden nicht<br />

mehr <strong>die</strong> tatsächlichen Kommunikationsakte wahrgenommen, kommt es zu einem<br />

„Nichtverstehen“ der Kommunikationssubjekte. Die Differenzierung zwischen<br />

„Erwartetem“ und „tatsächlich Geäußertem“ gehört damit zu den essentiellen<br />

Metafähigkeiten der Kommunikationssubjekte. Ist <strong>die</strong>se Fähigkeit nicht vorhanden,<br />

spricht WILKE (1996) von funktionellen Kommunikationsstörungen, da vor<br />

allem Veränderungen im Ablauf und Inhalt von Kommunikationsprozessen nicht<br />

wahrgenommen werden können. Neue Erfahrungen können nicht mehr zugelassen<br />

und <strong>die</strong> Erwartungshaltungen der Subjekte nicht mehr an neue Umweltbedingungen<br />

angepasst werden.<br />

Im Rahmen der Personenzentrierten Systemtheorie bilden Personen <strong>die</strong> „Berührungspunkte“<br />

(HEJL 1992) <strong>sozialer</strong> <strong>Systeme</strong>. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang führt<br />

LUDEWIG (1995) den operativen Begriff des „Mitgliedes“ in das Konzept der<br />

„Problemsysteme“ ein, der nicht für den Menschen als <strong>Ein</strong>zelwesen steht, sondern<br />

für eine sozial konstituierte <strong>Ein</strong>heit, <strong>die</strong> der Mensch darstellt. „Mitglieder“<br />

fasst er als rekursive Operatoren auf, <strong>die</strong> den Kommunikationsprozess prägen.<br />

Mit <strong>die</strong>sem Konzept ist es möglich, Menschen als Teil eines Systems zu<br />

verstehen und seine emotionalen Qualitäten, einschließlich der leiblichen Ebene<br />

und der Relationalität 1 einzubeziehen. So kann LUHMANNS Ansatz, dass nur<br />

Kommunikation kommuniziert, widersprochen werden. Der Personenzentierte<br />

Ansatz bietet zudem für <strong>die</strong> im Weiteren vorgestellte subjektorientierte Forschung<br />

einen Anknüpfungspunkt.<br />

1 PETZOLD (1993) meint mit Relationalität einen Prozess der intersubjektiven Korespondenz.<br />

„Ko-respondenz ist ein synergetischer Prozess direkter und ganzheitlicher Begegnung<br />

und Auseinandersetzung zwischen Subjekten auf der Leib-, Gefühls-, und Vernunftebene<br />

<strong>über</strong> ein Thema unter <strong>Ein</strong>beziehung des jeweiligen Kontextes/Kontinuums.“<br />

(PETZOLD 1993, S. 55)

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