Sonderheft der Zeitschrift Landtechnik zum Tod von Prof. Dr ... - TUM
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380 Tierische Produktion 44.Jahrg. Landt echnik <strong>Son<strong>der</strong>heft</strong><br />
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Technik in <strong>der</strong> Tierhaltung<br />
Von Josef Boxberger<br />
Die Losung <strong>von</strong> techni schen Problemen fur<br />
den Bereich <strong>der</strong> Futtergewinnung, <strong>der</strong> Futteraufbereitung,<br />
Lagerung und <strong>der</strong>Tierhaltung<br />
hat an <strong>der</strong> <strong>Landtechnik</strong> Weihenstephan<br />
lange Tradition. Aufdie Region abgestimmt<br />
und durch den Son<strong>der</strong>forschungsbereich<br />
141 "Produktionstechniken <strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>haltung"<br />
erheblich unterstiitzt, lag <strong>der</strong><br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeiten bei <strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>haltung.<br />
Erst in jiingster Zeit konnten auch<br />
die Arbeiten auf dem Gebiet <strong>der</strong> Schweineh<br />
altung wie<strong>der</strong> verstarkt werden. In begrenztem<br />
Rahmen wurden daneben auch<br />
kontinuierlich Arbeiten aufdem Gebiet<strong>der</strong><br />
Technik fur die Pferdehaltung durchgefuhrt.<br />
Einen bedeutenden Arbeitsschwerpunkt<br />
bildeten die Verfahren <strong>der</strong> Futterernte. Mit<br />
gezielten Messungen wurde systematiscb<br />
zur Weiterentwicklung <strong>von</strong> Feldhackslern<br />
und Ladewagen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>von</strong> Zerkleinerungstechniken,<br />
beigetragen. Ahnliche<br />
Arbeiten wurden mit Pressen, vor allem mit<br />
Rundballenpressen, durchgefuhrt. Das hohe<br />
Gewicht <strong>der</strong> Rundballen machte spezielle<br />
Lade- und Einlagerungstechniken erfor<strong>der</strong>lich,<br />
die in <strong>der</strong>Praxis einerausgedehnten<br />
Erprobung unterzogen werden. Arbeiten<br />
an Mahaufbereitern haben zur Reduzierung<br />
des Wetterrisikos bei <strong>der</strong> Futterernte<br />
beigetragen. Neuere Techniken zur Halmaufbereitung<br />
befinden sich in <strong>der</strong> Erprobung.<br />
Mit zunehmen<strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong><br />
Futterruben muBten die neuen Ernteverfahren<br />
untersucht und gleichzeitig Losungen<br />
fur verbesserte Konservierungsverfahren<br />
(Silierung, Saftbindung) gefunden<br />
werden.<br />
Ziel <strong>von</strong> VerbesserungsmaBnahmen bei <strong>der</strong><br />
Silage-Gewinnung in Flachsilos sind hohe<br />
Verdichtung bei <strong>der</strong> Einlagerungsowie verlustfreie<br />
und arbeitsparende Entnahme und<br />
Verteilung im Stall. Mit ahnlicher Zielsetzung<br />
wurden mod erne Verfahren <strong>der</strong> Heugewinnung<br />
untersucht und Vorschlage fur<br />
Heubergehallen mit solargewarrnter Luft<br />
und erdlastiger Lagerung entwickelt, bei<br />
denen Einlagerung und Entnahme mit einfacher,<br />
mobiler Mechanisierung durchzufuhren<br />
sind.<br />
Bei den Untersuchungen zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Fuuerungstechniken zur Grundfuuervorlage<br />
reicht die Palette <strong>der</strong> einzelnen<br />
Arbeiten <strong>von</strong> <strong>der</strong> Einlagerung uber die<br />
Futtervorlage bis hin zur FreBpl atzgestaltung.<br />
So konnte das Angebot <strong>der</strong> Industrie<br />
<strong>von</strong> Blockschnei<strong>der</strong>n bis Frasmischwagen<br />
standig in die Untersuchungen einbezogen<br />
werden. Bezuglich <strong>der</strong> Kraftfuttervorlage<br />
richtete sich das H auptaugenmerk auf die<br />
Entwicklung bei <strong>der</strong> Abruffutterung <strong>von</strong><br />
Kiihen . In verschiedenen Projektgruppen<br />
wurde neben <strong>der</strong> Technik (Identifizierung,<br />
Dosiergenauigkeit) vor allern die Reaktion<br />
<strong>der</strong>Tiere untersucht, urn daraus Vorschlage<br />
fur technische Verbesserungen und Standorte<br />
fur die Futterstationen entwickeln zu<br />
konnen, Als Alternative und Ergiinzungzur<br />
Abruffiitterung wurde auBerdem die Gruppenfutterung<br />
untersucht, wobei vor allem<br />
die Moglichkeiten <strong>der</strong> elektronischen<br />
Gruppeneinteilung interessierten.<br />
Die Untersuchungen zur Fiuterungstechnik<br />
fur Schweine umfal3ten vor allem die<br />
Dos iergenauigkeit <strong>von</strong> Flussigfutterungsanlagen.<br />
Exakte Verhaltensregistrierung<br />
soil dazu beitragen, die bisher bestehenden<br />
Probleme bei <strong>der</strong> Abruffiitterung fiir Sauen<br />
durch Vorschlage zur technischen Verbesserung<br />
zu reduzieren.<br />
Die angewandte melkte chnis che Forschung<br />
steht im Spannungsfeld zwischen vielfaltigen<br />
arbeitswirtschaftlichen For<strong>der</strong>ungen<br />
und tiergerechter Funktion: Unter dem<br />
Zwang zur Rationalisierung standen zunachst<br />
einfache Losungen <strong>der</strong> Teilautornatisierung<br />
wie .Abscbaltautomaten'' o<strong>der</strong><br />
"automatische Melkzeugabnahrne" im<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Daneben verstarkten sich<br />
aber Bernuhungen zur Verbesserung <strong>der</strong><br />
Arbeitsweise <strong>von</strong> Melkmaschinen , da dies<br />
ausgepragte Folgen fur die Leistungsbiologie<br />
und damit auch die Okonornie hat. In<br />
diesem Zusammenhang sind umfassende<br />
Analysen zur Optimierung <strong>der</strong> Vakuurnapplikation<br />
ebenso zu nennen wie die erfolgreiche<br />
Mech anisierung vollwertiger<br />
Vorstimulation mit dem Vibrationsverfahren<br />
o<strong>der</strong> die Mechanisierung des Ausmelkens<br />
. In den letzten Jahren kommen verstarkt<br />
Arbeiten an MilchmengenmeBgeriiten<br />
hinzu . Schwerpunktrnalsige Zielstellung<br />
dabei ist , den Massestrom zu erfassen und<br />
damit - ohne Schaumprobleme - exakte<br />
MilchmeBkurven in <strong>der</strong> Praxis aufstellen zu<br />
konnen . Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> genannten Projekte<br />
ist eine zunehmend tiergemiiBe Melkarbeit<br />
rnoglich, ohne daB <strong>der</strong> arbeitswirtschaftliche<br />
Fortschritt geopfert wird.<br />
D a die Entwicklung mo<strong>der</strong>ner Haltungsverfahren<br />
fur Rin<strong>der</strong> und Schweine zunachst<br />
vorrangig <strong>der</strong> Arbeitseinsparung und -erleichterung<br />
diente, waren Untersuchungen<br />
dringend erfor<strong>der</strong>lich, mit <strong>der</strong>en Hilfe die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Tiere an die Stalleinrichtung<br />
bewertet werden konnten. In umfangreichen<br />
Bewegungsstudien an Rin<strong>der</strong>n<br />
wurden die Freiraumanspruche studiert<br />
und Vorschlage fur tiergernalie Stand- und<br />
Boxenausfuhrung entwickelt. Mit gleicher<br />
Zielsetzung wurde an <strong>der</strong> quantitativen Erfassung<br />
<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an Fufsboden in<br />
Lauf- und Liegebereich gearbeitet.<br />
Gleichrangige Bedeutung wurde aber auch<br />
schon seit vielen Jahren dem Problernbereich<br />
Stallklima und Emissionen eingeraumt.<br />
Sowohl bei thermischer als auch bei<br />
Ventilatorenhiftung galt das Hauptaugenmerk<br />
<strong>der</strong> Zuluftfuhrung und hier vor allem<br />
feinverteilenden Systemen (etwa Porenluftung).<br />
Zur Bekiimpfung <strong>der</strong> Stalluftemissionen<br />
konnte mit <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />
biologischer Filter in Form <strong>von</strong> Erdfiltern<br />
ein wesentlicher Beitrag zur Umweltentlastung<br />
geleistet werden. Erganzend dazu<br />
wurden Untersuchungen zur Stallufthygiene<br />
(UV-Bestrahlung) und zu Fragen <strong>der</strong><br />
Wirtschaftlichkeit <strong>von</strong> StallklimamaBnahmen<br />
durchgefUhrt.<br />
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt bildeten<br />
seit jeher die Fragen <strong>der</strong> Entmistung und<br />
Stallmistverwertung, So konnten aus den<br />
Untersuchungen weiterentwickelte Verfahren<br />
<strong>der</strong> Flussigentrnistung (Rinnenentmistung)<br />
, Verbesserungen an Pumpen<br />
(Pumpstationen) und an Verteileinrichtungen<br />
fur Gulletankwagen vorgeschlagen<br />
werden. Daneben haben Versuche mit verschiedenen<br />
Giillebehandlungsverfahren<br />
(Beluftung, Biogas-Verfahren, Ozonbehandlung,<br />
elektrische Behandlung) Hinweise<br />
auf <strong>der</strong>en Wirksamkeit gegeben.<br />
In den letzten Jahren konnte sich mit fortschreiten<strong>der</strong><br />
Verbesserung <strong>der</strong> ProzeBtechnik<br />
und <strong>der</strong> zunehmenden Leistungsfahigkeit<br />
<strong>von</strong> Personalcomputern ein neuer Arbeitsschwerpunkt<br />
ansiedeln, <strong>der</strong> in dem<br />
Begriff Management-Systeme zusammenzufassen<br />
ist. Fur die Milchviehhaltung waren<br />
dazu Arbeiten an Geraten zur Milchmengenmessung<br />
erfor<strong>der</strong>lich, wobei die gewonnenen<br />
Daten <strong>der</strong> individuellen Milchmenge<br />
uber das Managementsystem mit<br />
Hilfe des Laktationsstandes und <strong>der</strong> Bewertung<br />
des Grundfutters zur Kraftfutterdosierung<br />
dienen. Untersuchungen an Wiegesystemen<br />
tragen dazu bei, daB auch die Lebendmasse<br />
in die Futterungsberechnung<br />
einbezogen werden kann. Zur gesicherten<br />
Erfassung tierindividueller Daten werden<br />
leistungsfahige Identifizierungssysteme benotigt,<br />
zu <strong>der</strong>en Weiterentwicklung stets<br />
beigetragen werden konnte. Urn eine reibungslose<br />
Datenubertragung zwischen ProzeBtechnik<br />
und Betriebs-PC zu gewahrleisten,<br />
mul3te schliel3lich entsprechende Software<br />
entwickelt werden.