Sonderheft der Zeitschrift Landtechnik zum Tod von Prof. Dr ... - TUM
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392<br />
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Beide Phanomene - die hohe Attraktivitat<br />
<strong>der</strong> Futterstation und als Folge eine Tierkonzentration<br />
im stationsnahen Bereich <br />
sowie die vermehrte 'Fortbewegung im<br />
Gruppendurchschnitt erhohen die Begegnungswahrscheinlichkeit<br />
<strong>von</strong> Tieren in <strong>der</strong><br />
Bucht und damit die Zahl <strong>der</strong> repulsiven<br />
sozialen Auseinan<strong>der</strong>setzungen. Letztere<br />
bezeichnen die Auswirkungen aggressiven<br />
Verhaltens <strong>der</strong> Tiere gegeneinan<strong>der</strong>.<br />
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o 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24<br />
Ze it I Slu nd~n l<br />
Abb. 2: Anzahl <strong>der</strong> Stationsbesuche mit und ohne<br />
Fuueranspruch einer Gruppe <strong>von</strong> 22 Sauen bei<br />
einer Stationszugangszeit <strong>von</strong> 6.00 bis 18.00 Uhr.<br />
Milchkiihe<br />
Der Einsatz <strong>von</strong> Abrufautomaten (Gleitzeitsystem)<br />
im Liegeboxenlaufstall fuhrte,<br />
wie schon in [1,7,8,10] beschrieben, bei den<br />
Milchkiihen im Vergleich zur vorhergehenden<br />
Kraftfuttergabe am FreBgitter vor allem<br />
zu einem drastischen Anstieg <strong>der</strong> repulsiven<br />
sozialen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
(Abb. 3). r'<br />
Dieser Anstieg ist fast ausschlieBlich zuriickzufiihren<br />
auf Verdrangungen im Bereich<br />
<strong>der</strong> Futterautomaten. Das heiBt, die<br />
Kraftfutterstationen stellen einen attraktiyen<br />
Anlaufpunkt fur die Tiere dar, wodurch<br />
Konkurrenz und damit Aggression entstehen.<br />
Dies wird deutlich anhand eines Wegstreckendiagramms<br />
einer Kuh (Abb. 4).<br />
Auffallig sind die haufig registrierten Positionen<br />
im Bereich <strong>der</strong> Kraftfutterautomaten.<br />
Dadurch entsteht in diesem Stallbereich<br />
eine Art .Ballungszentrum" <strong>der</strong>Tieraktivitat,<br />
haufig konnen also die jeweiligen<br />
Individualdistanzen nicht eingehalten werden<br />
und es kommt zu Konfrontationen.<br />
Mit den sozialen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
einhergingen bei Einsatz<strong>der</strong> Abrufautomaten<br />
: eine urn 20 % kiirzere tagliche Grundfutteraufnahme,<br />
eine urn 25 % verkiirzte<br />
durchschnittliche FreBphasendauer am<br />
FreBgitter (p=O,Ol), eine um20 % haufigere<br />
tagliche Anzahl an Stehphasen in <strong>der</strong><br />
Liegebox (p=0,05) sowie eine urn 20 %<br />
langere taglich zuriickgelegte Wegstrecke<br />
(p=0,065). Diese Auswirkungen konntcn<br />
allerdings lediglich in <strong>der</strong> Winterphase mit<br />
einmal taglicher Silagevorlage festgestellt<br />
werden. Bei dreimal taglicher Griinfuttervorlage<br />
im Sommer wurde - unter an<strong>der</strong>em<br />
durch ein damit erzeugtes herdensynchrones<br />
Verhalten - mancher Effekt iiberlagert.<br />
Die Untersuchungen <strong>zum</strong> Standort <strong>der</strong> Abrufautomaten<br />
konnen wie folgt zusammengefaBt<br />
werden:<br />
innerhalb eines konventionellen Laufstallgrundrisses<br />
(hier 3reihig) konnen<br />
negative Effekte <strong>der</strong> AbruffUtterung auf<br />
das Tierverhalten nur begrenzt ausgeschaltet<br />
werden. Durch die Vorgabe<br />
Tierische Produktion 44. Jahrg. <strong>Landtechnik</strong> <strong>Son<strong>der</strong>heft</strong><br />
240 , ---- - - -r<br />
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Versuchstag 1 2<br />
tats. HerdengrorJe 39 42<br />
5talionsstandort 51<br />
Grundfutter Wi Wi<br />
~ KF - 5tation<br />
fmm Triinke<br />
r:ii:ZZJ FrEirJg itler<br />
lIIII!IIIJ Laufgang<br />
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W. - - ::::::<br />
225 - - - - - - ---,<br />
223<br />
3 4 5 6<br />
40 41 34 35<br />
52 51 51 52<br />
50 50 Wi Wi<br />
Abb. 3: Anzahl repulsiver sozialer Auseinan<strong>der</strong>setzungen in <strong>der</strong> beobachteten Milehviehh erde an seehs<br />
Versuehstagen (jeweils umgerechnet auf 40 Kuhe , Kempkens, 1989)<br />
E<br />
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einer gewissen Anzahl an Ubergangen fiihren zu einer haufigen Unterbrechung<br />
zwischen Frels- und Liegebereich sowie <strong>der</strong> Liegephasen.<br />
schmaler Lautgange sind Unterschrei Aufgrund <strong>der</strong>vorliegenden Ergebnisse solltungen<br />
<strong>der</strong> Individualdistanzen und "so te auch im Milchviehbereich <strong>der</strong> Einsatz<strong>der</strong><br />
zialer StreB" in bestimmtem MaBe vor Abruffiitterung kritisch betrachtet werden.<br />
gegeben.<br />
Geht man <strong>von</strong> <strong>der</strong> (aufgrund einer ausgegli<br />
Die Verlagerung <strong>der</strong> Kraftfutterstatio chenen Bilanz) ,,6kologisch optimalen"<br />
nen in einen auBerhalb des Stallesliegen 5000 I-Kuh aus [9], so reduziert sich <strong>der</strong><br />
den Laufbereich fuhrt zu einem geziel tagliche Kraftfutteraufwand pro Kuh auf<br />
ten Futterabruf (weniger Fehlbelegun ein Mail, das auch am FreBgitter o<strong>der</strong> am<br />
gen ohne Futteranspruch) und reduziert Melkstand verabreicht werden konnte. 1st<br />
aggressive Auseinan<strong>der</strong>setzungen. Die die Abruffiitterung jedoch erfor<strong>der</strong>lich, so<br />
Kiihe sind dafiir aber gezwungen, lange soliten die Bemiihungen auf ein rnoglichst<br />
Wege in Kauf zu nehmen.<br />
"streBfreies" Tierverhalten ausgerichtet<br />
Kiihe sind grundsatzlich bestrebt, kurze sein.<br />
Wege zu gehen [2,3], was dazu fiihren<br />
sollte, Versorgungseinrichtungen - ins Literatur<br />
beson<strong>der</strong>e Kraftfutterautomaten und Bucher sind mit. gezeichnet<br />
[1] Andreae. U. und D . Schmidt: Tagesrhythmik,<br />
Tranken - nahe beieinan<strong>der</strong> zu stati Sozialverhalten und Ruheverhalten <strong>von</strong> Milchkuonieren.<br />
hen bei kontinuierlicherautomatischer Kraftfutter<br />
Werden mehrere Kraftfutterautomaten versorgung. In: Landbauforschung Volkenrode, 33<br />
(1983). H. 4. S. 208-218<br />
benotigt, so soliten diese im Stallbereich 12] • Bockisch , F.-J.: Beitrag <strong>zum</strong> Verhaltcn <strong>von</strong><br />
gut verteilt werden. Ansonsten versu KOhen im Liegeboxenlaufstall und Bedeutung fur<br />
chen die Kiihe nach Verlassen einer einige Funktionsmal3e. Diss. <strong>TUM</strong>-Weihenstephan,<br />
1985<br />
Station die nachstgelegene aufzusuchen,<br />
[3] • Bogner. H. und A. Grauvogel: Verhalten landobwohl<br />
kein Futteranspruch besteht. wirtschaftlicher Nutztiere. Verlag Eugen Ulmer ,<br />
Futterautomaten im Liegebereich, also 1984<br />
am Laufgang zwischen den Liegeboxen, Forlselzung Seile 393<br />
14<br />
befchrborer Futtert isch<br />
Masch.<br />
Raum<br />
2xl,<br />
FG-Melksland<br />
Milchkammer<br />
2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26<br />
Stalltief e in m<br />
Abb. 4: Tageswegstreeke einer Kuh, zuruckgelegte Streeke: 804 m (Kempkens, 1989)