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Sonderheft der Zeitschrift Landtechnik zum Tod von Prof. Dr ... - TUM

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396 44.Jahrg. <strong>Landtechnik</strong> <strong>Son<strong>der</strong>heft</strong><br />

Landwirtschaftliches Bauwesen<br />

Von Leonhard Rittel und Gerhard Englert<br />

Baukonstruktion<br />

Die baukonstruktiven Aktivitaten an <strong>der</strong><br />

<strong>Landtechnik</strong> Weihenstephan konnten mit<br />

Beginn des Son<strong>der</strong>forschungsbereiches 141<br />

irn Jahre 1973 wesentlich erweitert werden .<br />

Ublicherweise werden massive Aulsenwande<br />

beidseitig mit Putz versehen. Das Verputzen<br />

<strong>der</strong> Wande ist jedoch teuer und ein<br />

Saubern, beispielsweise <strong>der</strong> Stallinnenwande,<br />

aus hygienischen Griinden mit dem<br />

Hochdruckreiniger oft nicht mach bar. Als<br />

Putzersatz bieten sich abspritzbare zementgebundene<br />

Holzspanplatten an. Die Montage<br />

dieser groBformatigen Platten kann ein<br />

geschickter Landwirt durchaus in Eigenleistung<br />

vornehmen. Schwierigkeiten bereitete<br />

die richtige Wahl <strong>der</strong> Befestigungsmittel,<br />

da die Wandplatten standigen mechanischen<br />

Beanspruchungen durch die Tiere<br />

ausgesetzt sind. In einer Versuchsreihe und<br />

in Praxisbauten konnten durch Ausziehversuche<br />

brauchbare Befestigungen ermittelt<br />

werden (unterschiedliche Schraubenarten,<br />

Ankernagel, Rillennagel, Diibel). Die besten<br />

Werte lieferten Holzschrauben mit<br />

einer Einschraubtiefe <strong>von</strong> 60 mm . Parallel<br />

dazu wurden in einem an<strong>der</strong>en Projekt die<br />

Auswirkungen unterschiedlicher Oberflachenbehandlungen<br />

und <strong>der</strong> Reinigungseffekt<br />

auf solche Platten in einem Langzeitversuch<br />

beobachtet.<br />

Zur Errichtung <strong>von</strong> Einfachgebiiuden in<br />

Eigenleistung wurden Zweigelenk-Holzrahmenkonstruktionen<br />

(Starrahmen) fiir<br />

unterschiedliche Gebaudeabmessungen<br />

entwickelt. Die relativ engstehenden Rahmen<br />

eignen sich vor allem fiir langserschlossene<br />

Gebaude (Stallgebaude). Zum Bau<br />

<strong>von</strong> Unterstell- und Bergehallen sind .jedoch<br />

quererschlossene Gebaude mit einer<br />

Einfahrtsbreite <strong>von</strong> 5,00 m besser. Dazu<br />

konnte ein kompakter, in Eigenleistung<br />

einfach herzustellen<strong>der</strong> Kastentrager entworfen<br />

werden, <strong>der</strong> sich aus Kantholzern<br />

und aufgenagelten Sperrholzplatten zusammensetzt.<br />

Mit dieser Bauart war es auch<br />

rnoglich, <strong>zum</strong> erstenmal eine Dachdeckenkonstruktion<br />

fiir Stallgebaude mit massiver<br />

Umfassung auszufiihren. Das Luftvolumen<br />

des Stallinneren erhohte sich so betrachtlich.<br />

Die aufgelegten Pfetten tragen oben<br />

die Dacheindeckung und unten sind die<br />

Warmedammplatten befestigt. Die Eindekkung<br />

mit roten , kleinformatigen Dachziegeln<br />

und <strong>der</strong> helle AuBenputz geben dem<br />

Gebaude ein gefalliges Aussehen, das sich<br />

in die vorhandene Dorfbebauung gut einfugt.<br />

Erganzt wurde dieses Bauprinzip durch die<br />

Entwicklung einer verstellbaren Trauf­<br />

Firstluftung (freie Liiftung) , die sich fiir die<br />

siidlichen Klimagebiete besser eignet als die<br />

starre Ausfiihrung. Ober eine Mechanik<br />

werden die Traufklappen einseitigsynchron<br />

verstellt und passen die Zuluft den Wetterund<br />

Stallklimabedingungen an. Die Abluft<br />

wird durch Senken und Heben <strong>der</strong> Firsthaube<br />

reguliert. Die transparente, etwa 1,40 m<br />

breite Firstabdeckung laBt soviel Licht in<br />

den Stall ein, daf bei Gebaudebreiten bis zu<br />

12,50 m aufFensterverzichtet werden kann.<br />

Dieses Liiftungssystem fand in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

soviel Anklang, daB neue Rindviehlaufstalle<br />

fast generell damit ausgestattet<br />

werden.<br />

Diese Kastentragerbauart stand auch Pate<br />

beim Bau <strong>von</strong> Unterstell- und Bergehallen.<br />

Die innen vollig .Jreie" Dachkonstruktion<br />

bietet sich fiir unterschiedliche Nutzungszwecke<br />

ohne Einschrankung an und laBt<br />

beispielsweise die Einlagerung <strong>von</strong> Heu<br />

o<strong>der</strong> Stroh mit mobiler Technik bis <strong>zum</strong><br />

First zu, eine beachtliche Ausnutzung des<br />

umbauten Raumes.<br />

Zum Bau kleinerer Einfachgebaude wurden<br />

Alternativkonstruktionen in Rundholz<br />

erarbeitet. Voraussetzung dazu war die<br />

Entwicklung <strong>von</strong> schalenforrnigen .Rundholzverbin<strong>der</strong>n"<br />

, die kraftschliissige Holzverbindungen<br />

errnoglichen und sich unterschiedlichen<br />

Holzdurchmessern anpassen .<br />

Die verschiedenen vorgeformten und mit<br />

Nagellochern versehenen Elemente aus<br />

verzinktem Tiefziehblech lassen sich mit<br />

Rillennagel problemlos auf die Rundholzer<br />

aufnageln. Auch Einfachgriindungen, wie<br />

direktes Einbetonieren <strong>der</strong> Holzstiitzen in<br />

den Boden, wurden untersucht. Die daraus<br />

gewonnenen Erfahrungen fanden Eingang<br />

in die DIN 18900 ("Mastenbauart").<br />

Parallel zu den bisher genannten Arbeiten<br />

lief die Konzeption <strong>von</strong> Kantholzstutzenstiillen,<br />

die <strong>zum</strong> Unterbringen <strong>von</strong> Kiihen in<br />

zweireihigen Anbindestallen o<strong>der</strong> auch in<br />

breiteren Laufstallen geeignet sind . Nach<br />

und nach sammelte sich so eine breite<br />

Palette unterschiedlicher Gebaudetypen<br />

mit verschiedenen Schneelasten an , die im<br />

.Weihenstephaner Bauprogramm" zusammengefaBt<br />

sind. Uber den Landtechnischen<br />

Verein kann <strong>der</strong> bauwillige Landwirt die<br />

kompletten Bauunterlagen anfor<strong>der</strong>n. Diese<br />

reichen <strong>von</strong> Vorinforrnationsblattern mit<br />

dreidimensionalen Ubersichtszeichnungen,<br />

die stufenfbrmigden baukonstruktiven<br />

Aufbau darstellen, bis zur Statik mit Konstruktionszeichnungen<br />

und Materiallisten.<br />

Diese Arbeiten waren eine wesentliche<br />

Grundlage fur die Ermittlung des lnvestitionsbedarfes<br />

landwirtschaftlicher BaumafJ·<br />

nahmen, <strong>der</strong> sich aus Material- und Arbeitszeitbedarf<br />

errechnen laBt. Der Materialbedarf<br />

konnte den vorliegenden, gepriiften<br />

Statiken des Bauprogramms entnommen<br />

werden, die Arbeitszeitwertesind in Baukatalogen<br />

enthalten und wurden durch Arbeitszeitmessungen<br />

auf landwirtschaftlichen<br />

Baustellen iiberpriift und erganzt. Ermittelte<br />

Korrekturfaktoren modulieren<br />

diese Katalogdaten in hier anwendbare<br />

Werte. Die Auswertung <strong>von</strong> Bauabrechnungen<br />

<strong>von</strong> iiber Bayern verstreute BaumaBnahmen<br />

lieB eine Preisdatei fiir die<br />

Materialpreise <strong>der</strong> notwendigen Gewerke<br />

entstehen.<br />

Mit dem System: "Kalkulation fiir das landwirtschaftliche<br />

Bauwesen (Kalbau)" kann<br />

iiber verschiedene "Hierarchieformen" <strong>der</strong><br />

Investitionsbedarfvorermittelt werden. Erganzend<br />

dazu laufen Einzelabrechnungen<br />

fertiggestellter Objekte. Die Abrechnungen<br />

weisen die Kosten und die Arbeitszeit<br />

fiir die Einzelgewerke aus (soweit getrennt<br />

darstellbar). Ein bauwilliger Landwirt kann<br />

so ein fertiges Objekt, das seinen Bauvorstellungen<br />

nahe kommt, besichtigen und<br />

kennt dazu den notwendigen Einsatz an<br />

Kapital und Arbeit. Dies stellt fur ihn einen<br />

wesentlichen Beitrag zu einer verniinftigen<br />

Entscheidungsfindung dar.<br />

Baustoffuntersuchungen<br />

Den Schwerpunkt <strong>der</strong> Baustoffuntersuchungen<br />

bildeten Untersuchungen zur Haltbarkeit<br />

bei den spezifischen Urnwelt- und<br />

Betriebseinfliissen landwirtschaftlicher<br />

Einsatzgebiete wie insbeson<strong>der</strong>e:<br />

• Stallklima (hoher Wasserdampfgehalt<br />

sowie aggressive Gase wie NH 3 o<strong>der</strong><br />

H 2 S in <strong>der</strong> Stalluft),<br />

• Exkremente, etwa in Form <strong>von</strong> Fliissigmist,<br />

• Futter- und Diingemittel,<br />

• Reinigungs- und Desinfektionsmittel,<br />

• mechanische Belastungen durch Tiere<br />

und Gerate (beispielsweise Hochdruckreiniger),<br />

• biologische Einwirkungen (<strong>zum</strong> Beispiel<br />

Pilzbefall , UngezieferfraB).<br />

Zur verlablichen Auswahl <strong>von</strong> Baustoffen<br />

fur die landwirtschaftlichen Gebaude muf<br />

bekannt sein, ob ihre ftir die jeweilige<br />

Verwendung wesentlichen Eigenschaftswerte<br />

bei den jeweils einwirkenden Umwelt-<br />

und Betriebseinfliissen erhalten bleiben.<br />

Untersuchungen im Rahmen des Son<strong>der</strong>forschungsbereiches<br />

141 "Produktionstechniken<br />

<strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>haltung" und, mit<br />

deutlich verringertem Aufwand, im Rahmen<br />

<strong>der</strong> laufenden Arbeiten an <strong>der</strong> Bayeri ­<br />

schen LandesanstaIt fiir <strong>Landtechnik</strong> sowie<br />

iiber Prufauftrage an die im Jahr 1977an <strong>der</strong><br />

Landesanstalt eingerichtete "Priifstelle fur<br />

Baustoffe in <strong>der</strong> Landwirtschaft" hatten<br />

auBer einigen Ergebnissen zur Haltbarkeit<br />

fur eine Reihe <strong>von</strong> Baustoffen aucb Informationen<br />

zu maBgeblichen Eigenschaftswerten<br />

und <strong>zum</strong> Praxisverhalten sowie zur<br />

Verarbeitung zur Folge.<br />

An folgenden Bau- und Werkstoffen wurden<br />

bis jetzt Untersuchungen durchgefuhrt:<br />

• Kunststoffolien o<strong>der</strong> -planen und beschichtete<br />

Gewebe,<br />

• Warrnedarnrnplatten aus Kunststoff­<br />

Hartschaum,<br />

• Stroh-Bauplatten,<br />

• Holzwerkstoffe (Baufurnierplatten,<br />

kunstharz- und zementgebundene Holzspanplatten)<br />

,

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