Sonderheft der Zeitschrift Landtechnik zum Tod von Prof. Dr ... - TUM
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________________ 406 Regenerative Energien 44. Jahrg. -=- <strong>Landtechnik</strong> <strong>Son<strong>der</strong>heft</strong> _<br />
Energie aus Biomasse<br />
Aufgrund des Treibhauseffektes durch Nutzung<br />
fossiler Energietrager wie Kohle, 01,<br />
Gas und wegen <strong>der</strong> Begrenztheit dieser<br />
Energieressourcen gilt es, Energie einzusparen<br />
und regenerative Energiesysteme<br />
neu zu erschlieBen. An<strong>der</strong>erseits sind die<br />
Agrarmarkte weltweit durch ein im Verhaltnis<br />
zur Nachfrage uberhohtes Angebot<br />
belastet, was regional zu fur den Landwirt<br />
ruinosen Preisverfallen fur Agrarprodukte<br />
fuhrte. Somit entstand eine groBe Chance<br />
zur Nutzung land- und forstwirtschaftlicher<br />
Reststoffe, aber auch zur Produktion <strong>von</strong><br />
Energietragern aus pflanzlicher Substanz<br />
auf nicht o<strong>der</strong> nur extensiv genutzten Flachen<br />
in Deutschland, Europa und vor allen<br />
Dingen in Entwicklungslan<strong>der</strong>n.<br />
Zum Potential<br />
Heute liegt <strong>der</strong> Primarenergieverbrauch<br />
weltweit bei 9 Mrd. t Olaquivalent (= tOE).<br />
7 Mrd. tOE entstammen fossilen Energiequellen<br />
wie Kohle, Erdi:il, Erdgas. Wenn<br />
man auch nur die Halfte <strong>der</strong> fossilen Rohstoffe<br />
durch regenerative Systeme ersetzen<br />
miiBte, so waren das weltweit3,5Mrd. tOE.<br />
Jahrlich wachst weltweit auf Landflachen<br />
eine Pflanzenmasse zu, die einem Energieaquivalent<br />
<strong>von</strong> 70 Mrd. tOE entspricht, also<br />
dem 20fachen Wert dessen, was oben als<br />
notwendiges Einsparpotential benannt<br />
wurde. Daraus wird bereits ersichtlich, welche<br />
Bedeutung die Biomasse aus <strong>der</strong> Sicht<br />
des Energiepotentials hat. Dies wird hier<br />
deshalb so deutlich gemacht, weil in <strong>der</strong><br />
Presse haufig genau das Gegenteil dieser<br />
Fakten zu Papier gebracht wird. Da das<br />
Potential sehr groB ist, lohnt es sich, die<br />
ganze Bandbreite <strong>der</strong> technischen Moglichkeiten<br />
zur energetischen Nutzung<strong>von</strong> Energiepflanzen<br />
zu untersuchen.<br />
Fortsetzung <strong>von</strong> Seite 405<br />
beim gegenwartigen Preisniveau ist photovoltaischer<br />
Strom billiger als solcher aus<br />
kleinen verbrennungsmotorgetriebenen<br />
Stromerzeugern ohne Abwarrnenutzung.<br />
In wenigen Jahren schon kann es fiirmanche<br />
Betriebe interessant sein, zu schwach gewordene<br />
Hofnetze durch Solarstrom zu<br />
unterstiitzen, anstatt eine aufwendige Netzverstarkung<br />
vorzunehmen. Dies kommt vor<br />
aUem in Frage, wenn ein hoher Stromverbrauch<br />
im Sommer vorliegt wie fur Stalliiftung,<br />
For<strong>der</strong>gerate und Trocknungsanlagen.<br />
Deshalb mussen schon jetzt auch <strong>der</strong>artige<br />
Pilot- und Demonstrationsprojekte<br />
im Netzverbund gefi:ir<strong>der</strong>t werden.<br />
AuBerdem ist die Zusammenarbeit mit Entwicklungslan<strong>der</strong>n<br />
aufdiesem Gebiet zu verstarken,<br />
und zwar nicht nur, damit iibliche<br />
Entwicklungshilfe geleistet wird, son<strong>der</strong>n<br />
auch, urn gegenseitige, positive und negative<br />
Erfahrungen auszutauschen. So konnte<br />
beispielsweise die <strong>Landtechnik</strong> Weihenstephan<br />
schon die Erfahrungen fur unsere<br />
heimische Landwirtschaft nutzen, die erste<br />
Photovoltaik-Projekte in Paraguay erbrachten.<br />
Von Arno Strehler<br />
Weihenstephaner Arbeiten<br />
Die Arbeiten <strong>der</strong> <strong>Landtechnik</strong> Weihenstephan<br />
auf diesem Gebiet begannen mit <strong>der</strong><br />
Verfeuerung <strong>von</strong> Stroh und Holz nach <strong>der</strong><br />
ersten Energiepreiskrise <strong>von</strong> 1973. DerTest<br />
<strong>der</strong> ersten am Markt befindlichen Strohfeuerungsanlagen<br />
ergab, daB es urn die<br />
Feuerungsqualitat nicht sehr gut stand. Vor<br />
allem gaben die erhi:ihte Staubemission,<br />
sichtbarer Rauch und die Geruchsemission<br />
AniaB zu Beanstandungen. Durch konstruktive<br />
Verbesserungen im Nachbrennbereich<br />
konnte die Emission bei Unterbrandkesseln<br />
erheblich reduziert werden.<br />
Bei manchen Strohofen kam es durch (Tberhitzung<br />
im Brennstoffbereich zu Schlackebildung<br />
und demzufolge zu Funktionssti:irungen<br />
im Rostbereich. Die Senkung <strong>der</strong><br />
Heizi:ilpreise ab 1986 fuhrte zur Stagnation<br />
des Absatzes <strong>von</strong> Strohfeuerungsanlagen,<br />
obwohl die technische Verbesserung <strong>der</strong><br />
Anlagen fortgesetzt wurde. Wah rend es fur<br />
Uberschulistroh an<strong>der</strong>e kostengiinstige<br />
Entsorgungswege gibt, muB Schwachholz<br />
bei <strong>der</strong> Durchforstung aus dem Wald entnommen<br />
werden. Daher blieb das Interesse<br />
an mo<strong>der</strong>nen Holzfeuerungsanlagen trotz<br />
<strong>der</strong> Olpreisverringerung bestehen, vor allem<br />
fur Hackschnitzelfeuerungen und<br />
Scheitholzunterbrandkessel. Der Anwendungsschwerpunkt<br />
liegt im landlichen<br />
Raum, sowohl fur Einzelwohnhausfeuerungen<br />
als auch fur Fernheizsysteme.<br />
Emission verringert, Umwelt entlastet<br />
Die Emission an CO 2 , CH 4 , Staub, RuB und<br />
NO x konnte durch technischen Fortschritt<br />
erheblich verringert werden. Die Nutzung<br />
<strong>von</strong> Athanol und Pflanzeni:il ist vorerst auf<br />
Pilotprojekte beschrankt. Es besteht die<br />
Absicht in den Landwirtschaftsministerien,<br />
die Verwertung <strong>von</strong> Pflanzeni:il in Traktoren<br />
verstarkt zu for<strong>der</strong>n,<br />
Auf dem Rohstoffsektor sind es technische<br />
Ole, die in die Praxis Eingang fanden. Die<br />
meiste Bedeutung erlangten Sagekettenole<br />
und Hydrauliki:ile, <strong>der</strong>en Anwendung auf<br />
dem Wunsch einer deutlichen Verringerung<br />
<strong>der</strong> Umweltbelastung basiert.<br />
Raps als Energietrager<br />
Von Arno Strehler*)<br />
Neben Umweltaspekten wird <strong>von</strong> <strong>der</strong> Energieerzeugung aus Biomasse eine<br />
Entlastung <strong>der</strong> Agrarrnarkte erwartet.<br />
Die Gewinnung eines fliissigen Energietragers aus dem Rapskorn mit Hilfe <strong>der</strong><br />
chemischen Extraktion ist ein grofstechnisch bewahrtes Trennungsverfahren. Auch<br />
die Olgewinnung in Kleinanlagen ist moglich. Die Verwendung als Kraftstoff ist nur<br />
im Vorkammer-Dieselmotor o<strong>der</strong> in speziell ausgeriisteten Motoren moglich, Bei<br />
Umesterung des Rapsols konnen herkommliche Dieselmotoren betrieben werden.<br />
Die zusatzliche energetische Nutzung <strong>von</strong> Rapsstroh verdoppelt den Energieertrag<br />
je Hektar. Durch exakte Verbrennungsluftregulierung an Feuerungsanlagen kann<br />
<strong>der</strong> hoheren Abbrandgeschwindigkeit <strong>von</strong> Rapsstroh Rechnung getragen werden<br />
und die Energieumsetzung bei geringem Schadstoffausstof erfolgen.<br />
Through energy production from biomass, a relief of pressure on agrarian markets<br />
can be expected.<br />
Producing a liquid energy carrier from rape seed through chemical extraction is a<br />
proven industrial separation method. Production in small plants is also possible.<br />
Utilization is only possible in pre-chamber diesel engines or in specially adapted<br />
engines. Through transesterification standard diesel engines can be operated with<br />
rape seed oil.<br />
The additional use of rape seed straw as an energy source doubles the energy output<br />
per hectare. Through exact combustion air control offurnaces, the burning velocity<br />
of this straw can be set and the energy transfer will take place with less noxious<br />
substance exhaust.<br />
Stetig ansteigende Marktordnungskosten<br />
sind <strong>der</strong> Hauptgrund fur die Suche nach<br />
Produktionsalternativen fur die Landwirtschaft<br />
<strong>der</strong> Europaischen Gemeinschaft. Die<br />
Produktion <strong>von</strong> Energietragern wird als<br />
eine Mi:iglichkeitzur Verringerung <strong>der</strong> Nahrungsmittelerzeugung<br />
angesehen. Auf rund<br />
10 Mio. Hektar als uberschussig gelten<strong>der</strong><br />
Agrarflache <strong>der</strong> EG [4] konnten unter gunstigen<br />
Voraussetzungen jedoch nur knapp<br />
7 % des Minerali:ilbedarfs gedeckt werden;<br />
folglich stellt sich <strong>der</strong> Energiebereich als<br />
nicht zu sattigen<strong>der</strong> Absatzmarkt dar. Die<br />
Schonung fossiler Energietrager und eine<br />
Verringerung des COz-Anstiegs in <strong>der</strong> Atmosphare<br />
lassen die Aufnahme <strong>der</strong> Energieerzeugung<br />
aus Biomasse dringend not<br />
wendig erscheinen.<br />
Unter dem Aspekt eines mi:iglichst hohen<br />
Flachenenergieertrages soUte <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Rapspflanze das Rapsol als fliissiger Ener<br />
gietrager und das Rapsstroh als Festbrenn<br />
stoff genutzt werden. Abbildung 1 zeigt die<br />
notwendigen Verarbeitungs- und A ufberei<br />
tungsmaBnahmen.<br />
*) <strong>Dr</strong>. Arno Strehler leitet an <strong>der</strong> Bayerischen<br />
Landesanstalt fur <strong>Landtechnik</strong> die<br />
AbteiJung Technik im Pflanzenbau. Der<br />
Beitrag entstand unter Mitarbeit <strong>von</strong><br />
Dipl.-Ing. agr. Rudolf Apfelbeck und<br />
Dipl.-Ing. agr. Bernhard Widmann.