ES-Spiegel Nr.16.pdf - Technische Universität Chemnitz
ES-Spiegel Nr.16.pdf - Technische Universität Chemnitz
ES-Spiegel Nr.16.pdf - Technische Universität Chemnitz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>ES</strong>-<strong>Spiegel</strong> - Halbjährlicher Newsletter der <strong>Chemnitz</strong>er Europa-Studien<br />
Thema<br />
17<br />
am Abend der Ankunft abspringen,<br />
Essen, das trotz großer Versprechungen<br />
nicht gebracht wird, Schüler, die<br />
nicht mitmachen wollen, „weil das mit<br />
den Behinderten nicht so wird wie<br />
sonst“; ich war für alles gewappnet.<br />
Schließlich hatte ein Vater sich nach<br />
der Aufführung nach der Sache mit<br />
den Behinderten erkundigt, unter nur<br />
90 Teilnehmer waren ihm die 20 Förderschüler<br />
nicht aufgefallen. Mit<br />
Überzeugung stürzte ich mich in mein<br />
nächstes Abenteuer – mein Bachelorprojekt.<br />
Natürlich nicht allein, so verrückt war<br />
ich nicht. Ein Young Americans-<br />
Workshop mit Schülern aus Polen,<br />
Tschechien und Deutschland? Der<br />
Europamanager umarmte mich und<br />
suchte mit mir einen Termin, Mai<br />
2013. Ich suchte eine Gruppe. Im<br />
Frühjahr 2012 waren wir sieben Leute.<br />
Wir hatten Zeit.<br />
Vor dem neuen Schuljahr brauchten<br />
wir gar nicht an die Schulen herantreten,<br />
also begannen wir mit<br />
„unwichtigen“ Dingen: E-Mail-<br />
Adressen und eine dreisprachige<br />
Webseite wurden eingerichtet, all solche<br />
Sachen. Die Finanzer klotzen<br />
schon ordentlich ran, wir wollten die<br />
Teilnehmerbeiträge stützen, Anfahrt<br />
und Unterbringung von Polen und<br />
Tschechen mussten bezahlt werden,<br />
eine Aufführungshalle, ein Teil des<br />
Essens, … Es war zu viel, um nur bei<br />
ein paar Firmen Klinken zu putzen.<br />
Doch bei den Förderwerken taten sich<br />
unerwartete Probleme auf. Die Teilnehmer<br />
des dritten Landes konnten<br />
nicht oder nur sehr wenig gefördert<br />
werden, Amerikaner als Workshopleiter<br />
waren gleich ein Ausschlusskriterium;<br />
die Liste war lang. Während die<br />
Finanzer suchten und suchten, machten<br />
wir weiter fleißig Pläne. Überlegten<br />
uns ein Konzept für Begegnungsarbeit,<br />
damit die Kinder sich vor dem<br />
Workshop kennenlernen konnten. Recherchierten,<br />
welche Schulen in Zittau<br />
Partnerschulen in Tschechien und<br />
Polen haben. Fuhren nach Zittau,<br />
schauten uns potentielle Aufführungsorte<br />
an, ließen uns im Büro für Internationale<br />
Zusammenarbeit beraten.<br />
Zittau, das stand von Anfang an fest.<br />
Keine Stadt im Dreiländereck hat eine<br />
bessere Lage. Wir bekamen Ideen<br />
und Ansprechpartner, die Stadt gefiel<br />
uns.<br />
Prüfungsphase, Sommer und dann<br />
September. Zwei von uns gingen ins<br />
Erasmus-Semester. Die erste Schule<br />
sagte ab, es gab immer noch kein Finanzierungskonzept.<br />
Ich war in Olomouc,<br />
entdeckte die Stadt und die<br />
<strong>Universität</strong>, fuhr noch auf ein längeres<br />
Seminar. Verließ mich auf die Gruppe<br />
in Deutschland.<br />
Doch meine Gruppe wusste langsam<br />
nicht mehr wohin mit sich. Woher sollte<br />
das Geld kommen? Wie kann man<br />
Schulen zur Teilnahme bringen, wenn<br />
man ihnen nicht mal ein Finanzierungskonzept<br />
vorlegen kann? Es kam<br />
ein vorsichtiger Vorschlag für einen<br />
binationalen Workshop. Ich widersprach.<br />
Wir hatten nichts in der Hand,<br />
nur eine Idee und ein Datum. Für<br />
mich war das nichts Neues, ich wusste,<br />
worauf wir hinarbeiteten, ich<br />
brannte dafür. Und genau hier unterschätzte<br />
ich gleich zwei Dinge: Wir<br />
entschieden alles demokratisch, aber<br />
trotzdem war es meine Idee, ich hatte<br />
die Erfahrung, von mir wurden in diesem<br />
Moment Antworten erwartet.<br />
Doch ich hatte keine. Meine Antwort<br />
war meine Überzeugung: Dieses Projekt<br />
konnte nicht scheitern. Niemand<br />
<strong>Technische</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Chemnitz</strong> SS 13