ES-Spiegel Nr.16.pdf - Technische Universität Chemnitz
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<strong>ES</strong>-<strong>Spiegel</strong> - Halbjährlicher Newsletter der <strong>Chemnitz</strong>er Europa-Studien<br />
Thema<br />
22<br />
muss ich mich mit ihm/ihr unterhalten.<br />
Worüber auch immer!“, entschärfte<br />
sich in meinem Fall schon<br />
innerhalb der ersten Minuten. Tandemtreffen<br />
sind so eingeteilt, dass<br />
nach Möglichkeit in einer Hälfte auf<br />
Russisch und in der anderen dann<br />
eben auf Deutsch eine Unterhaltung<br />
geführt wird. Bei einigen Treffen sind<br />
Themen vorgegeben oder zumindest<br />
die Interessensgebiete des Gegenübers<br />
im Vorhinein bekannt, sodass<br />
eine Vorbereitung möglich ist, in anderen<br />
Fällen wird man aber auch einfach<br />
ins kalte Wasser geschmissen.<br />
Da die meisten Teilnehmer aber ein<br />
immenses Interesse an Deutschland<br />
haben, wird man sogleich mit Fragen<br />
überhäuft: Wie ist das Leben in<br />
Deutschland? Wie lebt es sich ohne<br />
so einen langen Winter? Man muss<br />
nicht drei Tage mit der Bahn reisen,<br />
um seine Eltern zu besuchen? Vorurteile<br />
werden zur Sprache gebracht<br />
und hinterfragt: Stimmt es, dass die<br />
Frauen in Deutschland sich nicht<br />
schminken? Sind die Deutschen<br />
wirklich so fleißig und ordentlich?<br />
Und wie ist das nochmal mit den Autobahnen,<br />
kann man wirklich überall<br />
so schnell fahren wie man will?<br />
Es macht Freude, ebensolche Fragen<br />
auch an das Gegenüber zu stellen,<br />
gemeinsam über die Vorurteile zu<br />
lachen, und in vielen steckt ja auch<br />
ein Körnchen Wahrheit. Man erfährt<br />
viel über sich selbst und natürlich über<br />
Russland. Man lernt Russland ein<br />
bisschen besser kennen, eben weil<br />
man die Menschen kennenlernt…<br />
verschiedene Menschen, mit verschiedenen<br />
Sichtweisen und verschiedenen<br />
Idealen.<br />
Und eines wurde immer wieder überdeutlich:<br />
Die Tomsker freuen sich, jemanden<br />
aus Deutschland zu treffen,<br />
sie freuen sich, mit ihm in Deutsch<br />
kommunizieren zu können, halten die<br />
vielbeschworene deutsch-russische<br />
Freundschaft in allen Ehren und sind<br />
unfassbar stolz darauf, dass Angela<br />
Merkel 2006 in ihrer Stadt zu Besuch<br />
war.<br />
Ich kann nur hoffen, dass russische<br />
Studenten etwas Ähnliches erfahren,<br />
wenn sie zu einem Auslandssemester<br />
nach Deutschland aufbrechen.<br />
Allen, die nach Tomsk aufbrechen,<br />
kann ich ein Praktikum beim Zentrum<br />
für deutsche Sprache in Tomsk nur<br />
wärmstens ans Herz legen.<br />
Leben in Sarajevo<br />
Theresa Kiunke<br />
Sarajevo – ein Jahr Sarajevo. Ich<br />
weiß gar nicht wo ich anfangen soll.<br />
Die Altstadt – die Berge – mein Zuhause<br />
– die Menschen – der Fluss.<br />
Vielleicht fange ich am besten beim<br />
Wetter an. Am ersten April sollte<br />
mein Praktikum beginnen. Also freute<br />
ich mich auf eine tolle Frühlingszeit.<br />
Aber anstatt mit Krokussen, Osterglocken<br />
und Narzissen empfangen<br />
zu werden, blühte die Stadt in wunderschönem<br />
nassen Weiß.<br />
Ich bahnte mir mit meinen 17 Taschen<br />
einen Weg durch den Schnee,<br />
die steilste Straße, die ich bis dahin<br />
gesehen hatte, hinauf, bis zu meiner<br />
neuen Bleibe. In meinem Zuhause<br />
angekommen, wurde ich mehr als belohnt<br />
für die Strapazen des Weges:<br />
Vom Wohnzimmer aus hatte ich einen<br />
atemberaubenden Blick über ganz<br />
Sarajevo – unglaublich toll! Und ganz<br />
unterschiedlich je nach Tageszeit und<br />
Wetter.<br />
Leider konnte ich nicht all zu lang die<br />
schöne Aussicht genießen, denn nach<br />
einem Monat hatte ich genug von meinem<br />
Vermieter, der offensichtlich<br />
ständig vergaß, dass er die Wohnung<br />
vermietet hatte. Zumindest hielt er<br />
<strong>Technische</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Chemnitz</strong> SS 13