ES-Spiegel Nr.16.pdf - Technische Universität Chemnitz
ES-Spiegel Nr.16.pdf - Technische Universität Chemnitz
ES-Spiegel Nr.16.pdf - Technische Universität Chemnitz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>ES</strong>-<strong>Spiegel</strong> - Halbjährlicher Newsletter der <strong>Chemnitz</strong>er Europa-Studien<br />
Thema<br />
21<br />
Wenn man sich für ein Auslandssemester<br />
im wilden und von Deutschland,<br />
ja sogar noch von Moskau<br />
(immerhin 4 Flugstunden) ziemlich<br />
weit entfernten sibirischen Tomsk<br />
entscheidet, denkt man zunächst an<br />
die üblichen Klischees: Kälte, Kälte<br />
und Kälte.<br />
Doch Tomsk hat viel mehr zu bieten<br />
als Temperaturen unter -25 Grad,<br />
und das zu überleben wird von einigen<br />
ja schon fast als Grenzerfahrung<br />
angesehen.<br />
Neben der Möglichkeit, ein überaus<br />
interessantes Semester an der Polytechnischen<br />
<strong>Universität</strong> zu absolvieren,<br />
sich mit Blinijs die Mägen vollzustopfen,<br />
den sicheren Gang einer<br />
Russin auf spiegelglatten Bürgersteigen<br />
zu erlernen (Fehlversuche inklusive)<br />
oder sich einfach in die Eisenbahn<br />
zu setzen und der Transsibirischen<br />
Magistrale bis zum atemberaubenden<br />
Baikalsee zu folgen, gibt es<br />
auch die Möglichkeit, die Russen so<br />
richtig kennenzulernen. Zu erfahren,<br />
was für Wünsche und Träume sie<br />
haben, was sie ärgert, was sie lieben<br />
oder warum Russen es überhaupt<br />
gar nicht verstehen, warum diese<br />
ganzen Europäer so scharf darauf<br />
sind, sich 30 Stunden lang in einen<br />
russischen, schlecht belüfteten und<br />
völlig überfüllten Zug zu setzen, nur<br />
um dann eben diesen See zu sehen.<br />
Was ist an einem See denn bitte so<br />
besonders?!<br />
Die Möglichkeit zu diesem interkulturellen<br />
Austausch bietet das Zentrum<br />
für deutsche Sprache – Partner des<br />
Goethe-Instituts – Tomsk.<br />
Dort ist es für Studierende aus<br />
Deutschland nämlich möglich, während<br />
des Aufenthaltes in Tomsk ein<br />
Praktikum zu absolvieren. Natürlich<br />
kein 40h/Woche-Praktikum im klassischen<br />
Sinne, aber Unterstützung von<br />
Seiten deutscher Muttersprachler ist<br />
dort immer gerne gesehen. Und die<br />
Tandem in Tomsk<br />
Eilyne Pasche<br />
Unterstützung kann ganz unterschiedlich<br />
aussehen. Im Zentrum für deutsche<br />
Sprache werden, wie der Name<br />
vermuten lässt, Deutschkurse verschiedener<br />
Niveaus angeboten. Nun<br />
mag sich manch einer fragen:<br />
Deutschkurse in Sibirien? Gibt es dort<br />
überhaupt Interessenten? Ja, die gibt<br />
es und nicht zu wenige. Zum einen<br />
gibt es in einigen Schulen die Möglichkeit<br />
zwischen Englisch und<br />
Deutsch als Fremdsprache zu wählen<br />
und zum anderen ist das Interesse<br />
historisch bedingt. In Tomsk gibt es<br />
noch eine relativ große Anzahl sogenannter<br />
„Russlanddeutscher“, die von<br />
Generation zu Generation die Sprache<br />
als kulturelles Erbe weitergegeben<br />
haben und entweder aus eigenem<br />
Interesse an den Kursen teilnehmen<br />
oder eben ihre Kinder schicken,<br />
damit diese Deutsch von den Grundzügen<br />
an erlernen können.<br />
Aber zurück zum Praktikum:<br />
An den angebotenen Deutschkursen<br />
im Sprachenzentrum kann man als<br />
Muttersprachler teilnehmen und eben<br />
diese durch seine Erfahrungen oder<br />
einfachen Erzählungen, wie es sich<br />
im fernen Deutschland denn so lebt,<br />
bereichern. Nach einiger Zeit besteht<br />
sogar die Möglichkeit, einzelne Teile<br />
des Unterrichts zu übernehmen und<br />
diese sodann aktiv mitzugestalten.<br />
Des Weiteren gab es die Möglichkeit,<br />
an dem Projekt „Tandem“ mitzuwirken,<br />
welches noch in den Kinderschuhen<br />
steckte, aber dennoch sofort Anklang<br />
fand. Da es bei diesem Projekt<br />
möglich war, auch die eigenen Russischkenntnisse<br />
zu verbessern, entschied<br />
ich mich dafür.<br />
Je nachdem, wie viel Platz im eigenen<br />
Stundenplan ist, wird man 1 - 2<br />
Mal pro Woche für eine Stunde eingeteilt.<br />
Die anfangs etwas befremdlich<br />
wirkende Situation, einem fremden<br />
Menschen gegenüberzusitzen und zu<br />
wissen „So, für die nächste Stunde<br />
<strong>Technische</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Chemnitz</strong> SS 13