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ES-Spiegel Nr.16.pdf - Technische Universität Chemnitz

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<strong>ES</strong>-<strong>Spiegel</strong> - Halbjährlicher Newsletter der <strong>Chemnitz</strong>er Europa-Studien<br />

Thema<br />

19<br />

haben.<br />

Plötzlich hatten wir Geld und einen<br />

Aufführungsort. Frau Kushmann und<br />

ich kollidierten immer wieder. Das<br />

Projekt glitt mir aus den Händen, ich<br />

war für nichts mehr zuständig. Die<br />

Burgteichschule lädt ein. Wir waren<br />

beide mit ganzem Herzen dabei, ohne<br />

Rücksicht.<br />

Es blieb trotzdem noch genügend zu<br />

tun: Infoblätter, pädagogisches Konzept,<br />

Pressemitteilung mussten erstellt,<br />

Facebook-Seite, Plakate und<br />

Eintrittskarten gestaltet, ein Fotograf<br />

gesucht, noch ein paar Partnerschulen<br />

kontaktiert werden. Am Ende hatten<br />

wir 190 Schüler aus Zittau, Sulików,<br />

Krásná Lípa und Hrádek nad<br />

Nisou.<br />

Ende April fuhr ich wieder nach<br />

Deutschland, gemeinsam mit meinen<br />

Eltern dann nach Zittau. Die ganze<br />

Stadt war gepflastert mit den Plakaten,<br />

die der Manager des Westparkcenters<br />

gedruckt hatte, genauso<br />

wie Flyer und Eintrittskarten, alles auf<br />

eigene Faust. Offensichtlich hatten<br />

wir drei uns wirklich gefunden.<br />

Am 29. April kam der Bus. Aus allen<br />

Fenstern hingen die Köpfe der Schüler.<br />

Frau Kushmann kümmerte sich<br />

um die Schule, ich wurde normale<br />

Teilnehmerin. Und die Young Americans<br />

übernahmen. Lehrer klatschten<br />

begeistert, Schüler wippten schüchtern<br />

mit. Lange konnte keiner den<br />

quirligen, strahlenden Amerikanern<br />

wiederstehen. Es lief einfach. Wie<br />

gewohnt und gleichzeitig unfassbar<br />

nach all den Monaten.<br />

Schüler, Lehrer, meine Eltern, überall<br />

waren Helfer, alles war organisiert.<br />

Fehlendes Wasser, ein gerissenes<br />

Trommelfell, kaputte Füße: Ich musste<br />

nur vermitteln und übersetzen. Für<br />

alles gab es Ansprechpartner, das<br />

größte Geschenk überhaupt. Ich<br />

konnte beim Workshop mitmachen.<br />

Die Klassengrüppchen lösten sich<br />

recht schnell auf, nur zwei größere<br />

Ansammlungen sah man: Eine umringte<br />

die polnische Young American,<br />

die andere mich. Die Tschechen waren<br />

unsicher, wollten alles nochmal<br />

übersetzt haben. Am zweiten Tag<br />

wurden es immer weniger, ich konnte<br />

sie gar nicht mehr ausmachen, überall<br />

Freundesgrüppchen. Nur eine hing<br />

noch an meinem Rockzipfel – zur Aufführung<br />

stand sie immer ganz vorn,<br />

sang und tanzte mit einem unbeschreiblichen<br />

Feuer. Der Blick des<br />

Europamanagers sagte alles. Wenn<br />

sie will, wird sie die erste Tschechin<br />

und die erste Roma bei den Young<br />

Americans sein.<br />

„Polen und Tschechen sind blöd.“ Die<br />

Gruppen wurden kleiner, Polen,<br />

Tschechen und Deutsche gingen aufeinander<br />

zu, probierten ihre Sprachkenntnisse<br />

aus. Hatte ich wirklich geglaubt,<br />

ohne vorhergehende Begegnungsarbeit<br />

könnte es schwierig werden?<br />

An den Young Americans zu<br />

zweifeln ist reine Zeitverschwendung.<br />

Langsam habe ich ein bisschen Routine,<br />

es war mein vierter Workshop. So<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Chemnitz</strong> SS 13

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