Editorial - Agile
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AGILE - Behinderung und Politik, Ausgabe 01/04<br />
ermöglichen. Die Entschädigung soll sich aus einer Pauschale und einem individuellen<br />
Budget zusammensetzen, das in einem vernünftigen Verhältnis zu den Heimkosten steht.<br />
Die Fachstelle Assistenz Schweiz (FAssiS) hatte bereits lange zuvor mit den<br />
NationalrätInnen Pascale Bruderer, Maya Graf, Jürg Stahl und Marc F. Suter sowie<br />
Ständerat Eugen David ein Konzept erarbeitet, welches sich ans Modell Langenberger<br />
anlehnt. Unterstützt von AGILE, Cap Contact, FTIA, der Genossenschaft SL und Procap ist<br />
daraus unter sachkundiger Begleitung vom St. Galler Wirtschaftsconsulter Rolf Widmer die<br />
Eingabe "Pilotprojekt Assistenzbudget" entstanden, welche pünktlich Ende November 03<br />
beim Bundesamt für Sozialversicherungen eingereicht wurde. Dieses wird nun gemeinsam<br />
mit sieben weiteren Projektvorschlägen – jene beschränken sich auf einzelne<br />
Behindertengruppen oder Kantone – von verschiedenen Gremien begutachtet.<br />
Pilotprojekt Assistenzbudget<br />
Bei der Ablehnung des Modells Langenberger wollte der Ständerat keinen "Sprung über<br />
einen Wassergraben" machen, "bei dem man ernsthaft Gefahr läuft, sich die Füsse nass zu<br />
machen". Als Grund genannt wurde die äusserst dürftige Datenlage im Bereich der<br />
Langzeitpflege und Betreuung. Das "Pilotprojekt Assistenzbudget" möchte darum<br />
wissenschaftlich abgesicherte Grundlagen für den politischen Entscheidprozess liefern. Die<br />
primären Ziele sind:<br />
• Angaben über die Nachfrage einzelner Zielgruppen (aufgeschlüsselt nach Anzahl,<br />
Behinderungsart, Schweregrad, Alter, Wohnform etc.) sollen gewonnen werden<br />
• eine realistische Bedarfsbemessung ist zu entwickeln<br />
• ökonomische (Umlagerungs)effekte sind zu evaluieren<br />
• Koordination soll das Schwarz-Peter-Spiel zwischen den Finanzierern mit stets<br />
steigenden Gesamtkosten beenden. Einer individuellen standardisierten<br />
Bedarfsabklärung kommt dabei zentrale Bedeutung zu.<br />
Um die Zielsetzungen erreichen zu können, muss das "Pilotprojekt Assistenzbudget" gross<br />
genug sein und repräsentative Daten liefern. Es sollte also niemand aufgrund seiner<br />
Behinderung, seines Alters (Minderjährige/Erwachsene), seines Wohnkantons<br />
ausgeschlossen werden. Dabei ist auch eine gute Durchmischung hinsichtlich<br />
Hilflosigkeitsgrad und Aufenthaltsort vor Projektteilnahme (im Heim/zu Hause)<br />
sicherzustellen. Das Projekt ist darum landesweit ausgerichtet. Die Anmeldeunterlagen<br />
werden allen BezügerInnen einer HE zugesendet. Für die Auszahlung an Assistenzgeldern<br />
ist als Zielwert eine Projektgrösse von 1000 Teilnehmenden vorgesehen. Diese wird in ihrer<br />
Zusammensetzung die Grundeinheit aller HE-BezügerInnen widerspiegeln.<br />
Innovationen statt Einheitsbrei<br />
Dass eine solche Konzeption mit allen Behindertengruppen möglich und sinnvoll ist, zeigen<br />
bereits jene 18 Organisationen der privaten Behindertenhilfe (Institutionen und<br />
Behindertenorganisationen), welche das Angebot der vorgesehenen Trägerschaft genutzt<br />
und bislang bereits 277 Plätze reserviert haben. Im Gegenzug verpflichten sie sich zu einer<br />
informellen Unterstützung der Teilnehmenden. Damit ist bereits ein weiterer Schritt gemacht:<br />
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