Nach der Party - Haufe.de
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20 titel_VERGÜTUNG<br />
„Dieselben Spielregeln für alle“<br />
INTERVIEW. <strong>Nach</strong> großen Verlusten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise hat die Commerzbank ihre Boni<br />
radikal gekürzt. Wir fragten nach Erfolg und Belastbarkeit <strong>de</strong>s neuen Vergütungsmo<strong>de</strong>lls.<br />
personalmagazin: Bonuszahlungen für<br />
Bankmanager haben durch die neue EU-<br />
Regelung nun eine feste Grenze gesetzt<br />
bekommen – wie beurteilen Sie diese<br />
Entscheidung?<br />
Stefan Tress: Wir begrüßen die zügige<br />
Verabschiedung <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Kapitalanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsrichtlinie<br />
CRD IV, also<br />
die Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Basel-III-Regeln<br />
in nationales Recht. Die neuen Eigenkapital-<br />
und Liquiditätsregeln sind <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zentrale Baustein für ein stabiles Finanzsystem.<br />
Im Rahmen dieses Regelwerks<br />
wer<strong>de</strong>n auch die Vergütungsregeln für<br />
Finanzinstitute angepasst. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzmarktkrise war es<br />
für die Politik wichtig, Regelungen zu<br />
schaffen, die mögliche Fehlanreize vermei<strong>de</strong>n.<br />
Die Frage nach einer angemessenen<br />
Vergütung stand hier beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
im Fokus. Ein Mittel dabei ist sicherlich,<br />
das Verhältnis von Fixgehalt zu variabler<br />
Vergütung zu regeln. Ob die <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit<br />
genannten Begrenzungen die richtigen<br />
sind, wird die Zukunft zeigen.<br />
Rainer Dahms ist Bereichsleiter Policies<br />
& Rewards Group Human Resources bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Commerzbank AG in Frankfurt.<br />
personalmagazin: Verlieren Sie dadurch<br />
nicht an Attraktivität als Arbeitgeber?<br />
Tress: Für die Bankenbranche wie auch<br />
für die Commerzbank ist es eine unabdingbare<br />
Voraussetzung, ihre Mitarbeiter<br />
marktgerecht zu vergüten. Wir<br />
stehen im Finanzsektor in einem weltweiten<br />
Wettbewerb um Talente, bei nicht<br />
bankspezifischen Funktionen konkurrieren<br />
wir auch mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen.<br />
Durch die Festlegung einer fixen Begrenzung<br />
<strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>de</strong>s Fixgehalts<br />
zum variablen Vergütungsanteil besteht<br />
natürlich die Gefahr, dass die Finanzdienstleistungsbranche<br />
an Attraktivität<br />
verliert. Deswegen ist es aus unserer<br />
Sicht essenziell, dass beim „Kampf um<br />
Talente“ dieselben Spielregeln für alle<br />
gelten. Die <strong>de</strong>mografische Entwicklung<br />
in Deutschland verschärft die Notwendigkeit<br />
weltweit gleicher regulatorischer<br />
Wettbewerbsbedingungen.<br />
Rainer Dahms: Unabhängig davon ist die<br />
Vergütung und dabei insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die<br />
variable Vergütung jedoch nur ein Bestandteil<br />
für die Attraktivität eines<br />
Arbeitsplatzes. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Faktoren wie<br />
Diversity, Work-Life-Balance, Aufstiegsmöglichkeiten,<br />
Internationalität, persönliche<br />
Weiterentwicklung et cetera<br />
spielen eine maßgebliche Rolle bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wahl <strong>de</strong>s Arbeitgebers.<br />
personalmagazin: Sie haben bereits 2010 –<br />
direkt nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise – die Bonuszahlungen<br />
für Ihre Topmanager gekürzt.<br />
Welche Maßnahmen enthielt die neue<br />
Vergütungsstrategie weiter im Einzelnen?<br />
Dahms: Die Vergütung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />
folgt einem klaren Ziel: Wir wollen<br />
unsere Mitarbeiter fair für ihre Leistung<br />
bezahlen. Unser Vergütungssystem<br />
berücksichtigt viele unterschiedliche<br />
Funktionen und bietet maßgeschnei<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />
Lösungen. Denn je<strong><strong>de</strong>r</strong> erwartet zu<br />
Recht, dass seine individuelle Position<br />
und seine Leistung angemessen bezahlt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Tress: Die Commerzbank war in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit<br />
nicht bekannt dafür, exorbitant<br />
hohe variable Vergütungen zu<br />
bezahlen. Gleichwohl gab es auch in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank zum Teil sehr variabel<br />
ausgerichtete Strukturen. Deshalb<br />
haben wir klare Richtlinien eingezogen<br />
und konkret <strong>de</strong>finiert, wie ein faires<br />
Verhältnis von variabler zu fixer Vergütung<br />
aussieht. Dazu haben wir entsprechen<strong>de</strong><br />
strukturelle Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung umgesetzt.<br />
Unser Ziel war aber auch eine homogene<br />
Struktur, die das Risiko <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />
in ein angemessenes Verhältnis<br />
zu seinem Verantwortungsgrad und zu<br />
seiner Rolle setzt. Zu<strong>de</strong>m haben wir die<br />
darüber hinausgehen<strong>de</strong>n Regelungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Institutsvergütungsverordnung umgesetzt,<br />
das heißt unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em sogenannte<br />
„Risk Taker“ i<strong>de</strong>ntifiziert und<br />
entsprechen<strong>de</strong> Deferal- und Retentionstrukturen<br />
aufgesetzt. Und schließlich<br />
haben wir die Vergütungsmo<strong>de</strong>lle und<br />
Strukturen transparent gemacht.<br />
personalmagazin 07 / 13