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Nach der Party - Haufe.de

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07.2013 | 11.80 EUR<br />

Material-Nr. 04062-5153<br />

ko<br />

<strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Party</strong><br />

Wie sich Gehälter und Boni seit <strong>de</strong>n Exzessen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n S. 12<br />

Entgelt<br />

Was bei Sepa<br />

und Reisekosten<br />

jetzt auf Sie<br />

zukommt<br />

S. 48<br />

In<strong>de</strong>x Weshalb sich HR im ersten<br />

Halbjahr 2013 weniger Personalrisiken<br />

ausgesetzt sieht S. 24<br />

Vergütung Wie Sie Gutscheine<br />

als Incentives rechtlich richtig<br />

einsetzen S. 39<br />

mitbestimmung Wie Sie sich<br />

bereits jetzt auf die Betriebsratswahlen<br />

2014 vorbereiten S. 60


Betriebliche Zukunftsvorsorge<br />

Unser Maßstab sind Sie.<br />

Für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung wird die<br />

betriebliche Zukunftsvorsorge immer wichtiger. Denn<br />

Arbeitnehmer suchen zunehmend Stabilität und Verlässlichkeit.<br />

Von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zeitwertkonto<br />

bietet Fi<strong>de</strong>lity Ihnen maßgeschnei<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

Vorsorgelösungen. Gleichermaßen unterstützen wir<br />

Sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung und Implementierung.<br />

Service – aus einer Hand – <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bezahlt macht,<br />

auch für Ihre Mitarbeiter. Unser wichtigstes Erfolgsmerkmal:<br />

Als unabhängiger Vermögensverwalter<br />

sind wir ausschließlich unseren Kun<strong>de</strong>n verpflichtet.<br />

Denn unser Maßstab sind Sie.<br />

Zukunft<br />

braucht<br />

Verlässlichkeit.<br />

bav@fil.com<br />

www.fi<strong>de</strong>lity.<strong>de</strong>/institutionelle


Editorial<br />

3<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Dominanz <strong><strong>de</strong>r</strong> Großorganisationen ist vorbei, zunehmend entstehen<br />

spezifische Interessenvertretungen – nicht nur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tariflandschaft,<br />

auch bei <strong>de</strong>n Verbän<strong>de</strong>n für Personalfachleute. Lange konnten<br />

DGFP o<strong><strong>de</strong>r</strong> BDA die unterschiedlichsten Interessengruppen bin<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat sich das aufgesplittet: Einige HR-Manager<br />

haben die HR-Alliance gegrün<strong>de</strong>t, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>de</strong>n BPM; zuletzt haben 30<br />

HR-Manager <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sverband<br />

für Arbeitsrechtler in<br />

„Die Vision Unternehmen, kurz BVAU,<br />

<strong>de</strong>s Verbands<br />

ist<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Taufe gehoben.<br />

Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gründungsversammlung<br />

haben wir via<br />

nicht ein<br />

Twitter live berichtet, in<br />

linkeres<br />

diesem Heft lesen Sie ein<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> rechteres, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n großes Interview mit <strong>de</strong>m<br />

ein besseres Arbeitsrecht.“<br />

Zumkeller zu <strong>de</strong>n Zielen <strong>de</strong>s<br />

Präsi<strong>de</strong>nten Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> R.<br />

Reiner Straub, Herausgeber<br />

BVAU. Aufschlussreich, wie<br />

Zumkeller <strong>de</strong>n BVAU in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

vielfältigen Landschaft <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Interessenverbän<strong>de</strong> verortet. Über keinen bestehen<strong>de</strong>n Verband verliert<br />

er ein schlechtes Wort, hebt eher <strong><strong>de</strong>r</strong>en positive Leistung hervor.<br />

Dennoch sieht er eine Lücke, die <strong><strong>de</strong>r</strong> BVAU schließen will. Dem BVAU<br />

geht es um die Umsetzung <strong>de</strong>s Arbeitsrechts in <strong><strong>de</strong>r</strong> betrieblichen<br />

Praxis. Die Vision ist nicht ein linkeres o<strong><strong>de</strong>r</strong> rechteres, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein<br />

besseres Arbeitsrecht, das <strong>de</strong>m Betriebsfrie<strong>de</strong>n dient. Das Angebot an<br />

die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustausch, die fachliche Debatte auf<br />

hohem Niveau. Eine Mitgliedschaft ist <strong>de</strong>shalb Juristen vorbehalten.<br />

Letztlich ist es ein attraktives Angebot im HR-Umfeld, in <strong>de</strong>m die<br />

Betriebswirte auf <strong>de</strong>m Vormarsch sind. Ich bin je<strong>de</strong>nfalls gespannt,<br />

wie viele von Ihnen sich diesem neuen Netzwerk zuwen<strong>de</strong>n.<br />

Ihr<br />

Sprachentraining<br />

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07 / 13 personalmagazin<br />

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4<br />

Inhalt_ Juli 2013<br />

10<br />

Verband für Arbeitsrechtler<br />

Präsi<strong>de</strong>nt Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> R. Zumkeller nennt<br />

die Ziele <strong>de</strong>s neu gegrün<strong>de</strong>ten BVAU.<br />

Vergütung nach<br />

<strong>de</strong>n Boni-Exzessen<br />

Die Finanzkrise hat<br />

die Vergütung nicht<br />

nur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankenbranche<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

Welche gesetzlichen<br />

und betrieblichen<br />

Regeln zurück zum<br />

Normalmaß führen.<br />

12<br />

Szene<br />

06 News und Events<br />

10 „Unser Fokus ist ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er“<br />

Wie die neue Interessenvertretung<br />

für Arbeitsrechtler BVAU die bestehen<strong>de</strong><br />

Verbandslandschaft ergänzt<br />

Titelthema<br />

12 <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Party</strong><br />

Zurück zu einer Vergütung auf<br />

Normalmaß: Wie sich Gehälter und<br />

Boni seit <strong>de</strong>n Exzessen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

16 Stärker verknüpfen<br />

Wenn Boni zur Leistungssteuerung<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n, sind Balance<br />

und Weitblick nötig<br />

20 „Dieselben Spielregeln für alle“<br />

<strong>Nach</strong> <strong>de</strong>n Verlusten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise<br />

hat die Commerzbank ihre<br />

Boni radikal gekürzt. Die Verantwortlichen<br />

erläutern, wie belastbar<br />

das neue Vergütungsmo<strong>de</strong>ll ist<br />

Management<br />

22 News und Dienstleistungsmarkt<br />

24 Ten<strong>de</strong>nz sinkend<br />

Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x für das erste<br />

Halbjahr 2013: HR sieht sich insgesamt<br />

weniger Risiken ausgesetzt<br />

27 Global in zwölf Monaten<br />

Wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Chemiekonzern Wacker<br />

sein oberes Management für die<br />

Globalisierung fit macht<br />

30 Yahoo-Mitarbeiter? Anwesend!<br />

Die Debatte um Mitunternehmertum,<br />

Vertrauen und Kontrolle ist<br />

neu entfacht<br />

spezial<br />

48 Die Ruhe nach <strong>de</strong>m Sturm<br />

Was nach <strong>de</strong>m Wirbel um Elstam<br />

nun auf Entgeltabrechner zukommt<br />

50 Abschied von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankleitzahl<br />

Auch HR muss bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung<br />

auf Sepa einige Arbeit bewältigen<br />

Organisation<br />

34 News und Softwaremarkt<br />

36 Berichterstattung: Mangelhaft<br />

Studie: Unternehmen berichten zu<br />

wenig über ihr Human Capital<br />

39 So bleibt die Freu<strong>de</strong> ungetrübt<br />

Gutscheine als Incentive einsetzen,<br />

ohne <strong>de</strong>n Fiskus zu beschenken<br />

42 Rechtliche Risiken bei Gutscheinen<br />

43 <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Insolvenz von Maxchoice:<br />

Die ethischen Regeln <strong><strong>de</strong>r</strong> Anbieter<br />

44 Zeiterfassung – egal wo<br />

Mobile Lösungen erfolgreich nutzen<br />

46 Dem Pflegenotstand begegnen<br />

Das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll reduziert<br />

Kosten und erhöht die Pflegequalität<br />

52 Reiserecht im neuen Gewand<br />

Das Reisekostenrecht ist erstmals in<br />

Gesetzesform gefasst wor<strong>de</strong>n<br />

55 Beitragsfalle Versorgungswerk<br />

Ein aktueller Befreiungsbescheid<br />

zur Rentenversicherung ist Pflicht<br />

personalmagazin 07 / 13


5<br />

64<br />

Die richtige Entsendungsoption<br />

Vor <strong>de</strong>m Auslandseinsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />

müssen Personaler entschei<strong>de</strong>n, welches die<br />

richtige arbeitsvertragliche Grundlage ist<br />

65 News<br />

Recht<br />

58 Aktuelle Rechtsprechung<br />

60 Betriebsratswahlen stehen an<br />

Neue Serie zu <strong>de</strong>n Wahlen im<br />

Frühjahr 2014: Wer sich schon<br />

jetzt vorbereitet, kann zum<br />

Beispiel noch über alternative<br />

Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle entschei<strong>de</strong>n<br />

64 Richtige Entsendungsoption<br />

Vier Einsatzstufen mit jeweils<br />

unterschiedlichen rechtlichen<br />

Vertragsbedingungen stehen<br />

beim Auslandseinsatz zur Wahl<br />

67 Der Frika<strong>de</strong>llen-Unfall<br />

Die Frage, ob es sich um einen<br />

Arbeitsunfall o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine private<br />

Tätigkeit han<strong>de</strong>lt, gipfelt im Fall<br />

<strong>de</strong>s Frika<strong>de</strong>llenverzehrs während<br />

eines Kollegengesprächs<br />

Persönlich<br />

68 News und Weiterbildung<br />

70 Lernen Sie loszulassen<br />

Macht abgeben, Vertrauen<br />

schenken, Fehlerklima zulassen:<br />

Wie Sie erfolgreich <strong>de</strong>legieren<br />

72 Buchtipps<br />

74 Ganz persönlich<br />

Anke Wehmeier, Leiterin <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Personalabteilung im Frankfurt<br />

Marriott Hotel, beantwortet <strong>de</strong>n<br />

Fragebogen<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

73 Impressum<br />

74 Vorschau<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

07 / 13 personalmagazin


6 Szene_News<br />

Stellenwechsel<br />

Zhengrong Liu<br />

Der Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Human Resource bei Lanxess verlässt zum 30. Juni das Unternehmen.<br />

Seine <strong>Nach</strong>folgerin wird Gudrun Ihling, bisher Leiterin <strong>de</strong>s globalen HR-Business-Partner-Teams.<br />

Zhengrong Liu hatte die Position <strong>de</strong>s Lanxess-Personalchefs seit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abspaltung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bayer AG 2004 inne und seit<strong>de</strong>m signifikant zum Erfolg von Lanxess<br />

beigetragen. Er hatte in Shanghai und Köln studiert, bevor er 1998 bei Bayer China Ltd. einstieg.<br />

Später übernahm er die Personalleitung für Bayer Polymers in <strong><strong>de</strong>r</strong> Region Asien-Pazifik.<br />

Kürzlich gab er bekannt, dass Lanxess das jährliche Mitarbeitergespräch abschaffen<br />

wolle, weil es viel wichtiger sei, dass die Beziehung zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter<br />

dynamisch und nicht statisch auf diesen einen jährlichen Termin fokussiert sei. Sein<br />

neuer Job führt ihn nach Hamburg – als Senior Vice Presi<strong>de</strong>nt HR <strong><strong>de</strong>r</strong> Beiersdorf AG.<br />

© Lanxess<br />

© Lufthansa<br />

Bettina Volkens<br />

Am 1. Juli übernimmt Bettina Volkens die Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsdirektorin und die Verantwortung<br />

für das Ressort Personal und Recht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Lufthansa. Die promovierte Juristin kam 2012<br />

als Leiterin Führungskräfte Konzern zur Lufthansa Group und leitet aktuell <strong>de</strong>n Bereich Personal<br />

Konzern. Ihre berufliche Laufbahn begann sie 1994 im Bun<strong>de</strong>sumweltministerium. Einer Tätigkeit<br />

als Rechtsanwältin folgten ab 1997 verschie<strong>de</strong>ne Funktionen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Bahn, unter<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>em als Vorstandsmitglied Personal DB Region. Zusammen mit Harry Hohmeister (Vorstand<br />

Verbund-Airlines und Logistik) tritt sie in die Fußstapfen von Personalvorstand Stefan Lauer.<br />

Siegfried Baumeister<br />

Zum neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative „Wege zur Selbst-GmbH“ wur<strong>de</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> jüngsten Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>versammlung<br />

Siegfried Baumeister gewählt. Er tritt die <strong>Nach</strong>folge von Wolfgang Runge, Personalleiter<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ford-Werke Saarlouis an. Siegfried Baumeister, heute Vorstandsmitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Hans Hermann<br />

Voss-Stiftung, blickt auf rund 40 Jahre Erfahrung im (Personal-)Management zurück. Anfang 2010<br />

hatte er die operative Verantwortung als Bereichsleiter Personal bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Voss-Gruppe abgegeben<br />

und war Mitte 2011 in <strong>de</strong>n Ruhestand gegangen. Sein Arbeitgeber holte ihn zurück. Seit<strong>de</strong>m gibt<br />

Baumeister richtig Gas – nun auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbst-GmbH, zu <strong><strong>de</strong>r</strong>en Gründungsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n er zählt.<br />

Christoph Diebenbusch<br />

Am 1. Juni hat Christoph Diebenbusch die Personalführung bei Burda<br />

übernommen. Der 43-Jährige war zuletzt HR Direktor für Deutschland,<br />

Österreich und die Schweiz beim Healthcare-Konzern Covi<strong>de</strong>n.<br />

Luisa Delgado<br />

Seit September 2012 war Luisa Delgado Personalvorstand und<br />

Arbeitsdirektorin bei SAP. En<strong>de</strong> Juni 2013 verlässt sie das Unternehmen.<br />

Ihre Funktionen wer<strong>de</strong>n von Finanzvorstand Werner Brandt<br />

mit übernommen, <strong><strong>de</strong>r</strong> diese mehrfach interimistisch innehatte.<br />

Ute Plambeck<br />

Neuer Personalvorstand <strong><strong>de</strong>r</strong> DB Netz AG ist seit <strong>de</strong>m 1. Mai Ute<br />

Plambeck. Die Diplom-Verwaltungswirtin folgte auf Hans-Otto Umlandt.<br />

Zuletzt war sie Konzernbevollmächtigte <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Bahn<br />

für die Län<strong><strong>de</strong>r</strong> Hamburg und Schleswig-Holstein.<br />

Christine Scheffler<br />

Die Leitung <strong><strong>de</strong>r</strong> zentralen Personalabteilung von Arvato geht von<br />

Wolfgang Sonnabend auf Christine Scheffler über. Mit diesem<br />

Wechsel wird die studierte Romanistin auch in <strong>de</strong>n Arvato-Vorstand<br />

berufen. Sie leitete zuletzt die Bertelsmann University.<br />

Ulrich Schumacher<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Mai ist Ulrich Schumacher Personalvorstand, Arbeitsdirektor<br />

und GM Europe Vice Presi<strong>de</strong>nt Human Resources bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Adam<br />

Opel AG. Der 55-Jährige war zuletzt Vice Presi<strong>de</strong>nt Human Resources<br />

Europe bei Toyota Boshoku. Bei Opel folgt er auf Holger Kimmes.<br />

+++ Aktuelle Personalien +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++ Rubrik „Personalszene“<br />

personalmagazin 07 / 13


7<br />

Zitate<br />

„Wir betreiben Active Sourcing mit<br />

großem Erfolg und nehmen Ihnen<br />

einen Teil <strong>de</strong>s Kuchens weg. Aber die<br />

schwierigen Fälle überlassen wir <strong>de</strong>n<br />

Personalberatern.“<br />

Marc-Stefan Brodbeck, Deutsche Telekom,<br />

auf <strong>de</strong>m Personalberatertag <strong>de</strong>s BDU<br />

„Personaler müssen mehr Fokus auf die<br />

Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungsqualität legen.<br />

Der Personalbereich in einem Unternehmen<br />

ist nur so gut wie die Führungskräfte –<br />

und umgekehrt“.<br />

Katharina Heuer, neue Geschäftsführerin <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

für Personalführung (DGFP), auf <strong>de</strong>m DGFP-Kongress<br />

Drei Fragen an ...<br />

... Jörn Wege zum Thema Zeitarbeit im Ausland<br />

Frage eins: Wie häufig kommt es vor, dass<br />

<strong>de</strong>utsche Zeitarbeitnehmer im Ausland<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />

Jörn Wege: Das ist immer abhängig von<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen wir zusammenarbeiten,<br />

und von <strong>de</strong>n Mitarbeitern. Im<br />

Moment haben wir öfter Zeitarbeitnehmer,<br />

die im Ausland im Einsatz sind –<br />

sogar in China, wie beispielsweise unser<br />

Mitarbeiter Erol Bingöl. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Normalfall<br />

ist ein Einsatz in Europa, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

in Frank reich und England.<br />

Frage zwei: Warum entsen<strong>de</strong>n Ihre Kun<strong>de</strong>nunternehmen<br />

Zeitarbeitnehmer ins<br />

Ausland?<br />

Wege: Meist wer<strong>de</strong>n gut qualifizierte und<br />

eingearbeitete Mitarbeiter im Zuge eines<br />

Projekts <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nunternehmens ins<br />

Ausland geschickt. So war das auch bei<br />

Erol Bingöl, <strong><strong>de</strong>r</strong> zweimal über mehrere<br />

Monate in Peking tätig war: Das Unternehmen,<br />

in <strong>de</strong>m er eingesetzt war, hatte<br />

eine größere Aktion in China. Hierbei<br />

konnte es nicht auf ihn verzichten und<br />

<strong>de</strong>shalb wur<strong>de</strong> er zusammen mit seinen<br />

Kollegen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Stammbelegschaft entsandt.<br />

Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelfall: Zeitarbeitnehmer<br />

wer<strong>de</strong>n nicht speziell für einen<br />

Auslandsjob angefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gehen<br />

innerhalb ihres Zeitarbeitseinsatzes für<br />

einige Zeit ins Ausland. Es gibt auch<br />

Zeitarbeitseinsätze, die sich auf die Auslandsentsendung<br />

beschränken – also<br />

reine Mitarbeiterentsendung. Aber das<br />

bieten wir nicht an. Wir überlassen Mitarbeiter<br />

an <strong>de</strong>utsche Unternehmen und<br />

diese entsen<strong>de</strong>n gegebenenfalls die Leute<br />

zeitweise zu ihren Kun<strong>de</strong>n ins Ausland.<br />

Das wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht etwas <strong>de</strong>m negativen<br />

Ruf, <strong>de</strong>n die Zeitarbeit <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit in <strong>de</strong>n Medien<br />

hat: Man kann Zeitarbeitnehmer<br />

auch gut bezahlen, gut qualifizieren und<br />

auf Augenhöhe mit <strong>de</strong>m Stammpersonal<br />

einsetzen. Im Auslandseinsatz wer<strong>de</strong>n<br />

sie genauso behan<strong>de</strong>lt wie die eigenen<br />

Leute.<br />

Jörn Wege ist Geschäftsführer von<br />

Argo Aviation, einem auf die Luftfahrtbranche<br />

spezialisierten Personaldienstleister.<br />

Einer seiner Mitarbeiter war als<br />

Zeitarbeitnehmer zweimal über mehrere<br />

Monate in China für die Spezialreinigung<br />

von VIP-Flugzeugen eingesetzt.<br />

Frage drei: Wie funktioniert die Abrechnung<br />

eines Auslandseinsatzes?<br />

Wege: Der Einsatz ist gekoppelt an das<br />

Doppelbesteuerungsabkommen. Das<br />

erleichtert vieles: Wir müssen keine<br />

Anmeldungen an ein französisches Krankensystem<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ähnliches vornehmen.<br />

Zu<strong>de</strong>m wird die Verantwortung, die wir<br />

gegenüber unseren Mitarbeitern haben,<br />

ein Stück weit vom entsen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

übernommen. Oft wer<strong>de</strong>n<br />

Unterkünfte und Verpflegung vom Kun<strong>de</strong>nunternehmen<br />

für das gesamte Team<br />

gestellt. So war das auch bei Herrn Bingöl.<br />

Zusätzlich hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Auslandseinsatz einen Extra-Satz gezahlt,<br />

<strong>de</strong>n wir eins zu eins an Erol Bingöl<br />

weitergeleitet haben.<br />

07 / 13 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


8 Szene_eVENTS<br />

©DGFP<br />

Momentaufnahme aus <strong>de</strong>m Streitgespräch „Unternehmerische<br />

Freiheit versus staatliche Ordnungspolitik“.<br />

<br />

<br />

Kritik an <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Personalführung<br />

(DGFP) will sich verstärkt in die gesellschaftliche<br />

Debatte einmischen. Das wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />

diesjährigen DGFP-Kongress in Frankfurt am Main<br />

<strong>de</strong>utlich: Die 600 Teilnehmer erwartete am ersten Kongresstag<br />

ein Streitgespräch zum Thema „Unternehmerische<br />

Freiheit versus staatliche Ordnungspolitik“, in<br />

<strong>de</strong>m DGFP-Vorstandsvorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong> Stefan Lauer scharfe<br />

Kritik übte: „Es gibt zu viel Populismus beim Gesetzgeber.“<br />

Als Beispiel führte Lauer an, dass Personalvorstän<strong>de</strong><br />

zu einem offenen Dialog zur Frauenquote nach<br />

Berlin gela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n, aber kein solcher stattfand.<br />

„Wir haben in Berlin nur erfahren, was die Regierung<br />

vorhat“, so Lauer. Staatssekretär Gerd Hoofe wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprach<br />

heftig: „Die Wirtschaft hat bereits 2001 eine<br />

Selbstverpflichtungserklärung zur Frauenför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

abgegeben. Es ist nichts passiert. Da muss die Politik<br />

han<strong>de</strong>ln.“<br />

Ihren ersten großen öffentlichen Auftritt als neue<br />

DGFP-Geschäftsführerin hatte Katharina Heuer. Sie<br />

vermittelte ein zukunftsweisen<strong>de</strong>s Bild von Personalarbeit:<br />

Die Personaler müssten mehr rausgehen zu <strong>de</strong>n<br />

Führungskräften und Mitarbeitern, und die DGFP müsse<br />

mit Personalthemen im öffentlichen Raum stärker in<br />

Erscheinung treten. Wichtige Zukunftsthemen seien<br />

Demografie, Wertewan<strong>de</strong>l, Globalisierung, die Digitalisierung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitswelt und Stress am Arbeitsplatz.<br />

Mit ihrer inhaltlichen Positionierung hat die neue Geschäftsführerin<br />

erste Akzente für neuen Schwung innerhalb<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP gesetzt.<br />

Spannend war auch eine Diskussionsrun<strong>de</strong> am<br />

zweiten Kongresstag, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage nachging, wie gut<br />

künftige Personalmanager für die betriebliche Personalarbeit<br />

ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e mehr<br />

betriebswirtschaftliche Kenntnisse innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hochschulausbildung und eine bessere Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Diskussionsteilnehmern<br />

gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

www.dgfp.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


9<br />

Neue Impulse für HR<br />

In exklusiver Run<strong>de</strong> über aktuelle Themen im HR-<br />

Management diskutieren und interessante neue<br />

Kontakte knüpfen – das ist das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Business<br />

Excellence Conference, die seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Übernahme<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Beratung Dr. Geke & Associates nun von KPMG<br />

fortgeführt wird. Das diesjährige Motto <strong><strong>de</strong>r</strong> Veranstaltung<br />

lautet „Rethinking HR in a Changing World“. In<br />

<strong>de</strong>n Vorträgen und Diskussionen soll es unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em<br />

um die Internationalisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Abteilungen, um<br />

steuerrechtliche Aspekte im HR-Management, Talentmanagement<br />

und Workforce-Optimierung gehen. Rund<br />

100 Teilnehmer und sieben Referenten wer<strong>de</strong>n erwartet.<br />

Die HR-Business Excellence Conference 2013 fin<strong>de</strong>t<br />

am 19. September im Hyatt Regency Hotel Düsseldorf<br />

statt. <br />

www.kpmg.com<br />

Unternehmer im Dialog<br />

Wissenstransfer und Netzwerke stehen im Mittelpunkt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Artus-Run<strong>de</strong>. Hier kommen Führungskräfte<br />

zusammen, die sich zum Thema<br />

„Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft“ informieren und austauschen<br />

wollen – im Dialog mit Wirtschaftsstrategen, Zukunftsforschern,<br />

Praktikern und Visionären, <strong>de</strong>nen neben<br />

fachlichem und ökonomischem Know-how soziale Kompetenzen<br />

im Arbeitsalltag wichtig sind. Die nächste Artus-Run<strong>de</strong><br />

für Geschäftsführer und Inhaber kleinerer<br />

und mittelständischer Unternehmen fin<strong>de</strong>t vom 25. bis<br />

26. August auf <strong>de</strong>m mittelalterlichen Schloss Schkopau<br />

bei Merseburg statt. <br />

www.artus-run<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

Termine<br />

4. Juli,<br />

Frankfurt am Main<br />

25. bis 26. August,<br />

Merseburg<br />

27. und 28. August,<br />

Berlin<br />

27. und 28. August,<br />

Weimar<br />

Towers Watson HR Executive-Konferenz<br />

Tel. 069 1505-5117<br />

www.towerswatson.com/events/17152<br />

Artus-Run<strong>de</strong> Mittelstand<br />

Tel. 030 20075566<br />

www.artus-run<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

8. Demographie-Kongress<br />

Tel. 0228 970970<br />

www.best-age-conference.com<br />

Sage HR User Conference<br />

Tel. 0341 48440-0<br />

www.sage.<strong>de</strong>/uc<br />

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07 / 13 personalmagazin


10 Szene_verbän<strong>de</strong><br />

„Unser Fokus ist ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er“<br />

INTERVIEW. Eine neu gegrün<strong>de</strong>te Interessenvertretung für Arbeitsrechtler in Unternehmen<br />

erweitert die bestehen<strong>de</strong> Verbandslandschaft. Ihr Präsi<strong>de</strong>nt erklärt, warum.<br />

personalmagazin: En<strong>de</strong> April haben Sie<br />

<strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sverband für Arbeitsrechtler<br />

in Unternehmen (BVAU) gegrün<strong>de</strong>t. Was<br />

will <strong><strong>de</strong>r</strong> BVAU, was bietet er?<br />

Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> Zumkeller: Der BVAU ist etwas<br />

Neues: Erfahrungsaustausch auf hohem<br />

Niveau, was das Arbeitsrecht an<br />

sich wie auch <strong>de</strong>ssen Umsetzung in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

betrieblichen Praxis betrifft. Es sind<br />

ausschließlich arbeitsrechtlich enorm erfahrene<br />

Kollegen dabei, die zumeist im<br />

Personalbereich angesie<strong>de</strong>lt sind – und<br />

das branchenübergreifend. Wenn wir<br />

über ein Thema diskutieren, wissen wir<br />

ganz genau um die arbeitsrechtlichen,<br />

aber auch um die personalpolitischen<br />

Umstän<strong>de</strong>. An erster Stelle steht für uns<br />

daher das Netzwerken, <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustausch<br />

auf Augenhöhe, das Setzen<br />

interessanter Impulse. Es ist ungemein<br />

wichtig, über <strong>de</strong>n eigenen Tellerrand zu<br />

sehen: Wie macht das ein Kollege in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Region, in o<strong><strong>de</strong>r</strong> außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Branche?<br />

Was sind „Best Practices“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> Lösungsansätze,<br />

ohne das Rad neu zu erfin<strong>de</strong>n?<br />

Der Unternehmensarbeitsrechtler unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich vom Anwalt o<strong><strong>de</strong>r</strong> vom Wissenschaftler<br />

dadurch, dass er sich gera<strong>de</strong><br />

nicht zuerst fragt: Muss ich das rechtlich<br />

machen? Vielmehr stellt er sich die Frage:<br />

Wie kann ich das rechtssicher machen,<br />

um die Stakehol<strong><strong>de</strong>r</strong> einzubin<strong>de</strong>n? Die<br />

Antwort bedarf viel Erfahrung und auch<br />

<strong>de</strong>n kollegialen, vertraulichen Austausch.<br />

personalmagazin: Warum müssen sich<br />

gera<strong>de</strong> Arbeitsrechtler in einem eigenen<br />

Verband organisieren? Glauben Sie,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellung im Unternehmen zu<br />

schwach ist?<br />

Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> R. Zumkeller ist erster<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s BVAU. Er ist Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

HR Policies, Rewards & Benefits <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>utschen ABB, inklusive Arbeitsrecht und<br />

Arbeitnehmerbeziehungen.<br />

Zumkeller: Entstan<strong>de</strong>n sind wir quasi<br />

„aus uns heraus“. Zu Beginn bestan<strong>de</strong>n<br />

persönliche Kontakte, die dann in einer<br />

Xing-Gruppe verstärkt wur<strong>de</strong>n. Zuletzt<br />

war es ein echter, aus <strong>de</strong>n Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe gewachsener Bedarf nach<br />

einer Interessenvertretung, nach<strong>de</strong>m<br />

wir gesehen haben, dass es bislang keine<br />

Heimat für uns gibt. Ich glaube, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Antrieb entwickelte sich gera<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m<br />

Bewusstsein einer starken Stellung im<br />

Unternehmen. Denn häufig sind wir in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Reihenfolge zwar nicht die ersten,<br />

die gefragt wer<strong>de</strong>n, aber unser Wort<br />

zählt: sei es, wenn es darum geht, finanzielle<br />

Risiken, betriebspolitischen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> öffentlichkeitswirksamen Ärger<br />

abzuwen<strong>de</strong>n sowie personalpolitische<br />

Grundsätze durchzusetzen. Welche<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beschäftigtengruppe im Unternehmen<br />

vermittelt <strong>de</strong>nn zwischen so<br />

vielen Stakehol<strong><strong>de</strong>r</strong>n, also Unternehmensleitung,<br />

Führungskraft, Unternehmenskommunikation,<br />

Rechtsabteilung,<br />

Steuerbereich, IT, Datenschutz, Betriebsrat,<br />

Gewerkschaft, Arbeitsgericht und<br />

Mitarbeitern – ich hoffe, ich habe jetzt<br />

nieman<strong>de</strong>n vergessen?<br />

personalmagazin: Dennoch: Bestehen<strong>de</strong><br />

Verbän<strong>de</strong> wie DGFP, BPM, BDA o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverband für Unternehmensjuristen,<br />

kurz BUJ, <strong>de</strong>cken das Thema<br />

„Arbeitsrecht“ auch ab. Warum braucht<br />

es da zusätzlich <strong>de</strong>n BVAU?<br />

Zumkeller: Klar gibt es das Thema „Arbeitsrecht“<br />

auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>norts. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fokus ist bei uns ein ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>er. Das<br />

haben wir gera<strong>de</strong> im vergangenen Jahr<br />

festgestellt, wo sich die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> einer<br />

Xing-Gruppe auch häufiger persönlich<br />

getroffen hatten.<br />

personalmagazin: Inwiefern ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Fokus<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>s? Worin unterschei<strong>de</strong>n Sie sich?<br />

Zumkeller: Die BDA zum Beispiel hat einen<br />

ganz stark richtungspolitischen Fokus:<br />

Was nützt, was scha<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft?<br />

Welche Gesetze sind inhaltlich zu begrüßen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> abzulehnen? Das unterstützen<br />

wir, weil wir insoweit für unsere Unternehmen<br />

freilich auch eine klare politische<br />

Meinung haben. Viele unserer<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> BDA und in <strong>de</strong>n<br />

Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>n engagiert. Das ist<br />

fast schon ein Muss. Aber nach<strong>de</strong>m ein<br />

personalmagazin 07 / 13


11<br />

Gesetz politisch entschie<strong>de</strong>n ist, geht es<br />

ja weiter. Der Gesetzgeber und die Rechtsprechung<br />

lassen uns da häufig im Stich.<br />

Ein schönes Beispiel ist die Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sarbeitsgerichts, dass<br />

Leiharbeitnehmer bei <strong>de</strong>n Schwellenwerten<br />

mitzuzählen sind. Klar ist: Der<br />

DGB ist dafür, die BDA dagegen – das<br />

ist <strong><strong>de</strong>r</strong>en politischer Auftrag und das ist<br />

gut so. Wir fragen aber weiter: Wie ist zu<br />

zählen? Bei allen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur bei bestimmten<br />

Schwellenwerten? Wir wollen das<br />

nicht einer rechtswissenschaftlichen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> anwaltlichen Diskussion überlassen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wir wissen als langjährige<br />

Praktiker, dass es dafür ganz einfach einer<br />

praktikablen Lösung bedarf, wenn<br />

politisch einmal – hier durch das Gericht<br />

und nicht <strong>de</strong>n Gesetzgeber – entschie<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

personalmagazin: Und was wer<strong>de</strong>n Sie<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>s machen als BPM o<strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP?<br />

Zumkeller: Beim BPM und bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP<br />

fin<strong>de</strong>t das Thema „Arbeitsrecht“ auf einer<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ebene statt, in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Formaten.<br />

Der BPM hat, glauben wir, eine<br />

starke HR-Ausrichtung, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsrecht<br />

aber nicht im Hauptblickwinkel ist.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP bin ich selbst jahrelang in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustauschgruppe Arbeitsund<br />

Sozialrecht gewesen und empfehle<br />

das gerne weiter. Heute nimmt eine Mitarbeiterin<br />

von mir daran teil, mit großem<br />

Gewinn, mit großer Bereicherung<br />

für alle. Aber es ist etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, alleine<br />

schon durch die Unternehmensmitgliedschaft.<br />

Der BVAU hat dagegen eine individuelle<br />

Mitgliedschaft.<br />

personalmagazin: Erwarten Sie Gegenwind<br />

von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Verbän<strong>de</strong>n und wie<br />

wollen Sie diesem entgegentreten?<br />

Zumkeller: Lassen Sie uns das abwarten.<br />

Ich hatte als BUJ-Mitglied die Initiative<br />

ergriffen, eine Fachgruppe Arbeitsrecht<br />

zu etablieren – erfolglos, sodass von<br />

hier aus wohl mit nichts zu rechnen ist.<br />

Ich will auch gerne im BUJ bleiben, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Interessen unseres Berufsstands, etwa<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersversorgung o<strong><strong>de</strong>r</strong> beim<br />

„Beim BVAU geht es<br />

uns darum, Klarheit<br />

in das Arbeitsrecht zu<br />

bringen, Erfahrungen<br />

sowie ‚Best Practices‘<br />

auszutauschen.“<br />

Schweigerecht gegenüber <strong>de</strong>m Gesetzgeber,<br />

vertritt. Von <strong>de</strong>n Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>n,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> BDA, aber – vielleicht wer<strong>de</strong>n<br />

Sie staunen – auch vom DGB erhoffen<br />

wir uns sehr, dass eine gute Verzahnung<br />

möglich wird. Schließlich ziehen<br />

wir an einem Strang und letztlich auch<br />

in eine Richtung, wenn es darum geht,<br />

dass Regelungen, Gesetze, Gerichtsentscheidungen<br />

or<strong>de</strong>ntlich, pragmatisch<br />

und ohne politischen Zwist im Betrieb<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n sollen. Wir wollen<br />

nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Kernkompetenzen, die Arbeits-,<br />

Arbeitsmarkt- sowie Tarifpolitik,<br />

eingreifen. Wir wollen – am besten vor<br />

einer Entscheidung – Gehör, wenn es um<br />

die Umsetzbarkeit von Regelungen geht.<br />

personalmagazin: Wie wollen Sie sich Gehör<br />

verschaffen, sich in gesellschaftliche Debatten<br />

einmischen und Einfluss nehmen?<br />

Zumkeller: Ein Wahrnehmungsproblem<br />

haben wir nicht, glaube ich. Schon heute<br />

stellen wir fest, dass die Meinung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Praktiker gefragt ist, sozusagen im <strong>Nach</strong>gang<br />

zur politischen Entscheidung. Der<br />

Riesenunterschied: Wir sitzen nicht im<br />

Elfenbeinturm. Wir sind meist nicht die<br />

obersten Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong>, aber wir sind es,<br />

die um die Probleme bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />

im Betrieb wissen. Wer sich da auskennt,<br />

das sind – ganz unbeschei<strong>de</strong>n – wir. Das<br />

wer<strong>de</strong>n wir einbringen. An allen Stellen,<br />

an <strong>de</strong>nen wir die Möglichkeit haben: in<br />

<strong>de</strong>n sozialpolitischen Verbän<strong>de</strong>n, in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Diskussion mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft, <strong><strong>de</strong>r</strong> Legislative<br />

und Judikative.<br />

personalmagazin: Was sind inhaltliche<br />

Punkte, die Sie angehen wollen?<br />

Zumkeller: Im November wollen wir unseren<br />

ersten Jahreskongress veranstalten.<br />

Lassen Sie sich von <strong>de</strong>n Inhalten<br />

überraschen. Es wird sicher kein Kon-<br />

gress, auf <strong>de</strong>m aufsehenerregen<strong>de</strong> politische<br />

Papiere beschlossen wer<strong>de</strong>n. Das<br />

passt nicht zu uns. Uns geht es darum,<br />

Klarheit in das Arbeitsrecht zu bringen,<br />

Erfahrungen und „Best Practices“ auszutauschen.<br />

Wir wollen <strong>de</strong>n Finger in die<br />

„Wun<strong>de</strong>“ bei <strong><strong>de</strong>r</strong> praktischen Umsetzung<br />

legen, Input geben und bekommen.<br />

personalmagazin: Mit wie vielen Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

planen Sie für <strong>de</strong>n Verband?<br />

Zumkeller: Wir rechnen damit, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

BVAU nach <strong>de</strong>n ersten zwölf Monaten,<br />

also im Mai 2014, annähernd 300 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

hat.<br />

personalmagazin: Sie sind Personaler bei<br />

ABB. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Präsidiumsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bei Unternehmen wie Hei<strong>de</strong>lberger Druckmaschinen,<br />

Clariant, Kion o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tuifly.<br />

Wie erklärt sich die Zusammensetzung?<br />

Zumkeller: Es ist richtig, dass die Kollegen,<br />

wie ich auch, zumeist im HR-Bereich tätig<br />

sind. Es gibt zwei Philosophien, wo<br />

Arbeitsrecht angesie<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n kann:<br />

im Rechtsbereich, mit <strong>de</strong>m Vorteil einer<br />

von HR unabhängigen Beraterrolle, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

im Personalbereich, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Chance, in<br />

Überlegungen viel früher eingebun<strong>de</strong>n<br />

zu sein als ein Berater – intern o<strong><strong>de</strong>r</strong> extern.<br />

Ich mache keinen Hehl daraus, dass<br />

ich klar im HR-Bereich arbeiten möchte<br />

und mich als Personaler fühle. Wir sehen<br />

uns eher als Gestalter <strong>de</strong>nn als Berater.<br />

So <strong>de</strong>nken auch viele Verbandskollegen.<br />

Ich glaube, unsere Freu<strong>de</strong> am Umgang<br />

mit Menschen, mit all <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Stakehol<strong><strong>de</strong>r</strong>n, hebt uns stark von<br />

juristischen Kollegen ab und verbin<strong>de</strong>t<br />

uns untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Für <strong>de</strong>n BVAU ist es aber nicht Voraussetzung,<br />

dass die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> im HR-Bereich<br />

angesie<strong>de</strong>lt sind. Wohl aber ist es<br />

Voraussetzung, dass es sich um Juristen<br />

han<strong>de</strong>lt, die überwiegend arbeitsrechtlich<br />

arbeiten und die nachgewiesen arbeitsrechtliche<br />

Erfahrung mitbringen.<br />

Nur so kann ein fruchtbarer Austausch<br />

auf Augenhöhe gewährleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Interview führte Michael Miller.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


12 Titel_vergütung<br />

<strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Party</strong><br />

AUFBRUCH. Die großen Gehaltsexzesse sind vorbei – nun kann die Vergütung auf Normalmaß<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Doch das ist kein Wahlkampfthema, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Expertensache.<br />

Von Katharina Schmitt (Red.)<br />

Der Sturm hat sich gelegt. Über<br />

Managergier, ungerechte Vergütung<br />

und überhöhte Boni<br />

wur<strong>de</strong> so viel diskutiert, <strong>de</strong>battiert<br />

und polemisiert, dass die jüngst<br />

bekannt gewor<strong>de</strong>nen Pläne zu Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungsregelungen gera<strong>de</strong>zu<br />

frie<strong>de</strong>nstiftend wirken. So gibt sich die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung auch sehr zufrie<strong>de</strong>n:<br />

Sie stellte Anfang Mai einen schnell und<br />

mit lockerer Hand gestrickten Vorschlag<br />

zur verstärkten Kontrolle bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Festsetzung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstandsvergütung vor, <strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />

die Novelle <strong>de</strong>s Aktienrechts 2013 einfließen<br />

soll. Und sie betont durch Max<br />

Stadtler, Parlamentarischer Staatssekretär<br />

im Bun<strong>de</strong>sjustizministerium, wie<br />

„ökonomisch sinnvoll und gleichzeitig<br />

wirkungsvoll“ dieser Beitrag sei, um<br />

künftig „Selbstbedienung in großen Publikumsgesellschaften“<br />

zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Konkret schlägt die Regierung vor,<br />

dass bei börsennotierten Aktiengesellschaften<br />

die Hauptversammlung jähr-<br />

„Vergütungskompetenz<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung<br />

ist systematisch und<br />

auch im Hinblick auf die<br />

Zweckrichtung nicht im<br />

Sinne <strong>de</strong>s Aktienrechts.“<br />

Rechtsanwalt Dr. Paul Melot <strong>de</strong> Beauregard,<br />

Kanzlei Mc Dermott Will & Emery<br />

lich verbindlich ein Votum über das vom<br />

Aufsichtsrat entwickelte Vergütungssystem<br />

abgibt. Das soll die bisher nur<br />

fakultativ eingeräumte Möglichkeit<br />

eines unverbindlichen „Say On Pay“<br />

ersetzen. Gleichzeitig möchte die Regierung<br />

<strong>de</strong>n Aufsichtsrat verpflichten, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hauptversammlung die maximalen Vergütungshöhen<br />

zu nennen, die sich bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anwendung <strong>de</strong>s zu beschließen<strong>de</strong>n<br />

Vergütungssystems ergeben sollen.<br />

Auch im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzinstitute<br />

wird an <strong>de</strong>n Vergütungsschrauben gedreht<br />

– nicht nur fester, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />

fundierter: <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verschärften Kapitalvorschriften für<br />

die Finanzbranche (Basel III) durch die<br />

EU in <strong>de</strong>utsches Recht dürfen ab Januar<br />

2014 in Deutschland Boni in <strong>de</strong>n Banken<br />

grundsätzlich nicht mehr höher als das<br />

Jahresgehalt ausfallen. Im Ausnahmefall<br />

und mit Zustimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aktionäre kann<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> variable Vergütungsteil zur Fixvergütung<br />

in einem Verhältnis von maximal<br />

2:1 stehen. Zusätzlich muss im Fall einer<br />

Vergütung, die 100 Prozent <strong>de</strong>s Jahresgehalts<br />

übersteigt, min<strong>de</strong>stens ein Viertel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben für min<strong>de</strong>stens fünf Jahre<br />

zurückgestellt wer<strong>de</strong>n, was einen Anreiz<br />

zur langfristigen Planung geben soll.<br />

Bank ist nicht gleich Bank:<br />

Ärger und Zustimmung<br />

Die neuen Grenzen und <strong>Nach</strong>haltigkeitsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

für die Banken zogen<br />

sich in Teilen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankenbranche<br />

gewaltigen Ärger zu. Der Bun<strong>de</strong>sverband<br />

<strong>de</strong>utscher Banken gab bekannt,<br />

nun um die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>s<br />

Standorts Europa zu fürchten. Wie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Spiegel“ in seiner Ausgabe 10/2013<br />

einschätzt, dürfte die Regelung die<br />

meisten <strong>de</strong>utschen Kreditinstitute allerdings<br />

nur marginal betreffen. Er äußert<br />

die Vermutung, dass lediglich bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Deutschen Bank etwa 500 Mitarbeiter<br />

regelmäßig mehr Bonus als festes Gehalt<br />

beziehen. Tatsächlich haben längst<br />

einige große Banken in Deutschland als<br />

Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise ihre Vergütungssysteme<br />

mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ater ausgestaltet und<br />

Vergütungsobergrenzen implementiert.<br />

Und das, ohne eine existenzbedrohen<strong>de</strong><br />

Fluktuation <strong><strong>de</strong>r</strong> Topmanager auszulösen.<br />

Wie eine solche Umstrukturierung<br />

genau vor sich gehen kann, lesen Sie in<br />

unserem Interview mit Rainer Dahms<br />

und Stefan Tress von <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />

auf Seite 20.<br />

Neue Managervergütung unter<br />

die Lupe genommen<br />

Dem Gesetzesvorschlag zu <strong>de</strong>n neuen<br />

Regelungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Managervergütung<br />

sollte jedoch mehr Sorgfalt gewidmet<br />

wer<strong>de</strong>n, bevor sie verabschie<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Etwas ist die Regierung bereits<br />

zurückgeru<strong><strong>de</strong>r</strong>t: Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

eines Votums <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung<br />

ist sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglichen I<strong>de</strong>e abgekommen,<br />

die Verantwortung für die<br />

Vorstandsvergütung ausschließlich auf<br />

die Aktionäre zu verlagern. Das, so Michael<br />

Kramarsch, Managing Partner<br />

bei Hostettler, Kramarsch und Partner<br />

hkp, wäre „ein Angriff auf das <strong>de</strong>utsche<br />

Erfolgsmo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> zweigeteilten<br />

Unternehmens-Governance mit Vorstand<br />

und Aufsichtsrat und letztendlich<br />

ein Rückfall auf das Sharehol<strong><strong>de</strong>r</strong>-Value-<br />

personalmagazin 07 / 13


13<br />

Prinzip amerikanischer Prägung.“<br />

Rechtliche Schwierigkeiten sieht auch<br />

Dr. Paul Melot <strong>de</strong> Beauregard, Partner<br />

bei McDermott Will & Emery. Er weist<br />

auf die eigentliche Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung<br />

und die Rolle <strong>de</strong>s Aufsichtsrats<br />

als Überwachungsorgan hin:<br />

„Eine Vergütungskompetenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung<br />

ist systematisch und auch<br />

im Hinblick auf die Zweckrichtung nicht<br />

im Sinne <strong>de</strong>s Aktienrechts.“ Christiane<br />

Benner, Vorstandsmitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> IG Metall,<br />

bringt beim DGFP-Kongress auch die Be<strong>de</strong>nken<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gewerkschaften gegen <strong>de</strong>n<br />

Gesetzesvoschlag auf <strong>de</strong>n Punkt: „Die<br />

Vorstandsvergütung muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat<br />

regeln.“ Denn nur hier sitzen, so die<br />

Argumentation <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmervertreter,<br />

auch die Kleinanleger und Beschäftigtenvertreter.<br />

Da in <strong>de</strong>n börsennotierten Unternehmen<br />

heute schon fast ausschließlich die<br />

Vergütungsabstimmungen zwischen<br />

Aufsichtsrat und Eigentümern über<br />

„Say On Pay“ praktiziert wer<strong>de</strong>n, könnte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschlag zwar abgetan wer<strong>de</strong>n als<br />

<strong>de</strong>m Wahlkampf geschul<strong>de</strong>t, aber ohne<br />

Auswirkung. Rechtliche Konformität<br />

und ein gewisser Sinn sollten <strong>de</strong>nnoch<br />

von einem Gesetz verlangt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Das sah auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsausschuss<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten öffentlichen Anhörung<br />

zum Regierungsvorschlag Anfang Juni<br />

so. Fast alle Experten sahen Fehler und<br />

Kritikpunkte im Vorschlag – die Bewertungen<br />

reichen von „nicht sinnvoll“ über<br />

„rechtsunsicher“ bis „unvereinbar mit<br />

<strong>de</strong>m dualistischen System <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensverfassung“.<br />

Corporate-Governance-Ko<strong>de</strong>x zur<br />

freiwilligen Selbstverpflichtung<br />

Klaus-Peter Müller ist Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Regierungskommission Deutscher<br />

Corporate-Governance-Ko<strong>de</strong>x (DCGK),<br />

die parallel zum Vorschlag <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

neue Empfehlungen zur Vorstandsvergütung<br />

für mehr Transparenz<br />

und bessere Vergleichbarkeit veröffentlicht<br />

hat. Dabei geht die Kommission<br />

weit über <strong>de</strong>n Vorschlag <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


14<br />

Titel_vergütung<br />

hinaus, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e setzt sie bei ihren<br />

neuen Empfehlungen auf eine verbesserte<br />

Entscheidungsgrundlage durch<br />

mehr Transparenz und eine Stärkung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats.<br />

Im Einzelnen empfiehlt die Ko<strong>de</strong>xkommission<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen börsennotierten<br />

Unternehmen, die individuellen<br />

Vorstandsvergütungen in ihrem Gesamtbetrag<br />

und auch ihren variablen Vergütungsteilen<br />

nach oben mit Grenzen zu<br />

versehen, die weiterhin <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat<br />

unternehmensspezifisch festlegt.<br />

Weiter sollen nach Vorstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierungskommission<br />

die Gehälter und<br />

Zuwendungen an die Vorstän<strong>de</strong> in standardisierten<br />

Vorlagen veröffentlicht und<br />

vergleichbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Weitere Vorschläge zur Beachtung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> vertikalen Gehaltsentwicklung in<br />

einem Unternehmen sollen und – davon<br />

ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsvorsitzen<strong>de</strong> Müller<br />

überzeugt – wer<strong>de</strong>n dazu beitragen, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat seine Entscheidungen<br />

auf einer besseren, klareren Grundlage<br />

treffen kann. Müller erklärt das Konzept:<br />

„Der Aufsichtsrat soll das Verhältnis<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstandsvergütung zur Vergütung<br />

<strong>de</strong>s oberen Führungskreises und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Belegschaft auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitlichen Entwicklung<br />

berücksichtigen, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aufsichtsrat für <strong>de</strong>n Vergleich festlegt,<br />

wie <strong><strong>de</strong>r</strong> obere Führungskreis und die relevante<br />

Belegschaft abzugrenzen sind.“<br />

Gerechte Vergütung: Wahlkampftaktik<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Anliegen?<br />

Doch wie kommen die Empfehlungen<br />

<strong>de</strong>s Ko<strong>de</strong>x in <strong>de</strong>n Gesetzentwurf?<br />

Manchen verwirrt, dass – während<br />

die Regierungskommission für einen<br />

Corporate-Governance-Ko<strong>de</strong>x noch am<br />

Entwurf arbeitet – von Kanzlerin und<br />

Justizministerium schon einmal ein Vorschlag<br />

zur Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Managervergütung<br />

vorgestellt wird. Ist die von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Das positive Feedback<br />

aus <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

zu unseren Vorschlägen<br />

zeigt, dass die Wirtschaft<br />

sensibilisiert ist<br />

für das Thema.“<br />

Klaus-Peter Müller, Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Regierungskommission DCGK<br />

Regierung so betonte Brisanz <strong>de</strong>s Themas<br />

doch nur <strong>de</strong>m Wahlkampf geschul<strong>de</strong>t?<br />

Dieser Missstand könnte sich zum<br />

Vorteil auswirken – dann nämlich, wenn<br />

die Bindungswirkung <strong>de</strong>s Ko<strong>de</strong>x letztendlich<br />

stärker wirkt als die normativen<br />

Vorgaben. Der Corporate-Governance-<br />

Ko<strong>de</strong>x setzt auf freiwillige Selbstverpflichtung.<br />

Ein Konzept, das <strong>de</strong>hnbar ist<br />

– und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit auch teilweise<br />

strapaziert wur<strong>de</strong>. Doch ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Druck<br />

Hintergrund<br />

Praxisbeispiel<br />

Deutscher Corporate-Governance-Ko<strong>de</strong>x (Auszug)<br />

Der Ko<strong>de</strong>x stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung <strong>de</strong>utscher börsennotierter Gesellschaften dar<br />

und enthält international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung.<br />

4.2.3. ...Die Vergütungsstruktur ist auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung<br />

auszurichten. Die monetären Vergütungsteile<br />

sollen fixe und variable Bestandteile umfassen. Der Aufsichtsrat hat<br />

dafür zu sorgen, dass variable Vergütungsteile grundsätzlich eine<br />

mehrjährige Bemessungsgrundlage haben. Sowohl positiven als auch<br />

negativen Entwicklungen soll bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> variablen<br />

Vergütungsteile Rechnung getragen wer<strong>de</strong>n. Sämtliche Vergütungsteile<br />

müssen für sich und insgesamt angemessen sein, dürfen insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

nicht zum Eingehen unangemessener Risiken verleiten.<br />

Die Vergütung soll insgesamt und hinsichtlich ihrer variablen Vergütungsteile<br />

betragsmäßige Höchstgrenzen aufweisen. Die variablen<br />

Vergütungsteile sollen auf anspruchsvolle, relevante Vergleichsparameter<br />

bezogen sein...<br />

4.2.2. ...Kriterien für die Angemessenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung bil<strong>de</strong>n<br />

sowohl die Aufgaben <strong>de</strong>s einzelnen Vorstandsmitglieds, seine<br />

persönliche Leistung, die wirtschaftliche Lage, <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg und die<br />

Zukunftsaussichten <strong>de</strong>s Unternehmens als auch die Üblichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vergütung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Vergleichsumfelds und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vergütungsstruktur, die ansonsten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft gilt. Hierbei<br />

soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstandsvergütung zur<br />

Vergütung <strong>de</strong>s oberen Führungskreises und <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft insgesamt<br />

auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitlichen Entwicklung berücksichtigen, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aufsichtsrat für <strong>de</strong>n Vergleich festlegt, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> obere Führungskreis<br />

und die relevante Belegschaft abzugrenzen sind.<br />

4.2.5. ...In einem Vergütungsbericht als Teil <strong>de</strong>s Lageberichtes wer<strong>de</strong>n<br />

die Grundzüge <strong>de</strong>s Vergütungssystems für die Vorstandsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dargestellt... Der Vergütungsbericht soll auch Angaben zur Art<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft erbrachten Nebenleistungen enthalten.<br />

Ferner sollen im Vergütungsbericht ...für je<strong>de</strong>s Vorstandsmitglied<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n:<br />

- die für das Berichtsjahr gewährten Zuwendungen einschließlich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Nebenleistungen, bei variablen Vergütungsteilen ergänzt um die<br />

erreichbare Maximal- und Minimalvergütung,<br />

- <strong><strong>de</strong>r</strong> Zufluss im bzw. für das Berichtsjahr aus Fixvergütung, kurzfristiger<br />

variabler Vergütung und langfristiger variabler Vergütung mit<br />

Differenzierung nach <strong>de</strong>n jeweiligen Bezugsjahren.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


15<br />

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<strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit bei <strong>de</strong>n Themen „Vergütung“<br />

und „Boni“ groß. Das sieht auch<br />

Müller so: „Das positive Feedback aus<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen zu unseren Vorschlägen<br />

zeigt, dass die Wirtschaft sensibilisiert<br />

ist für das Thema.“ Und das mit<br />

zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ten<strong>de</strong>nz: „In <strong>de</strong>n letzten<br />

fünf Jahren wur<strong>de</strong> schon viel getan. Dies<br />

können Sie auch in <strong>de</strong>n Auftragsbüchern<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungsberater ablesen, die für<br />

die Unternehmen die Vergütungsstrukturen<br />

national wie international auf ihre<br />

Angemessenheit überprüfen.“<br />

Selbstverpflichtung also statt Gesetz?<br />

Melot <strong>de</strong> Beauregard hält das für möglich:<br />

„Regulierungen tragen auch immer<br />

<strong>de</strong>n Keim ihrer Umgehung in sich. Je<br />

umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungsbegrenzungen<br />

wirken wollen – also beispielsweise<br />

auch Altersversorgungen, Aktienoptionen,<br />

Dienstwohnungen et cetera umfassen<br />

wollen – <strong>de</strong>sto intensiver wird<br />

die Suche nach sonstigen Möglichkeiten<br />

von Zuwendungen.“ Insofern könnten<br />

Gesetze wie die diskutierten stets nur<br />

Rahmenvorschriften darstellen. Je<strong>de</strong>s<br />

Unternehmen sei aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergrund <strong><strong>de</strong>r</strong> spezifischen Gegebenheiten<br />

und Risiken seines Geschäftsmo<strong>de</strong>lls<br />

die richtige Lösung für seine<br />

Mitarbeiter zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Ein eindrückliches Beispiel, dass Gesetze<br />

nicht immer das bewirken, was sie<br />

bezwecken, führt Müller an: Die 2005<br />

gesetzlich beschlossene Offenlegungspflicht<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> individuellen Vorstandsvergütungen<br />

hatte zu einer Nivellierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vorstandsbezüge nach oben, und nicht<br />

wie vom Gesetzgeber eigentlich gewollt,<br />

nach unten geführt.<br />

Dr. Wolfgang Petri vom Arbeitskreis<br />

Wirtschaft und Ethik im VBKI, Verband<br />

Berliner Kaufleute und Industrieller,<br />

sieht auch <strong>de</strong>shalb in <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstverpflichtung<br />

zum Ko<strong>de</strong>x die Lösung, um<br />

Vergütungsexzesse zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n: „Wir<br />

lehnen dirigistische Eingriffe <strong>de</strong>s Staates<br />

auf die Gehaltsfindung in Deutschland<br />

ab. Ein ausbalanciertes System zur<br />

Vorstandsvergütung mit Stärkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rechte von Aufsichtsrat und Hauptversammlung<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Vorstän<strong>de</strong>n<br />

kann nur über das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Marktwirtschaft<br />

hergestellt wer<strong>de</strong>n. Das Eingehen<br />

von Selbstverpflichtungen von<br />

Unternehmen ist im Wettbewerb um<br />

das Ansehen bei Mitarbeitern und Öffentlichkeit<br />

ein probates Mittel in diesem<br />

Sinne.“ Das kann mithilfe <strong>de</strong>s Ko<strong>de</strong>x<br />

geschehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> bei Bedarf angepasst<br />

wird. Denn, so Rechtsanwalt Paul Melot<br />

<strong>de</strong> Beauregard: „Es wird dauern, bis wir<br />

sehen, was Schnellschüsse waren und<br />

was die Vergütung nachhaltig zum Vorteil<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.“<br />

07 / 13 personalmagazin


16<br />

Titel_vergütung<br />

Stärker verknüpfen<br />

Studie. Unterhalb <strong>de</strong>s Topmanagements wer<strong>de</strong>n Boni zunehmend zur Leistungssteue<br />

rung eingesetzt. Auch hier sind Balance und Weitblick nötig, zeigt eine Studie.<br />

Von Harriet Sebald, Petra Knab-Hägele,<br />

Pia Lünstroth und Anke Hammen <br />

Zu einem ganzheitlichen Performance<br />

Management gehört<br />

unabdingbar die Verknüpfung<br />

mit Vergütung und Personalentwicklung.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis wer<strong>de</strong>n diese<br />

Themen jedoch häufig als unabhängige<br />

Prozesse betrachtet. Vor diesem Hintergrund<br />

hat die Unternehmensberatung<br />

Hostettler, Kramarsch & Partner (HKP)<br />

En<strong>de</strong> 2012 die Studie „Performance Management<br />

Monitor“ durchgeführt. In die<br />

Auswertung eingeflossen sind Angaben<br />

von 139 HR-Experten aus Unternehmen<br />

in Deutschland zu ihrer Sicht auf die<br />

Ausgestaltung und Wirkung von Performance<br />

Management sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> kurz- und<br />

langfristigen variablen Vergütung. Die<br />

Teilnehmer stammen im Schnitt aus Unternehmen<br />

mit 1.350 Mitarbeitern und<br />

einem durchschnittlichen Umsatz in Höhe<br />

von 200 Millionen Euro.<br />

Performance Management ist heute<br />

im Markt etabliert<br />

Laut Studie nutzen zwei Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-<br />

Experten in Deutschland Performance<br />

Management in ihrem Unternehmen.<br />

Je größer ein Unternehmen, <strong>de</strong>sto eher<br />

verfügt es über ein fest etabliertes, jährliches<br />

System. Dessen Ausgestaltung<br />

ist jedoch nicht zwangsläufig unternehmensweit<br />

einheitlich. Bei rund 30<br />

Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten mit Performance-<br />

Management-System wird abhängig<br />

von Ebenen, Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Unternehmensbereichen<br />

und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Funktionsgruppen<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung differenziert.<br />

Nahezu alle Studienteilnehmer sehen<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Festlegung und Überprüfung von<br />

Zielvorgaben das Kernelement <strong>de</strong>s Performance<br />

Management. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, nutzen 70 Prozent strukturierte<br />

Prozesse zur Zielableitung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

-vereinbarung mit ihren Mitarbeitern.<br />

Bei <strong>de</strong>n übrigen liegt die Festlegung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ziele ausschließlich im Ermessen <strong>de</strong>s<br />

Vorgesetzten.<br />

Je klarer die Vergütung<br />

an die erbrachte Leistung<br />

geknüpft wird,<br />

<strong>de</strong>sto <strong>de</strong>utlicher wird<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen <strong>de</strong>s Systems<br />

für Beurteilte, Beurteiler<br />

und die Prozessgestalter.<br />

Mit Blick auf die individuelle Beurteilung<br />

nutzen 43 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer<br />

Kalibrierungspanels, also<br />

Besprechungen, in <strong>de</strong>nen Führungskräfte<br />

zusammenkommen, um gemeinsam<br />

die Beurteilungen ihrer jeweiligen Mitarbeiter<br />

im Quervergleich zu besprechen,<br />

bevor Beurteilungen kommuniziert und<br />

gegebenenfalls vergütungsrelevant wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Führungskräftekonferenzen<br />

helfen, gemeinsame Bemessungsstandards<br />

zu schaffen. Während 53 Prozent<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer in ihren Unternehmen<br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>s Quervergleichs<br />

lediglich für Führungskräfte<br />

nutzen, wen<strong>de</strong>n 47 Prozent diese Bewertungspanels<br />

für alle Mitarbeiter an.<br />

Zeitliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> inhaltliche Verknüpfung<br />

mit Entwicklung und Vergütung<br />

Es zeigt sich, dass die überwiegen<strong>de</strong><br />

Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten (rund 75 Prozent)<br />

ihr Performance Management mit<br />

Vergütungskonsequenzen verknüpft.<br />

Ein interessantes Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie<br />

ist, dass HR-Experten mit ihrem Performance-Management-System<br />

signifikant<br />

zufrie<strong>de</strong>ner sind, wenn eine inhaltliche<br />

und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> zeitliche Verknüpfung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Prozesse zu <strong>de</strong>n Themen Entwicklung<br />

und Vergütung besteht. Ein stringentes<br />

Konsequenz-Management trägt dazu<br />

bei, die Transparenz eines Performance-<br />

Management-Systems zu erhöhen und<br />

somit die Akzeptanz zu steigern. Je<br />

klarer die Vergütung an die erbrachte<br />

Leistung geknüpft wird und die Rolle<br />

<strong>de</strong>s Performance Management als Instrument<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiterentwicklung<br />

wird, <strong>de</strong>sto <strong>de</strong>utlicher wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen<br />

<strong>de</strong>s Systems für Beurteilte, Beurteiler<br />

und auch die prozessgestalten<strong>de</strong>n HR-<br />

Experten.<br />

Wie können nun solche Vergütungskonsequenzen<br />

ausgestaltet sein? Im Folgen<strong>de</strong>n<br />

stehen die Ergebnisse <strong>de</strong>s HKP<br />

Performance Management Monitors zu<br />

<strong>de</strong>n Vergütungselementen im Fokus: <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bonus als Instrument <strong><strong>de</strong>r</strong> kurzfristigen<br />

Anreizsetzung und Long-term Incentives<br />

(LTIs) als Instrument zur Etablierung<br />

langfristiger Anreize. Hier liegt<br />

das Augenmerk insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verbreitung und Ausgestaltung dieser<br />

personalmagazin 07 / 13


17<br />

Geldregen bringt nichts –<br />

HR-Experten müssen Boni<br />

mit Weitblick einsetzen.<br />

Vergütungselemente sowie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage,<br />

welche Ausgestaltungsparameter zu<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Erfolg beitragen.<br />

Grundvergütung verstärkt an<br />

individuelle Leistung geknüpft<br />

Dass die Verknüpfung von Performance<br />

und Vergütung immer enger wird, zeigt<br />

sich auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundvergütung. Eine<br />

performanceunabhängige Anpassung<br />

ist zwar nach wie vor weit verbreitet, jedoch<br />

wird von diesem „Gießkannenprinzip“<br />

zunehmend Abstand genommen.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen treten verstärkt Regelungen<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund, die auch die Erhöhung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Grundvergütung an die individuelle<br />

Leistung knüpfen. Zielerreichung<br />

und individuelle Leistungsbeurteilung<br />

sind hier häufig genannte Kriterien.<br />

Im positiven Sinne überrascht, dass<br />

bereits bei fast einem Fünftel <strong><strong>de</strong>r</strong> Stu-<br />

Branchen-Effekt<br />

Praxisbeispiel<br />

Warum sind Banken unzufrie<strong>de</strong>ner?<br />

Die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten äußerte sich „min<strong>de</strong>stens zufrie<strong>de</strong>n“ über ihr implementiertes<br />

System. Die Finanzbranche weicht davon ab: 64 Prozent sind nicht zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit Bonus, LTIs und Performance Management ist bei Banken und<br />

Finanzdienstleistern systematisch niedriger als in <strong>de</strong>n übrigen Branchenclustern. Die<br />

Ursachen dafür sind vielfältiger Natur. So unterliegen Banken in ihrer Geschäftstätigkeit<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Regulierungen, die sich auch auf die Gestaltung von Vergütungs- und<br />

Performance-Management-Systemen auswirken (vergleiche Seite 12). Die jeweiligen<br />

HR-Experten sind häufig von <strong>de</strong>n extern vorgegebenen Regulierungen „getrieben“ o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung von Performance-Management- und Vergütungssystemen eingeschränkt.<br />

Aus Unternehmenssicht zielführen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>en müssen verworfen wer<strong>de</strong>n, um<br />

<strong>de</strong>n Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Regulierung gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Da wun<strong><strong>de</strong>r</strong>t es kaum, dass die<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>n verbliebenen Freiheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Systemgestaltung verhalten ausfällt.<br />

Weitere Erklärungen für <strong>de</strong>n Brancheneffekt sind die volatile Ergebnisentwicklung im<br />

Bankensektor sowie die Tatsache, dass vor allem in dieser Branche grundlegen<strong>de</strong> Geschäftsmo<strong>de</strong>lle<br />

auf <strong>de</strong>m Prüfstand stehen.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


18<br />

Titel_vergütung<br />

dienteilnehmer auch das Potenzial einer<br />

Person die Grundvergütung beeinflusst.<br />

Noch <strong>de</strong>utlicher ausgeprägt fin<strong>de</strong>t sich<br />

die Verknüpfung von Performance und<br />

Vergütung bei variablen Vergütungselementen.<br />

In Deutschland sind mit einer<br />

Quote von 80 Prozent kurzfristige<br />

variable Vergütungselemente weit verbreitet,<br />

zum Beispiel in Form von Zielbonus-<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Profit-Sharing-Systemen.<br />

<strong>Nach</strong> wie vor kommen aber primär Managementebenen<br />

in <strong>de</strong>n Genuss dieser<br />

Vergütungskomponente. Fast die Hälfte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer bin<strong>de</strong>t die Bonusauszahlung<br />

an nur ein Kriterium:<br />

24 Prozent an die individuelle Zielerreichung,<br />

22 Prozent an das Unternehmensergebnis.<br />

Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Hälfte koppelt<br />

die Bonusvergabe an eine Kombination<br />

aus zwei Kategorien: Hier beziehen 17<br />

Prozent die individuelle Zielerreichung<br />

sowie Verhalten/Kompetenzen in die<br />

Bonusvergabe ein, 34 Prozent koppeln<br />

<strong>de</strong>n Bonus an eine Kombination aus Unternehmensergebnis<br />

und individueller<br />

Zielerreichung. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass für ein vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gründig ähnliches<br />

Problem – die Bonusvergabe – unterschiedliche<br />

Bewertungsmaßstäbe in<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Unternehmen gewählt<br />

wer<strong>de</strong>n. Han<strong>de</strong>lt es sich dabei um gleich<br />

gute Lösungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Problemstellung?<br />

Muss nur je<strong>de</strong>s Unternehmen <strong>de</strong>n Weg<br />

fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n es für sich für richtig hält? –<br />

Offenbar nicht: Die multivariate Analyse<br />

zeigt eine <strong>de</strong>utliche Ten<strong>de</strong>nz: Boni, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Vergabe auf einer Kombination von zwei<br />

unterschiedlichen Bewertungskategorien<br />

beruht, führen zu einer signifikant<br />

höheren Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Bonussystem<br />

als jene, die an nur eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Zielgrößen<br />

gekoppelt sind.<br />

Exkurs Praxisbeispiel<br />

Schieflage in <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung<br />

Die befragten HR-Experten beklagten, dass die im System ermittelten Beurteilungswerte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> individuellen Mitarbeiterperformance in vielen Fällen zu positiv ausfallen<br />

(rechtsschiefe Verteilung). Hier sind Verteilungsvorgaben und Quervergleiche nötig.<br />

35 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer nennen das Auftreten einer rechtsschiefen Verteilung<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> individuellen Performance, die vor allem das mittlere Management<br />

(71 Prozent), Top-Executives (53 Prozent) sowie Spezialisten (53 Prozent) betrifft,<br />

als Grund für notwendige Anpassungen in ihrem Performance Management. Die<br />

gewichtigste Ursache für das Entstehen einer rechtsschiefen Verteilung sehen die Befragten<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> mangeln<strong>de</strong>n Fähigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungskräfte, die Leistung ihrer Mitarbeiter<br />

differenziert zu beurteilen (77 Prozent). Als weitere Grün<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n die fehlen<strong>de</strong> Kalibrierung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertungen zwischen <strong>de</strong>n Beurteilern (59 Prozent) sowie die zu schwachen<br />

Definition von Bewertungskategorien und -kriterien (53 Prozent) i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />

Die angestrebten Lösungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten stützen sich vor allem auf zwei Aspekte:<br />

Verteilungsvorgaben und Quervergleiche. Dabei wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Verteilungsvorgaben<br />

angewen<strong>de</strong>t. Die meisten Befragten (53 Prozent) streben Verteilungsempfehlungen<br />

(Recommen<strong>de</strong>d Distribution) an. Diese legen <strong>de</strong>n Beurteilern zwar eine gewisse<br />

Verteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilungsergebnisse nahe, for<strong><strong>de</strong>r</strong>n diese jedoch nicht verbindlich ein.<br />

Lediglich sechs Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer möchten <strong>de</strong>n Beurteilern feste Verteilungsvorgaben<br />

machen (Forced Distribution). Als dritten Lösungsansatz zur Regulierung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verteilung von Beurteilungsergebnissen setzen 24 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rangreihung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilungen an. Mit Vorgaben zur Rangreihung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />

(Forced Ranking) sollen die Beurteiler angehalten wer<strong>de</strong>n, die Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilten<br />

stärker zu differenzieren.<br />

Die Etablierung und stärkere Gewichtung von Kalibrierungsrun<strong>de</strong>n sind ein weiterer<br />

Ansatzpunkt, um die Rechtsschiefe <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilungsergebnisse zu reduzieren. 47<br />

Prozent wollen sich in solchen Beurteilungspanels die inneren Kontrollmechanismen<br />

eines Teams zunutze machen. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteiler muss seine Beurteilungen erläutern. Im<br />

Zuge dieses Quervergleichs kommen Schieflagen in <strong>de</strong>n Beurteilungen <strong>de</strong>utlich zum<br />

Vorschein und Korrekturen können vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Praktiker sind zufrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m System,<br />

erwarten aber keine Motivation<br />

Grundsätzlich gibt die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-<br />

Experten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie an, sehr o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zumin<strong>de</strong>st eher zufrie<strong>de</strong>n mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung<br />

ihres Bonussystems zu sein.<br />

Auch sind jene HR-Experten mit ihrem<br />

Bonussystem signifikant zufrie<strong>de</strong>ner,<br />

welche es mit <strong>de</strong>m Performance Management<br />

verknüpfen. Dies ist bei 59<br />

Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Zu<strong>de</strong>m<br />

variiert die Zufrie<strong>de</strong>nheit branchenabhängig:<br />

Im Vergleich zu Befragten aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie weisen HR-Experten aus<br />

Dienstleistung/Han<strong>de</strong>l sowie aus <strong>de</strong>m<br />

Banken- und Finanzdienstleistungssektor<br />

eine geringere Zufrie<strong>de</strong>nheit auf.<br />

Mit Sicht auf die kurzfristige variable<br />

Vergütung erstaunt, dass weniger als ein<br />

Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Praktiker in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung ist, dass ihr Bonussystem<br />

die Motivation <strong><strong>de</strong>r</strong> Berechtigten<br />

steigert. 17 Prozent glauben sogar, dass<br />

es keinerlei Einfluss auf die Arbeitsmotivation<br />

hat. 52 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten sind<br />

hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> motivieren<strong>de</strong>n Wirkung<br />

von Boni indifferent. Kurz: Ein überwiegen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten ist nicht von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> motivatorischen Wirkung ihres Bonussystems<br />

überzeugt.<br />

<strong>Nach</strong>haltig Ausrichten stärkt Wirkung<br />

langfristiger variabler Vergütung<br />

Im Vergleich zum Bonus sind langfristige<br />

variable Vergütungen, sogenannte<br />

Long-term Incentives (LTIs), weniger<br />

personalmagazin 07 / 13


19<br />

Anpassungskriterien<br />

Lage im Gehaltsband<br />

Zugehörigkeit nach Ebenen<br />

(Tarif, AT, Leiten<strong>de</strong>, Geschäftsleitung)<br />

54<br />

47<br />

Individuelle Regelungen 47<br />

Performance Management (Zielerreichung<br />

und Leistungsbeurteilung)<br />

40<br />

Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungsbeurteilung 33<br />

Zielerreichung 26<br />

Potenzial 19<br />

Es fin<strong>de</strong>n keine individuellen<br />

Differenzierungen statt<br />

5<br />

Die Grafik zeigt die Kriterien für die jährliche Anpassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundvergütung: Die Verknüpfung<br />

von Vergütung und Leistung auch in diesem Bereich nimmt zu.<br />

stark verbreitet: 39 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-<br />

Experten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie gewähren in ihren<br />

Unternehmen solche langfristigen<br />

Vergütungsbestandteile, beispielsweise<br />

als Mehrjahresbonus, Cash Deferral,<br />

Aktien-Deferral, Performance Cash, Performance<br />

Shares o<strong><strong>de</strong>r</strong> Aktienoptionen.<br />

In <strong>de</strong>n meisten Fällen sind sie jedoch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitung (88 Prozent) und<br />

weiteren Führungskräften (72 Prozent)<br />

vorbehalten. Es zeigt sich allerdings<br />

auch, dass bereits 22 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten<strong>de</strong>n<br />

Long-term Incentives auch<br />

an Potenzialträger zahlen – unabhängig<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong>en Hierarchiestufe. Dennoch bemisst<br />

sich die Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> gewährten Langfristvergütungen<br />

nach wie vor primär<br />

an Ebenen (80 Prozent). Mehr und mehr<br />

berücksichtigen Personaler aber auch<br />

Kompetenzbeurteilungen (14 Prozent)<br />

und Potenzial (14 Prozent).<br />

Die mit Long-term Incentives verknüpften<br />

wichtigsten Ziele sind<br />

Mitarbeiterbindung (78 Prozent), <strong>Nach</strong>haltigkeit<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung (57 Prozent)<br />

und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n<br />

Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigentümer (47 Prozent).<br />

Vor diesem Hintergrund sind zwei Drittel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer mit ihrem<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich;<br />

Stichprobenumfang: 129<br />

Quelle: Hostettler, KramarscH & Partner<br />

Long-term-Incentives-System sehr o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zumin<strong>de</strong>st eher zufrie<strong>de</strong>n. Allerdings<br />

offenbart sich wie bei <strong>de</strong>n Boni eine<br />

branchenspezifische Ausprägung: HR-<br />

Experten aus <strong>de</strong>m Bankensektor zeigen<br />

eine geringere Zufrie<strong>de</strong>nheit mit ihren<br />

langfristigen Vergütungskomponenten<br />

als Kollegen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie; Personalverantwortliche<br />

aus Dienstleistung/<br />

Han<strong>de</strong>l weisen die höchste Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

auf.<br />

Grundsätzlich sollten LTIs einen Beitrag<br />

zum Unternehmenserfolg leisten.<br />

Die Analyse zeigt, dass Unternehmen,<br />

die die Ausgestaltung ihrer langfristigen<br />

Anreize auf das Thema <strong>Nach</strong>haltigkeit<br />

fokussieren, erfolgreicher sind als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wettbewerb. Wer<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung<br />

eines LTI-Programms Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Corporate<br />

Responsibility anstelle rein finanzieller<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sharehol<strong><strong>de</strong>r</strong>-Value-Ziele<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund gerückt, steht dies<br />

in positivem Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />

Unternehmenserfolg. Allerdings sind<br />

sich die HR-Experten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Motivationswirkung von Long-term<br />

Incentives uneins: Zwar gehen 40 Prozent<br />

von einer motivationssteigern<strong>de</strong>n<br />

Wirkung aus, gleichzeitig sprechen 46<br />

Prozent dieser Vergütungskomponente<br />

eine solche Wirkung ab.<br />

Fazit: Verknüpfung hilft <strong><strong>de</strong>r</strong> Strategie<br />

und bringt Motivation<br />

Performance Management und Bonussysteme<br />

sind in Deutschland weit<br />

verbreitet. Auch Long-term Incentives<br />

nehmen in ihrer Be<strong>de</strong>utung zu. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, eines <strong><strong>de</strong>r</strong> genannten<br />

Elemente im Unternehmen implementiert<br />

zu haben, steigt dabei mit<br />

wachsen<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensgröße.<br />

Die Ausgestaltung von Long-term<br />

Incentives steht in bestimmten Fällen<br />

nicht nur in Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwen<strong><strong>de</strong>r</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch mit <strong>de</strong>m Unternehmenserfolg: Wo<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung von LTI-Programmen<br />

<strong>Nach</strong>haltigkeitsziele im Mittelpunkt stehen,<br />

übertrifft das Leistungsniveau <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Unternehmen signifikant häufiger das<br />

Leistungsniveau <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitbewerber.<br />

Die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie machen<br />

<strong>de</strong>utlich, dass eine Verknüpfung von<br />

Vergütung mit <strong>de</strong>m Performance Management<br />

nicht nur nützlich im Sinne<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensstrategie ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch <strong>de</strong>utlich zur Zufrie<strong>de</strong>nheit von Systemanwen<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

beiträgt. So ist sowohl<br />

die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Bonussystem<br />

als auch die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m<br />

Performance Management signifikant<br />

größer, wenn bei<strong>de</strong> Elemente im Prozess<br />

miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verbun<strong>de</strong>n sind. Daher<br />

steht die weitere Integration bei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Systemwelten nicht von ungefähr weit<br />

oben auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Agenda <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten HR-<br />

Experten. Es bleibt zu beobachten, mit<br />

welcher Dynamik die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen realisiert wer<strong>de</strong>n. <br />

Dr. Harriet Sebald ist Senior Partner<br />

bei Hostettler, Kramarsch & Partner.<br />

Petra Knab-Hägele ist Senior Partner<br />

bei Hostettler, Kramarsch & Partner.<br />

Dr. Pia Lünstroth ist Senior Analyst<br />

bei Hostettler, Kramarsch & Partner.<br />

Dr. Anke Hammen ist Analyst<br />

bei Hostettler, Kramarsch & Partner.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


20 titel_VERGÜTUNG<br />

„Dieselben Spielregeln für alle“<br />

INTERVIEW. <strong>Nach</strong> großen Verlusten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise hat die Commerzbank ihre Boni<br />

radikal gekürzt. Wir fragten nach Erfolg und Belastbarkeit <strong>de</strong>s neuen Vergütungsmo<strong>de</strong>lls.<br />

personalmagazin: Bonuszahlungen für<br />

Bankmanager haben durch die neue EU-<br />

Regelung nun eine feste Grenze gesetzt<br />

bekommen – wie beurteilen Sie diese<br />

Entscheidung?<br />

Stefan Tress: Wir begrüßen die zügige<br />

Verabschiedung <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Kapitalanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsrichtlinie<br />

CRD IV, also<br />

die Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Basel-III-Regeln<br />

in nationales Recht. Die neuen Eigenkapital-<br />

und Liquiditätsregeln sind <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zentrale Baustein für ein stabiles Finanzsystem.<br />

Im Rahmen dieses Regelwerks<br />

wer<strong>de</strong>n auch die Vergütungsregeln für<br />

Finanzinstitute angepasst. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzmarktkrise war es<br />

für die Politik wichtig, Regelungen zu<br />

schaffen, die mögliche Fehlanreize vermei<strong>de</strong>n.<br />

Die Frage nach einer angemessenen<br />

Vergütung stand hier beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

im Fokus. Ein Mittel dabei ist sicherlich,<br />

das Verhältnis von Fixgehalt zu variabler<br />

Vergütung zu regeln. Ob die <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit<br />

genannten Begrenzungen die richtigen<br />

sind, wird die Zukunft zeigen.<br />

Rainer Dahms ist Bereichsleiter Policies<br />

& Rewards Group Human Resources bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Commerzbank AG in Frankfurt.<br />

personalmagazin: Verlieren Sie dadurch<br />

nicht an Attraktivität als Arbeitgeber?<br />

Tress: Für die Bankenbranche wie auch<br />

für die Commerzbank ist es eine unabdingbare<br />

Voraussetzung, ihre Mitarbeiter<br />

marktgerecht zu vergüten. Wir<br />

stehen im Finanzsektor in einem weltweiten<br />

Wettbewerb um Talente, bei nicht<br />

bankspezifischen Funktionen konkurrieren<br />

wir auch mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen.<br />

Durch die Festlegung einer fixen Begrenzung<br />

<strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>de</strong>s Fixgehalts<br />

zum variablen Vergütungsanteil besteht<br />

natürlich die Gefahr, dass die Finanzdienstleistungsbranche<br />

an Attraktivität<br />

verliert. Deswegen ist es aus unserer<br />

Sicht essenziell, dass beim „Kampf um<br />

Talente“ dieselben Spielregeln für alle<br />

gelten. Die <strong>de</strong>mografische Entwicklung<br />

in Deutschland verschärft die Notwendigkeit<br />

weltweit gleicher regulatorischer<br />

Wettbewerbsbedingungen.<br />

Rainer Dahms: Unabhängig davon ist die<br />

Vergütung und dabei insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die<br />

variable Vergütung jedoch nur ein Bestandteil<br />

für die Attraktivität eines<br />

Arbeitsplatzes. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Faktoren wie<br />

Diversity, Work-Life-Balance, Aufstiegsmöglichkeiten,<br />

Internationalität, persönliche<br />

Weiterentwicklung et cetera<br />

spielen eine maßgebliche Rolle bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahl <strong>de</strong>s Arbeitgebers.<br />

personalmagazin: Sie haben bereits 2010 –<br />

direkt nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise – die Bonuszahlungen<br />

für Ihre Topmanager gekürzt.<br />

Welche Maßnahmen enthielt die neue<br />

Vergütungsstrategie weiter im Einzelnen?<br />

Dahms: Die Vergütung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />

folgt einem klaren Ziel: Wir wollen<br />

unsere Mitarbeiter fair für ihre Leistung<br />

bezahlen. Unser Vergütungssystem<br />

berücksichtigt viele unterschiedliche<br />

Funktionen und bietet maßgeschnei<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

Lösungen. Denn je<strong><strong>de</strong>r</strong> erwartet zu<br />

Recht, dass seine individuelle Position<br />

und seine Leistung angemessen bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Tress: Die Commerzbank war in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit<br />

nicht bekannt dafür, exorbitant<br />

hohe variable Vergütungen zu<br />

bezahlen. Gleichwohl gab es auch in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank zum Teil sehr variabel<br />

ausgerichtete Strukturen. Deshalb<br />

haben wir klare Richtlinien eingezogen<br />

und konkret <strong>de</strong>finiert, wie ein faires<br />

Verhältnis von variabler zu fixer Vergütung<br />

aussieht. Dazu haben wir entsprechen<strong>de</strong><br />

strukturelle Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung umgesetzt.<br />

Unser Ziel war aber auch eine homogene<br />

Struktur, die das Risiko <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

in ein angemessenes Verhältnis<br />

zu seinem Verantwortungsgrad und zu<br />

seiner Rolle setzt. Zu<strong>de</strong>m haben wir die<br />

darüber hinausgehen<strong>de</strong>n Regelungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Institutsvergütungsverordnung umgesetzt,<br />

das heißt unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em sogenannte<br />

„Risk Taker“ i<strong>de</strong>ntifiziert und<br />

entsprechen<strong>de</strong> Deferal- und Retentionstrukturen<br />

aufgesetzt. Und schließlich<br />

haben wir die Vergütungsmo<strong>de</strong>lle und<br />

Strukturen transparent gemacht.<br />

personalmagazin 07 / 13


21<br />

personalmagazin: Ohne Probleme und<br />

Frustration auszulösen, wird eine so weitgreifen<strong>de</strong><br />

Gehaltssenkung nicht durchgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n können – wie konnten Sie<br />

die Mitarbeiter trotz<strong>de</strong>m motivieren?<br />

Dahms: Variable Vergütung ist sicherlich<br />

ein Motivationsfaktor, aber bei Weitem<br />

nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige. So ist beispielsweise<br />

unser Zusatzleistungspaket am Markt<br />

äußerst konkurrenzfähig. Noch wichtiger<br />

ist unseres Erachtens die beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Kultur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank. Die<br />

Bank ist Vorreiter in vielen Themen,<br />

die Mitarbeitern wichtig sind: So ist das<br />

Thema „Diversity“ bei uns nicht nur ein<br />

Mo<strong>de</strong>thema: Wir setzen konkrete Maßnahmen<br />

für unsere Mitarbeiter um, von<br />

<strong>de</strong>nen sowohl die Mitarbeiter als auch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber profitieren.<br />

Es geht uns darum, dass alle Mitarbeiter<br />

in einem Umfeld arbeiten, in<br />

<strong>de</strong>m je<strong><strong>de</strong>r</strong> seine Stärken entfalten kann.<br />

Das heißt, dass wir die Vereinbarkeit<br />

von Privatleben und Beruf för<strong><strong>de</strong>r</strong>n – so<br />

sind beispielsweise unsere betriebsnahen<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>tagesstätten ausgezeichnet<br />

wor<strong>de</strong>n. Darüber hinaus ist uns die<br />

Gleichbehandlung homosexueller Kollegen<br />

äußerst wichtig – auch hier sind<br />

unsere Netzwerkaktivitäten mehrfach<br />

ausgezeichnet wor<strong>de</strong>n. Und auch im Gesundheitsmanagement<br />

bieten wir ein<br />

mannigfaltiges Angebot für unsere Mitarbeiter<br />

an. Als erstes Dax-Unternehmen<br />

wur<strong>de</strong> unser betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

2013 vom TÜV Süd zertifiziert.<br />

Neben <strong>de</strong>n Diversity-Themen liegt<br />

uns die Aus- und Weiterbildung sehr am<br />

Herzen. Deshalb investiert die Commerzbank<br />

stark in die Entwicklung ihrer Mitarbeiter.<br />

Aktuelles Beispiel: Gera<strong>de</strong> erst<br />

haben wir die „Commerzbank Aka<strong>de</strong>mie“<br />

auf <strong>de</strong>n Weg gebracht, die <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

Entwicklungswege aufzeigt und sie<br />

in ihrer persönlichen Entwicklung begleitet.<br />

Kurz: Diese Themen stehen für Mitarbeiter<br />

heute im Fokus, das Gehalt spielt<br />

nicht immer die zentrale Rolle.<br />

personalmagazin: Reagierte das Topmanagement<br />

nach Ihren Erfahrungen auf<br />

Bonuskürzungen an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als die tariflich<br />

bezahlten Mitarbeiter, als variable Vergütungsbestandteile<br />

gekürzt wur<strong>de</strong>n?<br />

Tress: Das kann man nicht pauschalisieren,<br />

<strong>de</strong>nn die Reaktionen sind über<br />

alle Hierarchieebenen hinweg sehr unterschiedlich.<br />

In unseren Augen ist die<br />

Hierarchieebene dabei weit weniger entschei<strong>de</strong>nd<br />

als individuelle Erfahrungen,<br />

Stefan Tress ist Head of Compensation<br />

& Benefits bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank AG in<br />

Frankfurt.<br />

die die Mitarbeiter mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />

gemacht haben. Dabei spielen<br />

Fragen eine Rolle, wie beispielsweise<br />

die Betriebszugehörigkeit eines Mitarbeiters<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch, ob er sich in seiner<br />

individuellen Laufbahn von <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />

fair behan<strong>de</strong>lt fühlt.<br />

Grundsätzlich kann man sagen, dass<br />

das Topmanagement, vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n Situation,<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> sich die Commerzbank befin<strong>de</strong>t,<br />

großes Verständnis für die Kürzung<br />

aufbringt. Und auch bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

stimmt es uns immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> positiv,<br />

dass sie – unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

aktuell schwierigen Vergütungssituation<br />

– weiterhin motiviert sind und ihr<br />

Bestes geben.<br />

personalmagazin: 2012 wur<strong>de</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />

die variable Vergütung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitarbeiter teilweise auch durch Aktien<br />

ersetzt – ist das ein empfehlenswertes<br />

Mo<strong>de</strong>ll?<br />

Tress: Die Auszahlung variabler Vergütung<br />

in Aktien war eine Maßnahme, die<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Situation 2012 genau<br />

die richtige Entscheidung war. Es ging<br />

darum, im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> erhöhten EBA-<br />

Kapitalanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen Eigenkapital zu<br />

generieren. Der Commerzbank war es<br />

dabei wichtig, dass alle einen Beitrag<br />

leisten. Die hohe Zustimmung von 90<br />

Prozent aller betroffenen Mitarbeiter<br />

war ein positives Signal <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft,<br />

dass sie an die Commerzbank glauben<br />

und bereit sind, hier auch persönlich ins<br />

Risiko zu gehen. Als dauerhaftes Mo<strong>de</strong>ll<br />

ist dies aus unserer Sicht nicht zwingend<br />

zielführend, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzungsaufwand<br />

sehr hoch war.<br />

personalmagazin: Wo sehen Sie die künftigen<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen für <strong>de</strong>n Bankensektor<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungspolitik?<br />

Dahms: Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung für Banken<br />

besteht darin, ihren Mitarbeitern die<br />

neuen Vergütungsstrukturen, die unter<br />

Hochdruck eingeführt wur<strong>de</strong>n, noch<br />

besser zu erklären, um insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die<br />

motivatorischen Aspekte wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr in<br />

<strong>de</strong>n Fokus zu rücken. Natürlich ist es für<br />

die Finanzdienstleistungsbranche auch<br />

wichtig, die Märkte genau zu beobachten:<br />

Führen die neuen regulatorischen<br />

Vorgaben dazu, dass sich die Fluktuation<br />

im Topmanagement aus <strong>de</strong>m Bankensektor<br />

hinaus erhöht und müssen<br />

<strong>de</strong>shalb gegebenenfalls Maßnahmen zur<br />

Stabilisierung eingeleitet wer<strong>de</strong>n? Es ist<br />

und bleibt essenziell, die Probleme, die<br />

im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise entstan<strong>de</strong>n<br />

sind, in Erinnerung zu behalten und<br />

daraus zu lernen. Dabei ist es wichtig,<br />

regelmäßig zu hinterfragen, ob wir mit<br />

<strong>de</strong>n eingeleiteten Maßnahmen auf <strong>de</strong>m<br />

richtigen Weg sind. Das gilt für uns unabhängig<br />

von gelten<strong>de</strong>n Vorschriften.<br />

Das Interview führte Katharina Schmitt.<br />

07 / 13 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


22 Management_NEWS<br />

Deutsche Arbeitnehmer<br />

sind nicht<br />

so engagiert wie<br />

ihre europäischen<br />

Kollegen.<br />

Mitarbeiter-Engagement steigt in<br />

Europa – nur nicht in Deutschland<br />

Um das Mitarbeiter-Engagement ist es in Europa trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> anhalten<strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftskrise immer besser bestellt. Mit einem Anstieg<br />

um fünf Prozentpunkte auf 57 Prozent gegenüber <strong>de</strong>m vergangenen<br />

Jahr war <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Engagement-Skala am<br />

größten. Das zeigt die Studie „Trends in Global Engagement“ von Aon<br />

Hewitt, für die Daten von 2.500 Unternehmen mit über 3,8 Millionen<br />

Mitarbeitern weltweit ausgewertet wur<strong>de</strong>n. Seit 2011 haben sich die Werte<br />

kontinuierlich verbessert.<br />

In Deutschland aber sinkt das Engagement-Niveau seit 2010 kontinuierlich<br />

und liegt mittlerweile bei nur noch 46 Prozent. „Entwickelt sich<br />

die Wirtschaft positiv, sinkt – zeitlich leicht versetzt – in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel das<br />

Mitarbeiter-Engagement im Land“, erläutert Dr. Wolf-Bertram von Bismarck,<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Talent in EMEA bei Aon Hewitt, die zugrun<strong>de</strong><br />

liegen<strong>de</strong> These. „Die aktuellen Ergebnisse zeigen das sehr <strong>de</strong>utlich.“ Aber<br />

auch weltweit liegt noch einiges im Argen, <strong>de</strong>nn am unteren En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Skala<br />

tut sich nicht viel. Insgesamt sind laut <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie weiterhin 40 Prozent<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter nicht engagiert.<br />

Die wichtigsten Engagement-Treiber sind wie schon in <strong>de</strong>n Jahren zuvor<br />

berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ruf <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Erstmals ist die Vergütung unter <strong>de</strong>n Top drei <strong><strong>de</strong>r</strong> Motivationsfaktoren zu<br />

fin<strong>de</strong>n. 2011 war sie nicht einmal unter <strong>de</strong>n fünf erstgenannten Faktoren.<br />

Doch auch bei <strong>de</strong>n Engagement-Treibern bil<strong>de</strong>t Deutschland eine Ausnahme:<br />

Hier fin<strong>de</strong>t sich die Vergütung weiter unten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Skala.<br />

<strong>Nach</strong>gehakt<br />

Trainer richtig auswählen<br />

Die Stiftung Warentest hat vor Kurzem 500<br />

Unternehmen dazu befragt, wie sie ihre Trainer<br />

für die Personalentwicklung auswählen.<br />

Auffällig war dabei vor allem, dass sie wenig<br />

auf die didaktischen Fähigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Trainer<br />

achten und dafür eher Wert auf fachliche<br />

Qualifikationen und einen guten Ruf legen –<br />

größere Unternehmen legen sogar zu 80 Prozent<br />

Wert auf <strong>de</strong>n Ruf. Das Resultat stimme<br />

be<strong>de</strong>nklich, kommentieren die Testautoren<br />

auf ihrer Website test.<strong>de</strong>: „Vor allem die<br />

geringe Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Qualifikation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Dozenten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl einer<br />

Weiterbildung ist erschreckend.“ Ein Seminarleiter<br />

müsse sein Fachwissen anschaulich<br />

und abwechslungsreich rüberbringen, sonst<br />

sei eine Weiterbildung schnell nutzlos.<br />

Weitere wichtige Auswahlkriterien, die<br />

Personalentwickler beachten sollten, fin<strong>de</strong>n<br />

sich auch im <strong>Haufe</strong> Personal Office: So<br />

sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Trainer die <strong>de</strong>m Inhalt und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

jeweiligen Trainingsphase angemessenen<br />

Metho<strong>de</strong>n anwen<strong>de</strong>n (können). Er muss zu<br />

<strong>de</strong>n Teilnehmern passen. Das Honorar muss<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Leistung angemessen sein und er muss<br />

im Bedarfsfall zur Verfügung stehen. Die<br />

Unternehmensberatung I.O. Business weist<br />

außer<strong>de</strong>m darauf hin, dass Referenzen <strong>de</strong>s<br />

Trainers wichtig sind. Sie sollten belegen,<br />

dass er auch Folgeaufträge in einem<br />

Unternehmen erhalten hat. Zu<strong>de</strong>m kann<br />

die Mitgliedschaft in einem Fachverband<br />

entschei<strong>de</strong>nd sein, genauso wie spezifische<br />

Branchenkenntnisse.<br />

News <strong>de</strong>s Monats<br />

Motivieren Eine aktuelle Studie <strong><strong>de</strong>r</strong> Hay Group, für die 2.200 Unternehmen befragt wur<strong>de</strong>n, gibt Führungskräften erneut schlechte Noten<br />

für ihr Motivationstalent: Der Untersuchung zufolge sorgt über die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Chefs weltweit für ein schlechtes Arbeitsklima.<br />

Re<strong>de</strong>n Die Kommunikation in Teams lässt laut einer Studie <strong>de</strong>s Beratungsunternehmens DDI unter 1.279 Befragten zu wünschen übrig.<br />

35 Prozent gaben an, dass ihr Chef ihnen nie o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur manchmal zuhöre, wenn es um berufliche Belange gehe.<br />

Unterschei<strong>de</strong>n Laut einer Umfrage von Faktenkontor unter 1.000 Teilnehmern, davon 492 männlich und 508 weiblich, scheint es doch<br />

einen typisch männlichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> weiblichen Führungsstil zu geben. 77 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten stimmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage danach voll o<strong><strong>de</strong>r</strong> teilweise zu.<br />

Nur 21 Prozent stimmten <strong>de</strong>m eher nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> absolut nicht zu.<br />

+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


Management_DienstleistunGen<br />

23<br />

Beratungsfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

51.000 Positionen<br />

neu besetzt<br />

Auf ein neues Allzeithoch ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Umsatz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberatungsbranche<br />

gestiegen. 2012<br />

erwirtschafteten die Personalberater<br />

<strong>de</strong>s BDU 1,55 Milliar<strong>de</strong>n Euro (plus<br />

3,6 Prozent). 51.000 Positionen wur<strong>de</strong>n<br />

mit ihrer Hilfe neu besetzt (2011:<br />

48.800). Doch die Dynamik <strong>de</strong>s Wachstums<br />

hat sich im Vergleich zu <strong>de</strong>n Vorjahren<br />

<strong>de</strong>utlich abgeschwächt, so das<br />

Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Marktstudie „Personalberatung<br />

in Deutschland 2012/2013“.<br />

Nicht alle Personalberater konnten<br />

82<br />

Suche und<br />

Auswahl<br />

8 Managementdiagnostik<br />

4 Besetzung von<br />

Aufsichts-/Beiräten<br />

2 Management<br />

Development<br />

1 Unternehmensberatung<br />

1 Executive Coaching<br />

2 Sonstige (Outplacement,<br />

Employer Branding …)<br />

Alle Angaben in Prozent<br />

Die Suche und Auswahl von Führungskräften<br />

und Experten machen die Haupttätigkeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberater aus. Doch<br />

immer mehr Firmen suchen selbst über<br />

Social-Media-Kanäle nach Kandidaten.<br />

Quelle: BDU, 2013<br />

2012 vom Branchenwachstum profitieren. Die beste Geschäftsentwicklung mel<strong>de</strong>ten<br />

die mittelgroßen Beratungen. Die großen Gesellschaften sind oft im internationalen<br />

Geschäft o<strong><strong>de</strong>r</strong> Branchen wie <strong>de</strong>m Fahrzeugbau tätig – Bereichen,<br />

<strong>de</strong>nen es 2012 nicht mehr so gut ging.<br />

Beratungssegmente, die 2012 ein starkes Wachstum verbuchten, waren Employer<br />

Branding, sonstige HR-Beratung, Outplacement-Beratung und Executive<br />

Coaching. Beim klassischen Geschäft <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberater, <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche und<br />

Auswahl von Führungskräften und Experten, ergaben sich ebenfalls leichte<br />

Zuwächse. Aber gera<strong>de</strong> in diesem Feld machen ihnen die Unternehmen zunehmend<br />

Konkurrenz. „Die Bemühungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Klientenunternehmen, über Onlineund<br />

Social-Media-Plattformen selber an geeignete Kandidaten zu gelangen,<br />

nimmt zumin<strong>de</strong>st auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Spezialisten- und unteren Führungsebene nochmals<br />

zu“, meinen über 90 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberater. Allerdings hören die Beratungen<br />

inzwischen auch immer häufiger Klagen von Kandidaten über zu häufige<br />

und teils unqualifizierte Ansprache über Social-Media-Kanäle. www.bdu.<strong>de</strong><br />

Weniger Zeitarbeiter erwartet<br />

Die Branchentarifzuschäge, aber auch das schwächere Wirtschaftswachstum<br />

machen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitarbeit zu schaffen. Laut <strong><strong>de</strong>r</strong> aktuellen Lünendonk-<br />

Liste „Führen<strong>de</strong> Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Unternehmen<br />

in Deutschland“ ging <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Top-25-Anbieter 2012 im Vergleich zum<br />

Vorjahr um 0,6 Prozent zurück. Für das Jahr 2013 rechnen die 25 größten<br />

Dienstleister mit weiteren Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und mit rückläufigen Umsätzen<br />

(um 0,5 Prozent). Hartmut Lüerßen, Partner <strong><strong>de</strong>r</strong> Lünendonk GmbH, erwartet<br />

als Folge einen Rückgang bei <strong>de</strong>n Zeitarbeitnehmern. Seiner Prognose nach<br />

haben insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e solche Dienstleister eine gute Chance, sich auf <strong>de</strong>m Markt<br />

zu behaupten, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> komplexen Landschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Branchentarifzuschläge<br />

die Kun<strong>de</strong>nunternehmen kompetent informieren und beraten. Dies werte die<br />

„wahrgenommene Dienstleistungsqualität“ nachhaltig auf. www.luenendonk.<strong>de</strong><br />

07 / 13 personalmagazin


24 Management_Personalrisiken<br />

Ten<strong>de</strong>nz sinkend<br />

STUDIE. Die dritte Auflage <strong>de</strong>s Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x zeigt einen sinken<strong>de</strong>n Trend.<br />

Nur <strong>de</strong>n Gesundheitsrisiken schenken die meisten Befragten mehr Beachtung.<br />

Von Julia Ebert, Uljana Miller und Ingo Weller<br />

Zum dritten Mal haben die Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München, die Sage AG und das<br />

Personalmagazin <strong>de</strong>n Personal-<br />

Risiko-In<strong>de</strong>x erhoben. Zum ersten Mal<br />

zeigt sich bei allen beurteilten Personalrisiken<br />

eine sinken<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nz. Das<br />

bestätigt sich auch global – <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtin<strong>de</strong>x<br />

(PRI) im zweiten Halbjahr 2012<br />

betrug 4,35, im ersten Halbjahr 2013<br />

erreicht er einen Wert von 4,02.<br />

Wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> vergangenen Umfrage zum<br />

Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x aus <strong>de</strong>m zweiten<br />

Halbjahr 2012 (siehe Personalmagazin-<br />

Ausgabe 12/2012, Seite 48 f.) wur<strong>de</strong>n<br />

die Einschätzungen für acht Personalrisiken<br />

abgefragt: Austritts-, Engpass-,<br />

Anpassungs-, Motivations-, Loyalitäts-,<br />

Gesundheits-, Führungs- und HRM-Risiko.<br />

Die Risiken wur<strong>de</strong>n jeweils aktuell<br />

sowie perspektivisch für die kommen<strong>de</strong>n<br />

sechs Monate beurteilt. Die acht<br />

Risiken wer<strong>de</strong>n anschließend zu einem<br />

ungewichteten Gesamtin<strong>de</strong>x zusammengefasst.<br />

Weiterhin großes Interesse<br />

Die PRI-Befragung ist erneut auf großes<br />

Interesse gestoßen. 536 Teilnehmer<br />

haben die Risikofragen und sonstigen<br />

Pflichtangaben vollständig beantwortet<br />

– was als großer Erfolg zu werten ist.<br />

Die Befragung pen<strong>de</strong>lt sich also offensichtlich<br />

auf einem hohen und stabilen<br />

Niveau ein. Die Befragten sind überwiegend<br />

weiblich (54 Prozent; zuletzt<br />

57 Prozent). Ungefähr 28 Prozent sind<br />

Personalleiter (zuletzt 36 Prozent) und<br />

zirka 23 Prozent sind Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschäftsleitung (zuletzt nur zwölf Prozent).<br />

Personalmitarbeiter und -referenten<br />

nehmen in <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Welle 18 Prozent<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten<strong>de</strong>n ein (zuletzt 20<br />

Prozent). Die Zahlen können als Indiz<br />

dafür gesehen wer<strong>de</strong>n, dass das Thema<br />

„Personalrisiko“ bei <strong>de</strong>n adressierten<br />

kleinen und mittelgroßen Unternehmen<br />

eine strategische Be<strong>de</strong>utung hat –<br />

schließlich hat mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Befragten eine Leitungsrolle inne, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

für <strong>de</strong>n Personalbereich o<strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />

gesamte Unternehmen.<br />

Am stärksten vertreten sind weiterhin<br />

Unternehmen aus <strong>de</strong>m Dienstleistungsbereich<br />

(aktuell: 18 Prozent; zuletzt: 19<br />

Prozent); darüber hinaus weist die Zugehörigkeit<br />

zu Wirtschaftszweigen keine<br />

spezifischen Differenzierungen untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

und zwischen <strong>de</strong>n Befragungswellen<br />

auf. Die Masse <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen<br />

hat aktuell zehn bis 249 Mitarbeiter (zusammen:<br />

73 Prozent; zuletzt 58 Prozent)<br />

– die Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>utet also darauf hin,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> PRI seine angepeilte Zielgruppe<br />

(KMU) mehr und mehr erreicht.<br />

Personal-risiko-in<strong>de</strong>x 1/2013<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Der Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x liegt für das erste Halbjahr 2013 bei einem Wert von 4,02<br />

Punkten. Er wird auf einer Skala von null (kein Risiko) bis zehn (hohes Risiko) gemessen.<br />

6<br />

Personal-<br />

Risiko-In<strong>de</strong>x<br />

4,02<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Quelle: PRI 1/2013<br />

Personalrisiken sinken<br />

Der In<strong>de</strong>x erreicht, wie oben berichtet,<br />

im ersten Halbjahr 2013 einen Wert in<br />

Höhe von 4,02. Er liegt damit etwa acht<br />

Prozent unter <strong>de</strong>m ermittelten Wert<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> vergangenen Befragung aus <strong>de</strong>m<br />

zweiten Halbjahr 2012. Wie <strong><strong>de</strong>r</strong> globale<br />

In<strong>de</strong>x sinken auch die Einzelrisiken jeweils<br />

ab (zwischen einem und zwölf Prozent,<br />

gemessen am Vorbefragungswert).<br />

Das Engpassrisiko belegt wie bei bisher<br />

allen Befragungsrun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Spitzenwert.<br />

Aktuell liegt es bei 4,39 und damit<br />

zirka zwölf Prozent unter <strong>de</strong>m Vorbefragungswert<br />

von 4,99. Es folgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe<br />

nach das Führungs-, das HRM-, das Ge-<br />

personalmagazin 07 / 13


25<br />

sundheits- und das Motivationsrisiko –<br />

eine Reihenfolge, die sich ähnlich in <strong>de</strong>n<br />

vorhergehen<strong>de</strong>n Befragungen bereits<br />

zeigte. Den Schluss bil<strong>de</strong>n ebenso wie<br />

zuvor das Anpassungs-, das Loyalitätsund<br />

das Austrittsrisiko. Die Relationen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Risiken zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> haben sich damit<br />

strukturell nicht gravierend verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

Der sinken<strong>de</strong> Trend muss jedoch nicht<br />

zwangsläufig eine Folge allgemein geringerer<br />

Risikowahrnehmungen sein.<br />

Wie oben skizziert, hat sich die Teilnehmerstruktur<br />

zwischen <strong>de</strong>n Wellen<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Unter diesen Vorzeichen ist<br />

die jeweils relative Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Risiken im Zeitverlauf interessant: Die<br />

geringsten Verluste zeigen sich beim Loyalitätsrisiko<br />

(nahezu unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t mit<br />

minus ein Prozent) sowie beim HRMund<br />

Gesundheitsrisiko (jeweils zirka minus<br />

fünf Prozent). Der stabile Trend <strong>de</strong>s<br />

Loyalitätsrisikos könnte ein sogenannter<br />

„Deckelungseffekt“ sein: Die Skala<br />

wur<strong>de</strong> zuvor bereits relativ niedrig beantwortet,<br />

sodass eine weitere Ten<strong>de</strong>nz<br />

nach unten die Befragten vor psychologische<br />

Hemmschwellen stellt. Dagegen<br />

gäbe es theoretisch für das HRM- und<br />

Gesundheitsrisiko noch Luft nach unten.<br />

Inhaltlich lassen die Zahlen eher darauf<br />

schließen, dass bei<strong>de</strong> Risiken als noch<br />

immer relevant o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar vergleichsweise<br />

stärker ausgeprägt als zuvor erachtet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Gesundheit wird Managementthema<br />

Interessanterweise zeigt sich, dass sowohl<br />

Geschäftsleiter als auch Personalmitarbeiter<br />

das Gesundheitsrisiko in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

aktuellen Befragung höher bewerten als<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> zurückliegen<strong>de</strong>n. Lediglich die<br />

unterschiedliche Verteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppen<br />

über die Befragungswellen drückt<br />

<strong>de</strong>n Gesamtmittelwert: Aktuell befin<strong>de</strong>n<br />

sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stichprobe fast doppelt so<br />

viele Geschäftsleiter, welche ten<strong>de</strong>nziell<br />

alle Risiken niedriger bewerten. Dieses<br />

paradoxe, aber logische Ergebnis lässt<br />

sich allerdings nicht ohne Weiteres auf<br />

die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Personalrisiken übertragen.<br />

Dort folgt das Absinken entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> komplexeren<br />

Mustern o<strong><strong>de</strong>r</strong> drückt eine echte<br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Risikowahrnehmung<br />

aus. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Risiken<br />

gehen wir entsprechend davon aus,<br />

dass das Thema „Gesundheit“ stärker<br />

als zuvor in <strong>de</strong>n Fokus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortlichen<br />

rückt und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e auch die<br />

Führungskräfte in höheren Positionen<br />

erreicht hat.<br />

Wie in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Befragungen<br />

berichten kleine Unternehmen<br />

ten<strong>de</strong>nziell geringere Risikowahrnehmungen.<br />

Frauen und Männer zeichnen<br />

dagegen ein insgesamt sehr ähnliches<br />

Bild. Eine Ausnahme: Männer schätzen<br />

Austritts- und Engpassrisiken konsistent<br />

höher ein. Sie sehen die Interaktion<br />

Statistik Praxisbeispiel<br />

mit <strong>de</strong>m externen Arbeitsmarkt also kritischer<br />

als Frauen.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> vergangenen Befragung wur<strong>de</strong>n<br />

die Teilnehmer gebeten, einen Blick in<br />

die Zukunft zu werfen. Konkret sollten<br />

sie die Risiken in ihrer vermeintlichen<br />

Ausprägung in sechs Monaten bewerten.<br />

Die Einschätzung war ein<strong>de</strong>utig: Alle<br />

Risiken wür<strong>de</strong>n steigen, war die einvernehmliche<br />

Antwort. Im Detail wur<strong>de</strong>n<br />

Steigerungsraten zwischen einem und<br />

acht Prozent prognostiziert. Die aktuelle<br />

Befragung zeigt das genaue Gegenteil<br />

dieser Einschätzung. Alle Risiken wur<strong>de</strong>n<br />

wie beschrieben abgewertet.<br />

Diese Ergebnisse sind alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

als einfach zu <strong>de</strong>uten. Hat sich die<br />

Validität <strong>de</strong>s Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x<br />

Der PRI ist eine Online-Erhebung mit allen Stärken und Schwächen, die für diese und<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Befragungstechniken typisch sind. Er wird anonym erhoben. Dennoch lassen<br />

sich Rückschlüsse auf die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten ziehen.<br />

Zum einen ist die Auswertung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>mografischen Daten wichtig. Diese zeigt, ob und<br />

wie sich die Teilnehmerstruktur verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, was für die Vergleichbarkeit über die Befragungswellen<br />

hinweg be<strong>de</strong>utsam ist. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> vorliegen<strong>de</strong>n Befragung dürfte entschei<strong>de</strong>nd<br />

sein, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> kleineren Unternehmen erhöht hat und auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitungsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> gestiegen ist. Wie sich zeigt, schätzen diese Vertreter<br />

nahezu alle Risiken weniger hoch ein als die übrigen Befragten, sodass zumin<strong>de</strong>st<br />

ein Teil <strong>de</strong>s sinken<strong>de</strong>n Trends auf diesen Umstand zurückzuführen ist.<br />

Neben <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischen Angaben erhebt <strong><strong>de</strong>r</strong> PRI noch eine Reihe weiterer Informationen,<br />

um die Validität <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie und damit die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Ergebnisse zu steigern. Ein<br />

Beispiel dafür: Zum Gesundheitsrisiko wie auch zu <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Risiken wer<strong>de</strong>n neben<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Risikoeinschätzung noch drei Fragen, die das Risiko genauer beschreiben, erfasst:<br />

- In <strong>de</strong>n letzten zwölf Monaten haben Mitarbeiter öfter überarbeitet und mü<strong>de</strong> gewirkt.<br />

- Gefährdungen am Arbeitsplatz wer<strong>de</strong>n in Ihrem Unternehmen erfasst und durch umfangreiche<br />

Sicherheitsvorkehrungen minimiert.<br />

- Fehlzeiten stellen für Ihr Unternehmen ein ernstes wirtschaftliches Problem dar.<br />

Die Fragen können jeweils mit Ja o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nein beantwortet wer<strong>de</strong>n. Die Korrelationsmuster<br />

zwischen <strong>de</strong>n Items sagen nun etwas über die Güte <strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten aus. Ein aus<br />

<strong>de</strong>n drei Fragen gebil<strong>de</strong>ter In<strong>de</strong>xwert korreliert (mit r = 0,52) mit <strong>de</strong>m gemessenen<br />

Gesundheitsrisiko, aber <strong>de</strong>utlich niedriger mit allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Risiken (durchschnittlich<br />

mit r = 0,28). Die Antworten <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten erfolgen also nicht zufällig, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sind<br />

systematisch an <strong><strong>de</strong>r</strong> Intention <strong>de</strong>s PRI orientiert. Zusammenfassend können wir <strong>de</strong>m PRI<br />

eine vergleichsweise hohe Datenqualität bescheinigen.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>


26 Management_Personalrisiken<br />

personalrisiken im zeitverlauf<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Engpassrisiko<br />

Austrittsrisiko<br />

Anpassungsrisiko<br />

Loyalitätsrisiko<br />

Motivationsrisiko<br />

Gesundheitsrisiko<br />

Führungsrisiko<br />

HRM-<br />

Risiko<br />

Personal-<br />

Risiko-In<strong>de</strong>x<br />

aktueller Zeitpunkt (PRI 2/2012) in sechs Monaten (PRI 2/2012)<br />

aktueller Zeitpunkt (PRI 1/2013)<br />

in sechs Monaten (PRI 1/2013)<br />

Die Umfrageteilnehmer sehen sich insgesamt weniger starken<br />

Personalrisiken ausgesetzt als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Umfrage 2/2012. Am meisten<br />

fürchten sie weiterhin das Engpassrisiko. Für die kommen<strong>de</strong>n sechs<br />

Monate gehen sie durchweg von steigen<strong>de</strong>n Risiken aus.<br />

Quelle: PRi 1/2013<br />

Situation zwischenzeitlich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t?<br />

Musste man vor einem halben Jahr noch<br />

von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Trends ausgehen? Liegen<br />

Prognose und Ist-Zustand <strong>de</strong>swegen<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>? O<strong><strong>de</strong>r</strong> sind Prognosen –<br />

zumin<strong>de</strong>st, wenn sie methodisch wie<br />

hier eingesetzt wer<strong>de</strong>n – ganz generell<br />

zweifelhaft?<br />

Bei<strong>de</strong> Punkte haben sicherlich einen<br />

gewissen Wahrheitsanspruch: Zum<br />

einen sind Personalrisiken ein theoretisch<br />

und praktisch noch recht unerforschtes<br />

Gebiet. In <strong><strong>de</strong>r</strong> aka<strong>de</strong>mischen<br />

Literatur spielen sie quasi keine Rolle,<br />

sodass theoretische Mo<strong>de</strong>lle und empirische<br />

Vergleichsergebnisse Mangelware<br />

sind. Genauso entwickelt sich auch in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis das Gespür für die Notwendigkeit,<br />

Personal und Personalmanagement<br />

als erfolgskritische Komponenten<br />

zu betrachten, nur langsam. Und selbst<br />

dort, wo man von <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utsamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Human Resources überzeugt ist, fehlen<br />

oftmals reliable und vali<strong>de</strong> Kennzahlen<br />

und darauf aufbauend Datenbestän<strong>de</strong>,<br />

mit <strong>de</strong>nen man die Qualität von Personal<br />

und Personalmanagement nachhalten<br />

und evaluieren könnte. Unter solchen<br />

Bedingungen sind Prognosen immer<br />

schwierig.<br />

Eine weniger inhaltlich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mehr<br />

methodisch fundierte Begründung setzt<br />

am Messverfahren an. Es <strong>de</strong>utet sich an,<br />

dass die Befragten dazu tendieren, die<br />

aktuelle Situation konsistent schönzure<strong>de</strong>n<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft zuverlässig ein<br />

eher düsteres Bild zuzuschreiben. In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

aktuellen PRI-Befragung <strong>de</strong>utet vieles<br />

auf ein solches Szenario hin: Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong>n<br />

alle Risiken perspektivisch kritisch<br />

gesehen, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> liegen die erwarteten<br />

Steigerungsraten in einem Korridor von<br />

einem bis neun Prozent.<br />

HR sollte Zahlenbasis ausbauen<br />

„Strategic Workforce Planning“ sollte,<br />

egal, ob im großen, formalisierten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kleineren, weniger strukturierten Rahmen<br />

eingesetzt, eine stärkere Verankerung<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis erfahren. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

kleine und mittelgroße Unternehmen<br />

scheinen hier noch <strong>Nach</strong>holbedarf zu<br />

haben. Eine schlechte Zahlenbasis einerseits<br />

und Schätzfehler an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />

– und vor allem bei<strong>de</strong> Einschränkungen<br />

in Kombination – sind keine guten Ratgeber<br />

für ein zukunftsorientiertes Personalmanagement.<br />

Drängen<strong>de</strong> Probleme wie ein funktionieren<strong>de</strong>s<br />

Gesundheitsmanagement<br />

wer<strong>de</strong>n nach wie vor von allen unseren<br />

Umfrageteilnehmern als wichtig und<br />

prekär angesehen. Ohne die Floskel<br />

„You can’t manage what you can’t or<br />

don‘t measure” zu stark zu strapazieren,<br />

lässt sich aus <strong>de</strong>n bisherigen PRI-<br />

Befragungen durchaus folgern, dass <strong>de</strong>n<br />

meisten Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die wir befragt<br />

haben, die Gefahren und einschränken<strong>de</strong>n<br />

Risiken <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeit durchaus<br />

bekannt sind. Lösungen und Erwartungen<br />

bezüglich interner und externer<br />

Entwicklungen scheinen <strong>de</strong>mgegenüber<br />

weniger klar zu sein.<br />

Vom Problem zum Potenzial<br />

Eine weitere Frage, die wir mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung<br />

bewusst nicht adressieren, ist<br />

die Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Potenziale. Personal und<br />

Personalmanagement müssen stärker<br />

noch als bisher als Wertschöpfungsfaktoren<br />

begriffen wer<strong>de</strong>n und nicht allein<br />

als Risiko- und damit Störpotenzial.<br />

Während einige Risiken positiv gewen<strong>de</strong>t<br />

als Potenziale ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n können<br />

(Gesundheit ist negativ ausgeprägt<br />

ein Problem und positiv ausgeprägt ein<br />

Potenzial), ist diese Logik für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Risikoarten weniger ein<strong>de</strong>utig bestimmbar.<br />

Ist zum Beispiel ein starkes Human<br />

Resource Management (und damit ein<br />

geringes HRM-Risiko) auch gleich ein<br />

Erfolgspotenzial?<br />

Es liegt bei <strong>de</strong>n Personalern, ihre Arbeit<br />

in Richtung dieser Interpretation<br />

auszubauen und glaubhaft zu kommunizieren.<br />

Julia Ebert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Lehrstuhl für Personalwirtschaft<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)<br />

München.<br />

Uljana Miller ist wissenschaftliche Hilfskraft<br />

am Lehrstuhl für Personalwirtschaft<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> LMU.<br />

Prof. Dr. Ingo Weller hat <strong>de</strong>n Lehrstuhl<br />

für Personalwirtschaft an <strong><strong>de</strong>r</strong> LMU inne.<br />

personalmagazin 07 / 13


Management_führungskräfteentwicklung 27<br />

Global in zwölf Monaten<br />

Praxis. Führung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t einen sicheren Umgang mit Kulturen. Der Chemiekonzern<br />

Wacker macht sein oberes Management in vier Modulen für die Globalisierung fit.<br />

Von Eva Baumann und Kerstin Kromer<br />

Wenn dies eine Reportage<br />

wäre, könnte man sie mit<br />

Rebecca Liu beginnen.<br />

Liu ist HR-Managerin bei<br />

Wacker Chemie in China. Als sie im<br />

oberbayerischen Bad Aibling nach <strong>de</strong>m<br />

Frühstück entsetzt auf ihre Armbanduhr<br />

blickt, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminartag ihrer<br />

Meinung nach gera<strong>de</strong> begonnen haben<br />

müsste, sitzen ihre Kollegen noch entspannt<br />

bei Kaffee o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tee. „Ist das jetzt<br />

peinlich?“, fragt Rebecca Liu, als sie<br />

merkt, dass sie ihre Uhr auf eine Stun<strong>de</strong><br />

zu früh umgestellt hat. Niemand krei<strong>de</strong>t<br />

ihr so etwas an in einer Kultur, die Unterschie<strong>de</strong><br />

respektiert. Wenn es von <strong>de</strong>n<br />

Kollegen überhaupt jemand bemerkt hat.<br />

Austausch für internationale Chefs<br />

Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kultur ist das so eine Sache.<br />

Je<strong>de</strong>s Unternehmen hat sie und bei Firmen,<br />

die seit langer Zeit bestehen, ist sie<br />

meist sehr ausgeprägt. Ihre Pflege macht<br />

Arbeit und es braucht Zeit, sie weiterzuentwickeln.<br />

Je<strong>de</strong>s internationale Unternehmen<br />

muss sich zu<strong>de</strong>m mit Kulturen<br />

aus aller Welt beschäftigen. Wacker ist<br />

mit 24 Produktionsstätten und etwa<br />

100 Repräsentanzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tochterunternehmen<br />

auf vier Kontinenten vertreten.<br />

Das Unternehmen hat <strong>de</strong>utsche Wurzeln<br />

und einen oberbayerischen Stamm. Seine<br />

Führungskräfte sind jedoch an vielen<br />

Orten, beispielsweise auch in Skandinavien,<br />

<strong>de</strong>n USA, im Mittleren Osten,<br />

in Südostasien und in China, tätig. Für<br />

Manager, die in <strong>de</strong>n Kreis <strong><strong>de</strong>r</strong> etwa 200<br />

oberen Führungskräfte (OFK) <strong>de</strong>s Un-<br />

ternehmens mit insgesamt 16.300 Mitarbeitern<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n, gibt es<br />

seit 2005 ein Führungskräfteprogramm,<br />

genannt „OFK Management Circle“<br />

(OMC). Es erstreckt sich über ein Jahr<br />

und soll eine Gruppe von jeweils zwölf<br />

bis 14 Führungskräften bei <strong>de</strong>n hohen<br />

Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen ihrer Aufgabe in einem<br />

global tätigen Unternehmen unterstützen.<br />

2010 wur<strong>de</strong> das Programm zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m Beratungsunternehmen<br />

Comteam neu aufgestellt und im vergangenen<br />

Jahr verstärkt international ausgerichtet.<br />

Ziel ist es, obere Manager aus<br />

verschie<strong>de</strong>nen Bereichen, Regionen und<br />

Kulturen in Austausch zu bringen. Sie<br />

dEr OFK MANAGEMENT CIRCLE (OMC)<br />

Modul 1<br />

als Führungspersönlichkeit<br />

wirksam sein<br />

Online-Feedback zu Führungsverhalten und Entwicklung<br />

Modul 2<br />

ergebnis- und<br />

wertorientiert<br />

führen<br />

Modul 3<br />

Weichen<br />

stellen in<br />

Strategie und<br />

Innovation<br />

sollen Wacker umfassend kennenlernen,<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten,<br />

über das Unternehmen, <strong>de</strong>ssen<br />

Ziele und Zukunft sprechen. Und das in<br />

einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Atmosphäre – verglichen<br />

mit <strong>de</strong>m Businessgespräch, bei <strong>de</strong>m<br />

meist Sachziele im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen.<br />

Vier Module in einem Jahr<br />

Der OMC ist modular aufgebaut (siehe<br />

Grafik unten). Das Programm verbin<strong>de</strong>t<br />

übergreifen<strong>de</strong> Elemente wie Führung,<br />

Unternehmenskultur, Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und<br />

aktuelle Fragestellungen wie zum Beispiel<br />

Resilienz (Module 1 und 4) mit speziellen<br />

Themen <strong>de</strong>s General Management<br />

+ Best-<br />

Practice-<br />

Besuch<br />

Modul 4<br />

Unternehmenskultur<br />

entwickeln,<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprozesse<br />

gestalten<br />

Gruppenfeedback <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer in <strong>de</strong>n Modulen<br />

Interpretation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Feedback-<br />

Ergebnisse<br />

inklusive<br />

Coaching zur<br />

konkreten<br />

Umsetzung<br />

Die vier Module <strong>de</strong>s OMC erstrecken sich über ein Jahr. Module 1 und 4 wer<strong>de</strong>n situativ<br />

erarbeitet, während Module 2 und 3 strukturiert geplant wer<strong>de</strong>n.<br />

Praxis<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>


28 Management_führungskräfteentwicklung<br />

(Module 2 und 3). In <strong>de</strong>n Modulen 2 und<br />

3 sind die Inhalte stärker am Lernen von<br />

Faktenwissen orientiert. Hier geht es beispielsweise<br />

um Wertschöpfung, Ergebnisse,<br />

Strategien und Innovation. Diese<br />

Inhalte wer<strong>de</strong>n anhand von Fallbeispielen<br />

vermittelt und erarbeitet. Die Themen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Veranstaltungen sind vielfältig:<br />

Unter <strong>de</strong>m Titel „How Do Analysts Value<br />

Je<strong>de</strong>s internationale<br />

Unternehmen muss<br />

sich nicht nur mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

eigenen Firmenkultur,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu<strong>de</strong>m auch<br />

mit Kulturen aus aller<br />

Welt beschäftigen.<br />

Wacker?“ referiert etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter von Investor<br />

Relations über die Analystensicht<br />

auf das Unternehmen. O<strong><strong>de</strong>r</strong> es gibt einen<br />

Vortrag <strong>de</strong>s Chief Compliance Officer<br />

und eine gemeinsame Diskussionsrun<strong>de</strong><br />

mit einem Professor <strong><strong>de</strong>r</strong> praktischen<br />

Philosophie zum Thema „Ethische Konflikte“<br />

– zwischen unternehmerischer<br />

Wertschöpfung einerseits und ethischer<br />

Werthaltung an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit<br />

„From Transformation Need to Innovation<br />

Strength“ wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Innovationsansätze<br />

diskutiert und auf ihre<br />

Eignung für unterschiedliche Wacker-<br />

Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> hin überprüft.<br />

Interne Referenten mit Praxisbezug<br />

In <strong>de</strong>n Monaten zwischen <strong>de</strong>n Modulen<br />

wird ergänzend mittels eines Online-<br />

Fragebogens das Selbst- und Fremdbild<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer erhoben. Comteam führt<br />

zu <strong>de</strong>n Ergebnissen begleitend ein Coaching<br />

aller Teilnehmer durch, da sie als<br />

Trainingspartner für die Module 1 und 4<br />

die Teilnehmer bereits intensiv kennengelernt<br />

haben. Für <strong>de</strong>n aka<strong>de</strong>mischen<br />

Input bei <strong>de</strong>n Modulen 2 und 3 arbeitet<br />

Wacker beim OMC mit <strong><strong>de</strong>r</strong> European<br />

Business School (EBS) zusammen. Interne<br />

Referenten aus <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

sorgen für direkten Praxisbezug. Und:<br />

Alle vier Vorstän<strong>de</strong> von Wacker nehmen<br />

sich an Kaminaben<strong>de</strong>n innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

einzelnen Module persönlich sehr viel<br />

Zeit für die Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungskräfte,<br />

die teilweise auch neu im Unternehmen<br />

sind. „Die Kaminaben<strong>de</strong> im OMC waren<br />

eine tolle Gelegenheit, unsere Vorstän<strong>de</strong><br />

persönlich, ja fast privat kennenzulernen“,<br />

resümiert Jürgen Herein, heute<br />

Businessteamleiter im Bereich Wacker<br />

Silicones und Teilnehmer am OMC<br />

2011/2012.<br />

Bezug zur Firma bil<strong>de</strong>t roten Fa<strong>de</strong>n<br />

Das Thema „Kultur“ spielte bei <strong><strong>de</strong>r</strong> OMC-<br />

Staffel 2012/2013 für die Organisatoren<br />

eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Rolle, das zeigt schon ein<br />

Blick auf die Liste <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer: Diese<br />

kamen aus ganz unterschiedlichen Bereichen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens und hatten<br />

verschie<strong>de</strong>ne Nationalitäten, Herkünfte<br />

und Kulturen. Gab es in <strong>de</strong>n Jahren davor<br />

fast ausschließlich <strong>de</strong>utschsprachige<br />

Teilnehmer, wur<strong>de</strong> nun in allen vier<br />

Modulen Englisch gesprochen. Dass die<br />

vier Module im Quartalsschritt und mit<br />

klarem Bezug zum Unternehmen stattfan<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Managern begrüßt:<br />

„Weil dabei immer ein roter Fa<strong>de</strong>n<br />

zu erkennen war und die wesentlichen<br />

Themen wie ‚Führung‘ und ‚Innovation‘<br />

nicht abgehoben von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wacker-Welt<br />

behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n“, sagt Cyril Cisinski,<br />

Franzose und Managing Director bei<br />

Wacker für <strong>de</strong>n Mittleren Osten. Dies<br />

erwies sich als wichtig, <strong>de</strong>nn die Teilnehmer<br />

waren in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Hinsicht bunt<br />

gemischt: zum Beispiel ein Werkleiter<br />

aus Norwegen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich plötzlich in einem<br />

Konzern wie<strong><strong>de</strong>r</strong>fin<strong>de</strong>t neben einer<br />

Amerikanerin, die just eine Führungsrolle<br />

in China übernommen hat, und<br />

einem <strong>de</strong>utschen IT-Leiter, <strong><strong>de</strong>r</strong> schon 25<br />

Jahre im Unternehmen arbeitet. „Diese<br />

Gruppe war die kulturell heterogenste<br />

aller bisherigen OMC-Programme. Für<br />

die Zusammenarbeit war das aber keinesfalls<br />

hin<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, da praktisch alle<br />

Teilnehmer bereits reichlich Erfahrung<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit mit Kollegen<br />

aus an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kulturen hatten“, erklärt<br />

Marco Stoll, Comteam-Berater beim<br />

OMC-Programm seit 2010. Die Wacker-<br />

Führungskräfte berichteten dabei von<br />

Schwiergkeiten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> interkulturellen<br />

Zusammenarbeit im Unternehmen.<br />

Cyril Cisinski erzählte beispielsweise<br />

von Besprechungen mit Mitarbeitern<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen arabischen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

bei <strong>de</strong>nen er auch auf <strong>Nach</strong>frage keine<br />

Wortmeldung erhielt. In anschließen<strong>de</strong>n<br />

Einzelgesprächen ließen sich die<br />

Dinge für ihn wesentlich besser klären.<br />

„Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Menschen aus Kulturen,<br />

in <strong>de</strong>nen richtig o<strong><strong>de</strong>r</strong> falsch eine viel<br />

größere Rolle spielt, als dies bei vielen<br />

europäischen Kulturen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist, sind<br />

zurückhaltend, wenn es darum geht,<br />

sich in großen Gruppen und dann noch<br />

gegenüber hierarchisch Höhergestellten<br />

zu äußern“, weiß Marco Stoll, <strong><strong>de</strong>r</strong> oft mit<br />

multikulturellen Teams arbeitet. „Um<br />

diese Hür<strong>de</strong> zu überwin<strong>de</strong>n braucht es<br />

zwei Dinge: Die Menschen müssen erstens<br />

untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> in Kontakt kommen<br />

und zweitens die Fähigkeit entwickeln,<br />

Irritationen, die durch ‚falsches‘ Verhalten<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er ausgelöst wer<strong>de</strong>n, anzusprechen<br />

und zu klären.“<br />

Crashkurs zur Unternehmenskultur<br />

Was bringt das Führungskräfteprogramm<br />

für Wacker aus Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer?<br />

„Zusammenarbeit und gemeinsame<br />

Ausrichtung“, ist sich Cisinski<br />

sicher. „Ein besseres Management“,<br />

ergänzt Jutta Matreux, Leiterin <strong>de</strong>s Sustainability<br />

Management von Wacker,<br />

und: „Es braucht Distanz zur täglichen<br />

Arbeit“, betont sie. „Die meisten unserer<br />

Manager sind permanent mitten im<br />

System“, beobachtet auch Arno von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Eltz, Geschäftsbereichsleiter Wacker Polymers.<br />

Seiner Meinung nach wird es<br />

künftig wichtiger, bestehen<strong>de</strong> Strategien<br />

zu hinterfragen, daraus neue zu entwickeln<br />

und diese direkt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />

personalmagazin 07 / 13


29<br />

Die oberen Führungskräfte<br />

beschäftigen sich in Modul 4 mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kultur <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

zu erproben. „Das ist kein Spaziergang“,<br />

beschreibt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Eltz diesen Weg.<br />

Für jeman<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> relativ neu im<br />

Unternehmen arbeitet, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> OMC ein<br />

Crashkurs in Sachen Wacker und Wacker-Kultur.<br />

So war es für Christian Essers,<br />

Director Energy Procurement, also<br />

verantwortlich für <strong>de</strong>n Stromeinkauf.<br />

Am Beginn seines OMC-Programms<br />

war er noch nicht einmal ein Jahr bei<br />

<strong>de</strong>m Chemieunternehmen. „Ich lerne in<br />

so einem Programm auch, wie Wacker<br />

Chemie nicht funktioniert“, beschreibt<br />

Essers seine Erfahrungen vor <strong>de</strong>m Hintergrund,<br />

dass er schon in mehreren Unternehmen<br />

war.<br />

Zu geson<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Terminen außerhalb<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Module wur<strong>de</strong>n alle zwölf OMC-Teilnehmer<br />

im Laufe <strong>de</strong>s Jahres durch Comteam<br />

individuell gecoacht. Die Themen<br />

bestimmten die Führungskräfte aus ihrer<br />

individuellen Situation heraus: Beim<br />

einen ging es um die Schwierigkeit, an<br />

einen neuen Chef heranzukommen, ein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er überlegte, wie er mit Low Performern<br />

in seinem Team umgehen solle. Ein<br />

dritter Teilnehmer hatte jeman<strong>de</strong>n in seiner<br />

neuen Abteilung, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich selbst Hoffnung<br />

auf seine Position gemacht hatte.<br />

Ein weiterer <strong><strong>de</strong>r</strong> gecoachten Führungskräfte<br />

hatte das Gefühl, dass er im OMC-<br />

Programm Dinge gelernt hatte, die in die<br />

Kultur seines direkten Umfelds nicht so<br />

recht reinpassten und nun einiges an<br />

Transferarbeit verlangten. Und einer<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Manager fragte, ob es gut sei, wenn<br />

sich in seinem internationalen Team die<br />

einzelnen Ethnien beim Mittagstisch in<br />

verschie<strong>de</strong>ne Ecken <strong>de</strong>s Speisesaals setzen.<br />

Ihm konnte gesagt wer<strong>de</strong>n, dass es<br />

manchmal ganz gut sei, sich abzugrenzen,<br />

um dann bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zuzugehen.<br />

Neu-Burghausen wird abgeschafft<br />

Neben <strong>de</strong>n Fachinhalten ist es zentraler<br />

Auftrag <strong>de</strong>s Programms, Networking zu<br />

ermöglichen und eine offene Führungskultur<br />

weiterzuentwickeln. Beim Thema<br />

„Unternehmenskultur“ setzte Comteam<br />

im vierten Modul an, das die Teilnehmer<br />

En<strong>de</strong> Februar 2013 zu einer Woche<br />

im oberbayerischen Bad Aibling zusammenbrachte.<br />

Dort beschäftigten sich die<br />

oberen Führungskräfte intensiv mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bestehen<strong>de</strong>n Unternehmenskultur bei<br />

Wacker und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Ausprägungen. Anschließend<br />

wur<strong>de</strong> ausgelotet, welcher<br />

Umriss <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmenskultur bei<br />

Wacker anzustreben sei, um die strategischen<br />

Ziele zu erreichen.<br />

Etwas Sorgen hatte manchem Teilnehmer<br />

die spürbare Dominanz <strong>de</strong>s<br />

Hauptproduktionsstandorts Burghausen<br />

breitet. „Früher schien es manchmal so,<br />

als wür<strong>de</strong> man, beim Neuaufbau einer<br />

Produktion beispielsweise, Wacker-Angestellte<br />

irgendwohin schicken, um ein<br />

kleines Neu-Burghausen aufzubauen“,<br />

berichtete ein OMC-Teilnehmer. Dass<br />

das heute besser ist, dazu tragen Programme<br />

wie <strong><strong>de</strong>r</strong> OMC bei. Kulturellem<br />

Sendungsbewusstsein ist ein gesun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kulturpragmatismus gefolgt.<br />

Seminare wer<strong>de</strong>n offen gestaltet<br />

Und wie hat sich das Programm in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen drei Jahren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />

©Comteam<br />

entwickelt? „Wir sind in Modul 1 und 4<br />

immer mehr zu einem ‚Training on the<br />

Go‘ gekommen, vor allem im ersten Modul,<br />

das die Basis <strong>de</strong>s OMC legt“, sagt<br />

Trainer Marco Stoll. Das heißt, das Training<br />

wird jeweils unmittelbar um die<br />

Anliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n gebaut, weniger<br />

im Vorfeld am Reißbrett geplant.<br />

Die Module 2 und 3 dagegen sind langfristig<br />

vorbereitet, hier wer<strong>de</strong>n Fachinhalte<br />

auf hohem Niveau vermittelt. Die<br />

Business School liefert <strong>de</strong>n generischen<br />

Input, Wacker-Experten <strong>de</strong>n Bezug zum<br />

Unternehmen; eine Diskussion <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalte<br />

run<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Dreiklang ab. Der OMC<br />

ist damit sowohl strukturiert als auch<br />

situativ.<br />

Aus Sicht <strong>de</strong>s Programmmanagements<br />

sind die „Shortcuts“, also die kurzen Verbindungen,<br />

die das Programm in einem<br />

Unternehmen wie Wacker bil<strong>de</strong>t, eminent<br />

wichtig. Eine weitere Dimension kommt<br />

dann dazu, wenn man die einzelnen Staffeln<br />

– wie geplant – untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> vernetzt.<br />

Dann haben nicht nur zwölf o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

14, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gleich mehrere Dutzend <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

rund 200 Topleute einen direkten Draht<br />

zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> und wissen, wen man auf <strong>de</strong>m<br />

kleinen Dienstweg wie erreicht.<br />

Für 2014 ist eine neue OMC-Staffel<br />

geplant. Mit Teilnehmern aus <strong><strong>de</strong>r</strong> vielfältigen<br />

Führungswelt von Wacker Chemie,<br />

die sich über Grenzen, Unternehmensbereiche<br />

und Kulturen hinweg austauschen.<br />

Vielleicht mit einem Modul in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mega-Metropole Shanghai.<br />

Und so könnte man zurückkommen<br />

auf Rebecca Liu vom Beginn dieses Beitrags,<br />

die ihrer Zeit nur schon ein wenig<br />

voraus war.<br />

Eva Baumann ist Referentin<br />

für Führungskräfteentwicklung<br />

bei Wacker Chemie.<br />

Kerstin Kromer ist<br />

Beraterin und Coach bei<br />

Comteam.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>


30 Management_Unternehmenskultur<br />

Yahoo-Mitarbeiter? Anwesend!<br />

meinung. Bei Yahoo gilt nun Anwesenheitspflicht für alle. Diese Vorgabe hat eine Debatte<br />

um Mitunternehmertum, Vertrauen und Kontrolle in <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Szene losgetreten.<br />

Von Angela Maus<br />

David Cole, Chief Risk Officer<br />

beim Schweizer Rückversicherer<br />

Swiss Re, hat vor Kurzem<br />

in einem Vortrag erklärt, dass<br />

in seinem Unternehmen die Zeiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anwesenheit <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Resultate weichen<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu hoch sei das Risiko,<br />

künftige Talentgenerationen zu verlieren,<br />

wenn die Unternehmenskultur die<br />

unterschiedlichen Lebensmo<strong>de</strong>lle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitarbeiter nicht unterstützen könne.<br />

Marissa Mayer, neue CEO bei Yahoo,<br />

schreibt hingegen ab sofort wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesenheit<br />

im Yahoo-Großraumbüro vor.<br />

Je<strong>de</strong> Art von Homeoffice o<strong><strong>de</strong>r</strong> Telearbeit<br />

soll dort been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Im internen<br />

Yahoo-HR-Memo klingt das so: „Um <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

absolut beste Arbeitsplatz zu wer<strong>de</strong>n,<br />

sind Kommunikation und Kollaboration<br />

die wichtigsten Elemente. Daher müssen<br />

wir Seite an Seite arbeiten. Ergo ist es<br />

unerlässlich, dass wir alle im Büro anwesend<br />

sind. Einige <strong><strong>de</strong>r</strong> besten Entscheidungen<br />

und Einfälle entstehen auf <strong>de</strong>m<br />

Gang, in Kantinengesprächen, durch das<br />

Kennenlernen neuer Kollegen und Adhoc-Team-Meetings.“<br />

Ein konservativer Schweizer Rückversicherungsgigant<br />

spricht von Mitunternehmertum,<br />

das Arbeiten von überall<br />

und zu je<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit ermöglichen will, während<br />

eine hippe Silicon-Valley-Firma offenbar<br />

das Rad <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit zurückdreht.<br />

Und nicht nur Marissa Mayer scheint<br />

diese neue Marschrichtung einzuschlagen.<br />

Mitläufer haben sich schnell gefun<strong>de</strong>n:<br />

zum Beispiel das Unternehmen Best<br />

Buy, ein Anbieter von Unterhaltungs-<br />

elektronik. Matt Furman, Pressesprecher<br />

von Best Buy, erklärt dazu in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeitung „Minneapolis Star Tribune“: „Es<br />

macht Sinn, nicht nur auf die Resultate<br />

zu schauen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch zu sehen, wie<br />

die Arbeit erledigt wird. Kurzum: Anwesenheit<br />

ist auch das neue alte Motto von<br />

Best Buy. Das be<strong>de</strong>utet, Mitarbeiter so<br />

oft wie möglich im Büro zu haben, um<br />

Kommentar<br />

Als „Rowe“ verloren ging<br />

miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu arbeiten und sich zu vernetzen,<br />

um neue Wege zu fin<strong>de</strong>n, unser<br />

Geschäft zu verbessern.“<br />

Keine gute Talentwerbung<br />

Wohin führt <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg von Yahoo und<br />

Best Buy? Zurück zur Stechuhr? Wie<br />

funktioniert dann die globale Zusammenarbeit?<br />

Wie kann Yahoo authentisch<br />

Marissa Mayer muss aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Anwesenheitspflicht Kritik hinnehmen, die auch<br />

sie selbst als Führungskraft trifft. Denn sie scheint die Prinzipien von „Rowe“ nicht als<br />

Teil ihrer Firmen- und Führungskultur zu sehen, wie Jan Haines aufzeigt.<br />

Als Arbeitgeber, <strong><strong>de</strong>r</strong> selbst „Rowe“ („Results<br />

Only Work Environment“) im Jahr 2008 in<br />

seinem Unternehmen eingeführt hat, <strong>de</strong>nke<br />

ich persönlich, dass Yahoo einen großen<br />

Fehler macht. Es ist zu leicht, lediglich nicht<br />

funktionieren<strong>de</strong> Homeoffice-Regeln für<br />

Probleme im Unternehmen verantwortlich<br />

zu machen.<br />

Aus meiner Sicht gestalten Manager die<br />

Umwelt in einem Unternehmen. Sie bestimmen<br />

die Regeln und sind das leben<strong>de</strong> Beispiel.<br />

Darüber hinaus müssen sie in Kontakt<br />

mit ihren Kollegen und Teams bleiben, um<br />

Ergebnisse bitten, aufmerksam beobachten<br />

sowie überprüfen, ob Ergebnisse wie<br />

gewünscht geliefert wur<strong>de</strong>n.<br />

Zwischen mir und meiner Mannschaft<br />

besteht eine klare Abmachung darüber, was<br />

„Rowe“ am Leben hält: Kein Ergebnis – kein<br />

Job. Dafür genießen wir alle im Unternehmen<br />

die Freiheiten von „Rowe“. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> neue<br />

Mitarbeiter bekommt diese Einstellung und<br />

die dazugehörigen Bedingungen während<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Wochen im Unternehmen vermittelt.<br />

Wenn die angestrebten Ergebnisse<br />

ausbleiben, ist es einfach, herauszufin<strong>de</strong>n,<br />

wer liefert und wer nicht.<br />

Definitiv ist „Rowe“ kein System, das<br />

kollektive Bestrafungen und Beschneidung<br />

von Freiheiten unterstützt. Der Geist dieser<br />

Managementmetho<strong>de</strong> verlangt statt<strong>de</strong>ssen<br />

von Führungskräften, die Zeit zu investieren,<br />

Missbrauchsfälle und Vertrauensbrüche<br />

gründlich zu durchleuchten, zu verstehen, zu<br />

hinterfragen und zielgenau zu adressieren.<br />

Doch sind wir ehrlich, dann müssen wir uns<br />

fragen, ob wir Manager unsere Haushaltspflichten<br />

ernst nehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob wir nicht<br />

Teil <strong>de</strong>s Problems sind. Für mich ist das<br />

Problem bei Yahoo daher vor allem ein<br />

personalmagazin 07 / 13


31<br />

Jan Haines ist<br />

Geschäftsführer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

HR Factory GmbH in<br />

Ismaning.<br />

Managementproblem. Möglicherweise hat<br />

das Management nicht die richtigen Dinge<br />

gemessen, die Kontrolle und vor allem die<br />

Nähe zu seinen Mitarbeitern verloren. Die<br />

Mitarbeiter wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um haben <strong>de</strong>n Sinn und<br />

die Richtung in ihrer Arbeit verloren – für<br />

wen sie was leisten sollten und warum.<br />

Der Fisch stinkt vom Kopf her. Als Unternehmer<br />

bin ich mir daher ziemlich sicher,<br />

dass Yahoo eher geholfen wäre, <strong>de</strong>n Fokus<br />

auf Verhaltensmerkmale, Fähigkeiten und<br />

Werte innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungsmannschaft<br />

zu richten, statt die Rechte <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />

kollateral zu beschnei<strong>de</strong>n, die das Vertrauen<br />

und die Möglichkeit <strong>de</strong>s Homeoffice in<br />

keinster Weise missbraucht haben o<strong><strong>de</strong>r</strong> vielleicht<br />

sogar darauf angewiesen sind. Diese<br />

kommen nun wi<strong><strong>de</strong>r</strong>willig und <strong>de</strong>motiviert<br />

ins Büro und kehren möglicherweise diesem<br />

Arbeitgeber <strong>de</strong>n Rücken.<br />

Produkte zur sozialen Produktivität<br />

anbieten? Wie funktioniert dann Work-<br />

Life-Balance und Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie?<br />

Richard Branson, Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Virgin<br />

Group, ließ postwen<strong>de</strong>nd seine Meinung<br />

zu Mayers Politik mit <strong>de</strong>n Worten verlauten,<br />

„ein großer Teil erfolgreicher<br />

Arbeit mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen ist davon<br />

abhängig, Menschen zu vertrauen, ihre<br />

Arbeit zu erledigen, wo auch immer sie<br />

sind, und zwar ohne Aufsicht, aber mit<br />

Aufmerksamkeit.“ Arbeit sei kein Platz<br />

mehr, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n etwas, das erledigt wer<strong>de</strong>n<br />

will.<br />

Es ist zu vermuten, dass Toptalente<br />

die Unternehmenskultur von Yahoo und<br />

Best Buy als wenig fortschrittlich wahrnehmen<br />

wer<strong>de</strong>n. Schließlich spricht die<br />

Vorschrift <strong>de</strong>n Mitarbeitern die Fähigkeit<br />

ab, mündig und selbstbestimmt zu<br />

entschei<strong>de</strong>n, wann sie im Büro miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

arbeiten müssen und wann man von<br />

zuhause o<strong><strong>de</strong>r</strong> per Vi<strong>de</strong>okonferenz gleichermaßen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar noch produktiver<br />

tätig sein kann.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> komplexen Welt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vi<strong>de</strong>ospielherstellung<br />

zum Beispiel entschei<strong>de</strong>n<br />

sich Teams oft bewusst für Anwesenheit,<br />

um die agilen Prozesse gemeinsam zu<br />

© picture alliance / AP Photo<br />

CEO Marissa Mayer führt<br />

die Anwesenheitspflicht<br />

bei Yahoo wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein.<br />

erlernen und das optimale Zusammenspiel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> teaminternen Fähigkeiten aufzubauen.<br />

Doch gibt es hier keine Absolutismen,<br />

welche das Team zur Anwesenheit<br />

zwingt. Denn die Firmen wissen, dass<br />

sie damit Talente vergraulen, wie Senta<br />

Jakobsen, COO <strong><strong>de</strong>r</strong> Spielefirma NG-<br />

Moco, bestätigt: „Die besten Talente <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Spieleindustrie sitzen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt verstreut<br />

und haben keine Lust, mit ihren<br />

Familien nach Schwe<strong>de</strong>n umzuziehen.<br />

Nur junge Weltent<strong>de</strong>cker und mittelmäßige<br />

Talente haben noch Spaß am Noma<strong>de</strong>ntum,<br />

um Projekt für Projekt <strong>de</strong>n<br />

Standort zu wechseln. Die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> gehen<br />

zur Schule, die Partner haben Karrieren.<br />

Das Unternehmen, welches am schnellsten<br />

lernt, am besten in allen Konstellationen<br />

zusammenzuarbeiten, gewinnt<br />

die besten Talente. Die Entwicklung ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Währung. Gemeinsam mit <strong>de</strong>n<br />

Besten in interdisziplinären Teams voller<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Diven an erfolgreichen und<br />

höchst anspruchsvollen Produkten zu<br />

arbeiten und dafür nicht um die halbe<br />

Welt umziehen zu müssen – dies ist das<br />

Versprechen, welches wir als Führungsteam<br />

lernen zu halten.“<br />

Die eigentliche Debatte dreht sich um<br />

Vertrauen versus Kontrolle<br />

Im En<strong>de</strong>ffekt ist die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

weniger <strong><strong>de</strong>r</strong> Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitserbringung,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Diskussion um Vertrauen<br />

versus Kontrolle. Eine effektive Wertschöpfungskultur<br />

kann unabhängig<br />

vom Arbeitsort und starren Arbeitszeiten<br />

wachsen. Das beweisen mittlerweile<br />

viele Unternehmen. Doch die unverrückbare<br />

Ansage von oben, das Gesetz<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesenheit, nimmt Yahoo die strategische<br />

Flexibilität o<strong><strong>de</strong>r</strong> alternativ die<br />

Glaubwürdigkeit, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> von diesem<br />

Kurs abzuweichen.<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Karrierewebseite von Yahoo<br />

heißt es: „Wenn Sie nachweisen können,<br />

dass Sie intelligent und verantwortlich<br />

sind, wer<strong>de</strong>n Sie an etwas Großem arbeiten.“<br />

Die eigene Mündigkeit, das Leben<br />

über die Arbeit hinaus zu gestalten,<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>


32 Management_Unternehmenskultur<br />

Kommentar<br />

Selbstverantwortung lernen<br />

Die Anwesenheit im Büro ist für bestimmte Aufgaben nötig – für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e nicht. Gera<strong>de</strong> in<br />

agilen Softwareentwicklerteams bestätigt sich dies. Dafür müssen die Mitarbeiter aber<br />

auch befähigt wer<strong>de</strong>n, hochgradig selbstorganisiert zu arbeiten, for<strong><strong>de</strong>r</strong>t André Häusling.<br />

AndrÉ Häusling<br />

ist Geschäftsführer<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> HR Pioneers<br />

GmbH in Köln.<br />

Bei unseren Kun<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> IT-Branche sind<br />

flexible Arbeitszeiten einschließlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Möglichkeit, Homeoffice in Anspruch zu<br />

nehmen, gängige Praxis. Viele <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n<br />

werben bei Kandidaten mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Flexibilität,<br />

ihre Arbeitszeit in einem gewissen Rahmen<br />

selbst einzuteilen. Trotz dieser zugestan<strong>de</strong>nen<br />

Freiheit gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

wird jedoch zugleich betont, dass gera<strong>de</strong> in<br />

agilen Umgebungen bestimmte Rahmenbedingungen<br />

vorhan<strong>de</strong>n sein müssen, damit<br />

auf Basis dieser Flexibilität eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit möglich ist.<br />

Unsere Erfahrung in <strong><strong>de</strong>r</strong> HR Pioneers GmbH<br />

zeigt, dass die Zusammenarbeit verteilter<br />

Teams wesentlich schwieriger ist, wenn<br />

diese nicht die Möglichkeit haben, sich<br />

regelmäßig persönlich zu treffen. Gera<strong>de</strong><br />

für agile Teams, in <strong>de</strong>nen regelmäßiges<br />

Feedback, hohe Transparenz sowie intensive<br />

Kommunikation elementar sind, gilt, dass<br />

die Mitarbeiter <strong>de</strong>n Reifegrad dafür besitzen<br />

müssen. Mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Worten, Selbstorganisation<br />

und Selbstverantwortung müssen<br />

von <strong>de</strong>n Teammitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n gelernt wer<strong>de</strong>n,<br />

um einschätzen zu können, wann eine Anwesenheit<br />

im Büro sowie physische Treffen<br />

mit <strong>de</strong>n Kollegen absolut notwendig sind<br />

und wann im Gegenzug von zuhause aus<br />

gearbeitet wer<strong>de</strong>n kann – ohne <strong>de</strong>n Prozess<br />

zu stören und Ziele zu gefähr<strong>de</strong>n. Dass bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Inanspruchnahme von Homeoffice eine<br />

Erreichbarkeit von zuhause aus vorhan<strong>de</strong>n<br />

sein muss, um eventuelle Probleme zu<br />

klären o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Teamkollegen für Fragen<br />

zur Verfügung zu stehen, versteht sich von<br />

selbst.<br />

Sind diese Voraussetzungen vorhan<strong>de</strong>n, ist<br />

es durchaus sinnvoll, <strong>de</strong>n Mitarbeitern die<br />

Flexibilität einzuräumen, selbst zu ent-<br />

schei<strong>de</strong>n, ob und wann sie im Homeoffice<br />

arbeiten o<strong><strong>de</strong>r</strong> am Arbeitsplatz sein möchten.<br />

Auch o<strong><strong>de</strong>r</strong> gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Softwareentwicklung<br />

gibt es durchaus Aufgaben, für die es<br />

zweckmäßig ist, sich zurückziehen zu können,<br />

um diese so effizient zu erledigen.<br />

Darüber hinaus wird durch diese Flexibilität<br />

<strong>de</strong>m grundsätzlichen agilen Gedanken in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit Rechnung getragen.<br />

Die Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n als selbstbestimmte<br />

Individuen angesehen, <strong>de</strong>nen die Möglichkeit<br />

auch eingeräumt wird, Selbstverantwortung<br />

zu übernehmen und selbstorganisiert<br />

zu arbeiten.<br />

Vor diesem Hintergrund lässt sich zusammenfassen:<br />

Die Dosis macht das Gift. Der<br />

Umgang mit Homeoffice muss von <strong>de</strong>n<br />

Teams gelernt wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> pauschale<br />

Regel wird zu Problemen führen, eine individuelle<br />

Betrachtungsweise ist hilfreich.<br />

scheint jedoch nicht Teil dieses „Großen“<br />

zu sein. Das Risiko von Mayer ist, Talente,<br />

die die Zukunft von Yahoo sichern<br />

könnten, durch diesen offen kommunizierten<br />

Mangel an Flexibilität zu verlieren<br />

und zu vergraulen.<br />

HR muss sich mehr einbringen<br />

Und wo ist <strong><strong>de</strong>r</strong> strategische Partner HR<br />

in diesem ganzen Szenario? Die Chance,<br />

durch gute und notwendige Fragen<br />

zur Flexibilisierung und Individualisierung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit ein neues unternehmerisches<br />

„Framework“ mit <strong>de</strong>m CEO zu<br />

schaffen, wur<strong>de</strong> bei Yahoo und Best Buy<br />

offensichtlich verpasst. Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Personalarbeit<br />

sieht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aus. Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nes<br />

HR sollte als Katalysator für eine anpassungsfähige<br />

und somit erfolgreiche Organisation<br />

dienen. Es sollte Sparringspartner<br />

<strong>de</strong>s CEO sein, um Probleme<br />

und Opportunitäten zu beleuchten und<br />

um <strong>de</strong>n nur scheinbaren Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch<br />

zwischen „All Hands On Deck“ und<br />

„Own The Way You Work“ aufzulösen.<br />

Schließlich verfügt unternehmerisches<br />

HR mittlerweile durchaus über qualitativ<br />

hochwertige Werkzeuge, um die<br />

Produktivität von virtuellen Teams zu<br />

messen und zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Teilweise wur<strong>de</strong>n<br />

diese von Firmen, die nur einen<br />

Steinwurf von Yahoo entfernt liegen,<br />

maßgeblich entwickelt. Verstün<strong>de</strong> sich<br />

HR bei Yahoo als Business, müssten<br />

Personaler diese Werkzeuge kennen,<br />

vorstellen und ausprobieren – und so<br />

einen solch riskanten Ritt zurück in die<br />

Vergangenheit vermei<strong>de</strong>n.<br />

Drei Fragen statt einer Antwort<br />

Drei einfache Fragen hätten HR hier<br />

eine neue Perspektive geben können.<br />

Drei einfache Fragen mit <strong>de</strong>m Ziel, die<br />

Anpassungsfähigkeit zu durchleuchten<br />

und Betroffene zu beteiligten Mitunternehmern<br />

zu machen. Drei einfache Fragen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Antworten die Organisation<br />

auf <strong>de</strong>n unternehmerisch erfolgversprechendsten<br />

und menschengerechtesten<br />

Weg gebracht hätten.<br />

Erstens: Kennen und lieben wir unsere<br />

Aufgabe als Mitunternehmer?<br />

Zweitens: Haben wir alles, was wir benötigen,<br />

um unser Bestes zu geben?<br />

Drittens: Fühlen wir uns für unseren<br />

Beitrag als Mitunternehmer wertgeschätzt?<br />

Dies sind drei einfache Fragen, die<br />

einem Schweizer Rückversicherer gewichtige<br />

Vorteile über eine amerikanische<br />

Internetfirma geben könnten in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung vielversprechen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Talente. Letztlich wird somit <strong><strong>de</strong>r</strong> Markt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Talente zwischen Marissa Mayers<br />

Anwesenheitspflicht und David Coles<br />

Mitunternehmertum abstimmen und somit<br />

über <strong>de</strong>n unklaren Wertbeitrag von<br />

HR bei Yahoo urteilen.<br />

angela maus ist Partnerin im Resourceful-Humans-Netzwerk.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


Fotos: Zukunft Personal 2012 / Fotostudio Franz Pfluegl<br />

Preisverleihung 2012<br />

HR Next Generation Award 2013<br />

Bewerben Sie<br />

sich jetzt!<br />

Der Preis für die junge Elite<br />

im Personalwesen.<br />

Der HR Next Generation Award zeichnet talentierte <strong>Nach</strong>wuchs-Personaler unter 35 Jahren aus,<br />

die Außergewöhnliches leisten. Sie gestalten Personalarbeit hochprofessionell, tragen überdurchschnittlich<br />

viel Verantwortung und setzen innovative Akzente. Empfohlen wer<strong>de</strong>n sie von ihren Chefs. Machen Sie mit!<br />

Alle Informationen fin<strong>de</strong>n Sie unter www.hr-next-generation-award.<strong>de</strong><br />

Initiatoren<br />

Sponsor


34 Organisation_NEWS<br />

Kleine Helfer für mehr Gesundheit<br />

Auch kleine Maßnahmen und Tools können das Gesundheitsmanagement<br />

sinnvoll ergänzen. Einen kostenlosen Online-Test zur Selbstevaluation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheitsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung im Unternehmen bieten beispielsweise die<br />

Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammern in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg. Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen<br />

Auswertung erhalten die Teilnehmer einen Benchmark und Tipps für konkrete<br />

gesundheitsför<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong> Maßnahmen (www.gesundheitsbewusster-betrieb.<strong>de</strong>).<br />

Der Dienstleister „Team Gesundheit“ bietet eine Toolbox zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> psychischen Gesundheit im Unternehmen an. Das interaktive Praxishandbuch<br />

auf CD-Rom gibt Anleitungen zur Umsetzung von Präventionsmaßnahmen.<br />

Informationen und Werkzeuge zu <strong>de</strong>n Themen Stress, Burnout<br />

und psychische Erkrankungen<br />

ergänzen das Handbuch.<br />

(www.tutemplo.<strong>de</strong>).<br />

Vor allem an Büromitarbeiter<br />

wen<strong>de</strong>t sich das Produkt<br />

„Massagefee“ (www.massagefee.com).<br />

Das Wellnessgerät<br />

erlaubt die punktgenaue Massage<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Triggerpunkte,<br />

das sind Verhärtungen<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Muskulatur, die häufig<br />

die Ursache von Schmerzen im<br />

Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Schulter-, Nackenund<br />

Rückenmuskulatur sind.<br />

In einem Stress-Prophylaxe-<br />

Workshop kann die Anwendung<br />

direkt am Arbeitsplatz<br />

geübt wer<strong>de</strong>n.<br />

Rotes Kreuz: Hilft schnell in Gesundheitsfragen.<br />

<strong>Nach</strong>geholfen<br />

Kostenfragen<br />

Betriebsbedingte Kündigungen erscheinen<br />

gera<strong>de</strong> bei sehr knapper Finanz<strong>de</strong>cke<br />

oft als die wirtschaftlich vernünftigste<br />

Lösung zum Personalabbau – für ein einvernehmliches<br />

Trennungsmanagement<br />

scheint meist kein Geld da zu sein. Dass<br />

dies ein Trugschluss sein könnte, weist<br />

Karl-Georg Rütten, Geschäftsführer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

auf Trennungsmanagement spezialisierten<br />

Beratungsgesellschaft Divicor in seiner<br />

Studie „Was kostet Personalabbau“ nach.<br />

Dort vergleicht er auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis eines empirischen<br />

Projektbeispiels direkte Kosten<br />

und Folgekosten <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen Trennung<br />

und <strong>de</strong>s erweiterten Trennungsmanagements.<br />

Und zeigt: Während beim einvernehmlichen<br />

Trennungsmanagement<br />

Kosten für Transfergesellschaften und<br />

vermehrten Schulungs- und Beratungsaufwand<br />

entstehen, sind es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung<br />

durch betriebsbedingte Kündigung<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Kosten einer Fluktuation<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> verringerten Arbeitsleistung durch<br />

die bleiben<strong>de</strong>n Mitarbeiter, die zu Buche<br />

schlagen – und die Kosten <strong>de</strong>s Trennungsmanagements<br />

bei Weitem übersteigen.<br />

News <strong>de</strong>s Monats<br />

Machtlos Je<strong><strong>de</strong>r</strong> zweite Personalmanager fühlt sich machtlos, weil er an strategischen Entscheidungen nicht beteiligt wird. Das zeigt die Studie<br />

„Einfluss <strong>de</strong>s HR-Managements auf <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberatung Rochus Mummert. Neun von zehn <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Human-<br />

Resources-Manager for<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>shalb eine firmeninterne Aufwertung und mehr Mitsprache in Strategiefragen.<br />

Gehetzt <strong>Nach</strong> einer Befragung von OSB International erleben Mitarbeiter ihre Führungskräfte zum großen Teil als gehetzte „Troubleshooter“.<br />

Auch mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Führungskräfte selbst (56 Prozent) fühlt sich überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t und nicht mehr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, die Dinge zu<br />

steuern. Die Studienautoren empfehlen dringend, dass sich Führungskräfte mehr Zeit für die Kommunikation mit ihren Mitarbeitern nehmen.<br />

Skeptisch 50 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Arbeitnehmer, so eine Studie von Microsoft, gehen davon aus, dass sie die Produktivität bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit<br />

durch <strong>de</strong>n Einsatz von Social Media <strong>de</strong>utlich steigern könnten. Die Arbeitgeber allerdings sind skeptisch: 75 Prozent wollen die Nutzung<br />

Sozialer Medien wegen Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken unterbin<strong>de</strong>n, 58 Prozent befürchten einen Rückgang <strong><strong>de</strong>r</strong> Produktivität <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter.<br />

+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++<br />

personalmagazin 07 / 13


Organisation_softwaremarkt<br />

35<br />

Personalbüro im Web verwalten<br />

Eine Cloud-Lösung, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sich<br />

eine Personalabteilung via Internet<br />

abbil<strong>de</strong>n und administrieren<br />

lässt, hat die Kempfer &<br />

Kolakovic Personalmanagement<br />

GmbH entwickelt. Interessant ist die<br />

Lösung für kleine Unternehmen ohne<br />

eigene Personalabteilung sowie für<br />

Unternehmen mit Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassungen<br />

an verschie<strong>de</strong>nen Standorten.<br />

Das Leistungsspektrum soll alle<br />

Aufgaben ab<strong>de</strong>cken, die von einer<br />

Personalabteilung zu realisieren<br />

sind. Im Zentrum steht die digitale<br />

Personalakte. Mitarbeiter und Führungskräfte<br />

haben je nach Berechtigungsgrad<br />

Zugang zur Webplattform<br />

und können dort mittels Selfservice-<br />

System Anträge und Formulare online<br />

ausfüllen und zur Genehmigung<br />

an <strong>de</strong>n Vorgesetzten versen<strong>de</strong>n.<br />

Für Vorgesetzte steht zu<strong>de</strong>m eine<br />

Sektion zur Teamverwaltung zur<br />

Verfügung, die unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em eine<br />

Urlaubsplanung sowie eine Fehlzeitenverwaltung<br />

enthält. Fragen bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung von Arbeitsverträgen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung von Bonussystemen<br />

und neuen Arbeitszeitmo<strong>de</strong>llen<br />

können über eine Schnittstelle zu<br />

<strong>de</strong>n HR-Beratern <strong>de</strong>s Anbieters geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine Entgeltabrechnung<br />

kann direkt in <strong>de</strong>n Account <strong>de</strong>s<br />

Mitarbeiters transferiert wer<strong>de</strong>n und<br />

steht dort zur Verfügung.<br />

www. kk-personalbuero.<strong>de</strong><br />

Empfehlungsbund für IT-Fachkräfte<br />

Die neue Unternehmensplattform Empfehlungsbund erlaubt Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

und Partnerunternehmen lokaler Softwarebranchen, sich im Rahmen<br />

eines Win-Win-Konzepts gegenseitig qualifizierte Fachleute zu empfehlen.<br />

<strong>Nach</strong><strong>de</strong>m das erste Portal zunächst seine Heimat im Dresdner Raum bediente,<br />

wird die Community mit <strong>de</strong>n Portalen ITbavaria.<strong>de</strong> und ITnordbayern.<strong>de</strong><br />

nun auch <strong>de</strong>n Metropolregionen München und Nürnberg zur Verfügung stehen.<br />

Das gemeinsame Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> teilnehmen<strong>de</strong>n Partner ist es, bessere Ergebnisse bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach erfahrenen Führungskräften sowie talentierten <strong>Nach</strong>wuchskräften<br />

zu realisieren. Dabei nutzt die Community das Empfehlungsprinzip<br />

als maßgeblichen Erfolgsfaktor bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Rekrutierung: „Vor allem in Zeiten <strong>de</strong>s<br />

Fachkräftemangels ist es von Vorteil, Bewerber, die ein Unternehmen gera<strong>de</strong><br />

nicht einstellen kann, an die Region zu bin<strong>de</strong>n und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Unternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />

Branche weiterzuempfehlen, damit die Fachkräfte nicht verloren gehen“,<br />

erklärt Dr. Jörg Klukas, Initiator und I<strong>de</strong>engeber <strong>de</strong>s Empfehlungsbunds.<br />

Das Konzept <strong>de</strong>s Portals: Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Absage, die oft nicht auf fachlich unzureichen<strong>de</strong><br />

Kompetenzen zurückzuführen ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihre Grün<strong>de</strong> in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Rahmenbedingungen hat, erhält <strong><strong>de</strong>r</strong> qualifizierte Bewerber auch ein Empfehlungsschreiben<br />

mit Co<strong>de</strong>, um sich bei Partnerunternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Community zu<br />

bewerben. Das soll regionale Branchenkontakte transparenter machen und die<br />

Qualität sowie Kompetenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewerber gewährleisten. www.empfehlungsbund.<strong>de</strong><br />

E-Mail-Schutz<br />

mangelhaft<br />

Obwohl das Bewusstsein für IT-<br />

Sicherheit in kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen<br />

insgesamt steigt, sinken die Schutzmaßnahmen<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Absicherung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

E-Mail-Kommunikation. Das zeigt die<br />

Studie „IT-Sicherheitslage im Mittelstand<br />

2013“ <strong>de</strong>s Vereins „Deutschland<br />

sicher im Netz e.V. (Dsin)“.<br />

Zwischen April 2012 und März 2013<br />

haben mehr als 1.500 kleine und mittelständische<br />

Unternehmen einen<br />

IT-Sicherheitscheck durchgeführt. Im<br />

Vergleich zu <strong>de</strong>n Vorjahres-Ergebnissen<br />

steht <strong><strong>de</strong>r</strong> E-Mail-Schutz weiterhin<br />

an letzter Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Schutzmaßnahmen innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Firmen-IT.<br />

Internet-Schutz (99 Prozent),<br />

Datensicherung (99 Prozent) und das<br />

Einspielen von Sicherheitsupdates<br />

(97 Prozent) sind hingegen fast flächen<strong>de</strong>ckend<br />

verbreitet. Die Dsin-Studie<br />

empfiehlt daher allen KMU, eine<br />

E-Mail-Verschlüsselung einzusetzen.<br />

Die Regify-Gruppe empfiehlt zusätzlich,<br />

mit durchgängiger Verschlüsselung<br />

über die Vertraulichkeit hinaus<br />

auch die <strong>Nach</strong>vollziehbarkeit eines<br />

Vorgangs zu gewährleisten.<br />

SchutzmaSSnahmen<br />

Internet-Schutz<br />

Einspielen<br />

Sicherheitsupdates<br />

Absicherung<br />

Notebooks<br />

Benutzer-Rechteverwaltung<br />

E-Mail-Schutz<br />

2013<br />

2012<br />

99<br />

98<br />

97<br />

95<br />

88<br />

83<br />

78<br />

71<br />

44<br />

46<br />

Angaben in Prozent<br />

Schon 2012 war <strong><strong>de</strong>r</strong> E-Mail-Schutz ungenügend,<br />

doch die Sorglosigkeit steigt.<br />

Quelle: DsiIN 2013<br />

07 / 13 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


36 Organisation_HR-Reporting<br />

Berichterstattung: Mangelhaft<br />

Studie. Wie professionell informieren Unternehmen extern über ihre wichtigste<br />

Ressource? Eine Untersuchung zeigt große Schwachstellen und sieht Handlungsbedarf.<br />

Von Christian Scholz und Stefanie Müller<br />

Neben falschen Wettbewerbsstrategien<br />

tragen gera<strong>de</strong> ein<br />

unprofessionelles Personalmanagement<br />

und ein fehlen<strong>de</strong>s<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu niedriges „Human Capital“ zum<br />

Scheitern von Unternehmen bei. Unabhängig<br />

davon, ob man dieses „Human<br />

Capital“ als monetären Wert ausrechnet,<br />

sind Unternehmen verpflichtet, Auskunft<br />

über ihre Vermögenswerte zu geben, wozu<br />

auch das „Human Capital“ als immaterielles<br />

Vermögen zählt. Ein zentrales<br />

Medium hierfür ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsbericht.<br />

Beispielsweise wird gesetzlich ein Risikomanagement<br />

(KonTraG) gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, zu<br />

<strong>de</strong>m auch Aussagen zu Personalrisiken<br />

zählen. Zu<strong>de</strong>m ist nach <strong>de</strong>m Deutschen<br />

Rechnungslegungsstandard im Konzernlagebericht<br />

über nichtfinanzielle<br />

Leistungsindikatoren zu berichten, eine<br />

Verpflichtung, die sich ein<strong>de</strong>utig auch<br />

auf Mitarbeiter als Leistungsersteller bezieht.<br />

Auch die breite Öffentlichkeit for<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

zunehmend mehr Transparenz, was<br />

vor allem durch Beschäftigungsskandale<br />

wie bei Amazon und Daimler immer stärker<br />

an Relevanz gewinnt.<br />

Trotz<strong>de</strong>m glauben offenbar viele Unternehmen<br />

immer noch, sich eher durch<br />

eine zurückhalten<strong>de</strong> Informationspolitik<br />

online<br />

Die Studie fin<strong>de</strong>n Sie zum Download im<br />

BWL-Portal <strong><strong>de</strong>r</strong> Uni Saarbrücken:<br />

www.orga.uni-sb.<strong>de</strong>/forschung/hcr10Studie/<br />

auf die sichere Seite zu bringen, in<strong>de</strong>m<br />

sie beispielsweise auf die Veröffentlichung<br />

von Zahlen verzichten, die <strong>de</strong>n<br />

Anteil befristet Beschäftigter o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />

Anteil von Zeitarbeitern an <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtbelegschaft<br />

offenlegen. Aber auch bei<br />

weniger kritischen Informationen wie<br />

<strong>de</strong>m Durchschnittsalter wird seit Langem<br />

extreme Zurückhaltung geübt.<br />

Nicht immer ist es aber bewusste<br />

Verschleierung: Es gibt auch Fälle, wo<br />

Unklarheit darüber besteht, welche<br />

Kennzahlen in welcher Form publiziert<br />

wer<strong>de</strong>n sollen. Zu<strong>de</strong>m scheitern manche<br />

Publikationswünsche <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalabteilung<br />

daran, dass HR als zu wenig wichtig<br />

eingestuft wird und man <strong>de</strong>shalb glaubt,<br />

auf ein substanzielles Reporting von<br />

„Human Capital“ verzichten zu können.<br />

HCR10 als Min<strong>de</strong>ststandard<br />

Im Jahr 2010 schuf eine Projektgruppe<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität <strong>de</strong>s Saarlands gemeinsam<br />

mit Vertretern aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />

einen Standard, nach <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

sinnvoll über ihr „Human Capital“<br />

berichten und dabei alle relevanten Interessengruppen<br />

mit notwendigen Informationen<br />

versorgen können. Dabei<br />

ging es – und das ist wichtig – nicht um<br />

die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeit, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

nur um die Qualität im „Human Capital<br />

Reporting“. Das Ergebnis ist <strong><strong>de</strong>r</strong> inzwischen<br />

auch als Buch publizierte Min<strong>de</strong>ststandard<br />

„HCR10“ (benannt nach<br />

seinem Entstehungsjahr 2010), <strong><strong>de</strong>r</strong> klare<br />

Aussagen für die Personalberichterstattung<br />

in Geschäftsberichten sowie in<br />

Personal- und <strong>Nach</strong>haltigkeitsberichten<br />

for<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Grundlegend waren eine klare<br />

Darstellung sowie eine konsistente Datengrundlage<br />

im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Berichterstattung,<br />

um Ordnung, Tiefe und Übersichtlichkeit<br />

in das bisher oft chaotisch<br />

und meist oberflächlich ausgeführte Reporting<br />

zu bringen.<br />

Zunächst wur<strong>de</strong>n Reportingbereiche<br />

(zum Beispiel Personalkosten, Mengengerüst)<br />

festgelegt, die mit 73 vor<strong>de</strong>finierten<br />

Kennzahlen abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n.<br />

Hinzu kommt die Reportingbreite, die<br />

über eine Spezifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> HCR10-Kennzahlen<br />

als Kann- und Muss-Kennzahlen<br />

<strong>de</strong>finiert wird. Diese Kennzahlen bil<strong>de</strong>n<br />

das Grundgerüst für <strong>de</strong>n Geschäfts- und<br />

Personal- o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Nach</strong>haltigkeitsbericht,<br />

wobei <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsbericht wegen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

im Regelfall stärkeren Platzbeschränkung<br />

<strong>de</strong>utlich weniger Muss-Kennzahlen<br />

beinhaltet. Reportingbereiche<br />

sind Personalkosten, Mengengerüst,<br />

Personalstruktur, Aus- und Weiterbildung,<br />

Motivation, Arbeitsumfeld und<br />

Personalertrag. Die jeweils dazugehörigen<br />

Kennzahlen erhalten verschie<strong>de</strong>ne<br />

Kennzeichen, die das Muss für<br />

Geschäftsberichte o<strong><strong>de</strong>r</strong> Personal- und<br />

<strong>Nach</strong>haltigkeitsberichte kennzeichen.<br />

(Einen Auszug aus <strong>de</strong>n Reportingbereichen<br />

mit <strong>de</strong>n jeweiligen Muss- und<br />

Kann-Kennzahlen auf Seite 37).<br />

Die Berichterstattung wird je nach Tiefe<br />

in drei Reportingstufen unterglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t,<br />

die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> externen Bewertung über die<br />

Berichterstattung mit einer Punktzahl<br />

eingehen: Stufe 1 („Zahl“) ist eine Kennzahl<br />

ohne Zeit- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppenbezug.<br />

Stufe 2 („Vektor“) impliziert Zeit- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gruppenbezug. Stufe 3 („Matrix“) be<strong>de</strong>utet<br />

Aufglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nach <strong>de</strong>m Zeitbe-<br />

personalmagazin 07 / 13


37<br />

REportingbereiche<br />

Kennzahl: Personalkosten<br />

Personalaufwand gesamt<br />

Anteil Personalaufwand am<br />

Gesamtaufwand<br />

Personalaufwand je Vollzeitäquivalent<br />

Personalzusatzkosten<br />

Total Workforce Costs<br />

External Workforce Costs (EWC)<br />

External Workforce Costs je Gruppe<br />

Personalkostenstruktur<br />

Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufwandsentwicklungen<br />

Kennzahl: Personalstruktur<br />

Geschlechterverteilung<br />

Behin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenquote<br />

Altersstruktur<br />

Durchschnittsalter<br />

Betriebszugehörigkeit/Dienstalter<br />

Joblevel<br />

Jobfamily (Abteilung)<br />

Qualifikationsstruktur<br />

Führungsspanne<br />

Nationalität<br />

Kennzahl: Motivation<br />

Arbeitgeberimage<br />

Mitarbeiterbefragung Grundlagen<br />

Beteiligungsquote<br />

Ergebnisse Mitarbeiterbefragung<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheitsquote<br />

Commitment-In<strong>de</strong>x<br />

Bonusprogramme<br />

Fluktuationsquote<br />

Ungesteuerte Fluktuationsquote<br />

Austrittsgrün<strong>de</strong><br />

Disziplinarverfahren<br />

# ★<br />

Dargestellt sind drei <strong><strong>de</strong>r</strong> sieben Reportingbereiche.<br />

Die Muss-Kennzahlen für Geschäftsberichte<br />

(#) o<strong><strong>de</strong>r</strong> Personal-/<strong>Nach</strong>haltigkeitsberichte<br />

(★) erhalten verschie<strong>de</strong>ne Zeichen.<br />

Kann-Kennzahlen sind ohne Symbol.<br />

★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

# ★<br />

★<br />

# ★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

★<br />

# ★<br />

★<br />

# ★<br />

★<br />

Quelle: HCR10 Scholz/Sattelberger 2012<br />

zug und Gruppenbezug. Verlangt wird<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s HCR10 eine Berichtsstruktur<br />

in Stufe 3.<br />

Bewertet man die vorhan<strong>de</strong>ne Berichterstattung<br />

nach <strong>de</strong>m HCR10-Standard,<br />

so ergibt sich Reportingqualität bei <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsberichten aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Muss-Kennzahlen (insgesamt 13 über alle<br />

Reportingbereiche), multipliziert mit<br />

<strong>de</strong>m Erfüllungsrad von Stufe 3. Für die<br />

Personal- und <strong>Nach</strong>haltigkeitsberichte<br />

gilt die maximal erfüllbare Punktzahl<br />

von 135 als Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> 45 Muss-Kennzahlen<br />

multipliziert mit 3.<br />

Der HCR10-Standard für Geschäftsberichte<br />

ist erfüllt, wenn alle 13 Muss-Kennzahlen<br />

in Stufe 3 berichtet wer<strong>de</strong>n. Ein<br />

Geschäftsbericht muss <strong>de</strong>mnach 13 klar<br />

<strong>de</strong>finierte Werte, aufgeschlüsselt nach<br />

strategisch relevanten Gruppen, im Zeitablauf<br />

über drei Jahre ausweisen. Bezogen<br />

auf diese maximale Punktzahl lässt sich<br />

ein Prozentwert berechnen, wobei 100<br />

Prozent insgesamt 39 Punkten bezogen<br />

auf <strong>de</strong>n Geschäftsbericht entsprechen.<br />

Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Dax 30<br />

Um das „Human Capital Reporting“ in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmenspraxis zu überprüfen,<br />

wur<strong>de</strong>n über drei Jahre hinweg die Geschäfts-<br />

und Zusatzberichte (Personalund<br />

<strong>Nach</strong>haltigkeitsberichte) <strong><strong>de</strong>r</strong> Dax-<br />

30-Unternehmen auf das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> HCR10-Kennzahlen geprüft. Berücksichtigt<br />

wur<strong>de</strong>n diejenigen Unternehmen,<br />

die in <strong>de</strong>n Berichtsjahren 2009,<br />

2010 und 2011 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> im Dax 30<br />

waren. Unternehmen, die nicht während<br />

<strong>de</strong>s gesamten Betrachtungszeitraums<br />

gelistet waren (wie Salzgitter und Hei<strong>de</strong>lberg<br />

Cement), wur<strong>de</strong>n ebenfalls über<br />

alle drei Jahre bewertet.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Berichterstattung in <strong>de</strong>n Geschäftsberichten<br />

wur<strong>de</strong>n im Durchschnitt<br />

nur 24 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />

Muss-Kennzahlen berichtet. Dieser<br />

Wert ist gegenüber <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Vorjahren<br />

2009 und 2010 nur wenig gestiegen.<br />

Spitzenreiter 2011 ist Lin<strong>de</strong> mit einem<br />

Wert von 47 Prozent.<br />

Betrachtet man die verwen<strong>de</strong>ten Kennzahlen<br />

im Hinblick auf die Reportingbereiche<br />

genauer, so ergibt sich Folgen<strong>de</strong>s:<br />

• In <strong>de</strong>n Reportingbereichen Personalkosten<br />

und Mengengerüst wur<strong>de</strong>n<br />

durchschnittlich die meisten Punkte<br />

erreicht. Weniger überraschend ist an<br />

dieser Stelle, dass die Kennzahl „Personalaufwand<br />

gesamt“ in allen drei<br />

Jahren von je<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen<br />

berichtet wur<strong>de</strong>, während die Kennzahl<br />

„External Workforce Costs“ in keinem<br />

Geschäftsbericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Dax-30-Unternehmen<br />

auftaucht.<br />

• Die Berichterstattung über Personalstruktur,<br />

Aus- und Weiterbildung, Motivation,<br />

Arbeitsumfeld und Personalertrag<br />

ist hingegen extrem <strong>de</strong>fizitär, wobei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bereich Personalertrag an dieser<br />

Stelle ausgeklammert wer<strong>de</strong>n kann, da<br />

im Geschäftsbericht keine Muss-Kennzahl<br />

gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t ist.<br />

Insgesamt besteht sehr viel Potenzial<br />

für Unternehmen, ihre Berichterstattung<br />

weiter zu forcieren und zumin<strong>de</strong>st die<br />

Muss-Kennzahlen für <strong>de</strong>n Geschäftsbericht<br />

zu berücksichtigen. Hier muss <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Personalvorstand Verantwortung übernehmen<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat als Kontrollgremium<br />

diese Informationen auch<br />

einfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Kaum Personalinfo im Zusatzbericht<br />

Noch schlechter fällt das Ergebnis in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rubrik Personal- und <strong>Nach</strong>haltigkeitsbericht<br />

aus: Dieses Instrument wird<br />

selten und vor allem nicht konsequent<br />

genutzt. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel fehlen klare Strukturen,<br />

wodurch die Berichterstattung<br />

eher zufällig und unprofessionell wirkt.<br />

Für alle drei Berichtsjahre waren es lediglich<br />

die Commerzbank, die Deutsche<br />

Telekom und RWE, die überhaupt einen<br />

Personalbericht veröffentlichten. Lässt<br />

man unberücksichtigt, wer in <strong>de</strong>n betrachteten<br />

Berichtsjahren gar keinen<br />

Personal- o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Nach</strong>haltigkeitsbericht<br />

veröffentlicht hat, wur<strong>de</strong>n die unteren<br />

Plätze 2009 von Beiersdorf und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Deutschen Börse, 2010 von <strong><strong>de</strong>r</strong> Allianz<br />

und Münchener Rück und 2011 von SAP<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Allianz belegt. Bei <strong>de</strong>n Zusatzberichten<br />

gestaltet sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kennzahlen wie folgt:<br />

• Neben <strong>de</strong>m Mengengerüst schnei<strong>de</strong>t<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Reportingbereich Personalstruktur<br />

am besten ab. Das Niveau dieser Kategorie<br />

ist allerdings niedriger als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ka-<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


38 Organisation_HR-Reporting<br />

Ranking: Human Capital Reporting<br />

tegorie Geschäftsbericht. Am häufigsten<br />

wer<strong>de</strong>n die Kennzahlen „Frauenanteil“<br />

und „Mitarbeiterzahl Köpfe“ berichtet.<br />

• Kennzahlen wie „External Workforce<br />

Costs je Gruppe“ und „Human Capital<br />

ROI“ wer<strong>de</strong>n im Gegensatz dazu nicht<br />

in <strong>de</strong>n Zusatzberichten erwähnt.<br />

• Auch die Kennzahlen „Anteil Personalaufwand<br />

am Gesamtaufwand“, „Total<br />

Workforce Costs“, „External Workforce<br />

Costs“ und „Anteil (un-)befristeter Verträge<br />

an Einstellungen“ sind nur selten<br />

in <strong>de</strong>n Zusatzberichten vertreten.<br />

Vorteile für alle Interessengruppen<br />

Für Investoren wird durch die Berücksichtigung<br />

zentraler Kennzahlen in einer<br />

<strong>de</strong>m HCR10 folgen<strong>de</strong>n Berichterstattung<br />

die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen<br />

erleichtert. Unternehmen selbst unterstützt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> HCR10 als Leitfa<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Umsetzung eines zielgruppengerechten<br />

„Human Capital Reporting“. Personalmanagern<br />

bietet er eine Orientierung,<br />

wie sie ihre Personalarbeit verbessern<br />

und entsprechend vermarkten können.<br />

Nun liegt es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalvorstän<strong>de</strong>,<br />

mithilfe <strong>de</strong>s HCR10-<br />

Standards <strong><strong>de</strong>r</strong> personalbezogenen<br />

Berichterstattung Struktur und Aussagekraft<br />

zu verleihen. Denn letztlich ist<br />

dieses nach außen präsentierte „Human<br />

Capital Reporting“ auch eine sinnvolle<br />

Möglichkeit, die Wichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />

und damit auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeit<br />

zu betonen.<br />

Prof. Dr. Christian<br />

Scholz ist Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls<br />

für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Organisation,<br />

Personal- und Informationsmanagement<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität <strong>de</strong>s Saarlands.<br />

Dr. Stefanie Müller ist<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Organisation, Personal- und Informationsmanagement<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität <strong>de</strong>s Saarlands.<br />

Platz Unternehmen Ten<strong>de</strong>nz Kategorie Durchschnitt<br />

2011 Dax zu 2009 Muss Kann Durchschnittswert<br />

Geschäftsbericht<br />

Zusatzbericht<br />

Freiwillige<br />

Breite<br />

1 Lin<strong>de</strong> (N) 47 30 27 35<br />

2 K+S (N) 45 29 28 34<br />

3 Deutsche Telekom (N P) 18 38 37 31<br />

4 Volkswagen (N) 44 21 25 30<br />

5 RWE (N P) 29 29 24 27<br />

6 Deutsche Post (N) 28 26 24 26<br />

7 BASF (N in GB) 38 19 18 25<br />

7 BMW (N) 21 28 27 25<br />

7 Daimler (N) 24 28 24 25<br />

7 MAN (N) 23 27 26 25<br />

11 Commerzbank (P) 28 21 20 23<br />

11 Deutsche Bank (N) 35 15 20 23<br />

11 Eon (N) 28 22 20 23<br />

11 Metro(N) 33 17 19 23<br />

15 Bayer (N) 23 20 21 21<br />

15 Lufthansa (N) 27 18 19 21<br />

15 Siemens (N) 17 22 23 21<br />

18 Deutsche Börse (N) 23 17 20 20<br />

19 Henkel (N) 14 19 20 17<br />

20 Infineon 27 0 16 14<br />

21 SAP (N) 28 1 10 13<br />

22 Adidas (N) 24 0 11 12<br />

22 Hei<strong>de</strong>lberg Cement 26 0 10 12<br />

24 Merck 15 0 7 8<br />

24 Münchener Rück (N) 10 6 6 8<br />

26 Allianz (N) 12 4 5 7<br />

26 Fresenius 13 0 8 7<br />

26 Fresenius Medical Care 13 0 8 7<br />

26 Thyssen Krupp 13 0 8 7<br />

30 Beiersdorf 12 0 5 6<br />

Alle Angaben in Prozent<br />

Das Ranking <strong><strong>de</strong>r</strong> Dax-30-Konzerne für das Berichtsjahr 2011 zeigt: Nur wenige nutzen<br />

bisher die Kennzahlen <strong>de</strong>s HCR10 umfassend, um ihre Human-Capital-Aktivitäten transparent<br />

darzustellen.(N= <strong>Nach</strong>haltigkeitsbericht, P= Personalbericht, GB= Geschäftsbericht).<br />

Quelle: Scholz/Müller<br />

personalmagazin 07 / 13


Organisation_Gutscheine 39<br />

So bleibt die Freu<strong>de</strong> ungetrübt<br />

ÜBERBLICK. Gutscheine als Vergütungsbestandteil o<strong><strong>de</strong>r</strong> Prämie erfreuen immer mehr<br />

Mitarbeiter. Wir zeigen, was möglich ist, ohne gleichzeitig <strong>de</strong>n Fiskus zu beschenken.<br />

Von Andreas Sprenger<br />

Geschenkgutscheine und –karten<br />

boomen auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Markt. Zum einen sind sie eine<br />

sinnvolle Lösung, um die<br />

Freigrenzen zu nutzen, innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

Sachbezüge und Aufmerksamkeiten<br />

lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei<br />

Candlelight-Dinner, Wellness und Shopping:<br />

Das Gutscheinangebot ist riesig.<br />

an Mitarbeiter gegeben wer<strong>de</strong>n können,<br />

zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en können die Mitarbeiter das<br />

aussuchen, was ihnen am meisten Spaß<br />

bringt. Motivation, Unternehmensbranding<br />

und Bindungswirkung können – je<br />

nach Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutscheingestaltung – selten<br />

einfacher erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Praktiker in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung<br />

blicken trotz<strong>de</strong>m mit einer gewissen<br />

Skepsis auf das Motivationsinstrument<br />

Gutschein. Schließlich ist in Deutschland<br />

nichts einfach – vor allem nicht eine prüfungssichere<br />

Gestaltung abgabenfreier<br />

Incentives. Worauf müssen sie also beim<br />

Einsatz von Gutscheinen rechtlich achten?<br />

Sachbezug und Aufmerksamkeit<br />

Die einfachste Variante, abgabenfreie<br />

Incentives zu gestalten, liegt darin, die<br />

Sachzuwendungsfreigrenze von 44 Euro<br />

zu nutzen. Laut Einkommensteuergesetz<br />

bleiben Sachzuwendungen an Mitarbeiter<br />

bis zu 44 Euro pro Monat steuerfrei<br />

(§ 8 Abs. 2 Satz 9 EStG). Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sozialversicherungsentgeltverordnung<br />

(SvEV) wird die Steuerfreiheit auch für<br />

die Sozialversicherung übernommen (§ 3<br />

Abs. 1 Satz 3 SvEV). Ob es die Freigrenze<br />

2014 in dieser Höhe geben wird, ist unklar.<br />

Der – eher praxisferne – Gesetzentwurf<br />

einiger Bun<strong>de</strong>slän<strong><strong>de</strong>r</strong> sieht eine Abschmelzung<br />

auf 20 Euro pro Monat vor.<br />

Neben diesem Monatswert von 44 Euro<br />

bleiben auch Sachzuwendungen <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

von bis zu 40 Euro steuerfrei,<br />

wenn sie anlässlich eines persönlichen<br />

Ereignisses an Mitarbeiter ausgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. Steuerlich gehören sie zum<br />

Sammelbegriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufmerksamkeiten.<br />

Als persönlicher Anlass gilt etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburtstag,<br />

das Mitarbeiterjubiläum o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Geburt eines Kin<strong>de</strong>s. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Blumenstrauß<br />

als Willkommensgruß nach<br />

längerer Erkrankung fällt darunter.<br />

Was oft übersehen wird: Bei<strong>de</strong> Freigrenzen<br />

haben nichts miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu<br />

tun. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sachzuwendungsfreigrenze<br />

von 44 Euro han<strong>de</strong>lt es sich um einen<br />

Monatswert, <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlass <strong><strong>de</strong>r</strong> Zuwendung<br />

spielt keine Rolle. Man kann diese Freigrenze<br />

je<strong>de</strong>n Monat ausnutzen – und<br />

zwar durchaus als Belohnung. Gleichzeitig<br />

– also ohne Anrechnung auf die<br />

44 Euro – kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter zum<br />

persönlichen Ereignis ein Geschenk bis<br />

zu 40 Euro abgabenfrei erhalten. Wer<br />

innerhalb eines Monats Geburtstag und<br />

Hochzeit hat, kann daher zwei Aufmerksamkeiten<br />

im Wert von bis zu 40 Euro<br />

erhalten. Die rechtliche Grundlage hierfür<br />

steht in <strong>de</strong>n Lohnsteuerrichtlinien<br />

(R 19.6 LStR). Die Steuerfreistellung für<br />

Aufmerksamkeiten führt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialversicherung<br />

zur Abgabenfreiheit (§ 1<br />

Abs. 1 Nummer 1 SvEV).<br />

Vorsicht bei Sachzuwendungen<br />

Für die praktische Umsetzung muss<br />

man zwei Fußangeln kennen: Zum einen<br />

han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n Beträgen<br />

von 44 Euro (Sachbezugsfreigrenze) und<br />

40 Euro (Aufmerksamkeiten bei persönlichem<br />

Anlass) um Freigrenzen. Diese<br />

Einschränkung spielt vor allem bei <strong>de</strong>n<br />

Gutscheinen eine wesentliche Rolle. Freigrenzen<br />

enthalten eine heimtückische<br />

Beschränkung: Sobald die Grenzbeträge<br />

auch nur um einen Cent überschritten<br />

sind, geht die Steuerfreiheit und damit<br />

auch die Sozialversicherungsfreiheit ver-<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


40 Organisation_Gutscheine<br />

Marktübersicht<br />

Firma Einkaufsgutscheine Weitere Angebote Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />

loren. Für <strong>de</strong>n Arbeitgeber mit fatalen<br />

Folgen, weil selbst geringfügige Überschreitungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Freigrenzen zur Haftungsfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Lohnsteuer und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialversicherung führen. Die exakte<br />

Betragsbegrenzung auf 44 Euro o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

40 Euro sollte man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis durch<br />

ausreichen<strong>de</strong> Information von Vorgesetzten<br />

und Etatverantwortlichen in <strong>de</strong>n Griff<br />

bekommen. Betriebsprüfer <strong><strong>de</strong>r</strong> Lohnsteuer<br />

und Sozialversicherung erwischen<br />

viele Arbeitgeber aber bei <strong>de</strong>n Aufzeichnungs-<br />

und Überwachungspflichten.<br />

Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sachbezugsfreigrenze<br />

von 44 Euro muss man beachten,<br />

dass alle Sachzuwendungen eines Monats<br />

zusammengerechnet wer<strong>de</strong>n. Wer die<br />

44-Euro-Freigrenze zur Motivation seiner<br />

Mitarbeiter ausnutzen will, muss sicherstellen,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter in diesem<br />

Monat keine an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Sachzuwendungen<br />

erhält. Die 44-Euro-Freigrenze dient vielen<br />

unauffälligen Zusatzleistungen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers als Grundlage für die Steuer-<br />

und Sozialversicherungsfreiheit. Die<br />

Bandbreite reicht vom Jobticket über das<br />

größere Arbeitgeberdarlehen bis zur Abschlussfeier<br />

eines Teams, weil ein Projekt<br />

fristgerecht zum Abschluss gebracht wur<strong>de</strong>.<br />

Gewährt <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber etwa allen<br />

Mitarbeitern im Juni 2013 einen Einkaufsgutschein<br />

im Wert von 44 Euro, wer<strong>de</strong>n<br />

aber im selben Monat die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> eines<br />

abteilungsübergreifen<strong>de</strong>n Teams vom Projektleiter<br />

zu einem Grillabend eingela<strong>de</strong>n<br />

(Kosten: zwölf Euro pro Teilnehmer), ist<br />

die Freigrenze im Juni überschritten. Bei<br />

diesen Mitarbeitern müssen insgesamt 56<br />

Euro versteuert und sozialversicherungsrechtlich<br />

verbeitragt wer<strong>de</strong>n.<br />

Rückzahlung als Bargeld ausschließen<br />

Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fußangel: Abgabenfrei bleiben<br />

Aufmerksamkeiten und die 44-Euro-<br />

Freigrenze nur, wenn es sich um eine<br />

Sachzuwendung han<strong>de</strong>lt. Der BFH hat<br />

klargestellt, dass auch ein Gutschein<br />

über einen festen Eurobetrag steuerlich<br />

als Sachzuwendung anzusehen<br />

ist. Damit war die jahrelange Verwaltungspraxis,<br />

dass Gutscheine nur über<br />

Advano GmbH<br />

www.advano.<strong>de</strong><br />

Bonago Incentive Marketing<br />

Group GmbH<br />

www.bonago.<strong>de</strong><br />

Cadooz<br />

www.cadooz.com<br />

E<strong>de</strong>nred Deutschland<br />

GmbH<br />

www.e<strong>de</strong>nred.<strong>de</strong><br />

Jochen Schweizer Corporate<br />

Solutions GmbH<br />

www.jochen-schweizer-corporate.<strong>de</strong><br />

So<strong>de</strong>xo Pass GmbH<br />

www.so<strong>de</strong>xo-motivation.<strong>de</strong><br />

Universalgutschein,<br />

Benefit Card Premium<br />

(Mastercardbasiert)<br />

Shoppingbon,<br />

Mitarbeiter Card,<br />

Mitarbeiterbon,<br />

Azubibon<br />

Bestchoice Einkaufsgutschein,<br />

Cadooz<br />

Card, Directchoice,<br />

Driverschoice<br />

Multimarkengutscheinkarten,<br />

zum<br />

Beispiel Ticket Plus<br />

Card, Ticket Shopping<br />

Card<br />

nein<br />

zum Beispiel Shopping<br />

Pass<br />

Die Marktübersicht zeigt eine Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten Anbieter im Gutschein- und<br />

Incentivebereich auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Markt und ihre wichtigsten Angebote.<br />

Erlebnis-, Reise-, Tank-,<br />

Zeitschriftengutscheine<br />

Restaurant-, Erlebnis-,<br />

Kino-, Tank-, Zeitschriftengutscheine,<br />

Sachprämien, Rabattcoupons<br />

Restaurant-, Erlebnis-,<br />

Reise-, Tankgutscheine,<br />

Sachprämien,<br />

Mitarbeitervorteilsprogramm<br />

Erlebnisgutscheine,<br />

Bonusprogramme<br />

Restaurant-, Tankgutscheine,<br />

Sachprämien,<br />

Dining Pass<br />

elektronische Gutscheine,<br />

Gutscheine im Corporate<br />

Design <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

Einlöseshop im<br />

„look and feel“ <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens<br />

Restaurant-, Erlebnis-,<br />

Reise-,Hotel-, Tank-,<br />

Zeitschriften-,<br />

Kinogutscheine, Rabattcoupons,<br />

Mitarbeitervorteilsprogramm<br />

Mitarbeiter-werben-<br />

Mitarbeiter, Erholungsbeihilfe-Gutscheine,<br />

elektronische Gutscheine,<br />

individualisierte Einlöseplattform<br />

elektronische Gutscheine,<br />

Gutscheine im Corporate<br />

Design <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

Einlöseshop im<br />

„look and feel“ <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

E-Gift Card<br />

elektronische Gutscheine,<br />

„Full Branding Service“<br />

von Gutscheinkarte bis<br />

Portal, Mobile App<br />

Firmenveranstaltungen<br />

Personalisierung, Logo,<br />

Kun<strong>de</strong>n-werben-Kun<strong>de</strong>n,<br />

Incentive-Plattform<br />

Quelle: Angaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Anbieter<br />

eine ein<strong>de</strong>utige Beschreibung <strong>de</strong>s Gegenstands<br />

und ohne Angabe eines Eurobetrags<br />

steuerfrei bleiben, hinfällig.<br />

Völlig risikolos ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz von Gutscheinen<br />

<strong>de</strong>nnoch nicht. Der BFH akzeptiert<br />

sie nur dann als Sachzuwendung,<br />

wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber ausschließlich eine<br />

„Sache“ zugesagt hat. Diese Ausschließlichkeit<br />

ist Voraussetzung für die Steuerund<br />

Sozialversicherungsfreiheit. Allein<br />

<strong>de</strong>swegen ist es unbedingt notwendig, die<br />

Ausgabe von Gutscheinen arbeitsrechtlich<br />

exakt zu regeln. Vor allem muss geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n, was mit eventuellen Restbeträgen<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Einlösung <strong>de</strong>s Gutscheins<br />

geschieht. Sobald <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer <strong>de</strong>n<br />

Gutschein einlöst und Restbeträge ausgezahlt<br />

bekommt, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundsatz „nur<br />

Sachleistung“ verletzt. Der Arbeitnehmer<br />

hat eine Sachzuwendung und einen<br />

Geldbetrag erhalten. Hardliner unter <strong>de</strong>n<br />

Betriebsprüfern versagen die Steuerfreiheit,<br />

wenn nicht für je<strong>de</strong>n eingelösten<br />

Gutschein die Rückzahlung von Bargeld<br />

<strong>de</strong>finitiv ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Die Beweislast für die Steuerfreiheit<br />

von Sachzuwendungen liegt beim Arbeitgeber.<br />

Er muss beweisen können, dass<br />

seine Gutscheine ausschließlich zur Einlösung<br />

von Sachen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Dienstleistungen<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n können. Daher sind in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis elektronische Gutscheine<br />

sinnvoller, weil selbst geringe Restbeträge<br />

als Guthaben gespeichert bleiben. Wer<br />

Papiergutscheine ausgibt, muss min<strong>de</strong>stens<br />

auf <strong>de</strong>m Gutschein die Auszahlung<br />

selbst minimaler Restbeträge ausdrücklich<br />

ausschließen. Sicherer ist es, wenn<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


41<br />

HPO<br />

ARBEITSHILFE<br />

die einlösen<strong>de</strong>n Stellen <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />

bestätigen, dass eine Auszahlung von<br />

Restbeträgen <strong>de</strong>finitiv nicht erfolgt.<br />

Die elektronische Variante <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutscheine<br />

hat einen weiteren wesentlichen<br />

Vorteil. Steuerlich erfolgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Lohnzufluss<br />

bei Gutscheinen in <strong>de</strong>m Augenblick, in<br />

<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer über das Guthaben<br />

verfügen kann. Gera<strong>de</strong> für die Frage, ob<br />

die monatliche Sachzuwendungsfreigrenze<br />

von 44 Euro eingehalten ist, muss <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Übergabe<br />

<strong>de</strong>s Gutscheins nachweisen können. Bei<br />

Papiergutscheinen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t dies erheblichen<br />

Verwaltungsaufwand. Bei elektronischen<br />

Gutscheinen kann die Aktivierung<br />

– also <strong><strong>de</strong>r</strong> steuerliche Zufluss – vom Arbeitgeber<br />

exakt bestimmt wer<strong>de</strong>n. Damit<br />

wird vermie<strong>de</strong>n, dass Gutscheine für zwei<br />

unterschiedliche Monate versehentlich in<br />

einem Monat ausgehändigt wer<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Zusammenhang sind Angebote,<br />

die ein Ansparen <strong>de</strong>s monatlichen<br />

Betrags in Form eines Bonussystems ermöglichen,<br />

kritisch zu sehen. Der BFH hat<br />

in seiner Rechtsprechung zur Jahresfahrkarte<br />

klargestellt, dass sich die Sachzuwendungsfreigrenze<br />

von 44 Euro auf <strong>de</strong>n<br />

Übergabezeitpunkt bezieht. Für welchen<br />

Zeitraum <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutschein einen Bezug ermöglicht,<br />

spielt dabei keine Rolle. Es ist<br />

also nicht möglich, Gutscheine wertmäßig<br />

für mehrere Monate zusammenzufassen.<br />

Dagegen spielt <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer seine Gutscheine einlöst,<br />

für die Lohnerfassung keine Rolle. Es ist<br />

Urteil Volltext einer grundlegen<strong>de</strong>n BFH-<br />

Entscheidung zu Gutscheinen (HI2612385)<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />

Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/hi2612385<br />

also möglich, Gutscheine zu sammeln und<br />

insgesamt für eine aufwendigere Sache<br />

einzulösen. Ob das geplante Ansammeln<br />

von Guthaben – eventuell verbun<strong>de</strong>n mit<br />

einem Bonus – von Prüfern und Gerichten<br />

akzeptiert wird, darf aber bezweifelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> sicheren Seite bleibt, wer<br />

bezüglich Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Einlösung einen<br />

Zeitrahmen von einem Jahr vorgibt. <br />

Andreas Sprenger ist<br />

Steuerberater und Referent<br />

für Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung.


42<br />

Organisation_guTSCHEINE<br />

Rechtliche Risiken vermei<strong>de</strong>n<br />

Anleitung. Wer Gutscheine nutzen will, sollte arbeitsrechtliche wie wirtschaftliche<br />

Risiken möglichst gering halten. Das geht mit <strong>de</strong>n richtigen Vereinbarungen.<br />

Von Thomas Niklas und Benjamin Ittmann<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> betrieblichen Praxis wer<strong>de</strong>n<br />

Gutscheine meist ohne arbeitsvertragliche<br />

Vereinbarung <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten<br />

Belegschaft gewährt. Doch das<br />

ist gefährlich – Arbeitnehmer können<br />

aufgrund wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holter Gewährung einen<br />

vertraglichen Anspruch aus betrieblicher<br />

Übung erwerben. Die Gewährung<br />

von Gutscheinen sollte <strong>de</strong>shalb stets arbeitsvertraglich<br />

geregelt und gegebenenfalls<br />

unter Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>rufsvorbehalt gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei müssen die Grün<strong>de</strong> für<br />

<strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>ruf konkret benannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Als wirtschaftliche Grün<strong>de</strong> kommen<br />

zum Beispiel Gewinnrückgang, Nichterreichen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> prognostizierten wirtschaftlichen<br />

Entwicklung und Ähnliches in<br />

Betracht. Ebenso kann auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wegfall<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Steuer- und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialversicherungsfreiheit<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung von Gutscheinen<br />

als Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>rufsgrund vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n. Ein Freiwilligkeitsvorbehalt, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

das Entstehen einer betrieblichen Übung<br />

von vornherein ausschließen wür<strong>de</strong>, ist<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> neueren Rechtsprechung <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sarbeitsgerichts nicht zulässig,<br />

wenn die Gutscheine als Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> regulären<br />

Vergütung, das heißt als Gegenleistung<br />

für die erbrachte Arbeitsleistung,<br />

gewährt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einzelregelungen zur Gewährung<br />

Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Tarifvorbehalt nach § 77 Absatz<br />

3 BetrVG Betriebsvereinbarungen über<br />

Arbeitsentgelte regelmäßig verbietet,<br />

können die Voraussetzungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung<br />

von Gutscheinen grundsätzlich nur<br />

in einer Betriebsvereinbarung geregelt<br />

Aktuell Praxisbeispiel<br />

Insolvenz <strong>de</strong>s Gutscheinanbieters<br />

Haftet <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber, wenn Gutscheine nicht eingelöst wer<strong>de</strong>n? Die Frage hat lei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

realen Hintergrund: Zum 1. Mai 2013 hat die Firma Maxchoice Insolvenz angemel<strong>de</strong>t.<br />

Führt man sich vor Augen, dass ein Gutschein in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel drei Jahre lang gültig ist, wird<br />

man auch eine Verpflichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers annehmen müssen, binnen dieser drei<br />

Jahre für die Einlösungsmöglichkeit einzustehen, soweit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutschein Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung<br />

war. Wird die Leistung, wie im Fall einer Insolvenz unmöglich, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber zwar<br />

nach § 275 Absatz 1 BGB von <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungspflicht befreit, er ist aber <strong>de</strong>m Arbeitnehmer<br />

gegebenenfalls zum Ersatz <strong>de</strong>s hierdurch entstan<strong>de</strong>nen Scha<strong>de</strong>ns verpflichtet. Das ist<br />

zumin<strong>de</strong>st immer dann anzunehmen, wenn eine Auslegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelungen über die<br />

Gewährung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutscheine ergibt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber für <strong>de</strong>n Erfolg einstehen will.<br />

Der Arbeitgeber selbst ist dann auf insolvenzrechtliche Ansprüche verwiesen, um insoweit<br />

bereits geleistete Zahlungen an <strong>de</strong>n Gutscheinanbieter gegebenenfalls zurückzuerhalten.<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn sie als Incentives, also als<br />

freiwillige Leistung <strong>de</strong>s Arbeitgebers, gewährt<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Vorteil einer solchen<br />

Betriebsvereinbarung liegt neben <strong>de</strong>n<br />

weitreichen<strong>de</strong>n Regelungsmöglichkeiten<br />

darin, dass diese ohne <strong>Nach</strong>wirkung<br />

gekündigt wer<strong>de</strong>n kann. Aus welchem<br />

Grund sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber hierzu entschei<strong>de</strong>t,<br />

spielt dann keine Rolle. Beachtet<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, dass die Gewährung von<br />

Gutscheinen nicht mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vergütungsbestandteilen<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsvereinbarung<br />

gemeinsam geregelt wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

alleiniger Regelungsgegenstand ist.<br />

Ansonsten besteht die Gefahr, dass die<br />

Betriebsvereinbarung trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> grundsätzlichen<br />

Freiwilligkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistung<br />

nachwirkt, wenn die Gewährung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutscheine<br />

als Teil eines Gesamtvergütungssystems<br />

angesehen wird.<br />

Besteht kein Betriebsrat, sollte die Gewährung<br />

von Gutscheinen als Incentive<br />

ebenfalls ausdrücklich arbeitsvertraglich<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s als bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung<br />

von Gutscheinen als Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> regulären<br />

Vergütung kann die Gewährung<br />

als (unregelmäßiges) Incentive jedoch<br />

nicht nur mit einem Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>rufsvorbehalt,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n – alternativ – auch unter einen<br />

Freiwilligkeitsvorbehalt gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieser sollte bei je<strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung erneut<br />

erklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Thomas Niklas ist Rechtsanwalt und<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht, Küttner Rechtsanwälte.<br />

Dr. Benjamin Ittmann ist Rechtsanwalt<br />

und Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />

Küttner Rechtsanwälte.<br />

personalmagazin 07 / 13


43<br />

„Dumping funktioniert nicht“<br />

INTERVIEW. Die Insolvenz von Maxchoice lässt hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tausen<strong>de</strong> Gutscheine ins Leere<br />

laufen. Der Vice Presi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> IMA Europe erläutert, wie zuverlässig <strong><strong>de</strong>r</strong> Markt ist.<br />

personalmagazin: Viele Gutscheinanbieter<br />

verpflichten sich <strong>de</strong>m „Co<strong>de</strong> of Business<br />

Conduct“ <strong><strong>de</strong>r</strong> IMA. Was be<strong>de</strong>utet das?<br />

Mark Gregg: Das Ziel unseres berufsständischen<br />

Verbands ist, das ganze Thema<br />

„Incentive“ voranzutreiben, in<strong>de</strong>m wir<br />

die Branche auf einen hohen, nachprüfbaren<br />

Level bringen. Dazu gehören formelle<br />

Ausbildungsgänge, Networking<br />

und standardisierter Know-how-Transfer.<br />

Unser „Co<strong>de</strong> of Business Conduct“ besagt<br />

unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em, dass es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewinnerzielung<br />

keine Kollision mit ethischen<br />

Voraussetzungen geben darf.<br />

personalmagazin: Das heißt im Klartext ...?<br />

Gregg: ... bei Gutscheinanbietern, dass ihre<br />

Produkte auch eingelöst wer<strong>de</strong>n.<br />

personalmagazin: Die Firma Maxchoice, die<br />

nun Insolvenz angemel<strong>de</strong>t hat, war aber<br />

auch Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> IMA Europe.<br />

Gregg: Die Mitgliedschaft von Maxchoice<br />

hat zu Beginn dieses Jahres geen<strong>de</strong>t. Das<br />

hat uns erspart, sie aus <strong>de</strong>m Verband auszuschließen;<br />

genau das hätten wir aber<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls gemacht.<br />

personalmagazin: Muss man nun auch mit<br />

Insolvenzen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Anbieter rechnen?<br />

Gregg: Der Fall Maxchoice, also eine Insolvenz<br />

eines <strong>de</strong>utschen Gutscheinanbieters,<br />

an <strong>de</strong>m nicht eingelöste Gutscheine<br />

in Höhe von sechs bis zehn Millionen<br />

Euro hängen, ist erstmalig in Deutschland.<br />

Grund war meiner Ansicht nach<br />

kaufmännische Fehleinschätzung. Maxchoice<br />

hatte Gutscheine weit unter <strong>de</strong>m<br />

üblichen Marktwert angeboten; solche<br />

Dumpingpreise können sich nicht halten.<br />

personalmagazin: Sie betonen, dass erstmals<br />

ein <strong>de</strong>utscher Anbieter insolvent ist.<br />

Wie sieht es im Ausland aus?<br />

Gregg: In England sind Insolvenzen von<br />

Gutscheinanbietern häufiger, auch wegen<br />

betrügerischen Verhaltens. Das liegt<br />

schon an <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschiedlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rechtssysteme – in Deutschland wer<strong>de</strong>n<br />

sie nach einer Insolvenz, vor allem nach<br />

einem Betrugsverfahren, kaum wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

in dieser Branche arbeiten können. In<br />

England ist das System etwas durchlässiger<br />

– hier gibt es lei<strong><strong>de</strong>r</strong> auch hin und<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> schwarze Schafe. Die meisten<br />

Anbieter in Deutschland dagegen haben<br />

sich bereits jahrelang auf <strong>de</strong>m Markt bewährt<br />

– sie können sich Negativschlagzeilen<br />

gar nicht leisten.<br />

personalmagazin: Können Sie uns ein Beispiel<br />

für solche Betrugsversuche nennen?<br />

Gregg: In England taucht beispielsweise<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Anbieter auf, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aktionen anbietet, von <strong>de</strong>nen er von<br />

vornherein weiß, dass die Kun<strong>de</strong>n die<br />

Gutscheine nicht einlösen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Diese künstliche Nichteinlösequote<br />

bekommt man durch beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s komplizierte<br />

Wege für die Einlösung; oft ist<br />

auch einfach die Website o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Hotline<br />

zum Einlösen nicht erreichbar. Irgendwann<br />

verliert <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong> die Lust;<br />

die wenigsten beschweren sich beim gutscheinherausgeben<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen.<br />

personalmagazin: Wie können sich Unternehmen<br />

vor solchem Betrug schützen?<br />

Und wie kann man sicherstellen, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anbieter wirtschaftlich solvent ist und<br />

bleibt?<br />

Mark Gregg, Geschäftsführer von Bonago,<br />

ist Vice Presi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> IMA Europe, einem<br />

Zusammenschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Incentive-Anbieter.<br />

Gregg: Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Insolvenz von Maxchoice<br />

müssen sich Unternehmen auch ein<br />

bisschen an die eigene Nase fassen –<br />

Produkte kosten ihren Preis, Dumpingangebote<br />

können nicht funktionieren.<br />

Qualität und Seriosität sollten bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Suche nach <strong>de</strong>m besten Angebot nicht<br />

völlig vernachlässigt wer<strong>de</strong>n. Ansonsten<br />

sollte man stets prüfen: Wie stellt sich<br />

das Unternehmen dar, wie ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertrieb<br />

aufgestellt? Welche Referenzen gibt<br />

es? Und ist es Mitglied in Vereinigungen,<br />

wie beispielsweise IME o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>utschen Dialogmarketing-Verband,<br />

die das Verhalten ihrer Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> kontrollieren?<br />

<br />

Das Interview führte Katharina Schmitt. <br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


44 Organisation_Zeitwirtschaft<br />

Zeiterfassung – egal wo<br />

Praxis. Mobile Anwendungen wer<strong>de</strong>n immer öfter in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitwirtschaft eingesetzt.<br />

Zwei Beispiele zeigen, dass dies ganz unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Firmengröße sinnvoll ist.<br />

Von Daniela Furkel (Red.)<br />

Zahlreiche Studien belegen: Die<br />

Personalabteilungen setzen in<br />

immer mehr Bereichen mobile<br />

Lösungen ein, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

dort, wo Personaler o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />

häufig ihren Einsatzort wechseln. Das<br />

bestätigt sich auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis: Die<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Beispiele zeigen, dass sich<br />

gera<strong>de</strong> bei einem hohen Anteil an Außendienstmitarbeitern<br />

Arbeitserleichterungen<br />

für die Personalabteilung ergeben.<br />

GA Energieanlagenbau Nord:<br />

Zeiterfassung mit <strong>de</strong>m Handy<br />

Für die 380 Monteure und Techniker<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GA Energieanlagenbau Nord GmbH<br />

(GA-EAN) gehören lästige Stun<strong>de</strong>nzettel<br />

seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung <strong>de</strong>s mobilen Zeitwirtschaftssystems<br />

Virtic <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit<br />

an. Häufig wechseln sie gleich<br />

mehrmals am Tag <strong>de</strong>n Einsatzort o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Tarifzone. Sie überschreiten mitunter<br />

auch Lan<strong>de</strong>sgrenzen, um Energieinfrastrukturanlagen<br />

zu bauen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />

reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.<br />

Man braucht nicht viel Fantasie, um<br />

sich vorzustellen, dass eine einheitliche<br />

und minutengenaue Erfassung sämtlicher<br />

Arbeitszeitdaten <strong><strong>de</strong>r</strong> Außendienstmitarbeiter<br />

eine echte Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

darstellte, als sie noch handschriftlich<br />

auf klassischen Stun<strong>de</strong>nzetteln geschah.<br />

„Glücklicherweise ist die Zeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zettelwirtschaft bei <strong><strong>de</strong>r</strong> GA-EAN<br />

vorbei“, sagt IT-Leiter Jörg Hendschke.<br />

„Die handschriftliche Dokumentation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> erbrachten Leistungen und die manuelle<br />

Übertragung in <strong>de</strong>n Computer<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ten zuvor eine fehlerlose und<br />

minutengenaue Erfassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeiten.<br />

Außer<strong>de</strong>m erschwerte das alte<br />

Verfahren eine schnelle Weiterverarbeitung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Daten für eine effektive Begleitkalkulation<br />

unserer Projekte.“<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Januar 2012 läuft das mobile<br />

Arbeitszeiterfassungs- und Controllingsystem<br />

Virtic bei <strong><strong>de</strong>r</strong> GA-EAN im<br />

Regelbetrieb. Die Mitarbeiter im Außendienst<br />

buchen mit einer Software auf<br />

ihren Diensthandys Arbeitsbeginn, Pausen,<br />

Fahrtzeiten, Feierabend o<strong><strong>de</strong>r</strong> Rüstzeiten<br />

durch Eingaben innerhalb einer<br />

selbsterklären<strong>de</strong>n Menüführung. Die<br />

dadurch erzeugten Daten laufen in Echtzeit<br />

auf Servern in einem hochsicheren<br />

Rechenzentrum auf, die von <strong>de</strong>n Anwen<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

über das Internet genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

können. Das erspart <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n die<br />

Installation und Wartung von Software.<br />

Projektleiter können online die Stun<strong>de</strong>nkonten<br />

ihrer Baustellen einsehen und<br />

bei Fehlentwicklungen sofort eingreifen.<br />

Automatisch nimmt das System zu<strong>de</strong>m<br />

eine Vorkontierung und Berechnung von<br />

Zulagen, Auslösen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Reisekosten vor.<br />

Im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> GA-EAN be<strong>de</strong>utet vor allem<br />

die automatische Anwendung lokaler<br />

Tarifregelungen einen großen Zeitvorteil<br />

für die Lohnbuchhaltung.<br />

Damit die Implementierung <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen<br />

Erfassungsmetho<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft<br />

sofort konstruktiv aufgefasst wird, empfiehlt<br />

Hendschke einen offenen Dialog.<br />

„Wir haben die Mitarbeiter frühzeitig ins<br />

Boot geholt und die Vorteile <strong>de</strong>s Systems<br />

für bei<strong>de</strong> Seiten <strong>de</strong>utlich gemacht.“ Das<br />

System lief zunächst in einer Testphase.<br />

Eine Gruppe von sechs Mitarbeitern<br />

© AToss © Virtic<br />

Ob Handy o<strong><strong>de</strong>r</strong> Smartphone – mobile<br />

Lösungen erleichtern die Zeiterfassung<br />

bei GA-EAN und <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadtverwaltung.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


45<br />

wur<strong>de</strong> geschult und während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Einführungsphase zu ihren Eindrücken<br />

befragt. Der Betriebsrat begleitete<br />

die Implementierung.<br />

Die Software erleichtert heute<br />

nicht nur die Erfassung von Arbeitszeiten<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> GA-EAN, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />

die Disposition von Mitarbeitern. So<br />

hat die Zentrale immer <strong>de</strong>n Überblick,<br />

welcher Mitarbeiter gera<strong>de</strong> auf<br />

welcher Baustelle tätig ist, wer krank<br />

ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> wer Urlaub hat. Hier lassen<br />

sich auch die Termine <strong><strong>de</strong>r</strong> Monteure<br />

verwalten. Im Online-Kalen<strong><strong>de</strong>r</strong> sind<br />

diese permanent einsehbar, was die<br />

Kommunikation zwischen Zentrale<br />

und Außendienst erheblich erleichtert.<br />

IT-Leiter Jörg Hendschke lobt<br />

die ganzheitliche Optimierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Prozesse: „Während viele Systeme<br />

auf einzelne Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette<br />

spezialisiert sind, begleitet Virtic die<br />

Arbeitszeiterfassung sowie das Controlling<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftragsannahme<br />

bis zur Lohnabrechnung und <strong>Nach</strong>kalkulation<br />

von Kostenstellen.“<br />

Stadtverwaltung: Arbeitszeitmanagement<br />

von unterwegs<br />

Auch für <strong>de</strong>n öffentlichen Dienst bietet<br />

sich eine mobile Zeitwirtschaft<br />

an. Stadtverwaltungen sind meist<br />

für eine enorm große Fläche zuständig.<br />

In einigen Bereichen, etwa im<br />

Bau-, Garten- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sportamt, sind<br />

auch viele städtische Mitarbeiter im<br />

Außendienst tätig. Für sie besteht<br />

selten Anbindung an das Arbeitszeitmanagementsystem.<br />

Eine große<br />

Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung für Kommunen ist<br />

es, alle städtischen Mitarbeiter in<br />

eine einheitliche Zeitwirtschaftslösung<br />

einzubin<strong>de</strong>n.<br />

Viele <strong><strong>de</strong>r</strong> mobilen Teams, ob Rasenmäherkolonnen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stadtreinigung,<br />

wechseln mehrmals täglich<br />

ihren Einsatzort. Sie kommen zwar<br />

meist morgens o<strong><strong>de</strong>r</strong> abends am Betriebshof<br />

vorbei und können dort<br />

ihre Arbeitszeiten erfassen. Untertägige<br />

Kontierungen auf die jeweiligen<br />

07 / 13 personalmagazin<br />

Kostenstellen gestalten sich jedoch<br />

als schwierig. Hier schafft mobiles<br />

Arbeitszeitmanagement über das<br />

Smartphone Abhilfe. Über eine leicht<br />

zu bedienen<strong>de</strong> App können die Mitarbeiter<br />

ihre Arbeitszeiten je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit<br />

und von je<strong>de</strong>m Ort aus buchen und<br />

kontieren. Bisher mussten sie manuell<br />

festhalten, für welche Dienst- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kostenstelle sie gera<strong>de</strong> tätig sind.<br />

Eine wichtige Unterstützung ist die<br />

Anwendung auch für Bauhöfe und<br />

Straßenbauarbeiter, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Anlaufstelle<br />

häufig die Bauwagen sind. Die<br />

Vorarbeiter können über eine „Gruppenbuchung“<br />

die Arbeitszeiten ihres<br />

kompletten Teams per Knopfdruck<br />

erfassen sowie Urlaubsanträge einfach<br />

per Smartphone absetzen. Das<br />

entlastet die Personalabteilung, die<br />

sonst Tausen<strong>de</strong> von Belegen manuell<br />

eingeben muss.<br />

Damit diese Szenarien in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität<br />

funktionieren, ist es im ersten<br />

Schritt notwendig, Akzeptanz zu<br />

schaffen und <strong>de</strong>n Nutzen einer solchen<br />

Lösung transparent zu machen.<br />

Das geschieht am besten durch intensive<br />

Aufklärung aller Betroffenen.<br />

Hier hilft häufig <strong><strong>de</strong>r</strong> Live-Test<br />

am Smartphone. Nicht zuletzt wegen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> intuitiven Bedienbarkeit ist dieses<br />

Vorgehen meist überzeugend.<br />

In einem ausführlichen Pilotprojekt<br />

müssen Technik und Umsetzung in<br />

die Praxis intensiv getestet wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiterer zentraler Bestandteil ist<br />

die Datensicherheit. „Es muss sichergestellt<br />

sein, dass kein Missbrauch<br />

möglich ist. Dafür gilt es, IT- und<br />

Organisationsprozesse zu <strong>de</strong>finieren,<br />

zum Beispiel eine automatische<br />

Fernlöschung, die bei Verlust eines<br />

mobilen Geräts einsetzt“, erklärt<br />

Patrick Flaig, Produktmanager bei<br />

Atoss. „Damit nur autorisierte Personen<br />

auf die Lösung zugreifen,<br />

sind Unternehmens-ID und entsprechen<strong>de</strong><br />

Benutzerkennungen samt<br />

Passwort sowie ein klares Rechtesystem<br />

zwingend erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.“ <br />

Der Arbeitgeber<br />

ist verpflichtet,<br />

die über die werktägliche<br />

Arbeitszeit [...] hinausgehen<strong>de</strong><br />

Arbeitszeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

aufzuzeichnen...<br />

§16 Abs. 2 ArbZG,<br />

Aushang und Arbeitszeitnachsweise<br />

Übersichtliche Zeit- und Projekterfassung<br />

Lückenlose Arbeitszeitnachweise<br />

Flexible Personal- und Projektplanung<br />

Urlaubs-, Schicht- und Abwesenheitsplanung<br />

Umfangreiche Statistiken<br />

Jetzt informieren:<br />

www.reiner-sct.com/zeiterfassung


46 Organisation_Personaldienstleistung 2.0<br />

Dem Pflegenotstand begegnen<br />

Serie. Das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll hilft Pflegeeinrichtungen, ihre Personal<strong>de</strong>cke mit<br />

Fachkräften aufzustocken, und trägt zu Kosteneffizienz und Pflegequalität bei.<br />

Serie<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

Von Frank Schra<strong><strong>de</strong>r</strong> und Theo Nitschke<br />

Personaldienstleister kommen<br />

nicht mehr nur in Phasen erhöhten<br />

Mitarbeiterbedarfs zum Einsatz,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n etablieren sich als<br />

langfristige, strategische Partner ihrer<br />

Kun<strong>de</strong>n und nehmen für diese wichtige<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s Personalmanagements<br />

wahr. Diese Entwicklung wird unter <strong>de</strong>m<br />

Schlagwort „Personaldienstleistung 2.0“<br />

zusammengefasst. Ein gutes Beispiel<br />

für eine solche „Personaldienstleistung<br />

2.0“ ist das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll. Bei<br />

diesem Mo<strong>de</strong>ll übernimmt ein Hauptlieferant<br />

das Management <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lieferanten<br />

und ermöglicht Unternehmen<br />

<strong>de</strong>n Dienstleistungseinkauf zu reduzierten<br />

Prozesskosten. Zu<strong>de</strong>m stellt das Mo<strong>de</strong>ll<br />

die kontinuierliche Qualität bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Personalbedarfs sicher.<br />

Nicht umsonst stößt diese Lösung auch<br />

bei Pflege- und Gesundheitseinrichtungen<br />

auf zunehmen<strong>de</strong>s Interesse.<br />

Ein zentraler Ansprechpartner<br />

„Master Vendor“ be<strong>de</strong>utet übersetzt<br />

„Hauptlieferant“. Engagiert ein Unternehmen<br />

einen Personaldienstleister als<br />

Master Vendor, wird dieser zum zentralen<br />

Ansprechpartner. Den zusätzli-<br />

• Ausgabe 05/2013: Das Konzept „Personaldienstleistung<br />

2.0“<br />

• Ausgabe 06/2013: Beispiel Eignungsdiagnostik<br />

• Ausgabe 07/2013: Beispiel Medizin und Pflege<br />

chen Personalbedarf <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

<strong>de</strong>ckt <strong><strong>de</strong>r</strong> Master Vendor entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> aus<br />

<strong>de</strong>n Reihen seiner eigenen Mitarbeiter<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> er beauftragt an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personaldienstleister,<br />

die als Co-Lieferanten das<br />

benötigte Personal stellen.<br />

Durch die gebün<strong>de</strong>lte Administration<br />

spart das Unternehmen sowohl zeitliche<br />

als auch personelle Ressourcen ein. Der<br />

aufwendige Kontakt zu vielen einzelnen<br />

Anbietern entfällt. Der Master Vendor<br />

kennt sowohl das Unternehmen als<br />

auch die speziellen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

einzelnen Arbeitsplätze, wodurch eine<br />

passgenaue Abstimmung von Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungs-<br />

und Einsatzprofil <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweils<br />

gesuchten Mitarbeiter sichergestellt ist.<br />

Die Bün<strong>de</strong>lung von Auftragsvolumina<br />

versetzt <strong>de</strong>n Master Vendor zu<strong>de</strong>m in die<br />

Lage, beim Einkauf bessere Konditionen<br />

zu erzielen.<br />

Ein Master-Vendor-Projekt beginnt<br />

immer mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Ist-Situation<br />

im Unternehmen. Diese erfolgt unter<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>em auf Basis von Daten über Lieferanten,<br />

Einkaufsvolumen und Preise.<br />

Ziel ist es, <strong>de</strong>n Dienstleistungseinkauf<br />

sukzessive in eine optimierte Struktur<br />

zu überführen, um so eine Kostentransparenz<br />

sowie eine Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferanten<br />

und Prozesskosten zu erreichen.<br />

Zu diesem Zweck wird auch ein Vendor-<br />

Management-Systems (VMS) beim Kun<strong>de</strong>n<br />

implementiert, sodass komplexere<br />

Vorgänge je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit transparent dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Das Projekt wird<br />

zum einen anhand von betriebswirtschaftlichen<br />

Kennzahlen (KPI) gesteuert.<br />

Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en überprüfen Kun<strong>de</strong> und<br />

Master Vendor als Projektbeirat in regelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Fortschritt.<br />

Dünne Personal<strong>de</strong>cke in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege<br />

Das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie bewährte Master-<br />

Vendor-Mo<strong>de</strong>ll fin<strong>de</strong>t zunehmend auch<br />

das Interesse von Arbeitgebern aus <strong>de</strong>m<br />

Gesundheits- und Pflegebereich. Dafür<br />

gibt es gute Grün<strong>de</strong>: Nicht zuletzt durch<br />

die ökonomischen Bedingungen ist die<br />

Personal<strong>de</strong>cke in vielen Einrichtungen<br />

dünn. Ausfälle, seien sie regulär durch<br />

Urlaub o<strong><strong>de</strong>r</strong> irregulär durch Krankheit<br />

bedingt, können mit <strong>de</strong>m Stammpersonal<br />

kaum ausgeglichen wer<strong>de</strong>n. Der Fachkräftemangel<br />

macht auch dieser Branche<br />

zu schaffen: <strong>Nach</strong> einer Studie im Auftrag<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vereinigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bayerischen Wirtschaft<br />

wächst die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflegebedürftigen<br />

bis 2030 von <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit 2,4 auf 3,4 Millionen.<br />

Beschäftigte im Pflegesektor gibt es<br />

hingegen immer weniger – die <strong>de</strong>mografische<br />

Entwicklung sorgt für eine steigen<strong>de</strong><br />

<strong>Nach</strong>frage bei gleichzeitig sinken<strong>de</strong>m<br />

Angebot an Pflegekräften. Bis 2030 wer<strong>de</strong>n<br />

bei sonst unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Rahmenbedingungen<br />

506.000 Pflegekräfte fehlen.<br />

Hinzu kommen die gesetzlichen Regelungen<br />

zur sogenannten Fachkraftquote im<br />

Pflegebereich. Je nach Bun<strong>de</strong>sland muss<br />

das Pflegepersonal zu 48 bis 59 Prozent<br />

aus ausgebil<strong>de</strong>ten Fachkräften bestehen.<br />

personalmagazin 07 / 13


47<br />

Personalausfälle stellen die Einrichtungen<br />

nicht nur vor ein praktisches, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch vor ein rechtliches Problem:<br />

Bei Nichteinhaltung dieser Quote drohen<br />

hohe Bußgel<strong><strong>de</strong>r</strong> und im Einzelfall sogar<br />

Haftstrafen.<br />

Den Personalbedarf im Pflegebereich<br />

mit wechseln<strong>de</strong>n Zeitarbeitskräften unterschiedlicher<br />

Personaldienstleister zu<br />

In Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen<br />

sind qualifizierte<br />

Fachkräfte gefragt.<br />

<strong>de</strong>cken ist zwar gängige Praxis, aber sowohl<br />

für die Unternehmen als auch für die<br />

Mitarbeiter selten eine zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong><br />

Lösung. Pflegepersonal ist Vertrauenspersonal<br />

und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e in Altenheimen<br />

sind die Mitarbeiter die wichtigsten Bezugspersonen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewohner. Auch für die<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege so wichtige Teamarbeit ist<br />

ein häufiger Mitarbeiterwechsel ungünstig,<br />

<strong>de</strong>nn die „Neuen“ müssen immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eingearbeitet wer<strong>de</strong>n und sich<br />

mit <strong>de</strong>n Gepflogenheiten und Arbeitsabläufen<br />

vertraut machen. Gleichzeitig<br />

bin<strong>de</strong>t die Suche nach <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n<br />

Zeitarbeitskräften unverhältnismäßig<br />

viel Arbeitskraft bei <strong>de</strong>n Leitungskräften<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Einrichtungen, vor allem,<br />

wenn es sich um spontane Ausfälle han<strong>de</strong>lt.<br />

Häufig müssen gleich mehrere Personaldienstleister<br />

kontaktiert wer<strong>de</strong>n,<br />

um die richtige Fachkraft zu fin<strong>de</strong>n – ein<br />

unübersichtliches Verfahren, auch im<br />

Hinblick auf die Kosten.<br />

Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für mittlere bis große<br />

Pflegeeinrichtungen und Kliniken mit<br />

einem o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehreren Standorten stellt<br />

daher das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll eine Lösung<br />

dar, die auch <strong>de</strong>n beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Branche nach kommt.<br />

Der Master Vendor kann einen entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Pool von ausgebil<strong>de</strong>ten und<br />

erfahrenen Mitarbeitern als externe<br />

„Stammbelegschaft“ aufbauen. Dieser<br />

Springerpool kommt immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n gleichen Einrichtungen<br />

<strong>de</strong>s Auftraggebers zum Einsatz und ist<br />

dadurch bereits eingearbeitet und kann<br />

sich schnell in die Arbeitsabläufe einfügen.<br />

Die Personalverantwortlichen<br />

gewinnen Zeit, da sie bei Vertretungsbedarf<br />

nur noch einen festen Ansprechpartner<br />

haben. Der einheitliche und<br />

transparente Abwicklungsprozess sorgt<br />

letztendlich für ein optimiertes Ausfallmanagement<br />

und ermöglicht ein<br />

effizienteres Controlling <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen<br />

Einrichtungen und Leistungsbereiche.<br />

Pluspunkte für die Mitarbeiter<br />

Das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll im Pflegebereich<br />

ist aber auch ein gutes Beispiel<br />

dafür, wie die Zeitarbeit entgegen allen<br />

Vorurteilen zu einer Win-Win-Situation<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Die Bezahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflegekräfte in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeitarbeit orientiert sich am üblichen<br />

Tariflohn ihrer angestellten Kollegen –<br />

und liegt zum Teil sogar darüber. Für<br />

Berufsanfänger und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einsteiger,<br />

die sich neu orientieren möchten, bietet<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> flexible Einsatz die Möglichkeit,<br />

verschie<strong>de</strong>ne Einrichtungen ihres Berufsfelds<br />

kennenzulernen. Erfahrene<br />

Fachkräfte ergreifen zu<strong>de</strong>m die Chance,<br />

ihre Arbeitszeit flexibel und familienfreundlich<br />

zu gestalten, was bei einer<br />

Festanstellung durch häufige Schichtdienste<br />

oft nicht möglich ist. Auch dies<br />

sind Grün<strong>de</strong>, warum sich gefragte Fachkräfte<br />

für die Zeitarbeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflegebranche<br />

entschei<strong>de</strong>n – laut einer Studie<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Hans-Böckler-Stiftung ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitarbeiter in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege zwischen<br />

2004 und 2012 überproportional auf das<br />

Fünffache gestiegen.<br />

Mit diesem Beitrag zum Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll<br />

schließt unsere Serie „Personaldienstleistung<br />

2.0“. Dieser Begriff<br />

und die Beispiele stehen stellvertretend<br />

dafür, wie Unternehmen und Personaldienstleister<br />

starre Strukturen und<br />

Prozesse aufbrechen und im Dialog zukunftsfähige<br />

Lösungen für das Personalmanagement<br />

schaffen können – für die<br />

Unternehmen und ihre Mitarbeiter.<br />

FRANK SCHRADER verantwortet als<br />

Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitung die Unternehmensentwicklung<br />

sowie das Kun<strong>de</strong>n- und<br />

Personalmarketing <strong>de</strong>s Personaldienstleisters<br />

Piening Personal.<br />

THEO NITSCHKE ist als Projektleiter für<br />

Piening Medical tätig.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


48 Spezial_Entgelt<br />

Die Ruhe nach <strong>de</strong>m Sturm<br />

Ausblick. <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elstam-Umstellung ist im Bereich Entgeltabrechnung zunächst<br />

Ruhe eingekehrt. Mit Sepa und <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisekostenreform stehen nun neue Aufgaben an.<br />

© marcus surges<br />

ARBEITSHILFE<br />

Übersicht Aufgaben und Zeitplan für Unternehmen<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung auf Sepa (HI3642660)<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />

Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/hi3642660<br />

Von Thomas Muschiol (Red.)<br />

Die befürchteten Sturmschä<strong>de</strong>n<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung auf das<br />

elektronische Lohnsteuerverfahren<br />

sind glücklicherweise<br />

ausgeblieben, <strong>de</strong>nn das automatisierte<br />

Verfahren zur Ablösung <strong><strong>de</strong>r</strong> papierenen<br />

Lohnsteuerkarte scheint wirklich zu<br />

funktionieren. Vor allem die Möglichkeit,<br />

<strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>s Umstiegs auf die Elektronik<br />

individuell zu wählen, hat <strong>de</strong>n Betrieben<br />

hier geholfen. So kann man als<br />

sicher voraussetzen, dass zum nächsten<br />

Jahreswechsel die lohnsteuerrechtliche<br />

Seite <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung nicht nur<br />

vollkommen papierlos, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem<br />

auch ohne erhöhten administrativen<br />

Aufwand vonstatten gehen kann.<br />

Aber wäre es vor diesem Hintergrund<br />

nicht angenehm, wenn auch die<br />

Entgeltbescheinigung:<br />

Ab Juli wird sie einheitlich.<br />

sozialversicherungsrechtliche Abrechnungsseite<br />

<strong>de</strong>m digitalisierten Lohnsteuerrecht<br />

folgen wür<strong>de</strong>? Dies gilt vor<br />

allem für das immer noch zeitfressen<strong>de</strong><br />

Mel<strong>de</strong>wesen. Hier hat bekanntlich das<br />

gescheiterte Elena-Projekt Wun<strong>de</strong>n aufgerissen,<br />

ein System, das auf Perfektion<br />

angelegt war und das an <strong><strong>de</strong>r</strong> Komplexität<br />

<strong>de</strong>s sozialversicherungsrechtlichen Mel<strong>de</strong>wesens<br />

gescheitert ist.<br />

Dass das Ganze im kleinen Rahmen<br />

funktionieren kann, zeigt die zum 1. Juli<br />

2013 bestehen<strong>de</strong> Pflicht einer einheitlichen<br />

Entgeltbescheinigung. Hier kann<br />

zumin<strong>de</strong>stens ein kleiner Teilerfolg vermel<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn es gibt tatsächlich<br />

diverse Behör<strong>de</strong>n, die mit dieser jetzt<br />

standardmäßig zu erstellen<strong>de</strong>n Entgeltbescheinigung<br />

klarkommen und <strong>de</strong>m<br />

Ziel einer Entbürokratisierung durch<br />

Wegfall von Spezialbescheinigungen<br />

zumin<strong>de</strong>st etwas näherkommen. Pragmatische<br />

Lösungen statt hoch ambitionierter<br />

digitaler Gesamtlösungen, das<br />

scheint auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn eines Projekts zu<br />

sein, das Personalverantwortliche in <strong>de</strong>n<br />

nächsten Monaten immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hören<br />

wer<strong>de</strong>n. Es geht um das Projekt OMS,<br />

bei <strong>de</strong>m (hoffentlich) die negativen Erfahrungen<br />

aus Elena vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit einem Inkrafttreten von OMS zum<br />

Jahreswechsel 2014 ist jedoch nicht zu<br />

rechnen.<br />

Schulungsbedarf durch Reisekostenreform<br />

und Kontenumstellungen<br />

Wenn gleichwohl in <strong>de</strong>n Entgeltabrechnungsabteilungen<br />

noch in diesem Jahr<br />

Schulungsbedarf besteht, dann hat dies<br />

zwei ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Grün<strong>de</strong>. So wird man<br />

sich auf ein neues Reisekostenrecht<br />

vorbereiten müssen, was zum 1. Januar<br />

2014 in Kraft tritt. Worauf Sie sich hier<br />

einstellen müssen, können Sie ab Seite<br />

52 lesen.<br />

Administrative Umstellungen sind<br />

von <strong>de</strong>n Personalabteilungen bei <strong>de</strong>n<br />

durch das Projekt Sepa notwendig wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Kontenumstellungen zu bewerkstelligen.<br />

Lesen Sie mehr dazu ab <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Seiten 50.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


49<br />

Wenn zwei<br />

sich streiten...<br />

Immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> kommt es<br />

zu unterschiedlichen Auffassungen<br />

bei lohnsteuerrechtlichen<br />

Details zwischen<br />

<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sfinanzhof und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Steuerverwaltung. Ein Beispiel<br />

dafür ist die Besteuerung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Pkw-Nutzung. Wird hier die<br />

Fahrtenbuchmetho<strong>de</strong> angewandt<br />

und gleichzeitig mit <strong>de</strong>m Ein Fahrtenbuch kann sich steuerlich lohnen.<br />

Arbeitnehmer vereinbart, dass<br />

er bestimmte Aufwendungen aus eigenen Mitteln zu tragen hat (zum<br />

Beispiel anteilig Treibstoffkosten), soll nach Ansicht <strong>de</strong>s BFH keine Min<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

<strong>de</strong>s geldwerten Vorteils erfolgen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s sieht das die Finanzverwaltung.<br />

Sie ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Auffassung, dass die vom Mitarbeiter selbst getragenen<br />

Kosten nicht mehr zu <strong>de</strong>n Gesamtkosten <strong>de</strong>s Fahrzeugs zu zählen sind.<br />

Faktisch führt diese gespaltene Rechtslage zu einem Wahlrecht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebe. Halten sie sich an die Auffassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwaltung, dürfte dies<br />

unbeanstan<strong>de</strong>t bleiben. Dies zum Wohle <strong>de</strong>s Arbeitnehmers, <strong>de</strong>ssen Belastung<br />

durch einen geldwerten Vorteil sinkt. Vorteile hat dies vor allem<br />

für die Arbeitnehmer, bei <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> geldwerte Vorteil noch innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beitragsbemessungsgrenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialversicherung liegt.<br />

© Michael Bamberger<br />

Zusatzversicherungen<br />

im Trend<br />

Immer mehr Bürger wählen eine<br />

private Zusatzsversicherung als<br />

Alternative zur privaten Krankenvollversicherung.<br />

So verbuchten die<br />

privaten Krankenversicherungen einen<br />

Zuwachs von 573.000 Verträgen, die in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Regel von Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen<br />

Krankenversicherung in Anspruch<br />

genommen wer<strong>de</strong>n. Einen noch höheren<br />

Anstieg vermel<strong>de</strong>n die privaten Zusatzversicherungen<br />

im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege.<br />

Hier stiegen die Abschlüsse um 16,3 Prozent<br />

auf einen Gesamtbestand von 2,2<br />

Millionen Veträge an. Die Begründung<br />

für diese Steigerung sieht <strong><strong>de</strong>r</strong> PKV-Verbandsvorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Reinhold Schulte wie<br />

folgt: „Die Debatte um die Reform <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Pflegeversicherung hat vielen Bürgerinnen<br />

und Bürgern die Augen dafür geöffnet,<br />

dass ihnen ohne zusätzliche private<br />

Vorsorge im Pflegefall die finanzielle<br />

Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung droht.“


50 spezial_entgelt<br />

Abschied von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankleitzahl<br />

Vorbereitung. Alle Unternehmen müssen auf das einheitliche Europäische<br />

Zahlungsverkehrssystem Sepa umstellen. Auch auf HR kommt <strong>de</strong>shalb Arbeit zu.<br />

Von Michael Paatz und Sven Mönkediek<br />

Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung auf das<br />

einheitliche, bargeldlose<br />

nationale und europäische<br />

Sepa-Zahlverfahren gemäß<br />

Verordnung <strong>de</strong>s europäischen Gesetzgebers<br />

(Nr. 260/2012, 14. März 2012) zum<br />

1. Februar 2014 wird <strong><strong>de</strong>r</strong> elektronische<br />

Zahlungstransfer in <strong>de</strong>n teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Eurolän<strong><strong>de</strong>r</strong>n neu strukturiert. Ziel <strong>de</strong>s<br />

Verfahrens ist es, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vereinheitlichung<br />

<strong>de</strong>n grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Zahlungsverkehr<br />

schneller und günstiger zu<br />

gestalten. Eine integrierte Prüfziffer soll<br />

zu<strong>de</strong>m Fehlleitungen bei Zahlendrehern<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tippfehlern verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Dafür wird<br />

die bekannte Kontonummer durch die<br />

„International Bank Account Number“ –<br />

abgekürzt „Iban“ – ersetzt. Ebenso wird<br />

die Bankleitzahl abgelöst. Der „Business<br />

I<strong>de</strong>ntifier Co<strong>de</strong>“, gleichfalls „Bic“ o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Swift Co<strong>de</strong>“ genannt, enthält sowohl<br />

Informationen zum Kreditinstitut als<br />

auch zum Land und Ort. Gemeinsam mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Iban bil<strong>de</strong>n sie <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s Sepa-<br />

Verfahrens.<br />

Software rechtzeitig auf Sepa-<br />

Fähigkeit überprüfen<br />

Für die Personalabteilung empfiehlt es<br />

sich, nicht nur Entgeltabrechnungssystem<br />

und Banking-Software rechtzeitig<br />

auf ihre Sepa-Fähigkeit zu prüfen und<br />

gegebenenfalls anzupassen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch frühzeitig mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sammlung und<br />

Ergänzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankverbindungsdaten<br />

aller Mitarbeiter und sonstiger Empfänger<br />

zu beginnen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel informieren<br />

Behör<strong>de</strong>n, Pensionskassen o<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Sozialversicherungsträger mit Hinweisen<br />

auf ihren Internetpräsenzen, in <strong>de</strong>n<br />

Fußzeilen ihrer Schreiben o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit geson<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />

Infobriefen über ihre neuen<br />

Bankdaten. Einige Banken unterstützen<br />

ihre Kun<strong>de</strong>n im Internet mit Konvertierungsrechnern<br />

für Kontodaten. Bic und<br />

Iban sind somit vergleichsweise einfach<br />

zu recherchieren. Die Bankverbindungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um lassen<br />

Hintergrund Praxisbeispiel<br />

Sepa – die Fakten<br />

sich in vielen Fällen nicht so einfach ermitteln.<br />

Hier hat sich ein Anschreiben<br />

an die Belegschaft bewährt, oft gekoppelt<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung, in welchem<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigte zur Meldung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bic und Iban aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird.<br />

Voraussichtlich wird für <strong>de</strong>n inländischen<br />

Zahlungsverkehr nach <strong>de</strong>m<br />

1. Februar 2014 die Iban ausreichend<br />

sein, <strong>de</strong>nnoch ist eine vollständige Er-<br />

Sepa (Single Euro Payments Area) bezeichnet ein Gebiet, in <strong>de</strong>m Unternehmen, Verbraucher<br />

und weitere Wirtschaftsakteure ihren elektronischen Euro-Zahlungsverkehr<br />

für inländische und grenzüberschreiten<strong>de</strong> Transaktionen einheitlich durchführen.<br />

Insgesamt nehmen 32 europäische Län<strong><strong>de</strong>r</strong> an Sepa teil (27 EU-Staaten sowie Island,<br />

Liechtenstein, Norwegen als die drei Län<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s EWR und die Nicht-EWR-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schweiz und Monaco). Unternehmen können innerhalb von Sepa ihre gesamten Finanztransaktionen<br />

in Euro mit <strong>de</strong>n Sepa-Zahlungsinstrumenten zentral über ein Bankkonto<br />

durchführen. Ziel ist die durchgängige elektronische Verarbeitung aller Zahlungen<br />

beziehungsweise die Schaffung von Zusatzleistungen wie elektronischer Kontenabgleich<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> elektronische Rechnungsstellung. Kontonummer und Bankleitzahl wer<strong>de</strong>n durch<br />

die Iban („International Bank Account Number“) als Internationale Bankkontonummer<br />

und <strong>de</strong>n Bic („Business I<strong>de</strong>ntifier Co<strong>de</strong>“ beziehungsweise „Swift Co<strong>de</strong>“, also „Society<br />

For Worldwi<strong>de</strong> Interbank Financial Telecommunication“) als Internationale Bankleitzahl<br />

ersetzt. 2008 begann die europäische Kreditwirtschaft mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sepa-<br />

Überweisung damit, <strong>de</strong>n europäischen Zahlungsverkehr zu vereinheitlichen, 2009 folgte<br />

die Sepa-Lastschrift. Anfang 2012 legte die Sepa-Migrationsverordnung die Ablösung <strong>de</strong>s<br />

nationalen Zahlverfahrens für Überweisungen und Lastschriften in Euro fest. Die einheitliche<br />

Umstellung erfolgt zum 1. Februar 2014 (für Nicht-Eurolän<strong><strong>de</strong>r</strong> zum 1. Oktober 2016).<br />

Sepa-Zahlungen sind nur in Euro möglich. Bei Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Währung wird nach<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Währungstabelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Empfängerbank umgerechnet. Die Gebühr für Überweisungen<br />

in EU-Län<strong><strong>de</strong>r</strong> darf nicht höher liegen als für Inlandsüberweisungen. In <strong>de</strong>n fünf assoziierten<br />

Sepa-Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n (zum Beispiel die Schweiz) setzen die Banken die Gebühren fest.<br />

personalmagazin 07 / 13


51<br />

Überblick Sepa-Län<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Europäische Län<strong><strong>de</strong>r</strong> Sepa-Län<strong><strong>de</strong>r</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Euro<br />

Albanien Nein eigene Währung<br />

Andorra Nein Euro (als Fremdwährung)<br />

Belarus Nein eigene Währung<br />

Belgien* Ja Euro<br />

Bosnien/Herzegowina Nein eigene Währung<br />

Bulgarien* Ja eigene Währung<br />

Dänemark* Ja eigene Währung<br />

Deutschland* Ja Euro<br />

Estland* Ja Euro<br />

Finnland* Ja Euro<br />

Frankreich* Ja Euro<br />

Griechenland* Ja Euro<br />

Großbritannien* Ja eigene Währung<br />

Irland* Ja Euro<br />

Island Ja eigene Währung<br />

Italien* Ja Euro<br />

Kasachstan Nein eigene Währung<br />

Kosovo Nein eigene Währung<br />

Kroatien Nein eigene Währung<br />

Lettland* Ja eigene Währung<br />

Liechtenstein Ja eigene Währung<br />

Litauen* Ja eigene Währung<br />

Luxemburg* Ja Euro<br />

Malta* Ja Euro<br />

Mazedonien Nein eigene Währung<br />

Moldawien Nein eigene Währung<br />

Monaco Ja Euro (als Fremdwährung)<br />

Montenegro Nein Euro (als Fremdwährung)<br />

Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong>* Ja Euro<br />

Norwegen Ja eigene Währung<br />

Österreich* Ja Euro<br />

Polen* Ja eigene Währung<br />

Portugal* Ja Euro<br />

Rumänien* Ja eigene Währung<br />

Russland Nein eigene Währung<br />

San Marino Nein Euro (als Fremdwährung)<br />

Schwe<strong>de</strong>n* Ja eigene Währung<br />

Schweiz Ja eigene Währung<br />

Serbien Nein eigene Währung<br />

Slowakei* Ja Euro<br />

Slowenien* Ja Euro<br />

Spanien* Ja Euro<br />

Tschechische Republik* Ja eigene Währung<br />

Türkei Nein eigene Währung<br />

Ukraine Nein eigene Währung<br />

Ungarn* Ja eigene Währung<br />

Vatikan Stadt Nein Euro (als Fremdwährung)<br />

Zypern* Ja Euro<br />

Die Übersicht zeigt, welche Län<strong><strong>de</strong>r</strong> in Europa an Sepa teilnehmen. EU-Län<strong><strong>de</strong>r</strong> sind durch *<br />

gekennzeichnet. Bei Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Währung rechnet die Empfängerbank in Euro um.<br />

hebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationen inklusive Bic<br />

ratsam. Die Unternehmen sollten bereits<br />

beginnen, ihren Zahlungsverkehr<br />

schrittweise auf das Sepa-Verfahren umzustellen.<br />

Spätestens ab <strong>de</strong>m 1. Februar<br />

2014 können Überweisungen nach <strong>de</strong>m<br />

alten Verfahren nicht mehr am elektronischen<br />

Zahlungsverkehr teilnehmen.<br />

Maßnahmenplan zur erfolgreichen<br />

Sepa-Umstellung<br />

• Ergänzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensangaben<br />

auf <strong>de</strong>n Geschäftspapieren um<br />

Iban und Bic <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Bankverbindung<br />

• Prüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sepa-Fähigkeit aller zahlungsrelevanten<br />

Softwarelösungen:<br />

Finanzbuchhaltungs- und Entgeltabrechnungssystem,<br />

Bankingsoftware<br />

et cetera<br />

• Gegebenenfalls Anpassung an das<br />

Sepa-Verfahren durch das Einrichten<br />

neuer Datenbankfel<strong><strong>de</strong>r</strong> für Iban und<br />

Bic und durch die Einbindung <strong>de</strong>s<br />

neuen einheitlichen Sepa-Datenformats<br />

Iso O 20022 XML für beleglose<br />

Sepa-Überweisungen.<br />

• Aktualisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankverbindungsdaten<br />

aller Zahlungsempfänger wie<br />

Beschäftigte, SV-Träger, Direktversicherer<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Pensionskassen. Die Konvertierung<br />

von Kontendaten in Iban<br />

und Bic ist im Angebot diverser Banken<br />

(„Sepa Account Converter“ o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Iban-Rechner) möglich. Es empfiehlt<br />

sich, die Iban o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bic von je<strong>de</strong>m Mitarbeiter<br />

anzufor<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Die Daten wer<strong>de</strong>n<br />

neben Lohnüberweisungen für<br />

die Reisekostenerstattung benötigt.<br />

• Test <strong><strong>de</strong>r</strong> Sepa-Überweisung<br />

Michael Paatz ist Entgeltspezialist<br />

und Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Profibu GmbH in Köln.<br />

Sven Mönkediek ist<br />

Reportingspezialist und HR-<br />

Consultant <strong><strong>de</strong>r</strong> Profibu GmbH<br />

in Köln.<br />

Quelle: Paatz/Mönkediek<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


52 spezial_Entgelt<br />

Reiserecht im neuen Gewand<br />

Gesetzesreform. Das Reisekostenrecht war bisher durch Richtlinien und die<br />

BFH-Rechtsprechung geprägt. Jetzt ist es erstmalig in ein Gesetz gefasst wor<strong>de</strong>n.<br />

Von Andreas Sprenger<br />

Schaut man sich das neue Reisekostenrecht<br />

an, so fällt als Erstes<br />

eine neue Definition auf. Der Begriff<br />

„regelmäßige Arbeitsstätte“<br />

wird durch die „erste Tätigkeitsstätte“<br />

ersetzt. Welche Auswirkungen sich dadurch<br />

für die Praxis ergeben, ist folgen<strong>de</strong>m<br />

Beispiel zu entnehmen.<br />

Ein Mitarbeiter ist seit Januar 2010 im<br />

Unternehmen beschäftigt. Ab 1. April<br />

2010 wird er im Rahmen eines Beratervertrags<br />

für fünf Jahre bei einem Kun<strong>de</strong>n,<br />

danach wie<strong><strong>de</strong>r</strong> beim Arbeitgeber<br />

eingesetzt. Der Mitarbeiter hat beim<br />

Kun<strong>de</strong>n ein eigenes Büro.<br />

Rechtslage bis 2013: Es liegt ein zeitlich<br />

befristeter Arbeitseinsatz bei einem<br />

Kun<strong>de</strong>n vor. Bis 2013 gibt es beim Kun<strong>de</strong>n<br />

keine regelmäßige Arbeitsstätte<br />

(siehe BFH, Urteil vom 13.6.2012, VI R<br />

47/11). Der Einsatz <strong>de</strong>s Mitarbeiters ist<br />

bis 2013 als Dienstreise zu beurteilen.<br />

Fahrt- und Übernachtungskosten kann<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber zeitlich unbegrenzt, Verpflegungsmehraufwand<br />

im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Drei-Monats-Frist drei Monate lang steuerfrei<br />

gewähren.<br />

Rechtslage ab 2014: Der Einsatz bei<br />

Kun<strong>de</strong>n führt zu einer ersten Tätigkeitsstätte,<br />

<strong>de</strong>nn auch bei einem verbun<strong>de</strong>nen<br />

Unternehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem Dritten (Kun<strong>de</strong>n)<br />

kann eine solche entstehen, wenn<br />

die Zuordnung „dauerhaft“ erfolgt (§ 9<br />

Absatz 4 Satz 1 EStG in <strong><strong>de</strong>r</strong> Neufassung).<br />

Die Voraussetzung „dauerhaft“ ist bereits<br />

erfüllt, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer „über einen<br />

Zeitraum von 48 Monaten hinaus“<br />

(§ 9 Absatz 4 Satz 3 EStG) tätig sein soll.<br />

Damit erfüllt die Tätigkeit beim Kun<strong>de</strong>n<br />

vom ersten Tag an nicht mehr die Voraussetzungen<br />

einer Dienstreise. Der Arbeitsplatz<br />

„wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t“ quasi ab <strong>de</strong>m 1. April<br />

2010 zum Kun<strong>de</strong>n. Steuerfreie Fahrtkosten,<br />

Übernachtungs- sowie Verpflegungsmehraufwand<br />

können nur noch im<br />

Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> doppelten Haushaltsführung<br />

steuerfrei erstattet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die arbeitsrechtliche Zuweisung<br />

Der neue Begriff <strong>de</strong>s ersten Tätigkeitsorts<br />

ist somit entschei<strong>de</strong>nd für die Frage,<br />

ob steuerlich eine Dienstreise vorliegt.<br />

Definiert wird durch § 9 Absatz 4 EStG<br />

(siehe <strong>de</strong>n Kasten auf Seite 53), dass die<br />

Zuordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Tätigkeitsstätte<br />

dabei „durch die dienst- o<strong><strong>de</strong>r</strong> arbeitsrechtlichen<br />

Festlegungen sowie die diese<br />

ausfüllen<strong>de</strong>n Absprachen und Weisungen<br />

bestimmt“ wird. Damit wird <strong>de</strong>n Arbeitgebern<br />

gesetzlich das zugestan<strong>de</strong>n,<br />

was bisher schon vom BFH eingeräumt<br />

wur<strong>de</strong>, nämlich die Gestaltung eines Reisekostenbegriffs<br />

durch arbeitsrechtliche<br />

Vereinbarung o<strong><strong>de</strong>r</strong> arbeitsrechtliche Bestimmungen.<br />

Erst wenn eine arbeitsrechtliche Zuordnung<br />

nicht ein<strong>de</strong>utig festgestellt wer<strong>de</strong>n<br />

kann, greift eine zeitliche Abgrenzung.<br />

Dann wird die qualitative Beurteilung<br />

„Schwerpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> beruflichen Tätigkeit“<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> BFH-Rechtsprechung abgeleitet<br />

und rein nach Zeitanteilen beurteilt, wobei<br />

dann auf die Anwesenheitszeiten vor<br />

Ort abgestellt wird. Ein erster Tätigkeitsort<br />

liegt in diesen Fällen dann vor, wenn<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

• typischerweise arbeitstäglich vor Ort<br />

tätig wer<strong>de</strong>n soll o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• je Arbeitswoche zwei volle Arbeitstage<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> min<strong>de</strong>stens ein Drittel seiner vereinbarten<br />

Arbeitszeit dort tätig wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> keine Tätigkeitsstätte<br />

Ab 2014 ist gesetzlich klargestellt, dass<br />

ein Arbeitnehmer pro Arbeits- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Dienstverhältnis nur eine einzige erste<br />

Tätigkeitsstätte haben kann (§ 9 Absatz<br />

4 Satz 5 EStG in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung ab 2014).<br />

Dagegen wird es auch Arbeitnehmer geben,<br />

die gar keine erste Tätigkeitsstätte<br />

haben wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel Monteure<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Außendienstmitarbeiter.<br />

Erfüllen mehrere ortsfeste Einrichtungen<br />

gleichzeitig die Voraussetzungen<br />

für einen ersten Tätigkeitsort, sieht das<br />

EStG eine zweistufige Prüfung vor:<br />

• Maßgebend ist, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />

bestimmt hat.<br />

• Fehlt es an dieser Bestimmung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ist diese nicht ein<strong>de</strong>utig, gilt die ortsfeste<br />

Einrichtung als erste Tätigkeitsstätte,<br />

die <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />

am nächsten liegt (§ 9 Absatz 2<br />

Satz 6 EStG in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung ab 2014).<br />

Die neue gesetzliche „Ortsbetrachtung“<br />

<strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH<br />

konnte eine regelmäßige Arbeitsstätte<br />

nur in einer ortsfesten Einrichtung <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers entstehen (BFH, Urteil<br />

vom 19.1.2012, VI R 23/11, BStBl 2012 II<br />

Seite 472). Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

steuerlich nicht <strong>de</strong>finiert ist, stellt<br />

man auf die arbeitsrechtlichen Regelungen<br />

ab. Arbeitgeber ist <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong>de</strong>m<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer die Arbeitsleistung<br />

schul<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>ssen Weisungen er unterliegt.<br />

Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für die Abord-<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


53<br />

Gesetzestext<br />

Der Begriff „erster Tätigkeitsort“ ersetzt<br />

die bisherige regelmäßige Arbeitsstätte.<br />

Gesetzlich <strong>de</strong>finiert ist er in § 9 Absatz 4<br />

EStG neue Fassung ab 2014:<br />

„Erste Tätigkeitsstätte ist die ortsfeste<br />

betriebliche Einrichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers,<br />

eines verbun<strong>de</strong>nen Unternehmens<br />

(§ 15 <strong>de</strong>s Aktiengesetzes) o<strong><strong>de</strong>r</strong> eines<br />

vom Arbeitgeber bestimmten Dritten,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber dauerhaft zugeordnet<br />

ist. Die Zuordnung im Sinne <strong>de</strong>s<br />

Satzes 1 wird durch die dienst- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

arbeitsrechtlichen Festlegungen sowie<br />

die diese ausfüllen<strong>de</strong>n Absprachen<br />

und Weisungen bestimmt. Von einer<br />

dauerhaften Zuordnung ist insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

auszugehen, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

unbefristet, für die Dauer <strong>de</strong>s Dienstverhältnisses<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> über einen Zeitraum von<br />

48 Monaten hinaus an einer solchen<br />

Tätigkeitsstätte tätig wer<strong>de</strong>n soll.“<br />

nungen innerhalb von Konzernen, für<br />

die Zeitarbeitnehmer und für Mitarbeiter,<br />

die dauerhaft bei einem Kun<strong>de</strong>n eingesetzt<br />

sind, wollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzgeber die<br />

steuerlichen Vorteile von Dienstreisen<br />

ausschließen. Er hat daher ab 2014 die<br />

Einschränkung <strong>de</strong>s BFH, eine regelmäßige<br />

Tätigkeitsstätte könne nur in einer<br />

ortsfesten Einrichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

bestehen, durch eine abschließen<strong>de</strong> Aufzählung<br />

ersetzt. Danach kann ab 2014<br />

eine erste Tätigkeitsstätte sein:<br />

• eine ortsfeste Einrichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers,<br />

• die ortsfeste Einrichtung eines verbun<strong>de</strong>nen<br />

Unternehmens nach § 15 AktG,<br />

• die ortsfeste Einrichtung eines Dritten,<br />

zum Beispiel eines Kun<strong>de</strong>n, Mandanten,<br />

einer Entleihfirma.<br />

Der Zeitraum von 48 Monaten<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> direkten, zeitlich unbegrenzten<br />

Zuordnung o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> projektbezogenen<br />

Einstellung lässt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> erste<br />

Tätigkeitsort vergleichsweise leicht bestimmen.<br />

Schwieriger wird dies für <strong>de</strong>n<br />

Einsatz <strong>de</strong>s Mitarbeiters bei einem Dritten.<br />

Hier liegt eine dauerhafte Zuordnung<br />

vor, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter „über einen<br />

Zeitraum von 48 Monaten hinaus an einer<br />

solchen Tätigkeitsstätte tätig wer<strong>de</strong>n<br />

soll“ (§ 9 Absatz 4 Satz 3 EStG Neu).<br />

Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzesbegründung ergibt<br />

sich, dass bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Feststellung und <strong>Nach</strong>prüfung<br />

<strong>de</strong>s „48-Monatszeitraums“ eine<br />

Prognose ausreicht (sogenannte „Ex-ante-<br />

Betrachtung“). Diese gilt auch für <strong>de</strong>n Fall,<br />

dass keine arbeitsrechtlich ein<strong>de</strong>utige Zuordnung<br />

feststellbar ist und anhand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zeitlichen Anwesenheit bestimmt wer<strong>de</strong>n<br />

muss. Es wird dabei darauf abgestellt,<br />

welche voraussichtlichen Zeitanteile sich<br />

jeweils ergeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Ausblick auf Betriebsprüfungen<br />

Es wird schwierig wer<strong>de</strong>n, eine getroffene<br />

Prognose über eine dauerhafte Zuordnung,<br />

die dann tatsächlich nicht eingetre-


54 spezial_Entgelt<br />

expertenrat<br />

Arbeitsrechtlich richtig gestalten<br />

Wenn sich steuerrechtliche Rahmenbedingungen än<strong><strong>de</strong>r</strong>n, sollte dies bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung arbeitsrechtlicher individual- und kollektivvertraglicher<br />

Regelungen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Thomas Niklas<br />

und Dr. Benjamin<br />

Ittmann sind Fachanwälte<br />

für Arbeitsrecht<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanzlei<br />

Küttner Rechtsanwälte<br />

Köln.<br />

Der Gesetzgeber legt die Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ersten Tätigkeitsstätte in die Hand <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers und räumt diesem damit ein<br />

nicht unerhebliches Gestaltungsrecht ein.<br />

Arbeitet <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Orten und weist <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsvertrag ihm einen<br />

festen Arbeitsort zu, ohne dass (zusätzlich)<br />

ein Versetzungsvorbehalt vereinbart<br />

ist, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> festgelegte Arbeitsort auch als<br />

erste Tätigkeitsstätte im steuerrechtlichen<br />

Sinne anzusehen sein. Arbeitsvertraglich<br />

bietet sich hier eine ergänzen<strong>de</strong> Klarstellung<br />

etwa wie folgt an: „Der nach diesem<br />

Vertrag zugewiesene Arbeitsort stellt auch<br />

die erste Tätigkeitsstätte im steuerrechtlichen<br />

Sinne dar.“ Allerdings ist zu beachten:<br />

Bei einer <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Gestaltung schei<strong>de</strong>t die<br />

einseitige Zuweisung einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ersten<br />

Tätigkeitsstätte durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber aus.<br />

Etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es gilt, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsvertrag<br />

keinen bestimmten Arbeitsort festlegt, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer aber an verschie<strong>de</strong>nen Orten<br />

tätig wird. In diesem Fall obliegt es <strong>de</strong>m<br />

Arbeitgeber gemäß § 106 Satz 1 GewO, <strong>de</strong>n<br />

Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Tätigkeit <strong>de</strong>s Arbeitnehmers nach<br />

billigem Ermessen zu bestimmen. Macht<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber von diesem Weisungsrecht<br />

Gebrauch, besteht nun grundsätzlich die<br />

Möglichkeit, einen dieser Orte o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar<br />

einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ort als erste Tätigkeitsstätte<br />

festzulegen. Der Arbeitgeber kann also eine<br />

für <strong>de</strong>n Arbeitnehmer steuerlich günstige<br />

(o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch ungünstige) Weisung erteilen,<br />

da nach <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut nicht die<br />

tatsächlichen Verhältnisse, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die arbeitsrechtlichen<br />

Festlegungen entschei<strong>de</strong>nd<br />

sind. Bei dieser Festlegung hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />

aber zu beachten, dass die zugewiesene<br />

erste Tätigkeitsstätte nur eine ortsfeste<br />

betriebliche Einrichtung sein kann, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer dauerhaft zugeordnet wird.<br />

Insoweit ist anzuraten, nur einen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zugewiesenen Arbeitsorte als erste Tätigkeitsstätte<br />

auszuwählen, um Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche<br />

zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> arbeitsrechtlichen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

steuerrechtlichen Gestaltung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Derartige Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche könnten im Rahmen<br />

von Betriebsprüfungen als Anhaltspunkte<br />

einer rechtsmissbräuchlichen Gestaltung angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n. Um bei Betriebsprüfungen<br />

die einseitige Zuweisung eines Arbeitsorts<br />

als erste Tätigkeitsstätte belegen zu können,<br />

sollte die Weisung schriftlich und unter<br />

ausdrücklicher Benennung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsstätte<br />

als „erste Tätigkeitsstätte“ erfolgen.<br />

Ist die erste Tätigkeitsstätte in neuen<br />

Arbeitsverträgen o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Vertragsanpassungen<br />

festgelegt, ist <strong>de</strong>m Arbeitgeber zu emp-<br />

fehlen, sich eine Versetzung vorzubehalten.<br />

Dies dokumentiert, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsort<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Zuweisung<br />

einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ersten Tätigkeitsstätte wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

än<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten bestehen, wenn die<br />

Grundsätze <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstattung von Reisekosten<br />

auf betrieblicher Ebene mit <strong>de</strong>m Betriebsrat<br />

vereinbart sind. Der Handlungsbedarf hängt<br />

dann davon ab, wie die Betriebsvereinbarung<br />

im Einzelfall ausgestaltet ist. Beinhaltet<br />

sie keine verbindlichen Regelungen zur<br />

Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> „regelmäßigen Arbeitsstätte“<br />

im bisherigen steuerrechtlichen Sinn, die<br />

für die Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Tätigkeitsstätte<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n können, kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber die erste Tätigkeitsstätte (wie<br />

beschrieben) gegebenenfalls kraft Direktionsrechts<br />

festlegen. Enthält die Betriebsvereinbarung<br />

dagegen Regelungen zur<br />

„regelmäßigen Arbeitsstätte“ und sind diese<br />

mit <strong>de</strong>m neuen Recht nicht in Einklang zu<br />

bringen, sollten mit <strong>de</strong>m Betriebsratsgremium<br />

Verhandlungen aufgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />

um die Vereinbarung <strong><strong>de</strong>r</strong> absehbaren Rechtslage<br />

anzupassen. Dabei sind neben <strong>de</strong>m Inhalt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsvereinbarung <strong><strong>de</strong>r</strong>en Laufzeit<br />

und die Chancen einer Einigung mit <strong>de</strong>m<br />

Betriebsratsgremium zu berücksichtigen.<br />

ten ist, im Rahmen einer Betriebsprüfung<br />

zu rechtfertigen. Die vorausschauen<strong>de</strong><br />

Betrachtungsweise klappt bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sozialversicherung nicht – warum sollte<br />

das bei <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Tätigkeitsstätte funktionieren?<br />

Aus <strong>Nach</strong>weisgrün<strong>de</strong>n sollten<br />

Sie in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen die zukunftsbezogene<br />

Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> voraussichtlichen<br />

Zuordnung schwierig ist, kurz die<br />

Beurteilungskriterien schriftlich aufzeichnen.<br />

Verpflegungsmehraufwand ab 2014<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s neuen Reisekostenrechts<br />

wur<strong>de</strong>n die Zeitstaffeln für<br />

Verpflegungsmehraufwen dungen (Tagesspesen)<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Werbungskostenabzug<br />

für Verpflegungsmehraufwand geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

Aus drei Zeitstaffeln (ab acht Stun<strong>de</strong>n/ab<br />

14 Stun<strong>de</strong>n/volle 24 Stun<strong>de</strong>n) wer<strong>de</strong>n ab<br />

2014 nur noch zwei:<br />

• Weiterhin gilt für Dienstreisetage mit<br />

einer Abwesenheit von 24 Stun<strong>de</strong>n ein<br />

Verpflegungsmehraufwand von 24 Euro<br />

in Deutschland (§ 9 Absatz 4a Satz 3<br />

Nummer 1 EStG). Dieser Betrag kann<br />

steuerfrei erstattet wer<strong>de</strong>n.<br />

• Für Dienstreisen ohne Übernachtung<br />

von mehr als acht Stun<strong>de</strong>n gilt ein Spesensatz<br />

von zwölf Euro (§ 9 Absatz 4a<br />

Satz 3 Nummer 3 EStG).<br />

• Für Dienstreisen mit Übernachtung<br />

gilt eine Neureglung: Steuerlich gilt für<br />

Abreise- und Rückreisetage ein Verpflegungsmehraufwand<br />

von zwölf Euro,<br />

unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Abwesenheitsdauer.<br />

Voraussetzung ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

an diesem Tag, einem anschließen<strong>de</strong>n<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem vorhergehen<strong>de</strong>n<br />

Tag außerhalb seiner Wohnung übernachtet<br />

(§ 9 Absatz 4a Satz 3 Nummer 2<br />

EStG).<br />

andreas sprenger ist<br />

Steuerberater, Fachautor<br />

und Referent für Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entgeltabrechnung.<br />

personalmagazin 07 / 13


55<br />

Beitragsfalle Versorgungswerk<br />

urteile. Ohne die aktuelle Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetz lichen Rentenversicherungspflicht<br />

muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber bei bestimmten Berufsgruppen doppelt zahlen.<br />

Von Thomas Thees<br />

In vielen Branchen sind angestellte<br />

Arbeitnehmer tätig, die Mitglied einer<br />

berufsständischen Kammer sind<br />

und die ihre Altersversorgung über<br />

die Mitgliedschaft in einem berufsständischen<br />

Versorgungswerk sicherstellen.<br />

Das gilt zum Beispiel für angestellte<br />

Ärzte, Tierärzte, Apotheker, Architekten,<br />

Rechtsanwälte o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsprüfer.<br />

Die Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heit: Angestellte<br />

aus diesen Berufsgruppen können sich<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versicherungspflicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen<br />

Rentenversicherung befreien<br />

lassen. Im Falle <strong>de</strong>s Fehlens o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Unwirksamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung können<br />

sich im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit für je<strong>de</strong>s Beschäftigungsverhältnis<br />

Beitragsfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

in fünfstelliger Höhe aufbauen. Hierfür<br />

haftet <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber <strong><strong>de</strong>r</strong> Rentenversicherung<br />

gegenüber in vollem Umfang,<br />

wobei er beim versicherungspflichtigen<br />

Arbeitnehmer, wenn überhaupt, nur begrenzt<br />

Rückgriff nehmen kann.<br />

Das BSG hat sich mit drei Urteilen mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Reichweite <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Versicherungspflicht beschäftigt. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

<strong>de</strong>utlich zeigt die Entscheidung mit<br />

<strong>de</strong>m Aktenzeichen B 12 R 3/11 R die hieraus<br />

für <strong>de</strong>n Arbeitgeber erwachsen<strong>de</strong>n<br />

Risiken auf: Ein Arzt war zunächst bei<br />

einem Krankenhaus als Arbeitnehmer<br />

angestellt und dort auf seinen Antrag hin<br />

aufgrund seiner Pflichtmitgliedschaft<br />

in einer berufsständischen Ärzteversorgung<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versicherungspflicht in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gesetzlichen Rentenversicherung befreit.<br />

<strong>Nach</strong> einigen Monaten wechselte er in<br />

Hinweis Praxisbeispiel<br />

Befreiungsbescheid wirkt nur einmal<br />

Das Bun<strong>de</strong>ssozialgericht hat klargestellt, dass eine Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen<br />

Rentenversicherungspflicht nur für das jeweilige Beschäftigungsverhältnis wirkt.<br />

Will <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber vermei<strong>de</strong>n, zur Zahlung von Rentenversicherungsbeiträgen herangezogen<br />

zu wer<strong>de</strong>n, obwohl er bereits anteilig Beiträge zu einem Versorgungswerk<br />

getragen hat, muss er sicherstellen, dass die Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Rentenversicherungspflicht<br />

für das konkret bei ihm bestehen<strong>de</strong> Arbeitsverhältnis erteilt wor<strong>de</strong>n ist. Bei<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> Neueinstellung ist daher ein neuer Befreiungsantrag zu stellen. Bei bestehen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsverhältnissen sollte geprüft wer<strong>de</strong>n, ob ein Befreiungsbescheid für die konkrete<br />

Beschäftigung vorliegt. Ist dies nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber darauf hinwirken,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> betroffene Mitarbeiter einen Befreiungsantrag stellt.<br />

ein Arbeitsverhältnis als Pharmaberater.<br />

Einen neuen Befreiungsantrag stellte er<br />

nicht. Der neue Arbeitgeber verließ sich<br />

auf die vorangegangene Befreiung und<br />

führte keinen Beitrag zur gesetzlichen<br />

Rentenversicherung ab. Infolge einer<br />

einige Jahre später erfolgten Betriebsprüfung<br />

wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Deutschen Rentenversicherung Bund auf<br />

Zahlung von über 40.000 Euro rückständiger<br />

Rentenversicherungsbeiträge in<br />

Anspruch genommen.<br />

Die jeweilige Beschäftigung zählt<br />

Das Bun<strong>de</strong>ssozialgericht hat in dieser<br />

Entscheidung klargestellt, dass für je<strong>de</strong>s<br />

neue Beschäftigungsverhältnis vom Beschäftigten<br />

ein Antrag auf Befreiung von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Rentenversicherung zu stellen ist.<br />

Die Befreiung ist nach § 6 Absatz 5 Satz 1<br />

SGB VI auf die „jeweilige Beschäftigung“<br />

beschränkt. <strong>Nach</strong> erfolgtem Wechsel zu<br />

einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeitgeber und Begründung<br />

eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeitsverhältnisses<br />

han<strong>de</strong>lt es sich nicht mehr um das Beschäftigungsverhältnis,<br />

für das die Befreiung<br />

ursprünglich erteilt war. Die Befreiung<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versicherungspflicht besteht<br />

<strong>de</strong>shalb für das neue Arbeitsverhältnis<br />

nicht. Eine einmal erteilte Befreiung gilt<br />

auch nicht für später aufgenommene<br />

„berufsgruppenspezifische“ Tätigkeiten<br />

bei einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeitgeber, für die<br />

ebenfalls die Befreiungsvoraussetzungen<br />

vorliegen wür<strong>de</strong>n. Vielmehr bedarf es bei<br />

je<strong>de</strong>m Beschäftigungswechsel eines neuen<br />

Antrags auf Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versicherungspflicht.<br />

Dr. Thomas thees ist Fachanwalt<br />

für Arbeitsrecht und<br />

Partner bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Luther Rechtsanwaltsgesellschaft<br />

mbH.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


56 recht_NEWS<br />

<strong>Nach</strong>gelesen<br />

Die Vorsorge steht im Mittelpunkt<br />

Die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV)<br />

ist in einer verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Fassung erschienen. Beabsichtigt wur<strong>de</strong><br />

vornehmlich, <strong>de</strong>n Vorsorgeaspekt sprachlich und inhaltlich besser<br />

herauszustellen. Während man bisher die Begriffe „Untersuchung“<br />

verwandte, spricht man jetzt von drei alternativen Vorsorgemaßnahmen,<br />

nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflicht-, <strong><strong>de</strong>r</strong> Angebots- und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunschvorsorge. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

die Wunschvorsorge ist jetzt in einem neuen Paragrafen ausdrücklich<br />

geregelt wor<strong>de</strong>n. Dem Verlangen eines Mitarbeiters darf danach nur<br />

dann nicht entsprochen wer<strong>de</strong>n, wenn aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitsbedingungen und <strong><strong>de</strong>r</strong> getroffenen Schutzmaßnahmen nicht mit<br />

einem Gesundheitsscha<strong>de</strong>n zu rechnen ist (§ 5a ArbMedVV neu). Eine<br />

informative Gegenüberstellung von alter und neuer Verordnung fin<strong>de</strong>n<br />

Sie unter www.bmas.<strong>de</strong><br />

Untersuchung<br />

beim Betriebsarzt.<br />

Warum Blaumachen etwas<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als Krankfeiern ist<br />

Wer „krankfeiert“, dies konnten wir Ihnen<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Ausgabe historisch-sprachlich<br />

belegen, <strong>de</strong>m wird zu Unrecht <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorsatz<br />

unterstellt, er habe seine Arbeitsunfähigkeit<br />

nur vorgetäuscht. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s verhält es sich<br />

bei <strong>de</strong>n sogenannten „Blaumachern“. Bei<br />

dieser Formulierung sind sich Historiker<br />

und Sprachwissenschaftler einig und legen<br />

diese als „ohne triftigen Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit<br />

fernbleiben“ aus. Über die Entstehung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Re<strong>de</strong>wendung streiten sich dieselben<br />

Gelehrten aber heftig. Von <strong>de</strong>n Historikern<br />

wird etwa das Färberwesen bemüht. Denn<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> finale Arbeitsschritt beim Blaufärben,<br />

das Trocknen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffe, war mit einem<br />

gleichzeitigen Nichtstun <strong><strong>de</strong>r</strong> Produzenten<br />

verbun<strong>de</strong>n. Im Gegensatz dazu wen<strong>de</strong>n sich<br />

die Sprachwissenschaftler <strong>de</strong>m Jiddischen<br />

zu. Daraus sei das Wort „für lau“, also „für<br />

nichts“, entstan<strong>de</strong>n. Im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit habe<br />

sich noch ein „B“ hinzugesellt. Weil man<br />

früher aber auch vom „blauen Montag“<br />

sprach, hat uns dies zu einer eigenen Definition<br />

bewegt. Wer am Montag blaumacht,<br />

wird wohl am Sonntag or<strong>de</strong>ntlich gebechert<br />

haben; <strong>de</strong>nn „or<strong>de</strong>ntlich blau sein“ hat<br />

bekanntlich auch eine unmittelbare Verbindung<br />

zum Alkoholgenuss.<br />

News <strong>de</strong>s Monats<br />

Gewerkschaft und Kirche wollen im Tarifstreit aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zugehen. Auf <strong>de</strong>m evangelischen Kirchentag in Hamburg vereinbarten<br />

bei<strong>de</strong> Seiten eine gemeinsame Veranstaltungsreihe zum besseren Verständnis von Grundfragen.<br />

Der Chef von BASF möchte, dass seine Mitarbeiter auf Titel und förmliche Anre<strong>de</strong> verzichten. Das „Du“ in Unternehmen soll nicht<br />

mehr ungewöhnlich sein. Dabei sind rechtliche Grenzen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das allgemeine Persönlichkeitsrecht <strong>de</strong>s Arbeitnehmers, zu beachten.<br />

Die Entsendung von Mitarbeitern nach Kroatien wird einfacher, <strong>de</strong>nn ab <strong>de</strong>m 1. Juli 2013 gehört Kroatien zur<br />

Europäischen Union. Damit gelten nicht mehr die bilateralen Sozialversicherungsabkommen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das allgemeingültige EU-Recht.<br />

Die Finanzverwaltung wen<strong>de</strong>t jetzt die günstigere BFH-Rechtsprechung zur Rabattbesteuerung an und gewährt bereits im<br />

Lohnsteuerabzugsverfahren ein Wahlrecht zwischen mehreren Bewertungsmetho<strong>de</strong>n.<br />

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Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong> personalmagazin 07 / 13


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Zeitgleich mit


58 Recht_Urteilsdienst<br />

Urteil <strong>de</strong>s Monats<br />

Im Zweifel gilt die übliche Arbeitszeit als Maßstab<br />

<strong>de</strong>sarbeitsgericht beschäftigen und kam<br />

zu folgen<strong>de</strong>m Ergebnis: „Ist in einem<br />

Arbeitsvertrag die Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeit<br />

nicht ausdrücklich geregelt, so gilt die<br />

betriebsübliche Arbeitszeit als verein-<br />

Können gut verdienen<strong>de</strong> außertarifliche<br />

Mitarbeiter einwen<strong>de</strong>n, sie seien<br />

vertraglich gar nicht verpflichtet, bestimmte<br />

Arbeitszeiten einzuhalten? Mit<br />

diesem Problem musste sich das Bunbart.<br />

<strong>Nach</strong> ihr bemessen sich die Pflichten<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers zur Arbeitsleistung<br />

und <strong>de</strong>s Arbeitgebers zur Zahlung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung. Diese Grundsätze gelten<br />

auch für außertarifliche Angestellte.“<br />

Im zu entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fall war eine Arbeitnehmerin als „außertarifliche<br />

Mitarbeiterin“ beschäftigt und bezog ein Jahresgehalt von<br />

circa 95.000 Euro brutto. In ihrem Arbeitsvertrag war bezüglich einer<br />

einzuhalten<strong>de</strong>n Arbeitszeit lediglich festgehalten, dass sie „auch außerhalb<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> betriebsüblichen Arbeitszeit“ tätig wer<strong>de</strong>n müsse. Das<br />

nahm die Mitarbeiterin zum Anlass, geltend zu machen, sie sei vertraglich<br />

überhaupt nicht verpflichtet, eine bestimmte Stun<strong>de</strong>nanzahl<br />

pro Woche zu arbeiten. Sie müsse auch nicht an bestimmten Tagen<br />

und zu bestimmten Zeiten im Betrieb sein. Da man über die Arbeitszeiten<br />

im Vertrag kein Wort verloren habe, sei auch ihre Tätigkeit<br />

nicht in Zeiteinheiten mess- und schon gar nicht kontrollierbar. Ihre<br />

Arbeitspflicht erfülle sie ohne Rücksicht auf <strong>de</strong>n zeitlichen Aspekt<br />

allein schon damit, wenn sie die ihr vom Arbeitgeber übertragenen<br />

Aufgaben ordnungsgemäß erledige. Diese Aufgaben habe sie unter<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>em auch in einem Monat erledigt, in <strong>de</strong>m sie nur 5,5 Stun<strong>de</strong>n<br />

im Betrieb anwesend war. Schon die Vorinstanz hatte sich dieser<br />

Argumentation nicht anschließen wollen und dies mit ausführlichen<br />

Ausführungen über die „AGB-Konformität“ <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />

begrün<strong>de</strong>t. Das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht wies die Klage schon aus<br />

allgemeinen arbeitsrechtlichen Erwägungen ab und entschied: „Der<br />

Arbeitsvertrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteien setzt als Maß <strong><strong>de</strong>r</strong> zu leisten<strong>de</strong>n Arbeit<br />

Früher nach Hause gehen? Nur wenn es die Arbeitszeiten zulassen.<br />

die betriebsübliche Arbeitszeit voraus. Anhaltspunkte für die Vereinbarung<br />

einer <strong>de</strong>m Zeitmaß enthobenen Arbeitspflicht bestehen<br />

nicht. Die Beklagte ist daher nicht verpflichtet, Vergütung für Zeiten<br />

zu leisten, in <strong>de</strong>nen die Klägerin nicht gearbeitet hat.“<br />

Quelle BAG, Urteil vom 15.5.2013, 10 AZR 325/12<br />

Wirksamer Annahmeverzug?<br />

Zusammenfassung En<strong>de</strong>t während <strong>de</strong>s Annahmeverzugs eine<br />

eingegangene Zwischenbeschäftigung, trifft <strong>de</strong>n Arbeitnehmer die<br />

Obliegenheit, eine ihm vom Vertragsarbeitgeber zur Abwendung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vollzugsfolgen angebotene Beschäftigungsmöglichkeit anzunehmen.<br />

relevanz Das Urteil zeigt, dass die oftmals als automatisch in Kauf<br />

genommene Lohnzahlung ohne Arbeitsleistung während eines<br />

schweben<strong>de</strong>n Kündigungsrechtsstreits durchaus im Einzelfall zu vermei<strong>de</strong>n<br />

ist. Das vorliegen<strong>de</strong> Urteil stellt im Detail klar, unter welchen<br />

Voraussetzungen ein Arbeitnehmer seine Arbeitsleistung nach <strong>de</strong>n<br />

Vorschriften <strong><strong>de</strong>r</strong> §§ 293, 294 BGB tatsächlich anbieten muss.<br />

Mitbestimmung bei Einstellung<br />

Zusammenfassung Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber weitere Teilzeitarbeitsplätze<br />

einrichtet, anstatt die Arbeitszeiten aufstockungswilliger<br />

Teilzeitbeschäftigter zu verlängern, müssen für diese Entscheidung<br />

arbeitsplatzbezogene Sachgrün<strong>de</strong> bestehen.<br />

relevanz Das Urteil ist für Arbeitgeber dann von hoher Relevanz,<br />

wenn bei Schaffung von neuen Teilzeitarbeitsplätzen gleichzeitig<br />

Aufstockungsanträge aus bestehen<strong>de</strong>n Arbeitsverhältnissen vorliegen.<br />

Aus <strong>de</strong>n Urteilsgrün<strong>de</strong>n ergibt sich unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em, dass die Befürchtung,<br />

nach einer Aufstockung wür<strong>de</strong> ein höherer Krankenstand<br />

eintreten sowie die Unfallgefahr ansteigen, keinen ausreichen<strong>de</strong>n<br />

Sachgrund für <strong>de</strong>n Vorzug einer Neueinstellung darstellt.<br />

Quelle LAG Hamm, Urteil vom 14.3.2013, 8 SA 1246/12<br />

Quelle LAG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Beschluss vom 21.3.2013, 6 TaBV 9/12<br />

personalmagazin 07 / 13


59<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Kündigungsschutz<br />

Zusammenfassung Ist es im Rahmen einer vereinfachten Betriebsratswahl<br />

nicht möglich, die gemäß § 17 Absatz 2 BetrVG unverzichtbare<br />

Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> anwesen<strong>de</strong>n Arbeitnehmer zu ermitteln, ist eine<br />

vorgenommene Wahl zum Wahlvorstand nicht wirksam. Somit kann<br />

auch kein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Kündigungsschutz wegen <strong>de</strong>s Status eines<br />

Wahlbewerbers folgen kann.<br />

relevanz Das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht vertritt die Auffassung, dass<br />

ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Kündigungsschutz für Wahlvorstän<strong>de</strong> erst mit <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

wirksamer Wahl in einer Betriebsversammlung o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit einer<br />

Bestellung nach <strong>de</strong>n §§ 16 ff. BetrVG eintritt. Allerdings ist zu beachten,<br />

dass die Meinung <strong>de</strong>s LAG nicht unumstritten ist und daher<br />

die Revision zugelassen wur<strong>de</strong>.<br />

Auf Urlaub verzichten<br />

Zusammenfassung Ist das Arbeitsverhältnis been<strong>de</strong>t und ein Anspruch<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers auf Urlaubsabgeltung entstan<strong>de</strong>n, kann<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer auf diesen Anspruch grundsätzlich verzichten.<br />

relevanz Das BAG stellt klar: Zwar kann von <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelung <strong>de</strong>s §<br />

7 Absatz 4 Bun<strong>de</strong>surlaubsgesetz (BUrlG) – wonach Urlaub abzugelten<br />

ist – grundsätzlich nicht abgewichen wer<strong>de</strong>n. Es ist jedoch zu<br />

differenzieren: Verboten sind damit Regelungen, die im Voraus das<br />

Entstehen von Urlaubsabgeltungsansprüchen gänzlich ausschließen.<br />

Hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer aber die Möglichkeit, so das BAG, <strong>de</strong>n<br />

Urlaub abgelten zu lassen, und sieht er nachträglich davon ab, steht<br />

we<strong><strong>de</strong>r</strong> das BUrlG noch das Unionsrecht einem Verzicht <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />

auf Urlaubsabgeltung entgegen.<br />

Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 26.3.2013, 17 SA 602/12<br />

Quelle BAG, Urteil vom 14.5.2013, 9 AZR 844/11<br />

Recht auf Arbeitszuweisung<br />

Zusammenfassung Solange <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber sein Direktionsrecht<br />

nicht erneut ausübt und <strong>de</strong>m Arbeitnehmer an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aufgaben<br />

zuweist, bestimmt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> konkrete Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigungspflicht<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> zuletzt vorgenommenen Festlegung. Auf dieser Grundlage<br />

hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer auch einen Beschäftigungsanspruch.<br />

relevanz In diesem Fall hatte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

zwar Gehalt, aber aus unerfindlichen Grün<strong>de</strong>n auch keinerlei<br />

Arbeitszuweisungen bekommen. Der Mitarbeiter bestand darauf,<br />

man möge ihm doch endlich Arbeit zuweisen, was vom Gericht als<br />

berechtigt angesehen wur<strong>de</strong>. Dazu das LAG wörtlich: „Das Arbeitsverhältnis<br />

ist ein personenrechtliches Gemeinschaftsverhältnis, das<br />

nicht nur wie beim Dienstvertrag <strong><strong>de</strong>r</strong> selbstständig Tätigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei<br />

sonstigen Schuldverhältnissen lediglich einzelne bestimmte Leistungen<br />

betrifft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n für seinen Geltungsbereich die ganze Person<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers erfasst, <strong>de</strong>shalb wesentlich sein Leben gestaltet<br />

und seine Persönlichkeit bestimmt.“ Weiter heißt es dazu in <strong>de</strong>n<br />

Urteilsgrün<strong>de</strong>n: „Deshalb muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber nicht bloß auf Grund<br />

seiner Treupflicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem auch aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann<br />

aus Artikel 1 und 2 GG obliegen<strong>de</strong>n Verpflichtung, alles unterlassen,<br />

was die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Arbeitnehmers und die freie Entfaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Persönlichkeit<br />

beeinträchtigen kann.“ Ob <strong>de</strong>m Kläger das Urteil jedoch<br />

hilft, muss offenbleiben, <strong>de</strong>nn das LAG hat gleichzeitig betont, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaftler keinen Anspruch darauf habe, für immer und<br />

ewig gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Tätigkeitsbeschreibung aus seinem Arbeitsvertrag<br />

beschäftigt zu wer<strong>de</strong>n. Vielmehr bleibe es <strong><strong>de</strong>r</strong> Beklagten unbenommen,<br />

ihr Direktionsrecht erneut auszuüben. Aber es müsse ausgeübt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Differenzierungsklauseln<br />

Zusammenfassung Bestimmungen in einem Sozialtarifvertrag,<br />

die eine Differenzierung von Gewerkschaftsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n und<br />

Nicht-Gewerkschaftsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n vornehmen, können von Nicht-<br />

Gewerkschaftsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n nicht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage <strong>de</strong>s allgemeinen<br />

arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes angegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

relevanz Von <strong>de</strong>n Gewerkschaften wer<strong>de</strong>n immer öfter (Teil-)Leistungen<br />

erstritten, die nur tarifgebun<strong>de</strong>nen Mitarbeitern zustehen<br />

sollen. Da die Rechtslage hier strittig ist, darf man gespannt sein, ob<br />

das Urteil einer erneuten Überprüfung standhalten wird.<br />

Quelle Arbeitsgericht München, Urteil vom 22.1.2013, 25 Ca 8656/12<br />

beweisregeln bei Mobbing<br />

Zusammenfassung Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> gerichtlichen Überprüfung eines<br />

Mobbingvorwurfs müssen Feststellungen darüber getroffen wer<strong>de</strong>n,<br />

ob die Zusammenfassung mehrerer Einzelakte zu einer Verletzung<br />

<strong>de</strong>s Persönlichkeitsrechts o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheit <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />

geführt haben. Dabei trägt die Arbeitnehmerseite die Darlegungsund<br />

Beweislast.<br />

relevanz Das Urteil stellt klar, dass Mobbingprozesse weiterhin <strong>de</strong>n<br />

herkömmlichen Beweisregeln unterliegen. Das ist nur dann an<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

zu beurteilen, wenn das Mobbing gleichzeitig einen AGG-Verstoß<br />

beinhaltet, <strong><strong>de</strong>r</strong> gemobbte Mitarbeiter also gleichzeitig „Merkmalsträger“<br />

im Sinne <strong>de</strong>s § 1 AGG ist.<br />

Quelle LAG Hamm, Urteil vom 15.3.2013, 13 SA 6/13<br />

Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 26.3.2013, 17 SA 602/12<br />

07 / 13 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


60 Recht_Betriebsratswahlen<br />

Betriebsratswahlen stehen bevor<br />

Serie. Im nächsten Jahr ist es wie<strong><strong>de</strong>r</strong> soweit. Zwischen März und Mai 2014 wer<strong>de</strong>n<br />

Betriebsräte gewählt. Über die wichtigsten Aspekte berichten wir in einer Serie.<br />

Von Thomas Muschiol (Red.)<br />

Wie sind Betriebsratswahlen<br />

vorzubereiten, was ist bei<br />

einer Wahlausschreibung<br />

zu beachten und welche<br />

zwingen<strong>de</strong>n Vorschriften sind beim<br />

Wahlvorgang, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auszählung und<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigen Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />

Betriebsrats zu beachten? Mit all diesen<br />

Fragen muss sich nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzeption<br />

<strong>de</strong>s Betriebsverfassungsgesetzes und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> daraus folgen<strong>de</strong>n Wahlordnung<br />

nicht die Personalabteilung beschäftigen.<br />

Vielmehr ist es <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlvorstand,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> für die ordnungsgemäße Ausschreibung<br />

und <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>s Wahlverfahrens<br />

zu sorgen hat.<br />

Gleichwohl dürften auch Arbeitgeber<br />

ein vitales Interesse daran haben, dass<br />

Betriebsratswahlen regelgerecht ablaufen.<br />

Alleine schon <strong>de</strong>shalb, weil es die<br />

Arbeitgeberseite ist, die für sämtliche<br />

Kosten aus <strong>de</strong>n Gegebenheiten <strong>de</strong>s Betriebsverfassungsgesetzes<br />

aufkommen<br />

muss. Darüber hinaus haben Arbeitgeber<br />

ein legitimes Interesse daran, dass<br />

auch <strong><strong>de</strong>r</strong> gewählte Betriebsrat in seiner<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>n Regelungen <strong>de</strong>s<br />

Betriebsverfassungsgesetzes über das<br />

Wahlverfahren entspricht. So zum Beispiel<br />

durch die richtige Bewertung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsgröße. Wir haben uns daher<br />

entschlossen, schon frühzeitig mit einer<br />

Informationsreihe zu <strong>de</strong>n Betriebsratswahlen<br />

2014 zu beginnen.<br />

Im ersten Teil unserer Serie beschäftigen<br />

sich zwei Spezialisten mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Frage, ob und inwieweit es sinnvoll<br />

ist, alternative Betriebsratsstrukturen<br />

Serie Betriebsratswahlen 2014<br />

• Ausgabe 07/2013: Alternative Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle<br />

• Ausgabe 08/2013: Wer wählen darf und wie die Betriebsgröße ermittelt wird<br />

• Ausgabe 09/2013: Spielraum und Grenzen beim Wahlkampf<br />

• Ausgabe 10/2013: Die fehlerhafte Betriebsratswahl: Anfechtung und Rechtsmittel<br />

zu implementieren. Der klassische Betriebsbegriff,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> auf die örtliche organisatorische<br />

Einheit abstellt, passt<br />

vielerorts nicht mehr in die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen<br />

Abläufe und Personalführungsstrukturen<br />

vieler Unternehmen hinein. Erstaunlich<br />

wenig bekannt ist, dass – bei<br />

richtiger und rechtzeitiger Vorbereitung<br />

– diese <strong>Nach</strong>teile über die Bildung von<br />

Unternehmens- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Spartenbetriebsräten<br />

kompensiert wer<strong>de</strong>n können und<br />

damit eine Mitbestimmung erheblich<br />

Stimmabgabe für <strong>de</strong>n<br />

neuen Betriebsrat:<br />

Personaler müssen sich<br />

frühzeitig damit auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen,<br />

damit die<br />

Wahl ordnungsgemäß<br />

abläuft.<br />

sachgerechter und ökonomischer vonstatten<br />

gehen kann. Wer darf wählen<br />

und wie wird die Gremiumsgröße richtig<br />

festgestellt? Dies wird Thema in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

nächsten Ausgabe wer<strong>de</strong>n, im zweiten<br />

Teil unserer Serie.<br />

Haben Sie aus Ihrer praktischen Erfahrung<br />

Fragen, Anregungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>en<br />

mit Blick auf die bevorstehen<strong>de</strong>n Betriebsratswahlen?<br />

Dann schreiben Sie<br />

uns. Wir freuen uns auf einen interessanten<br />

Dialog mit Ihnen.<br />

personalmagazin 07 / 13


61<br />

Alternative Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle<br />

Gestaltung. Wenn Unternehmen in viele Betriebseinheiten geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t sind, kann es<br />

sinnvoll sein, über einen unternehmenseinheitlichen Betriebsrat nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Von Marco Ferme und Thomas Dros<strong>de</strong>ck<br />

Unternehmen, die mehrere<br />

Betriebe in Deutschland unterhalten,<br />

sind zumeist damit<br />

konfrontiert, dass sich in je<strong>de</strong>m<br />

ihrer Betriebe ein Betriebsrat bil<strong>de</strong>t.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s stark ausgeprägt ist dies bei<br />

Filialisten wie Lebensmitteldiscountern,<br />

Baumärkten, Drogeriemärkten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kaufhäusern und bei Dienstleistern wie<br />

Catering-Unternehmen. Dem Betriebsverfassungsgesetz<br />

(Betr VG) liegt noch<br />

immer das anachronistische Leitbild zugrun<strong>de</strong>,<br />

dass pro Betrieb ein Betriebsrat<br />

gewählt wird. Darüber hinaus ist, wenn<br />

ein Unternehmen mehrere Betriebe hat,<br />

ein Gesamtbetriebsrat o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn ein<br />

Konzern mehrere Unternehmen hat, ein<br />

Konzernbetriebsrat zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Novelle im Jahr 2000 eröffnet<br />

das Betriebsverfassungsgesetz jedoch<br />

die vereinfachte Möglichkeit, mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne<br />

und anpassungsfähige Betriebsratsstrukturen<br />

zu schaffen. Denn gera<strong>de</strong> in<br />

komplexeren Konzernstrukturen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

in Unternehmen mit einer Vielzahl von<br />

Betrieben – und damit einer Vielzahl von<br />

Betriebsräten – besteht oft <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunsch<br />

nach Zentralisierung und Vereinfachung.<br />

Mehrere Betriebe, zentrale Steuerung<br />

Die auf <strong>de</strong>m gesetzlichen Regelfall basieren<strong>de</strong><br />

mehrbetriebliche Unternehmensstruktur<br />

hat zur Folge, dass die<br />

häufig zentral vom Unternehmenssitz<br />

agieren<strong>de</strong> Personalabteilung eine Fülle<br />

von partikularen Betriebsratsinteressen<br />

beachten muss, während in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />

hintergrund Praxisbeispiel<br />

fast immer die Hauptthemen, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Personalabteilung obliegen, zentral angedacht<br />

und auch operativ zentral eingesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Situation wirft nicht selten größere<br />

Probleme auf: So ist die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mandatsträger in manchen Unternehmen<br />

unübersichtlich und im Verhältnis<br />

zur Gesamtarbeitnehmerzahl unproportioniert.<br />

Es gibt Unternehmen, die<br />

bei einer Arbeitnehmerzahl von 10.000<br />

mehr als 300 Mandatsträger ausweisen,<br />

die sich auf mehr als 50 Betriebsratsgremien<br />

verteilen – wobei Gesamt- und<br />

Konzernbetriebsratsmandate zwar personeni<strong>de</strong>ntisch<br />

sind, die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Gremien<br />

aber noch erhöhen. Je zerglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ter<br />

die betriebliche Struktur, <strong>de</strong>sto größer<br />

ist die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Gremien. Neben <strong>de</strong>n<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Kosten ist auch die<br />

Geschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung von<br />

Maßnahmen häufig ein kritischer Aspekt.<br />

Das zeigt sich gera<strong>de</strong> dann, wenn<br />

etwa ein <strong>de</strong>utsches Unternehmen in<br />

einem internationalen Konzern angesie<strong>de</strong>lt<br />

ist und die Konzernleitung zynisch<br />

bemerkt, dass Deutschland bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />

im internationalen Vergleich an<br />

letzter Stelle steht. Schließlich ergeben<br />

sich aus einer <strong>de</strong>zentralen Betriebsrats-<br />

Betriebsbegriff kann gestaltet wer<strong>de</strong>n<br />

Der Gesetzgeber sieht sehr weitgehen<strong>de</strong> Möglichkeiten vor, maßgeschnei<strong><strong>de</strong>r</strong>te Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle<br />

in Unternehmen einzuführen.<br />

Gemäß § 3 BetrVG kann für Unternehmen mit mehreren Betrieben die Bildung eines<br />

unternehmenseinheitlichen Betriebsrats (UBR) o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Zusammenfassung von Betrieben<br />

vereinbart wer<strong>de</strong>n, „wenn dies die Bildung von Betriebsräten erleichtert o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer<br />

sachgerechten Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer dient“. Zu<strong>de</strong>m besteht die<br />

Möglichkeit, Spartenbetriebsräte (üblich bei Matrix-Organisationen), über das BetrVG hinausgehen<strong>de</strong><br />

betriebsverfassungsrechtliche Gremien (Arbeitsgemeinschaften) und – mittels<br />

Tarifvertrag – eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arbeitnehmervertreterstruktur zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Gera<strong>de</strong> die gesetzlich eingeräumte Möglichkeit, alternative Betriebsratsstrukturen zu<br />

bil<strong>de</strong>n, ermöglicht nur eine Neu<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s Betriebsbegriffs. Das BetrVG im Übrigen<br />

bleibt hiervon unberührt. Das be<strong>de</strong>utet, dass neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung einer alternativen Betriebsratsstruktur<br />

durch Tarifvertrag o<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsvereinbarung auch eine<br />

• vom Gesetz abweichen<strong>de</strong> Zusammensetzung von Gesamt- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzernbetriebsräten,<br />

• verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Regelung zur Freistellung von Betriebsräten,<br />

• Verlängerung <strong>de</strong>s Übergangsmandats<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


62 Recht_Betriebsratswahlen<br />

Abwägung<br />

Vorteile<br />

<strong>Nach</strong>teile<br />

struktur auch inhaltliche Problemstellungen,<br />

zumin<strong>de</strong>st dann, wenn rechtlich<br />

nicht sicher ist, ob eine Angelegenheit<br />

von <strong>de</strong>utschlandweiter Be<strong>de</strong>utung auch<br />

tatsächlich überregional beispielsweise<br />

durch <strong>de</strong>n Gesamtbetriebsrat verhan<strong>de</strong>lt<br />

und gelöst wer<strong>de</strong>n kann. Die Gerichte sehen<br />

grundsätzlich <strong>de</strong>n lokalen Betriebsrat<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung, während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gesamtbetriebsrat eine originäre Zuständigkeit<br />

nur dann beanspruchen<br />

kann, wenn <strong>de</strong>nknotwendig nur eine<br />

bun<strong>de</strong>sweite Lösung in Betracht kommt.<br />

Vom gesetzlichen Leitbild abweichen<br />

Diese Schwierigkeiten können dann<br />

minimiert wer<strong>de</strong>n, wenn Unternehmen<br />

sich entschließen, eine unternehmenseinheitliche<br />

Betriebsratsstruktur aufzusetzen.<br />

Dazu eröffnet das Betriebsverfassungsgesetz<br />

seit <strong>de</strong>m Jahr 2000<br />

diverse Möglichkeiten.<br />

Grundsätzlich ist eine Abweichung<br />

vom gesetzlichen Leitbild <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsräte<br />

nach <strong>de</strong>m BetrVG primär mittels<br />

Tarifvertrag möglich. Üblicherweise<br />

wird dies im Rahmen eines Firmentarifvertrags<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> eines firmenbezogenen<br />

Verbandstarifvertrags vereinbart.<br />

Notwendig hierbei ist, alle von <strong>de</strong>n tariflichen<br />

Regelungen betroffenen Unternehmen<br />

am Tarifvertrag zu beteiligen.<br />

Um rechtliche Schwierigkeiten zu vermei<strong>de</strong>n,<br />

ist Arbeitgebern zu empfehlen,<br />

zu regeln,<br />

• ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Tarifvertrag auch nach <strong>de</strong>ssen<br />

Beendigung nachwirken soll und<br />

• dass die Laufzeit <strong>de</strong>s Tarifvertrags<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> normalen Betriebsratsamtszeit entspricht.<br />

An<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls kann dies zu einer<br />

Anfechtbarkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsratswahlen<br />

und damit zu Umstellungsschwierigkeiten<br />

führen.<br />

Betriebsvereinbarung als Alternative<br />

Wenn in <strong>de</strong>n Unternehmen kein Tarifvertrag<br />

unmittelbar, zwingend und<br />

damit normativ Anwendung fin<strong>de</strong>t,<br />

kann durch Betriebsvereinbarung eine<br />

alternative Betriebsratsstruktur vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei ist wichtig: Eine<br />

Unternehmenseinheitliche Struktur<br />

Nur einheitlich kündbar; kein Son<strong><strong>de</strong>r</strong>weg<br />

einzelner Standorte<br />

Erfasst Betriebe und Betriebsteile<br />

Erfasst neu gegrün<strong>de</strong>te und neu hinzukommen<strong>de</strong><br />

Betriebsteile (im Fall einer Betriebsvereinbarung<br />

streitig, sonst unstreitig)<br />

Symmetrie von Leitungs- und Mitarbeitervertretungsstrukturen<br />

Kostenersparnis<br />

lediglich arbeitsvertraglich vereinbarte<br />

Inbezugnahme eines einschlägigen Tarifvertrags<br />

steht <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit einer<br />

Betriebsvereinbarung nicht entgegen.<br />

Sollte in <strong>de</strong>m Unternehmen we<strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />

tarifliche Regelung noch ein Betriebsrat<br />

bestehen, ist sogar eine Implementierung<br />

unternehmenseinheitlicher<br />

Betriebsräte durch Arbeitnehmerentscheid<br />

möglich.<br />

Grundvoraussetzung für eine kollektivrechtliche<br />

Regelung zur Bildung von<br />

Höherer gestalterischer und politischer<br />

Aufwand<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen Betriebsräte<br />

gegen „Entmachtung“<br />

Bei Tarifverträgen: Tarifvertrag ist Einfallstor<br />

für weitere Tariffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen; Abhängigkeit<br />

von Gewerkschaften<br />

Bei Betriebsräten: rechtliche Unsicherheit,<br />

da wirksame Zuordnung auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Ex-Betriebe<br />

notwendig ist<br />

Struktur-Betriebsvereinbarung ist kündbar.<br />

Bei politischen Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen kann die Struktur<br />

<strong>de</strong>s unternehmenseinheitlichen Betriebsrat<br />

allein durch diesen abgeschafft wer<strong>de</strong>n<br />

Erschwerung bei etwaigen betriebsbedingten<br />

Kündigungen/Maßnahmen (Stichwort<br />

Sozialauswahl)<br />

Vor- und <strong>Nach</strong>teile gegeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> abwägen: Die Tabelle zeigt, was für und was gegen<br />

die Einführung eines einheitlichen Betriebsrats für das gesamte Unternehmen spricht.<br />

Vorgehen Praxisbeispiel<br />

Wie Sie die Umsetzung vorbereiten<br />

Vor einer Verhandlung über einen unternehmenseinheitlichen Betriebsrat sollte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber Antworten auf folgen<strong>de</strong> Fragen feststellen:<br />

• Was ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Status quo mit <strong>de</strong>n jeweiligen Vor- und <strong>Nach</strong>teilen?<br />

• Wo liegen die Vorteile einer Neuorganisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmervertretungen mitsamt <strong>de</strong>n<br />

damit einhergehen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Folgen o<strong><strong>de</strong>r</strong> gegebenenfalls Verbesserungen?<br />

• Wer sind mögliche Verhandlungspartner? Müssen die Regeln mit Gewerkschaft, Betriebsräten,<br />

Gesamt- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzernbetriebsräten ausgehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n?<br />

• Was sind die einseitigen Handlungsmöglichkeiten <strong>de</strong>s Arbeitgebers?<br />

unternehmenseinheitlichen Betriebsräten<br />

ist, dass die Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer durch die<br />

Abweichung verbessert wird. Erfahrungsgemäß<br />

kann dies immer damit<br />

begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, dass die aufgrund<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>zentralen Struktur bestehen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Nach</strong>teile (langwierige Verfahren, unterschiedliche<br />

Regelungen) mit einer<br />

zentralen Struktur <strong>de</strong>utlich verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n können. Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass<br />

ein Tarifvertrag zur Bildung eines un-<br />

personalmagazin 07 / 13


63<br />

ternehmenseinheitlichen Betriebsrats<br />

sämtliche Betriebe und Betriebsteile<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens insgesamt umfasst.<br />

Wichtig ist hierbei <strong><strong>de</strong>r</strong> notwendige Vergleich<br />

zwischen <strong>de</strong>m Zustand vor und<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Implementierung eines unternehmenseinheitlichen<br />

Betriebsrats. Der<br />

Arbeitgeber muss darlegen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> neu<br />

gebil<strong>de</strong>te Betriebsrat eine sachgerechtere<br />

Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsräte<br />

gewährleistet.<br />

Für Regelungen, die mehrere o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

alle Betriebe eines Unternehmens betreffen,<br />

ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtbetriebsrat zuständig.<br />

Er kann auch Regelungen für<br />

Unternehmensteile treffen, in <strong>de</strong>nen es<br />

keinen Betriebsrat gibt. Für unternehmensübergreifen<strong>de</strong><br />

Regelungen ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konzernbetriebsrat zuständig, wobei<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n muss, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschluss<br />

mit <strong>de</strong>m herrschen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

genügt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob die jeweiligen Tochtergesellschaften<br />

und damit <strong><strong>de</strong>r</strong>en Gesamtbetriebsräte<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Wichtig: Eine Betriebsvereinbarung<br />

gemäß § 3 BetrVG kann nur freiwillig<br />

abgeschlossen wer<strong>de</strong>n (lesen Sie mehr<br />

dazu auf Seite 61).<br />

Alte Betriebsvereinbarung erneuern<br />

Grundsätzlich treten die Regelungen<br />

<strong>de</strong>s Tarifvertrags und <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsvereinbarung<br />

erstmals bei <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten<br />

regelmäßigen Betriebsratswahl in Kraft.<br />

Allerdings kann durch Tarifvertrag o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsvereinbarung wer<strong>de</strong>n, dass die<br />

Betriebsratswahlen zu einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Zeitpunkt vorgenommen wer<strong>de</strong>n und<br />

damit die Amtszeit <strong><strong>de</strong>r</strong> bestehen<strong>de</strong>n Betriebsräte<br />

vorzeitig en<strong>de</strong>t. Die insoweit<br />

neu gebil<strong>de</strong>ten Organisationseinheiten<br />

ARBEITSHILFE<br />

Fachbeitrag Tarifvertragliche Gestaltungsmöglichkeiten<br />

(HI664519)<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />

Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/hi664519<br />

sind dann „Betriebe“ im Sinne <strong>de</strong>s BetrVG.<br />

Bestehen<strong>de</strong> Betriebsvereinbarungen<br />

gelten, trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuorganisation,<br />

grundsätzlich normativ mit <strong>de</strong>m gegenständlich<br />

beschränkten Geltungsbereich<br />

fort. Das be<strong>de</strong>utet, dass neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuorganisation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />

gegebenenfalls auch Betriebsvereinbarungen<br />

neu verhan<strong>de</strong>lt o<strong><strong>de</strong>r</strong> neu<br />

abgeschlossen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Mehr Dynamik, weniger Kosten<br />

Zum Teil wird davon ausgegangen, dass<br />

einem mitbestimmten Unternehmen<br />

für die Umsetzung <strong>de</strong>s BetrVG je Mitarbeiter<br />

Kosten in Höhe von 650 Euro im<br />

Jahr entstehen. Insoweit kann eine Reduzierung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mandatsträger neben <strong>de</strong>n<br />

Verbesserungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit<br />

auch zu Kosteneinsparungen führen.<br />

Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Dynamik<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Effizienz bringt eine<br />

unternehmenseinheitliche Betriebsratsstruktur<br />

erhebliche Vorteile mit sich.<br />

Denn in dieser Struktur nimmt nur ein<br />

Gremium pro Unternehmen die Mitarbeitervertretung<br />

für alle Standorte wahr.<br />

Damit haben Unternehmensleitung sowie<br />

Mitarbeitervertretung in sämtlichen<br />

betriebsverfassungsrechtlichen Fragestellungen<br />

stets <strong>de</strong>nselben Ansprechpartner.<br />

Auf diese Weise wer<strong>de</strong>n nicht<br />

nur betriebsübergreifen<strong>de</strong> Themen zentral<br />

geregelt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch lokale Angelegenheiten<br />

effektiver und einheitlicher<br />

bewältigt.<br />

Geringeres Konfliktpotenzial<br />

Bei betriebsübergreifen<strong>de</strong>n Strukturmaßnahmen<br />

wer<strong>de</strong>n die Mitbestimmungsrechte<br />

nur einmal zentral auf Unternehmensebene<br />

ausgelöst. Dies führt<br />

zu einem <strong>de</strong>utlich verringerten Konfliktpotenzial<br />

und reduziert die aus <strong>de</strong>n<br />

Mitbestimmungsrechten entstehen<strong>de</strong>n<br />

Kosten auf einen Bruchteil. In einer <strong>de</strong>zentralen<br />

Struktur fallen Kosten für Verhandlungen,<br />

Einigungsstellen, Gerichtsverfahren<br />

et cetera pro Standort und<br />

pro Betriebsrat an, während in einer<br />

unternehmenseinheitlichen Betriebsratstruktur<br />

beispielsweise nicht sieben<br />

Einigungsstellen mit sieben Betriebsräten,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur eine Einigungsstelle<br />

stattfin<strong>de</strong>t. Vielmehr ist immer ein Betriebsratsgremium<br />

für alle Fragen <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens zuständig, was auch horizontale<br />

Kompetenzkonflikte zwischen<br />

<strong>de</strong>n lokalen Betriebsräten ausschließt.<br />

Betriebsratsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> überzeugen<br />

Aufseiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />

stößt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschlag <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung<br />

von alternativen Betriebsratsstrukturen<br />

nicht immer auf Gegenliebe. Das<br />

Unternehmen benötigt ein gewisses<br />

Überzeugungspotenzial. Dieses kann<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit liegen, einseitig die<br />

Betriebsratsstrukturen zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

sei es zum Beispiel durch die Einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

eines Betriebs o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrerer<br />

Betriebe in einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Betrieb o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

aber durch die Zusammenfassung von<br />

Betrieben.<br />

Im Gegensatz zur Einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung verlieren<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenfassung alle<br />

beteiligten Betriebe ihre I<strong>de</strong>ntität. Aus<br />

<strong>de</strong>n zusammengefassten Betrieben entsteht<br />

dann ein neuer Betrieb. Sowohl die<br />

Einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung als auch die Zusammenfassung<br />

von Betrieben führt dazu, dass<br />

die bisherigen Betriebsratsstrukturen<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n können. Die sich<br />

dadurch ergeben<strong>de</strong>n Rest- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Übergangsmandate<br />

und die gegebenenfalls<br />

damit einhergehen<strong>de</strong>n Pflichten zur<br />

Neuwahl aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Arbeitnehmerzahlen<br />

können dazu führen,<br />

dass die amtieren<strong>de</strong>n Betriebsräte ein<br />

Interesse daran haben, eine Neuorganisation<br />

mitzugestalten. <br />

Marco Ferme arbeitet als<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

bei Beiten Burkhardt am<br />

Standort München.<br />

Dr. Thomas Dros<strong>de</strong>ck<br />

arbeitet als Rechtsanwalt bei<br />

Beiten Burkhardt am Standort<br />

München.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


64<br />

Recht_Auslandseinsatz<br />

Die richtige Entsendungsoption<br />

Überblick. Ein Mitarbeitereinsatz im Ausland kann rechtlich auf verschie<strong>de</strong>ne Weise<br />

gestaltet wer<strong>de</strong>n. Dabei wird zwischen vier Einsatzstufen unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Von Michael R. Fausel und Christian Bitsch<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n angestellten<br />

Berufsfußballern <strong>de</strong>s FC Bayern<br />

München und <strong><strong>de</strong>r</strong> Borussia aus Dortmund,<br />

die für Fußballspiele in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Champions League“ lediglich für wenige<br />

Tage ihren Tätigkeiten im europäischen<br />

Ausland nachgehen sollten, ist eine Vielzahl<br />

von Arbeitnehmern für eine <strong>de</strong>utlich<br />

längere Zeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Frem<strong>de</strong> eingesetzt.<br />

Ihre Unternehmen nutzen die Möglichkeiten,<br />

die sich ihnen auf ausländischen<br />

Märkten bieten, und grün<strong>de</strong>n dort Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassungen,<br />

die oft mit eigenem qualifizierten<br />

Personal aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Stammunternehmen besetzt wer<strong>de</strong>n. In<br />

arbeits- und sozialversicherungsrechtlicher<br />

Hinsicht ergeben sich hierbei mehrere<br />

Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Einsatzstufe 1: Der klassische Einsatz<br />

im Rahmen einer Entsendung<br />

Erfolgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Auslandseinsatz im Rahmen<br />

einer Arbeitnehmerentsendung, so haben<br />

sich die Unternehmen innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Europäischen Union im Hinblick auf das<br />

Sozialversicherungsrecht insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

nach <strong>de</strong>n Vorgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> EG-Verordnung<br />

(EG) 883/04 sowie ihrer Vorgängerregelung<br />

VO (EWG) 1408/71 zu richten.<br />

Dies be<strong>de</strong>utet, dass die Entsendung <strong>de</strong>s<br />

Arbeitnehmers bereits im Vorfeld <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entsen<strong>de</strong>maßnahme auf eine Dauer von<br />

24 Monaten (Artikel 12 Absatz 1 VO (EG)<br />

883/04; o<strong><strong>de</strong>r</strong> bis Mai 2010 auf zwölf und<br />

abermals zwölf Monate) begrenzt sein<br />

muss (Europäischer Gerichtshof, Urteil<br />

vom 5.12.1967, 19/67). Fin<strong>de</strong>t die Auslandstätigkeit<br />

in Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Europäischen Union statt, so muss man<br />

zwischen zwei weiteren Fallgruppen differenzieren.<br />

Die Höchstdauer <strong>de</strong>s Einsatzes<br />

hängt dann davon ab, ob zwischen<br />

Deutschland und <strong>de</strong>m jeweiligen Einsatzland<br />

ein Sozialversicherungsabkommen<br />

vereinbart wur<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht.<br />

Besteht ein solches Sozialversicherungsabkommen,<br />

so richtet sich die<br />

Höchstdauer <strong>de</strong>s Einsatzes nach <strong>de</strong>n<br />

darin nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegten Zeiträumen. Diese<br />

gehen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel über die zeitlichen<br />

Vorgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> EU hinaus und belaufen<br />

sich beispielsweise auf Zeiträume von<br />

48 Monaten (Artikel 4 Deutsch-Chinesisches<br />

Sozialversicherungsabkommen)<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> von fünf Jahren (Artikel 6 Abs. 2<br />

Deutsch-Amerikanisches Sozialversicherungsabkommen).<br />

Besteht ein solches<br />

Abkommen nicht, so folgt daraus,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer regelmäßig <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sozialversicherungspflicht <strong>de</strong>s Einsatzlands<br />

unterliegt.<br />

Einsatzstufe 2: Die Verlängerung<br />

durch eine Ausnahmevereinbarung<br />

Eine Möglichkeit, <strong>de</strong>n Auslandseinsatz<br />

<strong>de</strong>s Mitarbeiters über die genannten<br />

Zeiträume hinaus zu verlängern, stellt<br />

die sogenannte Ausnahmevereinbarung<br />

dar. Ihre rechtliche Grundlage<br />

wur<strong>de</strong> sowohl innerhalb <strong>de</strong>s Regelwerks<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Europäischen Union (Artikel<br />

16 Absatz 1 VO (EG) 883/04) als auch<br />

in <strong>de</strong>n jeweiligen bilateralen Verträgen<br />

(beispielsweise Artikel 6 Absatz 5<br />

Deutsch-Amerikanisches Sozialversicherungsabkommen)<br />

geschaffen.<br />

In diesen Fällen ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> „Deutschen<br />

Verbindungsstelle Krankenversiche-<br />

Einen Auslandseinsatz vertraglich<br />

richtig zu gestalten, stellt Personaler<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> vor Fragen.<br />

ARBEITSHILFE<br />

Checkliste Alle wichtigen Aufgaben bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Auslandsentsendung (HI547930)<br />

Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />

Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/hi547930<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


ung Ausland“ (DVKA) ein Antrag<br />

auf Abschluss einer Ausnahmevereinbarung<br />

zu stellen. Die DVKA<br />

nimmt sodann Kontakt mit <strong>de</strong>m<br />

zuständigen Sozialversicherungsträger<br />

<strong>de</strong>s Einsatzlands auf und erörtert<br />

mit diesem die Möglichkeit<br />

eines weiteren Verbleibs <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmers im <strong>de</strong>utschen<br />

ausüben (siehe dazu Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht,<br />

Urteil vom 19.8.2008, 3 AZR<br />

923/06).<br />

Einsatzstufe 3: Entsen<strong>de</strong>vertrag<br />

bei Langzeitentsendungen<br />

Übersteigen die geplanten Einsatzzeiträume<br />

im Ausland die Vorgaben<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> jeweils einschlägigen Rahmen-<br />

65<br />

Achtung!<br />

Spitze<br />

Zielgruppe!<br />

Der Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />

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Sozialversicherungssystem. Hierbei<br />

verfügen die verhan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n<br />

über einen weiten Ermessensspielraum,<br />

<strong>de</strong>n sie insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

im Hinblick auf die soziale Schutzwürdigkeit,<br />

die bisherige und zukünftige<br />

Lebensplanung sowie <strong>de</strong>n<br />

bestehen<strong>de</strong>n Versicherungsverlauf<br />

regelungen und kommt auch eine<br />

Ausnahmevereinbarung nicht in<br />

Betracht o<strong><strong>de</strong>r</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufenthalt im<br />

Ausland gar für eine unbegrenzte<br />

Zeitdauer vorgesehen, so gilt es, sich<br />

weitergehen<strong>de</strong> Gedanken in Bezug<br />

auf <strong>de</strong>n nun „richtigen“ Arbeitsvertrag<br />

zu machen.<br />

Mediainformationen unter:<br />

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07 / 13 personalmagazin


66<br />

Recht_Auslandseinsatz<br />

Vertragsgestaltung<br />

Praxisbeispiel<br />

Den Sozialversicherungsschutz sichern<br />

Bei Auslandsentsendungen sollte für <strong>de</strong>n Mitarbeiter schriftlich klargestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass bei allen hier als „Einsatzstufen“ geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Optionen für seinen sozialversicherungsrechtlichen<br />

Schutz gesorgt wird.<br />

Formulierungstext für die klassischen Entsendungsvereinbarungen:<br />

„Um <strong>de</strong>n Verbleib <strong>de</strong>s Mitarbeiters in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Sozialversicherung zu sichern, wird<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber für das Gastland eine Entsen<strong>de</strong>bescheinigung beantragen und für die<br />

Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Entsendung weiterhin die Arbeitgeberanteile zur Arbeitslosen-, Kranken-,<br />

Pflege- und Rentenversicherung abführen.“<br />

Formulierungstext für die Beitragsübernahme bei <strong><strong>de</strong>r</strong> freiwilligen Versicherung:<br />

„Der Arbeitgeber zahlt einen monatlichen Zuschuss zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland. Die Höhe <strong>de</strong>s Zuschusses entspricht <strong>de</strong>m Betrag,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong>de</strong>m vereinbarten Monatsbruttogehalt nach <strong>de</strong>utschem Sozialversicherungsrecht<br />

als Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Rentenversicherung anfallen wür<strong>de</strong>. Der Zuschuss<br />

wird vom Arbeitgeber an <strong>de</strong>n zuständigen Rentenversicherungsträger abgeführt.“<br />

Hierbei kann eine Handlungsvariante<br />

darin bestehen, <strong>de</strong>n aktuellen Entsen<strong>de</strong>vertrag<br />

im Wesentlichen beizubehalten<br />

und fortzusetzen. Jedoch sollten<br />

dann dringend Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen, die soziale Absicherung <strong>de</strong>s<br />

Arbeitnehmers betreffen<strong>de</strong>n Klauseln<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Diese stellen<br />

im Regelfall auf <strong>de</strong>n Verbleib in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>utschen Sozialversicherung ab und<br />

sollten dann an die verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Situation<br />

angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />

Hierzu ist es notwendig, in Absprache<br />

mit <strong>de</strong>m Arbeitnehmer Formulierungen<br />

in <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag aufzunehmen, die<br />

<strong>de</strong>m Arbeitnehmer insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>de</strong>n<br />

freiwilligen Verbleib in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen<br />

Rentenversicherung – die für einen Großteil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Entsandten <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten<br />

Zweig im Sozialversicherungssystem<br />

darstellt – finanziell ermöglichen. Der<br />

Arbeitnehmer unterfällt dann zwar<br />

<strong>de</strong>m Sozialversicherungssystem seines<br />

Gastlands. Er hat bei dauerhaften Auslandseinsätzen<br />

aber die Möglichkeit,<br />

eine freiwillige Versicherung in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen<br />

Rentenversicherung herbeizuführen<br />

(§ 7 Absatz 1 SGB VI). Bei einem nur<br />

befristeten Auslandseinsatz besteht die<br />

Möglichkeit, auf Antrag eine Pflichtversicherung<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Rentenversicherung<br />

herzustellen (§ 4 SGB VI).<br />

Im Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> auf Antrag herbeigeführten<br />

Rentenversicherungspflicht unter liegt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter ab <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Antragstellung <strong>de</strong>n für im Inland beschäftigte<br />

Arbeitnehmer gelten<strong>de</strong>n<br />

Regelungen <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen Rentenversicherung.<br />

Wird bei dauerhaft im Ausland<br />

beschäftigten Arbeitnehmern eine<br />

freiwillige Versicherung nach § 7 SGB VI<br />

begrün<strong>de</strong>t, so gilt die Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heit, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer grundsätzlich die<br />

Beiträge zur Rentenversicherung selbst<br />

trägt (§ 171 SGB VI). Daher wird in diesen<br />

Fällen oft die Übernahme dieser Beiträge<br />

durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber vereinbart.<br />

Einsatzstufe 4: Der Abschluss eines<br />

lokalen Arbeitsvertrags<br />

Eine weitere Handlungsvariante stellt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Abschluss eines Arbeitsvertrags<br />

zwischen <strong>de</strong>m Arbeitnehmer und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

jeweiligen ausländischen Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassung<br />

dar. Ein solcher lokaler Arbeitsvertrag<br />

hat aber zur Konsequenz, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer seinen bisherigen<br />

Vertrag nicht mehr weiterführen kann<br />

und einen neuen Arbeitsvertrag mit einem<br />

neuen Vertragspartner erhält. Ein<br />

solcher Wechsel kann lediglich mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zustimmung <strong>de</strong>s Arbeitnehmers zur<br />

Aufhebung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ruhendstellung seines<br />

bisherigen Vertrags erfolgen.<br />

Gleichzeitig wird für die Dauer <strong>de</strong>s<br />

Auslandsaufenthalts ein neues, eigenständiges<br />

Arbeitsverhältnis begrün<strong>de</strong>t.<br />

Dementsprechend ist hier auch kein<br />

Fall einer Arbeitnehmerentsendung<br />

gegeben, sodass die einschlägigen Entsen<strong>de</strong>vorschriften<br />

<strong>de</strong>s Arbeits- und<br />

Sozialversicherungsrechts keine Anwendung<br />

fin<strong>de</strong>n. Das neu begrün<strong>de</strong>te ausländische<br />

Arbeitsverhältnis unterliegt dann<br />

vielmehr <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen ausländischen<br />

Rechtsordnung. So ordnet das für solche<br />

Fälle anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Internationale Privatrecht<br />

ausdrücklich die Anwendung<br />

<strong>de</strong>s am Arbeitsort gelten<strong>de</strong>n Rechts an<br />

(Artikel 8 Rom-I-Verordnung).<br />

Allerdings können Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber in <strong>de</strong>m ausländischen<br />

Vertrag auch die Anwendung einer bestimmten<br />

Rechtsordnung, etwa <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />

Rechts, vereinbaren. Hierbei kann<br />

jedoch die Anwendung von zwingen<strong>de</strong>n<br />

Vorschriften <strong>de</strong>s Arbeitsorts nicht ausgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, sodass die ausländische<br />

Rechtsordnung auch bei einer<br />

vertraglichen Rechtswahl immer genau<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n sollte. Der Abschluss<br />

eines ausländischen Arbeitsvertrags<br />

bietet sich als Alternative zur Arbeitnehmerentsendung<br />

daher nur an, wenn<br />

ohnehin vertiefte Kenntnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> ausländischen<br />

Rechtsordnung gegeben sind.<br />

Michael R. Fausel ist ein<br />

auf Arbeitsrecht spezialisierter<br />

Rechtsanwalt bei Beiten<br />

Burkhardt.<br />

Dr. Christian Bitsch ist<br />

ein auf Arbeitsrecht spezialisierter<br />

Rechtsanwalt bei<br />

Beiten Burkhardt.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


Recht_Kolumne 67<br />

Frika<strong>de</strong>llen sind<br />

betrieblich verzehrbar<br />

KOLUMNE. Auch scheinbar private Tätigkeiten können bei<br />

genauer Betrachtung einen Arbeitsunfall begrün<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Nach</strong> § 43 SGB I<br />

kann in strittigen<br />

Fällen <strong><strong>de</strong>r</strong> zuerst<br />

angegangene Leistungsträger<br />

vorläufig in<br />

Anspruch genommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Liebe Personalexperten, wenn in Ihrem<br />

Betrieb ein Unfall passiert, dann müssen<br />

Sie sich quasi von Amts wegen darum<br />

kümmern und zur Aufklärung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Frage beitragen, ob es sich um einen<br />

Arbeitsunfall gehan<strong>de</strong>lt hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob das<br />

Malheur bei einer unversicherten „eigenwirtschaftlichen<br />

Tätigkeit“ eingetreten<br />

ist. Denken Sie aber daran: Mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abgrenzung zwischen eigenwirtschaftlicher<br />

(unversicherter) und betrieblicher<br />

(versicherter) Tätigkeit ist das so eine<br />

Sache. Manch ein Arbeitnehmer ist da<br />

schon in Versuchung geraten, die unfallauslösen<strong>de</strong>n<br />

Umstän<strong>de</strong> in eine betriebliche<br />

Form zu frisieren. Selbstre<strong>de</strong>nd<br />

sollten Sie sich aus solchen Kungeleien<br />

heraushalten.<br />

Was Sie dagegen wissen und Ihren<br />

Mitarbeitern als legitimen Tipp mitteilen<br />

sollten, ist das Phänonem, dass auch bei<br />

scheinbar klaren eigenwirtschaftlichen<br />

Tätigkeiten im konkreten Fall gleichwohl<br />

ein Arbeitsunfall angenommen wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Dass es sich lohnen kann, darüber<br />

zu streiten, zeigt eine Vielzahl von gerichtlichen<br />

Verfahren, bei <strong>de</strong>nen es um<br />

die, für die Betroffenen enorm wichtige,<br />

Anerkennung von Arbeitsunfällen ging.<br />

So ist eine Tätigkeit oftmals nicht ein<strong>de</strong>utig<br />

<strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bereich zuzuordnen<br />

und nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsprechung<br />

<strong>de</strong>s BSG können durchaus auch sogenannte<br />

„gemischte Tätigkeiten“ einen<br />

Unfallversicherungsschutz begrün<strong>de</strong>n.<br />

Und es kann sogar ausreichen, dass eine<br />

bestimmte Tätigkeit zwar <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />

07 / 13 personalmagazin<br />

nach privater Natur ist, zumin<strong>de</strong>st aber<br />

auch einen betrieblichen Bezug hat. Das<br />

Gesetz hilft hier nicht weiter, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

es muss die Rechtsprechung in all ihren<br />

Facetten bekannt sein, um <strong><strong>de</strong>r</strong>artige<br />

Abgrenzungen rechtssicher treffen zu<br />

können. Das zeigt auch ein Blick auf<br />

<strong>de</strong>n – tatsächlich vorgefallenen – „Fri-<br />

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Weitere<br />

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ka<strong>de</strong>llen-Verschluck-Fall“. Der Unfall<br />

bei einer eigentlich unversicherten Nahrungsaufnahme<br />

bekam durch ein aufgedrängtes<br />

Gespräch mit betrieblichem<br />

Hintergrund einen betrieblichen Bezug.<br />

Das führte letztlich zur Anerkennung<br />

<strong>de</strong>s Vorfalls als Arbeitsunfall.<br />

Mein erwähnter Tipp hat im Übrigen<br />

auch noch eine handfeste weitere und<br />

Vielen nicht bekannte Seite. <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vorschrift <strong>de</strong>s § 43 SGB kann man von<br />

<strong>de</strong>n Unfallversicherungsträgern eine<br />

Art vorläufige Behandlung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis<br />

eines Arbeitsunfalls beanspruchen,<br />

auch wenn diese ihre Leistungspflicht<br />

mit <strong>de</strong>m Argument, es habe kein Arbeitsunfall<br />

vorgelegen, ablehnen. Vorläufige<br />

Leistung be<strong>de</strong>utet unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em, dass<br />

nach einem Unfall berufsgenossenschaftliche<br />

Spezialkliniken in Anspruch<br />

genommen wer<strong>de</strong>n können. § 43 SGB I<br />

lautet: „Ist zwischen mehreren Leistungsträgern<br />

streitig, wer zur Leistung<br />

verpflichtet ist, kann <strong><strong>de</strong>r</strong> unter ihnen<br />

zuerst angegangene Leistungsträger vorläufig<br />

Leistungen erbringen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Umfang<br />

er nach pflichtgemäßem Ermessen<br />

bestimmt. Er hat Leistungen zu erbringen,<br />

wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Berechtigte es beantragt.“<br />

Alles Gute und bis zum nächsten Mal.<br />

Thomas Muschiol ist<br />

Leiter <strong>de</strong>s Ressorts Recht im<br />

Personalmagazin.


68 Persönlich_News<br />

Business Phrases:<br />

„skills“<br />

Neues Konzept für angehen<strong>de</strong><br />

Gesundheitsmanager<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Betrieblichen Gesundheitsmanagements nimmt zu.<br />

Doch das Berufsbild „Gesundheitsmanager im Betrieb“ ist we<strong><strong>de</strong>r</strong> geregelt<br />

noch geschützt. Der Bun<strong>de</strong>sverband Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

(BBGM) hat <strong>de</strong>shalb ein neues Ausbildungskonzept entwickelt.<br />

Ausbildungsstufe I: Grundlagenseminar, Selbstlernphase und schriftliche<br />

Prüfung. Im fünftägigen Grundlagenseminar wer<strong>de</strong>n die Inhalte für ein wirksames<br />

und evaluierfähiges BGM vermittelt. Im Anschluss bereiten sich die<br />

Teilnehmer in einer Selbstlernphase auf die schriftliche Prüfung vor.<br />

Ausbildungsstufe II: Fallstudienseminar, Praxisphase und Praxisbericht. Im<br />

dreitägigen Fallstudienseminar wird eine komplexe Fallstudie durchgeführt,<br />

um <strong>de</strong>n methodischen Hintergrund <strong>de</strong>s BGM zu erfahren. In <strong><strong>de</strong>r</strong> anschließen<strong>de</strong>n<br />

Praxislernphase setzen die Teilnehmer selbstständig ein BGM-Projekt<br />

um. Dieses wird in einem Praxisbericht dokumentiert.<br />

Ausbildungsstufe III: Der Praxisbericht ist die Grundlage für eine Präsentation<br />

mit Kurzdiskussion. Darauf folgt ein zweitägiges Reflexionsseminar. Mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgreichen Teilnahme am Reflexionsseminar erfolgt die Verleihung <strong>de</strong>s<br />

Zertifikats „Betrieblicher Gesundheitsmanager“.<br />

www.bgm-bv.<strong>de</strong><br />

Welche Fähigkeiten<br />

(„skills“) die gesuchten<br />

Mitarbeiter mitbringen<br />

sollten, steht am besten im Stelleninserat:<br />

Suchen Sie eher strategische Denker<br />

(„strategic thinkers“) o<strong><strong>de</strong>r</strong> Leute mit<br />

Eigeninitiative („self-starters“) für Ihre<br />

Belegschaft („workforce“), Mitarbeiter<br />

mit ausländischen Qualifikationen<br />

(„overseas qualifications“), Absolventen<br />

(„graduates“) bestimmter Fachrichtungen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Leute mit multi-disziplinärer<br />

(„multi-disciplinary“) Ausbildung?<br />

Geben Sie außer<strong>de</strong>m an, welchen<br />

Abschluss („<strong>de</strong>gree“) ein Bewerber<br />

mitbringen sollte.<br />

An dieser Stelle stellen wir Ihnen hilfreiche<br />

Re<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>m Englischen vor.<br />

Diese sind <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Praxisratgeber<br />

„Business English für Personaler“ entnommen.<br />

www.business-english.<strong>de</strong>/personalmodul<br />

HR-Netzwerke<br />

HR Fitness Club<br />

Ansprechpartner: Arne Prieß, HR Contrast GmbH<br />

E-Mail: info@hr-contrast.<strong>de</strong><br />

Hamburg<br />

München<br />

Im Oktober 2012 gegrün<strong>de</strong>t, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> HR Fitness Club heute in <strong>de</strong>n Großräumen München<br />

und Hamburg aktiv. Weitere Städte sollen bald dazukommen. An je<strong>de</strong>m Standort fin<strong>de</strong>n<br />

acht Veranstaltungen pro Jahr statt, in München in <strong><strong>de</strong>r</strong> Burda-Bar, in Hamburg an wechseln<strong>de</strong>n<br />

Lokalitäten. Die Veranstaltungen beinhalten drei bis vier kurze Vorträge zu aktuellen<br />

HR-Themen, anschließend beginnt das Networking bei einem Imbiss. Ziel <strong>de</strong>s HR-Netzwerks<br />

ist es, die Teilnehmer fit für die HR-Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft zu machen sowie<br />

Gleichgesinnten einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen. Deshalb wer<strong>de</strong>n keine<br />

Dienstleister als Teilnehmer zugelassen. Teilnehmen können alle Personaler mit Interesse<br />

für strategische HR-Themen. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei. Die Veranstaltungen leben<br />

vom Engagement <strong><strong>de</strong>r</strong> beteiligten Referenten, die ihr persönliches Netzwerk einla<strong>de</strong>n.<br />

Dadurch kommen immer neue HR-Netzwerker dazu und beleben <strong>de</strong>n Austausch. Für die<br />

Inhalte gibt es einen Jahreskalen<strong><strong>de</strong>r</strong> unter www.hr-contrast.com/news-infos.html.<br />

Unterhalten Sie einen nichtkommerziellen Personaler-Treff und sind offen für neue<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>? Dann schreiben Sie unter <strong>de</strong>m Stichwort „HR-Netze“ eine <strong>Nach</strong>richt an:<br />

redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong>.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


69<br />

Das verdient ein Personaldisponent<br />

Im „Vergütungs-Check“ stellt das Personalmagazin in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Gehaltsexperten Personalmarkt Services die Gehälter zentraler<br />

Tätigkeitsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> im Personalwesen vor. Das Durchschnittsgehalt eines Personaldisponenten<br />

reicht je nach Unternehmensgröße von 23.682 Euro (Q1)<br />

bis 42.065 Euro (Q3). Überstun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n im Mittel mit 2.404 Euro vergütet.<br />

Rund 26 Prozent erhalten Prämien und 13 Prozent eine betriebliche Altersvorsorge.<br />

Einen Firmenwagen gibt es für 22 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Personaldisponenten.<br />

Vergütungs-Check<br />

Firmengröße (in Mitarbeitern) Q1 Median Q3<br />

< 21 23.682 Euro 27.634 Euro 34.138 Euro<br />

21–50 26.639 Euro 32.182 Euro 37.255 Euro<br />

51–100 26.165 Euro 31.686 Euro 38.840 Euro<br />

100–1.000 29.706 Euro 34.500 Euro 39.270 Euro<br />

übersicht<br />

Sept.: Personalentwickler<br />

Okt.: Fachlicher Trainer<br />

Nov.: Persönlichkeitstrainer<br />

Dez.: Syndikus<br />

Jan.: Lohn und Gehalt<br />

Feb.: Personalmarketing<br />

März: Personalleiter<br />

April: Personalreferent<br />

Mai: Personalsachbearbeiter<br />

Juni: Personalberater<br />

Weiterbildung<br />

zum Trainer<br />

Eine Möglichkeit, sich flexibel<br />

zum Trainer weiterzuentwickeln,<br />

bietet die Aka<strong>de</strong>mie<br />

für Führungskräfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft<br />

an. Für <strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>s Zertifikats<br />

ist die Teilnahme an drei Seminaren<br />

(darunter ein Pflichtseminar) und<br />

einem Transfer-Coaching von vier<br />

Stun<strong>de</strong>n nötig. Zu<strong>de</strong>m muss die Dokumentation<br />

eines selbst gestalteten<br />

und durchgeführten Trainings eingereicht<br />

wer<strong>de</strong>n. Alle Seminare fin<strong>de</strong>n<br />

mehrmals jährlich statt.<br />

<br />

www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

> 1.000 30.700 Euro 36.325 Euro 42.065 Euro<br />

Juli: Personaldisponent<br />

Aug.: Branchenvergleich<br />

Q3: oberes Quartil (25 Prozent aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)<br />

Q1: unteres Quartil (25 Prozent unterschritten diesen Betrag). Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 1,0 Prozent.<br />

Quelle: personalmarkt, 2013<br />

<br />

Seminare<br />

online-Seminare<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

15. Juli,<br />

München<br />

18. bis<br />

19. Juli,<br />

Starnberg<br />

30. Juli,<br />

Hamburg<br />

15. bis 16.<br />

August,<br />

Berlin<br />

Der Führungs-Führerschein<br />

Tel. 0211 9686-3636<br />

www.euroforum.<strong>de</strong>/P1105942<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

einführen<br />

Tel. 07551 9368-185<br />

www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

HR-Arbeit erfolgreich kommunizieren<br />

und vermarkten<br />

Tel. 0211 5978-0<br />

www.dgfp.<strong>de</strong>/seminare<br />

Headhunting-Techniken für Personaler<br />

Tel. 0761 898-4422<br />

www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/58.55<br />

11. Juli Der Aufhebungsvertrag<br />

18. Juli Kennzahlen im Personalcontrolling<br />

effektiv<br />

gestalten und nutzen<br />

24. Juli Probleme & Fallstricke in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung<br />

6. August Stu<strong>de</strong>ntenbeschäftigung<br />

Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n<br />

Online-Seminaren erhalten Sie unter<br />

Tel. 0180 5050-440 und<br />

www.haufe-online-training.<strong>de</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

27. August,<br />

Hamburg<br />

DGFP-Fachtagung Flexibles Personalmanagement<br />

Tel. 0211 5978-0<br />

www.dgfp.<strong>de</strong>/seminare<br />

HPO<br />

Für Abonnenten <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong><br />

Personal Office Premium<br />

sind diese Online-Seminare<br />

inklusive.<br />

07 / 13 personalmagazin


70 Persönlich_Führen<br />

Lernen Sie loszulassen<br />

Praxis. Als Führungskraft im Personalwesen stehen Sie unter Dauerstrom, weil Sie sich<br />

für alles verantwortlich fühlen? Das darf nicht sein. Lassen Sie los und <strong>de</strong>legieren Sie!<br />

Von Markus Jotzo<br />

Ohne Arbeit im Gepäck in <strong>de</strong>n<br />

Urlaub gehen – das schafft<br />

nicht je<strong>de</strong> Führungskraft. Im<br />

Gegenteil: Für viele Manager<br />

bleibt richtiges Abschalten ein unerfüllter<br />

Wunsch. Dieses Festhalten und<br />

Kontrollieren-Wollen ist ein Verhaltensmuster,<br />

das nicht nur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Urlaubszeit<br />

auftritt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n an je<strong>de</strong>m Arbeitstag.<br />

Viele Führungskräfte sind es gewohnt,<br />

über alles informiert zu sein, alles zu<br />

kontrollieren und sich für je<strong>de</strong> kleine<br />

Entscheidung zuständig zu fühlen. Solche<br />

Chefs haben <strong>de</strong>finitiv ein Problem<br />

mit diesem Verhaltensmuster. Zu<strong>de</strong>m<br />

provozieren sie einen negativen Effekt:<br />

Wer immer alles selbst macht und auch<br />

in <strong>de</strong>n kleinsten Prozess eingebun<strong>de</strong>n<br />

sein will, überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich selbst und<br />

verliert seine Kreativität. Gleichzeitig<br />

bleiben die Mitarbeiter unter ihrem Potenzial.<br />

Sie erhalten keine Möglichkeit,<br />

eigene Gedanken zu entwickeln und Verantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Geht es Ihnen – als Führungskraft im<br />

Personalbereich – genauso? Dann lernen<br />

Sie loszulassen. Das schaffen Sie in drei<br />

Schritten. Erstens: Schenken Sie Ihren<br />

Mitarbeitern Vertrauen und glauben Sie<br />

an sie. Zweitens: Geben Sie Macht an Ihre<br />

Mitarbeiter ab. Drittens: Schaffen Sie<br />

ein offenes Fehlerklima – sowohl für sich<br />

selbst als auch für Ihre Mitarbeiter.<br />

Schenken Sie Vertrauen<br />

Das Hauptproblem vieler Führungskräfte<br />

ist die unbewusste Angst, überflüssig<br />

zu wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sie zu viele Aufgaben<br />

Buchtipp Praxisbeispiel<br />

Führen statt Feuerlöschen<br />

<strong>de</strong>legieren. Doch die ist unbegrün<strong>de</strong>t:<br />

Leute, die führen können, braucht es<br />

immer. Es muss einen Chef geben. Doch<br />

dieser darf sich nicht im Tagesgeschäft<br />

verzetteln. Machen Sie sich <strong>de</strong>shalb immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> klar: Wenn Sie jeman<strong>de</strong>n<br />

eingestellt haben, dann haben Sie ihm<br />

vertraut – und ihm alles, was mit seinem<br />

Posten zusammenhängt, zugetraut.<br />

Hören Sie also auf, alle Details zu kontrollieren,<br />

lassen Sie Ihre Mitarbeiter<br />

die Jobs machen, für die Sie sie eingestellt<br />

haben. Zeigen Sie ihnen <strong>de</strong>utlich,<br />

dass Sie ihnen vertrauen. Tun Sie das<br />

nicht, wer<strong>de</strong>n Ihre Mitarbeiter enttäuscht,<br />

frustriert und unzufrie<strong>de</strong>n sein.<br />

Sie zeigen Ihren Mitarbeitern, dass Sie<br />

ihnen vertrauen, in<strong>de</strong>m Sie ihnen Freiheiten<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung ihres Jobs<br />

und mehr eigenen Entscheidungsspielraum<br />

geben. Liefern Sie Ihren Leuten<br />

kurze und prägnante Briefings statt ausschweifen<strong>de</strong><br />

und bis ins Detail gehen<strong>de</strong><br />

Erklärungen. Lassen Sie zu, dass Ihre<br />

Mitarbeiter auch große Projekte selbst<br />

führen – und diese auch beim nächsten<br />

Meeting präsentieren. Sie erreichen diese<br />

neue Einstellung innerhalb dieses Teams,<br />

in<strong>de</strong>m Sie mehr Fragen stellen und weniger<br />

Vorgaben machen, in<strong>de</strong>m Sie mehr<br />

zuhören und weniger selbst re<strong>de</strong>n.<br />

Falls sich dieser Vertrauensvorschuss<br />

nicht auszahlt, falls Ihre Leute in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Praxis mehrfach nicht die Leistungen<br />

bringen, die Sie gemeinsam vereinbart<br />

haben, sollten Sie jedoch nicht ewig da-<br />

Wer das Spiel gewinnen will, muss <strong>de</strong>n Ball abspielen. Ein Prinzip, das nicht nur beim<br />

Mannschaftssport, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n erst recht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Führung gilt.<br />

Eigenverantwortliche und kreative Mitarbeiter, die sich um<br />

das operative Geschäft kümmern, während sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgesetzte<br />

voll und ganz auf seine Führungsaufgaben konzentrieren<br />

kann. Das muss keine Utopie bleiben. In seinem Buch<br />

erläutert <strong><strong>de</strong>r</strong> Trainer und Keynote Speaker Markus Jotzo das<br />

Wesen <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungsaufgabe. Und er schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t Schritt für<br />

Schritt, wie Führungskräfte dafür sorgen können, dass ihre<br />

Mitarbeiter agieren statt reagieren, selbst Verantwortung<br />

übernehmen und kreativ wer<strong>de</strong>n. Dazu gehört auch, dass die<br />

Führungskräfte lernen loszulassen. Wie dies möglich wird, ist<br />

ausführlich in seinem Buch beschrieben.<br />

Markus Jotzo: Loslassen für Führungskräfte. 235 Seiten, Viley-VCH, Weinheim, 2012. 19,90 Euro<br />

personalmagazin 07 / 13


71<br />

Loslassen fällt oft nicht leicht –<br />

vor allem wenn es um wichtige<br />

Dinge geht.<br />

rauf hoffen, dass sich die Lage irgendwann<br />

verbessert. In diesem Fall sollten<br />

Sie sich von Mitarbeitern, die Ihr Vertrauen<br />

missbrauchen o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>nen<br />

Sie auf keinen gemeinsamen Nenner<br />

kommen, trennen. Bedingungen dafür<br />

sind klare Absprachen und ein offener<br />

Austausch von Erwartungen.<br />

Geben Sie Macht ab<br />

Um Sie als Führungskraft wirklich entlasten<br />

zu können, benötigen Ihre Mitarbeiter<br />

Entscheidungsmacht. Im I<strong>de</strong>alfall<br />

funktioniert Ihre Abteilung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ihr<br />

Team, ohne dass Sie je<strong>de</strong>s Detail kennen<br />

und über alles Bescheid wissen. Vertrauen<br />

allein reicht hierfür nicht ganz aus.<br />

Wichtig ist, dass Sie Ihre Erwartungen<br />

klar kommunizieren. Ihre Leute müssen<br />

spüren, dass Sie sich eigenständige Entscheidungen<br />

von ihnen wünschen. Zeigen<br />

Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie von<br />

ihnen selbstständige Entscheidungen<br />

wollen, in<strong>de</strong>m Sie sie daran gewöhnen,<br />

für das, was in ihrem Verantwortungsbereich<br />

liegt, Verantwortung zu über-<br />

nehmen. Gehen Sie in <strong>de</strong>n Dialog und<br />

fin<strong>de</strong>n Sie heraus, welche Aufgaben sich<br />

Ihre Mitarbeiter allein zutrauen und<br />

welche nicht.<br />

Das Ziel ist klar: Ihre Mitarbeiter<br />

sollen sich entwickeln – hin zu einer<br />

verantwortungsbewussten und entscheidungsfreudigen<br />

Haltung. Wer möchte,<br />

dass sein Team eine eigene Meinung hat,<br />

muss ihm aber auch <strong>de</strong>n Raum dafür geben.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, gelegentlich sein Ego<br />

„zu parken“. Die Versuchung, als Chef<br />

die Lösungsversuche im Meeting anzuführen,<br />

ist groß. Aber Chefs, die stets<br />

zeigen, dass sie es am besten können, bezahlen<br />

auf lange Sicht einen hohen Preis<br />

dafür. Sie verzichten damit nicht nur auf<br />

wertvolle Beiträge ihres Teams, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

sie tragen damit auch systematisch zur<br />

eigenen Überlastung bei.<br />

Schaffen Sie ein Fehlerklima<br />

Wenn Sie Macht an Ihre Mitarbeiter abgeben,<br />

geht auch mal was daneben. Fehler<br />

sind unvermeidlich. Schließlich sind<br />

wir Menschen und keine Maschinen. Sie<br />

© yanlev / Fotolia.com<br />

sollten jedoch davon ausgehen, dass niemand<br />

gern Fehler macht. Fehler prägen<br />

sich bei <strong>de</strong>n Verursachern automatisch<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s stark ein. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> begangene<br />

Fehler und seine negativen Konsequenzen<br />

bringen Ihren Mitarbeiter aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Balance. Deshalb wür<strong>de</strong>n Sie, wenn<br />

Sie zusätzlich eine Standpauke halten,<br />

Stress und Schuldgefühle nur noch verstärken<br />

– und damit die Angst davor,<br />

einen weiteren Fehler zu begehen. So<br />

wächst auch <strong><strong>de</strong>r</strong> negativ empfun<strong>de</strong>ne<br />

Druck, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter empfin<strong>de</strong>t,<br />

sein Stresslevel steigt. Besser wird seine<br />

Arbeit dadurch nicht.<br />

Um diesen Effekt zu vermei<strong>de</strong>n, sollten<br />

Sie Ihre Mitarbeiter explizit informieren,<br />

dass Fehler erlaubt sind, dass sie normal<br />

sind und dazugehören. Entschei<strong>de</strong>nd ist,<br />

dass Sie und Ihre Mitarbeiter lernen, mit<br />

Fehlern umzugehen. Sich über Fehler zu<br />

ärgern ist vollkommen in Ordnung, solange<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ärger nicht in Dauerfrust umschlägt.<br />

Ärger ist sogar gut, weil darin<br />

eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsenergie steckt. Denn<br />

es kommt darauf an, dass die gleichen<br />

Fehler nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong> passieren. Hier gilt<br />

es, sich bewusst zu machen: Es reicht<br />

nicht aus, mit Fehlern umgehen zu können.<br />

Es kommt auch auf die Frage an:<br />

Wie konnte das passieren? Fehler sind<br />

so lange in Ordnung, wie aus ihnen<br />

gelernt wird und Konsequenzen gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Vielleicht ist ein Prozess<br />

veraltet, vielleicht besteht fachlicher<br />

Ausbildungsbedarf bei <strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitarbeiter.<br />

Um ein offenes Fehlerklima zu schaffen,<br />

brauchen Sie also Feingefühl für die<br />

Menschen, um gute Fehlergespräche zu<br />

führen, und Konzentration auf die Sache.<br />

Das ist die beste Basis, um Schuldgefühle<br />

aus Ihrem Bereich zu verbannen<br />

und statt<strong>de</strong>ssen dafür zu sorgen, dass<br />

Fehler Ihr Team dazu animieren, noch<br />

besser zu wer<strong>de</strong>n. <br />

Markus Jotzo ist Trainer, Keynote Speaker<br />

und Autor sowie Inhaber <strong>de</strong>s Instituts<br />

„Markus Jotzo – Lea<strong><strong>de</strong>r</strong>ship Development“.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


72 Persönlich_Buchtipps<br />

Auf die innere Haltung kommt es an<br />

Management. „Unsere Mission<br />

muss es sein, eine globale Gemeinschaft<br />

zu bil<strong>de</strong>n, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung,<br />

Gewinne und Werte<br />

gleichmäßig verteilt sind. Dieser<br />

neue Fokus wird uns allen abverlangen,<br />

unsere innere Haltung<br />

und unser Verhalten (das Wie) zu<br />

über<strong>de</strong>nken und neue Wege zu<br />

fin<strong>de</strong>n, wie wir aktiv wer<strong>de</strong>n können,<br />

um die globalen Probleme zu<br />

lösen, die niemand von uns allein<br />

bewältigen kann.“ Das schreibt Ex-<br />

US-Präsi<strong>de</strong>nt Bill Clinton im zweiseitigen<br />

Geleitwort zum Buch seines „Freunds“ Dov Seidman.<br />

Seidman, Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Beratungsunternehmens LRN, befasst<br />

sich in seinem Buch weniger mit volkswirtschaftlichen Fragen,<br />

als vielmehr mit <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung und<br />

Verhalten von Menschen. Er hat sein Buch in vier Teile geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t:<br />

Wie wir waren und wie wir uns verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t haben, wie wir<br />

<strong>de</strong>nken, wie wir uns verhalten sowie Führung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigen<br />

inneren Haltung. Dieses vierte Kapitel ist das Kernstück <strong>de</strong>s<br />

Buchs. Hier legt er seine Argumente für eine Kultur <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbststeuerung<br />

dar und beschreibt ein Rahmenmo<strong>de</strong>ll für Führung.<br />

Bewertung: Dov Seidman liefert keine Gebrauchsanweisung für<br />

Führung, <strong>de</strong>nn er ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht: „Diese Gedanken können nicht<br />

einfach in einer To-Do-Liste zusammengeschrieben wer<strong>de</strong>n.“<br />

Vielmehr beschreibt er anhand von Anekdoten und Fallstudien<br />

typisches Verhalten und Führungsverhalten in Unternehmen,<br />

um daraus Ratschläge für eine innere Haltung abzuleiten. Auch<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Buchauflage ist das noch aktuell. (dfu)<br />

Dov Seidman: How. Warum Wie wir etwas tun über alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e entschei<strong>de</strong>t.<br />

438 Seiten, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, dritte Auflage 2013.<br />

19,90 Euro.<br />

Warum Nicht-Entschei<strong>de</strong>n<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> größte Fehler ist<br />

Entschei<strong>de</strong>n. Fast je<strong><strong>de</strong>r</strong> schiebt eine<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrere wichtige Entscheidungen<br />

vor sich her. Nicht erst seit Altkanzler<br />

Helmut Kohl ist das Aussitzen eine<br />

häufig angewandte Metho<strong>de</strong>, um nicht<br />

entschei<strong>de</strong>n zu müssen. Die Folgen<br />

sind allgegenwärtig: in überschul<strong>de</strong>ten<br />

Haushalten, stagnieren<strong>de</strong>n Entwicklungen<br />

und reformunfähigen Institutionen.<br />

Der Berater und Coach Roland<br />

Jäger zeigt in seinem Buch konstruktive<br />

Wege auf, wie man aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sackgasse<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Unentschie<strong>de</strong>nheit herausfin<strong>de</strong>n kann. Das dritte Kapitel<br />

seines Buchs ist ein Plädoyer für mehr Streitkultur, mehr Nein-<br />

Sagen und für mehr politisches Engagement. Das erste Kapitel<br />

ist zunächst einer Beschreibung <strong>de</strong>s Aussitzens gewidmet und<br />

Annahme, dass dieses Verhalten häufig vorkommt in Beruf und<br />

Gesellschaft. In Kapitel zwei erläutert <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor, wie sich das<br />

Nicht-Entschei<strong>de</strong>n individuelle auf unser Leben auswirkt.<br />

Bewertung: Die Angst vor falschen Entscheidungen lähmt<br />

viele Führungskräfte. Doch gera<strong>de</strong> das Nicht-Entschei<strong>de</strong>n ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> schlechteste Weg. Das macht Roland Jäger in seinem Buch<br />

<strong>de</strong>utlich. So richtig neu ist die Erkenntnis aber nicht. (dfu)<br />

Roland Jäger: Ausgesessen. 206 Seiten, Orell Füssli Verlag, Zürich, 2013.<br />

21,95 Euro.<br />

Die vielfältigen Facetten<br />

von Coaching<br />

Coaching. Das professionelle Coaching<br />

hat sich zu einem facettenreichen Personalentwicklungsinstrument<br />

entwickelt.<br />

Was genau beinhaltet systemisches<br />

Coaching? Was ist unter Verhaltenscoaching<br />

zu verstehen? Was be<strong>de</strong>utet Coaching<br />

von Konflikten? Und in welchen<br />

Fällen ist ein Telefon-Coaching geeignet?<br />

Antworten auf diese Fragen liefern<br />

Fachexperten, die alle Dozieren<strong>de</strong> an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

(FHNW) sind. Sie stellen Beispiele und<br />

Werkzeuge vor. Sie geben zu<strong>de</strong>m einen Einblick in die Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Coachings und die Coachingforschung und beleuchten aktuelle<br />

Trends und Entwicklungen. Die einzelnen Kapitel <strong>de</strong>s Buchs<br />

folgen <strong>de</strong>m roten Fa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Coaching-Studiengangs <strong><strong>de</strong>r</strong> FHNW.<br />

Bewertung: Das Buch richtet sich in erster Linie an Personen,<br />

die als Coach, Führungskraft, Personalmanager o<strong><strong>de</strong>r</strong> -entwickler<br />

Coaching ausüben (wollen). Aber auch wer im eigenen Unternehmen<br />

Coaching mittels externer Coachs einführen will,<br />

erhält hier einen guten Überblick über die konzeptionellen<br />

und methodischen Grundlagen sowie angewandtes Coaching<br />

im Unternehmen. (dfu)<br />

Michael Loebbert (Hrsg.): Professional Coaching. 427 Seiten, Schäffer-<br />

Poeschel Verlag, Stuttgart, 2013. 49,95 Euro.<br />

personalmagazin 07 / 13


73<br />

Führen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze<br />

Führung. Führung an <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensspitze<br />

ist nach Ansicht <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

McKinsey Beraters Dr. Kai<br />

Dierke und von Executive Coach Dr. Anke<br />

Houben die Aufgabe <strong>de</strong>s gesamten<br />

Top-Teams. Es geht darum, das Gelingen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> täglichen Zusammenarbeit an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Unternehmensspitze zu gewährleisten,<br />

<strong>de</strong>nn das ist die Grundlage <strong>de</strong>s Erfolgs<br />

und damit <strong>de</strong>s Fortbestands <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Doch in <strong>de</strong>n meisten Fällen<br />

gestaltet es sich als schwierig, eine wirksame und produktive Zusammenarbeit<br />

in <strong>de</strong>n Top-Teams zu erreichen. Die Kernherausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

ist dabei, eine gemeinsame Logik <strong>de</strong>s Gelingens zu<br />

schaffen. Wie dies funktionieren kann, erläutern die Autoren im<br />

praxisnahen zweiten Buchteil: Anhand beispielhafter Problemfälle<br />

zeigen sie Lösungsmöglichkeiten auf, gehen auf typische<br />

Verhaltensmuster ein und beschreiben „Zeichen <strong>de</strong>s Gelingens“.<br />

Bewertung: Nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong> Personalmanager hat die Perspektive,<br />

in die Unternehmensspitze aufzusteigen. Trotz<strong>de</strong>m ist dieses<br />

Buch auch für <strong>de</strong>n HR-Bereich interessant, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für<br />

diejenigen Personen, die sich mit Top-Management-Entwicklung<br />

und -Coaching beschäftigen. (dfu)<br />

Kai W. Dierke, Anke Houben: Gemeinsame Spitze. 302 Seiten, Campus<br />

Verlag, Frankfurt, 2013. 39,99 Euro.<br />

Für eine bessere Balance<br />

Organisation. Die meisten Arbeitnehmer<br />

haben ihre Work-Life-Balance nur<br />

teilweise selbst in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand. Die steuern<strong>de</strong><br />

Komponente liegt meist beim Arbeitgeber,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> die Rahmenbedingungen<br />

hierfür schaffen muss. Für <strong>de</strong>n Arbeitgeber<br />

be<strong>de</strong>utet dies zunächst einmal<br />

Investitionen in Führungsfähigkeit,<br />

Organisationsentwicklung und Innovationsmanagement.<br />

Aber es be<strong>de</strong>utet<br />

auch ein Gewinn an Leistungsfähigkeit,<br />

Produktivität und Motivation sowie eine<br />

gute Basis für das Employer Branding. Der Karrierecoach und<br />

Unternehmensberater Christian Holzer beschreibt in seinem<br />

Buch verschie<strong>de</strong>ne Ansätze und Mo<strong>de</strong>lle und erläutert, welchen<br />

Nutzen Work-Life-Balance für ein Unternehmen hat. Im zweiten<br />

Buchteil stellt er konkrete Maßnahmen vor. Diese untermauert<br />

er mit zahlreichen Beispielen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Beratungspraxis.<br />

Bewertung: Das Buch richtet sich sowohl an Personal- und<br />

Organisationsmanager als auch an Führungskräfte. Mit einem<br />

Stichwortverzeichnis (von Abteilungswechsel bis Zukunftssicherung)<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Einleitung und 449 kompakt formulierten Praxistipps<br />

hebt es sich positiv von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fachbüchern ab. (dfu)<br />

Christian Holzer: Unternehmenskonzepte zur Work-Life-Balance. 247 Seiten,<br />

Publicis Publishing, Erlangen, 2013. 34,90 Euro.<br />

Impressum<br />

Verlag<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger<br />

Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />

Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />

Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware Verwaltungs<br />

GmbH, Sitz Freiburg,<br />

Registergericht Freiburg,<br />

HRB 5557, Martin Laqua<br />

Geschäftsführung: Isabel Blank,<br />

Markus Dränert, Jörg Frey, Birte Hackenjos,<br />

Randolf Jessl, Matthias Mühe, Markus Reithwiesner,<br />

Joachim Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />

Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong><br />

Steuernummer: 06392/11008<br />

Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikations nummer: DE<br />

812398835<br />

Abonnenten-Service und Vertrieb<br />

Tel.: 0800 / 72 34 253 (kostenlos)<br />

Fax: 0800 / 50 50 446 (kostenlos)<br />

E-Mail: Zeitschriften@haufe.<strong>de</strong><br />

Verlagsleitung / Herausgeber<br />

Reiner Straub, Randolf Jessl<br />

Erscheinungsweise<br />

Monatlich, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel am letzten Freitag<br />

eines Monats, 15. Jahrgang<br />

Redaktion<br />

Reiner Straub (str) (v.i.S.d.P.)<br />

E-Mail: reiner.straub@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)<br />

E-Mail: daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)<br />

E-Mail: thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Katharina Schmitt (ks)<br />

E-Mail: katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Melanie Rößler (mer)<br />

E-Mail: melanie.roessler@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Kristina En<strong><strong>de</strong>r</strong>le da Silva (end)<br />

E-Mail: kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Michael Miller (mim)<br />

E-Mail: michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Andrea Kraß (ak)<br />

E-Mail: andrea.krass@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Redaktionsassistenz<br />

Sabine Schmie<strong><strong>de</strong>r</strong>, Tel.: 07 61/8 98-3032<br />

Brigitte Pelka, Tel.: 07 61/8 98-3921, Telefax<br />

898-99-3921<br />

E-Mail: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Autoren und Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Eva Baumann, Dr. Christian Bitsch, Dr. Thomas<br />

Dros<strong>de</strong>ck, Julia Ebert, Michael R. Fausel, Marco<br />

Ferme, Markus Jotzo, Petra Knab-Hägele, Kerstin<br />

Kromer, Anke Hammen, Dr. Benjamin Ittmann, Pia<br />

Lünstroth, Thomas Niklas, Theo Nitschke, Angela<br />

Maus, Uljana Miller, Sven Mönkediek, Dr. Stefanie<br />

Müller, Michael Paatz, Prof. Dr. Christian Scholz,<br />

Frank Schra<strong><strong>de</strong>r</strong>, Harriet Sebald, Andreas Sprenger,<br />

Dr. Thomas Thees, Prof. Dr. Ingo Weller<br />

Grafik / Layout Ruth Großer, Hanjo Tews<br />

Anzeigen<br />

Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2013<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassung<br />

Würzburg<br />

Unternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9,<br />

D-97076 Würzburg<br />

anzeigenleitung (verantworlich für Anzeigen)<br />

Bernd Junker, Tel. 09 31 / 27 91-556<br />

E-Mail: bernd.junker@haufe-lexware.com<br />

Key Account Management<br />

Michael Kretschmer, Tel.: 09 31/27 91-562, Fax -477<br />

E-Mail: michael.kretschmer@haufe-lexware.com<br />

Dominik Castillo, Tel.: 09 31/27 91-751, Fax -477<br />

E-Mail: dominik.castillo@haufe-lexware.com<br />

Anzeigendisposition<br />

Michaela Dotzler, Tel.: 09 31/27 91-559, Fax -477<br />

E-Mail: michaela.dotzler@haufe-lexware.com<br />

Abonnement-Preise Jahresabonnement (12<br />

Ausgaben) 128 Euro inkl. MwSt., Porto- und<br />

Versandkosten; Bestell-Nummer: 04062-0001,<br />

ISSN: 1438-4558. Bezieher <strong>de</strong>s Loseblattwerks „Das<br />

Personalbüro in Recht und Praxis“ und <strong><strong>de</strong>r</strong> CD-ROM<br />

„<strong>Haufe</strong> Personal Office“ sowie „<strong>Haufe</strong> Steuer Office<br />

Premium“ erhalten das Personalmagazin im<br />

Rahmen ihres Abonnements.<br />

Druck Firmengruppe Appl, Echter Druck GmbH,<br />

Delpstraße 15, 97084 Würzburg<br />

Urheber- und Verlagsrechte Die Zeitschrift<br />

sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Das gilt auch für Entscheidungen und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Leitsätze, wenn und soweit sie redaktionell<br />

bearbeitet o<strong><strong>de</strong>r</strong> redigiert wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Soweit die Rechte an Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n bei Dritten liegen,<br />

ist dies gekennzeichnet. Ansonsten liegen die<br />

Nutzungsrechte beim Verlag.<br />

<strong>Nach</strong>druck Alle Rechte vorbehalten. Kein<br />

Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />

Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages vervielfältigt o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verbreitet wer<strong>de</strong>n. Unter dieses Verbot fällt<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die gewerbliche Vervielfältigung<br />

per Kopie, die Aufnahme in elektronische<br />

Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-<br />

ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildmaterialien übernimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Verlag<br />

keine Haftung.<br />

LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe<br />

zu kürzen. Aktuelle Informationen zu <strong>de</strong>n<br />

Zeitschriften- und Online-Angeboten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Haufe</strong>-Gruppe fin<strong>de</strong>n Sie unter: www.haufe.<strong>de</strong>/<br />

mediacenter.<br />

07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


74 Persönlich_fragebogen<br />

Ganz persönlich<br />

Was sind Ihre aktuellen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in HR?<br />

Ausreichend <strong>Nach</strong>wuchs für unsere Branche zu generieren<br />

und gegen <strong><strong>de</strong>r</strong>en schlechtes Image anzukämpfen. Probleme<br />

gibt es zum Beispiel bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach Köchen.<br />

Welches Projekt wür<strong>de</strong>n Sie gern umsetzen, wenn Ihnen ein<br />

verdoppeltes HR-Budget zur Verfügung stün<strong>de</strong>?<br />

Entwicklung und Umsetzung eines eigenen Personal-Marketingkonzepts<br />

und Einstellung eines Sprachentrainers.<br />

Eine wichtige Tugend für einen Personalmanager ist …?<br />

Ein Vorbild für die Mitarbeiter zu sein, gut zuhören zu können<br />

und darüber hinaus kreativ und offen für neue Wege zu sein.<br />

Welche berufliche Entscheidung war bisher die schwierigste?<br />

Die zusätzliche Verantwortung als Hauptverantwortliche für<br />

<strong>de</strong>n Logiebereich abzugeben, um mich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu 100 Prozent<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglichen Funktion einbringen zu können.<br />

Was war Ihr bislang schönstes Projekt?<br />

Eine Veranstaltung für ausgezeichnete Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> unseres<br />

Konzerns aus Deutschland, Österreich und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz zu entwickeln.<br />

In diesem Jahr fin<strong>de</strong>t die Veranstaltung zum zehnten<br />

Mal statt, diesmal im Köln Marriott Hotel.<br />

Weshalb haben Sie sich für eine HR-Laufbahn entschie<strong>de</strong>n?<br />

<strong>Nach</strong><strong>de</strong>m ich mehrere Jahre leiten<strong>de</strong> Hausdame war, ermutigte<br />

mich mein damaliger General Manager zum Karriereschritt.<br />

Anfangs fand ich die Administration überhaupt nicht<br />

spannend, aber nach einem Jahr als stellvertreten<strong>de</strong> Personalleiterin<br />

wur<strong>de</strong> mir die Personaldirektorenstelle angeboten.<br />

Mir war schnell klar: Das war die richtige Entscheidung.<br />

Wie haben Sie sich zuletzt weitergebil<strong>de</strong>t?<br />

Ich habe im Sommer 2012 an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hotelmanagement-Aka<strong>de</strong>mie<br />

in Koblenz <strong>de</strong>n IHK-Hotelbetriebswirt erworben.<br />

Anke Wehmeier leitet die Personalabteilung im Frankfurt<br />

Marriott Hotel. <strong>Nach</strong> ihrer Ausbildung als Wirtschafterin arbeitete<br />

sie unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em als Etagenhausdame und wechselte 1990 ins<br />

Management <strong>de</strong>s Hauses. Im Personalbereich ist sie seit 1998 tätig,<br />

seit 1999 als Personaldirektorin. Die Mutter eines 26-jährigen<br />

Sohnes ist zu<strong>de</strong>m als Prüferin <strong><strong>de</strong>r</strong> IHK tätig sowie als ehrenamtliche<br />

Richterin beim Arbeitsgericht Frankfurt.<br />

Wie halten Sie es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Work-Life-Balance?<br />

Ich halte mir, so gut es geht, das Wochenen<strong>de</strong> frei. Hier fin<strong>de</strong><br />

ich die Möglichkeit, mich mit Sport und mit Gartenarbeit zu<br />

beschäftigen. Einmal im Quartal versuche ich, ein paar Tage an<br />

die Nordsee zu fahren und dort zu entspannen.<br />

Wann haben Sie im Job zum letzten Mal geschwänzt?<br />

Ganz ehrlich: noch nie.<br />

Wofür hätten Sie gern mehr Zeit?<br />

Im Job für individuelle Gespräche, privat für ein festes Hobby.<br />

Vorschau Ausgabe 08/13<br />

Titel<br />

Management<br />

Die besten HR-Blogs<br />

Wie Unternehmen hochqualifizierte Mitarbeiter gewinnen<br />

Organisation Umstrukturierungen im Zuge eines Vorstandswechsels<br />

Recht<br />

Persönlich<br />

Das ist bei Überlassungsverträgen zu beachten<br />

Personal Branding<br />

Das nächste Personalmagazin erscheint am 25. Juli.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 07 / 13


NEU: Erleben Sie Dr. Sprenger<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DVS – Vertriebstagung live!<br />

Dr. Reinhard Sprenger<br />

Führungsexperte, Quer<strong>de</strong>nker und<br />

Bestsellerautor<br />

Dr. Reinhard Sprenger ist in seinem<br />

Denken und Han<strong>de</strong>ln <strong><strong>de</strong>r</strong> Vielfalt, <strong>de</strong>m<br />

Kontrast und <strong>de</strong>m Menschen als Freiheitswesen<br />

verpflichtet. Für seine Dissertation<br />

erhielt er <strong>de</strong>n Carl-Diem-Preis. Bei 3M in<br />

Deutschland wird er Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalentwicklung.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist er Lehrbeauftragter<br />

an <strong>de</strong>n Universitäten Berlin, Bochum,<br />

Essen und Köln.<br />

Seit 1990 ist er selbständiger Unternehmensberater<br />

und zählt heute zu <strong>de</strong>n<br />

gefragtesten Experten für Managemententwicklung.<br />

Zu seinen Kun<strong>de</strong>n zählen<br />

nahezu alle Dax-100-Unternehmen.<br />

Nebenbei ist er Rockmusiker, Musikproduzent<br />

und Bestsellerautor.<br />

Woher kommt die Motivation, etwas zu tun? Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DVS – Vertriebstagung vermittelt<br />

Dr. Reinhard K. Sprenger Ihnen das Bewusstsein, mit <strong>de</strong>m ein Spitzenverkäufer zum<br />

Kun<strong>de</strong>n geht. Dabei konzentriert er sich auf das Wesentliche, was wirklich funktioniert:<br />

Klarheit, Konsequenz und das Gefühl, mit <strong>de</strong>m eigenen Lebenszug am richtigen Bahnhof<br />

zu stehen. Im Workshop nach <strong>de</strong>m Vortrag erarbeiten Sie sich Ihre persönliche<br />

Motiva tionsstrategie.<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> DVS – Vertriebstagung mit Dr. Reinhard K. Sprenger erfahren Sie:<br />

• was passiert, wenn Ihre Energie von innen kommt, wenn Sie aktiv wer<strong>de</strong>n und<br />

selbst in <strong>de</strong>n Driver’s Seat steigen<br />

• welche Gedanken Ihnen dabei helfen, die Verantwortung für Ihren Erfolg im Leben<br />

selbst zu übernehmen<br />

• welche Gedanken Ihr Selbst-Bewusstsein stärken, vor allem bei schwierigen<br />

Verkaufsgesprächen<br />

• was passiert, wenn Sie sich nicht von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ihre Lebensziele vorsetzen lassen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich selbst motivieren<br />

• wie hohe Leistung in Vertrieb und Verkauf möglich ist<br />

Inhalte<br />

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Teilnehmerkreis<br />

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Webinfo-/Buchungs-Nr. 74.33<br />

Tagung<br />

1 Tag<br />

Termine und Orte<br />

Köln<br />

29.10.13 Park Inn City-West<br />

München<br />

06.02.13 Novotel An <strong><strong>de</strong>r</strong> Messe<br />

Beginn 09:30 Uhr, En<strong>de</strong> ca. 16:30 Uhr<br />

Teilnahmegebühr<br />

€ 1.090,- zzgl. MwSt.<br />

€ 1.297,10 inkl. MwSt.<br />

Inkl. Pausengetränken, Mittagessen und<br />

umfangreichen Tagungsservices.<br />

Bei gleichzeitiger Anmeldung mehrerer<br />

Teilnehmer gewähren wir auf die Teilnahmegebühr<br />

10 % Rabatt<br />

für <strong>de</strong>n 2.–4. Teilnehmer<br />

15 % Rabatt<br />

für <strong>de</strong>n 5.–8. Teilnehmer<br />

20 % Rabatt<br />

ab <strong>de</strong>m 9. Teilnehmer<br />

www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/dvs-vertriebstagung<br />

DVS – Deutsche Verkaufsleiter-Schule · <strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie GmbH & Co. KG<br />

Lörracher Straße 9, 79115 Freiburg, Tel.: 0761 898-4477, Fax: 0761 898-4423, service@haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>, www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/dvs


Eine Goldanlage,<br />

die sich rechnet.<br />

<strong>Haufe</strong> Personal Office Gold<br />

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