Nach der Party - Haufe.de
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07.2013 | 11.80 EUR<br />
Material-Nr. 04062-5153<br />
ko<br />
<strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Party</strong><br />
Wie sich Gehälter und Boni seit <strong>de</strong>n Exzessen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n S. 12<br />
Entgelt<br />
Was bei Sepa<br />
und Reisekosten<br />
jetzt auf Sie<br />
zukommt<br />
S. 48<br />
In<strong>de</strong>x Weshalb sich HR im ersten<br />
Halbjahr 2013 weniger Personalrisiken<br />
ausgesetzt sieht S. 24<br />
Vergütung Wie Sie Gutscheine<br />
als Incentives rechtlich richtig<br />
einsetzen S. 39<br />
mitbestimmung Wie Sie sich<br />
bereits jetzt auf die Betriebsratswahlen<br />
2014 vorbereiten S. 60
Betriebliche Zukunftsvorsorge<br />
Unser Maßstab sind Sie.<br />
Für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung wird die<br />
betriebliche Zukunftsvorsorge immer wichtiger. Denn<br />
Arbeitnehmer suchen zunehmend Stabilität und Verlässlichkeit.<br />
Von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zeitwertkonto<br />
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Service – aus einer Hand – <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bezahlt macht,<br />
auch für Ihre Mitarbeiter. Unser wichtigstes Erfolgsmerkmal:<br />
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sind wir ausschließlich unseren Kun<strong>de</strong>n verpflichtet.<br />
Denn unser Maßstab sind Sie.<br />
Zukunft<br />
braucht<br />
Verlässlichkeit.<br />
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Editorial<br />
3<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Dominanz <strong><strong>de</strong>r</strong> Großorganisationen ist vorbei, zunehmend entstehen<br />
spezifische Interessenvertretungen – nicht nur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tariflandschaft,<br />
auch bei <strong>de</strong>n Verbän<strong>de</strong>n für Personalfachleute. Lange konnten<br />
DGFP o<strong><strong>de</strong>r</strong> BDA die unterschiedlichsten Interessengruppen bin<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat sich das aufgesplittet: Einige HR-Manager<br />
haben die HR-Alliance gegrün<strong>de</strong>t, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>de</strong>n BPM; zuletzt haben 30<br />
HR-Manager <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sverband<br />
für Arbeitsrechtler in<br />
„Die Vision Unternehmen, kurz BVAU,<br />
<strong>de</strong>s Verbands<br />
ist<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Taufe gehoben.<br />
Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gründungsversammlung<br />
haben wir via<br />
nicht ein<br />
Twitter live berichtet, in<br />
linkeres<br />
diesem Heft lesen Sie ein<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> rechteres, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n großes Interview mit <strong>de</strong>m<br />
ein besseres Arbeitsrecht.“<br />
Zumkeller zu <strong>de</strong>n Zielen <strong>de</strong>s<br />
Präsi<strong>de</strong>nten Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> R.<br />
Reiner Straub, Herausgeber<br />
BVAU. Aufschlussreich, wie<br />
Zumkeller <strong>de</strong>n BVAU in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vielfältigen Landschaft <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Interessenverbän<strong>de</strong> verortet. Über keinen bestehen<strong>de</strong>n Verband verliert<br />
er ein schlechtes Wort, hebt eher <strong><strong>de</strong>r</strong>en positive Leistung hervor.<br />
Dennoch sieht er eine Lücke, die <strong><strong>de</strong>r</strong> BVAU schließen will. Dem BVAU<br />
geht es um die Umsetzung <strong>de</strong>s Arbeitsrechts in <strong><strong>de</strong>r</strong> betrieblichen<br />
Praxis. Die Vision ist nicht ein linkeres o<strong><strong>de</strong>r</strong> rechteres, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein<br />
besseres Arbeitsrecht, das <strong>de</strong>m Betriebsfrie<strong>de</strong>n dient. Das Angebot an<br />
die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustausch, die fachliche Debatte auf<br />
hohem Niveau. Eine Mitgliedschaft ist <strong>de</strong>shalb Juristen vorbehalten.<br />
Letztlich ist es ein attraktives Angebot im HR-Umfeld, in <strong>de</strong>m die<br />
Betriebswirte auf <strong>de</strong>m Vormarsch sind. Ich bin je<strong>de</strong>nfalls gespannt,<br />
wie viele von Ihnen sich diesem neuen Netzwerk zuwen<strong>de</strong>n.<br />
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4<br />
Inhalt_ Juli 2013<br />
10<br />
Verband für Arbeitsrechtler<br />
Präsi<strong>de</strong>nt Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> R. Zumkeller nennt<br />
die Ziele <strong>de</strong>s neu gegrün<strong>de</strong>ten BVAU.<br />
Vergütung nach<br />
<strong>de</strong>n Boni-Exzessen<br />
Die Finanzkrise hat<br />
die Vergütung nicht<br />
nur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankenbranche<br />
verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Welche gesetzlichen<br />
und betrieblichen<br />
Regeln zurück zum<br />
Normalmaß führen.<br />
12<br />
Szene<br />
06 News und Events<br />
10 „Unser Fokus ist ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er“<br />
Wie die neue Interessenvertretung<br />
für Arbeitsrechtler BVAU die bestehen<strong>de</strong><br />
Verbandslandschaft ergänzt<br />
Titelthema<br />
12 <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Party</strong><br />
Zurück zu einer Vergütung auf<br />
Normalmaß: Wie sich Gehälter und<br />
Boni seit <strong>de</strong>n Exzessen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
16 Stärker verknüpfen<br />
Wenn Boni zur Leistungssteuerung<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, sind Balance<br />
und Weitblick nötig<br />
20 „Dieselben Spielregeln für alle“<br />
<strong>Nach</strong> <strong>de</strong>n Verlusten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise<br />
hat die Commerzbank ihre<br />
Boni radikal gekürzt. Die Verantwortlichen<br />
erläutern, wie belastbar<br />
das neue Vergütungsmo<strong>de</strong>ll ist<br />
Management<br />
22 News und Dienstleistungsmarkt<br />
24 Ten<strong>de</strong>nz sinkend<br />
Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x für das erste<br />
Halbjahr 2013: HR sieht sich insgesamt<br />
weniger Risiken ausgesetzt<br />
27 Global in zwölf Monaten<br />
Wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Chemiekonzern Wacker<br />
sein oberes Management für die<br />
Globalisierung fit macht<br />
30 Yahoo-Mitarbeiter? Anwesend!<br />
Die Debatte um Mitunternehmertum,<br />
Vertrauen und Kontrolle ist<br />
neu entfacht<br />
spezial<br />
48 Die Ruhe nach <strong>de</strong>m Sturm<br />
Was nach <strong>de</strong>m Wirbel um Elstam<br />
nun auf Entgeltabrechner zukommt<br />
50 Abschied von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankleitzahl<br />
Auch HR muss bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung<br />
auf Sepa einige Arbeit bewältigen<br />
Organisation<br />
34 News und Softwaremarkt<br />
36 Berichterstattung: Mangelhaft<br />
Studie: Unternehmen berichten zu<br />
wenig über ihr Human Capital<br />
39 So bleibt die Freu<strong>de</strong> ungetrübt<br />
Gutscheine als Incentive einsetzen,<br />
ohne <strong>de</strong>n Fiskus zu beschenken<br />
42 Rechtliche Risiken bei Gutscheinen<br />
43 <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Insolvenz von Maxchoice:<br />
Die ethischen Regeln <strong><strong>de</strong>r</strong> Anbieter<br />
44 Zeiterfassung – egal wo<br />
Mobile Lösungen erfolgreich nutzen<br />
46 Dem Pflegenotstand begegnen<br />
Das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll reduziert<br />
Kosten und erhöht die Pflegequalität<br />
52 Reiserecht im neuen Gewand<br />
Das Reisekostenrecht ist erstmals in<br />
Gesetzesform gefasst wor<strong>de</strong>n<br />
55 Beitragsfalle Versorgungswerk<br />
Ein aktueller Befreiungsbescheid<br />
zur Rentenversicherung ist Pflicht<br />
personalmagazin 07 / 13
5<br />
64<br />
Die richtige Entsendungsoption<br />
Vor <strong>de</strong>m Auslandseinsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />
müssen Personaler entschei<strong>de</strong>n, welches die<br />
richtige arbeitsvertragliche Grundlage ist<br />
65 News<br />
Recht<br />
58 Aktuelle Rechtsprechung<br />
60 Betriebsratswahlen stehen an<br />
Neue Serie zu <strong>de</strong>n Wahlen im<br />
Frühjahr 2014: Wer sich schon<br />
jetzt vorbereitet, kann zum<br />
Beispiel noch über alternative<br />
Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle entschei<strong>de</strong>n<br />
64 Richtige Entsendungsoption<br />
Vier Einsatzstufen mit jeweils<br />
unterschiedlichen rechtlichen<br />
Vertragsbedingungen stehen<br />
beim Auslandseinsatz zur Wahl<br />
67 Der Frika<strong>de</strong>llen-Unfall<br />
Die Frage, ob es sich um einen<br />
Arbeitsunfall o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine private<br />
Tätigkeit han<strong>de</strong>lt, gipfelt im Fall<br />
<strong>de</strong>s Frika<strong>de</strong>llenverzehrs während<br />
eines Kollegengesprächs<br />
Persönlich<br />
68 News und Weiterbildung<br />
70 Lernen Sie loszulassen<br />
Macht abgeben, Vertrauen<br />
schenken, Fehlerklima zulassen:<br />
Wie Sie erfolgreich <strong>de</strong>legieren<br />
72 Buchtipps<br />
74 Ganz persönlich<br />
Anke Wehmeier, Leiterin <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Personalabteilung im Frankfurt<br />
Marriott Hotel, beantwortet <strong>de</strong>n<br />
Fragebogen<br />
Rubriken<br />
03 Editorial<br />
73 Impressum<br />
74 Vorschau<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
07 / 13 personalmagazin
6 Szene_News<br />
Stellenwechsel<br />
Zhengrong Liu<br />
Der Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Human Resource bei Lanxess verlässt zum 30. Juni das Unternehmen.<br />
Seine <strong>Nach</strong>folgerin wird Gudrun Ihling, bisher Leiterin <strong>de</strong>s globalen HR-Business-Partner-Teams.<br />
Zhengrong Liu hatte die Position <strong>de</strong>s Lanxess-Personalchefs seit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abspaltung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bayer AG 2004 inne und seit<strong>de</strong>m signifikant zum Erfolg von Lanxess<br />
beigetragen. Er hatte in Shanghai und Köln studiert, bevor er 1998 bei Bayer China Ltd. einstieg.<br />
Später übernahm er die Personalleitung für Bayer Polymers in <strong><strong>de</strong>r</strong> Region Asien-Pazifik.<br />
Kürzlich gab er bekannt, dass Lanxess das jährliche Mitarbeitergespräch abschaffen<br />
wolle, weil es viel wichtiger sei, dass die Beziehung zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter<br />
dynamisch und nicht statisch auf diesen einen jährlichen Termin fokussiert sei. Sein<br />
neuer Job führt ihn nach Hamburg – als Senior Vice Presi<strong>de</strong>nt HR <strong><strong>de</strong>r</strong> Beiersdorf AG.<br />
© Lanxess<br />
© Lufthansa<br />
Bettina Volkens<br />
Am 1. Juli übernimmt Bettina Volkens die Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsdirektorin und die Verantwortung<br />
für das Ressort Personal und Recht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Lufthansa. Die promovierte Juristin kam 2012<br />
als Leiterin Führungskräfte Konzern zur Lufthansa Group und leitet aktuell <strong>de</strong>n Bereich Personal<br />
Konzern. Ihre berufliche Laufbahn begann sie 1994 im Bun<strong>de</strong>sumweltministerium. Einer Tätigkeit<br />
als Rechtsanwältin folgten ab 1997 verschie<strong>de</strong>ne Funktionen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Bahn, unter<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>em als Vorstandsmitglied Personal DB Region. Zusammen mit Harry Hohmeister (Vorstand<br />
Verbund-Airlines und Logistik) tritt sie in die Fußstapfen von Personalvorstand Stefan Lauer.<br />
Siegfried Baumeister<br />
Zum neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative „Wege zur Selbst-GmbH“ wur<strong>de</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> jüngsten Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>versammlung<br />
Siegfried Baumeister gewählt. Er tritt die <strong>Nach</strong>folge von Wolfgang Runge, Personalleiter<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ford-Werke Saarlouis an. Siegfried Baumeister, heute Vorstandsmitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Hans Hermann<br />
Voss-Stiftung, blickt auf rund 40 Jahre Erfahrung im (Personal-)Management zurück. Anfang 2010<br />
hatte er die operative Verantwortung als Bereichsleiter Personal bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Voss-Gruppe abgegeben<br />
und war Mitte 2011 in <strong>de</strong>n Ruhestand gegangen. Sein Arbeitgeber holte ihn zurück. Seit<strong>de</strong>m gibt<br />
Baumeister richtig Gas – nun auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbst-GmbH, zu <strong><strong>de</strong>r</strong>en Gründungsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n er zählt.<br />
Christoph Diebenbusch<br />
Am 1. Juni hat Christoph Diebenbusch die Personalführung bei Burda<br />
übernommen. Der 43-Jährige war zuletzt HR Direktor für Deutschland,<br />
Österreich und die Schweiz beim Healthcare-Konzern Covi<strong>de</strong>n.<br />
Luisa Delgado<br />
Seit September 2012 war Luisa Delgado Personalvorstand und<br />
Arbeitsdirektorin bei SAP. En<strong>de</strong> Juni 2013 verlässt sie das Unternehmen.<br />
Ihre Funktionen wer<strong>de</strong>n von Finanzvorstand Werner Brandt<br />
mit übernommen, <strong><strong>de</strong>r</strong> diese mehrfach interimistisch innehatte.<br />
Ute Plambeck<br />
Neuer Personalvorstand <strong><strong>de</strong>r</strong> DB Netz AG ist seit <strong>de</strong>m 1. Mai Ute<br />
Plambeck. Die Diplom-Verwaltungswirtin folgte auf Hans-Otto Umlandt.<br />
Zuletzt war sie Konzernbevollmächtigte <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Bahn<br />
für die Län<strong><strong>de</strong>r</strong> Hamburg und Schleswig-Holstein.<br />
Christine Scheffler<br />
Die Leitung <strong><strong>de</strong>r</strong> zentralen Personalabteilung von Arvato geht von<br />
Wolfgang Sonnabend auf Christine Scheffler über. Mit diesem<br />
Wechsel wird die studierte Romanistin auch in <strong>de</strong>n Arvato-Vorstand<br />
berufen. Sie leitete zuletzt die Bertelsmann University.<br />
Ulrich Schumacher<br />
Seit <strong>de</strong>m 1. Mai ist Ulrich Schumacher Personalvorstand, Arbeitsdirektor<br />
und GM Europe Vice Presi<strong>de</strong>nt Human Resources bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Adam<br />
Opel AG. Der 55-Jährige war zuletzt Vice Presi<strong>de</strong>nt Human Resources<br />
Europe bei Toyota Boshoku. Bei Opel folgt er auf Holger Kimmes.<br />
+++ Aktuelle Personalien +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++ Rubrik „Personalszene“<br />
personalmagazin 07 / 13
7<br />
Zitate<br />
„Wir betreiben Active Sourcing mit<br />
großem Erfolg und nehmen Ihnen<br />
einen Teil <strong>de</strong>s Kuchens weg. Aber die<br />
schwierigen Fälle überlassen wir <strong>de</strong>n<br />
Personalberatern.“<br />
Marc-Stefan Brodbeck, Deutsche Telekom,<br />
auf <strong>de</strong>m Personalberatertag <strong>de</strong>s BDU<br />
„Personaler müssen mehr Fokus auf die<br />
Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungsqualität legen.<br />
Der Personalbereich in einem Unternehmen<br />
ist nur so gut wie die Führungskräfte –<br />
und umgekehrt“.<br />
Katharina Heuer, neue Geschäftsführerin <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Gesellschaft<br />
für Personalführung (DGFP), auf <strong>de</strong>m DGFP-Kongress<br />
Drei Fragen an ...<br />
... Jörn Wege zum Thema Zeitarbeit im Ausland<br />
Frage eins: Wie häufig kommt es vor, dass<br />
<strong>de</strong>utsche Zeitarbeitnehmer im Ausland<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />
Jörn Wege: Das ist immer abhängig von<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen wir zusammenarbeiten,<br />
und von <strong>de</strong>n Mitarbeitern. Im<br />
Moment haben wir öfter Zeitarbeitnehmer,<br />
die im Ausland im Einsatz sind –<br />
sogar in China, wie beispielsweise unser<br />
Mitarbeiter Erol Bingöl. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Normalfall<br />
ist ein Einsatz in Europa, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
in Frank reich und England.<br />
Frage zwei: Warum entsen<strong>de</strong>n Ihre Kun<strong>de</strong>nunternehmen<br />
Zeitarbeitnehmer ins<br />
Ausland?<br />
Wege: Meist wer<strong>de</strong>n gut qualifizierte und<br />
eingearbeitete Mitarbeiter im Zuge eines<br />
Projekts <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nunternehmens ins<br />
Ausland geschickt. So war das auch bei<br />
Erol Bingöl, <strong><strong>de</strong>r</strong> zweimal über mehrere<br />
Monate in Peking tätig war: Das Unternehmen,<br />
in <strong>de</strong>m er eingesetzt war, hatte<br />
eine größere Aktion in China. Hierbei<br />
konnte es nicht auf ihn verzichten und<br />
<strong>de</strong>shalb wur<strong>de</strong> er zusammen mit seinen<br />
Kollegen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Stammbelegschaft entsandt.<br />
Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelfall: Zeitarbeitnehmer<br />
wer<strong>de</strong>n nicht speziell für einen<br />
Auslandsjob angefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gehen<br />
innerhalb ihres Zeitarbeitseinsatzes für<br />
einige Zeit ins Ausland. Es gibt auch<br />
Zeitarbeitseinsätze, die sich auf die Auslandsentsendung<br />
beschränken – also<br />
reine Mitarbeiterentsendung. Aber das<br />
bieten wir nicht an. Wir überlassen Mitarbeiter<br />
an <strong>de</strong>utsche Unternehmen und<br />
diese entsen<strong>de</strong>n gegebenenfalls die Leute<br />
zeitweise zu ihren Kun<strong>de</strong>n ins Ausland.<br />
Das wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht etwas <strong>de</strong>m negativen<br />
Ruf, <strong>de</strong>n die Zeitarbeit <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit in <strong>de</strong>n Medien<br />
hat: Man kann Zeitarbeitnehmer<br />
auch gut bezahlen, gut qualifizieren und<br />
auf Augenhöhe mit <strong>de</strong>m Stammpersonal<br />
einsetzen. Im Auslandseinsatz wer<strong>de</strong>n<br />
sie genauso behan<strong>de</strong>lt wie die eigenen<br />
Leute.<br />
Jörn Wege ist Geschäftsführer von<br />
Argo Aviation, einem auf die Luftfahrtbranche<br />
spezialisierten Personaldienstleister.<br />
Einer seiner Mitarbeiter war als<br />
Zeitarbeitnehmer zweimal über mehrere<br />
Monate in China für die Spezialreinigung<br />
von VIP-Flugzeugen eingesetzt.<br />
Frage drei: Wie funktioniert die Abrechnung<br />
eines Auslandseinsatzes?<br />
Wege: Der Einsatz ist gekoppelt an das<br />
Doppelbesteuerungsabkommen. Das<br />
erleichtert vieles: Wir müssen keine<br />
Anmeldungen an ein französisches Krankensystem<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ähnliches vornehmen.<br />
Zu<strong>de</strong>m wird die Verantwortung, die wir<br />
gegenüber unseren Mitarbeitern haben,<br />
ein Stück weit vom entsen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unternehmen<br />
übernommen. Oft wer<strong>de</strong>n<br />
Unterkünfte und Verpflegung vom Kun<strong>de</strong>nunternehmen<br />
für das gesamte Team<br />
gestellt. So war das auch bei Herrn Bingöl.<br />
Zusätzlich hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />
Auslandseinsatz einen Extra-Satz gezahlt,<br />
<strong>de</strong>n wir eins zu eins an Erol Bingöl<br />
weitergeleitet haben.<br />
07 / 13 personalmagazin<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>
8 Szene_eVENTS<br />
©DGFP<br />
Momentaufnahme aus <strong>de</strong>m Streitgespräch „Unternehmerische<br />
Freiheit versus staatliche Ordnungspolitik“.<br />
<br />
<br />
Kritik an <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Personalführung<br />
(DGFP) will sich verstärkt in die gesellschaftliche<br />
Debatte einmischen. Das wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />
diesjährigen DGFP-Kongress in Frankfurt am Main<br />
<strong>de</strong>utlich: Die 600 Teilnehmer erwartete am ersten Kongresstag<br />
ein Streitgespräch zum Thema „Unternehmerische<br />
Freiheit versus staatliche Ordnungspolitik“, in<br />
<strong>de</strong>m DGFP-Vorstandsvorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong> Stefan Lauer scharfe<br />
Kritik übte: „Es gibt zu viel Populismus beim Gesetzgeber.“<br />
Als Beispiel führte Lauer an, dass Personalvorstän<strong>de</strong><br />
zu einem offenen Dialog zur Frauenquote nach<br />
Berlin gela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n, aber kein solcher stattfand.<br />
„Wir haben in Berlin nur erfahren, was die Regierung<br />
vorhat“, so Lauer. Staatssekretär Gerd Hoofe wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprach<br />
heftig: „Die Wirtschaft hat bereits 2001 eine<br />
Selbstverpflichtungserklärung zur Frauenför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
abgegeben. Es ist nichts passiert. Da muss die Politik<br />
han<strong>de</strong>ln.“<br />
Ihren ersten großen öffentlichen Auftritt als neue<br />
DGFP-Geschäftsführerin hatte Katharina Heuer. Sie<br />
vermittelte ein zukunftsweisen<strong>de</strong>s Bild von Personalarbeit:<br />
Die Personaler müssten mehr rausgehen zu <strong>de</strong>n<br />
Führungskräften und Mitarbeitern, und die DGFP müsse<br />
mit Personalthemen im öffentlichen Raum stärker in<br />
Erscheinung treten. Wichtige Zukunftsthemen seien<br />
Demografie, Wertewan<strong>de</strong>l, Globalisierung, die Digitalisierung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitswelt und Stress am Arbeitsplatz.<br />
Mit ihrer inhaltlichen Positionierung hat die neue Geschäftsführerin<br />
erste Akzente für neuen Schwung innerhalb<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP gesetzt.<br />
Spannend war auch eine Diskussionsrun<strong>de</strong> am<br />
zweiten Kongresstag, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage nachging, wie gut<br />
künftige Personalmanager für die betriebliche Personalarbeit<br />
ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e mehr<br />
betriebswirtschaftliche Kenntnisse innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Hochschulausbildung und eine bessere Verzahnung<br />
von Theorie und Praxis wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Diskussionsteilnehmern<br />
gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
www.dgfp.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
9<br />
Neue Impulse für HR<br />
In exklusiver Run<strong>de</strong> über aktuelle Themen im HR-<br />
Management diskutieren und interessante neue<br />
Kontakte knüpfen – das ist das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Business<br />
Excellence Conference, die seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Übernahme<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Beratung Dr. Geke & Associates nun von KPMG<br />
fortgeführt wird. Das diesjährige Motto <strong><strong>de</strong>r</strong> Veranstaltung<br />
lautet „Rethinking HR in a Changing World“. In<br />
<strong>de</strong>n Vorträgen und Diskussionen soll es unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em<br />
um die Internationalisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Abteilungen, um<br />
steuerrechtliche Aspekte im HR-Management, Talentmanagement<br />
und Workforce-Optimierung gehen. Rund<br />
100 Teilnehmer und sieben Referenten wer<strong>de</strong>n erwartet.<br />
Die HR-Business Excellence Conference 2013 fin<strong>de</strong>t<br />
am 19. September im Hyatt Regency Hotel Düsseldorf<br />
statt. <br />
www.kpmg.com<br />
Unternehmer im Dialog<br />
Wissenstransfer und Netzwerke stehen im Mittelpunkt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Artus-Run<strong>de</strong>. Hier kommen Führungskräfte<br />
zusammen, die sich zum Thema<br />
„Arbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft“ informieren und austauschen<br />
wollen – im Dialog mit Wirtschaftsstrategen, Zukunftsforschern,<br />
Praktikern und Visionären, <strong>de</strong>nen neben<br />
fachlichem und ökonomischem Know-how soziale Kompetenzen<br />
im Arbeitsalltag wichtig sind. Die nächste Artus-Run<strong>de</strong><br />
für Geschäftsführer und Inhaber kleinerer<br />
und mittelständischer Unternehmen fin<strong>de</strong>t vom 25. bis<br />
26. August auf <strong>de</strong>m mittelalterlichen Schloss Schkopau<br />
bei Merseburg statt. <br />
www.artus-run<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
Termine<br />
4. Juli,<br />
Frankfurt am Main<br />
25. bis 26. August,<br />
Merseburg<br />
27. und 28. August,<br />
Berlin<br />
27. und 28. August,<br />
Weimar<br />
Towers Watson HR Executive-Konferenz<br />
Tel. 069 1505-5117<br />
www.towerswatson.com/events/17152<br />
Artus-Run<strong>de</strong> Mittelstand<br />
Tel. 030 20075566<br />
www.artus-run<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
8. Demographie-Kongress<br />
Tel. 0228 970970<br />
www.best-age-conference.com<br />
Sage HR User Conference<br />
Tel. 0341 48440-0<br />
www.sage.<strong>de</strong>/uc<br />
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07 / 13 personalmagazin
10 Szene_verbän<strong>de</strong><br />
„Unser Fokus ist ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er“<br />
INTERVIEW. Eine neu gegrün<strong>de</strong>te Interessenvertretung für Arbeitsrechtler in Unternehmen<br />
erweitert die bestehen<strong>de</strong> Verbandslandschaft. Ihr Präsi<strong>de</strong>nt erklärt, warum.<br />
personalmagazin: En<strong>de</strong> April haben Sie<br />
<strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sverband für Arbeitsrechtler<br />
in Unternehmen (BVAU) gegrün<strong>de</strong>t. Was<br />
will <strong><strong>de</strong>r</strong> BVAU, was bietet er?<br />
Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> Zumkeller: Der BVAU ist etwas<br />
Neues: Erfahrungsaustausch auf hohem<br />
Niveau, was das Arbeitsrecht an<br />
sich wie auch <strong>de</strong>ssen Umsetzung in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
betrieblichen Praxis betrifft. Es sind<br />
ausschließlich arbeitsrechtlich enorm erfahrene<br />
Kollegen dabei, die zumeist im<br />
Personalbereich angesie<strong>de</strong>lt sind – und<br />
das branchenübergreifend. Wenn wir<br />
über ein Thema diskutieren, wissen wir<br />
ganz genau um die arbeitsrechtlichen,<br />
aber auch um die personalpolitischen<br />
Umstän<strong>de</strong>. An erster Stelle steht für uns<br />
daher das Netzwerken, <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustausch<br />
auf Augenhöhe, das Setzen<br />
interessanter Impulse. Es ist ungemein<br />
wichtig, über <strong>de</strong>n eigenen Tellerrand zu<br />
sehen: Wie macht das ein Kollege in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Region, in o<strong><strong>de</strong>r</strong> außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Branche?<br />
Was sind „Best Practices“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> Lösungsansätze,<br />
ohne das Rad neu zu erfin<strong>de</strong>n?<br />
Der Unternehmensarbeitsrechtler unterschei<strong>de</strong>t<br />
sich vom Anwalt o<strong><strong>de</strong>r</strong> vom Wissenschaftler<br />
dadurch, dass er sich gera<strong>de</strong><br />
nicht zuerst fragt: Muss ich das rechtlich<br />
machen? Vielmehr stellt er sich die Frage:<br />
Wie kann ich das rechtssicher machen,<br />
um die Stakehol<strong><strong>de</strong>r</strong> einzubin<strong>de</strong>n? Die<br />
Antwort bedarf viel Erfahrung und auch<br />
<strong>de</strong>n kollegialen, vertraulichen Austausch.<br />
personalmagazin: Warum müssen sich<br />
gera<strong>de</strong> Arbeitsrechtler in einem eigenen<br />
Verband organisieren? Glauben Sie,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellung im Unternehmen zu<br />
schwach ist?<br />
Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> R. Zumkeller ist erster<br />
Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s BVAU. Er ist Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />
HR Policies, Rewards & Benefits <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>de</strong>utschen ABB, inklusive Arbeitsrecht und<br />
Arbeitnehmerbeziehungen.<br />
Zumkeller: Entstan<strong>de</strong>n sind wir quasi<br />
„aus uns heraus“. Zu Beginn bestan<strong>de</strong>n<br />
persönliche Kontakte, die dann in einer<br />
Xing-Gruppe verstärkt wur<strong>de</strong>n. Zuletzt<br />
war es ein echter, aus <strong>de</strong>n Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe gewachsener Bedarf nach<br />
einer Interessenvertretung, nach<strong>de</strong>m<br />
wir gesehen haben, dass es bislang keine<br />
Heimat für uns gibt. Ich glaube, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Antrieb entwickelte sich gera<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m<br />
Bewusstsein einer starken Stellung im<br />
Unternehmen. Denn häufig sind wir in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Reihenfolge zwar nicht die ersten,<br />
die gefragt wer<strong>de</strong>n, aber unser Wort<br />
zählt: sei es, wenn es darum geht, finanzielle<br />
Risiken, betriebspolitischen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> öffentlichkeitswirksamen Ärger<br />
abzuwen<strong>de</strong>n sowie personalpolitische<br />
Grundsätze durchzusetzen. Welche<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beschäftigtengruppe im Unternehmen<br />
vermittelt <strong>de</strong>nn zwischen so<br />
vielen Stakehol<strong><strong>de</strong>r</strong>n, also Unternehmensleitung,<br />
Führungskraft, Unternehmenskommunikation,<br />
Rechtsabteilung,<br />
Steuerbereich, IT, Datenschutz, Betriebsrat,<br />
Gewerkschaft, Arbeitsgericht und<br />
Mitarbeitern – ich hoffe, ich habe jetzt<br />
nieman<strong>de</strong>n vergessen?<br />
personalmagazin: Dennoch: Bestehen<strong>de</strong><br />
Verbän<strong>de</strong> wie DGFP, BPM, BDA o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverband für Unternehmensjuristen,<br />
kurz BUJ, <strong>de</strong>cken das Thema<br />
„Arbeitsrecht“ auch ab. Warum braucht<br />
es da zusätzlich <strong>de</strong>n BVAU?<br />
Zumkeller: Klar gibt es das Thema „Arbeitsrecht“<br />
auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>norts. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Fokus ist bei uns ein ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>er. Das<br />
haben wir gera<strong>de</strong> im vergangenen Jahr<br />
festgestellt, wo sich die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> einer<br />
Xing-Gruppe auch häufiger persönlich<br />
getroffen hatten.<br />
personalmagazin: Inwiefern ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Fokus<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>s? Worin unterschei<strong>de</strong>n Sie sich?<br />
Zumkeller: Die BDA zum Beispiel hat einen<br />
ganz stark richtungspolitischen Fokus:<br />
Was nützt, was scha<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft?<br />
Welche Gesetze sind inhaltlich zu begrüßen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> abzulehnen? Das unterstützen<br />
wir, weil wir insoweit für unsere Unternehmen<br />
freilich auch eine klare politische<br />
Meinung haben. Viele unserer<br />
Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> BDA und in <strong>de</strong>n<br />
Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>n engagiert. Das ist<br />
fast schon ein Muss. Aber nach<strong>de</strong>m ein<br />
personalmagazin 07 / 13
11<br />
Gesetz politisch entschie<strong>de</strong>n ist, geht es<br />
ja weiter. Der Gesetzgeber und die Rechtsprechung<br />
lassen uns da häufig im Stich.<br />
Ein schönes Beispiel ist die Entscheidung<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sarbeitsgerichts, dass<br />
Leiharbeitnehmer bei <strong>de</strong>n Schwellenwerten<br />
mitzuzählen sind. Klar ist: Der<br />
DGB ist dafür, die BDA dagegen – das<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong>en politischer Auftrag und das ist<br />
gut so. Wir fragen aber weiter: Wie ist zu<br />
zählen? Bei allen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur bei bestimmten<br />
Schwellenwerten? Wir wollen das<br />
nicht einer rechtswissenschaftlichen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> anwaltlichen Diskussion überlassen,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wir wissen als langjährige<br />
Praktiker, dass es dafür ganz einfach einer<br />
praktikablen Lösung bedarf, wenn<br />
politisch einmal – hier durch das Gericht<br />
und nicht <strong>de</strong>n Gesetzgeber – entschie<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
personalmagazin: Und was wer<strong>de</strong>n Sie<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>s machen als BPM o<strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP?<br />
Zumkeller: Beim BPM und bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP<br />
fin<strong>de</strong>t das Thema „Arbeitsrecht“ auf einer<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ebene statt, in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Formaten.<br />
Der BPM hat, glauben wir, eine<br />
starke HR-Ausrichtung, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsrecht<br />
aber nicht im Hauptblickwinkel ist.<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP bin ich selbst jahrelang in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustauschgruppe Arbeitsund<br />
Sozialrecht gewesen und empfehle<br />
das gerne weiter. Heute nimmt eine Mitarbeiterin<br />
von mir daran teil, mit großem<br />
Gewinn, mit großer Bereicherung<br />
für alle. Aber es ist etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, alleine<br />
schon durch die Unternehmensmitgliedschaft.<br />
Der BVAU hat dagegen eine individuelle<br />
Mitgliedschaft.<br />
personalmagazin: Erwarten Sie Gegenwind<br />
von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Verbän<strong>de</strong>n und wie<br />
wollen Sie diesem entgegentreten?<br />
Zumkeller: Lassen Sie uns das abwarten.<br />
Ich hatte als BUJ-Mitglied die Initiative<br />
ergriffen, eine Fachgruppe Arbeitsrecht<br />
zu etablieren – erfolglos, sodass von<br />
hier aus wohl mit nichts zu rechnen ist.<br />
Ich will auch gerne im BUJ bleiben, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
die Interessen unseres Berufsstands, etwa<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersversorgung o<strong><strong>de</strong>r</strong> beim<br />
„Beim BVAU geht es<br />
uns darum, Klarheit<br />
in das Arbeitsrecht zu<br />
bringen, Erfahrungen<br />
sowie ‚Best Practices‘<br />
auszutauschen.“<br />
Schweigerecht gegenüber <strong>de</strong>m Gesetzgeber,<br />
vertritt. Von <strong>de</strong>n Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>n,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> BDA, aber – vielleicht wer<strong>de</strong>n<br />
Sie staunen – auch vom DGB erhoffen<br />
wir uns sehr, dass eine gute Verzahnung<br />
möglich wird. Schließlich ziehen<br />
wir an einem Strang und letztlich auch<br />
in eine Richtung, wenn es darum geht,<br />
dass Regelungen, Gesetze, Gerichtsentscheidungen<br />
or<strong>de</strong>ntlich, pragmatisch<br />
und ohne politischen Zwist im Betrieb<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n sollen. Wir wollen<br />
nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Kernkompetenzen, die Arbeits-,<br />
Arbeitsmarkt- sowie Tarifpolitik,<br />
eingreifen. Wir wollen – am besten vor<br />
einer Entscheidung – Gehör, wenn es um<br />
die Umsetzbarkeit von Regelungen geht.<br />
personalmagazin: Wie wollen Sie sich Gehör<br />
verschaffen, sich in gesellschaftliche Debatten<br />
einmischen und Einfluss nehmen?<br />
Zumkeller: Ein Wahrnehmungsproblem<br />
haben wir nicht, glaube ich. Schon heute<br />
stellen wir fest, dass die Meinung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Praktiker gefragt ist, sozusagen im <strong>Nach</strong>gang<br />
zur politischen Entscheidung. Der<br />
Riesenunterschied: Wir sitzen nicht im<br />
Elfenbeinturm. Wir sind meist nicht die<br />
obersten Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong>, aber wir sind es,<br />
die um die Probleme bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />
im Betrieb wissen. Wer sich da auskennt,<br />
das sind – ganz unbeschei<strong>de</strong>n – wir. Das<br />
wer<strong>de</strong>n wir einbringen. An allen Stellen,<br />
an <strong>de</strong>nen wir die Möglichkeit haben: in<br />
<strong>de</strong>n sozialpolitischen Verbän<strong>de</strong>n, in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Diskussion mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft, <strong><strong>de</strong>r</strong> Legislative<br />
und Judikative.<br />
personalmagazin: Was sind inhaltliche<br />
Punkte, die Sie angehen wollen?<br />
Zumkeller: Im November wollen wir unseren<br />
ersten Jahreskongress veranstalten.<br />
Lassen Sie sich von <strong>de</strong>n Inhalten<br />
überraschen. Es wird sicher kein Kon-<br />
gress, auf <strong>de</strong>m aufsehenerregen<strong>de</strong> politische<br />
Papiere beschlossen wer<strong>de</strong>n. Das<br />
passt nicht zu uns. Uns geht es darum,<br />
Klarheit in das Arbeitsrecht zu bringen,<br />
Erfahrungen und „Best Practices“ auszutauschen.<br />
Wir wollen <strong>de</strong>n Finger in die<br />
„Wun<strong>de</strong>“ bei <strong><strong>de</strong>r</strong> praktischen Umsetzung<br />
legen, Input geben und bekommen.<br />
personalmagazin: Mit wie vielen Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
planen Sie für <strong>de</strong>n Verband?<br />
Zumkeller: Wir rechnen damit, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
BVAU nach <strong>de</strong>n ersten zwölf Monaten,<br />
also im Mai 2014, annähernd 300 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
hat.<br />
personalmagazin: Sie sind Personaler bei<br />
ABB. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Präsidiumsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bei Unternehmen wie Hei<strong>de</strong>lberger Druckmaschinen,<br />
Clariant, Kion o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tuifly.<br />
Wie erklärt sich die Zusammensetzung?<br />
Zumkeller: Es ist richtig, dass die Kollegen,<br />
wie ich auch, zumeist im HR-Bereich tätig<br />
sind. Es gibt zwei Philosophien, wo<br />
Arbeitsrecht angesie<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n kann:<br />
im Rechtsbereich, mit <strong>de</strong>m Vorteil einer<br />
von HR unabhängigen Beraterrolle, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
im Personalbereich, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Chance, in<br />
Überlegungen viel früher eingebun<strong>de</strong>n<br />
zu sein als ein Berater – intern o<strong><strong>de</strong>r</strong> extern.<br />
Ich mache keinen Hehl daraus, dass<br />
ich klar im HR-Bereich arbeiten möchte<br />
und mich als Personaler fühle. Wir sehen<br />
uns eher als Gestalter <strong>de</strong>nn als Berater.<br />
So <strong>de</strong>nken auch viele Verbandskollegen.<br />
Ich glaube, unsere Freu<strong>de</strong> am Umgang<br />
mit Menschen, mit all <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Stakehol<strong><strong>de</strong>r</strong>n, hebt uns stark von<br />
juristischen Kollegen ab und verbin<strong>de</strong>t<br />
uns untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Für <strong>de</strong>n BVAU ist es aber nicht Voraussetzung,<br />
dass die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> im HR-Bereich<br />
angesie<strong>de</strong>lt sind. Wohl aber ist es<br />
Voraussetzung, dass es sich um Juristen<br />
han<strong>de</strong>lt, die überwiegend arbeitsrechtlich<br />
arbeiten und die nachgewiesen arbeitsrechtliche<br />
Erfahrung mitbringen.<br />
Nur so kann ein fruchtbarer Austausch<br />
auf Augenhöhe gewährleistet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Interview führte Michael Miller.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>
12 Titel_vergütung<br />
<strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Party</strong><br />
AUFBRUCH. Die großen Gehaltsexzesse sind vorbei – nun kann die Vergütung auf Normalmaß<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n. Doch das ist kein Wahlkampfthema, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Expertensache.<br />
Von Katharina Schmitt (Red.)<br />
Der Sturm hat sich gelegt. Über<br />
Managergier, ungerechte Vergütung<br />
und überhöhte Boni<br />
wur<strong>de</strong> so viel diskutiert, <strong>de</strong>battiert<br />
und polemisiert, dass die jüngst<br />
bekannt gewor<strong>de</strong>nen Pläne zu Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungsregelungen gera<strong>de</strong>zu<br />
frie<strong>de</strong>nstiftend wirken. So gibt sich die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung auch sehr zufrie<strong>de</strong>n:<br />
Sie stellte Anfang Mai einen schnell und<br />
mit lockerer Hand gestrickten Vorschlag<br />
zur verstärkten Kontrolle bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Festsetzung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstandsvergütung vor, <strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />
die Novelle <strong>de</strong>s Aktienrechts 2013 einfließen<br />
soll. Und sie betont durch Max<br />
Stadtler, Parlamentarischer Staatssekretär<br />
im Bun<strong>de</strong>sjustizministerium, wie<br />
„ökonomisch sinnvoll und gleichzeitig<br />
wirkungsvoll“ dieser Beitrag sei, um<br />
künftig „Selbstbedienung in großen Publikumsgesellschaften“<br />
zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Konkret schlägt die Regierung vor,<br />
dass bei börsennotierten Aktiengesellschaften<br />
die Hauptversammlung jähr-<br />
„Vergütungskompetenz<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung<br />
ist systematisch und<br />
auch im Hinblick auf die<br />
Zweckrichtung nicht im<br />
Sinne <strong>de</strong>s Aktienrechts.“<br />
Rechtsanwalt Dr. Paul Melot <strong>de</strong> Beauregard,<br />
Kanzlei Mc Dermott Will & Emery<br />
lich verbindlich ein Votum über das vom<br />
Aufsichtsrat entwickelte Vergütungssystem<br />
abgibt. Das soll die bisher nur<br />
fakultativ eingeräumte Möglichkeit<br />
eines unverbindlichen „Say On Pay“<br />
ersetzen. Gleichzeitig möchte die Regierung<br />
<strong>de</strong>n Aufsichtsrat verpflichten, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Hauptversammlung die maximalen Vergütungshöhen<br />
zu nennen, die sich bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Anwendung <strong>de</strong>s zu beschließen<strong>de</strong>n<br />
Vergütungssystems ergeben sollen.<br />
Auch im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzinstitute<br />
wird an <strong>de</strong>n Vergütungsschrauben gedreht<br />
– nicht nur fester, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />
fundierter: <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
verschärften Kapitalvorschriften für<br />
die Finanzbranche (Basel III) durch die<br />
EU in <strong>de</strong>utsches Recht dürfen ab Januar<br />
2014 in Deutschland Boni in <strong>de</strong>n Banken<br />
grundsätzlich nicht mehr höher als das<br />
Jahresgehalt ausfallen. Im Ausnahmefall<br />
und mit Zustimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aktionäre kann<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> variable Vergütungsteil zur Fixvergütung<br />
in einem Verhältnis von maximal<br />
2:1 stehen. Zusätzlich muss im Fall einer<br />
Vergütung, die 100 Prozent <strong>de</strong>s Jahresgehalts<br />
übersteigt, min<strong>de</strong>stens ein Viertel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>selben für min<strong>de</strong>stens fünf Jahre<br />
zurückgestellt wer<strong>de</strong>n, was einen Anreiz<br />
zur langfristigen Planung geben soll.<br />
Bank ist nicht gleich Bank:<br />
Ärger und Zustimmung<br />
Die neuen Grenzen und <strong>Nach</strong>haltigkeitsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
für die Banken zogen<br />
sich in Teilen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankenbranche<br />
gewaltigen Ärger zu. Der Bun<strong>de</strong>sverband<br />
<strong>de</strong>utscher Banken gab bekannt,<br />
nun um die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>s<br />
Standorts Europa zu fürchten. Wie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
„Spiegel“ in seiner Ausgabe 10/2013<br />
einschätzt, dürfte die Regelung die<br />
meisten <strong>de</strong>utschen Kreditinstitute allerdings<br />
nur marginal betreffen. Er äußert<br />
die Vermutung, dass lediglich bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Deutschen Bank etwa 500 Mitarbeiter<br />
regelmäßig mehr Bonus als festes Gehalt<br />
beziehen. Tatsächlich haben längst<br />
einige große Banken in Deutschland als<br />
Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise ihre Vergütungssysteme<br />
mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ater ausgestaltet und<br />
Vergütungsobergrenzen implementiert.<br />
Und das, ohne eine existenzbedrohen<strong>de</strong><br />
Fluktuation <strong><strong>de</strong>r</strong> Topmanager auszulösen.<br />
Wie eine solche Umstrukturierung<br />
genau vor sich gehen kann, lesen Sie in<br />
unserem Interview mit Rainer Dahms<br />
und Stefan Tress von <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />
auf Seite 20.<br />
Neue Managervergütung unter<br />
die Lupe genommen<br />
Dem Gesetzesvorschlag zu <strong>de</strong>n neuen<br />
Regelungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Managervergütung<br />
sollte jedoch mehr Sorgfalt gewidmet<br />
wer<strong>de</strong>n, bevor sie verabschie<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Etwas ist die Regierung bereits<br />
zurückgeru<strong><strong>de</strong>r</strong>t: Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
eines Votums <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung<br />
ist sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglichen I<strong>de</strong>e abgekommen,<br />
die Verantwortung für die<br />
Vorstandsvergütung ausschließlich auf<br />
die Aktionäre zu verlagern. Das, so Michael<br />
Kramarsch, Managing Partner<br />
bei Hostettler, Kramarsch und Partner<br />
hkp, wäre „ein Angriff auf das <strong>de</strong>utsche<br />
Erfolgsmo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> zweigeteilten<br />
Unternehmens-Governance mit Vorstand<br />
und Aufsichtsrat und letztendlich<br />
ein Rückfall auf das Sharehol<strong><strong>de</strong>r</strong>-Value-<br />
personalmagazin 07 / 13
13<br />
Prinzip amerikanischer Prägung.“<br />
Rechtliche Schwierigkeiten sieht auch<br />
Dr. Paul Melot <strong>de</strong> Beauregard, Partner<br />
bei McDermott Will & Emery. Er weist<br />
auf die eigentliche Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung<br />
und die Rolle <strong>de</strong>s Aufsichtsrats<br />
als Überwachungsorgan hin:<br />
„Eine Vergütungskompetenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung<br />
ist systematisch und auch<br />
im Hinblick auf die Zweckrichtung nicht<br />
im Sinne <strong>de</strong>s Aktienrechts.“ Christiane<br />
Benner, Vorstandsmitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> IG Metall,<br />
bringt beim DGFP-Kongress auch die Be<strong>de</strong>nken<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gewerkschaften gegen <strong>de</strong>n<br />
Gesetzesvoschlag auf <strong>de</strong>n Punkt: „Die<br />
Vorstandsvergütung muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat<br />
regeln.“ Denn nur hier sitzen, so die<br />
Argumentation <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmervertreter,<br />
auch die Kleinanleger und Beschäftigtenvertreter.<br />
Da in <strong>de</strong>n börsennotierten Unternehmen<br />
heute schon fast ausschließlich die<br />
Vergütungsabstimmungen zwischen<br />
Aufsichtsrat und Eigentümern über<br />
„Say On Pay“ praktiziert wer<strong>de</strong>n, könnte<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschlag zwar abgetan wer<strong>de</strong>n als<br />
<strong>de</strong>m Wahlkampf geschul<strong>de</strong>t, aber ohne<br />
Auswirkung. Rechtliche Konformität<br />
und ein gewisser Sinn sollten <strong>de</strong>nnoch<br />
von einem Gesetz verlangt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Das sah auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsausschuss<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten öffentlichen Anhörung<br />
zum Regierungsvorschlag Anfang Juni<br />
so. Fast alle Experten sahen Fehler und<br />
Kritikpunkte im Vorschlag – die Bewertungen<br />
reichen von „nicht sinnvoll“ über<br />
„rechtsunsicher“ bis „unvereinbar mit<br />
<strong>de</strong>m dualistischen System <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensverfassung“.<br />
Corporate-Governance-Ko<strong>de</strong>x zur<br />
freiwilligen Selbstverpflichtung<br />
Klaus-Peter Müller ist Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Regierungskommission Deutscher<br />
Corporate-Governance-Ko<strong>de</strong>x (DCGK),<br />
die parallel zum Vorschlag <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
neue Empfehlungen zur Vorstandsvergütung<br />
für mehr Transparenz<br />
und bessere Vergleichbarkeit veröffentlicht<br />
hat. Dabei geht die Kommission<br />
weit über <strong>de</strong>n Vorschlag <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
14<br />
Titel_vergütung<br />
hinaus, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e setzt sie bei ihren<br />
neuen Empfehlungen auf eine verbesserte<br />
Entscheidungsgrundlage durch<br />
mehr Transparenz und eine Stärkung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats.<br />
Im Einzelnen empfiehlt die Ko<strong>de</strong>xkommission<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen börsennotierten<br />
Unternehmen, die individuellen<br />
Vorstandsvergütungen in ihrem Gesamtbetrag<br />
und auch ihren variablen Vergütungsteilen<br />
nach oben mit Grenzen zu<br />
versehen, die weiterhin <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat<br />
unternehmensspezifisch festlegt.<br />
Weiter sollen nach Vorstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierungskommission<br />
die Gehälter und<br />
Zuwendungen an die Vorstän<strong>de</strong> in standardisierten<br />
Vorlagen veröffentlicht und<br />
vergleichbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Weitere Vorschläge zur Beachtung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> vertikalen Gehaltsentwicklung in<br />
einem Unternehmen sollen und – davon<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsvorsitzen<strong>de</strong> Müller<br />
überzeugt – wer<strong>de</strong>n dazu beitragen, dass<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat seine Entscheidungen<br />
auf einer besseren, klareren Grundlage<br />
treffen kann. Müller erklärt das Konzept:<br />
„Der Aufsichtsrat soll das Verhältnis<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstandsvergütung zur Vergütung<br />
<strong>de</strong>s oberen Führungskreises und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Belegschaft auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitlichen Entwicklung<br />
berücksichtigen, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Aufsichtsrat für <strong>de</strong>n Vergleich festlegt,<br />
wie <strong><strong>de</strong>r</strong> obere Führungskreis und die relevante<br />
Belegschaft abzugrenzen sind.“<br />
Gerechte Vergütung: Wahlkampftaktik<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Anliegen?<br />
Doch wie kommen die Empfehlungen<br />
<strong>de</strong>s Ko<strong>de</strong>x in <strong>de</strong>n Gesetzentwurf?<br />
Manchen verwirrt, dass – während<br />
die Regierungskommission für einen<br />
Corporate-Governance-Ko<strong>de</strong>x noch am<br />
Entwurf arbeitet – von Kanzlerin und<br />
Justizministerium schon einmal ein Vorschlag<br />
zur Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Managervergütung<br />
vorgestellt wird. Ist die von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
„Das positive Feedback<br />
aus <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
zu unseren Vorschlägen<br />
zeigt, dass die Wirtschaft<br />
sensibilisiert ist<br />
für das Thema.“<br />
Klaus-Peter Müller, Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Regierungskommission DCGK<br />
Regierung so betonte Brisanz <strong>de</strong>s Themas<br />
doch nur <strong>de</strong>m Wahlkampf geschul<strong>de</strong>t?<br />
Dieser Missstand könnte sich zum<br />
Vorteil auswirken – dann nämlich, wenn<br />
die Bindungswirkung <strong>de</strong>s Ko<strong>de</strong>x letztendlich<br />
stärker wirkt als die normativen<br />
Vorgaben. Der Corporate-Governance-<br />
Ko<strong>de</strong>x setzt auf freiwillige Selbstverpflichtung.<br />
Ein Konzept, das <strong>de</strong>hnbar ist<br />
– und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit auch teilweise<br />
strapaziert wur<strong>de</strong>. Doch ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Druck<br />
Hintergrund<br />
Praxisbeispiel<br />
Deutscher Corporate-Governance-Ko<strong>de</strong>x (Auszug)<br />
Der Ko<strong>de</strong>x stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung <strong>de</strong>utscher börsennotierter Gesellschaften dar<br />
und enthält international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung.<br />
4.2.3. ...Die Vergütungsstruktur ist auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung<br />
auszurichten. Die monetären Vergütungsteile<br />
sollen fixe und variable Bestandteile umfassen. Der Aufsichtsrat hat<br />
dafür zu sorgen, dass variable Vergütungsteile grundsätzlich eine<br />
mehrjährige Bemessungsgrundlage haben. Sowohl positiven als auch<br />
negativen Entwicklungen soll bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> variablen<br />
Vergütungsteile Rechnung getragen wer<strong>de</strong>n. Sämtliche Vergütungsteile<br />
müssen für sich und insgesamt angemessen sein, dürfen insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
nicht zum Eingehen unangemessener Risiken verleiten.<br />
Die Vergütung soll insgesamt und hinsichtlich ihrer variablen Vergütungsteile<br />
betragsmäßige Höchstgrenzen aufweisen. Die variablen<br />
Vergütungsteile sollen auf anspruchsvolle, relevante Vergleichsparameter<br />
bezogen sein...<br />
4.2.2. ...Kriterien für die Angemessenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung bil<strong>de</strong>n<br />
sowohl die Aufgaben <strong>de</strong>s einzelnen Vorstandsmitglieds, seine<br />
persönliche Leistung, die wirtschaftliche Lage, <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg und die<br />
Zukunftsaussichten <strong>de</strong>s Unternehmens als auch die Üblichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vergütung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Vergleichsumfelds und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vergütungsstruktur, die ansonsten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft gilt. Hierbei<br />
soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstandsvergütung zur<br />
Vergütung <strong>de</strong>s oberen Führungskreises und <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft insgesamt<br />
auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitlichen Entwicklung berücksichtigen, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Aufsichtsrat für <strong>de</strong>n Vergleich festlegt, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> obere Führungskreis<br />
und die relevante Belegschaft abzugrenzen sind.<br />
4.2.5. ...In einem Vergütungsbericht als Teil <strong>de</strong>s Lageberichtes wer<strong>de</strong>n<br />
die Grundzüge <strong>de</strong>s Vergütungssystems für die Vorstandsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
dargestellt... Der Vergütungsbericht soll auch Angaben zur Art<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft erbrachten Nebenleistungen enthalten.<br />
Ferner sollen im Vergütungsbericht ...für je<strong>de</strong>s Vorstandsmitglied<br />
dargestellt wer<strong>de</strong>n:<br />
- die für das Berichtsjahr gewährten Zuwendungen einschließlich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Nebenleistungen, bei variablen Vergütungsteilen ergänzt um die<br />
erreichbare Maximal- und Minimalvergütung,<br />
- <strong><strong>de</strong>r</strong> Zufluss im bzw. für das Berichtsjahr aus Fixvergütung, kurzfristiger<br />
variabler Vergütung und langfristiger variabler Vergütung mit<br />
Differenzierung nach <strong>de</strong>n jeweiligen Bezugsjahren.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
15<br />
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<strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit bei <strong>de</strong>n Themen „Vergütung“<br />
und „Boni“ groß. Das sieht auch<br />
Müller so: „Das positive Feedback aus<br />
<strong>de</strong>n Unternehmen zu unseren Vorschlägen<br />
zeigt, dass die Wirtschaft sensibilisiert<br />
ist für das Thema.“ Und das mit<br />
zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ten<strong>de</strong>nz: „In <strong>de</strong>n letzten<br />
fünf Jahren wur<strong>de</strong> schon viel getan. Dies<br />
können Sie auch in <strong>de</strong>n Auftragsbüchern<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungsberater ablesen, die für<br />
die Unternehmen die Vergütungsstrukturen<br />
national wie international auf ihre<br />
Angemessenheit überprüfen.“<br />
Selbstverpflichtung also statt Gesetz?<br />
Melot <strong>de</strong> Beauregard hält das für möglich:<br />
„Regulierungen tragen auch immer<br />
<strong>de</strong>n Keim ihrer Umgehung in sich. Je<br />
umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungsbegrenzungen<br />
wirken wollen – also beispielsweise<br />
auch Altersversorgungen, Aktienoptionen,<br />
Dienstwohnungen et cetera umfassen<br />
wollen – <strong>de</strong>sto intensiver wird<br />
die Suche nach sonstigen Möglichkeiten<br />
von Zuwendungen.“ Insofern könnten<br />
Gesetze wie die diskutierten stets nur<br />
Rahmenvorschriften darstellen. Je<strong>de</strong>s<br />
Unternehmen sei aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergrund <strong><strong>de</strong>r</strong> spezifischen Gegebenheiten<br />
und Risiken seines Geschäftsmo<strong>de</strong>lls<br />
die richtige Lösung für seine<br />
Mitarbeiter zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Ein eindrückliches Beispiel, dass Gesetze<br />
nicht immer das bewirken, was sie<br />
bezwecken, führt Müller an: Die 2005<br />
gesetzlich beschlossene Offenlegungspflicht<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> individuellen Vorstandsvergütungen<br />
hatte zu einer Nivellierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vorstandsbezüge nach oben, und nicht<br />
wie vom Gesetzgeber eigentlich gewollt,<br />
nach unten geführt.<br />
Dr. Wolfgang Petri vom Arbeitskreis<br />
Wirtschaft und Ethik im VBKI, Verband<br />
Berliner Kaufleute und Industrieller,<br />
sieht auch <strong>de</strong>shalb in <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstverpflichtung<br />
zum Ko<strong>de</strong>x die Lösung, um<br />
Vergütungsexzesse zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n: „Wir<br />
lehnen dirigistische Eingriffe <strong>de</strong>s Staates<br />
auf die Gehaltsfindung in Deutschland<br />
ab. Ein ausbalanciertes System zur<br />
Vorstandsvergütung mit Stärkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rechte von Aufsichtsrat und Hauptversammlung<br />
gegenüber <strong>de</strong>n Vorstän<strong>de</strong>n<br />
kann nur über das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Marktwirtschaft<br />
hergestellt wer<strong>de</strong>n. Das Eingehen<br />
von Selbstverpflichtungen von<br />
Unternehmen ist im Wettbewerb um<br />
das Ansehen bei Mitarbeitern und Öffentlichkeit<br />
ein probates Mittel in diesem<br />
Sinne.“ Das kann mithilfe <strong>de</strong>s Ko<strong>de</strong>x<br />
geschehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> bei Bedarf angepasst<br />
wird. Denn, so Rechtsanwalt Paul Melot<br />
<strong>de</strong> Beauregard: „Es wird dauern, bis wir<br />
sehen, was Schnellschüsse waren und<br />
was die Vergütung nachhaltig zum Vorteil<br />
verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.“<br />
07 / 13 personalmagazin
16<br />
Titel_vergütung<br />
Stärker verknüpfen<br />
Studie. Unterhalb <strong>de</strong>s Topmanagements wer<strong>de</strong>n Boni zunehmend zur Leistungssteue<br />
rung eingesetzt. Auch hier sind Balance und Weitblick nötig, zeigt eine Studie.<br />
Von Harriet Sebald, Petra Knab-Hägele,<br />
Pia Lünstroth und Anke Hammen <br />
Zu einem ganzheitlichen Performance<br />
Management gehört<br />
unabdingbar die Verknüpfung<br />
mit Vergütung und Personalentwicklung.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis wer<strong>de</strong>n diese<br />
Themen jedoch häufig als unabhängige<br />
Prozesse betrachtet. Vor diesem Hintergrund<br />
hat die Unternehmensberatung<br />
Hostettler, Kramarsch & Partner (HKP)<br />
En<strong>de</strong> 2012 die Studie „Performance Management<br />
Monitor“ durchgeführt. In die<br />
Auswertung eingeflossen sind Angaben<br />
von 139 HR-Experten aus Unternehmen<br />
in Deutschland zu ihrer Sicht auf die<br />
Ausgestaltung und Wirkung von Performance<br />
Management sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> kurz- und<br />
langfristigen variablen Vergütung. Die<br />
Teilnehmer stammen im Schnitt aus Unternehmen<br />
mit 1.350 Mitarbeitern und<br />
einem durchschnittlichen Umsatz in Höhe<br />
von 200 Millionen Euro.<br />
Performance Management ist heute<br />
im Markt etabliert<br />
Laut Studie nutzen zwei Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-<br />
Experten in Deutschland Performance<br />
Management in ihrem Unternehmen.<br />
Je größer ein Unternehmen, <strong>de</strong>sto eher<br />
verfügt es über ein fest etabliertes, jährliches<br />
System. Dessen Ausgestaltung<br />
ist jedoch nicht zwangsläufig unternehmensweit<br />
einheitlich. Bei rund 30<br />
Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten mit Performance-<br />
Management-System wird abhängig<br />
von Ebenen, Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Unternehmensbereichen<br />
und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Funktionsgruppen<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung differenziert.<br />
Nahezu alle Studienteilnehmer sehen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Festlegung und Überprüfung von<br />
Zielvorgaben das Kernelement <strong>de</strong>s Performance<br />
Management. Um dieses Ziel<br />
zu erreichen, nutzen 70 Prozent strukturierte<br />
Prozesse zur Zielableitung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
-vereinbarung mit ihren Mitarbeitern.<br />
Bei <strong>de</strong>n übrigen liegt die Festlegung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ziele ausschließlich im Ermessen <strong>de</strong>s<br />
Vorgesetzten.<br />
Je klarer die Vergütung<br />
an die erbrachte Leistung<br />
geknüpft wird,<br />
<strong>de</strong>sto <strong>de</strong>utlicher wird<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen <strong>de</strong>s Systems<br />
für Beurteilte, Beurteiler<br />
und die Prozessgestalter.<br />
Mit Blick auf die individuelle Beurteilung<br />
nutzen 43 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer<br />
Kalibrierungspanels, also<br />
Besprechungen, in <strong>de</strong>nen Führungskräfte<br />
zusammenkommen, um gemeinsam<br />
die Beurteilungen ihrer jeweiligen Mitarbeiter<br />
im Quervergleich zu besprechen,<br />
bevor Beurteilungen kommuniziert und<br />
gegebenenfalls vergütungsrelevant wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Führungskräftekonferenzen<br />
helfen, gemeinsame Bemessungsstandards<br />
zu schaffen. Während 53 Prozent<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer in ihren Unternehmen<br />
die Möglichkeit <strong>de</strong>s Quervergleichs<br />
lediglich für Führungskräfte<br />
nutzen, wen<strong>de</strong>n 47 Prozent diese Bewertungspanels<br />
für alle Mitarbeiter an.<br />
Zeitliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> inhaltliche Verknüpfung<br />
mit Entwicklung und Vergütung<br />
Es zeigt sich, dass die überwiegen<strong>de</strong><br />
Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten (rund 75 Prozent)<br />
ihr Performance Management mit<br />
Vergütungskonsequenzen verknüpft.<br />
Ein interessantes Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie<br />
ist, dass HR-Experten mit ihrem Performance-Management-System<br />
signifikant<br />
zufrie<strong>de</strong>ner sind, wenn eine inhaltliche<br />
und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> zeitliche Verknüpfung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Prozesse zu <strong>de</strong>n Themen Entwicklung<br />
und Vergütung besteht. Ein stringentes<br />
Konsequenz-Management trägt dazu<br />
bei, die Transparenz eines Performance-<br />
Management-Systems zu erhöhen und<br />
somit die Akzeptanz zu steigern. Je<br />
klarer die Vergütung an die erbrachte<br />
Leistung geknüpft wird und die Rolle<br />
<strong>de</strong>s Performance Management als Instrument<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiterentwicklung<br />
wird, <strong>de</strong>sto <strong>de</strong>utlicher wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen<br />
<strong>de</strong>s Systems für Beurteilte, Beurteiler<br />
und auch die prozessgestalten<strong>de</strong>n HR-<br />
Experten.<br />
Wie können nun solche Vergütungskonsequenzen<br />
ausgestaltet sein? Im Folgen<strong>de</strong>n<br />
stehen die Ergebnisse <strong>de</strong>s HKP<br />
Performance Management Monitors zu<br />
<strong>de</strong>n Vergütungselementen im Fokus: <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bonus als Instrument <strong><strong>de</strong>r</strong> kurzfristigen<br />
Anreizsetzung und Long-term Incentives<br />
(LTIs) als Instrument zur Etablierung<br />
langfristiger Anreize. Hier liegt<br />
das Augenmerk insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Verbreitung und Ausgestaltung dieser<br />
personalmagazin 07 / 13
17<br />
Geldregen bringt nichts –<br />
HR-Experten müssen Boni<br />
mit Weitblick einsetzen.<br />
Vergütungselemente sowie auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage,<br />
welche Ausgestaltungsparameter zu<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Erfolg beitragen.<br />
Grundvergütung verstärkt an<br />
individuelle Leistung geknüpft<br />
Dass die Verknüpfung von Performance<br />
und Vergütung immer enger wird, zeigt<br />
sich auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundvergütung. Eine<br />
performanceunabhängige Anpassung<br />
ist zwar nach wie vor weit verbreitet, jedoch<br />
wird von diesem „Gießkannenprinzip“<br />
zunehmend Abstand genommen.<br />
Statt<strong>de</strong>ssen treten verstärkt Regelungen<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund, die auch die Erhöhung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Grundvergütung an die individuelle<br />
Leistung knüpfen. Zielerreichung<br />
und individuelle Leistungsbeurteilung<br />
sind hier häufig genannte Kriterien.<br />
Im positiven Sinne überrascht, dass<br />
bereits bei fast einem Fünftel <strong><strong>de</strong>r</strong> Stu-<br />
Branchen-Effekt<br />
Praxisbeispiel<br />
Warum sind Banken unzufrie<strong>de</strong>ner?<br />
Die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten äußerte sich „min<strong>de</strong>stens zufrie<strong>de</strong>n“ über ihr implementiertes<br />
System. Die Finanzbranche weicht davon ab: 64 Prozent sind nicht zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit Bonus, LTIs und Performance Management ist bei Banken und<br />
Finanzdienstleistern systematisch niedriger als in <strong>de</strong>n übrigen Branchenclustern. Die<br />
Ursachen dafür sind vielfältiger Natur. So unterliegen Banken in ihrer Geschäftstätigkeit<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Regulierungen, die sich auch auf die Gestaltung von Vergütungs- und<br />
Performance-Management-Systemen auswirken (vergleiche Seite 12). Die jeweiligen<br />
HR-Experten sind häufig von <strong>de</strong>n extern vorgegebenen Regulierungen „getrieben“ o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung von Performance-Management- und Vergütungssystemen eingeschränkt.<br />
Aus Unternehmenssicht zielführen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>en müssen verworfen wer<strong>de</strong>n, um<br />
<strong>de</strong>n Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Regulierung gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Da wun<strong><strong>de</strong>r</strong>t es kaum, dass die<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>n verbliebenen Freiheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Systemgestaltung verhalten ausfällt.<br />
Weitere Erklärungen für <strong>de</strong>n Brancheneffekt sind die volatile Ergebnisentwicklung im<br />
Bankensektor sowie die Tatsache, dass vor allem in dieser Branche grundlegen<strong>de</strong> Geschäftsmo<strong>de</strong>lle<br />
auf <strong>de</strong>m Prüfstand stehen.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
18<br />
Titel_vergütung<br />
dienteilnehmer auch das Potenzial einer<br />
Person die Grundvergütung beeinflusst.<br />
Noch <strong>de</strong>utlicher ausgeprägt fin<strong>de</strong>t sich<br />
die Verknüpfung von Performance und<br />
Vergütung bei variablen Vergütungselementen.<br />
In Deutschland sind mit einer<br />
Quote von 80 Prozent kurzfristige<br />
variable Vergütungselemente weit verbreitet,<br />
zum Beispiel in Form von Zielbonus-<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Profit-Sharing-Systemen.<br />
<strong>Nach</strong> wie vor kommen aber primär Managementebenen<br />
in <strong>de</strong>n Genuss dieser<br />
Vergütungskomponente. Fast die Hälfte<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer bin<strong>de</strong>t die Bonusauszahlung<br />
an nur ein Kriterium:<br />
24 Prozent an die individuelle Zielerreichung,<br />
22 Prozent an das Unternehmensergebnis.<br />
Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Hälfte koppelt<br />
die Bonusvergabe an eine Kombination<br />
aus zwei Kategorien: Hier beziehen 17<br />
Prozent die individuelle Zielerreichung<br />
sowie Verhalten/Kompetenzen in die<br />
Bonusvergabe ein, 34 Prozent koppeln<br />
<strong>de</strong>n Bonus an eine Kombination aus Unternehmensergebnis<br />
und individueller<br />
Zielerreichung. Die Ergebnisse zeigen,<br />
dass für ein vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gründig ähnliches<br />
Problem – die Bonusvergabe – unterschiedliche<br />
Bewertungsmaßstäbe in<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen Unternehmen gewählt<br />
wer<strong>de</strong>n. Han<strong>de</strong>lt es sich dabei um gleich<br />
gute Lösungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Problemstellung?<br />
Muss nur je<strong>de</strong>s Unternehmen <strong>de</strong>n Weg<br />
fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n es für sich für richtig hält? –<br />
Offenbar nicht: Die multivariate Analyse<br />
zeigt eine <strong>de</strong>utliche Ten<strong>de</strong>nz: Boni, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Vergabe auf einer Kombination von zwei<br />
unterschiedlichen Bewertungskategorien<br />
beruht, führen zu einer signifikant<br />
höheren Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Bonussystem<br />
als jene, die an nur eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Zielgrößen<br />
gekoppelt sind.<br />
Exkurs Praxisbeispiel<br />
Schieflage in <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung<br />
Die befragten HR-Experten beklagten, dass die im System ermittelten Beurteilungswerte<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> individuellen Mitarbeiterperformance in vielen Fällen zu positiv ausfallen<br />
(rechtsschiefe Verteilung). Hier sind Verteilungsvorgaben und Quervergleiche nötig.<br />
35 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer nennen das Auftreten einer rechtsschiefen Verteilung<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> individuellen Performance, die vor allem das mittlere Management<br />
(71 Prozent), Top-Executives (53 Prozent) sowie Spezialisten (53 Prozent) betrifft,<br />
als Grund für notwendige Anpassungen in ihrem Performance Management. Die<br />
gewichtigste Ursache für das Entstehen einer rechtsschiefen Verteilung sehen die Befragten<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> mangeln<strong>de</strong>n Fähigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungskräfte, die Leistung ihrer Mitarbeiter<br />
differenziert zu beurteilen (77 Prozent). Als weitere Grün<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n die fehlen<strong>de</strong> Kalibrierung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertungen zwischen <strong>de</strong>n Beurteilern (59 Prozent) sowie die zu schwachen<br />
Definition von Bewertungskategorien und -kriterien (53 Prozent) i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />
Die angestrebten Lösungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten stützen sich vor allem auf zwei Aspekte:<br />
Verteilungsvorgaben und Quervergleiche. Dabei wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Verteilungsvorgaben<br />
angewen<strong>de</strong>t. Die meisten Befragten (53 Prozent) streben Verteilungsempfehlungen<br />
(Recommen<strong>de</strong>d Distribution) an. Diese legen <strong>de</strong>n Beurteilern zwar eine gewisse<br />
Verteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilungsergebnisse nahe, for<strong><strong>de</strong>r</strong>n diese jedoch nicht verbindlich ein.<br />
Lediglich sechs Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer möchten <strong>de</strong>n Beurteilern feste Verteilungsvorgaben<br />
machen (Forced Distribution). Als dritten Lösungsansatz zur Regulierung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Verteilung von Beurteilungsergebnissen setzen 24 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rangreihung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilungen an. Mit Vorgaben zur Rangreihung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />
(Forced Ranking) sollen die Beurteiler angehalten wer<strong>de</strong>n, die Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilten<br />
stärker zu differenzieren.<br />
Die Etablierung und stärkere Gewichtung von Kalibrierungsrun<strong>de</strong>n sind ein weiterer<br />
Ansatzpunkt, um die Rechtsschiefe <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilungsergebnisse zu reduzieren. 47<br />
Prozent wollen sich in solchen Beurteilungspanels die inneren Kontrollmechanismen<br />
eines Teams zunutze machen. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteiler muss seine Beurteilungen erläutern. Im<br />
Zuge dieses Quervergleichs kommen Schieflagen in <strong>de</strong>n Beurteilungen <strong>de</strong>utlich zum<br />
Vorschein und Korrekturen können vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Praktiker sind zufrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m System,<br />
erwarten aber keine Motivation<br />
Grundsätzlich gibt die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-<br />
Experten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie an, sehr o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zumin<strong>de</strong>st eher zufrie<strong>de</strong>n mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung<br />
ihres Bonussystems zu sein.<br />
Auch sind jene HR-Experten mit ihrem<br />
Bonussystem signifikant zufrie<strong>de</strong>ner,<br />
welche es mit <strong>de</strong>m Performance Management<br />
verknüpfen. Dies ist bei 59<br />
Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Zu<strong>de</strong>m<br />
variiert die Zufrie<strong>de</strong>nheit branchenabhängig:<br />
Im Vergleich zu Befragten aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie weisen HR-Experten aus<br />
Dienstleistung/Han<strong>de</strong>l sowie aus <strong>de</strong>m<br />
Banken- und Finanzdienstleistungssektor<br />
eine geringere Zufrie<strong>de</strong>nheit auf.<br />
Mit Sicht auf die kurzfristige variable<br />
Vergütung erstaunt, dass weniger als ein<br />
Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Praktiker in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung ist, dass ihr Bonussystem<br />
die Motivation <strong><strong>de</strong>r</strong> Berechtigten<br />
steigert. 17 Prozent glauben sogar, dass<br />
es keinerlei Einfluss auf die Arbeitsmotivation<br />
hat. 52 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten sind<br />
hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> motivieren<strong>de</strong>n Wirkung<br />
von Boni indifferent. Kurz: Ein überwiegen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten ist nicht von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> motivatorischen Wirkung ihres Bonussystems<br />
überzeugt.<br />
<strong>Nach</strong>haltig Ausrichten stärkt Wirkung<br />
langfristiger variabler Vergütung<br />
Im Vergleich zum Bonus sind langfristige<br />
variable Vergütungen, sogenannte<br />
Long-term Incentives (LTIs), weniger<br />
personalmagazin 07 / 13
19<br />
Anpassungskriterien<br />
Lage im Gehaltsband<br />
Zugehörigkeit nach Ebenen<br />
(Tarif, AT, Leiten<strong>de</strong>, Geschäftsleitung)<br />
54<br />
47<br />
Individuelle Regelungen 47<br />
Performance Management (Zielerreichung<br />
und Leistungsbeurteilung)<br />
40<br />
Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungsbeurteilung 33<br />
Zielerreichung 26<br />
Potenzial 19<br />
Es fin<strong>de</strong>n keine individuellen<br />
Differenzierungen statt<br />
5<br />
Die Grafik zeigt die Kriterien für die jährliche Anpassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundvergütung: Die Verknüpfung<br />
von Vergütung und Leistung auch in diesem Bereich nimmt zu.<br />
stark verbreitet: 39 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-<br />
Experten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie gewähren in ihren<br />
Unternehmen solche langfristigen<br />
Vergütungsbestandteile, beispielsweise<br />
als Mehrjahresbonus, Cash Deferral,<br />
Aktien-Deferral, Performance Cash, Performance<br />
Shares o<strong><strong>de</strong>r</strong> Aktienoptionen.<br />
In <strong>de</strong>n meisten Fällen sind sie jedoch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitung (88 Prozent) und<br />
weiteren Führungskräften (72 Prozent)<br />
vorbehalten. Es zeigt sich allerdings<br />
auch, dass bereits 22 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten<strong>de</strong>n<br />
Long-term Incentives auch<br />
an Potenzialträger zahlen – unabhängig<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong>en Hierarchiestufe. Dennoch bemisst<br />
sich die Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> gewährten Langfristvergütungen<br />
nach wie vor primär<br />
an Ebenen (80 Prozent). Mehr und mehr<br />
berücksichtigen Personaler aber auch<br />
Kompetenzbeurteilungen (14 Prozent)<br />
und Potenzial (14 Prozent).<br />
Die mit Long-term Incentives verknüpften<br />
wichtigsten Ziele sind<br />
Mitarbeiterbindung (78 Prozent), <strong>Nach</strong>haltigkeit<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung (57 Prozent)<br />
und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n<br />
Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigentümer (47 Prozent).<br />
Vor diesem Hintergrund sind zwei Drittel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Studienteilnehmer mit ihrem<br />
Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich;<br />
Stichprobenumfang: 129<br />
Quelle: Hostettler, KramarscH & Partner<br />
Long-term-Incentives-System sehr o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zumin<strong>de</strong>st eher zufrie<strong>de</strong>n. Allerdings<br />
offenbart sich wie bei <strong>de</strong>n Boni eine<br />
branchenspezifische Ausprägung: HR-<br />
Experten aus <strong>de</strong>m Bankensektor zeigen<br />
eine geringere Zufrie<strong>de</strong>nheit mit ihren<br />
langfristigen Vergütungskomponenten<br />
als Kollegen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie; Personalverantwortliche<br />
aus Dienstleistung/<br />
Han<strong>de</strong>l weisen die höchste Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
auf.<br />
Grundsätzlich sollten LTIs einen Beitrag<br />
zum Unternehmenserfolg leisten.<br />
Die Analyse zeigt, dass Unternehmen,<br />
die die Ausgestaltung ihrer langfristigen<br />
Anreize auf das Thema <strong>Nach</strong>haltigkeit<br />
fokussieren, erfolgreicher sind als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wettbewerb. Wer<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung<br />
eines LTI-Programms Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Corporate<br />
Responsibility anstelle rein finanzieller<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sharehol<strong><strong>de</strong>r</strong>-Value-Ziele<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund gerückt, steht dies<br />
in positivem Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />
Unternehmenserfolg. Allerdings sind<br />
sich die HR-Experten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Motivationswirkung von Long-term<br />
Incentives uneins: Zwar gehen 40 Prozent<br />
von einer motivationssteigern<strong>de</strong>n<br />
Wirkung aus, gleichzeitig sprechen 46<br />
Prozent dieser Vergütungskomponente<br />
eine solche Wirkung ab.<br />
Fazit: Verknüpfung hilft <strong><strong>de</strong>r</strong> Strategie<br />
und bringt Motivation<br />
Performance Management und Bonussysteme<br />
sind in Deutschland weit<br />
verbreitet. Auch Long-term Incentives<br />
nehmen in ihrer Be<strong>de</strong>utung zu. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, eines <strong><strong>de</strong>r</strong> genannten<br />
Elemente im Unternehmen implementiert<br />
zu haben, steigt dabei mit<br />
wachsen<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensgröße.<br />
Die Ausgestaltung von Long-term<br />
Incentives steht in bestimmten Fällen<br />
nicht nur in Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwen<strong><strong>de</strong>r</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
auch mit <strong>de</strong>m Unternehmenserfolg: Wo<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung von LTI-Programmen<br />
<strong>Nach</strong>haltigkeitsziele im Mittelpunkt stehen,<br />
übertrifft das Leistungsniveau <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Unternehmen signifikant häufiger das<br />
Leistungsniveau <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitbewerber.<br />
Die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie machen<br />
<strong>de</strong>utlich, dass eine Verknüpfung von<br />
Vergütung mit <strong>de</strong>m Performance Management<br />
nicht nur nützlich im Sinne<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensstrategie ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
auch <strong>de</strong>utlich zur Zufrie<strong>de</strong>nheit von Systemanwen<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
beiträgt. So ist sowohl<br />
die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Bonussystem<br />
als auch die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m<br />
Performance Management signifikant<br />
größer, wenn bei<strong>de</strong> Elemente im Prozess<br />
miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verbun<strong>de</strong>n sind. Daher<br />
steht die weitere Integration bei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Systemwelten nicht von ungefähr weit<br />
oben auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Agenda <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten HR-<br />
Experten. Es bleibt zu beobachten, mit<br />
welcher Dynamik die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen realisiert wer<strong>de</strong>n. <br />
Dr. Harriet Sebald ist Senior Partner<br />
bei Hostettler, Kramarsch & Partner.<br />
Petra Knab-Hägele ist Senior Partner<br />
bei Hostettler, Kramarsch & Partner.<br />
Dr. Pia Lünstroth ist Senior Analyst<br />
bei Hostettler, Kramarsch & Partner.<br />
Dr. Anke Hammen ist Analyst<br />
bei Hostettler, Kramarsch & Partner.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
20 titel_VERGÜTUNG<br />
„Dieselben Spielregeln für alle“<br />
INTERVIEW. <strong>Nach</strong> großen Verlusten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise hat die Commerzbank ihre Boni<br />
radikal gekürzt. Wir fragten nach Erfolg und Belastbarkeit <strong>de</strong>s neuen Vergütungsmo<strong>de</strong>lls.<br />
personalmagazin: Bonuszahlungen für<br />
Bankmanager haben durch die neue EU-<br />
Regelung nun eine feste Grenze gesetzt<br />
bekommen – wie beurteilen Sie diese<br />
Entscheidung?<br />
Stefan Tress: Wir begrüßen die zügige<br />
Verabschiedung <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Kapitalanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsrichtlinie<br />
CRD IV, also<br />
die Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Basel-III-Regeln<br />
in nationales Recht. Die neuen Eigenkapital-<br />
und Liquiditätsregeln sind <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zentrale Baustein für ein stabiles Finanzsystem.<br />
Im Rahmen dieses Regelwerks<br />
wer<strong>de</strong>n auch die Vergütungsregeln für<br />
Finanzinstitute angepasst. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzmarktkrise war es<br />
für die Politik wichtig, Regelungen zu<br />
schaffen, die mögliche Fehlanreize vermei<strong>de</strong>n.<br />
Die Frage nach einer angemessenen<br />
Vergütung stand hier beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
im Fokus. Ein Mittel dabei ist sicherlich,<br />
das Verhältnis von Fixgehalt zu variabler<br />
Vergütung zu regeln. Ob die <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit<br />
genannten Begrenzungen die richtigen<br />
sind, wird die Zukunft zeigen.<br />
Rainer Dahms ist Bereichsleiter Policies<br />
& Rewards Group Human Resources bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Commerzbank AG in Frankfurt.<br />
personalmagazin: Verlieren Sie dadurch<br />
nicht an Attraktivität als Arbeitgeber?<br />
Tress: Für die Bankenbranche wie auch<br />
für die Commerzbank ist es eine unabdingbare<br />
Voraussetzung, ihre Mitarbeiter<br />
marktgerecht zu vergüten. Wir<br />
stehen im Finanzsektor in einem weltweiten<br />
Wettbewerb um Talente, bei nicht<br />
bankspezifischen Funktionen konkurrieren<br />
wir auch mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Branchen.<br />
Durch die Festlegung einer fixen Begrenzung<br />
<strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>de</strong>s Fixgehalts<br />
zum variablen Vergütungsanteil besteht<br />
natürlich die Gefahr, dass die Finanzdienstleistungsbranche<br />
an Attraktivität<br />
verliert. Deswegen ist es aus unserer<br />
Sicht essenziell, dass beim „Kampf um<br />
Talente“ dieselben Spielregeln für alle<br />
gelten. Die <strong>de</strong>mografische Entwicklung<br />
in Deutschland verschärft die Notwendigkeit<br />
weltweit gleicher regulatorischer<br />
Wettbewerbsbedingungen.<br />
Rainer Dahms: Unabhängig davon ist die<br />
Vergütung und dabei insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die<br />
variable Vergütung jedoch nur ein Bestandteil<br />
für die Attraktivität eines<br />
Arbeitsplatzes. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Faktoren wie<br />
Diversity, Work-Life-Balance, Aufstiegsmöglichkeiten,<br />
Internationalität, persönliche<br />
Weiterentwicklung et cetera<br />
spielen eine maßgebliche Rolle bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wahl <strong>de</strong>s Arbeitgebers.<br />
personalmagazin: Sie haben bereits 2010 –<br />
direkt nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise – die Bonuszahlungen<br />
für Ihre Topmanager gekürzt.<br />
Welche Maßnahmen enthielt die neue<br />
Vergütungsstrategie weiter im Einzelnen?<br />
Dahms: Die Vergütung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />
folgt einem klaren Ziel: Wir wollen<br />
unsere Mitarbeiter fair für ihre Leistung<br />
bezahlen. Unser Vergütungssystem<br />
berücksichtigt viele unterschiedliche<br />
Funktionen und bietet maßgeschnei<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />
Lösungen. Denn je<strong><strong>de</strong>r</strong> erwartet zu<br />
Recht, dass seine individuelle Position<br />
und seine Leistung angemessen bezahlt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Tress: Die Commerzbank war in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit<br />
nicht bekannt dafür, exorbitant<br />
hohe variable Vergütungen zu<br />
bezahlen. Gleichwohl gab es auch in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank zum Teil sehr variabel<br />
ausgerichtete Strukturen. Deshalb<br />
haben wir klare Richtlinien eingezogen<br />
und konkret <strong>de</strong>finiert, wie ein faires<br />
Verhältnis von variabler zu fixer Vergütung<br />
aussieht. Dazu haben wir entsprechen<strong>de</strong><br />
strukturelle Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung umgesetzt.<br />
Unser Ziel war aber auch eine homogene<br />
Struktur, die das Risiko <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />
in ein angemessenes Verhältnis<br />
zu seinem Verantwortungsgrad und zu<br />
seiner Rolle setzt. Zu<strong>de</strong>m haben wir die<br />
darüber hinausgehen<strong>de</strong>n Regelungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Institutsvergütungsverordnung umgesetzt,<br />
das heißt unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em sogenannte<br />
„Risk Taker“ i<strong>de</strong>ntifiziert und<br />
entsprechen<strong>de</strong> Deferal- und Retentionstrukturen<br />
aufgesetzt. Und schließlich<br />
haben wir die Vergütungsmo<strong>de</strong>lle und<br />
Strukturen transparent gemacht.<br />
personalmagazin 07 / 13
21<br />
personalmagazin: Ohne Probleme und<br />
Frustration auszulösen, wird eine so weitgreifen<strong>de</strong><br />
Gehaltssenkung nicht durchgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n können – wie konnten Sie<br />
die Mitarbeiter trotz<strong>de</strong>m motivieren?<br />
Dahms: Variable Vergütung ist sicherlich<br />
ein Motivationsfaktor, aber bei Weitem<br />
nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> einzige. So ist beispielsweise<br />
unser Zusatzleistungspaket am Markt<br />
äußerst konkurrenzfähig. Noch wichtiger<br />
ist unseres Erachtens die beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Kultur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank. Die<br />
Bank ist Vorreiter in vielen Themen,<br />
die Mitarbeitern wichtig sind: So ist das<br />
Thema „Diversity“ bei uns nicht nur ein<br />
Mo<strong>de</strong>thema: Wir setzen konkrete Maßnahmen<br />
für unsere Mitarbeiter um, von<br />
<strong>de</strong>nen sowohl die Mitarbeiter als auch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber profitieren.<br />
Es geht uns darum, dass alle Mitarbeiter<br />
in einem Umfeld arbeiten, in<br />
<strong>de</strong>m je<strong><strong>de</strong>r</strong> seine Stärken entfalten kann.<br />
Das heißt, dass wir die Vereinbarkeit<br />
von Privatleben und Beruf för<strong><strong>de</strong>r</strong>n – so<br />
sind beispielsweise unsere betriebsnahen<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>tagesstätten ausgezeichnet<br />
wor<strong>de</strong>n. Darüber hinaus ist uns die<br />
Gleichbehandlung homosexueller Kollegen<br />
äußerst wichtig – auch hier sind<br />
unsere Netzwerkaktivitäten mehrfach<br />
ausgezeichnet wor<strong>de</strong>n. Und auch im Gesundheitsmanagement<br />
bieten wir ein<br />
mannigfaltiges Angebot für unsere Mitarbeiter<br />
an. Als erstes Dax-Unternehmen<br />
wur<strong>de</strong> unser betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
2013 vom TÜV Süd zertifiziert.<br />
Neben <strong>de</strong>n Diversity-Themen liegt<br />
uns die Aus- und Weiterbildung sehr am<br />
Herzen. Deshalb investiert die Commerzbank<br />
stark in die Entwicklung ihrer Mitarbeiter.<br />
Aktuelles Beispiel: Gera<strong>de</strong> erst<br />
haben wir die „Commerzbank Aka<strong>de</strong>mie“<br />
auf <strong>de</strong>n Weg gebracht, die <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
Entwicklungswege aufzeigt und sie<br />
in ihrer persönlichen Entwicklung begleitet.<br />
Kurz: Diese Themen stehen für Mitarbeiter<br />
heute im Fokus, das Gehalt spielt<br />
nicht immer die zentrale Rolle.<br />
personalmagazin: Reagierte das Topmanagement<br />
nach Ihren Erfahrungen auf<br />
Bonuskürzungen an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als die tariflich<br />
bezahlten Mitarbeiter, als variable Vergütungsbestandteile<br />
gekürzt wur<strong>de</strong>n?<br />
Tress: Das kann man nicht pauschalisieren,<br />
<strong>de</strong>nn die Reaktionen sind über<br />
alle Hierarchieebenen hinweg sehr unterschiedlich.<br />
In unseren Augen ist die<br />
Hierarchieebene dabei weit weniger entschei<strong>de</strong>nd<br />
als individuelle Erfahrungen,<br />
Stefan Tress ist Head of Compensation<br />
& Benefits bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank AG in<br />
Frankfurt.<br />
die die Mitarbeiter mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />
gemacht haben. Dabei spielen<br />
Fragen eine Rolle, wie beispielsweise<br />
die Betriebszugehörigkeit eines Mitarbeiters<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch, ob er sich in seiner<br />
individuellen Laufbahn von <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />
fair behan<strong>de</strong>lt fühlt.<br />
Grundsätzlich kann man sagen, dass<br />
das Topmanagement, vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n Situation,<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> sich die Commerzbank befin<strong>de</strong>t,<br />
großes Verständnis für die Kürzung<br />
aufbringt. Und auch bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
stimmt es uns immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> positiv,<br />
dass sie – unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
aktuell schwierigen Vergütungssituation<br />
– weiterhin motiviert sind und ihr<br />
Bestes geben.<br />
personalmagazin: 2012 wur<strong>de</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank<br />
die variable Vergütung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mitarbeiter teilweise auch durch Aktien<br />
ersetzt – ist das ein empfehlenswertes<br />
Mo<strong>de</strong>ll?<br />
Tress: Die Auszahlung variabler Vergütung<br />
in Aktien war eine Maßnahme, die<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Situation 2012 genau<br />
die richtige Entscheidung war. Es ging<br />
darum, im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> erhöhten EBA-<br />
Kapitalanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen Eigenkapital zu<br />
generieren. Der Commerzbank war es<br />
dabei wichtig, dass alle einen Beitrag<br />
leisten. Die hohe Zustimmung von 90<br />
Prozent aller betroffenen Mitarbeiter<br />
war ein positives Signal <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft,<br />
dass sie an die Commerzbank glauben<br />
und bereit sind, hier auch persönlich ins<br />
Risiko zu gehen. Als dauerhaftes Mo<strong>de</strong>ll<br />
ist dies aus unserer Sicht nicht zwingend<br />
zielführend, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzungsaufwand<br />
sehr hoch war.<br />
personalmagazin: Wo sehen Sie die künftigen<br />
Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen für <strong>de</strong>n Bankensektor<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungspolitik?<br />
Dahms: Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung für Banken<br />
besteht darin, ihren Mitarbeitern die<br />
neuen Vergütungsstrukturen, die unter<br />
Hochdruck eingeführt wur<strong>de</strong>n, noch<br />
besser zu erklären, um insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die<br />
motivatorischen Aspekte wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr in<br />
<strong>de</strong>n Fokus zu rücken. Natürlich ist es für<br />
die Finanzdienstleistungsbranche auch<br />
wichtig, die Märkte genau zu beobachten:<br />
Führen die neuen regulatorischen<br />
Vorgaben dazu, dass sich die Fluktuation<br />
im Topmanagement aus <strong>de</strong>m Bankensektor<br />
hinaus erhöht und müssen<br />
<strong>de</strong>shalb gegebenenfalls Maßnahmen zur<br />
Stabilisierung eingeleitet wer<strong>de</strong>n? Es ist<br />
und bleibt essenziell, die Probleme, die<br />
im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzkrise entstan<strong>de</strong>n<br />
sind, in Erinnerung zu behalten und<br />
daraus zu lernen. Dabei ist es wichtig,<br />
regelmäßig zu hinterfragen, ob wir mit<br />
<strong>de</strong>n eingeleiteten Maßnahmen auf <strong>de</strong>m<br />
richtigen Weg sind. Das gilt für uns unabhängig<br />
von gelten<strong>de</strong>n Vorschriften.<br />
Das Interview führte Katharina Schmitt.<br />
07 / 13 personalmagazin<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
22 Management_NEWS<br />
Deutsche Arbeitnehmer<br />
sind nicht<br />
so engagiert wie<br />
ihre europäischen<br />
Kollegen.<br />
Mitarbeiter-Engagement steigt in<br />
Europa – nur nicht in Deutschland<br />
Um das Mitarbeiter-Engagement ist es in Europa trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> anhalten<strong>de</strong>n<br />
Wirtschaftskrise immer besser bestellt. Mit einem Anstieg<br />
um fünf Prozentpunkte auf 57 Prozent gegenüber <strong>de</strong>m vergangenen<br />
Jahr war <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Engagement-Skala am<br />
größten. Das zeigt die Studie „Trends in Global Engagement“ von Aon<br />
Hewitt, für die Daten von 2.500 Unternehmen mit über 3,8 Millionen<br />
Mitarbeitern weltweit ausgewertet wur<strong>de</strong>n. Seit 2011 haben sich die Werte<br />
kontinuierlich verbessert.<br />
In Deutschland aber sinkt das Engagement-Niveau seit 2010 kontinuierlich<br />
und liegt mittlerweile bei nur noch 46 Prozent. „Entwickelt sich<br />
die Wirtschaft positiv, sinkt – zeitlich leicht versetzt – in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel das<br />
Mitarbeiter-Engagement im Land“, erläutert Dr. Wolf-Bertram von Bismarck,<br />
Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Talent in EMEA bei Aon Hewitt, die zugrun<strong>de</strong><br />
liegen<strong>de</strong> These. „Die aktuellen Ergebnisse zeigen das sehr <strong>de</strong>utlich.“ Aber<br />
auch weltweit liegt noch einiges im Argen, <strong>de</strong>nn am unteren En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Skala<br />
tut sich nicht viel. Insgesamt sind laut <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie weiterhin 40 Prozent<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter nicht engagiert.<br />
Die wichtigsten Engagement-Treiber sind wie schon in <strong>de</strong>n Jahren zuvor<br />
berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ruf <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Erstmals ist die Vergütung unter <strong>de</strong>n Top drei <strong><strong>de</strong>r</strong> Motivationsfaktoren zu<br />
fin<strong>de</strong>n. 2011 war sie nicht einmal unter <strong>de</strong>n fünf erstgenannten Faktoren.<br />
Doch auch bei <strong>de</strong>n Engagement-Treibern bil<strong>de</strong>t Deutschland eine Ausnahme:<br />
Hier fin<strong>de</strong>t sich die Vergütung weiter unten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Skala.<br />
<strong>Nach</strong>gehakt<br />
Trainer richtig auswählen<br />
Die Stiftung Warentest hat vor Kurzem 500<br />
Unternehmen dazu befragt, wie sie ihre Trainer<br />
für die Personalentwicklung auswählen.<br />
Auffällig war dabei vor allem, dass sie wenig<br />
auf die didaktischen Fähigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Trainer<br />
achten und dafür eher Wert auf fachliche<br />
Qualifikationen und einen guten Ruf legen –<br />
größere Unternehmen legen sogar zu 80 Prozent<br />
Wert auf <strong>de</strong>n Ruf. Das Resultat stimme<br />
be<strong>de</strong>nklich, kommentieren die Testautoren<br />
auf ihrer Website test.<strong>de</strong>: „Vor allem die<br />
geringe Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> pädagogischen Qualifikation<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Dozenten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl einer<br />
Weiterbildung ist erschreckend.“ Ein Seminarleiter<br />
müsse sein Fachwissen anschaulich<br />
und abwechslungsreich rüberbringen, sonst<br />
sei eine Weiterbildung schnell nutzlos.<br />
Weitere wichtige Auswahlkriterien, die<br />
Personalentwickler beachten sollten, fin<strong>de</strong>n<br />
sich auch im <strong>Haufe</strong> Personal Office: So<br />
sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Trainer die <strong>de</strong>m Inhalt und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
jeweiligen Trainingsphase angemessenen<br />
Metho<strong>de</strong>n anwen<strong>de</strong>n (können). Er muss zu<br />
<strong>de</strong>n Teilnehmern passen. Das Honorar muss<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Leistung angemessen sein und er muss<br />
im Bedarfsfall zur Verfügung stehen. Die<br />
Unternehmensberatung I.O. Business weist<br />
außer<strong>de</strong>m darauf hin, dass Referenzen <strong>de</strong>s<br />
Trainers wichtig sind. Sie sollten belegen,<br />
dass er auch Folgeaufträge in einem<br />
Unternehmen erhalten hat. Zu<strong>de</strong>m kann<br />
die Mitgliedschaft in einem Fachverband<br />
entschei<strong>de</strong>nd sein, genauso wie spezifische<br />
Branchenkenntnisse.<br />
News <strong>de</strong>s Monats<br />
Motivieren Eine aktuelle Studie <strong><strong>de</strong>r</strong> Hay Group, für die 2.200 Unternehmen befragt wur<strong>de</strong>n, gibt Führungskräften erneut schlechte Noten<br />
für ihr Motivationstalent: Der Untersuchung zufolge sorgt über die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Chefs weltweit für ein schlechtes Arbeitsklima.<br />
Re<strong>de</strong>n Die Kommunikation in Teams lässt laut einer Studie <strong>de</strong>s Beratungsunternehmens DDI unter 1.279 Befragten zu wünschen übrig.<br />
35 Prozent gaben an, dass ihr Chef ihnen nie o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur manchmal zuhöre, wenn es um berufliche Belange gehe.<br />
Unterschei<strong>de</strong>n Laut einer Umfrage von Faktenkontor unter 1.000 Teilnehmern, davon 492 männlich und 508 weiblich, scheint es doch<br />
einen typisch männlichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> weiblichen Führungsstil zu geben. 77 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten stimmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage danach voll o<strong><strong>de</strong>r</strong> teilweise zu.<br />
Nur 21 Prozent stimmten <strong>de</strong>m eher nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> absolut nicht zu.<br />
+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
Management_DienstleistunGen<br />
23<br />
Beratungsfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
51.000 Positionen<br />
neu besetzt<br />
Auf ein neues Allzeithoch ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Umsatz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberatungsbranche<br />
gestiegen. 2012<br />
erwirtschafteten die Personalberater<br />
<strong>de</strong>s BDU 1,55 Milliar<strong>de</strong>n Euro (plus<br />
3,6 Prozent). 51.000 Positionen wur<strong>de</strong>n<br />
mit ihrer Hilfe neu besetzt (2011:<br />
48.800). Doch die Dynamik <strong>de</strong>s Wachstums<br />
hat sich im Vergleich zu <strong>de</strong>n Vorjahren<br />
<strong>de</strong>utlich abgeschwächt, so das<br />
Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Marktstudie „Personalberatung<br />
in Deutschland 2012/2013“.<br />
Nicht alle Personalberater konnten<br />
82<br />
Suche und<br />
Auswahl<br />
8 Managementdiagnostik<br />
4 Besetzung von<br />
Aufsichts-/Beiräten<br />
2 Management<br />
Development<br />
1 Unternehmensberatung<br />
1 Executive Coaching<br />
2 Sonstige (Outplacement,<br />
Employer Branding …)<br />
Alle Angaben in Prozent<br />
Die Suche und Auswahl von Führungskräften<br />
und Experten machen die Haupttätigkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberater aus. Doch<br />
immer mehr Firmen suchen selbst über<br />
Social-Media-Kanäle nach Kandidaten.<br />
Quelle: BDU, 2013<br />
2012 vom Branchenwachstum profitieren. Die beste Geschäftsentwicklung mel<strong>de</strong>ten<br />
die mittelgroßen Beratungen. Die großen Gesellschaften sind oft im internationalen<br />
Geschäft o<strong><strong>de</strong>r</strong> Branchen wie <strong>de</strong>m Fahrzeugbau tätig – Bereichen,<br />
<strong>de</strong>nen es 2012 nicht mehr so gut ging.<br />
Beratungssegmente, die 2012 ein starkes Wachstum verbuchten, waren Employer<br />
Branding, sonstige HR-Beratung, Outplacement-Beratung und Executive<br />
Coaching. Beim klassischen Geschäft <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberater, <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche und<br />
Auswahl von Führungskräften und Experten, ergaben sich ebenfalls leichte<br />
Zuwächse. Aber gera<strong>de</strong> in diesem Feld machen ihnen die Unternehmen zunehmend<br />
Konkurrenz. „Die Bemühungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Klientenunternehmen, über Onlineund<br />
Social-Media-Plattformen selber an geeignete Kandidaten zu gelangen,<br />
nimmt zumin<strong>de</strong>st auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Spezialisten- und unteren Führungsebene nochmals<br />
zu“, meinen über 90 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberater. Allerdings hören die Beratungen<br />
inzwischen auch immer häufiger Klagen von Kandidaten über zu häufige<br />
und teils unqualifizierte Ansprache über Social-Media-Kanäle. www.bdu.<strong>de</strong><br />
Weniger Zeitarbeiter erwartet<br />
Die Branchentarifzuschäge, aber auch das schwächere Wirtschaftswachstum<br />
machen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitarbeit zu schaffen. Laut <strong><strong>de</strong>r</strong> aktuellen Lünendonk-<br />
Liste „Führen<strong>de</strong> Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Unternehmen<br />
in Deutschland“ ging <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Top-25-Anbieter 2012 im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 0,6 Prozent zurück. Für das Jahr 2013 rechnen die 25 größten<br />
Dienstleister mit weiteren Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und mit rückläufigen Umsätzen<br />
(um 0,5 Prozent). Hartmut Lüerßen, Partner <strong><strong>de</strong>r</strong> Lünendonk GmbH, erwartet<br />
als Folge einen Rückgang bei <strong>de</strong>n Zeitarbeitnehmern. Seiner Prognose nach<br />
haben insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e solche Dienstleister eine gute Chance, sich auf <strong>de</strong>m Markt<br />
zu behaupten, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> komplexen Landschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Branchentarifzuschläge<br />
die Kun<strong>de</strong>nunternehmen kompetent informieren und beraten. Dies werte die<br />
„wahrgenommene Dienstleistungsqualität“ nachhaltig auf. www.luenendonk.<strong>de</strong><br />
07 / 13 personalmagazin
24 Management_Personalrisiken<br />
Ten<strong>de</strong>nz sinkend<br />
STUDIE. Die dritte Auflage <strong>de</strong>s Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x zeigt einen sinken<strong>de</strong>n Trend.<br />
Nur <strong>de</strong>n Gesundheitsrisiken schenken die meisten Befragten mehr Beachtung.<br />
Von Julia Ebert, Uljana Miller und Ingo Weller<br />
Zum dritten Mal haben die Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München, die Sage AG und das<br />
Personalmagazin <strong>de</strong>n Personal-<br />
Risiko-In<strong>de</strong>x erhoben. Zum ersten Mal<br />
zeigt sich bei allen beurteilten Personalrisiken<br />
eine sinken<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nz. Das<br />
bestätigt sich auch global – <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtin<strong>de</strong>x<br />
(PRI) im zweiten Halbjahr 2012<br />
betrug 4,35, im ersten Halbjahr 2013<br />
erreicht er einen Wert von 4,02.<br />
Wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> vergangenen Umfrage zum<br />
Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x aus <strong>de</strong>m zweiten<br />
Halbjahr 2012 (siehe Personalmagazin-<br />
Ausgabe 12/2012, Seite 48 f.) wur<strong>de</strong>n<br />
die Einschätzungen für acht Personalrisiken<br />
abgefragt: Austritts-, Engpass-,<br />
Anpassungs-, Motivations-, Loyalitäts-,<br />
Gesundheits-, Führungs- und HRM-Risiko.<br />
Die Risiken wur<strong>de</strong>n jeweils aktuell<br />
sowie perspektivisch für die kommen<strong>de</strong>n<br />
sechs Monate beurteilt. Die acht<br />
Risiken wer<strong>de</strong>n anschließend zu einem<br />
ungewichteten Gesamtin<strong>de</strong>x zusammengefasst.<br />
Weiterhin großes Interesse<br />
Die PRI-Befragung ist erneut auf großes<br />
Interesse gestoßen. 536 Teilnehmer<br />
haben die Risikofragen und sonstigen<br />
Pflichtangaben vollständig beantwortet<br />
– was als großer Erfolg zu werten ist.<br />
Die Befragung pen<strong>de</strong>lt sich also offensichtlich<br />
auf einem hohen und stabilen<br />
Niveau ein. Die Befragten sind überwiegend<br />
weiblich (54 Prozent; zuletzt<br />
57 Prozent). Ungefähr 28 Prozent sind<br />
Personalleiter (zuletzt 36 Prozent) und<br />
zirka 23 Prozent sind Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geschäftsleitung (zuletzt nur zwölf Prozent).<br />
Personalmitarbeiter und -referenten<br />
nehmen in <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Welle 18 Prozent<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten<strong>de</strong>n ein (zuletzt 20<br />
Prozent). Die Zahlen können als Indiz<br />
dafür gesehen wer<strong>de</strong>n, dass das Thema<br />
„Personalrisiko“ bei <strong>de</strong>n adressierten<br />
kleinen und mittelgroßen Unternehmen<br />
eine strategische Be<strong>de</strong>utung hat –<br />
schließlich hat mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Befragten eine Leitungsrolle inne, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
für <strong>de</strong>n Personalbereich o<strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />
gesamte Unternehmen.<br />
Am stärksten vertreten sind weiterhin<br />
Unternehmen aus <strong>de</strong>m Dienstleistungsbereich<br />
(aktuell: 18 Prozent; zuletzt: 19<br />
Prozent); darüber hinaus weist die Zugehörigkeit<br />
zu Wirtschaftszweigen keine<br />
spezifischen Differenzierungen untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
und zwischen <strong>de</strong>n Befragungswellen<br />
auf. Die Masse <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen<br />
hat aktuell zehn bis 249 Mitarbeiter (zusammen:<br />
73 Prozent; zuletzt 58 Prozent)<br />
– die Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>utet also darauf hin,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> PRI seine angepeilte Zielgruppe<br />
(KMU) mehr und mehr erreicht.<br />
Personal-risiko-in<strong>de</strong>x 1/2013<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Der Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x liegt für das erste Halbjahr 2013 bei einem Wert von 4,02<br />
Punkten. Er wird auf einer Skala von null (kein Risiko) bis zehn (hohes Risiko) gemessen.<br />
6<br />
Personal-<br />
Risiko-In<strong>de</strong>x<br />
4,02<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
Quelle: PRI 1/2013<br />
Personalrisiken sinken<br />
Der In<strong>de</strong>x erreicht, wie oben berichtet,<br />
im ersten Halbjahr 2013 einen Wert in<br />
Höhe von 4,02. Er liegt damit etwa acht<br />
Prozent unter <strong>de</strong>m ermittelten Wert<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> vergangenen Befragung aus <strong>de</strong>m<br />
zweiten Halbjahr 2012. Wie <strong><strong>de</strong>r</strong> globale<br />
In<strong>de</strong>x sinken auch die Einzelrisiken jeweils<br />
ab (zwischen einem und zwölf Prozent,<br />
gemessen am Vorbefragungswert).<br />
Das Engpassrisiko belegt wie bei bisher<br />
allen Befragungsrun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Spitzenwert.<br />
Aktuell liegt es bei 4,39 und damit<br />
zirka zwölf Prozent unter <strong>de</strong>m Vorbefragungswert<br />
von 4,99. Es folgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe<br />
nach das Führungs-, das HRM-, das Ge-<br />
personalmagazin 07 / 13
25<br />
sundheits- und das Motivationsrisiko –<br />
eine Reihenfolge, die sich ähnlich in <strong>de</strong>n<br />
vorhergehen<strong>de</strong>n Befragungen bereits<br />
zeigte. Den Schluss bil<strong>de</strong>n ebenso wie<br />
zuvor das Anpassungs-, das Loyalitätsund<br />
das Austrittsrisiko. Die Relationen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Risiken zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> haben sich damit<br />
strukturell nicht gravierend verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Der sinken<strong>de</strong> Trend muss jedoch nicht<br />
zwangsläufig eine Folge allgemein geringerer<br />
Risikowahrnehmungen sein.<br />
Wie oben skizziert, hat sich die Teilnehmerstruktur<br />
zwischen <strong>de</strong>n Wellen<br />
verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Unter diesen Vorzeichen ist<br />
die jeweils relative Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Risiken im Zeitverlauf interessant: Die<br />
geringsten Verluste zeigen sich beim Loyalitätsrisiko<br />
(nahezu unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t mit<br />
minus ein Prozent) sowie beim HRMund<br />
Gesundheitsrisiko (jeweils zirka minus<br />
fünf Prozent). Der stabile Trend <strong>de</strong>s<br />
Loyalitätsrisikos könnte ein sogenannter<br />
„Deckelungseffekt“ sein: Die Skala<br />
wur<strong>de</strong> zuvor bereits relativ niedrig beantwortet,<br />
sodass eine weitere Ten<strong>de</strong>nz<br />
nach unten die Befragten vor psychologische<br />
Hemmschwellen stellt. Dagegen<br />
gäbe es theoretisch für das HRM- und<br />
Gesundheitsrisiko noch Luft nach unten.<br />
Inhaltlich lassen die Zahlen eher darauf<br />
schließen, dass bei<strong>de</strong> Risiken als noch<br />
immer relevant o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar vergleichsweise<br />
stärker ausgeprägt als zuvor erachtet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Gesundheit wird Managementthema<br />
Interessanterweise zeigt sich, dass sowohl<br />
Geschäftsleiter als auch Personalmitarbeiter<br />
das Gesundheitsrisiko in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
aktuellen Befragung höher bewerten als<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> zurückliegen<strong>de</strong>n. Lediglich die<br />
unterschiedliche Verteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppen<br />
über die Befragungswellen drückt<br />
<strong>de</strong>n Gesamtmittelwert: Aktuell befin<strong>de</strong>n<br />
sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stichprobe fast doppelt so<br />
viele Geschäftsleiter, welche ten<strong>de</strong>nziell<br />
alle Risiken niedriger bewerten. Dieses<br />
paradoxe, aber logische Ergebnis lässt<br />
sich allerdings nicht ohne Weiteres auf<br />
die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Personalrisiken übertragen.<br />
Dort folgt das Absinken entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> komplexeren<br />
Mustern o<strong><strong>de</strong>r</strong> drückt eine echte<br />
Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Risikowahrnehmung<br />
aus. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Risiken<br />
gehen wir entsprechend davon aus,<br />
dass das Thema „Gesundheit“ stärker<br />
als zuvor in <strong>de</strong>n Fokus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortlichen<br />
rückt und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e auch die<br />
Führungskräfte in höheren Positionen<br />
erreicht hat.<br />
Wie in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Befragungen<br />
berichten kleine Unternehmen<br />
ten<strong>de</strong>nziell geringere Risikowahrnehmungen.<br />
Frauen und Männer zeichnen<br />
dagegen ein insgesamt sehr ähnliches<br />
Bild. Eine Ausnahme: Männer schätzen<br />
Austritts- und Engpassrisiken konsistent<br />
höher ein. Sie sehen die Interaktion<br />
Statistik Praxisbeispiel<br />
mit <strong>de</strong>m externen Arbeitsmarkt also kritischer<br />
als Frauen.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> vergangenen Befragung wur<strong>de</strong>n<br />
die Teilnehmer gebeten, einen Blick in<br />
die Zukunft zu werfen. Konkret sollten<br />
sie die Risiken in ihrer vermeintlichen<br />
Ausprägung in sechs Monaten bewerten.<br />
Die Einschätzung war ein<strong>de</strong>utig: Alle<br />
Risiken wür<strong>de</strong>n steigen, war die einvernehmliche<br />
Antwort. Im Detail wur<strong>de</strong>n<br />
Steigerungsraten zwischen einem und<br />
acht Prozent prognostiziert. Die aktuelle<br />
Befragung zeigt das genaue Gegenteil<br />
dieser Einschätzung. Alle Risiken wur<strong>de</strong>n<br />
wie beschrieben abgewertet.<br />
Diese Ergebnisse sind alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
als einfach zu <strong>de</strong>uten. Hat sich die<br />
Validität <strong>de</strong>s Personal-Risiko-In<strong>de</strong>x<br />
Der PRI ist eine Online-Erhebung mit allen Stärken und Schwächen, die für diese und<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Befragungstechniken typisch sind. Er wird anonym erhoben. Dennoch lassen<br />
sich Rückschlüsse auf die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten ziehen.<br />
Zum einen ist die Auswertung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>mografischen Daten wichtig. Diese zeigt, ob und<br />
wie sich die Teilnehmerstruktur verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, was für die Vergleichbarkeit über die Befragungswellen<br />
hinweg be<strong>de</strong>utsam ist. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> vorliegen<strong>de</strong>n Befragung dürfte entschei<strong>de</strong>nd<br />
sein, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> kleineren Unternehmen erhöht hat und auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitungsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> gestiegen ist. Wie sich zeigt, schätzen diese Vertreter<br />
nahezu alle Risiken weniger hoch ein als die übrigen Befragten, sodass zumin<strong>de</strong>st<br />
ein Teil <strong>de</strong>s sinken<strong>de</strong>n Trends auf diesen Umstand zurückzuführen ist.<br />
Neben <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischen Angaben erhebt <strong><strong>de</strong>r</strong> PRI noch eine Reihe weiterer Informationen,<br />
um die Validität <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie und damit die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Ergebnisse zu steigern. Ein<br />
Beispiel dafür: Zum Gesundheitsrisiko wie auch zu <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Risiken wer<strong>de</strong>n neben<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Risikoeinschätzung noch drei Fragen, die das Risiko genauer beschreiben, erfasst:<br />
- In <strong>de</strong>n letzten zwölf Monaten haben Mitarbeiter öfter überarbeitet und mü<strong>de</strong> gewirkt.<br />
- Gefährdungen am Arbeitsplatz wer<strong>de</strong>n in Ihrem Unternehmen erfasst und durch umfangreiche<br />
Sicherheitsvorkehrungen minimiert.<br />
- Fehlzeiten stellen für Ihr Unternehmen ein ernstes wirtschaftliches Problem dar.<br />
Die Fragen können jeweils mit Ja o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nein beantwortet wer<strong>de</strong>n. Die Korrelationsmuster<br />
zwischen <strong>de</strong>n Items sagen nun etwas über die Güte <strong><strong>de</strong>r</strong> Antworten aus. Ein aus<br />
<strong>de</strong>n drei Fragen gebil<strong>de</strong>ter In<strong>de</strong>xwert korreliert (mit r = 0,52) mit <strong>de</strong>m gemessenen<br />
Gesundheitsrisiko, aber <strong>de</strong>utlich niedriger mit allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Risiken (durchschnittlich<br />
mit r = 0,28). Die Antworten <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten erfolgen also nicht zufällig, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sind<br />
systematisch an <strong><strong>de</strong>r</strong> Intention <strong>de</strong>s PRI orientiert. Zusammenfassend können wir <strong>de</strong>m PRI<br />
eine vergleichsweise hohe Datenqualität bescheinigen.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>
26 Management_Personalrisiken<br />
personalrisiken im zeitverlauf<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Engpassrisiko<br />
Austrittsrisiko<br />
Anpassungsrisiko<br />
Loyalitätsrisiko<br />
Motivationsrisiko<br />
Gesundheitsrisiko<br />
Führungsrisiko<br />
HRM-<br />
Risiko<br />
Personal-<br />
Risiko-In<strong>de</strong>x<br />
aktueller Zeitpunkt (PRI 2/2012) in sechs Monaten (PRI 2/2012)<br />
aktueller Zeitpunkt (PRI 1/2013)<br />
in sechs Monaten (PRI 1/2013)<br />
Die Umfrageteilnehmer sehen sich insgesamt weniger starken<br />
Personalrisiken ausgesetzt als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Umfrage 2/2012. Am meisten<br />
fürchten sie weiterhin das Engpassrisiko. Für die kommen<strong>de</strong>n sechs<br />
Monate gehen sie durchweg von steigen<strong>de</strong>n Risiken aus.<br />
Quelle: PRi 1/2013<br />
Situation zwischenzeitlich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t?<br />
Musste man vor einem halben Jahr noch<br />
von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Trends ausgehen? Liegen<br />
Prognose und Ist-Zustand <strong>de</strong>swegen<br />
auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>? O<strong><strong>de</strong>r</strong> sind Prognosen –<br />
zumin<strong>de</strong>st, wenn sie methodisch wie<br />
hier eingesetzt wer<strong>de</strong>n – ganz generell<br />
zweifelhaft?<br />
Bei<strong>de</strong> Punkte haben sicherlich einen<br />
gewissen Wahrheitsanspruch: Zum<br />
einen sind Personalrisiken ein theoretisch<br />
und praktisch noch recht unerforschtes<br />
Gebiet. In <strong><strong>de</strong>r</strong> aka<strong>de</strong>mischen<br />
Literatur spielen sie quasi keine Rolle,<br />
sodass theoretische Mo<strong>de</strong>lle und empirische<br />
Vergleichsergebnisse Mangelware<br />
sind. Genauso entwickelt sich auch in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis das Gespür für die Notwendigkeit,<br />
Personal und Personalmanagement<br />
als erfolgskritische Komponenten<br />
zu betrachten, nur langsam. Und selbst<br />
dort, wo man von <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utsamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Human Resources überzeugt ist, fehlen<br />
oftmals reliable und vali<strong>de</strong> Kennzahlen<br />
und darauf aufbauend Datenbestän<strong>de</strong>,<br />
mit <strong>de</strong>nen man die Qualität von Personal<br />
und Personalmanagement nachhalten<br />
und evaluieren könnte. Unter solchen<br />
Bedingungen sind Prognosen immer<br />
schwierig.<br />
Eine weniger inhaltlich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mehr<br />
methodisch fundierte Begründung setzt<br />
am Messverfahren an. Es <strong>de</strong>utet sich an,<br />
dass die Befragten dazu tendieren, die<br />
aktuelle Situation konsistent schönzure<strong>de</strong>n<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft zuverlässig ein<br />
eher düsteres Bild zuzuschreiben. In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
aktuellen PRI-Befragung <strong>de</strong>utet vieles<br />
auf ein solches Szenario hin: Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> wer<strong>de</strong>n<br />
alle Risiken perspektivisch kritisch<br />
gesehen, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> liegen die erwarteten<br />
Steigerungsraten in einem Korridor von<br />
einem bis neun Prozent.<br />
HR sollte Zahlenbasis ausbauen<br />
„Strategic Workforce Planning“ sollte,<br />
egal, ob im großen, formalisierten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
kleineren, weniger strukturierten Rahmen<br />
eingesetzt, eine stärkere Verankerung<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis erfahren. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
kleine und mittelgroße Unternehmen<br />
scheinen hier noch <strong>Nach</strong>holbedarf zu<br />
haben. Eine schlechte Zahlenbasis einerseits<br />
und Schätzfehler an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />
– und vor allem bei<strong>de</strong> Einschränkungen<br />
in Kombination – sind keine guten Ratgeber<br />
für ein zukunftsorientiertes Personalmanagement.<br />
Drängen<strong>de</strong> Probleme wie ein funktionieren<strong>de</strong>s<br />
Gesundheitsmanagement<br />
wer<strong>de</strong>n nach wie vor von allen unseren<br />
Umfrageteilnehmern als wichtig und<br />
prekär angesehen. Ohne die Floskel<br />
„You can’t manage what you can’t or<br />
don‘t measure” zu stark zu strapazieren,<br />
lässt sich aus <strong>de</strong>n bisherigen PRI-<br />
Befragungen durchaus folgern, dass <strong>de</strong>n<br />
meisten Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die wir befragt<br />
haben, die Gefahren und einschränken<strong>de</strong>n<br />
Risiken <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeit durchaus<br />
bekannt sind. Lösungen und Erwartungen<br />
bezüglich interner und externer<br />
Entwicklungen scheinen <strong>de</strong>mgegenüber<br />
weniger klar zu sein.<br />
Vom Problem zum Potenzial<br />
Eine weitere Frage, die wir mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung<br />
bewusst nicht adressieren, ist<br />
die Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Potenziale. Personal und<br />
Personalmanagement müssen stärker<br />
noch als bisher als Wertschöpfungsfaktoren<br />
begriffen wer<strong>de</strong>n und nicht allein<br />
als Risiko- und damit Störpotenzial.<br />
Während einige Risiken positiv gewen<strong>de</strong>t<br />
als Potenziale ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n können<br />
(Gesundheit ist negativ ausgeprägt<br />
ein Problem und positiv ausgeprägt ein<br />
Potenzial), ist diese Logik für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Risikoarten weniger ein<strong>de</strong>utig bestimmbar.<br />
Ist zum Beispiel ein starkes Human<br />
Resource Management (und damit ein<br />
geringes HRM-Risiko) auch gleich ein<br />
Erfolgspotenzial?<br />
Es liegt bei <strong>de</strong>n Personalern, ihre Arbeit<br />
in Richtung dieser Interpretation<br />
auszubauen und glaubhaft zu kommunizieren.<br />
Julia Ebert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Lehrstuhl für Personalwirtschaft<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)<br />
München.<br />
Uljana Miller ist wissenschaftliche Hilfskraft<br />
am Lehrstuhl für Personalwirtschaft<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> LMU.<br />
Prof. Dr. Ingo Weller hat <strong>de</strong>n Lehrstuhl<br />
für Personalwirtschaft an <strong><strong>de</strong>r</strong> LMU inne.<br />
personalmagazin 07 / 13
Management_führungskräfteentwicklung 27<br />
Global in zwölf Monaten<br />
Praxis. Führung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t einen sicheren Umgang mit Kulturen. Der Chemiekonzern<br />
Wacker macht sein oberes Management in vier Modulen für die Globalisierung fit.<br />
Von Eva Baumann und Kerstin Kromer<br />
Wenn dies eine Reportage<br />
wäre, könnte man sie mit<br />
Rebecca Liu beginnen.<br />
Liu ist HR-Managerin bei<br />
Wacker Chemie in China. Als sie im<br />
oberbayerischen Bad Aibling nach <strong>de</strong>m<br />
Frühstück entsetzt auf ihre Armbanduhr<br />
blickt, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Seminartag ihrer<br />
Meinung nach gera<strong>de</strong> begonnen haben<br />
müsste, sitzen ihre Kollegen noch entspannt<br />
bei Kaffee o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tee. „Ist das jetzt<br />
peinlich?“, fragt Rebecca Liu, als sie<br />
merkt, dass sie ihre Uhr auf eine Stun<strong>de</strong><br />
zu früh umgestellt hat. Niemand krei<strong>de</strong>t<br />
ihr so etwas an in einer Kultur, die Unterschie<strong>de</strong><br />
respektiert. Wenn es von <strong>de</strong>n<br />
Kollegen überhaupt jemand bemerkt hat.<br />
Austausch für internationale Chefs<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kultur ist das so eine Sache.<br />
Je<strong>de</strong>s Unternehmen hat sie und bei Firmen,<br />
die seit langer Zeit bestehen, ist sie<br />
meist sehr ausgeprägt. Ihre Pflege macht<br />
Arbeit und es braucht Zeit, sie weiterzuentwickeln.<br />
Je<strong>de</strong>s internationale Unternehmen<br />
muss sich zu<strong>de</strong>m mit Kulturen<br />
aus aller Welt beschäftigen. Wacker ist<br />
mit 24 Produktionsstätten und etwa<br />
100 Repräsentanzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tochterunternehmen<br />
auf vier Kontinenten vertreten.<br />
Das Unternehmen hat <strong>de</strong>utsche Wurzeln<br />
und einen oberbayerischen Stamm. Seine<br />
Führungskräfte sind jedoch an vielen<br />
Orten, beispielsweise auch in Skandinavien,<br />
<strong>de</strong>n USA, im Mittleren Osten,<br />
in Südostasien und in China, tätig. Für<br />
Manager, die in <strong>de</strong>n Kreis <strong><strong>de</strong>r</strong> etwa 200<br />
oberen Führungskräfte (OFK) <strong>de</strong>s Un-<br />
ternehmens mit insgesamt 16.300 Mitarbeitern<br />
aufgenommen wer<strong>de</strong>n, gibt es<br />
seit 2005 ein Führungskräfteprogramm,<br />
genannt „OFK Management Circle“<br />
(OMC). Es erstreckt sich über ein Jahr<br />
und soll eine Gruppe von jeweils zwölf<br />
bis 14 Führungskräften bei <strong>de</strong>n hohen<br />
Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen ihrer Aufgabe in einem<br />
global tätigen Unternehmen unterstützen.<br />
2010 wur<strong>de</strong> das Programm zusammen<br />
mit <strong>de</strong>m Beratungsunternehmen<br />
Comteam neu aufgestellt und im vergangenen<br />
Jahr verstärkt international ausgerichtet.<br />
Ziel ist es, obere Manager aus<br />
verschie<strong>de</strong>nen Bereichen, Regionen und<br />
Kulturen in Austausch zu bringen. Sie<br />
dEr OFK MANAGEMENT CIRCLE (OMC)<br />
Modul 1<br />
als Führungspersönlichkeit<br />
wirksam sein<br />
Online-Feedback zu Führungsverhalten und Entwicklung<br />
Modul 2<br />
ergebnis- und<br />
wertorientiert<br />
führen<br />
Modul 3<br />
Weichen<br />
stellen in<br />
Strategie und<br />
Innovation<br />
sollen Wacker umfassend kennenlernen,<br />
aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten,<br />
über das Unternehmen, <strong>de</strong>ssen<br />
Ziele und Zukunft sprechen. Und das in<br />
einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Atmosphäre – verglichen<br />
mit <strong>de</strong>m Businessgespräch, bei <strong>de</strong>m<br />
meist Sachziele im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen.<br />
Vier Module in einem Jahr<br />
Der OMC ist modular aufgebaut (siehe<br />
Grafik unten). Das Programm verbin<strong>de</strong>t<br />
übergreifen<strong>de</strong> Elemente wie Führung,<br />
Unternehmenskultur, Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und<br />
aktuelle Fragestellungen wie zum Beispiel<br />
Resilienz (Module 1 und 4) mit speziellen<br />
Themen <strong>de</strong>s General Management<br />
+ Best-<br />
Practice-<br />
Besuch<br />
Modul 4<br />
Unternehmenskultur<br />
entwickeln,<br />
Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprozesse<br />
gestalten<br />
Gruppenfeedback <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer in <strong>de</strong>n Modulen<br />
Interpretation<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Feedback-<br />
Ergebnisse<br />
inklusive<br />
Coaching zur<br />
konkreten<br />
Umsetzung<br />
Die vier Module <strong>de</strong>s OMC erstrecken sich über ein Jahr. Module 1 und 4 wer<strong>de</strong>n situativ<br />
erarbeitet, während Module 2 und 3 strukturiert geplant wer<strong>de</strong>n.<br />
Praxis<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>
28 Management_führungskräfteentwicklung<br />
(Module 2 und 3). In <strong>de</strong>n Modulen 2 und<br />
3 sind die Inhalte stärker am Lernen von<br />
Faktenwissen orientiert. Hier geht es beispielsweise<br />
um Wertschöpfung, Ergebnisse,<br />
Strategien und Innovation. Diese<br />
Inhalte wer<strong>de</strong>n anhand von Fallbeispielen<br />
vermittelt und erarbeitet. Die Themen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Veranstaltungen sind vielfältig:<br />
Unter <strong>de</strong>m Titel „How Do Analysts Value<br />
Je<strong>de</strong>s internationale<br />
Unternehmen muss<br />
sich nicht nur mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
eigenen Firmenkultur,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu<strong>de</strong>m auch<br />
mit Kulturen aus aller<br />
Welt beschäftigen.<br />
Wacker?“ referiert etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter von Investor<br />
Relations über die Analystensicht<br />
auf das Unternehmen. O<strong><strong>de</strong>r</strong> es gibt einen<br />
Vortrag <strong>de</strong>s Chief Compliance Officer<br />
und eine gemeinsame Diskussionsrun<strong>de</strong><br />
mit einem Professor <strong><strong>de</strong>r</strong> praktischen<br />
Philosophie zum Thema „Ethische Konflikte“<br />
– zwischen unternehmerischer<br />
Wertschöpfung einerseits und ethischer<br />
Werthaltung an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit<br />
„From Transformation Need to Innovation<br />
Strength“ wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Innovationsansätze<br />
diskutiert und auf ihre<br />
Eignung für unterschiedliche Wacker-<br />
Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> hin überprüft.<br />
Interne Referenten mit Praxisbezug<br />
In <strong>de</strong>n Monaten zwischen <strong>de</strong>n Modulen<br />
wird ergänzend mittels eines Online-<br />
Fragebogens das Selbst- und Fremdbild<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer erhoben. Comteam führt<br />
zu <strong>de</strong>n Ergebnissen begleitend ein Coaching<br />
aller Teilnehmer durch, da sie als<br />
Trainingspartner für die Module 1 und 4<br />
die Teilnehmer bereits intensiv kennengelernt<br />
haben. Für <strong>de</strong>n aka<strong>de</strong>mischen<br />
Input bei <strong>de</strong>n Modulen 2 und 3 arbeitet<br />
Wacker beim OMC mit <strong><strong>de</strong>r</strong> European<br />
Business School (EBS) zusammen. Interne<br />
Referenten aus <strong>de</strong>m Unternehmen<br />
sorgen für direkten Praxisbezug. Und:<br />
Alle vier Vorstän<strong>de</strong> von Wacker nehmen<br />
sich an Kaminaben<strong>de</strong>n innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
einzelnen Module persönlich sehr viel<br />
Zeit für die Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungskräfte,<br />
die teilweise auch neu im Unternehmen<br />
sind. „Die Kaminaben<strong>de</strong> im OMC waren<br />
eine tolle Gelegenheit, unsere Vorstän<strong>de</strong><br />
persönlich, ja fast privat kennenzulernen“,<br />
resümiert Jürgen Herein, heute<br />
Businessteamleiter im Bereich Wacker<br />
Silicones und Teilnehmer am OMC<br />
2011/2012.<br />
Bezug zur Firma bil<strong>de</strong>t roten Fa<strong>de</strong>n<br />
Das Thema „Kultur“ spielte bei <strong><strong>de</strong>r</strong> OMC-<br />
Staffel 2012/2013 für die Organisatoren<br />
eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Rolle, das zeigt schon ein<br />
Blick auf die Liste <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer: Diese<br />
kamen aus ganz unterschiedlichen Bereichen<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens und hatten<br />
verschie<strong>de</strong>ne Nationalitäten, Herkünfte<br />
und Kulturen. Gab es in <strong>de</strong>n Jahren davor<br />
fast ausschließlich <strong>de</strong>utschsprachige<br />
Teilnehmer, wur<strong>de</strong> nun in allen vier<br />
Modulen Englisch gesprochen. Dass die<br />
vier Module im Quartalsschritt und mit<br />
klarem Bezug zum Unternehmen stattfan<strong>de</strong>n,<br />
wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Managern begrüßt:<br />
„Weil dabei immer ein roter Fa<strong>de</strong>n<br />
zu erkennen war und die wesentlichen<br />
Themen wie ‚Führung‘ und ‚Innovation‘<br />
nicht abgehoben von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wacker-Welt<br />
behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n“, sagt Cyril Cisinski,<br />
Franzose und Managing Director bei<br />
Wacker für <strong>de</strong>n Mittleren Osten. Dies<br />
erwies sich als wichtig, <strong>de</strong>nn die Teilnehmer<br />
waren in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Hinsicht bunt<br />
gemischt: zum Beispiel ein Werkleiter<br />
aus Norwegen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich plötzlich in einem<br />
Konzern wie<strong><strong>de</strong>r</strong>fin<strong>de</strong>t neben einer<br />
Amerikanerin, die just eine Führungsrolle<br />
in China übernommen hat, und<br />
einem <strong>de</strong>utschen IT-Leiter, <strong><strong>de</strong>r</strong> schon 25<br />
Jahre im Unternehmen arbeitet. „Diese<br />
Gruppe war die kulturell heterogenste<br />
aller bisherigen OMC-Programme. Für<br />
die Zusammenarbeit war das aber keinesfalls<br />
hin<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, da praktisch alle<br />
Teilnehmer bereits reichlich Erfahrung<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit mit Kollegen<br />
aus an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kulturen hatten“, erklärt<br />
Marco Stoll, Comteam-Berater beim<br />
OMC-Programm seit 2010. Die Wacker-<br />
Führungskräfte berichteten dabei von<br />
Schwiergkeiten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> interkulturellen<br />
Zusammenarbeit im Unternehmen.<br />
Cyril Cisinski erzählte beispielsweise<br />
von Besprechungen mit Mitarbeitern<br />
aus verschie<strong>de</strong>nen arabischen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />
bei <strong>de</strong>nen er auch auf <strong>Nach</strong>frage keine<br />
Wortmeldung erhielt. In anschließen<strong>de</strong>n<br />
Einzelgesprächen ließen sich die<br />
Dinge für ihn wesentlich besser klären.<br />
„Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Menschen aus Kulturen,<br />
in <strong>de</strong>nen richtig o<strong><strong>de</strong>r</strong> falsch eine viel<br />
größere Rolle spielt, als dies bei vielen<br />
europäischen Kulturen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist, sind<br />
zurückhaltend, wenn es darum geht,<br />
sich in großen Gruppen und dann noch<br />
gegenüber hierarchisch Höhergestellten<br />
zu äußern“, weiß Marco Stoll, <strong><strong>de</strong>r</strong> oft mit<br />
multikulturellen Teams arbeitet. „Um<br />
diese Hür<strong>de</strong> zu überwin<strong>de</strong>n braucht es<br />
zwei Dinge: Die Menschen müssen erstens<br />
untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> in Kontakt kommen<br />
und zweitens die Fähigkeit entwickeln,<br />
Irritationen, die durch ‚falsches‘ Verhalten<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>er ausgelöst wer<strong>de</strong>n, anzusprechen<br />
und zu klären.“<br />
Crashkurs zur Unternehmenskultur<br />
Was bringt das Führungskräfteprogramm<br />
für Wacker aus Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer?<br />
„Zusammenarbeit und gemeinsame<br />
Ausrichtung“, ist sich Cisinski<br />
sicher. „Ein besseres Management“,<br />
ergänzt Jutta Matreux, Leiterin <strong>de</strong>s Sustainability<br />
Management von Wacker,<br />
und: „Es braucht Distanz zur täglichen<br />
Arbeit“, betont sie. „Die meisten unserer<br />
Manager sind permanent mitten im<br />
System“, beobachtet auch Arno von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Eltz, Geschäftsbereichsleiter Wacker Polymers.<br />
Seiner Meinung nach wird es<br />
künftig wichtiger, bestehen<strong>de</strong> Strategien<br />
zu hinterfragen, daraus neue zu entwickeln<br />
und diese direkt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />
personalmagazin 07 / 13
29<br />
Die oberen Führungskräfte<br />
beschäftigen sich in Modul 4 mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kultur <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
zu erproben. „Das ist kein Spaziergang“,<br />
beschreibt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Eltz diesen Weg.<br />
Für jeman<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> relativ neu im<br />
Unternehmen arbeitet, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> OMC ein<br />
Crashkurs in Sachen Wacker und Wacker-Kultur.<br />
So war es für Christian Essers,<br />
Director Energy Procurement, also<br />
verantwortlich für <strong>de</strong>n Stromeinkauf.<br />
Am Beginn seines OMC-Programms<br />
war er noch nicht einmal ein Jahr bei<br />
<strong>de</strong>m Chemieunternehmen. „Ich lerne in<br />
so einem Programm auch, wie Wacker<br />
Chemie nicht funktioniert“, beschreibt<br />
Essers seine Erfahrungen vor <strong>de</strong>m Hintergrund,<br />
dass er schon in mehreren Unternehmen<br />
war.<br />
Zu geson<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Terminen außerhalb<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Module wur<strong>de</strong>n alle zwölf OMC-Teilnehmer<br />
im Laufe <strong>de</strong>s Jahres durch Comteam<br />
individuell gecoacht. Die Themen<br />
bestimmten die Führungskräfte aus ihrer<br />
individuellen Situation heraus: Beim<br />
einen ging es um die Schwierigkeit, an<br />
einen neuen Chef heranzukommen, ein<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>er überlegte, wie er mit Low Performern<br />
in seinem Team umgehen solle. Ein<br />
dritter Teilnehmer hatte jeman<strong>de</strong>n in seiner<br />
neuen Abteilung, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich selbst Hoffnung<br />
auf seine Position gemacht hatte.<br />
Ein weiterer <strong><strong>de</strong>r</strong> gecoachten Führungskräfte<br />
hatte das Gefühl, dass er im OMC-<br />
Programm Dinge gelernt hatte, die in die<br />
Kultur seines direkten Umfelds nicht so<br />
recht reinpassten und nun einiges an<br />
Transferarbeit verlangten. Und einer<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Manager fragte, ob es gut sei, wenn<br />
sich in seinem internationalen Team die<br />
einzelnen Ethnien beim Mittagstisch in<br />
verschie<strong>de</strong>ne Ecken <strong>de</strong>s Speisesaals setzen.<br />
Ihm konnte gesagt wer<strong>de</strong>n, dass es<br />
manchmal ganz gut sei, sich abzugrenzen,<br />
um dann bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zuzugehen.<br />
Neu-Burghausen wird abgeschafft<br />
Neben <strong>de</strong>n Fachinhalten ist es zentraler<br />
Auftrag <strong>de</strong>s Programms, Networking zu<br />
ermöglichen und eine offene Führungskultur<br />
weiterzuentwickeln. Beim Thema<br />
„Unternehmenskultur“ setzte Comteam<br />
im vierten Modul an, das die Teilnehmer<br />
En<strong>de</strong> Februar 2013 zu einer Woche<br />
im oberbayerischen Bad Aibling zusammenbrachte.<br />
Dort beschäftigten sich die<br />
oberen Führungskräfte intensiv mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bestehen<strong>de</strong>n Unternehmenskultur bei<br />
Wacker und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Ausprägungen. Anschließend<br />
wur<strong>de</strong> ausgelotet, welcher<br />
Umriss <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmenskultur bei<br />
Wacker anzustreben sei, um die strategischen<br />
Ziele zu erreichen.<br />
Etwas Sorgen hatte manchem Teilnehmer<br />
die spürbare Dominanz <strong>de</strong>s<br />
Hauptproduktionsstandorts Burghausen<br />
breitet. „Früher schien es manchmal so,<br />
als wür<strong>de</strong> man, beim Neuaufbau einer<br />
Produktion beispielsweise, Wacker-Angestellte<br />
irgendwohin schicken, um ein<br />
kleines Neu-Burghausen aufzubauen“,<br />
berichtete ein OMC-Teilnehmer. Dass<br />
das heute besser ist, dazu tragen Programme<br />
wie <strong><strong>de</strong>r</strong> OMC bei. Kulturellem<br />
Sendungsbewusstsein ist ein gesun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kulturpragmatismus gefolgt.<br />
Seminare wer<strong>de</strong>n offen gestaltet<br />
Und wie hat sich das Programm in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen drei Jahren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />
©Comteam<br />
entwickelt? „Wir sind in Modul 1 und 4<br />
immer mehr zu einem ‚Training on the<br />
Go‘ gekommen, vor allem im ersten Modul,<br />
das die Basis <strong>de</strong>s OMC legt“, sagt<br />
Trainer Marco Stoll. Das heißt, das Training<br />
wird jeweils unmittelbar um die<br />
Anliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n gebaut, weniger<br />
im Vorfeld am Reißbrett geplant.<br />
Die Module 2 und 3 dagegen sind langfristig<br />
vorbereitet, hier wer<strong>de</strong>n Fachinhalte<br />
auf hohem Niveau vermittelt. Die<br />
Business School liefert <strong>de</strong>n generischen<br />
Input, Wacker-Experten <strong>de</strong>n Bezug zum<br />
Unternehmen; eine Diskussion <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalte<br />
run<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Dreiklang ab. Der OMC<br />
ist damit sowohl strukturiert als auch<br />
situativ.<br />
Aus Sicht <strong>de</strong>s Programmmanagements<br />
sind die „Shortcuts“, also die kurzen Verbindungen,<br />
die das Programm in einem<br />
Unternehmen wie Wacker bil<strong>de</strong>t, eminent<br />
wichtig. Eine weitere Dimension kommt<br />
dann dazu, wenn man die einzelnen Staffeln<br />
– wie geplant – untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> vernetzt.<br />
Dann haben nicht nur zwölf o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
14, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gleich mehrere Dutzend <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
rund 200 Topleute einen direkten Draht<br />
zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> und wissen, wen man auf <strong>de</strong>m<br />
kleinen Dienstweg wie erreicht.<br />
Für 2014 ist eine neue OMC-Staffel<br />
geplant. Mit Teilnehmern aus <strong><strong>de</strong>r</strong> vielfältigen<br />
Führungswelt von Wacker Chemie,<br />
die sich über Grenzen, Unternehmensbereiche<br />
und Kulturen hinweg austauschen.<br />
Vielleicht mit einem Modul in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mega-Metropole Shanghai.<br />
Und so könnte man zurückkommen<br />
auf Rebecca Liu vom Beginn dieses Beitrags,<br />
die ihrer Zeit nur schon ein wenig<br />
voraus war.<br />
Eva Baumann ist Referentin<br />
für Führungskräfteentwicklung<br />
bei Wacker Chemie.<br />
Kerstin Kromer ist<br />
Beraterin und Coach bei<br />
Comteam.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>
30 Management_Unternehmenskultur<br />
Yahoo-Mitarbeiter? Anwesend!<br />
meinung. Bei Yahoo gilt nun Anwesenheitspflicht für alle. Diese Vorgabe hat eine Debatte<br />
um Mitunternehmertum, Vertrauen und Kontrolle in <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Szene losgetreten.<br />
Von Angela Maus<br />
David Cole, Chief Risk Officer<br />
beim Schweizer Rückversicherer<br />
Swiss Re, hat vor Kurzem<br />
in einem Vortrag erklärt, dass<br />
in seinem Unternehmen die Zeiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Anwesenheit <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Resultate weichen<br />
wer<strong>de</strong>n. Zu hoch sei das Risiko,<br />
künftige Talentgenerationen zu verlieren,<br />
wenn die Unternehmenskultur die<br />
unterschiedlichen Lebensmo<strong>de</strong>lle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mitarbeiter nicht unterstützen könne.<br />
Marissa Mayer, neue CEO bei Yahoo,<br />
schreibt hingegen ab sofort wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesenheit<br />
im Yahoo-Großraumbüro vor.<br />
Je<strong>de</strong> Art von Homeoffice o<strong><strong>de</strong>r</strong> Telearbeit<br />
soll dort been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Im internen<br />
Yahoo-HR-Memo klingt das so: „Um <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
absolut beste Arbeitsplatz zu wer<strong>de</strong>n,<br />
sind Kommunikation und Kollaboration<br />
die wichtigsten Elemente. Daher müssen<br />
wir Seite an Seite arbeiten. Ergo ist es<br />
unerlässlich, dass wir alle im Büro anwesend<br />
sind. Einige <strong><strong>de</strong>r</strong> besten Entscheidungen<br />
und Einfälle entstehen auf <strong>de</strong>m<br />
Gang, in Kantinengesprächen, durch das<br />
Kennenlernen neuer Kollegen und Adhoc-Team-Meetings.“<br />
Ein konservativer Schweizer Rückversicherungsgigant<br />
spricht von Mitunternehmertum,<br />
das Arbeiten von überall<br />
und zu je<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit ermöglichen will, während<br />
eine hippe Silicon-Valley-Firma offenbar<br />
das Rad <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit zurückdreht.<br />
Und nicht nur Marissa Mayer scheint<br />
diese neue Marschrichtung einzuschlagen.<br />
Mitläufer haben sich schnell gefun<strong>de</strong>n:<br />
zum Beispiel das Unternehmen Best<br />
Buy, ein Anbieter von Unterhaltungs-<br />
elektronik. Matt Furman, Pressesprecher<br />
von Best Buy, erklärt dazu in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zeitung „Minneapolis Star Tribune“: „Es<br />
macht Sinn, nicht nur auf die Resultate<br />
zu schauen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch zu sehen, wie<br />
die Arbeit erledigt wird. Kurzum: Anwesenheit<br />
ist auch das neue alte Motto von<br />
Best Buy. Das be<strong>de</strong>utet, Mitarbeiter so<br />
oft wie möglich im Büro zu haben, um<br />
Kommentar<br />
Als „Rowe“ verloren ging<br />
miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu arbeiten und sich zu vernetzen,<br />
um neue Wege zu fin<strong>de</strong>n, unser<br />
Geschäft zu verbessern.“<br />
Keine gute Talentwerbung<br />
Wohin führt <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg von Yahoo und<br />
Best Buy? Zurück zur Stechuhr? Wie<br />
funktioniert dann die globale Zusammenarbeit?<br />
Wie kann Yahoo authentisch<br />
Marissa Mayer muss aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Anwesenheitspflicht Kritik hinnehmen, die auch<br />
sie selbst als Führungskraft trifft. Denn sie scheint die Prinzipien von „Rowe“ nicht als<br />
Teil ihrer Firmen- und Führungskultur zu sehen, wie Jan Haines aufzeigt.<br />
Als Arbeitgeber, <strong><strong>de</strong>r</strong> selbst „Rowe“ („Results<br />
Only Work Environment“) im Jahr 2008 in<br />
seinem Unternehmen eingeführt hat, <strong>de</strong>nke<br />
ich persönlich, dass Yahoo einen großen<br />
Fehler macht. Es ist zu leicht, lediglich nicht<br />
funktionieren<strong>de</strong> Homeoffice-Regeln für<br />
Probleme im Unternehmen verantwortlich<br />
zu machen.<br />
Aus meiner Sicht gestalten Manager die<br />
Umwelt in einem Unternehmen. Sie bestimmen<br />
die Regeln und sind das leben<strong>de</strong> Beispiel.<br />
Darüber hinaus müssen sie in Kontakt<br />
mit ihren Kollegen und Teams bleiben, um<br />
Ergebnisse bitten, aufmerksam beobachten<br />
sowie überprüfen, ob Ergebnisse wie<br />
gewünscht geliefert wur<strong>de</strong>n.<br />
Zwischen mir und meiner Mannschaft<br />
besteht eine klare Abmachung darüber, was<br />
„Rowe“ am Leben hält: Kein Ergebnis – kein<br />
Job. Dafür genießen wir alle im Unternehmen<br />
die Freiheiten von „Rowe“. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> neue<br />
Mitarbeiter bekommt diese Einstellung und<br />
die dazugehörigen Bedingungen während<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Wochen im Unternehmen vermittelt.<br />
Wenn die angestrebten Ergebnisse<br />
ausbleiben, ist es einfach, herauszufin<strong>de</strong>n,<br />
wer liefert und wer nicht.<br />
Definitiv ist „Rowe“ kein System, das<br />
kollektive Bestrafungen und Beschneidung<br />
von Freiheiten unterstützt. Der Geist dieser<br />
Managementmetho<strong>de</strong> verlangt statt<strong>de</strong>ssen<br />
von Führungskräften, die Zeit zu investieren,<br />
Missbrauchsfälle und Vertrauensbrüche<br />
gründlich zu durchleuchten, zu verstehen, zu<br />
hinterfragen und zielgenau zu adressieren.<br />
Doch sind wir ehrlich, dann müssen wir uns<br />
fragen, ob wir Manager unsere Haushaltspflichten<br />
ernst nehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob wir nicht<br />
Teil <strong>de</strong>s Problems sind. Für mich ist das<br />
Problem bei Yahoo daher vor allem ein<br />
personalmagazin 07 / 13
31<br />
Jan Haines ist<br />
Geschäftsführer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
HR Factory GmbH in<br />
Ismaning.<br />
Managementproblem. Möglicherweise hat<br />
das Management nicht die richtigen Dinge<br />
gemessen, die Kontrolle und vor allem die<br />
Nähe zu seinen Mitarbeitern verloren. Die<br />
Mitarbeiter wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um haben <strong>de</strong>n Sinn und<br />
die Richtung in ihrer Arbeit verloren – für<br />
wen sie was leisten sollten und warum.<br />
Der Fisch stinkt vom Kopf her. Als Unternehmer<br />
bin ich mir daher ziemlich sicher,<br />
dass Yahoo eher geholfen wäre, <strong>de</strong>n Fokus<br />
auf Verhaltensmerkmale, Fähigkeiten und<br />
Werte innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungsmannschaft<br />
zu richten, statt die Rechte <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />
kollateral zu beschnei<strong>de</strong>n, die das Vertrauen<br />
und die Möglichkeit <strong>de</strong>s Homeoffice in<br />
keinster Weise missbraucht haben o<strong><strong>de</strong>r</strong> vielleicht<br />
sogar darauf angewiesen sind. Diese<br />
kommen nun wi<strong><strong>de</strong>r</strong>willig und <strong>de</strong>motiviert<br />
ins Büro und kehren möglicherweise diesem<br />
Arbeitgeber <strong>de</strong>n Rücken.<br />
Produkte zur sozialen Produktivität<br />
anbieten? Wie funktioniert dann Work-<br />
Life-Balance und Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie?<br />
Richard Branson, Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Virgin<br />
Group, ließ postwen<strong>de</strong>nd seine Meinung<br />
zu Mayers Politik mit <strong>de</strong>n Worten verlauten,<br />
„ein großer Teil erfolgreicher<br />
Arbeit mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen ist davon<br />
abhängig, Menschen zu vertrauen, ihre<br />
Arbeit zu erledigen, wo auch immer sie<br />
sind, und zwar ohne Aufsicht, aber mit<br />
Aufmerksamkeit.“ Arbeit sei kein Platz<br />
mehr, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n etwas, das erledigt wer<strong>de</strong>n<br />
will.<br />
Es ist zu vermuten, dass Toptalente<br />
die Unternehmenskultur von Yahoo und<br />
Best Buy als wenig fortschrittlich wahrnehmen<br />
wer<strong>de</strong>n. Schließlich spricht die<br />
Vorschrift <strong>de</strong>n Mitarbeitern die Fähigkeit<br />
ab, mündig und selbstbestimmt zu<br />
entschei<strong>de</strong>n, wann sie im Büro miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
arbeiten müssen und wann man von<br />
zuhause o<strong><strong>de</strong>r</strong> per Vi<strong>de</strong>okonferenz gleichermaßen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar noch produktiver<br />
tätig sein kann.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> komplexen Welt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vi<strong>de</strong>ospielherstellung<br />
zum Beispiel entschei<strong>de</strong>n<br />
sich Teams oft bewusst für Anwesenheit,<br />
um die agilen Prozesse gemeinsam zu<br />
© picture alliance / AP Photo<br />
CEO Marissa Mayer führt<br />
die Anwesenheitspflicht<br />
bei Yahoo wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein.<br />
erlernen und das optimale Zusammenspiel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> teaminternen Fähigkeiten aufzubauen.<br />
Doch gibt es hier keine Absolutismen,<br />
welche das Team zur Anwesenheit<br />
zwingt. Denn die Firmen wissen, dass<br />
sie damit Talente vergraulen, wie Senta<br />
Jakobsen, COO <strong><strong>de</strong>r</strong> Spielefirma NG-<br />
Moco, bestätigt: „Die besten Talente <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Spieleindustrie sitzen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt verstreut<br />
und haben keine Lust, mit ihren<br />
Familien nach Schwe<strong>de</strong>n umzuziehen.<br />
Nur junge Weltent<strong>de</strong>cker und mittelmäßige<br />
Talente haben noch Spaß am Noma<strong>de</strong>ntum,<br />
um Projekt für Projekt <strong>de</strong>n<br />
Standort zu wechseln. Die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> gehen<br />
zur Schule, die Partner haben Karrieren.<br />
Das Unternehmen, welches am schnellsten<br />
lernt, am besten in allen Konstellationen<br />
zusammenzuarbeiten, gewinnt<br />
die besten Talente. Die Entwicklung ist<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Währung. Gemeinsam mit <strong>de</strong>n<br />
Besten in interdisziplinären Teams voller<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Diven an erfolgreichen und<br />
höchst anspruchsvollen Produkten zu<br />
arbeiten und dafür nicht um die halbe<br />
Welt umziehen zu müssen – dies ist das<br />
Versprechen, welches wir als Führungsteam<br />
lernen zu halten.“<br />
Die eigentliche Debatte dreht sich um<br />
Vertrauen versus Kontrolle<br />
Im En<strong>de</strong>ffekt ist die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
weniger <strong><strong>de</strong>r</strong> Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitserbringung,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Diskussion um Vertrauen<br />
versus Kontrolle. Eine effektive Wertschöpfungskultur<br />
kann unabhängig<br />
vom Arbeitsort und starren Arbeitszeiten<br />
wachsen. Das beweisen mittlerweile<br />
viele Unternehmen. Doch die unverrückbare<br />
Ansage von oben, das Gesetz<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesenheit, nimmt Yahoo die strategische<br />
Flexibilität o<strong><strong>de</strong>r</strong> alternativ die<br />
Glaubwürdigkeit, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> von diesem<br />
Kurs abzuweichen.<br />
Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Karrierewebseite von Yahoo<br />
heißt es: „Wenn Sie nachweisen können,<br />
dass Sie intelligent und verantwortlich<br />
sind, wer<strong>de</strong>n Sie an etwas Großem arbeiten.“<br />
Die eigene Mündigkeit, das Leben<br />
über die Arbeit hinaus zu gestalten,<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>
32 Management_Unternehmenskultur<br />
Kommentar<br />
Selbstverantwortung lernen<br />
Die Anwesenheit im Büro ist für bestimmte Aufgaben nötig – für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e nicht. Gera<strong>de</strong> in<br />
agilen Softwareentwicklerteams bestätigt sich dies. Dafür müssen die Mitarbeiter aber<br />
auch befähigt wer<strong>de</strong>n, hochgradig selbstorganisiert zu arbeiten, for<strong><strong>de</strong>r</strong>t André Häusling.<br />
AndrÉ Häusling<br />
ist Geschäftsführer<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> HR Pioneers<br />
GmbH in Köln.<br />
Bei unseren Kun<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> IT-Branche sind<br />
flexible Arbeitszeiten einschließlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Möglichkeit, Homeoffice in Anspruch zu<br />
nehmen, gängige Praxis. Viele <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong>n<br />
werben bei Kandidaten mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Flexibilität,<br />
ihre Arbeitszeit in einem gewissen Rahmen<br />
selbst einzuteilen. Trotz dieser zugestan<strong>de</strong>nen<br />
Freiheit gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
wird jedoch zugleich betont, dass gera<strong>de</strong> in<br />
agilen Umgebungen bestimmte Rahmenbedingungen<br />
vorhan<strong>de</strong>n sein müssen, damit<br />
auf Basis dieser Flexibilität eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit möglich ist.<br />
Unsere Erfahrung in <strong><strong>de</strong>r</strong> HR Pioneers GmbH<br />
zeigt, dass die Zusammenarbeit verteilter<br />
Teams wesentlich schwieriger ist, wenn<br />
diese nicht die Möglichkeit haben, sich<br />
regelmäßig persönlich zu treffen. Gera<strong>de</strong><br />
für agile Teams, in <strong>de</strong>nen regelmäßiges<br />
Feedback, hohe Transparenz sowie intensive<br />
Kommunikation elementar sind, gilt, dass<br />
die Mitarbeiter <strong>de</strong>n Reifegrad dafür besitzen<br />
müssen. Mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Worten, Selbstorganisation<br />
und Selbstverantwortung müssen<br />
von <strong>de</strong>n Teammitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n gelernt wer<strong>de</strong>n,<br />
um einschätzen zu können, wann eine Anwesenheit<br />
im Büro sowie physische Treffen<br />
mit <strong>de</strong>n Kollegen absolut notwendig sind<br />
und wann im Gegenzug von zuhause aus<br />
gearbeitet wer<strong>de</strong>n kann – ohne <strong>de</strong>n Prozess<br />
zu stören und Ziele zu gefähr<strong>de</strong>n. Dass bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Inanspruchnahme von Homeoffice eine<br />
Erreichbarkeit von zuhause aus vorhan<strong>de</strong>n<br />
sein muss, um eventuelle Probleme zu<br />
klären o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Teamkollegen für Fragen<br />
zur Verfügung zu stehen, versteht sich von<br />
selbst.<br />
Sind diese Voraussetzungen vorhan<strong>de</strong>n, ist<br />
es durchaus sinnvoll, <strong>de</strong>n Mitarbeitern die<br />
Flexibilität einzuräumen, selbst zu ent-<br />
schei<strong>de</strong>n, ob und wann sie im Homeoffice<br />
arbeiten o<strong><strong>de</strong>r</strong> am Arbeitsplatz sein möchten.<br />
Auch o<strong><strong>de</strong>r</strong> gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Softwareentwicklung<br />
gibt es durchaus Aufgaben, für die es<br />
zweckmäßig ist, sich zurückziehen zu können,<br />
um diese so effizient zu erledigen.<br />
Darüber hinaus wird durch diese Flexibilität<br />
<strong>de</strong>m grundsätzlichen agilen Gedanken in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit Rechnung getragen.<br />
Die Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n als selbstbestimmte<br />
Individuen angesehen, <strong>de</strong>nen die Möglichkeit<br />
auch eingeräumt wird, Selbstverantwortung<br />
zu übernehmen und selbstorganisiert<br />
zu arbeiten.<br />
Vor diesem Hintergrund lässt sich zusammenfassen:<br />
Die Dosis macht das Gift. Der<br />
Umgang mit Homeoffice muss von <strong>de</strong>n<br />
Teams gelernt wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> pauschale<br />
Regel wird zu Problemen führen, eine individuelle<br />
Betrachtungsweise ist hilfreich.<br />
scheint jedoch nicht Teil dieses „Großen“<br />
zu sein. Das Risiko von Mayer ist, Talente,<br />
die die Zukunft von Yahoo sichern<br />
könnten, durch diesen offen kommunizierten<br />
Mangel an Flexibilität zu verlieren<br />
und zu vergraulen.<br />
HR muss sich mehr einbringen<br />
Und wo ist <strong><strong>de</strong>r</strong> strategische Partner HR<br />
in diesem ganzen Szenario? Die Chance,<br />
durch gute und notwendige Fragen<br />
zur Flexibilisierung und Individualisierung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit ein neues unternehmerisches<br />
„Framework“ mit <strong>de</strong>m CEO zu<br />
schaffen, wur<strong>de</strong> bei Yahoo und Best Buy<br />
offensichtlich verpasst. Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Personalarbeit<br />
sieht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aus. Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nes<br />
HR sollte als Katalysator für eine anpassungsfähige<br />
und somit erfolgreiche Organisation<br />
dienen. Es sollte Sparringspartner<br />
<strong>de</strong>s CEO sein, um Probleme<br />
und Opportunitäten zu beleuchten und<br />
um <strong>de</strong>n nur scheinbaren Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch<br />
zwischen „All Hands On Deck“ und<br />
„Own The Way You Work“ aufzulösen.<br />
Schließlich verfügt unternehmerisches<br />
HR mittlerweile durchaus über qualitativ<br />
hochwertige Werkzeuge, um die<br />
Produktivität von virtuellen Teams zu<br />
messen und zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Teilweise wur<strong>de</strong>n<br />
diese von Firmen, die nur einen<br />
Steinwurf von Yahoo entfernt liegen,<br />
maßgeblich entwickelt. Verstün<strong>de</strong> sich<br />
HR bei Yahoo als Business, müssten<br />
Personaler diese Werkzeuge kennen,<br />
vorstellen und ausprobieren – und so<br />
einen solch riskanten Ritt zurück in die<br />
Vergangenheit vermei<strong>de</strong>n.<br />
Drei Fragen statt einer Antwort<br />
Drei einfache Fragen hätten HR hier<br />
eine neue Perspektive geben können.<br />
Drei einfache Fragen mit <strong>de</strong>m Ziel, die<br />
Anpassungsfähigkeit zu durchleuchten<br />
und Betroffene zu beteiligten Mitunternehmern<br />
zu machen. Drei einfache Fragen,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Antworten die Organisation<br />
auf <strong>de</strong>n unternehmerisch erfolgversprechendsten<br />
und menschengerechtesten<br />
Weg gebracht hätten.<br />
Erstens: Kennen und lieben wir unsere<br />
Aufgabe als Mitunternehmer?<br />
Zweitens: Haben wir alles, was wir benötigen,<br />
um unser Bestes zu geben?<br />
Drittens: Fühlen wir uns für unseren<br />
Beitrag als Mitunternehmer wertgeschätzt?<br />
Dies sind drei einfache Fragen, die<br />
einem Schweizer Rückversicherer gewichtige<br />
Vorteile über eine amerikanische<br />
Internetfirma geben könnten in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung vielversprechen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Talente. Letztlich wird somit <strong><strong>de</strong>r</strong> Markt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Talente zwischen Marissa Mayers<br />
Anwesenheitspflicht und David Coles<br />
Mitunternehmertum abstimmen und somit<br />
über <strong>de</strong>n unklaren Wertbeitrag von<br />
HR bei Yahoo urteilen.<br />
angela maus ist Partnerin im Resourceful-Humans-Netzwerk.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
Fotos: Zukunft Personal 2012 / Fotostudio Franz Pfluegl<br />
Preisverleihung 2012<br />
HR Next Generation Award 2013<br />
Bewerben Sie<br />
sich jetzt!<br />
Der Preis für die junge Elite<br />
im Personalwesen.<br />
Der HR Next Generation Award zeichnet talentierte <strong>Nach</strong>wuchs-Personaler unter 35 Jahren aus,<br />
die Außergewöhnliches leisten. Sie gestalten Personalarbeit hochprofessionell, tragen überdurchschnittlich<br />
viel Verantwortung und setzen innovative Akzente. Empfohlen wer<strong>de</strong>n sie von ihren Chefs. Machen Sie mit!<br />
Alle Informationen fin<strong>de</strong>n Sie unter www.hr-next-generation-award.<strong>de</strong><br />
Initiatoren<br />
Sponsor
34 Organisation_NEWS<br />
Kleine Helfer für mehr Gesundheit<br />
Auch kleine Maßnahmen und Tools können das Gesundheitsmanagement<br />
sinnvoll ergänzen. Einen kostenlosen Online-Test zur Selbstevaluation<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheitsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung im Unternehmen bieten beispielsweise die<br />
Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammern in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg. Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen<br />
Auswertung erhalten die Teilnehmer einen Benchmark und Tipps für konkrete<br />
gesundheitsför<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong> Maßnahmen (www.gesundheitsbewusster-betrieb.<strong>de</strong>).<br />
Der Dienstleister „Team Gesundheit“ bietet eine Toolbox zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> psychischen Gesundheit im Unternehmen an. Das interaktive Praxishandbuch<br />
auf CD-Rom gibt Anleitungen zur Umsetzung von Präventionsmaßnahmen.<br />
Informationen und Werkzeuge zu <strong>de</strong>n Themen Stress, Burnout<br />
und psychische Erkrankungen<br />
ergänzen das Handbuch.<br />
(www.tutemplo.<strong>de</strong>).<br />
Vor allem an Büromitarbeiter<br />
wen<strong>de</strong>t sich das Produkt<br />
„Massagefee“ (www.massagefee.com).<br />
Das Wellnessgerät<br />
erlaubt die punktgenaue Massage<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Triggerpunkte,<br />
das sind Verhärtungen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Muskulatur, die häufig<br />
die Ursache von Schmerzen im<br />
Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Schulter-, Nackenund<br />
Rückenmuskulatur sind.<br />
In einem Stress-Prophylaxe-<br />
Workshop kann die Anwendung<br />
direkt am Arbeitsplatz<br />
geübt wer<strong>de</strong>n.<br />
Rotes Kreuz: Hilft schnell in Gesundheitsfragen.<br />
<strong>Nach</strong>geholfen<br />
Kostenfragen<br />
Betriebsbedingte Kündigungen erscheinen<br />
gera<strong>de</strong> bei sehr knapper Finanz<strong>de</strong>cke<br />
oft als die wirtschaftlich vernünftigste<br />
Lösung zum Personalabbau – für ein einvernehmliches<br />
Trennungsmanagement<br />
scheint meist kein Geld da zu sein. Dass<br />
dies ein Trugschluss sein könnte, weist<br />
Karl-Georg Rütten, Geschäftsführer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
auf Trennungsmanagement spezialisierten<br />
Beratungsgesellschaft Divicor in seiner<br />
Studie „Was kostet Personalabbau“ nach.<br />
Dort vergleicht er auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis eines empirischen<br />
Projektbeispiels direkte Kosten<br />
und Folgekosten <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen Trennung<br />
und <strong>de</strong>s erweiterten Trennungsmanagements.<br />
Und zeigt: Während beim einvernehmlichen<br />
Trennungsmanagement<br />
Kosten für Transfergesellschaften und<br />
vermehrten Schulungs- und Beratungsaufwand<br />
entstehen, sind es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung<br />
durch betriebsbedingte Kündigung<br />
insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Kosten einer Fluktuation<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> verringerten Arbeitsleistung durch<br />
die bleiben<strong>de</strong>n Mitarbeiter, die zu Buche<br />
schlagen – und die Kosten <strong>de</strong>s Trennungsmanagements<br />
bei Weitem übersteigen.<br />
News <strong>de</strong>s Monats<br />
Machtlos Je<strong><strong>de</strong>r</strong> zweite Personalmanager fühlt sich machtlos, weil er an strategischen Entscheidungen nicht beteiligt wird. Das zeigt die Studie<br />
„Einfluss <strong>de</strong>s HR-Managements auf <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalberatung Rochus Mummert. Neun von zehn <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Human-<br />
Resources-Manager for<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>shalb eine firmeninterne Aufwertung und mehr Mitsprache in Strategiefragen.<br />
Gehetzt <strong>Nach</strong> einer Befragung von OSB International erleben Mitarbeiter ihre Führungskräfte zum großen Teil als gehetzte „Troubleshooter“.<br />
Auch mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Führungskräfte selbst (56 Prozent) fühlt sich überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t und nicht mehr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, die Dinge zu<br />
steuern. Die Studienautoren empfehlen dringend, dass sich Führungskräfte mehr Zeit für die Kommunikation mit ihren Mitarbeitern nehmen.<br />
Skeptisch 50 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Arbeitnehmer, so eine Studie von Microsoft, gehen davon aus, dass sie die Produktivität bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit<br />
durch <strong>de</strong>n Einsatz von Social Media <strong>de</strong>utlich steigern könnten. Die Arbeitgeber allerdings sind skeptisch: 75 Prozent wollen die Nutzung<br />
Sozialer Medien wegen Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken unterbin<strong>de</strong>n, 58 Prozent befürchten einen Rückgang <strong><strong>de</strong>r</strong> Produktivität <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter.<br />
+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++<br />
personalmagazin 07 / 13
Organisation_softwaremarkt<br />
35<br />
Personalbüro im Web verwalten<br />
Eine Cloud-Lösung, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sich<br />
eine Personalabteilung via Internet<br />
abbil<strong>de</strong>n und administrieren<br />
lässt, hat die Kempfer &<br />
Kolakovic Personalmanagement<br />
GmbH entwickelt. Interessant ist die<br />
Lösung für kleine Unternehmen ohne<br />
eigene Personalabteilung sowie für<br />
Unternehmen mit Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassungen<br />
an verschie<strong>de</strong>nen Standorten.<br />
Das Leistungsspektrum soll alle<br />
Aufgaben ab<strong>de</strong>cken, die von einer<br />
Personalabteilung zu realisieren<br />
sind. Im Zentrum steht die digitale<br />
Personalakte. Mitarbeiter und Führungskräfte<br />
haben je nach Berechtigungsgrad<br />
Zugang zur Webplattform<br />
und können dort mittels Selfservice-<br />
System Anträge und Formulare online<br />
ausfüllen und zur Genehmigung<br />
an <strong>de</strong>n Vorgesetzten versen<strong>de</strong>n.<br />
Für Vorgesetzte steht zu<strong>de</strong>m eine<br />
Sektion zur Teamverwaltung zur<br />
Verfügung, die unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em eine<br />
Urlaubsplanung sowie eine Fehlzeitenverwaltung<br />
enthält. Fragen bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung von Arbeitsverträgen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung von Bonussystemen<br />
und neuen Arbeitszeitmo<strong>de</strong>llen<br />
können über eine Schnittstelle zu<br />
<strong>de</strong>n HR-Beratern <strong>de</strong>s Anbieters geklärt<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine Entgeltabrechnung<br />
kann direkt in <strong>de</strong>n Account <strong>de</strong>s<br />
Mitarbeiters transferiert wer<strong>de</strong>n und<br />
steht dort zur Verfügung.<br />
www. kk-personalbuero.<strong>de</strong><br />
Empfehlungsbund für IT-Fachkräfte<br />
Die neue Unternehmensplattform Empfehlungsbund erlaubt Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
und Partnerunternehmen lokaler Softwarebranchen, sich im Rahmen<br />
eines Win-Win-Konzepts gegenseitig qualifizierte Fachleute zu empfehlen.<br />
<strong>Nach</strong><strong>de</strong>m das erste Portal zunächst seine Heimat im Dresdner Raum bediente,<br />
wird die Community mit <strong>de</strong>n Portalen ITbavaria.<strong>de</strong> und ITnordbayern.<strong>de</strong><br />
nun auch <strong>de</strong>n Metropolregionen München und Nürnberg zur Verfügung stehen.<br />
Das gemeinsame Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> teilnehmen<strong>de</strong>n Partner ist es, bessere Ergebnisse bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach erfahrenen Führungskräften sowie talentierten <strong>Nach</strong>wuchskräften<br />
zu realisieren. Dabei nutzt die Community das Empfehlungsprinzip<br />
als maßgeblichen Erfolgsfaktor bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Rekrutierung: „Vor allem in Zeiten <strong>de</strong>s<br />
Fachkräftemangels ist es von Vorteil, Bewerber, die ein Unternehmen gera<strong>de</strong><br />
nicht einstellen kann, an die Region zu bin<strong>de</strong>n und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Unternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />
Branche weiterzuempfehlen, damit die Fachkräfte nicht verloren gehen“,<br />
erklärt Dr. Jörg Klukas, Initiator und I<strong>de</strong>engeber <strong>de</strong>s Empfehlungsbunds.<br />
Das Konzept <strong>de</strong>s Portals: Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Absage, die oft nicht auf fachlich unzureichen<strong>de</strong><br />
Kompetenzen zurückzuführen ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihre Grün<strong>de</strong> in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Rahmenbedingungen hat, erhält <strong><strong>de</strong>r</strong> qualifizierte Bewerber auch ein Empfehlungsschreiben<br />
mit Co<strong>de</strong>, um sich bei Partnerunternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Community zu<br />
bewerben. Das soll regionale Branchenkontakte transparenter machen und die<br />
Qualität sowie Kompetenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewerber gewährleisten. www.empfehlungsbund.<strong>de</strong><br />
E-Mail-Schutz<br />
mangelhaft<br />
Obwohl das Bewusstsein für IT-<br />
Sicherheit in kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen<br />
insgesamt steigt, sinken die Schutzmaßnahmen<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Absicherung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
E-Mail-Kommunikation. Das zeigt die<br />
Studie „IT-Sicherheitslage im Mittelstand<br />
2013“ <strong>de</strong>s Vereins „Deutschland<br />
sicher im Netz e.V. (Dsin)“.<br />
Zwischen April 2012 und März 2013<br />
haben mehr als 1.500 kleine und mittelständische<br />
Unternehmen einen<br />
IT-Sicherheitscheck durchgeführt. Im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n Vorjahres-Ergebnissen<br />
steht <strong><strong>de</strong>r</strong> E-Mail-Schutz weiterhin<br />
an letzter Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Schutzmaßnahmen innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Firmen-IT.<br />
Internet-Schutz (99 Prozent),<br />
Datensicherung (99 Prozent) und das<br />
Einspielen von Sicherheitsupdates<br />
(97 Prozent) sind hingegen fast flächen<strong>de</strong>ckend<br />
verbreitet. Die Dsin-Studie<br />
empfiehlt daher allen KMU, eine<br />
E-Mail-Verschlüsselung einzusetzen.<br />
Die Regify-Gruppe empfiehlt zusätzlich,<br />
mit durchgängiger Verschlüsselung<br />
über die Vertraulichkeit hinaus<br />
auch die <strong>Nach</strong>vollziehbarkeit eines<br />
Vorgangs zu gewährleisten.<br />
SchutzmaSSnahmen<br />
Internet-Schutz<br />
Einspielen<br />
Sicherheitsupdates<br />
Absicherung<br />
Notebooks<br />
Benutzer-Rechteverwaltung<br />
E-Mail-Schutz<br />
2013<br />
2012<br />
99<br />
98<br />
97<br />
95<br />
88<br />
83<br />
78<br />
71<br />
44<br />
46<br />
Angaben in Prozent<br />
Schon 2012 war <strong><strong>de</strong>r</strong> E-Mail-Schutz ungenügend,<br />
doch die Sorglosigkeit steigt.<br />
Quelle: DsiIN 2013<br />
07 / 13 personalmagazin<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
36 Organisation_HR-Reporting<br />
Berichterstattung: Mangelhaft<br />
Studie. Wie professionell informieren Unternehmen extern über ihre wichtigste<br />
Ressource? Eine Untersuchung zeigt große Schwachstellen und sieht Handlungsbedarf.<br />
Von Christian Scholz und Stefanie Müller<br />
Neben falschen Wettbewerbsstrategien<br />
tragen gera<strong>de</strong> ein<br />
unprofessionelles Personalmanagement<br />
und ein fehlen<strong>de</strong>s<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu niedriges „Human Capital“ zum<br />
Scheitern von Unternehmen bei. Unabhängig<br />
davon, ob man dieses „Human<br />
Capital“ als monetären Wert ausrechnet,<br />
sind Unternehmen verpflichtet, Auskunft<br />
über ihre Vermögenswerte zu geben, wozu<br />
auch das „Human Capital“ als immaterielles<br />
Vermögen zählt. Ein zentrales<br />
Medium hierfür ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsbericht.<br />
Beispielsweise wird gesetzlich ein Risikomanagement<br />
(KonTraG) gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, zu<br />
<strong>de</strong>m auch Aussagen zu Personalrisiken<br />
zählen. Zu<strong>de</strong>m ist nach <strong>de</strong>m Deutschen<br />
Rechnungslegungsstandard im Konzernlagebericht<br />
über nichtfinanzielle<br />
Leistungsindikatoren zu berichten, eine<br />
Verpflichtung, die sich ein<strong>de</strong>utig auch<br />
auf Mitarbeiter als Leistungsersteller bezieht.<br />
Auch die breite Öffentlichkeit for<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
zunehmend mehr Transparenz, was<br />
vor allem durch Beschäftigungsskandale<br />
wie bei Amazon und Daimler immer stärker<br />
an Relevanz gewinnt.<br />
Trotz<strong>de</strong>m glauben offenbar viele Unternehmen<br />
immer noch, sich eher durch<br />
eine zurückhalten<strong>de</strong> Informationspolitik<br />
online<br />
Die Studie fin<strong>de</strong>n Sie zum Download im<br />
BWL-Portal <strong><strong>de</strong>r</strong> Uni Saarbrücken:<br />
www.orga.uni-sb.<strong>de</strong>/forschung/hcr10Studie/<br />
auf die sichere Seite zu bringen, in<strong>de</strong>m<br />
sie beispielsweise auf die Veröffentlichung<br />
von Zahlen verzichten, die <strong>de</strong>n<br />
Anteil befristet Beschäftigter o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />
Anteil von Zeitarbeitern an <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtbelegschaft<br />
offenlegen. Aber auch bei<br />
weniger kritischen Informationen wie<br />
<strong>de</strong>m Durchschnittsalter wird seit Langem<br />
extreme Zurückhaltung geübt.<br />
Nicht immer ist es aber bewusste<br />
Verschleierung: Es gibt auch Fälle, wo<br />
Unklarheit darüber besteht, welche<br />
Kennzahlen in welcher Form publiziert<br />
wer<strong>de</strong>n sollen. Zu<strong>de</strong>m scheitern manche<br />
Publikationswünsche <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalabteilung<br />
daran, dass HR als zu wenig wichtig<br />
eingestuft wird und man <strong>de</strong>shalb glaubt,<br />
auf ein substanzielles Reporting von<br />
„Human Capital“ verzichten zu können.<br />
HCR10 als Min<strong>de</strong>ststandard<br />
Im Jahr 2010 schuf eine Projektgruppe<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität <strong>de</strong>s Saarlands gemeinsam<br />
mit Vertretern aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />
einen Standard, nach <strong>de</strong>m Unternehmen<br />
sinnvoll über ihr „Human Capital“<br />
berichten und dabei alle relevanten Interessengruppen<br />
mit notwendigen Informationen<br />
versorgen können. Dabei<br />
ging es – und das ist wichtig – nicht um<br />
die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeit, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
nur um die Qualität im „Human Capital<br />
Reporting“. Das Ergebnis ist <strong><strong>de</strong>r</strong> inzwischen<br />
auch als Buch publizierte Min<strong>de</strong>ststandard<br />
„HCR10“ (benannt nach<br />
seinem Entstehungsjahr 2010), <strong><strong>de</strong>r</strong> klare<br />
Aussagen für die Personalberichterstattung<br />
in Geschäftsberichten sowie in<br />
Personal- und <strong>Nach</strong>haltigkeitsberichten<br />
for<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Grundlegend waren eine klare<br />
Darstellung sowie eine konsistente Datengrundlage<br />
im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Berichterstattung,<br />
um Ordnung, Tiefe und Übersichtlichkeit<br />
in das bisher oft chaotisch<br />
und meist oberflächlich ausgeführte Reporting<br />
zu bringen.<br />
Zunächst wur<strong>de</strong>n Reportingbereiche<br />
(zum Beispiel Personalkosten, Mengengerüst)<br />
festgelegt, die mit 73 vor<strong>de</strong>finierten<br />
Kennzahlen abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n.<br />
Hinzu kommt die Reportingbreite, die<br />
über eine Spezifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> HCR10-Kennzahlen<br />
als Kann- und Muss-Kennzahlen<br />
<strong>de</strong>finiert wird. Diese Kennzahlen bil<strong>de</strong>n<br />
das Grundgerüst für <strong>de</strong>n Geschäfts- und<br />
Personal- o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Nach</strong>haltigkeitsbericht,<br />
wobei <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsbericht wegen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
im Regelfall stärkeren Platzbeschränkung<br />
<strong>de</strong>utlich weniger Muss-Kennzahlen<br />
beinhaltet. Reportingbereiche<br />
sind Personalkosten, Mengengerüst,<br />
Personalstruktur, Aus- und Weiterbildung,<br />
Motivation, Arbeitsumfeld und<br />
Personalertrag. Die jeweils dazugehörigen<br />
Kennzahlen erhalten verschie<strong>de</strong>ne<br />
Kennzeichen, die das Muss für<br />
Geschäftsberichte o<strong><strong>de</strong>r</strong> Personal- und<br />
<strong>Nach</strong>haltigkeitsberichte kennzeichen.<br />
(Einen Auszug aus <strong>de</strong>n Reportingbereichen<br />
mit <strong>de</strong>n jeweiligen Muss- und<br />
Kann-Kennzahlen auf Seite 37).<br />
Die Berichterstattung wird je nach Tiefe<br />
in drei Reportingstufen unterglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t,<br />
die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> externen Bewertung über die<br />
Berichterstattung mit einer Punktzahl<br />
eingehen: Stufe 1 („Zahl“) ist eine Kennzahl<br />
ohne Zeit- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppenbezug.<br />
Stufe 2 („Vektor“) impliziert Zeit- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gruppenbezug. Stufe 3 („Matrix“) be<strong>de</strong>utet<br />
Aufglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nach <strong>de</strong>m Zeitbe-<br />
personalmagazin 07 / 13
37<br />
REportingbereiche<br />
Kennzahl: Personalkosten<br />
Personalaufwand gesamt<br />
Anteil Personalaufwand am<br />
Gesamtaufwand<br />
Personalaufwand je Vollzeitäquivalent<br />
Personalzusatzkosten<br />
Total Workforce Costs<br />
External Workforce Costs (EWC)<br />
External Workforce Costs je Gruppe<br />
Personalkostenstruktur<br />
Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufwandsentwicklungen<br />
Kennzahl: Personalstruktur<br />
Geschlechterverteilung<br />
Behin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenquote<br />
Altersstruktur<br />
Durchschnittsalter<br />
Betriebszugehörigkeit/Dienstalter<br />
Joblevel<br />
Jobfamily (Abteilung)<br />
Qualifikationsstruktur<br />
Führungsspanne<br />
Nationalität<br />
Kennzahl: Motivation<br />
Arbeitgeberimage<br />
Mitarbeiterbefragung Grundlagen<br />
Beteiligungsquote<br />
Ergebnisse Mitarbeiterbefragung<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheitsquote<br />
Commitment-In<strong>de</strong>x<br />
Bonusprogramme<br />
Fluktuationsquote<br />
Ungesteuerte Fluktuationsquote<br />
Austrittsgrün<strong>de</strong><br />
Disziplinarverfahren<br />
# ★<br />
Dargestellt sind drei <strong><strong>de</strong>r</strong> sieben Reportingbereiche.<br />
Die Muss-Kennzahlen für Geschäftsberichte<br />
(#) o<strong><strong>de</strong>r</strong> Personal-/<strong>Nach</strong>haltigkeitsberichte<br />
(★) erhalten verschie<strong>de</strong>ne Zeichen.<br />
Kann-Kennzahlen sind ohne Symbol.<br />
★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
# ★<br />
★<br />
# ★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
★<br />
# ★<br />
★<br />
# ★<br />
★<br />
Quelle: HCR10 Scholz/Sattelberger 2012<br />
zug und Gruppenbezug. Verlangt wird<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s HCR10 eine Berichtsstruktur<br />
in Stufe 3.<br />
Bewertet man die vorhan<strong>de</strong>ne Berichterstattung<br />
nach <strong>de</strong>m HCR10-Standard,<br />
so ergibt sich Reportingqualität bei <strong>de</strong>n<br />
Geschäftsberichten aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Muss-Kennzahlen (insgesamt 13 über alle<br />
Reportingbereiche), multipliziert mit<br />
<strong>de</strong>m Erfüllungsrad von Stufe 3. Für die<br />
Personal- und <strong>Nach</strong>haltigkeitsberichte<br />
gilt die maximal erfüllbare Punktzahl<br />
von 135 als Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> 45 Muss-Kennzahlen<br />
multipliziert mit 3.<br />
Der HCR10-Standard für Geschäftsberichte<br />
ist erfüllt, wenn alle 13 Muss-Kennzahlen<br />
in Stufe 3 berichtet wer<strong>de</strong>n. Ein<br />
Geschäftsbericht muss <strong>de</strong>mnach 13 klar<br />
<strong>de</strong>finierte Werte, aufgeschlüsselt nach<br />
strategisch relevanten Gruppen, im Zeitablauf<br />
über drei Jahre ausweisen. Bezogen<br />
auf diese maximale Punktzahl lässt sich<br />
ein Prozentwert berechnen, wobei 100<br />
Prozent insgesamt 39 Punkten bezogen<br />
auf <strong>de</strong>n Geschäftsbericht entsprechen.<br />
Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Dax 30<br />
Um das „Human Capital Reporting“ in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmenspraxis zu überprüfen,<br />
wur<strong>de</strong>n über drei Jahre hinweg die Geschäfts-<br />
und Zusatzberichte (Personalund<br />
<strong>Nach</strong>haltigkeitsberichte) <strong><strong>de</strong>r</strong> Dax-<br />
30-Unternehmen auf das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> HCR10-Kennzahlen geprüft. Berücksichtigt<br />
wur<strong>de</strong>n diejenigen Unternehmen,<br />
die in <strong>de</strong>n Berichtsjahren 2009,<br />
2010 und 2011 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> im Dax 30<br />
waren. Unternehmen, die nicht während<br />
<strong>de</strong>s gesamten Betrachtungszeitraums<br />
gelistet waren (wie Salzgitter und Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Cement), wur<strong>de</strong>n ebenfalls über<br />
alle drei Jahre bewertet.<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Berichterstattung in <strong>de</strong>n Geschäftsberichten<br />
wur<strong>de</strong>n im Durchschnitt<br />
nur 24 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />
Muss-Kennzahlen berichtet. Dieser<br />
Wert ist gegenüber <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Vorjahren<br />
2009 und 2010 nur wenig gestiegen.<br />
Spitzenreiter 2011 ist Lin<strong>de</strong> mit einem<br />
Wert von 47 Prozent.<br />
Betrachtet man die verwen<strong>de</strong>ten Kennzahlen<br />
im Hinblick auf die Reportingbereiche<br />
genauer, so ergibt sich Folgen<strong>de</strong>s:<br />
• In <strong>de</strong>n Reportingbereichen Personalkosten<br />
und Mengengerüst wur<strong>de</strong>n<br />
durchschnittlich die meisten Punkte<br />
erreicht. Weniger überraschend ist an<br />
dieser Stelle, dass die Kennzahl „Personalaufwand<br />
gesamt“ in allen drei<br />
Jahren von je<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen<br />
berichtet wur<strong>de</strong>, während die Kennzahl<br />
„External Workforce Costs“ in keinem<br />
Geschäftsbericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Dax-30-Unternehmen<br />
auftaucht.<br />
• Die Berichterstattung über Personalstruktur,<br />
Aus- und Weiterbildung, Motivation,<br />
Arbeitsumfeld und Personalertrag<br />
ist hingegen extrem <strong>de</strong>fizitär, wobei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bereich Personalertrag an dieser<br />
Stelle ausgeklammert wer<strong>de</strong>n kann, da<br />
im Geschäftsbericht keine Muss-Kennzahl<br />
gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t ist.<br />
Insgesamt besteht sehr viel Potenzial<br />
für Unternehmen, ihre Berichterstattung<br />
weiter zu forcieren und zumin<strong>de</strong>st die<br />
Muss-Kennzahlen für <strong>de</strong>n Geschäftsbericht<br />
zu berücksichtigen. Hier muss <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Personalvorstand Verantwortung übernehmen<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsichtsrat als Kontrollgremium<br />
diese Informationen auch<br />
einfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Kaum Personalinfo im Zusatzbericht<br />
Noch schlechter fällt das Ergebnis in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rubrik Personal- und <strong>Nach</strong>haltigkeitsbericht<br />
aus: Dieses Instrument wird<br />
selten und vor allem nicht konsequent<br />
genutzt. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel fehlen klare Strukturen,<br />
wodurch die Berichterstattung<br />
eher zufällig und unprofessionell wirkt.<br />
Für alle drei Berichtsjahre waren es lediglich<br />
die Commerzbank, die Deutsche<br />
Telekom und RWE, die überhaupt einen<br />
Personalbericht veröffentlichten. Lässt<br />
man unberücksichtigt, wer in <strong>de</strong>n betrachteten<br />
Berichtsjahren gar keinen<br />
Personal- o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Nach</strong>haltigkeitsbericht<br />
veröffentlicht hat, wur<strong>de</strong>n die unteren<br />
Plätze 2009 von Beiersdorf und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Deutschen Börse, 2010 von <strong><strong>de</strong>r</strong> Allianz<br />
und Münchener Rück und 2011 von SAP<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Allianz belegt. Bei <strong>de</strong>n Zusatzberichten<br />
gestaltet sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kennzahlen wie folgt:<br />
• Neben <strong>de</strong>m Mengengerüst schnei<strong>de</strong>t<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Reportingbereich Personalstruktur<br />
am besten ab. Das Niveau dieser Kategorie<br />
ist allerdings niedriger als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ka-<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
38 Organisation_HR-Reporting<br />
Ranking: Human Capital Reporting<br />
tegorie Geschäftsbericht. Am häufigsten<br />
wer<strong>de</strong>n die Kennzahlen „Frauenanteil“<br />
und „Mitarbeiterzahl Köpfe“ berichtet.<br />
• Kennzahlen wie „External Workforce<br />
Costs je Gruppe“ und „Human Capital<br />
ROI“ wer<strong>de</strong>n im Gegensatz dazu nicht<br />
in <strong>de</strong>n Zusatzberichten erwähnt.<br />
• Auch die Kennzahlen „Anteil Personalaufwand<br />
am Gesamtaufwand“, „Total<br />
Workforce Costs“, „External Workforce<br />
Costs“ und „Anteil (un-)befristeter Verträge<br />
an Einstellungen“ sind nur selten<br />
in <strong>de</strong>n Zusatzberichten vertreten.<br />
Vorteile für alle Interessengruppen<br />
Für Investoren wird durch die Berücksichtigung<br />
zentraler Kennzahlen in einer<br />
<strong>de</strong>m HCR10 folgen<strong>de</strong>n Berichterstattung<br />
die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen<br />
erleichtert. Unternehmen selbst unterstützt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> HCR10 als Leitfa<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Umsetzung eines zielgruppengerechten<br />
„Human Capital Reporting“. Personalmanagern<br />
bietet er eine Orientierung,<br />
wie sie ihre Personalarbeit verbessern<br />
und entsprechend vermarkten können.<br />
Nun liegt es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalvorstän<strong>de</strong>,<br />
mithilfe <strong>de</strong>s HCR10-<br />
Standards <strong><strong>de</strong>r</strong> personalbezogenen<br />
Berichterstattung Struktur und Aussagekraft<br />
zu verleihen. Denn letztlich ist<br />
dieses nach außen präsentierte „Human<br />
Capital Reporting“ auch eine sinnvolle<br />
Möglichkeit, die Wichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />
und damit auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeit<br />
zu betonen.<br />
Prof. Dr. Christian<br />
Scholz ist Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls<br />
für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Organisation,<br />
Personal- und Informationsmanagement<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität <strong>de</strong>s Saarlands.<br />
Dr. Stefanie Müller ist<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Organisation, Personal- und Informationsmanagement<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität <strong>de</strong>s Saarlands.<br />
Platz Unternehmen Ten<strong>de</strong>nz Kategorie Durchschnitt<br />
2011 Dax zu 2009 Muss Kann Durchschnittswert<br />
Geschäftsbericht<br />
Zusatzbericht<br />
Freiwillige<br />
Breite<br />
1 Lin<strong>de</strong> (N) 47 30 27 35<br />
2 K+S (N) 45 29 28 34<br />
3 Deutsche Telekom (N P) 18 38 37 31<br />
4 Volkswagen (N) 44 21 25 30<br />
5 RWE (N P) 29 29 24 27<br />
6 Deutsche Post (N) 28 26 24 26<br />
7 BASF (N in GB) 38 19 18 25<br />
7 BMW (N) 21 28 27 25<br />
7 Daimler (N) 24 28 24 25<br />
7 MAN (N) 23 27 26 25<br />
11 Commerzbank (P) 28 21 20 23<br />
11 Deutsche Bank (N) 35 15 20 23<br />
11 Eon (N) 28 22 20 23<br />
11 Metro(N) 33 17 19 23<br />
15 Bayer (N) 23 20 21 21<br />
15 Lufthansa (N) 27 18 19 21<br />
15 Siemens (N) 17 22 23 21<br />
18 Deutsche Börse (N) 23 17 20 20<br />
19 Henkel (N) 14 19 20 17<br />
20 Infineon 27 0 16 14<br />
21 SAP (N) 28 1 10 13<br />
22 Adidas (N) 24 0 11 12<br />
22 Hei<strong>de</strong>lberg Cement 26 0 10 12<br />
24 Merck 15 0 7 8<br />
24 Münchener Rück (N) 10 6 6 8<br />
26 Allianz (N) 12 4 5 7<br />
26 Fresenius 13 0 8 7<br />
26 Fresenius Medical Care 13 0 8 7<br />
26 Thyssen Krupp 13 0 8 7<br />
30 Beiersdorf 12 0 5 6<br />
Alle Angaben in Prozent<br />
Das Ranking <strong><strong>de</strong>r</strong> Dax-30-Konzerne für das Berichtsjahr 2011 zeigt: Nur wenige nutzen<br />
bisher die Kennzahlen <strong>de</strong>s HCR10 umfassend, um ihre Human-Capital-Aktivitäten transparent<br />
darzustellen.(N= <strong>Nach</strong>haltigkeitsbericht, P= Personalbericht, GB= Geschäftsbericht).<br />
Quelle: Scholz/Müller<br />
personalmagazin 07 / 13
Organisation_Gutscheine 39<br />
So bleibt die Freu<strong>de</strong> ungetrübt<br />
ÜBERBLICK. Gutscheine als Vergütungsbestandteil o<strong><strong>de</strong>r</strong> Prämie erfreuen immer mehr<br />
Mitarbeiter. Wir zeigen, was möglich ist, ohne gleichzeitig <strong>de</strong>n Fiskus zu beschenken.<br />
Von Andreas Sprenger<br />
Geschenkgutscheine und –karten<br />
boomen auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />
Markt. Zum einen sind sie eine<br />
sinnvolle Lösung, um die<br />
Freigrenzen zu nutzen, innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
Sachbezüge und Aufmerksamkeiten<br />
lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei<br />
Candlelight-Dinner, Wellness und Shopping:<br />
Das Gutscheinangebot ist riesig.<br />
an Mitarbeiter gegeben wer<strong>de</strong>n können,<br />
zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en können die Mitarbeiter das<br />
aussuchen, was ihnen am meisten Spaß<br />
bringt. Motivation, Unternehmensbranding<br />
und Bindungswirkung können – je<br />
nach Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutscheingestaltung – selten<br />
einfacher erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Praktiker in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung<br />
blicken trotz<strong>de</strong>m mit einer gewissen<br />
Skepsis auf das Motivationsinstrument<br />
Gutschein. Schließlich ist in Deutschland<br />
nichts einfach – vor allem nicht eine prüfungssichere<br />
Gestaltung abgabenfreier<br />
Incentives. Worauf müssen sie also beim<br />
Einsatz von Gutscheinen rechtlich achten?<br />
Sachbezug und Aufmerksamkeit<br />
Die einfachste Variante, abgabenfreie<br />
Incentives zu gestalten, liegt darin, die<br />
Sachzuwendungsfreigrenze von 44 Euro<br />
zu nutzen. Laut Einkommensteuergesetz<br />
bleiben Sachzuwendungen an Mitarbeiter<br />
bis zu 44 Euro pro Monat steuerfrei<br />
(§ 8 Abs. 2 Satz 9 EStG). Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sozialversicherungsentgeltverordnung<br />
(SvEV) wird die Steuerfreiheit auch für<br />
die Sozialversicherung übernommen (§ 3<br />
Abs. 1 Satz 3 SvEV). Ob es die Freigrenze<br />
2014 in dieser Höhe geben wird, ist unklar.<br />
Der – eher praxisferne – Gesetzentwurf<br />
einiger Bun<strong>de</strong>slän<strong><strong>de</strong>r</strong> sieht eine Abschmelzung<br />
auf 20 Euro pro Monat vor.<br />
Neben diesem Monatswert von 44 Euro<br />
bleiben auch Sachzuwendungen <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
von bis zu 40 Euro steuerfrei,<br />
wenn sie anlässlich eines persönlichen<br />
Ereignisses an Mitarbeiter ausgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n. Steuerlich gehören sie zum<br />
Sammelbegriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufmerksamkeiten.<br />
Als persönlicher Anlass gilt etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburtstag,<br />
das Mitarbeiterjubiläum o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
die Geburt eines Kin<strong>de</strong>s. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Blumenstrauß<br />
als Willkommensgruß nach<br />
längerer Erkrankung fällt darunter.<br />
Was oft übersehen wird: Bei<strong>de</strong> Freigrenzen<br />
haben nichts miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu<br />
tun. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sachzuwendungsfreigrenze<br />
von 44 Euro han<strong>de</strong>lt es sich um einen<br />
Monatswert, <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlass <strong><strong>de</strong>r</strong> Zuwendung<br />
spielt keine Rolle. Man kann diese Freigrenze<br />
je<strong>de</strong>n Monat ausnutzen – und<br />
zwar durchaus als Belohnung. Gleichzeitig<br />
– also ohne Anrechnung auf die<br />
44 Euro – kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter zum<br />
persönlichen Ereignis ein Geschenk bis<br />
zu 40 Euro abgabenfrei erhalten. Wer<br />
innerhalb eines Monats Geburtstag und<br />
Hochzeit hat, kann daher zwei Aufmerksamkeiten<br />
im Wert von bis zu 40 Euro<br />
erhalten. Die rechtliche Grundlage hierfür<br />
steht in <strong>de</strong>n Lohnsteuerrichtlinien<br />
(R 19.6 LStR). Die Steuerfreistellung für<br />
Aufmerksamkeiten führt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialversicherung<br />
zur Abgabenfreiheit (§ 1<br />
Abs. 1 Nummer 1 SvEV).<br />
Vorsicht bei Sachzuwendungen<br />
Für die praktische Umsetzung muss<br />
man zwei Fußangeln kennen: Zum einen<br />
han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n Beträgen<br />
von 44 Euro (Sachbezugsfreigrenze) und<br />
40 Euro (Aufmerksamkeiten bei persönlichem<br />
Anlass) um Freigrenzen. Diese<br />
Einschränkung spielt vor allem bei <strong>de</strong>n<br />
Gutscheinen eine wesentliche Rolle. Freigrenzen<br />
enthalten eine heimtückische<br />
Beschränkung: Sobald die Grenzbeträge<br />
auch nur um einen Cent überschritten<br />
sind, geht die Steuerfreiheit und damit<br />
auch die Sozialversicherungsfreiheit ver-<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
40 Organisation_Gutscheine<br />
Marktübersicht<br />
Firma Einkaufsgutscheine Weitere Angebote Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />
loren. Für <strong>de</strong>n Arbeitgeber mit fatalen<br />
Folgen, weil selbst geringfügige Überschreitungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Freigrenzen zur Haftungsfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Lohnsteuer und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialversicherung führen. Die exakte<br />
Betragsbegrenzung auf 44 Euro o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
40 Euro sollte man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis durch<br />
ausreichen<strong>de</strong> Information von Vorgesetzten<br />
und Etatverantwortlichen in <strong>de</strong>n Griff<br />
bekommen. Betriebsprüfer <strong><strong>de</strong>r</strong> Lohnsteuer<br />
und Sozialversicherung erwischen<br />
viele Arbeitgeber aber bei <strong>de</strong>n Aufzeichnungs-<br />
und Überwachungspflichten.<br />
Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sachbezugsfreigrenze<br />
von 44 Euro muss man beachten,<br />
dass alle Sachzuwendungen eines Monats<br />
zusammengerechnet wer<strong>de</strong>n. Wer die<br />
44-Euro-Freigrenze zur Motivation seiner<br />
Mitarbeiter ausnutzen will, muss sicherstellen,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter in diesem<br />
Monat keine an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Sachzuwendungen<br />
erhält. Die 44-Euro-Freigrenze dient vielen<br />
unauffälligen Zusatzleistungen <strong>de</strong>s<br />
Arbeitgebers als Grundlage für die Steuer-<br />
und Sozialversicherungsfreiheit. Die<br />
Bandbreite reicht vom Jobticket über das<br />
größere Arbeitgeberdarlehen bis zur Abschlussfeier<br />
eines Teams, weil ein Projekt<br />
fristgerecht zum Abschluss gebracht wur<strong>de</strong>.<br />
Gewährt <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber etwa allen<br />
Mitarbeitern im Juni 2013 einen Einkaufsgutschein<br />
im Wert von 44 Euro, wer<strong>de</strong>n<br />
aber im selben Monat die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> eines<br />
abteilungsübergreifen<strong>de</strong>n Teams vom Projektleiter<br />
zu einem Grillabend eingela<strong>de</strong>n<br />
(Kosten: zwölf Euro pro Teilnehmer), ist<br />
die Freigrenze im Juni überschritten. Bei<br />
diesen Mitarbeitern müssen insgesamt 56<br />
Euro versteuert und sozialversicherungsrechtlich<br />
verbeitragt wer<strong>de</strong>n.<br />
Rückzahlung als Bargeld ausschließen<br />
Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fußangel: Abgabenfrei bleiben<br />
Aufmerksamkeiten und die 44-Euro-<br />
Freigrenze nur, wenn es sich um eine<br />
Sachzuwendung han<strong>de</strong>lt. Der BFH hat<br />
klargestellt, dass auch ein Gutschein<br />
über einen festen Eurobetrag steuerlich<br />
als Sachzuwendung anzusehen<br />
ist. Damit war die jahrelange Verwaltungspraxis,<br />
dass Gutscheine nur über<br />
Advano GmbH<br />
www.advano.<strong>de</strong><br />
Bonago Incentive Marketing<br />
Group GmbH<br />
www.bonago.<strong>de</strong><br />
Cadooz<br />
www.cadooz.com<br />
E<strong>de</strong>nred Deutschland<br />
GmbH<br />
www.e<strong>de</strong>nred.<strong>de</strong><br />
Jochen Schweizer Corporate<br />
Solutions GmbH<br />
www.jochen-schweizer-corporate.<strong>de</strong><br />
So<strong>de</strong>xo Pass GmbH<br />
www.so<strong>de</strong>xo-motivation.<strong>de</strong><br />
Universalgutschein,<br />
Benefit Card Premium<br />
(Mastercardbasiert)<br />
Shoppingbon,<br />
Mitarbeiter Card,<br />
Mitarbeiterbon,<br />
Azubibon<br />
Bestchoice Einkaufsgutschein,<br />
Cadooz<br />
Card, Directchoice,<br />
Driverschoice<br />
Multimarkengutscheinkarten,<br />
zum<br />
Beispiel Ticket Plus<br />
Card, Ticket Shopping<br />
Card<br />
nein<br />
zum Beispiel Shopping<br />
Pass<br />
Die Marktübersicht zeigt eine Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten Anbieter im Gutschein- und<br />
Incentivebereich auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Markt und ihre wichtigsten Angebote.<br />
Erlebnis-, Reise-, Tank-,<br />
Zeitschriftengutscheine<br />
Restaurant-, Erlebnis-,<br />
Kino-, Tank-, Zeitschriftengutscheine,<br />
Sachprämien, Rabattcoupons<br />
Restaurant-, Erlebnis-,<br />
Reise-, Tankgutscheine,<br />
Sachprämien,<br />
Mitarbeitervorteilsprogramm<br />
Erlebnisgutscheine,<br />
Bonusprogramme<br />
Restaurant-, Tankgutscheine,<br />
Sachprämien,<br />
Dining Pass<br />
elektronische Gutscheine,<br />
Gutscheine im Corporate<br />
Design <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />
Einlöseshop im<br />
„look and feel“ <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens<br />
Restaurant-, Erlebnis-,<br />
Reise-,Hotel-, Tank-,<br />
Zeitschriften-,<br />
Kinogutscheine, Rabattcoupons,<br />
Mitarbeitervorteilsprogramm<br />
Mitarbeiter-werben-<br />
Mitarbeiter, Erholungsbeihilfe-Gutscheine,<br />
elektronische Gutscheine,<br />
individualisierte Einlöseplattform<br />
elektronische Gutscheine,<br />
Gutscheine im Corporate<br />
Design <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />
Einlöseshop im<br />
„look and feel“ <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />
E-Gift Card<br />
elektronische Gutscheine,<br />
„Full Branding Service“<br />
von Gutscheinkarte bis<br />
Portal, Mobile App<br />
Firmenveranstaltungen<br />
Personalisierung, Logo,<br />
Kun<strong>de</strong>n-werben-Kun<strong>de</strong>n,<br />
Incentive-Plattform<br />
Quelle: Angaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Anbieter<br />
eine ein<strong>de</strong>utige Beschreibung <strong>de</strong>s Gegenstands<br />
und ohne Angabe eines Eurobetrags<br />
steuerfrei bleiben, hinfällig.<br />
Völlig risikolos ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz von Gutscheinen<br />
<strong>de</strong>nnoch nicht. Der BFH akzeptiert<br />
sie nur dann als Sachzuwendung,<br />
wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber ausschließlich eine<br />
„Sache“ zugesagt hat. Diese Ausschließlichkeit<br />
ist Voraussetzung für die Steuerund<br />
Sozialversicherungsfreiheit. Allein<br />
<strong>de</strong>swegen ist es unbedingt notwendig, die<br />
Ausgabe von Gutscheinen arbeitsrechtlich<br />
exakt zu regeln. Vor allem muss geklärt<br />
wer<strong>de</strong>n, was mit eventuellen Restbeträgen<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Einlösung <strong>de</strong>s Gutscheins<br />
geschieht. Sobald <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer <strong>de</strong>n<br />
Gutschein einlöst und Restbeträge ausgezahlt<br />
bekommt, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundsatz „nur<br />
Sachleistung“ verletzt. Der Arbeitnehmer<br />
hat eine Sachzuwendung und einen<br />
Geldbetrag erhalten. Hardliner unter <strong>de</strong>n<br />
Betriebsprüfern versagen die Steuerfreiheit,<br />
wenn nicht für je<strong>de</strong>n eingelösten<br />
Gutschein die Rückzahlung von Bargeld<br />
<strong>de</strong>finitiv ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Beweislast für die Steuerfreiheit<br />
von Sachzuwendungen liegt beim Arbeitgeber.<br />
Er muss beweisen können, dass<br />
seine Gutscheine ausschließlich zur Einlösung<br />
von Sachen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Dienstleistungen<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n können. Daher sind in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis elektronische Gutscheine<br />
sinnvoller, weil selbst geringe Restbeträge<br />
als Guthaben gespeichert bleiben. Wer<br />
Papiergutscheine ausgibt, muss min<strong>de</strong>stens<br />
auf <strong>de</strong>m Gutschein die Auszahlung<br />
selbst minimaler Restbeträge ausdrücklich<br />
ausschließen. Sicherer ist es, wenn<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
41<br />
HPO<br />
ARBEITSHILFE<br />
die einlösen<strong>de</strong>n Stellen <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />
bestätigen, dass eine Auszahlung von<br />
Restbeträgen <strong>de</strong>finitiv nicht erfolgt.<br />
Die elektronische Variante <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutscheine<br />
hat einen weiteren wesentlichen<br />
Vorteil. Steuerlich erfolgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Lohnzufluss<br />
bei Gutscheinen in <strong>de</strong>m Augenblick, in<br />
<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer über das Guthaben<br />
verfügen kann. Gera<strong>de</strong> für die Frage, ob<br />
die monatliche Sachzuwendungsfreigrenze<br />
von 44 Euro eingehalten ist, muss <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeitgeber <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Übergabe<br />
<strong>de</strong>s Gutscheins nachweisen können. Bei<br />
Papiergutscheinen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t dies erheblichen<br />
Verwaltungsaufwand. Bei elektronischen<br />
Gutscheinen kann die Aktivierung<br />
– also <strong><strong>de</strong>r</strong> steuerliche Zufluss – vom Arbeitgeber<br />
exakt bestimmt wer<strong>de</strong>n. Damit<br />
wird vermie<strong>de</strong>n, dass Gutscheine für zwei<br />
unterschiedliche Monate versehentlich in<br />
einem Monat ausgehändigt wer<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Zusammenhang sind Angebote,<br />
die ein Ansparen <strong>de</strong>s monatlichen<br />
Betrags in Form eines Bonussystems ermöglichen,<br />
kritisch zu sehen. Der BFH hat<br />
in seiner Rechtsprechung zur Jahresfahrkarte<br />
klargestellt, dass sich die Sachzuwendungsfreigrenze<br />
von 44 Euro auf <strong>de</strong>n<br />
Übergabezeitpunkt bezieht. Für welchen<br />
Zeitraum <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutschein einen Bezug ermöglicht,<br />
spielt dabei keine Rolle. Es ist<br />
also nicht möglich, Gutscheine wertmäßig<br />
für mehrere Monate zusammenzufassen.<br />
Dagegen spielt <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeitnehmer seine Gutscheine einlöst,<br />
für die Lohnerfassung keine Rolle. Es ist<br />
Urteil Volltext einer grundlegen<strong>de</strong>n BFH-<br />
Entscheidung zu Gutscheinen (HI2612385)<br />
Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />
Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/hi2612385<br />
also möglich, Gutscheine zu sammeln und<br />
insgesamt für eine aufwendigere Sache<br />
einzulösen. Ob das geplante Ansammeln<br />
von Guthaben – eventuell verbun<strong>de</strong>n mit<br />
einem Bonus – von Prüfern und Gerichten<br />
akzeptiert wird, darf aber bezweifelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> sicheren Seite bleibt, wer<br />
bezüglich Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Einlösung einen<br />
Zeitrahmen von einem Jahr vorgibt. <br />
Andreas Sprenger ist<br />
Steuerberater und Referent<br />
für Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung.
42<br />
Organisation_guTSCHEINE<br />
Rechtliche Risiken vermei<strong>de</strong>n<br />
Anleitung. Wer Gutscheine nutzen will, sollte arbeitsrechtliche wie wirtschaftliche<br />
Risiken möglichst gering halten. Das geht mit <strong>de</strong>n richtigen Vereinbarungen.<br />
Von Thomas Niklas und Benjamin Ittmann<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> betrieblichen Praxis wer<strong>de</strong>n<br />
Gutscheine meist ohne arbeitsvertragliche<br />
Vereinbarung <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten<br />
Belegschaft gewährt. Doch das<br />
ist gefährlich – Arbeitnehmer können<br />
aufgrund wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holter Gewährung einen<br />
vertraglichen Anspruch aus betrieblicher<br />
Übung erwerben. Die Gewährung<br />
von Gutscheinen sollte <strong>de</strong>shalb stets arbeitsvertraglich<br />
geregelt und gegebenenfalls<br />
unter Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>rufsvorbehalt gestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei müssen die Grün<strong>de</strong> für<br />
<strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>ruf konkret benannt wer<strong>de</strong>n.<br />
Als wirtschaftliche Grün<strong>de</strong> kommen<br />
zum Beispiel Gewinnrückgang, Nichterreichen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> prognostizierten wirtschaftlichen<br />
Entwicklung und Ähnliches in<br />
Betracht. Ebenso kann auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wegfall<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Steuer- und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialversicherungsfreiheit<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung von Gutscheinen<br />
als Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>rufsgrund vereinbart<br />
wer<strong>de</strong>n. Ein Freiwilligkeitsvorbehalt, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
das Entstehen einer betrieblichen Übung<br />
von vornherein ausschließen wür<strong>de</strong>, ist<br />
nach <strong><strong>de</strong>r</strong> neueren Rechtsprechung <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sarbeitsgerichts nicht zulässig,<br />
wenn die Gutscheine als Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> regulären<br />
Vergütung, das heißt als Gegenleistung<br />
für die erbrachte Arbeitsleistung,<br />
gewährt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einzelregelungen zur Gewährung<br />
Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Tarifvorbehalt nach § 77 Absatz<br />
3 BetrVG Betriebsvereinbarungen über<br />
Arbeitsentgelte regelmäßig verbietet,<br />
können die Voraussetzungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung<br />
von Gutscheinen grundsätzlich nur<br />
in einer Betriebsvereinbarung geregelt<br />
Aktuell Praxisbeispiel<br />
Insolvenz <strong>de</strong>s Gutscheinanbieters<br />
Haftet <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber, wenn Gutscheine nicht eingelöst wer<strong>de</strong>n? Die Frage hat lei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
realen Hintergrund: Zum 1. Mai 2013 hat die Firma Maxchoice Insolvenz angemel<strong>de</strong>t.<br />
Führt man sich vor Augen, dass ein Gutschein in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel drei Jahre lang gültig ist, wird<br />
man auch eine Verpflichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers annehmen müssen, binnen dieser drei<br />
Jahre für die Einlösungsmöglichkeit einzustehen, soweit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutschein Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung<br />
war. Wird die Leistung, wie im Fall einer Insolvenz unmöglich, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber zwar<br />
nach § 275 Absatz 1 BGB von <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungspflicht befreit, er ist aber <strong>de</strong>m Arbeitnehmer<br />
gegebenenfalls zum Ersatz <strong>de</strong>s hierdurch entstan<strong>de</strong>nen Scha<strong>de</strong>ns verpflichtet. Das ist<br />
zumin<strong>de</strong>st immer dann anzunehmen, wenn eine Auslegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelungen über die<br />
Gewährung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutscheine ergibt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber für <strong>de</strong>n Erfolg einstehen will.<br />
Der Arbeitgeber selbst ist dann auf insolvenzrechtliche Ansprüche verwiesen, um insoweit<br />
bereits geleistete Zahlungen an <strong>de</strong>n Gutscheinanbieter gegebenenfalls zurückzuerhalten.<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn sie als Incentives, also als<br />
freiwillige Leistung <strong>de</strong>s Arbeitgebers, gewährt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Vorteil einer solchen<br />
Betriebsvereinbarung liegt neben <strong>de</strong>n<br />
weitreichen<strong>de</strong>n Regelungsmöglichkeiten<br />
darin, dass diese ohne <strong>Nach</strong>wirkung<br />
gekündigt wer<strong>de</strong>n kann. Aus welchem<br />
Grund sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber hierzu entschei<strong>de</strong>t,<br />
spielt dann keine Rolle. Beachtet<br />
wer<strong>de</strong>n sollte, dass die Gewährung von<br />
Gutscheinen nicht mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vergütungsbestandteilen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsvereinbarung<br />
gemeinsam geregelt wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
alleiniger Regelungsgegenstand ist.<br />
Ansonsten besteht die Gefahr, dass die<br />
Betriebsvereinbarung trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> grundsätzlichen<br />
Freiwilligkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistung<br />
nachwirkt, wenn die Gewährung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gutscheine<br />
als Teil eines Gesamtvergütungssystems<br />
angesehen wird.<br />
Besteht kein Betriebsrat, sollte die Gewährung<br />
von Gutscheinen als Incentive<br />
ebenfalls ausdrücklich arbeitsvertraglich<br />
geregelt wer<strong>de</strong>n. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s als bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung<br />
von Gutscheinen als Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> regulären<br />
Vergütung kann die Gewährung<br />
als (unregelmäßiges) Incentive jedoch<br />
nicht nur mit einem Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>rufsvorbehalt,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n – alternativ – auch unter einen<br />
Freiwilligkeitsvorbehalt gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dieser sollte bei je<strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung erneut<br />
erklärt wer<strong>de</strong>n.<br />
Thomas Niklas ist Rechtsanwalt und<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht, Küttner Rechtsanwälte.<br />
Dr. Benjamin Ittmann ist Rechtsanwalt<br />
und Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />
Küttner Rechtsanwälte.<br />
personalmagazin 07 / 13
43<br />
„Dumping funktioniert nicht“<br />
INTERVIEW. Die Insolvenz von Maxchoice lässt hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tausen<strong>de</strong> Gutscheine ins Leere<br />
laufen. Der Vice Presi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> IMA Europe erläutert, wie zuverlässig <strong><strong>de</strong>r</strong> Markt ist.<br />
personalmagazin: Viele Gutscheinanbieter<br />
verpflichten sich <strong>de</strong>m „Co<strong>de</strong> of Business<br />
Conduct“ <strong><strong>de</strong>r</strong> IMA. Was be<strong>de</strong>utet das?<br />
Mark Gregg: Das Ziel unseres berufsständischen<br />
Verbands ist, das ganze Thema<br />
„Incentive“ voranzutreiben, in<strong>de</strong>m wir<br />
die Branche auf einen hohen, nachprüfbaren<br />
Level bringen. Dazu gehören formelle<br />
Ausbildungsgänge, Networking<br />
und standardisierter Know-how-Transfer.<br />
Unser „Co<strong>de</strong> of Business Conduct“ besagt<br />
unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em, dass es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewinnerzielung<br />
keine Kollision mit ethischen<br />
Voraussetzungen geben darf.<br />
personalmagazin: Das heißt im Klartext ...?<br />
Gregg: ... bei Gutscheinanbietern, dass ihre<br />
Produkte auch eingelöst wer<strong>de</strong>n.<br />
personalmagazin: Die Firma Maxchoice, die<br />
nun Insolvenz angemel<strong>de</strong>t hat, war aber<br />
auch Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> IMA Europe.<br />
Gregg: Die Mitgliedschaft von Maxchoice<br />
hat zu Beginn dieses Jahres geen<strong>de</strong>t. Das<br />
hat uns erspart, sie aus <strong>de</strong>m Verband auszuschließen;<br />
genau das hätten wir aber<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls gemacht.<br />
personalmagazin: Muss man nun auch mit<br />
Insolvenzen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Anbieter rechnen?<br />
Gregg: Der Fall Maxchoice, also eine Insolvenz<br />
eines <strong>de</strong>utschen Gutscheinanbieters,<br />
an <strong>de</strong>m nicht eingelöste Gutscheine<br />
in Höhe von sechs bis zehn Millionen<br />
Euro hängen, ist erstmalig in Deutschland.<br />
Grund war meiner Ansicht nach<br />
kaufmännische Fehleinschätzung. Maxchoice<br />
hatte Gutscheine weit unter <strong>de</strong>m<br />
üblichen Marktwert angeboten; solche<br />
Dumpingpreise können sich nicht halten.<br />
personalmagazin: Sie betonen, dass erstmals<br />
ein <strong>de</strong>utscher Anbieter insolvent ist.<br />
Wie sieht es im Ausland aus?<br />
Gregg: In England sind Insolvenzen von<br />
Gutscheinanbietern häufiger, auch wegen<br />
betrügerischen Verhaltens. Das liegt<br />
schon an <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschiedlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rechtssysteme – in Deutschland wer<strong>de</strong>n<br />
sie nach einer Insolvenz, vor allem nach<br />
einem Betrugsverfahren, kaum wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
in dieser Branche arbeiten können. In<br />
England ist das System etwas durchlässiger<br />
– hier gibt es lei<strong><strong>de</strong>r</strong> auch hin und<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> schwarze Schafe. Die meisten<br />
Anbieter in Deutschland dagegen haben<br />
sich bereits jahrelang auf <strong>de</strong>m Markt bewährt<br />
– sie können sich Negativschlagzeilen<br />
gar nicht leisten.<br />
personalmagazin: Können Sie uns ein Beispiel<br />
für solche Betrugsversuche nennen?<br />
Gregg: In England taucht beispielsweise<br />
immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Anbieter auf, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Aktionen anbietet, von <strong>de</strong>nen er von<br />
vornherein weiß, dass die Kun<strong>de</strong>n die<br />
Gutscheine nicht einlösen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Diese künstliche Nichteinlösequote<br />
bekommt man durch beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s komplizierte<br />
Wege für die Einlösung; oft ist<br />
auch einfach die Website o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Hotline<br />
zum Einlösen nicht erreichbar. Irgendwann<br />
verliert <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong> die Lust;<br />
die wenigsten beschweren sich beim gutscheinherausgeben<strong>de</strong>n<br />
Unternehmen.<br />
personalmagazin: Wie können sich Unternehmen<br />
vor solchem Betrug schützen?<br />
Und wie kann man sicherstellen, dass<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Anbieter wirtschaftlich solvent ist und<br />
bleibt?<br />
Mark Gregg, Geschäftsführer von Bonago,<br />
ist Vice Presi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> IMA Europe, einem<br />
Zusammenschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Incentive-Anbieter.<br />
Gregg: Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Insolvenz von Maxchoice<br />
müssen sich Unternehmen auch ein<br />
bisschen an die eigene Nase fassen –<br />
Produkte kosten ihren Preis, Dumpingangebote<br />
können nicht funktionieren.<br />
Qualität und Seriosität sollten bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Suche nach <strong>de</strong>m besten Angebot nicht<br />
völlig vernachlässigt wer<strong>de</strong>n. Ansonsten<br />
sollte man stets prüfen: Wie stellt sich<br />
das Unternehmen dar, wie ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertrieb<br />
aufgestellt? Welche Referenzen gibt<br />
es? Und ist es Mitglied in Vereinigungen,<br />
wie beispielsweise IME o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>utschen Dialogmarketing-Verband,<br />
die das Verhalten ihrer Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> kontrollieren?<br />
<br />
Das Interview führte Katharina Schmitt. <br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
44 Organisation_Zeitwirtschaft<br />
Zeiterfassung – egal wo<br />
Praxis. Mobile Anwendungen wer<strong>de</strong>n immer öfter in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitwirtschaft eingesetzt.<br />
Zwei Beispiele zeigen, dass dies ganz unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Firmengröße sinnvoll ist.<br />
Von Daniela Furkel (Red.)<br />
Zahlreiche Studien belegen: Die<br />
Personalabteilungen setzen in<br />
immer mehr Bereichen mobile<br />
Lösungen ein, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
dort, wo Personaler o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter<br />
häufig ihren Einsatzort wechseln. Das<br />
bestätigt sich auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis: Die<br />
nachfolgen<strong>de</strong>n Beispiele zeigen, dass sich<br />
gera<strong>de</strong> bei einem hohen Anteil an Außendienstmitarbeitern<br />
Arbeitserleichterungen<br />
für die Personalabteilung ergeben.<br />
GA Energieanlagenbau Nord:<br />
Zeiterfassung mit <strong>de</strong>m Handy<br />
Für die 380 Monteure und Techniker<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> GA Energieanlagenbau Nord GmbH<br />
(GA-EAN) gehören lästige Stun<strong>de</strong>nzettel<br />
seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung <strong>de</strong>s mobilen Zeitwirtschaftssystems<br />
Virtic <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit<br />
an. Häufig wechseln sie gleich<br />
mehrmals am Tag <strong>de</strong>n Einsatzort o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
die Tarifzone. Sie überschreiten mitunter<br />
auch Lan<strong>de</strong>sgrenzen, um Energieinfrastrukturanlagen<br />
zu bauen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />
reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.<br />
Man braucht nicht viel Fantasie, um<br />
sich vorzustellen, dass eine einheitliche<br />
und minutengenaue Erfassung sämtlicher<br />
Arbeitszeitdaten <strong><strong>de</strong>r</strong> Außendienstmitarbeiter<br />
eine echte Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
darstellte, als sie noch handschriftlich<br />
auf klassischen Stun<strong>de</strong>nzetteln geschah.<br />
„Glücklicherweise ist die Zeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zettelwirtschaft bei <strong><strong>de</strong>r</strong> GA-EAN<br />
vorbei“, sagt IT-Leiter Jörg Hendschke.<br />
„Die handschriftliche Dokumentation<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> erbrachten Leistungen und die manuelle<br />
Übertragung in <strong>de</strong>n Computer<br />
verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ten zuvor eine fehlerlose und<br />
minutengenaue Erfassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeiten.<br />
Außer<strong>de</strong>m erschwerte das alte<br />
Verfahren eine schnelle Weiterverarbeitung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Daten für eine effektive Begleitkalkulation<br />
unserer Projekte.“<br />
Seit <strong>de</strong>m 1. Januar 2012 läuft das mobile<br />
Arbeitszeiterfassungs- und Controllingsystem<br />
Virtic bei <strong><strong>de</strong>r</strong> GA-EAN im<br />
Regelbetrieb. Die Mitarbeiter im Außendienst<br />
buchen mit einer Software auf<br />
ihren Diensthandys Arbeitsbeginn, Pausen,<br />
Fahrtzeiten, Feierabend o<strong><strong>de</strong>r</strong> Rüstzeiten<br />
durch Eingaben innerhalb einer<br />
selbsterklären<strong>de</strong>n Menüführung. Die<br />
dadurch erzeugten Daten laufen in Echtzeit<br />
auf Servern in einem hochsicheren<br />
Rechenzentrum auf, die von <strong>de</strong>n Anwen<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
über das Internet genutzt wer<strong>de</strong>n<br />
können. Das erspart <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n die<br />
Installation und Wartung von Software.<br />
Projektleiter können online die Stun<strong>de</strong>nkonten<br />
ihrer Baustellen einsehen und<br />
bei Fehlentwicklungen sofort eingreifen.<br />
Automatisch nimmt das System zu<strong>de</strong>m<br />
eine Vorkontierung und Berechnung von<br />
Zulagen, Auslösen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Reisekosten vor.<br />
Im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> GA-EAN be<strong>de</strong>utet vor allem<br />
die automatische Anwendung lokaler<br />
Tarifregelungen einen großen Zeitvorteil<br />
für die Lohnbuchhaltung.<br />
Damit die Implementierung <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen<br />
Erfassungsmetho<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft<br />
sofort konstruktiv aufgefasst wird, empfiehlt<br />
Hendschke einen offenen Dialog.<br />
„Wir haben die Mitarbeiter frühzeitig ins<br />
Boot geholt und die Vorteile <strong>de</strong>s Systems<br />
für bei<strong>de</strong> Seiten <strong>de</strong>utlich gemacht.“ Das<br />
System lief zunächst in einer Testphase.<br />
Eine Gruppe von sechs Mitarbeitern<br />
© AToss © Virtic<br />
Ob Handy o<strong><strong>de</strong>r</strong> Smartphone – mobile<br />
Lösungen erleichtern die Zeiterfassung<br />
bei GA-EAN und <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadtverwaltung.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
45<br />
wur<strong>de</strong> geschult und während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Einführungsphase zu ihren Eindrücken<br />
befragt. Der Betriebsrat begleitete<br />
die Implementierung.<br />
Die Software erleichtert heute<br />
nicht nur die Erfassung von Arbeitszeiten<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> GA-EAN, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />
die Disposition von Mitarbeitern. So<br />
hat die Zentrale immer <strong>de</strong>n Überblick,<br />
welcher Mitarbeiter gera<strong>de</strong> auf<br />
welcher Baustelle tätig ist, wer krank<br />
ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> wer Urlaub hat. Hier lassen<br />
sich auch die Termine <strong><strong>de</strong>r</strong> Monteure<br />
verwalten. Im Online-Kalen<strong><strong>de</strong>r</strong> sind<br />
diese permanent einsehbar, was die<br />
Kommunikation zwischen Zentrale<br />
und Außendienst erheblich erleichtert.<br />
IT-Leiter Jörg Hendschke lobt<br />
die ganzheitliche Optimierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Prozesse: „Während viele Systeme<br />
auf einzelne Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesskette<br />
spezialisiert sind, begleitet Virtic die<br />
Arbeitszeiterfassung sowie das Controlling<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftragsannahme<br />
bis zur Lohnabrechnung und <strong>Nach</strong>kalkulation<br />
von Kostenstellen.“<br />
Stadtverwaltung: Arbeitszeitmanagement<br />
von unterwegs<br />
Auch für <strong>de</strong>n öffentlichen Dienst bietet<br />
sich eine mobile Zeitwirtschaft<br />
an. Stadtverwaltungen sind meist<br />
für eine enorm große Fläche zuständig.<br />
In einigen Bereichen, etwa im<br />
Bau-, Garten- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sportamt, sind<br />
auch viele städtische Mitarbeiter im<br />
Außendienst tätig. Für sie besteht<br />
selten Anbindung an das Arbeitszeitmanagementsystem.<br />
Eine große<br />
Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung für Kommunen ist<br />
es, alle städtischen Mitarbeiter in<br />
eine einheitliche Zeitwirtschaftslösung<br />
einzubin<strong>de</strong>n.<br />
Viele <strong><strong>de</strong>r</strong> mobilen Teams, ob Rasenmäherkolonnen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stadtreinigung,<br />
wechseln mehrmals täglich<br />
ihren Einsatzort. Sie kommen zwar<br />
meist morgens o<strong><strong>de</strong>r</strong> abends am Betriebshof<br />
vorbei und können dort<br />
ihre Arbeitszeiten erfassen. Untertägige<br />
Kontierungen auf die jeweiligen<br />
07 / 13 personalmagazin<br />
Kostenstellen gestalten sich jedoch<br />
als schwierig. Hier schafft mobiles<br />
Arbeitszeitmanagement über das<br />
Smartphone Abhilfe. Über eine leicht<br />
zu bedienen<strong>de</strong> App können die Mitarbeiter<br />
ihre Arbeitszeiten je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit<br />
und von je<strong>de</strong>m Ort aus buchen und<br />
kontieren. Bisher mussten sie manuell<br />
festhalten, für welche Dienst- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kostenstelle sie gera<strong>de</strong> tätig sind.<br />
Eine wichtige Unterstützung ist die<br />
Anwendung auch für Bauhöfe und<br />
Straßenbauarbeiter, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Anlaufstelle<br />
häufig die Bauwagen sind. Die<br />
Vorarbeiter können über eine „Gruppenbuchung“<br />
die Arbeitszeiten ihres<br />
kompletten Teams per Knopfdruck<br />
erfassen sowie Urlaubsanträge einfach<br />
per Smartphone absetzen. Das<br />
entlastet die Personalabteilung, die<br />
sonst Tausen<strong>de</strong> von Belegen manuell<br />
eingeben muss.<br />
Damit diese Szenarien in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität<br />
funktionieren, ist es im ersten<br />
Schritt notwendig, Akzeptanz zu<br />
schaffen und <strong>de</strong>n Nutzen einer solchen<br />
Lösung transparent zu machen.<br />
Das geschieht am besten durch intensive<br />
Aufklärung aller Betroffenen.<br />
Hier hilft häufig <strong><strong>de</strong>r</strong> Live-Test<br />
am Smartphone. Nicht zuletzt wegen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> intuitiven Bedienbarkeit ist dieses<br />
Vorgehen meist überzeugend.<br />
In einem ausführlichen Pilotprojekt<br />
müssen Technik und Umsetzung in<br />
die Praxis intensiv getestet wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein weiterer zentraler Bestandteil ist<br />
die Datensicherheit. „Es muss sichergestellt<br />
sein, dass kein Missbrauch<br />
möglich ist. Dafür gilt es, IT- und<br />
Organisationsprozesse zu <strong>de</strong>finieren,<br />
zum Beispiel eine automatische<br />
Fernlöschung, die bei Verlust eines<br />
mobilen Geräts einsetzt“, erklärt<br />
Patrick Flaig, Produktmanager bei<br />
Atoss. „Damit nur autorisierte Personen<br />
auf die Lösung zugreifen,<br />
sind Unternehmens-ID und entsprechen<strong>de</strong><br />
Benutzerkennungen samt<br />
Passwort sowie ein klares Rechtesystem<br />
zwingend erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.“ <br />
Der Arbeitgeber<br />
ist verpflichtet,<br />
die über die werktägliche<br />
Arbeitszeit [...] hinausgehen<strong>de</strong><br />
Arbeitszeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />
aufzuzeichnen...<br />
§16 Abs. 2 ArbZG,<br />
Aushang und Arbeitszeitnachsweise<br />
Übersichtliche Zeit- und Projekterfassung<br />
Lückenlose Arbeitszeitnachweise<br />
Flexible Personal- und Projektplanung<br />
Urlaubs-, Schicht- und Abwesenheitsplanung<br />
Umfangreiche Statistiken<br />
Jetzt informieren:<br />
www.reiner-sct.com/zeiterfassung
46 Organisation_Personaldienstleistung 2.0<br />
Dem Pflegenotstand begegnen<br />
Serie. Das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll hilft Pflegeeinrichtungen, ihre Personal<strong>de</strong>cke mit<br />
Fachkräften aufzustocken, und trägt zu Kosteneffizienz und Pflegequalität bei.<br />
Serie<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
Von Frank Schra<strong><strong>de</strong>r</strong> und Theo Nitschke<br />
Personaldienstleister kommen<br />
nicht mehr nur in Phasen erhöhten<br />
Mitarbeiterbedarfs zum Einsatz,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n etablieren sich als<br />
langfristige, strategische Partner ihrer<br />
Kun<strong>de</strong>n und nehmen für diese wichtige<br />
Aufgaben <strong>de</strong>s Personalmanagements<br />
wahr. Diese Entwicklung wird unter <strong>de</strong>m<br />
Schlagwort „Personaldienstleistung 2.0“<br />
zusammengefasst. Ein gutes Beispiel<br />
für eine solche „Personaldienstleistung<br />
2.0“ ist das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll. Bei<br />
diesem Mo<strong>de</strong>ll übernimmt ein Hauptlieferant<br />
das Management <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lieferanten<br />
und ermöglicht Unternehmen<br />
<strong>de</strong>n Dienstleistungseinkauf zu reduzierten<br />
Prozesskosten. Zu<strong>de</strong>m stellt das Mo<strong>de</strong>ll<br />
die kontinuierliche Qualität bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Personalbedarfs sicher.<br />
Nicht umsonst stößt diese Lösung auch<br />
bei Pflege- und Gesundheitseinrichtungen<br />
auf zunehmen<strong>de</strong>s Interesse.<br />
Ein zentraler Ansprechpartner<br />
„Master Vendor“ be<strong>de</strong>utet übersetzt<br />
„Hauptlieferant“. Engagiert ein Unternehmen<br />
einen Personaldienstleister als<br />
Master Vendor, wird dieser zum zentralen<br />
Ansprechpartner. Den zusätzli-<br />
• Ausgabe 05/2013: Das Konzept „Personaldienstleistung<br />
2.0“<br />
• Ausgabe 06/2013: Beispiel Eignungsdiagnostik<br />
• Ausgabe 07/2013: Beispiel Medizin und Pflege<br />
chen Personalbedarf <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
<strong>de</strong>ckt <strong><strong>de</strong>r</strong> Master Vendor entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> aus<br />
<strong>de</strong>n Reihen seiner eigenen Mitarbeiter<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> er beauftragt an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personaldienstleister,<br />
die als Co-Lieferanten das<br />
benötigte Personal stellen.<br />
Durch die gebün<strong>de</strong>lte Administration<br />
spart das Unternehmen sowohl zeitliche<br />
als auch personelle Ressourcen ein. Der<br />
aufwendige Kontakt zu vielen einzelnen<br />
Anbietern entfällt. Der Master Vendor<br />
kennt sowohl das Unternehmen als<br />
auch die speziellen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
einzelnen Arbeitsplätze, wodurch eine<br />
passgenaue Abstimmung von Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungs-<br />
und Einsatzprofil <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweils<br />
gesuchten Mitarbeiter sichergestellt ist.<br />
Die Bün<strong>de</strong>lung von Auftragsvolumina<br />
versetzt <strong>de</strong>n Master Vendor zu<strong>de</strong>m in die<br />
Lage, beim Einkauf bessere Konditionen<br />
zu erzielen.<br />
Ein Master-Vendor-Projekt beginnt<br />
immer mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Ist-Situation<br />
im Unternehmen. Diese erfolgt unter<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>em auf Basis von Daten über Lieferanten,<br />
Einkaufsvolumen und Preise.<br />
Ziel ist es, <strong>de</strong>n Dienstleistungseinkauf<br />
sukzessive in eine optimierte Struktur<br />
zu überführen, um so eine Kostentransparenz<br />
sowie eine Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferanten<br />
und Prozesskosten zu erreichen.<br />
Zu diesem Zweck wird auch ein Vendor-<br />
Management-Systems (VMS) beim Kun<strong>de</strong>n<br />
implementiert, sodass komplexere<br />
Vorgänge je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit transparent dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n können. Das Projekt wird<br />
zum einen anhand von betriebswirtschaftlichen<br />
Kennzahlen (KPI) gesteuert.<br />
Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en überprüfen Kun<strong>de</strong> und<br />
Master Vendor als Projektbeirat in regelmäßigen<br />
Abstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Fortschritt.<br />
Dünne Personal<strong>de</strong>cke in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege<br />
Das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Industrie bewährte Master-<br />
Vendor-Mo<strong>de</strong>ll fin<strong>de</strong>t zunehmend auch<br />
das Interesse von Arbeitgebern aus <strong>de</strong>m<br />
Gesundheits- und Pflegebereich. Dafür<br />
gibt es gute Grün<strong>de</strong>: Nicht zuletzt durch<br />
die ökonomischen Bedingungen ist die<br />
Personal<strong>de</strong>cke in vielen Einrichtungen<br />
dünn. Ausfälle, seien sie regulär durch<br />
Urlaub o<strong><strong>de</strong>r</strong> irregulär durch Krankheit<br />
bedingt, können mit <strong>de</strong>m Stammpersonal<br />
kaum ausgeglichen wer<strong>de</strong>n. Der Fachkräftemangel<br />
macht auch dieser Branche<br />
zu schaffen: <strong>Nach</strong> einer Studie im Auftrag<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vereinigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bayerischen Wirtschaft<br />
wächst die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflegebedürftigen<br />
bis 2030 von <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit 2,4 auf 3,4 Millionen.<br />
Beschäftigte im Pflegesektor gibt es<br />
hingegen immer weniger – die <strong>de</strong>mografische<br />
Entwicklung sorgt für eine steigen<strong>de</strong><br />
<strong>Nach</strong>frage bei gleichzeitig sinken<strong>de</strong>m<br />
Angebot an Pflegekräften. Bis 2030 wer<strong>de</strong>n<br />
bei sonst unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Rahmenbedingungen<br />
506.000 Pflegekräfte fehlen.<br />
Hinzu kommen die gesetzlichen Regelungen<br />
zur sogenannten Fachkraftquote im<br />
Pflegebereich. Je nach Bun<strong>de</strong>sland muss<br />
das Pflegepersonal zu 48 bis 59 Prozent<br />
aus ausgebil<strong>de</strong>ten Fachkräften bestehen.<br />
personalmagazin 07 / 13
47<br />
Personalausfälle stellen die Einrichtungen<br />
nicht nur vor ein praktisches, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
auch vor ein rechtliches Problem:<br />
Bei Nichteinhaltung dieser Quote drohen<br />
hohe Bußgel<strong><strong>de</strong>r</strong> und im Einzelfall sogar<br />
Haftstrafen.<br />
Den Personalbedarf im Pflegebereich<br />
mit wechseln<strong>de</strong>n Zeitarbeitskräften unterschiedlicher<br />
Personaldienstleister zu<br />
In Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen<br />
sind qualifizierte<br />
Fachkräfte gefragt.<br />
<strong>de</strong>cken ist zwar gängige Praxis, aber sowohl<br />
für die Unternehmen als auch für die<br />
Mitarbeiter selten eine zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong><br />
Lösung. Pflegepersonal ist Vertrauenspersonal<br />
und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e in Altenheimen<br />
sind die Mitarbeiter die wichtigsten Bezugspersonen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewohner. Auch für die<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege so wichtige Teamarbeit ist<br />
ein häufiger Mitarbeiterwechsel ungünstig,<br />
<strong>de</strong>nn die „Neuen“ müssen immer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eingearbeitet wer<strong>de</strong>n und sich<br />
mit <strong>de</strong>n Gepflogenheiten und Arbeitsabläufen<br />
vertraut machen. Gleichzeitig<br />
bin<strong>de</strong>t die Suche nach <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n<br />
Zeitarbeitskräften unverhältnismäßig<br />
viel Arbeitskraft bei <strong>de</strong>n Leitungskräften<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Einrichtungen, vor allem,<br />
wenn es sich um spontane Ausfälle han<strong>de</strong>lt.<br />
Häufig müssen gleich mehrere Personaldienstleister<br />
kontaktiert wer<strong>de</strong>n,<br />
um die richtige Fachkraft zu fin<strong>de</strong>n – ein<br />
unübersichtliches Verfahren, auch im<br />
Hinblick auf die Kosten.<br />
Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für mittlere bis große<br />
Pflegeeinrichtungen und Kliniken mit<br />
einem o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehreren Standorten stellt<br />
daher das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll eine Lösung<br />
dar, die auch <strong>de</strong>n beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Branche nach kommt.<br />
Der Master Vendor kann einen entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Pool von ausgebil<strong>de</strong>ten und<br />
erfahrenen Mitarbeitern als externe<br />
„Stammbelegschaft“ aufbauen. Dieser<br />
Springerpool kommt immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n gleichen Einrichtungen<br />
<strong>de</strong>s Auftraggebers zum Einsatz und ist<br />
dadurch bereits eingearbeitet und kann<br />
sich schnell in die Arbeitsabläufe einfügen.<br />
Die Personalverantwortlichen<br />
gewinnen Zeit, da sie bei Vertretungsbedarf<br />
nur noch einen festen Ansprechpartner<br />
haben. Der einheitliche und<br />
transparente Abwicklungsprozess sorgt<br />
letztendlich für ein optimiertes Ausfallmanagement<br />
und ermöglicht ein<br />
effizienteres Controlling <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen<br />
Einrichtungen und Leistungsbereiche.<br />
Pluspunkte für die Mitarbeiter<br />
Das Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll im Pflegebereich<br />
ist aber auch ein gutes Beispiel<br />
dafür, wie die Zeitarbeit entgegen allen<br />
Vorurteilen zu einer Win-Win-Situation<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Bezahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflegekräfte in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zeitarbeit orientiert sich am üblichen<br />
Tariflohn ihrer angestellten Kollegen –<br />
und liegt zum Teil sogar darüber. Für<br />
Berufsanfänger und Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einsteiger,<br />
die sich neu orientieren möchten, bietet<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> flexible Einsatz die Möglichkeit,<br />
verschie<strong>de</strong>ne Einrichtungen ihres Berufsfelds<br />
kennenzulernen. Erfahrene<br />
Fachkräfte ergreifen zu<strong>de</strong>m die Chance,<br />
ihre Arbeitszeit flexibel und familienfreundlich<br />
zu gestalten, was bei einer<br />
Festanstellung durch häufige Schichtdienste<br />
oft nicht möglich ist. Auch dies<br />
sind Grün<strong>de</strong>, warum sich gefragte Fachkräfte<br />
für die Zeitarbeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflegebranche<br />
entschei<strong>de</strong>n – laut einer Studie<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Hans-Böckler-Stiftung ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitarbeiter in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege zwischen<br />
2004 und 2012 überproportional auf das<br />
Fünffache gestiegen.<br />
Mit diesem Beitrag zum Master-Vendor-Mo<strong>de</strong>ll<br />
schließt unsere Serie „Personaldienstleistung<br />
2.0“. Dieser Begriff<br />
und die Beispiele stehen stellvertretend<br />
dafür, wie Unternehmen und Personaldienstleister<br />
starre Strukturen und<br />
Prozesse aufbrechen und im Dialog zukunftsfähige<br />
Lösungen für das Personalmanagement<br />
schaffen können – für die<br />
Unternehmen und ihre Mitarbeiter.<br />
FRANK SCHRADER verantwortet als<br />
Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitung die Unternehmensentwicklung<br />
sowie das Kun<strong>de</strong>n- und<br />
Personalmarketing <strong>de</strong>s Personaldienstleisters<br />
Piening Personal.<br />
THEO NITSCHKE ist als Projektleiter für<br />
Piening Medical tätig.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>
48 Spezial_Entgelt<br />
Die Ruhe nach <strong>de</strong>m Sturm<br />
Ausblick. <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elstam-Umstellung ist im Bereich Entgeltabrechnung zunächst<br />
Ruhe eingekehrt. Mit Sepa und <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisekostenreform stehen nun neue Aufgaben an.<br />
© marcus surges<br />
ARBEITSHILFE<br />
Übersicht Aufgaben und Zeitplan für Unternehmen<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung auf Sepa (HI3642660)<br />
Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />
Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/hi3642660<br />
Von Thomas Muschiol (Red.)<br />
Die befürchteten Sturmschä<strong>de</strong>n<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung auf das<br />
elektronische Lohnsteuerverfahren<br />
sind glücklicherweise<br />
ausgeblieben, <strong>de</strong>nn das automatisierte<br />
Verfahren zur Ablösung <strong><strong>de</strong>r</strong> papierenen<br />
Lohnsteuerkarte scheint wirklich zu<br />
funktionieren. Vor allem die Möglichkeit,<br />
<strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>s Umstiegs auf die Elektronik<br />
individuell zu wählen, hat <strong>de</strong>n Betrieben<br />
hier geholfen. So kann man als<br />
sicher voraussetzen, dass zum nächsten<br />
Jahreswechsel die lohnsteuerrechtliche<br />
Seite <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung nicht nur<br />
vollkommen papierlos, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem<br />
auch ohne erhöhten administrativen<br />
Aufwand vonstatten gehen kann.<br />
Aber wäre es vor diesem Hintergrund<br />
nicht angenehm, wenn auch die<br />
Entgeltbescheinigung:<br />
Ab Juli wird sie einheitlich.<br />
sozialversicherungsrechtliche Abrechnungsseite<br />
<strong>de</strong>m digitalisierten Lohnsteuerrecht<br />
folgen wür<strong>de</strong>? Dies gilt vor<br />
allem für das immer noch zeitfressen<strong>de</strong><br />
Mel<strong>de</strong>wesen. Hier hat bekanntlich das<br />
gescheiterte Elena-Projekt Wun<strong>de</strong>n aufgerissen,<br />
ein System, das auf Perfektion<br />
angelegt war und das an <strong><strong>de</strong>r</strong> Komplexität<br />
<strong>de</strong>s sozialversicherungsrechtlichen Mel<strong>de</strong>wesens<br />
gescheitert ist.<br />
Dass das Ganze im kleinen Rahmen<br />
funktionieren kann, zeigt die zum 1. Juli<br />
2013 bestehen<strong>de</strong> Pflicht einer einheitlichen<br />
Entgeltbescheinigung. Hier kann<br />
zumin<strong>de</strong>stens ein kleiner Teilerfolg vermel<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn es gibt tatsächlich<br />
diverse Behör<strong>de</strong>n, die mit dieser jetzt<br />
standardmäßig zu erstellen<strong>de</strong>n Entgeltbescheinigung<br />
klarkommen und <strong>de</strong>m<br />
Ziel einer Entbürokratisierung durch<br />
Wegfall von Spezialbescheinigungen<br />
zumin<strong>de</strong>st etwas näherkommen. Pragmatische<br />
Lösungen statt hoch ambitionierter<br />
digitaler Gesamtlösungen, das<br />
scheint auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn eines Projekts zu<br />
sein, das Personalverantwortliche in <strong>de</strong>n<br />
nächsten Monaten immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hören<br />
wer<strong>de</strong>n. Es geht um das Projekt OMS,<br />
bei <strong>de</strong>m (hoffentlich) die negativen Erfahrungen<br />
aus Elena vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit einem Inkrafttreten von OMS zum<br />
Jahreswechsel 2014 ist jedoch nicht zu<br />
rechnen.<br />
Schulungsbedarf durch Reisekostenreform<br />
und Kontenumstellungen<br />
Wenn gleichwohl in <strong>de</strong>n Entgeltabrechnungsabteilungen<br />
noch in diesem Jahr<br />
Schulungsbedarf besteht, dann hat dies<br />
zwei ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Grün<strong>de</strong>. So wird man<br />
sich auf ein neues Reisekostenrecht<br />
vorbereiten müssen, was zum 1. Januar<br />
2014 in Kraft tritt. Worauf Sie sich hier<br />
einstellen müssen, können Sie ab Seite<br />
52 lesen.<br />
Administrative Umstellungen sind<br />
von <strong>de</strong>n Personalabteilungen bei <strong>de</strong>n<br />
durch das Projekt Sepa notwendig wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Kontenumstellungen zu bewerkstelligen.<br />
Lesen Sie mehr dazu ab <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Seiten 50.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
49<br />
Wenn zwei<br />
sich streiten...<br />
Immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> kommt es<br />
zu unterschiedlichen Auffassungen<br />
bei lohnsteuerrechtlichen<br />
Details zwischen<br />
<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sfinanzhof und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Steuerverwaltung. Ein Beispiel<br />
dafür ist die Besteuerung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Pkw-Nutzung. Wird hier die<br />
Fahrtenbuchmetho<strong>de</strong> angewandt<br />
und gleichzeitig mit <strong>de</strong>m Ein Fahrtenbuch kann sich steuerlich lohnen.<br />
Arbeitnehmer vereinbart, dass<br />
er bestimmte Aufwendungen aus eigenen Mitteln zu tragen hat (zum<br />
Beispiel anteilig Treibstoffkosten), soll nach Ansicht <strong>de</strong>s BFH keine Min<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong>de</strong>s geldwerten Vorteils erfolgen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s sieht das die Finanzverwaltung.<br />
Sie ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Auffassung, dass die vom Mitarbeiter selbst getragenen<br />
Kosten nicht mehr zu <strong>de</strong>n Gesamtkosten <strong>de</strong>s Fahrzeugs zu zählen sind.<br />
Faktisch führt diese gespaltene Rechtslage zu einem Wahlrecht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Betriebe. Halten sie sich an die Auffassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwaltung, dürfte dies<br />
unbeanstan<strong>de</strong>t bleiben. Dies zum Wohle <strong>de</strong>s Arbeitnehmers, <strong>de</strong>ssen Belastung<br />
durch einen geldwerten Vorteil sinkt. Vorteile hat dies vor allem<br />
für die Arbeitnehmer, bei <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> geldwerte Vorteil noch innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Beitragsbemessungsgrenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialversicherung liegt.<br />
© Michael Bamberger<br />
Zusatzversicherungen<br />
im Trend<br />
Immer mehr Bürger wählen eine<br />
private Zusatzsversicherung als<br />
Alternative zur privaten Krankenvollversicherung.<br />
So verbuchten die<br />
privaten Krankenversicherungen einen<br />
Zuwachs von 573.000 Verträgen, die in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Regel von Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen<br />
Krankenversicherung in Anspruch<br />
genommen wer<strong>de</strong>n. Einen noch höheren<br />
Anstieg vermel<strong>de</strong>n die privaten Zusatzversicherungen<br />
im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege.<br />
Hier stiegen die Abschlüsse um 16,3 Prozent<br />
auf einen Gesamtbestand von 2,2<br />
Millionen Veträge an. Die Begründung<br />
für diese Steigerung sieht <strong><strong>de</strong>r</strong> PKV-Verbandsvorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Reinhold Schulte wie<br />
folgt: „Die Debatte um die Reform <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Pflegeversicherung hat vielen Bürgerinnen<br />
und Bürgern die Augen dafür geöffnet,<br />
dass ihnen ohne zusätzliche private<br />
Vorsorge im Pflegefall die finanzielle<br />
Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung droht.“
50 spezial_entgelt<br />
Abschied von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankleitzahl<br />
Vorbereitung. Alle Unternehmen müssen auf das einheitliche Europäische<br />
Zahlungsverkehrssystem Sepa umstellen. Auch auf HR kommt <strong>de</strong>shalb Arbeit zu.<br />
Von Michael Paatz und Sven Mönkediek<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung auf das<br />
einheitliche, bargeldlose<br />
nationale und europäische<br />
Sepa-Zahlverfahren gemäß<br />
Verordnung <strong>de</strong>s europäischen Gesetzgebers<br />
(Nr. 260/2012, 14. März 2012) zum<br />
1. Februar 2014 wird <strong><strong>de</strong>r</strong> elektronische<br />
Zahlungstransfer in <strong>de</strong>n teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
Eurolän<strong><strong>de</strong>r</strong>n neu strukturiert. Ziel <strong>de</strong>s<br />
Verfahrens ist es, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vereinheitlichung<br />
<strong>de</strong>n grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Zahlungsverkehr<br />
schneller und günstiger zu<br />
gestalten. Eine integrierte Prüfziffer soll<br />
zu<strong>de</strong>m Fehlleitungen bei Zahlendrehern<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tippfehlern verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Dafür wird<br />
die bekannte Kontonummer durch die<br />
„International Bank Account Number“ –<br />
abgekürzt „Iban“ – ersetzt. Ebenso wird<br />
die Bankleitzahl abgelöst. Der „Business<br />
I<strong>de</strong>ntifier Co<strong>de</strong>“, gleichfalls „Bic“ o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
„Swift Co<strong>de</strong>“ genannt, enthält sowohl<br />
Informationen zum Kreditinstitut als<br />
auch zum Land und Ort. Gemeinsam mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Iban bil<strong>de</strong>n sie <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s Sepa-<br />
Verfahrens.<br />
Software rechtzeitig auf Sepa-<br />
Fähigkeit überprüfen<br />
Für die Personalabteilung empfiehlt es<br />
sich, nicht nur Entgeltabrechnungssystem<br />
und Banking-Software rechtzeitig<br />
auf ihre Sepa-Fähigkeit zu prüfen und<br />
gegebenenfalls anzupassen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
auch frühzeitig mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sammlung und<br />
Ergänzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankverbindungsdaten<br />
aller Mitarbeiter und sonstiger Empfänger<br />
zu beginnen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel informieren<br />
Behör<strong>de</strong>n, Pensionskassen o<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />
Sozialversicherungsträger mit Hinweisen<br />
auf ihren Internetpräsenzen, in <strong>de</strong>n<br />
Fußzeilen ihrer Schreiben o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit geson<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />
Infobriefen über ihre neuen<br />
Bankdaten. Einige Banken unterstützen<br />
ihre Kun<strong>de</strong>n im Internet mit Konvertierungsrechnern<br />
für Kontodaten. Bic und<br />
Iban sind somit vergleichsweise einfach<br />
zu recherchieren. Die Bankverbindungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um lassen<br />
Hintergrund Praxisbeispiel<br />
Sepa – die Fakten<br />
sich in vielen Fällen nicht so einfach ermitteln.<br />
Hier hat sich ein Anschreiben<br />
an die Belegschaft bewährt, oft gekoppelt<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung, in welchem<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigte zur Meldung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bic und Iban aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird.<br />
Voraussichtlich wird für <strong>de</strong>n inländischen<br />
Zahlungsverkehr nach <strong>de</strong>m<br />
1. Februar 2014 die Iban ausreichend<br />
sein, <strong>de</strong>nnoch ist eine vollständige Er-<br />
Sepa (Single Euro Payments Area) bezeichnet ein Gebiet, in <strong>de</strong>m Unternehmen, Verbraucher<br />
und weitere Wirtschaftsakteure ihren elektronischen Euro-Zahlungsverkehr<br />
für inländische und grenzüberschreiten<strong>de</strong> Transaktionen einheitlich durchführen.<br />
Insgesamt nehmen 32 europäische Län<strong><strong>de</strong>r</strong> an Sepa teil (27 EU-Staaten sowie Island,<br />
Liechtenstein, Norwegen als die drei Län<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s EWR und die Nicht-EWR-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schweiz und Monaco). Unternehmen können innerhalb von Sepa ihre gesamten Finanztransaktionen<br />
in Euro mit <strong>de</strong>n Sepa-Zahlungsinstrumenten zentral über ein Bankkonto<br />
durchführen. Ziel ist die durchgängige elektronische Verarbeitung aller Zahlungen<br />
beziehungsweise die Schaffung von Zusatzleistungen wie elektronischer Kontenabgleich<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> elektronische Rechnungsstellung. Kontonummer und Bankleitzahl wer<strong>de</strong>n durch<br />
die Iban („International Bank Account Number“) als Internationale Bankkontonummer<br />
und <strong>de</strong>n Bic („Business I<strong>de</strong>ntifier Co<strong>de</strong>“ beziehungsweise „Swift Co<strong>de</strong>“, also „Society<br />
For Worldwi<strong>de</strong> Interbank Financial Telecommunication“) als Internationale Bankleitzahl<br />
ersetzt. 2008 begann die europäische Kreditwirtschaft mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sepa-<br />
Überweisung damit, <strong>de</strong>n europäischen Zahlungsverkehr zu vereinheitlichen, 2009 folgte<br />
die Sepa-Lastschrift. Anfang 2012 legte die Sepa-Migrationsverordnung die Ablösung <strong>de</strong>s<br />
nationalen Zahlverfahrens für Überweisungen und Lastschriften in Euro fest. Die einheitliche<br />
Umstellung erfolgt zum 1. Februar 2014 (für Nicht-Eurolän<strong><strong>de</strong>r</strong> zum 1. Oktober 2016).<br />
Sepa-Zahlungen sind nur in Euro möglich. Bei Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Währung wird nach<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Währungstabelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Empfängerbank umgerechnet. Die Gebühr für Überweisungen<br />
in EU-Län<strong><strong>de</strong>r</strong> darf nicht höher liegen als für Inlandsüberweisungen. In <strong>de</strong>n fünf assoziierten<br />
Sepa-Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n (zum Beispiel die Schweiz) setzen die Banken die Gebühren fest.<br />
personalmagazin 07 / 13
51<br />
Überblick Sepa-Län<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Europäische Län<strong><strong>de</strong>r</strong> Sepa-Län<strong><strong>de</strong>r</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Euro<br />
Albanien Nein eigene Währung<br />
Andorra Nein Euro (als Fremdwährung)<br />
Belarus Nein eigene Währung<br />
Belgien* Ja Euro<br />
Bosnien/Herzegowina Nein eigene Währung<br />
Bulgarien* Ja eigene Währung<br />
Dänemark* Ja eigene Währung<br />
Deutschland* Ja Euro<br />
Estland* Ja Euro<br />
Finnland* Ja Euro<br />
Frankreich* Ja Euro<br />
Griechenland* Ja Euro<br />
Großbritannien* Ja eigene Währung<br />
Irland* Ja Euro<br />
Island Ja eigene Währung<br />
Italien* Ja Euro<br />
Kasachstan Nein eigene Währung<br />
Kosovo Nein eigene Währung<br />
Kroatien Nein eigene Währung<br />
Lettland* Ja eigene Währung<br />
Liechtenstein Ja eigene Währung<br />
Litauen* Ja eigene Währung<br />
Luxemburg* Ja Euro<br />
Malta* Ja Euro<br />
Mazedonien Nein eigene Währung<br />
Moldawien Nein eigene Währung<br />
Monaco Ja Euro (als Fremdwährung)<br />
Montenegro Nein Euro (als Fremdwährung)<br />
Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong>* Ja Euro<br />
Norwegen Ja eigene Währung<br />
Österreich* Ja Euro<br />
Polen* Ja eigene Währung<br />
Portugal* Ja Euro<br />
Rumänien* Ja eigene Währung<br />
Russland Nein eigene Währung<br />
San Marino Nein Euro (als Fremdwährung)<br />
Schwe<strong>de</strong>n* Ja eigene Währung<br />
Schweiz Ja eigene Währung<br />
Serbien Nein eigene Währung<br />
Slowakei* Ja Euro<br />
Slowenien* Ja Euro<br />
Spanien* Ja Euro<br />
Tschechische Republik* Ja eigene Währung<br />
Türkei Nein eigene Währung<br />
Ukraine Nein eigene Währung<br />
Ungarn* Ja eigene Währung<br />
Vatikan Stadt Nein Euro (als Fremdwährung)<br />
Zypern* Ja Euro<br />
Die Übersicht zeigt, welche Län<strong><strong>de</strong>r</strong> in Europa an Sepa teilnehmen. EU-Län<strong><strong>de</strong>r</strong> sind durch *<br />
gekennzeichnet. Bei Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Währung rechnet die Empfängerbank in Euro um.<br />
hebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationen inklusive Bic<br />
ratsam. Die Unternehmen sollten bereits<br />
beginnen, ihren Zahlungsverkehr<br />
schrittweise auf das Sepa-Verfahren umzustellen.<br />
Spätestens ab <strong>de</strong>m 1. Februar<br />
2014 können Überweisungen nach <strong>de</strong>m<br />
alten Verfahren nicht mehr am elektronischen<br />
Zahlungsverkehr teilnehmen.<br />
Maßnahmenplan zur erfolgreichen<br />
Sepa-Umstellung<br />
• Ergänzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensangaben<br />
auf <strong>de</strong>n Geschäftspapieren um<br />
Iban und Bic <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Bankverbindung<br />
• Prüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sepa-Fähigkeit aller zahlungsrelevanten<br />
Softwarelösungen:<br />
Finanzbuchhaltungs- und Entgeltabrechnungssystem,<br />
Bankingsoftware<br />
et cetera<br />
• Gegebenenfalls Anpassung an das<br />
Sepa-Verfahren durch das Einrichten<br />
neuer Datenbankfel<strong><strong>de</strong>r</strong> für Iban und<br />
Bic und durch die Einbindung <strong>de</strong>s<br />
neuen einheitlichen Sepa-Datenformats<br />
Iso O 20022 XML für beleglose<br />
Sepa-Überweisungen.<br />
• Aktualisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankverbindungsdaten<br />
aller Zahlungsempfänger wie<br />
Beschäftigte, SV-Träger, Direktversicherer<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Pensionskassen. Die Konvertierung<br />
von Kontendaten in Iban<br />
und Bic ist im Angebot diverser Banken<br />
(„Sepa Account Converter“ o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Iban-Rechner) möglich. Es empfiehlt<br />
sich, die Iban o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bic von je<strong>de</strong>m Mitarbeiter<br />
anzufor<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Die Daten wer<strong>de</strong>n<br />
neben Lohnüberweisungen für<br />
die Reisekostenerstattung benötigt.<br />
• Test <strong><strong>de</strong>r</strong> Sepa-Überweisung<br />
Michael Paatz ist Entgeltspezialist<br />
und Gesellschafter-Geschäftsführer<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Profibu GmbH in Köln.<br />
Sven Mönkediek ist<br />
Reportingspezialist und HR-<br />
Consultant <strong><strong>de</strong>r</strong> Profibu GmbH<br />
in Köln.<br />
Quelle: Paatz/Mönkediek<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>
52 spezial_Entgelt<br />
Reiserecht im neuen Gewand<br />
Gesetzesreform. Das Reisekostenrecht war bisher durch Richtlinien und die<br />
BFH-Rechtsprechung geprägt. Jetzt ist es erstmalig in ein Gesetz gefasst wor<strong>de</strong>n.<br />
Von Andreas Sprenger<br />
Schaut man sich das neue Reisekostenrecht<br />
an, so fällt als Erstes<br />
eine neue Definition auf. Der Begriff<br />
„regelmäßige Arbeitsstätte“<br />
wird durch die „erste Tätigkeitsstätte“<br />
ersetzt. Welche Auswirkungen sich dadurch<br />
für die Praxis ergeben, ist folgen<strong>de</strong>m<br />
Beispiel zu entnehmen.<br />
Ein Mitarbeiter ist seit Januar 2010 im<br />
Unternehmen beschäftigt. Ab 1. April<br />
2010 wird er im Rahmen eines Beratervertrags<br />
für fünf Jahre bei einem Kun<strong>de</strong>n,<br />
danach wie<strong><strong>de</strong>r</strong> beim Arbeitgeber<br />
eingesetzt. Der Mitarbeiter hat beim<br />
Kun<strong>de</strong>n ein eigenes Büro.<br />
Rechtslage bis 2013: Es liegt ein zeitlich<br />
befristeter Arbeitseinsatz bei einem<br />
Kun<strong>de</strong>n vor. Bis 2013 gibt es beim Kun<strong>de</strong>n<br />
keine regelmäßige Arbeitsstätte<br />
(siehe BFH, Urteil vom 13.6.2012, VI R<br />
47/11). Der Einsatz <strong>de</strong>s Mitarbeiters ist<br />
bis 2013 als Dienstreise zu beurteilen.<br />
Fahrt- und Übernachtungskosten kann<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber zeitlich unbegrenzt, Verpflegungsmehraufwand<br />
im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Drei-Monats-Frist drei Monate lang steuerfrei<br />
gewähren.<br />
Rechtslage ab 2014: Der Einsatz bei<br />
Kun<strong>de</strong>n führt zu einer ersten Tätigkeitsstätte,<br />
<strong>de</strong>nn auch bei einem verbun<strong>de</strong>nen<br />
Unternehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem Dritten (Kun<strong>de</strong>n)<br />
kann eine solche entstehen, wenn<br />
die Zuordnung „dauerhaft“ erfolgt (§ 9<br />
Absatz 4 Satz 1 EStG in <strong><strong>de</strong>r</strong> Neufassung).<br />
Die Voraussetzung „dauerhaft“ ist bereits<br />
erfüllt, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer „über einen<br />
Zeitraum von 48 Monaten hinaus“<br />
(§ 9 Absatz 4 Satz 3 EStG) tätig sein soll.<br />
Damit erfüllt die Tätigkeit beim Kun<strong>de</strong>n<br />
vom ersten Tag an nicht mehr die Voraussetzungen<br />
einer Dienstreise. Der Arbeitsplatz<br />
„wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t“ quasi ab <strong>de</strong>m 1. April<br />
2010 zum Kun<strong>de</strong>n. Steuerfreie Fahrtkosten,<br />
Übernachtungs- sowie Verpflegungsmehraufwand<br />
können nur noch im<br />
Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> doppelten Haushaltsführung<br />
steuerfrei erstattet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die arbeitsrechtliche Zuweisung<br />
Der neue Begriff <strong>de</strong>s ersten Tätigkeitsorts<br />
ist somit entschei<strong>de</strong>nd für die Frage,<br />
ob steuerlich eine Dienstreise vorliegt.<br />
Definiert wird durch § 9 Absatz 4 EStG<br />
(siehe <strong>de</strong>n Kasten auf Seite 53), dass die<br />
Zuordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Tätigkeitsstätte<br />
dabei „durch die dienst- o<strong><strong>de</strong>r</strong> arbeitsrechtlichen<br />
Festlegungen sowie die diese<br />
ausfüllen<strong>de</strong>n Absprachen und Weisungen<br />
bestimmt“ wird. Damit wird <strong>de</strong>n Arbeitgebern<br />
gesetzlich das zugestan<strong>de</strong>n,<br />
was bisher schon vom BFH eingeräumt<br />
wur<strong>de</strong>, nämlich die Gestaltung eines Reisekostenbegriffs<br />
durch arbeitsrechtliche<br />
Vereinbarung o<strong><strong>de</strong>r</strong> arbeitsrechtliche Bestimmungen.<br />
Erst wenn eine arbeitsrechtliche Zuordnung<br />
nicht ein<strong>de</strong>utig festgestellt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, greift eine zeitliche Abgrenzung.<br />
Dann wird die qualitative Beurteilung<br />
„Schwerpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> beruflichen Tätigkeit“<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> BFH-Rechtsprechung abgeleitet<br />
und rein nach Zeitanteilen beurteilt, wobei<br />
dann auf die Anwesenheitszeiten vor<br />
Ort abgestellt wird. Ein erster Tätigkeitsort<br />
liegt in diesen Fällen dann vor, wenn<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />
• typischerweise arbeitstäglich vor Ort<br />
tätig wer<strong>de</strong>n soll o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
• je Arbeitswoche zwei volle Arbeitstage<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> min<strong>de</strong>stens ein Drittel seiner vereinbarten<br />
Arbeitszeit dort tätig wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> keine Tätigkeitsstätte<br />
Ab 2014 ist gesetzlich klargestellt, dass<br />
ein Arbeitnehmer pro Arbeits- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Dienstverhältnis nur eine einzige erste<br />
Tätigkeitsstätte haben kann (§ 9 Absatz<br />
4 Satz 5 EStG in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung ab 2014).<br />
Dagegen wird es auch Arbeitnehmer geben,<br />
die gar keine erste Tätigkeitsstätte<br />
haben wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel Monteure<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Außendienstmitarbeiter.<br />
Erfüllen mehrere ortsfeste Einrichtungen<br />
gleichzeitig die Voraussetzungen<br />
für einen ersten Tätigkeitsort, sieht das<br />
EStG eine zweistufige Prüfung vor:<br />
• Maßgebend ist, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />
bestimmt hat.<br />
• Fehlt es an dieser Bestimmung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ist diese nicht ein<strong>de</strong>utig, gilt die ortsfeste<br />
Einrichtung als erste Tätigkeitsstätte,<br />
die <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />
am nächsten liegt (§ 9 Absatz 2<br />
Satz 6 EStG in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung ab 2014).<br />
Die neue gesetzliche „Ortsbetrachtung“<br />
<strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH<br />
konnte eine regelmäßige Arbeitsstätte<br />
nur in einer ortsfesten Einrichtung <strong>de</strong>s<br />
Arbeitgebers entstehen (BFH, Urteil<br />
vom 19.1.2012, VI R 23/11, BStBl 2012 II<br />
Seite 472). Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
steuerlich nicht <strong>de</strong>finiert ist, stellt<br />
man auf die arbeitsrechtlichen Regelungen<br />
ab. Arbeitgeber ist <strong><strong>de</strong>r</strong>jenige, <strong>de</strong>m<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer die Arbeitsleistung<br />
schul<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>ssen Weisungen er unterliegt.<br />
Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für die Abord-<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
53<br />
Gesetzestext<br />
Der Begriff „erster Tätigkeitsort“ ersetzt<br />
die bisherige regelmäßige Arbeitsstätte.<br />
Gesetzlich <strong>de</strong>finiert ist er in § 9 Absatz 4<br />
EStG neue Fassung ab 2014:<br />
„Erste Tätigkeitsstätte ist die ortsfeste<br />
betriebliche Einrichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers,<br />
eines verbun<strong>de</strong>nen Unternehmens<br />
(§ 15 <strong>de</strong>s Aktiengesetzes) o<strong><strong>de</strong>r</strong> eines<br />
vom Arbeitgeber bestimmten Dritten,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber dauerhaft zugeordnet<br />
ist. Die Zuordnung im Sinne <strong>de</strong>s<br />
Satzes 1 wird durch die dienst- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
arbeitsrechtlichen Festlegungen sowie<br />
die diese ausfüllen<strong>de</strong>n Absprachen<br />
und Weisungen bestimmt. Von einer<br />
dauerhaften Zuordnung ist insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
auszugehen, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />
unbefristet, für die Dauer <strong>de</strong>s Dienstverhältnisses<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> über einen Zeitraum von<br />
48 Monaten hinaus an einer solchen<br />
Tätigkeitsstätte tätig wer<strong>de</strong>n soll.“<br />
nungen innerhalb von Konzernen, für<br />
die Zeitarbeitnehmer und für Mitarbeiter,<br />
die dauerhaft bei einem Kun<strong>de</strong>n eingesetzt<br />
sind, wollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzgeber die<br />
steuerlichen Vorteile von Dienstreisen<br />
ausschließen. Er hat daher ab 2014 die<br />
Einschränkung <strong>de</strong>s BFH, eine regelmäßige<br />
Tätigkeitsstätte könne nur in einer<br />
ortsfesten Einrichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
bestehen, durch eine abschließen<strong>de</strong> Aufzählung<br />
ersetzt. Danach kann ab 2014<br />
eine erste Tätigkeitsstätte sein:<br />
• eine ortsfeste Einrichtung <strong>de</strong>s Arbeitgebers,<br />
• die ortsfeste Einrichtung eines verbun<strong>de</strong>nen<br />
Unternehmens nach § 15 AktG,<br />
• die ortsfeste Einrichtung eines Dritten,<br />
zum Beispiel eines Kun<strong>de</strong>n, Mandanten,<br />
einer Entleihfirma.<br />
Der Zeitraum von 48 Monaten<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> direkten, zeitlich unbegrenzten<br />
Zuordnung o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> projektbezogenen<br />
Einstellung lässt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> erste<br />
Tätigkeitsort vergleichsweise leicht bestimmen.<br />
Schwieriger wird dies für <strong>de</strong>n<br />
Einsatz <strong>de</strong>s Mitarbeiters bei einem Dritten.<br />
Hier liegt eine dauerhafte Zuordnung<br />
vor, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter „über einen<br />
Zeitraum von 48 Monaten hinaus an einer<br />
solchen Tätigkeitsstätte tätig wer<strong>de</strong>n<br />
soll“ (§ 9 Absatz 4 Satz 3 EStG Neu).<br />
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzesbegründung ergibt<br />
sich, dass bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Feststellung und <strong>Nach</strong>prüfung<br />
<strong>de</strong>s „48-Monatszeitraums“ eine<br />
Prognose ausreicht (sogenannte „Ex-ante-<br />
Betrachtung“). Diese gilt auch für <strong>de</strong>n Fall,<br />
dass keine arbeitsrechtlich ein<strong>de</strong>utige Zuordnung<br />
feststellbar ist und anhand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zeitlichen Anwesenheit bestimmt wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Es wird dabei darauf abgestellt,<br />
welche voraussichtlichen Zeitanteile sich<br />
jeweils ergeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Ausblick auf Betriebsprüfungen<br />
Es wird schwierig wer<strong>de</strong>n, eine getroffene<br />
Prognose über eine dauerhafte Zuordnung,<br />
die dann tatsächlich nicht eingetre-
54 spezial_Entgelt<br />
expertenrat<br />
Arbeitsrechtlich richtig gestalten<br />
Wenn sich steuerrechtliche Rahmenbedingungen än<strong><strong>de</strong>r</strong>n, sollte dies bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung arbeitsrechtlicher individual- und kollektivvertraglicher<br />
Regelungen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Thomas Niklas<br />
und Dr. Benjamin<br />
Ittmann sind Fachanwälte<br />
für Arbeitsrecht<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanzlei<br />
Küttner Rechtsanwälte<br />
Köln.<br />
Der Gesetzgeber legt die Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ersten Tätigkeitsstätte in die Hand <strong>de</strong>s<br />
Arbeitgebers und räumt diesem damit ein<br />
nicht unerhebliches Gestaltungsrecht ein.<br />
Arbeitet <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Orten und weist <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsvertrag ihm einen<br />
festen Arbeitsort zu, ohne dass (zusätzlich)<br />
ein Versetzungsvorbehalt vereinbart<br />
ist, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> festgelegte Arbeitsort auch als<br />
erste Tätigkeitsstätte im steuerrechtlichen<br />
Sinne anzusehen sein. Arbeitsvertraglich<br />
bietet sich hier eine ergänzen<strong>de</strong> Klarstellung<br />
etwa wie folgt an: „Der nach diesem<br />
Vertrag zugewiesene Arbeitsort stellt auch<br />
die erste Tätigkeitsstätte im steuerrechtlichen<br />
Sinne dar.“ Allerdings ist zu beachten:<br />
Bei einer <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Gestaltung schei<strong>de</strong>t die<br />
einseitige Zuweisung einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ersten<br />
Tätigkeitsstätte durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber aus.<br />
Etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es gilt, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsvertrag<br />
keinen bestimmten Arbeitsort festlegt, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeitnehmer aber an verschie<strong>de</strong>nen Orten<br />
tätig wird. In diesem Fall obliegt es <strong>de</strong>m<br />
Arbeitgeber gemäß § 106 Satz 1 GewO, <strong>de</strong>n<br />
Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Tätigkeit <strong>de</strong>s Arbeitnehmers nach<br />
billigem Ermessen zu bestimmen. Macht<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber von diesem Weisungsrecht<br />
Gebrauch, besteht nun grundsätzlich die<br />
Möglichkeit, einen dieser Orte o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar<br />
einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ort als erste Tätigkeitsstätte<br />
festzulegen. Der Arbeitgeber kann also eine<br />
für <strong>de</strong>n Arbeitnehmer steuerlich günstige<br />
(o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch ungünstige) Weisung erteilen,<br />
da nach <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut nicht die<br />
tatsächlichen Verhältnisse, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die arbeitsrechtlichen<br />
Festlegungen entschei<strong>de</strong>nd<br />
sind. Bei dieser Festlegung hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />
aber zu beachten, dass die zugewiesene<br />
erste Tätigkeitsstätte nur eine ortsfeste<br />
betriebliche Einrichtung sein kann, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeitnehmer dauerhaft zugeordnet wird.<br />
Insoweit ist anzuraten, nur einen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zugewiesenen Arbeitsorte als erste Tätigkeitsstätte<br />
auszuwählen, um Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche<br />
zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> arbeitsrechtlichen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
steuerrechtlichen Gestaltung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Derartige Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche könnten im Rahmen<br />
von Betriebsprüfungen als Anhaltspunkte<br />
einer rechtsmissbräuchlichen Gestaltung angesehen<br />
wer<strong>de</strong>n. Um bei Betriebsprüfungen<br />
die einseitige Zuweisung eines Arbeitsorts<br />
als erste Tätigkeitsstätte belegen zu können,<br />
sollte die Weisung schriftlich und unter<br />
ausdrücklicher Benennung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsstätte<br />
als „erste Tätigkeitsstätte“ erfolgen.<br />
Ist die erste Tätigkeitsstätte in neuen<br />
Arbeitsverträgen o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Vertragsanpassungen<br />
festgelegt, ist <strong>de</strong>m Arbeitgeber zu emp-<br />
fehlen, sich eine Versetzung vorzubehalten.<br />
Dies dokumentiert, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsort<br />
<strong>de</strong>s Arbeitnehmers trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Zuweisung<br />
einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ersten Tätigkeitsstätte wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
än<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten bestehen, wenn die<br />
Grundsätze <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstattung von Reisekosten<br />
auf betrieblicher Ebene mit <strong>de</strong>m Betriebsrat<br />
vereinbart sind. Der Handlungsbedarf hängt<br />
dann davon ab, wie die Betriebsvereinbarung<br />
im Einzelfall ausgestaltet ist. Beinhaltet<br />
sie keine verbindlichen Regelungen zur<br />
Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> „regelmäßigen Arbeitsstätte“<br />
im bisherigen steuerrechtlichen Sinn, die<br />
für die Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Tätigkeitsstätte<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n können, kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeitgeber die erste Tätigkeitsstätte (wie<br />
beschrieben) gegebenenfalls kraft Direktionsrechts<br />
festlegen. Enthält die Betriebsvereinbarung<br />
dagegen Regelungen zur<br />
„regelmäßigen Arbeitsstätte“ und sind diese<br />
mit <strong>de</strong>m neuen Recht nicht in Einklang zu<br />
bringen, sollten mit <strong>de</strong>m Betriebsratsgremium<br />
Verhandlungen aufgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />
um die Vereinbarung <strong><strong>de</strong>r</strong> absehbaren Rechtslage<br />
anzupassen. Dabei sind neben <strong>de</strong>m Inhalt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsvereinbarung <strong><strong>de</strong>r</strong>en Laufzeit<br />
und die Chancen einer Einigung mit <strong>de</strong>m<br />
Betriebsratsgremium zu berücksichtigen.<br />
ten ist, im Rahmen einer Betriebsprüfung<br />
zu rechtfertigen. Die vorausschauen<strong>de</strong><br />
Betrachtungsweise klappt bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sozialversicherung nicht – warum sollte<br />
das bei <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Tätigkeitsstätte funktionieren?<br />
Aus <strong>Nach</strong>weisgrün<strong>de</strong>n sollten<br />
Sie in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen die zukunftsbezogene<br />
Betrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> voraussichtlichen<br />
Zuordnung schwierig ist, kurz die<br />
Beurteilungskriterien schriftlich aufzeichnen.<br />
Verpflegungsmehraufwand ab 2014<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s neuen Reisekostenrechts<br />
wur<strong>de</strong>n die Zeitstaffeln für<br />
Verpflegungsmehraufwen dungen (Tagesspesen)<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Werbungskostenabzug<br />
für Verpflegungsmehraufwand geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Aus drei Zeitstaffeln (ab acht Stun<strong>de</strong>n/ab<br />
14 Stun<strong>de</strong>n/volle 24 Stun<strong>de</strong>n) wer<strong>de</strong>n ab<br />
2014 nur noch zwei:<br />
• Weiterhin gilt für Dienstreisetage mit<br />
einer Abwesenheit von 24 Stun<strong>de</strong>n ein<br />
Verpflegungsmehraufwand von 24 Euro<br />
in Deutschland (§ 9 Absatz 4a Satz 3<br />
Nummer 1 EStG). Dieser Betrag kann<br />
steuerfrei erstattet wer<strong>de</strong>n.<br />
• Für Dienstreisen ohne Übernachtung<br />
von mehr als acht Stun<strong>de</strong>n gilt ein Spesensatz<br />
von zwölf Euro (§ 9 Absatz 4a<br />
Satz 3 Nummer 3 EStG).<br />
• Für Dienstreisen mit Übernachtung<br />
gilt eine Neureglung: Steuerlich gilt für<br />
Abreise- und Rückreisetage ein Verpflegungsmehraufwand<br />
von zwölf Euro,<br />
unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Abwesenheitsdauer.<br />
Voraussetzung ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />
an diesem Tag, einem anschließen<strong>de</strong>n<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem vorhergehen<strong>de</strong>n<br />
Tag außerhalb seiner Wohnung übernachtet<br />
(§ 9 Absatz 4a Satz 3 Nummer 2<br />
EStG).<br />
andreas sprenger ist<br />
Steuerberater, Fachautor<br />
und Referent für Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Entgeltabrechnung.<br />
personalmagazin 07 / 13
55<br />
Beitragsfalle Versorgungswerk<br />
urteile. Ohne die aktuelle Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetz lichen Rentenversicherungspflicht<br />
muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber bei bestimmten Berufsgruppen doppelt zahlen.<br />
Von Thomas Thees<br />
In vielen Branchen sind angestellte<br />
Arbeitnehmer tätig, die Mitglied einer<br />
berufsständischen Kammer sind<br />
und die ihre Altersversorgung über<br />
die Mitgliedschaft in einem berufsständischen<br />
Versorgungswerk sicherstellen.<br />
Das gilt zum Beispiel für angestellte<br />
Ärzte, Tierärzte, Apotheker, Architekten,<br />
Rechtsanwälte o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsprüfer.<br />
Die Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heit: Angestellte<br />
aus diesen Berufsgruppen können sich<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versicherungspflicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen<br />
Rentenversicherung befreien<br />
lassen. Im Falle <strong>de</strong>s Fehlens o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Unwirksamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung können<br />
sich im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit für je<strong>de</strong>s Beschäftigungsverhältnis<br />
Beitragsfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />
in fünfstelliger Höhe aufbauen. Hierfür<br />
haftet <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber <strong><strong>de</strong>r</strong> Rentenversicherung<br />
gegenüber in vollem Umfang,<br />
wobei er beim versicherungspflichtigen<br />
Arbeitnehmer, wenn überhaupt, nur begrenzt<br />
Rückgriff nehmen kann.<br />
Das BSG hat sich mit drei Urteilen mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Reichweite <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Versicherungspflicht beschäftigt. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
<strong>de</strong>utlich zeigt die Entscheidung mit<br />
<strong>de</strong>m Aktenzeichen B 12 R 3/11 R die hieraus<br />
für <strong>de</strong>n Arbeitgeber erwachsen<strong>de</strong>n<br />
Risiken auf: Ein Arzt war zunächst bei<br />
einem Krankenhaus als Arbeitnehmer<br />
angestellt und dort auf seinen Antrag hin<br />
aufgrund seiner Pflichtmitgliedschaft<br />
in einer berufsständischen Ärzteversorgung<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versicherungspflicht in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gesetzlichen Rentenversicherung befreit.<br />
<strong>Nach</strong> einigen Monaten wechselte er in<br />
Hinweis Praxisbeispiel<br />
Befreiungsbescheid wirkt nur einmal<br />
Das Bun<strong>de</strong>ssozialgericht hat klargestellt, dass eine Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen<br />
Rentenversicherungspflicht nur für das jeweilige Beschäftigungsverhältnis wirkt.<br />
Will <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber vermei<strong>de</strong>n, zur Zahlung von Rentenversicherungsbeiträgen herangezogen<br />
zu wer<strong>de</strong>n, obwohl er bereits anteilig Beiträge zu einem Versorgungswerk<br />
getragen hat, muss er sicherstellen, dass die Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Rentenversicherungspflicht<br />
für das konkret bei ihm bestehen<strong>de</strong> Arbeitsverhältnis erteilt wor<strong>de</strong>n ist. Bei<br />
je<strong><strong>de</strong>r</strong> Neueinstellung ist daher ein neuer Befreiungsantrag zu stellen. Bei bestehen<strong>de</strong>n<br />
Arbeitsverhältnissen sollte geprüft wer<strong>de</strong>n, ob ein Befreiungsbescheid für die konkrete<br />
Beschäftigung vorliegt. Ist dies nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber darauf hinwirken,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> betroffene Mitarbeiter einen Befreiungsantrag stellt.<br />
ein Arbeitsverhältnis als Pharmaberater.<br />
Einen neuen Befreiungsantrag stellte er<br />
nicht. Der neue Arbeitgeber verließ sich<br />
auf die vorangegangene Befreiung und<br />
führte keinen Beitrag zur gesetzlichen<br />
Rentenversicherung ab. Infolge einer<br />
einige Jahre später erfolgten Betriebsprüfung<br />
wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Deutschen Rentenversicherung Bund auf<br />
Zahlung von über 40.000 Euro rückständiger<br />
Rentenversicherungsbeiträge in<br />
Anspruch genommen.<br />
Die jeweilige Beschäftigung zählt<br />
Das Bun<strong>de</strong>ssozialgericht hat in dieser<br />
Entscheidung klargestellt, dass für je<strong>de</strong>s<br />
neue Beschäftigungsverhältnis vom Beschäftigten<br />
ein Antrag auf Befreiung von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Rentenversicherung zu stellen ist.<br />
Die Befreiung ist nach § 6 Absatz 5 Satz 1<br />
SGB VI auf die „jeweilige Beschäftigung“<br />
beschränkt. <strong>Nach</strong> erfolgtem Wechsel zu<br />
einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeitgeber und Begründung<br />
eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeitsverhältnisses<br />
han<strong>de</strong>lt es sich nicht mehr um das Beschäftigungsverhältnis,<br />
für das die Befreiung<br />
ursprünglich erteilt war. Die Befreiung<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versicherungspflicht besteht<br />
<strong>de</strong>shalb für das neue Arbeitsverhältnis<br />
nicht. Eine einmal erteilte Befreiung gilt<br />
auch nicht für später aufgenommene<br />
„berufsgruppenspezifische“ Tätigkeiten<br />
bei einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeitgeber, für die<br />
ebenfalls die Befreiungsvoraussetzungen<br />
vorliegen wür<strong>de</strong>n. Vielmehr bedarf es bei<br />
je<strong>de</strong>m Beschäftigungswechsel eines neuen<br />
Antrags auf Befreiung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Versicherungspflicht.<br />
Dr. Thomas thees ist Fachanwalt<br />
für Arbeitsrecht und<br />
Partner bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Luther Rechtsanwaltsgesellschaft<br />
mbH.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>
56 recht_NEWS<br />
<strong>Nach</strong>gelesen<br />
Die Vorsorge steht im Mittelpunkt<br />
Die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV)<br />
ist in einer verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Fassung erschienen. Beabsichtigt wur<strong>de</strong><br />
vornehmlich, <strong>de</strong>n Vorsorgeaspekt sprachlich und inhaltlich besser<br />
herauszustellen. Während man bisher die Begriffe „Untersuchung“<br />
verwandte, spricht man jetzt von drei alternativen Vorsorgemaßnahmen,<br />
nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflicht-, <strong><strong>de</strong>r</strong> Angebots- und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunschvorsorge. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
die Wunschvorsorge ist jetzt in einem neuen Paragrafen ausdrücklich<br />
geregelt wor<strong>de</strong>n. Dem Verlangen eines Mitarbeiters darf danach nur<br />
dann nicht entsprochen wer<strong>de</strong>n, wenn aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeitsbedingungen und <strong><strong>de</strong>r</strong> getroffenen Schutzmaßnahmen nicht mit<br />
einem Gesundheitsscha<strong>de</strong>n zu rechnen ist (§ 5a ArbMedVV neu). Eine<br />
informative Gegenüberstellung von alter und neuer Verordnung fin<strong>de</strong>n<br />
Sie unter www.bmas.<strong>de</strong><br />
Untersuchung<br />
beim Betriebsarzt.<br />
Warum Blaumachen etwas<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als Krankfeiern ist<br />
Wer „krankfeiert“, dies konnten wir Ihnen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Ausgabe historisch-sprachlich<br />
belegen, <strong>de</strong>m wird zu Unrecht <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorsatz<br />
unterstellt, er habe seine Arbeitsunfähigkeit<br />
nur vorgetäuscht. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s verhält es sich<br />
bei <strong>de</strong>n sogenannten „Blaumachern“. Bei<br />
dieser Formulierung sind sich Historiker<br />
und Sprachwissenschaftler einig und legen<br />
diese als „ohne triftigen Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit<br />
fernbleiben“ aus. Über die Entstehung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Re<strong>de</strong>wendung streiten sich dieselben<br />
Gelehrten aber heftig. Von <strong>de</strong>n Historikern<br />
wird etwa das Färberwesen bemüht. Denn<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> finale Arbeitsschritt beim Blaufärben,<br />
das Trocknen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoffe, war mit einem<br />
gleichzeitigen Nichtstun <strong><strong>de</strong>r</strong> Produzenten<br />
verbun<strong>de</strong>n. Im Gegensatz dazu wen<strong>de</strong>n sich<br />
die Sprachwissenschaftler <strong>de</strong>m Jiddischen<br />
zu. Daraus sei das Wort „für lau“, also „für<br />
nichts“, entstan<strong>de</strong>n. Im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit habe<br />
sich noch ein „B“ hinzugesellt. Weil man<br />
früher aber auch vom „blauen Montag“<br />
sprach, hat uns dies zu einer eigenen Definition<br />
bewegt. Wer am Montag blaumacht,<br />
wird wohl am Sonntag or<strong>de</strong>ntlich gebechert<br />
haben; <strong>de</strong>nn „or<strong>de</strong>ntlich blau sein“ hat<br />
bekanntlich auch eine unmittelbare Verbindung<br />
zum Alkoholgenuss.<br />
News <strong>de</strong>s Monats<br />
Gewerkschaft und Kirche wollen im Tarifstreit aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zugehen. Auf <strong>de</strong>m evangelischen Kirchentag in Hamburg vereinbarten<br />
bei<strong>de</strong> Seiten eine gemeinsame Veranstaltungsreihe zum besseren Verständnis von Grundfragen.<br />
Der Chef von BASF möchte, dass seine Mitarbeiter auf Titel und förmliche Anre<strong>de</strong> verzichten. Das „Du“ in Unternehmen soll nicht<br />
mehr ungewöhnlich sein. Dabei sind rechtliche Grenzen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das allgemeine Persönlichkeitsrecht <strong>de</strong>s Arbeitnehmers, zu beachten.<br />
Die Entsendung von Mitarbeitern nach Kroatien wird einfacher, <strong>de</strong>nn ab <strong>de</strong>m 1. Juli 2013 gehört Kroatien zur<br />
Europäischen Union. Damit gelten nicht mehr die bilateralen Sozialversicherungsabkommen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das allgemeingültige EU-Recht.<br />
Die Finanzverwaltung wen<strong>de</strong>t jetzt die günstigere BFH-Rechtsprechung zur Rabattbesteuerung an und gewährt bereits im<br />
Lohnsteuerabzugsverfahren ein Wahlrecht zwischen mehreren Bewertungsmetho<strong>de</strong>n.<br />
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Zeitgleich mit
58 Recht_Urteilsdienst<br />
Urteil <strong>de</strong>s Monats<br />
Im Zweifel gilt die übliche Arbeitszeit als Maßstab<br />
<strong>de</strong>sarbeitsgericht beschäftigen und kam<br />
zu folgen<strong>de</strong>m Ergebnis: „Ist in einem<br />
Arbeitsvertrag die Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeit<br />
nicht ausdrücklich geregelt, so gilt die<br />
betriebsübliche Arbeitszeit als verein-<br />
Können gut verdienen<strong>de</strong> außertarifliche<br />
Mitarbeiter einwen<strong>de</strong>n, sie seien<br />
vertraglich gar nicht verpflichtet, bestimmte<br />
Arbeitszeiten einzuhalten? Mit<br />
diesem Problem musste sich das Bunbart.<br />
<strong>Nach</strong> ihr bemessen sich die Pflichten<br />
<strong>de</strong>s Arbeitnehmers zur Arbeitsleistung<br />
und <strong>de</strong>s Arbeitgebers zur Zahlung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütung. Diese Grundsätze gelten<br />
auch für außertarifliche Angestellte.“<br />
Im zu entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fall war eine Arbeitnehmerin als „außertarifliche<br />
Mitarbeiterin“ beschäftigt und bezog ein Jahresgehalt von<br />
circa 95.000 Euro brutto. In ihrem Arbeitsvertrag war bezüglich einer<br />
einzuhalten<strong>de</strong>n Arbeitszeit lediglich festgehalten, dass sie „auch außerhalb<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> betriebsüblichen Arbeitszeit“ tätig wer<strong>de</strong>n müsse. Das<br />
nahm die Mitarbeiterin zum Anlass, geltend zu machen, sie sei vertraglich<br />
überhaupt nicht verpflichtet, eine bestimmte Stun<strong>de</strong>nanzahl<br />
pro Woche zu arbeiten. Sie müsse auch nicht an bestimmten Tagen<br />
und zu bestimmten Zeiten im Betrieb sein. Da man über die Arbeitszeiten<br />
im Vertrag kein Wort verloren habe, sei auch ihre Tätigkeit<br />
nicht in Zeiteinheiten mess- und schon gar nicht kontrollierbar. Ihre<br />
Arbeitspflicht erfülle sie ohne Rücksicht auf <strong>de</strong>n zeitlichen Aspekt<br />
allein schon damit, wenn sie die ihr vom Arbeitgeber übertragenen<br />
Aufgaben ordnungsgemäß erledige. Diese Aufgaben habe sie unter<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>em auch in einem Monat erledigt, in <strong>de</strong>m sie nur 5,5 Stun<strong>de</strong>n<br />
im Betrieb anwesend war. Schon die Vorinstanz hatte sich dieser<br />
Argumentation nicht anschließen wollen und dies mit ausführlichen<br />
Ausführungen über die „AGB-Konformität“ <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags<br />
begrün<strong>de</strong>t. Das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht wies die Klage schon aus<br />
allgemeinen arbeitsrechtlichen Erwägungen ab und entschied: „Der<br />
Arbeitsvertrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteien setzt als Maß <strong><strong>de</strong>r</strong> zu leisten<strong>de</strong>n Arbeit<br />
Früher nach Hause gehen? Nur wenn es die Arbeitszeiten zulassen.<br />
die betriebsübliche Arbeitszeit voraus. Anhaltspunkte für die Vereinbarung<br />
einer <strong>de</strong>m Zeitmaß enthobenen Arbeitspflicht bestehen<br />
nicht. Die Beklagte ist daher nicht verpflichtet, Vergütung für Zeiten<br />
zu leisten, in <strong>de</strong>nen die Klägerin nicht gearbeitet hat.“<br />
Quelle BAG, Urteil vom 15.5.2013, 10 AZR 325/12<br />
Wirksamer Annahmeverzug?<br />
Zusammenfassung En<strong>de</strong>t während <strong>de</strong>s Annahmeverzugs eine<br />
eingegangene Zwischenbeschäftigung, trifft <strong>de</strong>n Arbeitnehmer die<br />
Obliegenheit, eine ihm vom Vertragsarbeitgeber zur Abwendung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vollzugsfolgen angebotene Beschäftigungsmöglichkeit anzunehmen.<br />
relevanz Das Urteil zeigt, dass die oftmals als automatisch in Kauf<br />
genommene Lohnzahlung ohne Arbeitsleistung während eines<br />
schweben<strong>de</strong>n Kündigungsrechtsstreits durchaus im Einzelfall zu vermei<strong>de</strong>n<br />
ist. Das vorliegen<strong>de</strong> Urteil stellt im Detail klar, unter welchen<br />
Voraussetzungen ein Arbeitnehmer seine Arbeitsleistung nach <strong>de</strong>n<br />
Vorschriften <strong><strong>de</strong>r</strong> §§ 293, 294 BGB tatsächlich anbieten muss.<br />
Mitbestimmung bei Einstellung<br />
Zusammenfassung Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber weitere Teilzeitarbeitsplätze<br />
einrichtet, anstatt die Arbeitszeiten aufstockungswilliger<br />
Teilzeitbeschäftigter zu verlängern, müssen für diese Entscheidung<br />
arbeitsplatzbezogene Sachgrün<strong>de</strong> bestehen.<br />
relevanz Das Urteil ist für Arbeitgeber dann von hoher Relevanz,<br />
wenn bei Schaffung von neuen Teilzeitarbeitsplätzen gleichzeitig<br />
Aufstockungsanträge aus bestehen<strong>de</strong>n Arbeitsverhältnissen vorliegen.<br />
Aus <strong>de</strong>n Urteilsgrün<strong>de</strong>n ergibt sich unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em, dass die Befürchtung,<br />
nach einer Aufstockung wür<strong>de</strong> ein höherer Krankenstand<br />
eintreten sowie die Unfallgefahr ansteigen, keinen ausreichen<strong>de</strong>n<br />
Sachgrund für <strong>de</strong>n Vorzug einer Neueinstellung darstellt.<br />
Quelle LAG Hamm, Urteil vom 14.3.2013, 8 SA 1246/12<br />
Quelle LAG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Beschluss vom 21.3.2013, 6 TaBV 9/12<br />
personalmagazin 07 / 13
59<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Kündigungsschutz<br />
Zusammenfassung Ist es im Rahmen einer vereinfachten Betriebsratswahl<br />
nicht möglich, die gemäß § 17 Absatz 2 BetrVG unverzichtbare<br />
Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> anwesen<strong>de</strong>n Arbeitnehmer zu ermitteln, ist eine<br />
vorgenommene Wahl zum Wahlvorstand nicht wirksam. Somit kann<br />
auch kein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Kündigungsschutz wegen <strong>de</strong>s Status eines<br />
Wahlbewerbers folgen kann.<br />
relevanz Das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht vertritt die Auffassung, dass<br />
ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Kündigungsschutz für Wahlvorstän<strong>de</strong> erst mit <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
wirksamer Wahl in einer Betriebsversammlung o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit einer<br />
Bestellung nach <strong>de</strong>n §§ 16 ff. BetrVG eintritt. Allerdings ist zu beachten,<br />
dass die Meinung <strong>de</strong>s LAG nicht unumstritten ist und daher<br />
die Revision zugelassen wur<strong>de</strong>.<br />
Auf Urlaub verzichten<br />
Zusammenfassung Ist das Arbeitsverhältnis been<strong>de</strong>t und ein Anspruch<br />
<strong>de</strong>s Arbeitnehmers auf Urlaubsabgeltung entstan<strong>de</strong>n, kann<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer auf diesen Anspruch grundsätzlich verzichten.<br />
relevanz Das BAG stellt klar: Zwar kann von <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelung <strong>de</strong>s §<br />
7 Absatz 4 Bun<strong>de</strong>surlaubsgesetz (BUrlG) – wonach Urlaub abzugelten<br />
ist – grundsätzlich nicht abgewichen wer<strong>de</strong>n. Es ist jedoch zu<br />
differenzieren: Verboten sind damit Regelungen, die im Voraus das<br />
Entstehen von Urlaubsabgeltungsansprüchen gänzlich ausschließen.<br />
Hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer aber die Möglichkeit, so das BAG, <strong>de</strong>n<br />
Urlaub abgelten zu lassen, und sieht er nachträglich davon ab, steht<br />
we<strong><strong>de</strong>r</strong> das BUrlG noch das Unionsrecht einem Verzicht <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />
auf Urlaubsabgeltung entgegen.<br />
Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 26.3.2013, 17 SA 602/12<br />
Quelle BAG, Urteil vom 14.5.2013, 9 AZR 844/11<br />
Recht auf Arbeitszuweisung<br />
Zusammenfassung Solange <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber sein Direktionsrecht<br />
nicht erneut ausübt und <strong>de</strong>m Arbeitnehmer an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aufgaben<br />
zuweist, bestimmt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> konkrete Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigungspflicht<br />
nach <strong><strong>de</strong>r</strong> zuletzt vorgenommenen Festlegung. Auf dieser Grundlage<br />
hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer auch einen Beschäftigungsanspruch.<br />
relevanz In diesem Fall hatte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
zwar Gehalt, aber aus unerfindlichen Grün<strong>de</strong>n auch keinerlei<br />
Arbeitszuweisungen bekommen. Der Mitarbeiter bestand darauf,<br />
man möge ihm doch endlich Arbeit zuweisen, was vom Gericht als<br />
berechtigt angesehen wur<strong>de</strong>. Dazu das LAG wörtlich: „Das Arbeitsverhältnis<br />
ist ein personenrechtliches Gemeinschaftsverhältnis, das<br />
nicht nur wie beim Dienstvertrag <strong><strong>de</strong>r</strong> selbstständig Tätigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei<br />
sonstigen Schuldverhältnissen lediglich einzelne bestimmte Leistungen<br />
betrifft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n für seinen Geltungsbereich die ganze Person<br />
<strong>de</strong>s Arbeitnehmers erfasst, <strong>de</strong>shalb wesentlich sein Leben gestaltet<br />
und seine Persönlichkeit bestimmt.“ Weiter heißt es dazu in <strong>de</strong>n<br />
Urteilsgrün<strong>de</strong>n: „Deshalb muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber nicht bloß auf Grund<br />
seiner Treupflicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem auch aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann<br />
aus Artikel 1 und 2 GG obliegen<strong>de</strong>n Verpflichtung, alles unterlassen,<br />
was die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Arbeitnehmers und die freie Entfaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Persönlichkeit<br />
beeinträchtigen kann.“ Ob <strong>de</strong>m Kläger das Urteil jedoch<br />
hilft, muss offenbleiben, <strong>de</strong>nn das LAG hat gleichzeitig betont, dass<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaftler keinen Anspruch darauf habe, für immer und<br />
ewig gemäß <strong><strong>de</strong>r</strong> Tätigkeitsbeschreibung aus seinem Arbeitsvertrag<br />
beschäftigt zu wer<strong>de</strong>n. Vielmehr bleibe es <strong><strong>de</strong>r</strong> Beklagten unbenommen,<br />
ihr Direktionsrecht erneut auszuüben. Aber es müsse ausgeübt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Differenzierungsklauseln<br />
Zusammenfassung Bestimmungen in einem Sozialtarifvertrag,<br />
die eine Differenzierung von Gewerkschaftsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n und<br />
Nicht-Gewerkschaftsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n vornehmen, können von Nicht-<br />
Gewerkschaftsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n nicht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage <strong>de</strong>s allgemeinen<br />
arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes angegriffen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
relevanz Von <strong>de</strong>n Gewerkschaften wer<strong>de</strong>n immer öfter (Teil-)Leistungen<br />
erstritten, die nur tarifgebun<strong>de</strong>nen Mitarbeitern zustehen<br />
sollen. Da die Rechtslage hier strittig ist, darf man gespannt sein, ob<br />
das Urteil einer erneuten Überprüfung standhalten wird.<br />
Quelle Arbeitsgericht München, Urteil vom 22.1.2013, 25 Ca 8656/12<br />
beweisregeln bei Mobbing<br />
Zusammenfassung Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> gerichtlichen Überprüfung eines<br />
Mobbingvorwurfs müssen Feststellungen darüber getroffen wer<strong>de</strong>n,<br />
ob die Zusammenfassung mehrerer Einzelakte zu einer Verletzung<br />
<strong>de</strong>s Persönlichkeitsrechts o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheit <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />
geführt haben. Dabei trägt die Arbeitnehmerseite die Darlegungsund<br />
Beweislast.<br />
relevanz Das Urteil stellt klar, dass Mobbingprozesse weiterhin <strong>de</strong>n<br />
herkömmlichen Beweisregeln unterliegen. Das ist nur dann an<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
zu beurteilen, wenn das Mobbing gleichzeitig einen AGG-Verstoß<br />
beinhaltet, <strong><strong>de</strong>r</strong> gemobbte Mitarbeiter also gleichzeitig „Merkmalsträger“<br />
im Sinne <strong>de</strong>s § 1 AGG ist.<br />
Quelle LAG Hamm, Urteil vom 15.3.2013, 13 SA 6/13<br />
Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 26.3.2013, 17 SA 602/12<br />
07 / 13 personalmagazin<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>
60 Recht_Betriebsratswahlen<br />
Betriebsratswahlen stehen bevor<br />
Serie. Im nächsten Jahr ist es wie<strong><strong>de</strong>r</strong> soweit. Zwischen März und Mai 2014 wer<strong>de</strong>n<br />
Betriebsräte gewählt. Über die wichtigsten Aspekte berichten wir in einer Serie.<br />
Von Thomas Muschiol (Red.)<br />
Wie sind Betriebsratswahlen<br />
vorzubereiten, was ist bei<br />
einer Wahlausschreibung<br />
zu beachten und welche<br />
zwingen<strong>de</strong>n Vorschriften sind beim<br />
Wahlvorgang, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auszählung und<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigen Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />
Betriebsrats zu beachten? Mit all diesen<br />
Fragen muss sich nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzeption<br />
<strong>de</strong>s Betriebsverfassungsgesetzes und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> daraus folgen<strong>de</strong>n Wahlordnung<br />
nicht die Personalabteilung beschäftigen.<br />
Vielmehr ist es <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlvorstand,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> für die ordnungsgemäße Ausschreibung<br />
und <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>s Wahlverfahrens<br />
zu sorgen hat.<br />
Gleichwohl dürften auch Arbeitgeber<br />
ein vitales Interesse daran haben, dass<br />
Betriebsratswahlen regelgerecht ablaufen.<br />
Alleine schon <strong>de</strong>shalb, weil es die<br />
Arbeitgeberseite ist, die für sämtliche<br />
Kosten aus <strong>de</strong>n Gegebenheiten <strong>de</strong>s Betriebsverfassungsgesetzes<br />
aufkommen<br />
muss. Darüber hinaus haben Arbeitgeber<br />
ein legitimes Interesse daran, dass<br />
auch <strong><strong>de</strong>r</strong> gewählte Betriebsrat in seiner<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>n Regelungen <strong>de</strong>s<br />
Betriebsverfassungsgesetzes über das<br />
Wahlverfahren entspricht. So zum Beispiel<br />
durch die richtige Bewertung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Betriebsgröße. Wir haben uns daher<br />
entschlossen, schon frühzeitig mit einer<br />
Informationsreihe zu <strong>de</strong>n Betriebsratswahlen<br />
2014 zu beginnen.<br />
Im ersten Teil unserer Serie beschäftigen<br />
sich zwei Spezialisten mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Frage, ob und inwieweit es sinnvoll<br />
ist, alternative Betriebsratsstrukturen<br />
Serie Betriebsratswahlen 2014<br />
• Ausgabe 07/2013: Alternative Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle<br />
• Ausgabe 08/2013: Wer wählen darf und wie die Betriebsgröße ermittelt wird<br />
• Ausgabe 09/2013: Spielraum und Grenzen beim Wahlkampf<br />
• Ausgabe 10/2013: Die fehlerhafte Betriebsratswahl: Anfechtung und Rechtsmittel<br />
zu implementieren. Der klassische Betriebsbegriff,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> auf die örtliche organisatorische<br />
Einheit abstellt, passt<br />
vielerorts nicht mehr in die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen<br />
Abläufe und Personalführungsstrukturen<br />
vieler Unternehmen hinein. Erstaunlich<br />
wenig bekannt ist, dass – bei<br />
richtiger und rechtzeitiger Vorbereitung<br />
– diese <strong>Nach</strong>teile über die Bildung von<br />
Unternehmens- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Spartenbetriebsräten<br />
kompensiert wer<strong>de</strong>n können und<br />
damit eine Mitbestimmung erheblich<br />
Stimmabgabe für <strong>de</strong>n<br />
neuen Betriebsrat:<br />
Personaler müssen sich<br />
frühzeitig damit auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen,<br />
damit die<br />
Wahl ordnungsgemäß<br />
abläuft.<br />
sachgerechter und ökonomischer vonstatten<br />
gehen kann. Wer darf wählen<br />
und wie wird die Gremiumsgröße richtig<br />
festgestellt? Dies wird Thema in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
nächsten Ausgabe wer<strong>de</strong>n, im zweiten<br />
Teil unserer Serie.<br />
Haben Sie aus Ihrer praktischen Erfahrung<br />
Fragen, Anregungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>en<br />
mit Blick auf die bevorstehen<strong>de</strong>n Betriebsratswahlen?<br />
Dann schreiben Sie<br />
uns. Wir freuen uns auf einen interessanten<br />
Dialog mit Ihnen.<br />
personalmagazin 07 / 13
61<br />
Alternative Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle<br />
Gestaltung. Wenn Unternehmen in viele Betriebseinheiten geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t sind, kann es<br />
sinnvoll sein, über einen unternehmenseinheitlichen Betriebsrat nachzu<strong>de</strong>nken.<br />
Von Marco Ferme und Thomas Dros<strong>de</strong>ck<br />
Unternehmen, die mehrere<br />
Betriebe in Deutschland unterhalten,<br />
sind zumeist damit<br />
konfrontiert, dass sich in je<strong>de</strong>m<br />
ihrer Betriebe ein Betriebsrat bil<strong>de</strong>t.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s stark ausgeprägt ist dies bei<br />
Filialisten wie Lebensmitteldiscountern,<br />
Baumärkten, Drogeriemärkten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kaufhäusern und bei Dienstleistern wie<br />
Catering-Unternehmen. Dem Betriebsverfassungsgesetz<br />
(Betr VG) liegt noch<br />
immer das anachronistische Leitbild zugrun<strong>de</strong>,<br />
dass pro Betrieb ein Betriebsrat<br />
gewählt wird. Darüber hinaus ist, wenn<br />
ein Unternehmen mehrere Betriebe hat,<br />
ein Gesamtbetriebsrat o<strong><strong>de</strong>r</strong>, wenn ein<br />
Konzern mehrere Unternehmen hat, ein<br />
Konzernbetriebsrat zu bil<strong>de</strong>n.<br />
Seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Novelle im Jahr 2000 eröffnet<br />
das Betriebsverfassungsgesetz jedoch<br />
die vereinfachte Möglichkeit, mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne<br />
und anpassungsfähige Betriebsratsstrukturen<br />
zu schaffen. Denn gera<strong>de</strong> in<br />
komplexeren Konzernstrukturen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
in Unternehmen mit einer Vielzahl von<br />
Betrieben – und damit einer Vielzahl von<br />
Betriebsräten – besteht oft <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunsch<br />
nach Zentralisierung und Vereinfachung.<br />
Mehrere Betriebe, zentrale Steuerung<br />
Die auf <strong>de</strong>m gesetzlichen Regelfall basieren<strong>de</strong><br />
mehrbetriebliche Unternehmensstruktur<br />
hat zur Folge, dass die<br />
häufig zentral vom Unternehmenssitz<br />
agieren<strong>de</strong> Personalabteilung eine Fülle<br />
von partikularen Betriebsratsinteressen<br />
beachten muss, während in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />
hintergrund Praxisbeispiel<br />
fast immer die Hauptthemen, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Personalabteilung obliegen, zentral angedacht<br />
und auch operativ zentral eingesteuert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Situation wirft nicht selten größere<br />
Probleme auf: So ist die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mandatsträger in manchen Unternehmen<br />
unübersichtlich und im Verhältnis<br />
zur Gesamtarbeitnehmerzahl unproportioniert.<br />
Es gibt Unternehmen, die<br />
bei einer Arbeitnehmerzahl von 10.000<br />
mehr als 300 Mandatsträger ausweisen,<br />
die sich auf mehr als 50 Betriebsratsgremien<br />
verteilen – wobei Gesamt- und<br />
Konzernbetriebsratsmandate zwar personeni<strong>de</strong>ntisch<br />
sind, die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Gremien<br />
aber noch erhöhen. Je zerglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ter<br />
die betriebliche Struktur, <strong>de</strong>sto größer<br />
ist die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Gremien. Neben <strong>de</strong>n<br />
damit verbun<strong>de</strong>nen Kosten ist auch die<br />
Geschwindigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung von<br />
Maßnahmen häufig ein kritischer Aspekt.<br />
Das zeigt sich gera<strong>de</strong> dann, wenn<br />
etwa ein <strong>de</strong>utsches Unternehmen in<br />
einem internationalen Konzern angesie<strong>de</strong>lt<br />
ist und die Konzernleitung zynisch<br />
bemerkt, dass Deutschland bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />
im internationalen Vergleich an<br />
letzter Stelle steht. Schließlich ergeben<br />
sich aus einer <strong>de</strong>zentralen Betriebsrats-<br />
Betriebsbegriff kann gestaltet wer<strong>de</strong>n<br />
Der Gesetzgeber sieht sehr weitgehen<strong>de</strong> Möglichkeiten vor, maßgeschnei<strong><strong>de</strong>r</strong>te Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle<br />
in Unternehmen einzuführen.<br />
Gemäß § 3 BetrVG kann für Unternehmen mit mehreren Betrieben die Bildung eines<br />
unternehmenseinheitlichen Betriebsrats (UBR) o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Zusammenfassung von Betrieben<br />
vereinbart wer<strong>de</strong>n, „wenn dies die Bildung von Betriebsräten erleichtert o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer<br />
sachgerechten Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer dient“. Zu<strong>de</strong>m besteht die<br />
Möglichkeit, Spartenbetriebsräte (üblich bei Matrix-Organisationen), über das BetrVG hinausgehen<strong>de</strong><br />
betriebsverfassungsrechtliche Gremien (Arbeitsgemeinschaften) und – mittels<br />
Tarifvertrag – eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arbeitnehmervertreterstruktur zu bil<strong>de</strong>n.<br />
Gera<strong>de</strong> die gesetzlich eingeräumte Möglichkeit, alternative Betriebsratsstrukturen zu<br />
bil<strong>de</strong>n, ermöglicht nur eine Neu<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s Betriebsbegriffs. Das BetrVG im Übrigen<br />
bleibt hiervon unberührt. Das be<strong>de</strong>utet, dass neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung einer alternativen Betriebsratsstruktur<br />
durch Tarifvertrag o<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsvereinbarung auch eine<br />
• vom Gesetz abweichen<strong>de</strong> Zusammensetzung von Gesamt- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzernbetriebsräten,<br />
• verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Regelung zur Freistellung von Betriebsräten,<br />
• Verlängerung <strong>de</strong>s Übergangsmandats<br />
geregelt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>
62 Recht_Betriebsratswahlen<br />
Abwägung<br />
Vorteile<br />
<strong>Nach</strong>teile<br />
struktur auch inhaltliche Problemstellungen,<br />
zumin<strong>de</strong>st dann, wenn rechtlich<br />
nicht sicher ist, ob eine Angelegenheit<br />
von <strong>de</strong>utschlandweiter Be<strong>de</strong>utung auch<br />
tatsächlich überregional beispielsweise<br />
durch <strong>de</strong>n Gesamtbetriebsrat verhan<strong>de</strong>lt<br />
und gelöst wer<strong>de</strong>n kann. Die Gerichte sehen<br />
grundsätzlich <strong>de</strong>n lokalen Betriebsrat<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung, während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gesamtbetriebsrat eine originäre Zuständigkeit<br />
nur dann beanspruchen<br />
kann, wenn <strong>de</strong>nknotwendig nur eine<br />
bun<strong>de</strong>sweite Lösung in Betracht kommt.<br />
Vom gesetzlichen Leitbild abweichen<br />
Diese Schwierigkeiten können dann<br />
minimiert wer<strong>de</strong>n, wenn Unternehmen<br />
sich entschließen, eine unternehmenseinheitliche<br />
Betriebsratsstruktur aufzusetzen.<br />
Dazu eröffnet das Betriebsverfassungsgesetz<br />
seit <strong>de</strong>m Jahr 2000<br />
diverse Möglichkeiten.<br />
Grundsätzlich ist eine Abweichung<br />
vom gesetzlichen Leitbild <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsräte<br />
nach <strong>de</strong>m BetrVG primär mittels<br />
Tarifvertrag möglich. Üblicherweise<br />
wird dies im Rahmen eines Firmentarifvertrags<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> eines firmenbezogenen<br />
Verbandstarifvertrags vereinbart.<br />
Notwendig hierbei ist, alle von <strong>de</strong>n tariflichen<br />
Regelungen betroffenen Unternehmen<br />
am Tarifvertrag zu beteiligen.<br />
Um rechtliche Schwierigkeiten zu vermei<strong>de</strong>n,<br />
ist Arbeitgebern zu empfehlen,<br />
zu regeln,<br />
• ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Tarifvertrag auch nach <strong>de</strong>ssen<br />
Beendigung nachwirken soll und<br />
• dass die Laufzeit <strong>de</strong>s Tarifvertrags<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> normalen Betriebsratsamtszeit entspricht.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls kann dies zu einer<br />
Anfechtbarkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsratswahlen<br />
und damit zu Umstellungsschwierigkeiten<br />
führen.<br />
Betriebsvereinbarung als Alternative<br />
Wenn in <strong>de</strong>n Unternehmen kein Tarifvertrag<br />
unmittelbar, zwingend und<br />
damit normativ Anwendung fin<strong>de</strong>t,<br />
kann durch Betriebsvereinbarung eine<br />
alternative Betriebsratsstruktur vereinbart<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei ist wichtig: Eine<br />
Unternehmenseinheitliche Struktur<br />
Nur einheitlich kündbar; kein Son<strong><strong>de</strong>r</strong>weg<br />
einzelner Standorte<br />
Erfasst Betriebe und Betriebsteile<br />
Erfasst neu gegrün<strong>de</strong>te und neu hinzukommen<strong>de</strong><br />
Betriebsteile (im Fall einer Betriebsvereinbarung<br />
streitig, sonst unstreitig)<br />
Symmetrie von Leitungs- und Mitarbeitervertretungsstrukturen<br />
Kostenersparnis<br />
lediglich arbeitsvertraglich vereinbarte<br />
Inbezugnahme eines einschlägigen Tarifvertrags<br />
steht <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit einer<br />
Betriebsvereinbarung nicht entgegen.<br />
Sollte in <strong>de</strong>m Unternehmen we<strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />
tarifliche Regelung noch ein Betriebsrat<br />
bestehen, ist sogar eine Implementierung<br />
unternehmenseinheitlicher<br />
Betriebsräte durch Arbeitnehmerentscheid<br />
möglich.<br />
Grundvoraussetzung für eine kollektivrechtliche<br />
Regelung zur Bildung von<br />
Höherer gestalterischer und politischer<br />
Aufwand<br />
Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen Betriebsräte<br />
gegen „Entmachtung“<br />
Bei Tarifverträgen: Tarifvertrag ist Einfallstor<br />
für weitere Tariffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen; Abhängigkeit<br />
von Gewerkschaften<br />
Bei Betriebsräten: rechtliche Unsicherheit,<br />
da wirksame Zuordnung auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Ex-Betriebe<br />
notwendig ist<br />
Struktur-Betriebsvereinbarung ist kündbar.<br />
Bei politischen Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen kann die Struktur<br />
<strong>de</strong>s unternehmenseinheitlichen Betriebsrat<br />
allein durch diesen abgeschafft wer<strong>de</strong>n<br />
Erschwerung bei etwaigen betriebsbedingten<br />
Kündigungen/Maßnahmen (Stichwort<br />
Sozialauswahl)<br />
Vor- und <strong>Nach</strong>teile gegeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> abwägen: Die Tabelle zeigt, was für und was gegen<br />
die Einführung eines einheitlichen Betriebsrats für das gesamte Unternehmen spricht.<br />
Vorgehen Praxisbeispiel<br />
Wie Sie die Umsetzung vorbereiten<br />
Vor einer Verhandlung über einen unternehmenseinheitlichen Betriebsrat sollte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeitgeber Antworten auf folgen<strong>de</strong> Fragen feststellen:<br />
• Was ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Status quo mit <strong>de</strong>n jeweiligen Vor- und <strong>Nach</strong>teilen?<br />
• Wo liegen die Vorteile einer Neuorganisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmervertretungen mitsamt <strong>de</strong>n<br />
damit einhergehen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Folgen o<strong><strong>de</strong>r</strong> gegebenenfalls Verbesserungen?<br />
• Wer sind mögliche Verhandlungspartner? Müssen die Regeln mit Gewerkschaft, Betriebsräten,<br />
Gesamt- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzernbetriebsräten ausgehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n?<br />
• Was sind die einseitigen Handlungsmöglichkeiten <strong>de</strong>s Arbeitgebers?<br />
unternehmenseinheitlichen Betriebsräten<br />
ist, dass die Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer durch die<br />
Abweichung verbessert wird. Erfahrungsgemäß<br />
kann dies immer damit<br />
begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, dass die aufgrund<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>zentralen Struktur bestehen<strong>de</strong>n<br />
<strong>Nach</strong>teile (langwierige Verfahren, unterschiedliche<br />
Regelungen) mit einer<br />
zentralen Struktur <strong>de</strong>utlich verbessert<br />
wer<strong>de</strong>n können. Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass<br />
ein Tarifvertrag zur Bildung eines un-<br />
personalmagazin 07 / 13
63<br />
ternehmenseinheitlichen Betriebsrats<br />
sämtliche Betriebe und Betriebsteile<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens insgesamt umfasst.<br />
Wichtig ist hierbei <strong><strong>de</strong>r</strong> notwendige Vergleich<br />
zwischen <strong>de</strong>m Zustand vor und<br />
nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Implementierung eines unternehmenseinheitlichen<br />
Betriebsrats. Der<br />
Arbeitgeber muss darlegen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> neu<br />
gebil<strong>de</strong>te Betriebsrat eine sachgerechtere<br />
Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsräte<br />
gewährleistet.<br />
Für Regelungen, die mehrere o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
alle Betriebe eines Unternehmens betreffen,<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtbetriebsrat zuständig.<br />
Er kann auch Regelungen für<br />
Unternehmensteile treffen, in <strong>de</strong>nen es<br />
keinen Betriebsrat gibt. Für unternehmensübergreifen<strong>de</strong><br />
Regelungen ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Konzernbetriebsrat zuständig, wobei<br />
geprüft wer<strong>de</strong>n muss, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschluss<br />
mit <strong>de</strong>m herrschen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />
genügt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob die jeweiligen Tochtergesellschaften<br />
und damit <strong><strong>de</strong>r</strong>en Gesamtbetriebsräte<br />
einbezogen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Wichtig: Eine Betriebsvereinbarung<br />
gemäß § 3 BetrVG kann nur freiwillig<br />
abgeschlossen wer<strong>de</strong>n (lesen Sie mehr<br />
dazu auf Seite 61).<br />
Alte Betriebsvereinbarung erneuern<br />
Grundsätzlich treten die Regelungen<br />
<strong>de</strong>s Tarifvertrags und <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsvereinbarung<br />
erstmals bei <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten<br />
regelmäßigen Betriebsratswahl in Kraft.<br />
Allerdings kann durch Tarifvertrag o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Betriebsvereinbarung wer<strong>de</strong>n, dass die<br />
Betriebsratswahlen zu einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Zeitpunkt vorgenommen wer<strong>de</strong>n und<br />
damit die Amtszeit <strong><strong>de</strong>r</strong> bestehen<strong>de</strong>n Betriebsräte<br />
vorzeitig en<strong>de</strong>t. Die insoweit<br />
neu gebil<strong>de</strong>ten Organisationseinheiten<br />
ARBEITSHILFE<br />
Fachbeitrag Tarifvertragliche Gestaltungsmöglichkeiten<br />
(HI664519)<br />
Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />
Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/hi664519<br />
sind dann „Betriebe“ im Sinne <strong>de</strong>s BetrVG.<br />
Bestehen<strong>de</strong> Betriebsvereinbarungen<br />
gelten, trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuorganisation,<br />
grundsätzlich normativ mit <strong>de</strong>m gegenständlich<br />
beschränkten Geltungsbereich<br />
fort. Das be<strong>de</strong>utet, dass neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuorganisation<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />
gegebenenfalls auch Betriebsvereinbarungen<br />
neu verhan<strong>de</strong>lt o<strong><strong>de</strong>r</strong> neu<br />
abgeschlossen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Mehr Dynamik, weniger Kosten<br />
Zum Teil wird davon ausgegangen, dass<br />
einem mitbestimmten Unternehmen<br />
für die Umsetzung <strong>de</strong>s BetrVG je Mitarbeiter<br />
Kosten in Höhe von 650 Euro im<br />
Jahr entstehen. Insoweit kann eine Reduzierung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mandatsträger neben <strong>de</strong>n<br />
Verbesserungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit<br />
auch zu Kosteneinsparungen führen.<br />
Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Dynamik<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Effizienz bringt eine<br />
unternehmenseinheitliche Betriebsratsstruktur<br />
erhebliche Vorteile mit sich.<br />
Denn in dieser Struktur nimmt nur ein<br />
Gremium pro Unternehmen die Mitarbeitervertretung<br />
für alle Standorte wahr.<br />
Damit haben Unternehmensleitung sowie<br />
Mitarbeitervertretung in sämtlichen<br />
betriebsverfassungsrechtlichen Fragestellungen<br />
stets <strong>de</strong>nselben Ansprechpartner.<br />
Auf diese Weise wer<strong>de</strong>n nicht<br />
nur betriebsübergreifen<strong>de</strong> Themen zentral<br />
geregelt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch lokale Angelegenheiten<br />
effektiver und einheitlicher<br />
bewältigt.<br />
Geringeres Konfliktpotenzial<br />
Bei betriebsübergreifen<strong>de</strong>n Strukturmaßnahmen<br />
wer<strong>de</strong>n die Mitbestimmungsrechte<br />
nur einmal zentral auf Unternehmensebene<br />
ausgelöst. Dies führt<br />
zu einem <strong>de</strong>utlich verringerten Konfliktpotenzial<br />
und reduziert die aus <strong>de</strong>n<br />
Mitbestimmungsrechten entstehen<strong>de</strong>n<br />
Kosten auf einen Bruchteil. In einer <strong>de</strong>zentralen<br />
Struktur fallen Kosten für Verhandlungen,<br />
Einigungsstellen, Gerichtsverfahren<br />
et cetera pro Standort und<br />
pro Betriebsrat an, während in einer<br />
unternehmenseinheitlichen Betriebsratstruktur<br />
beispielsweise nicht sieben<br />
Einigungsstellen mit sieben Betriebsräten,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur eine Einigungsstelle<br />
stattfin<strong>de</strong>t. Vielmehr ist immer ein Betriebsratsgremium<br />
für alle Fragen <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens zuständig, was auch horizontale<br />
Kompetenzkonflikte zwischen<br />
<strong>de</strong>n lokalen Betriebsräten ausschließt.<br />
Betriebsratsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> überzeugen<br />
Aufseiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />
stößt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschlag <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung<br />
von alternativen Betriebsratsstrukturen<br />
nicht immer auf Gegenliebe. Das<br />
Unternehmen benötigt ein gewisses<br />
Überzeugungspotenzial. Dieses kann<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit liegen, einseitig die<br />
Betriebsratsstrukturen zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />
sei es zum Beispiel durch die Einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
eines Betriebs o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrerer<br />
Betriebe in einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Betrieb o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
aber durch die Zusammenfassung von<br />
Betrieben.<br />
Im Gegensatz zur Einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung verlieren<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenfassung alle<br />
beteiligten Betriebe ihre I<strong>de</strong>ntität. Aus<br />
<strong>de</strong>n zusammengefassten Betrieben entsteht<br />
dann ein neuer Betrieb. Sowohl die<br />
Einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung als auch die Zusammenfassung<br />
von Betrieben führt dazu, dass<br />
die bisherigen Betriebsratsstrukturen<br />
verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n können. Die sich<br />
dadurch ergeben<strong>de</strong>n Rest- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Übergangsmandate<br />
und die gegebenenfalls<br />
damit einhergehen<strong>de</strong>n Pflichten zur<br />
Neuwahl aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Arbeitnehmerzahlen<br />
können dazu führen,<br />
dass die amtieren<strong>de</strong>n Betriebsräte ein<br />
Interesse daran haben, eine Neuorganisation<br />
mitzugestalten. <br />
Marco Ferme arbeitet als<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
bei Beiten Burkhardt am<br />
Standort München.<br />
Dr. Thomas Dros<strong>de</strong>ck<br />
arbeitet als Rechtsanwalt bei<br />
Beiten Burkhardt am Standort<br />
München.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>
64<br />
Recht_Auslandseinsatz<br />
Die richtige Entsendungsoption<br />
Überblick. Ein Mitarbeitereinsatz im Ausland kann rechtlich auf verschie<strong>de</strong>ne Weise<br />
gestaltet wer<strong>de</strong>n. Dabei wird zwischen vier Einsatzstufen unterschie<strong>de</strong>n.<br />
Von Michael R. Fausel und Christian Bitsch<br />
Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n angestellten<br />
Berufsfußballern <strong>de</strong>s FC Bayern<br />
München und <strong><strong>de</strong>r</strong> Borussia aus Dortmund,<br />
die für Fußballspiele in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
„Champions League“ lediglich für wenige<br />
Tage ihren Tätigkeiten im europäischen<br />
Ausland nachgehen sollten, ist eine Vielzahl<br />
von Arbeitnehmern für eine <strong>de</strong>utlich<br />
längere Zeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Frem<strong>de</strong> eingesetzt.<br />
Ihre Unternehmen nutzen die Möglichkeiten,<br />
die sich ihnen auf ausländischen<br />
Märkten bieten, und grün<strong>de</strong>n dort Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassungen,<br />
die oft mit eigenem qualifizierten<br />
Personal aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />
Stammunternehmen besetzt wer<strong>de</strong>n. In<br />
arbeits- und sozialversicherungsrechtlicher<br />
Hinsicht ergeben sich hierbei mehrere<br />
Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Einsatzstufe 1: Der klassische Einsatz<br />
im Rahmen einer Entsendung<br />
Erfolgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Auslandseinsatz im Rahmen<br />
einer Arbeitnehmerentsendung, so haben<br />
sich die Unternehmen innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Europäischen Union im Hinblick auf das<br />
Sozialversicherungsrecht insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
nach <strong>de</strong>n Vorgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> EG-Verordnung<br />
(EG) 883/04 sowie ihrer Vorgängerregelung<br />
VO (EWG) 1408/71 zu richten.<br />
Dies be<strong>de</strong>utet, dass die Entsendung <strong>de</strong>s<br />
Arbeitnehmers bereits im Vorfeld <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Entsen<strong>de</strong>maßnahme auf eine Dauer von<br />
24 Monaten (Artikel 12 Absatz 1 VO (EG)<br />
883/04; o<strong><strong>de</strong>r</strong> bis Mai 2010 auf zwölf und<br />
abermals zwölf Monate) begrenzt sein<br />
muss (Europäischer Gerichtshof, Urteil<br />
vom 5.12.1967, 19/67). Fin<strong>de</strong>t die Auslandstätigkeit<br />
in Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Europäischen Union statt, so muss man<br />
zwischen zwei weiteren Fallgruppen differenzieren.<br />
Die Höchstdauer <strong>de</strong>s Einsatzes<br />
hängt dann davon ab, ob zwischen<br />
Deutschland und <strong>de</strong>m jeweiligen Einsatzland<br />
ein Sozialversicherungsabkommen<br />
vereinbart wur<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht.<br />
Besteht ein solches Sozialversicherungsabkommen,<br />
so richtet sich die<br />
Höchstdauer <strong>de</strong>s Einsatzes nach <strong>de</strong>n<br />
darin nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelegten Zeiträumen. Diese<br />
gehen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel über die zeitlichen<br />
Vorgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> EU hinaus und belaufen<br />
sich beispielsweise auf Zeiträume von<br />
48 Monaten (Artikel 4 Deutsch-Chinesisches<br />
Sozialversicherungsabkommen)<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> von fünf Jahren (Artikel 6 Abs. 2<br />
Deutsch-Amerikanisches Sozialversicherungsabkommen).<br />
Besteht ein solches<br />
Abkommen nicht, so folgt daraus,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer regelmäßig <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sozialversicherungspflicht <strong>de</strong>s Einsatzlands<br />
unterliegt.<br />
Einsatzstufe 2: Die Verlängerung<br />
durch eine Ausnahmevereinbarung<br />
Eine Möglichkeit, <strong>de</strong>n Auslandseinsatz<br />
<strong>de</strong>s Mitarbeiters über die genannten<br />
Zeiträume hinaus zu verlängern, stellt<br />
die sogenannte Ausnahmevereinbarung<br />
dar. Ihre rechtliche Grundlage<br />
wur<strong>de</strong> sowohl innerhalb <strong>de</strong>s Regelwerks<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Europäischen Union (Artikel<br />
16 Absatz 1 VO (EG) 883/04) als auch<br />
in <strong>de</strong>n jeweiligen bilateralen Verträgen<br />
(beispielsweise Artikel 6 Absatz 5<br />
Deutsch-Amerikanisches Sozialversicherungsabkommen)<br />
geschaffen.<br />
In diesen Fällen ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> „Deutschen<br />
Verbindungsstelle Krankenversiche-<br />
Einen Auslandseinsatz vertraglich<br />
richtig zu gestalten, stellt Personaler<br />
immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> vor Fragen.<br />
ARBEITSHILFE<br />
Checkliste Alle wichtigen Aufgaben bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Auslandsentsendung (HI547930)<br />
Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong><br />
Personal Office (HPO). Internetzugriff:<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/hi547930<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
ung Ausland“ (DVKA) ein Antrag<br />
auf Abschluss einer Ausnahmevereinbarung<br />
zu stellen. Die DVKA<br />
nimmt sodann Kontakt mit <strong>de</strong>m<br />
zuständigen Sozialversicherungsträger<br />
<strong>de</strong>s Einsatzlands auf und erörtert<br />
mit diesem die Möglichkeit<br />
eines weiteren Verbleibs <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n<br />
Arbeitnehmers im <strong>de</strong>utschen<br />
ausüben (siehe dazu Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht,<br />
Urteil vom 19.8.2008, 3 AZR<br />
923/06).<br />
Einsatzstufe 3: Entsen<strong>de</strong>vertrag<br />
bei Langzeitentsendungen<br />
Übersteigen die geplanten Einsatzzeiträume<br />
im Ausland die Vorgaben<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> jeweils einschlägigen Rahmen-<br />
65<br />
Achtung!<br />
Spitze<br />
Zielgruppe!<br />
Der Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />
Channel<br />
für Personalmanager.<br />
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Sozialversicherungssystem. Hierbei<br />
verfügen die verhan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n<br />
über einen weiten Ermessensspielraum,<br />
<strong>de</strong>n sie insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
im Hinblick auf die soziale Schutzwürdigkeit,<br />
die bisherige und zukünftige<br />
Lebensplanung sowie <strong>de</strong>n<br />
bestehen<strong>de</strong>n Versicherungsverlauf<br />
regelungen und kommt auch eine<br />
Ausnahmevereinbarung nicht in<br />
Betracht o<strong><strong>de</strong>r</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufenthalt im<br />
Ausland gar für eine unbegrenzte<br />
Zeitdauer vorgesehen, so gilt es, sich<br />
weitergehen<strong>de</strong> Gedanken in Bezug<br />
auf <strong>de</strong>n nun „richtigen“ Arbeitsvertrag<br />
zu machen.<br />
Mediainformationen unter:<br />
Tel. 0931 2791-770 o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
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07 / 13 personalmagazin
66<br />
Recht_Auslandseinsatz<br />
Vertragsgestaltung<br />
Praxisbeispiel<br />
Den Sozialversicherungsschutz sichern<br />
Bei Auslandsentsendungen sollte für <strong>de</strong>n Mitarbeiter schriftlich klargestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
dass bei allen hier als „Einsatzstufen“ geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Optionen für seinen sozialversicherungsrechtlichen<br />
Schutz gesorgt wird.<br />
Formulierungstext für die klassischen Entsendungsvereinbarungen:<br />
„Um <strong>de</strong>n Verbleib <strong>de</strong>s Mitarbeiters in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Sozialversicherung zu sichern, wird<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber für das Gastland eine Entsen<strong>de</strong>bescheinigung beantragen und für die<br />
Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Entsendung weiterhin die Arbeitgeberanteile zur Arbeitslosen-, Kranken-,<br />
Pflege- und Rentenversicherung abführen.“<br />
Formulierungstext für die Beitragsübernahme bei <strong><strong>de</strong>r</strong> freiwilligen Versicherung:<br />
„Der Arbeitgeber zahlt einen monatlichen Zuschuss zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland. Die Höhe <strong>de</strong>s Zuschusses entspricht <strong>de</strong>m Betrag,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong>de</strong>m vereinbarten Monatsbruttogehalt nach <strong>de</strong>utschem Sozialversicherungsrecht<br />
als Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Rentenversicherung anfallen wür<strong>de</strong>. Der Zuschuss<br />
wird vom Arbeitgeber an <strong>de</strong>n zuständigen Rentenversicherungsträger abgeführt.“<br />
Hierbei kann eine Handlungsvariante<br />
darin bestehen, <strong>de</strong>n aktuellen Entsen<strong>de</strong>vertrag<br />
im Wesentlichen beizubehalten<br />
und fortzusetzen. Jedoch sollten<br />
dann dringend Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an <strong>de</strong>n<br />
jeweiligen, die soziale Absicherung <strong>de</strong>s<br />
Arbeitnehmers betreffen<strong>de</strong>n Klauseln<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Diese stellen<br />
im Regelfall auf <strong>de</strong>n Verbleib in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>de</strong>utschen Sozialversicherung ab und<br />
sollten dann an die verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Situation<br />
angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Hierzu ist es notwendig, in Absprache<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitnehmer Formulierungen<br />
in <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag aufzunehmen, die<br />
<strong>de</strong>m Arbeitnehmer insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>de</strong>n<br />
freiwilligen Verbleib in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen<br />
Rentenversicherung – die für einen Großteil<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Entsandten <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten<br />
Zweig im Sozialversicherungssystem<br />
darstellt – finanziell ermöglichen. Der<br />
Arbeitnehmer unterfällt dann zwar<br />
<strong>de</strong>m Sozialversicherungssystem seines<br />
Gastlands. Er hat bei dauerhaften Auslandseinsätzen<br />
aber die Möglichkeit,<br />
eine freiwillige Versicherung in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen<br />
Rentenversicherung herbeizuführen<br />
(§ 7 Absatz 1 SGB VI). Bei einem nur<br />
befristeten Auslandseinsatz besteht die<br />
Möglichkeit, auf Antrag eine Pflichtversicherung<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Rentenversicherung<br />
herzustellen (§ 4 SGB VI).<br />
Im Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> auf Antrag herbeigeführten<br />
Rentenversicherungspflicht unter liegt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter ab <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Antragstellung <strong>de</strong>n für im Inland beschäftigte<br />
Arbeitnehmer gelten<strong>de</strong>n<br />
Regelungen <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen Rentenversicherung.<br />
Wird bei dauerhaft im Ausland<br />
beschäftigten Arbeitnehmern eine<br />
freiwillige Versicherung nach § 7 SGB VI<br />
begrün<strong>de</strong>t, so gilt die Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heit, dass<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer grundsätzlich die<br />
Beiträge zur Rentenversicherung selbst<br />
trägt (§ 171 SGB VI). Daher wird in diesen<br />
Fällen oft die Übernahme dieser Beiträge<br />
durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber vereinbart.<br />
Einsatzstufe 4: Der Abschluss eines<br />
lokalen Arbeitsvertrags<br />
Eine weitere Handlungsvariante stellt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Abschluss eines Arbeitsvertrags<br />
zwischen <strong>de</strong>m Arbeitnehmer und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
jeweiligen ausländischen Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassung<br />
dar. Ein solcher lokaler Arbeitsvertrag<br />
hat aber zur Konsequenz, dass<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer seinen bisherigen<br />
Vertrag nicht mehr weiterführen kann<br />
und einen neuen Arbeitsvertrag mit einem<br />
neuen Vertragspartner erhält. Ein<br />
solcher Wechsel kann lediglich mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zustimmung <strong>de</strong>s Arbeitnehmers zur<br />
Aufhebung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ruhendstellung seines<br />
bisherigen Vertrags erfolgen.<br />
Gleichzeitig wird für die Dauer <strong>de</strong>s<br />
Auslandsaufenthalts ein neues, eigenständiges<br />
Arbeitsverhältnis begrün<strong>de</strong>t.<br />
Dementsprechend ist hier auch kein<br />
Fall einer Arbeitnehmerentsendung<br />
gegeben, sodass die einschlägigen Entsen<strong>de</strong>vorschriften<br />
<strong>de</strong>s Arbeits- und<br />
Sozialversicherungsrechts keine Anwendung<br />
fin<strong>de</strong>n. Das neu begrün<strong>de</strong>te ausländische<br />
Arbeitsverhältnis unterliegt dann<br />
vielmehr <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen ausländischen<br />
Rechtsordnung. So ordnet das für solche<br />
Fälle anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Internationale Privatrecht<br />
ausdrücklich die Anwendung<br />
<strong>de</strong>s am Arbeitsort gelten<strong>de</strong>n Rechts an<br />
(Artikel 8 Rom-I-Verordnung).<br />
Allerdings können Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber in <strong>de</strong>m ausländischen<br />
Vertrag auch die Anwendung einer bestimmten<br />
Rechtsordnung, etwa <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />
Rechts, vereinbaren. Hierbei kann<br />
jedoch die Anwendung von zwingen<strong>de</strong>n<br />
Vorschriften <strong>de</strong>s Arbeitsorts nicht ausgeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n, sodass die ausländische<br />
Rechtsordnung auch bei einer<br />
vertraglichen Rechtswahl immer genau<br />
geprüft wer<strong>de</strong>n sollte. Der Abschluss<br />
eines ausländischen Arbeitsvertrags<br />
bietet sich als Alternative zur Arbeitnehmerentsendung<br />
daher nur an, wenn<br />
ohnehin vertiefte Kenntnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> ausländischen<br />
Rechtsordnung gegeben sind.<br />
Michael R. Fausel ist ein<br />
auf Arbeitsrecht spezialisierter<br />
Rechtsanwalt bei Beiten<br />
Burkhardt.<br />
Dr. Christian Bitsch ist<br />
ein auf Arbeitsrecht spezialisierter<br />
Rechtsanwalt bei<br />
Beiten Burkhardt.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
Recht_Kolumne 67<br />
Frika<strong>de</strong>llen sind<br />
betrieblich verzehrbar<br />
KOLUMNE. Auch scheinbar private Tätigkeiten können bei<br />
genauer Betrachtung einen Arbeitsunfall begrün<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Nach</strong> § 43 SGB I<br />
kann in strittigen<br />
Fällen <strong><strong>de</strong>r</strong> zuerst<br />
angegangene Leistungsträger<br />
vorläufig in<br />
Anspruch genommen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Liebe Personalexperten, wenn in Ihrem<br />
Betrieb ein Unfall passiert, dann müssen<br />
Sie sich quasi von Amts wegen darum<br />
kümmern und zur Aufklärung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Frage beitragen, ob es sich um einen<br />
Arbeitsunfall gehan<strong>de</strong>lt hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob das<br />
Malheur bei einer unversicherten „eigenwirtschaftlichen<br />
Tätigkeit“ eingetreten<br />
ist. Denken Sie aber daran: Mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abgrenzung zwischen eigenwirtschaftlicher<br />
(unversicherter) und betrieblicher<br />
(versicherter) Tätigkeit ist das so eine<br />
Sache. Manch ein Arbeitnehmer ist da<br />
schon in Versuchung geraten, die unfallauslösen<strong>de</strong>n<br />
Umstän<strong>de</strong> in eine betriebliche<br />
Form zu frisieren. Selbstre<strong>de</strong>nd<br />
sollten Sie sich aus solchen Kungeleien<br />
heraushalten.<br />
Was Sie dagegen wissen und Ihren<br />
Mitarbeitern als legitimen Tipp mitteilen<br />
sollten, ist das Phänonem, dass auch bei<br />
scheinbar klaren eigenwirtschaftlichen<br />
Tätigkeiten im konkreten Fall gleichwohl<br />
ein Arbeitsunfall angenommen wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Dass es sich lohnen kann, darüber<br />
zu streiten, zeigt eine Vielzahl von gerichtlichen<br />
Verfahren, bei <strong>de</strong>nen es um<br />
die, für die Betroffenen enorm wichtige,<br />
Anerkennung von Arbeitsunfällen ging.<br />
So ist eine Tätigkeit oftmals nicht ein<strong>de</strong>utig<br />
<strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bereich zuzuordnen<br />
und nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsprechung<br />
<strong>de</strong>s BSG können durchaus auch sogenannte<br />
„gemischte Tätigkeiten“ einen<br />
Unfallversicherungsschutz begrün<strong>de</strong>n.<br />
Und es kann sogar ausreichen, dass eine<br />
bestimmte Tätigkeit zwar <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />
07 / 13 personalmagazin<br />
nach privater Natur ist, zumin<strong>de</strong>st aber<br />
auch einen betrieblichen Bezug hat. Das<br />
Gesetz hilft hier nicht weiter, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
es muss die Rechtsprechung in all ihren<br />
Facetten bekannt sein, um <strong><strong>de</strong>r</strong>artige<br />
Abgrenzungen rechtssicher treffen zu<br />
können. Das zeigt auch ein Blick auf<br />
<strong>de</strong>n – tatsächlich vorgefallenen – „Fri-<br />
IHREM ERFOLG VERPFLICHTET<br />
HR<br />
Wissen<br />
kompakt.<br />
Weitere<br />
Infos unter<br />
<strong>de</strong>-adp.com<br />
ka<strong>de</strong>llen-Verschluck-Fall“. Der Unfall<br />
bei einer eigentlich unversicherten Nahrungsaufnahme<br />
bekam durch ein aufgedrängtes<br />
Gespräch mit betrieblichem<br />
Hintergrund einen betrieblichen Bezug.<br />
Das führte letztlich zur Anerkennung<br />
<strong>de</strong>s Vorfalls als Arbeitsunfall.<br />
Mein erwähnter Tipp hat im Übrigen<br />
auch noch eine handfeste weitere und<br />
Vielen nicht bekannte Seite. <strong>Nach</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vorschrift <strong>de</strong>s § 43 SGB kann man von<br />
<strong>de</strong>n Unfallversicherungsträgern eine<br />
Art vorläufige Behandlung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis<br />
eines Arbeitsunfalls beanspruchen,<br />
auch wenn diese ihre Leistungspflicht<br />
mit <strong>de</strong>m Argument, es habe kein Arbeitsunfall<br />
vorgelegen, ablehnen. Vorläufige<br />
Leistung be<strong>de</strong>utet unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em, dass<br />
nach einem Unfall berufsgenossenschaftliche<br />
Spezialkliniken in Anspruch<br />
genommen wer<strong>de</strong>n können. § 43 SGB I<br />
lautet: „Ist zwischen mehreren Leistungsträgern<br />
streitig, wer zur Leistung<br />
verpflichtet ist, kann <strong><strong>de</strong>r</strong> unter ihnen<br />
zuerst angegangene Leistungsträger vorläufig<br />
Leistungen erbringen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Umfang<br />
er nach pflichtgemäßem Ermessen<br />
bestimmt. Er hat Leistungen zu erbringen,<br />
wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Berechtigte es beantragt.“<br />
Alles Gute und bis zum nächsten Mal.<br />
Thomas Muschiol ist<br />
Leiter <strong>de</strong>s Ressorts Recht im<br />
Personalmagazin.
68 Persönlich_News<br />
Business Phrases:<br />
„skills“<br />
Neues Konzept für angehen<strong>de</strong><br />
Gesundheitsmanager<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Betrieblichen Gesundheitsmanagements nimmt zu.<br />
Doch das Berufsbild „Gesundheitsmanager im Betrieb“ ist we<strong><strong>de</strong>r</strong> geregelt<br />
noch geschützt. Der Bun<strong>de</strong>sverband Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
(BBGM) hat <strong>de</strong>shalb ein neues Ausbildungskonzept entwickelt.<br />
Ausbildungsstufe I: Grundlagenseminar, Selbstlernphase und schriftliche<br />
Prüfung. Im fünftägigen Grundlagenseminar wer<strong>de</strong>n die Inhalte für ein wirksames<br />
und evaluierfähiges BGM vermittelt. Im Anschluss bereiten sich die<br />
Teilnehmer in einer Selbstlernphase auf die schriftliche Prüfung vor.<br />
Ausbildungsstufe II: Fallstudienseminar, Praxisphase und Praxisbericht. Im<br />
dreitägigen Fallstudienseminar wird eine komplexe Fallstudie durchgeführt,<br />
um <strong>de</strong>n methodischen Hintergrund <strong>de</strong>s BGM zu erfahren. In <strong><strong>de</strong>r</strong> anschließen<strong>de</strong>n<br />
Praxislernphase setzen die Teilnehmer selbstständig ein BGM-Projekt<br />
um. Dieses wird in einem Praxisbericht dokumentiert.<br />
Ausbildungsstufe III: Der Praxisbericht ist die Grundlage für eine Präsentation<br />
mit Kurzdiskussion. Darauf folgt ein zweitägiges Reflexionsseminar. Mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgreichen Teilnahme am Reflexionsseminar erfolgt die Verleihung <strong>de</strong>s<br />
Zertifikats „Betrieblicher Gesundheitsmanager“.<br />
www.bgm-bv.<strong>de</strong><br />
Welche Fähigkeiten<br />
(„skills“) die gesuchten<br />
Mitarbeiter mitbringen<br />
sollten, steht am besten im Stelleninserat:<br />
Suchen Sie eher strategische Denker<br />
(„strategic thinkers“) o<strong><strong>de</strong>r</strong> Leute mit<br />
Eigeninitiative („self-starters“) für Ihre<br />
Belegschaft („workforce“), Mitarbeiter<br />
mit ausländischen Qualifikationen<br />
(„overseas qualifications“), Absolventen<br />
(„graduates“) bestimmter Fachrichtungen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Leute mit multi-disziplinärer<br />
(„multi-disciplinary“) Ausbildung?<br />
Geben Sie außer<strong>de</strong>m an, welchen<br />
Abschluss („<strong>de</strong>gree“) ein Bewerber<br />
mitbringen sollte.<br />
An dieser Stelle stellen wir Ihnen hilfreiche<br />
Re<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>m Englischen vor.<br />
Diese sind <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Praxisratgeber<br />
„Business English für Personaler“ entnommen.<br />
www.business-english.<strong>de</strong>/personalmodul<br />
HR-Netzwerke<br />
HR Fitness Club<br />
Ansprechpartner: Arne Prieß, HR Contrast GmbH<br />
E-Mail: info@hr-contrast.<strong>de</strong><br />
Hamburg<br />
München<br />
Im Oktober 2012 gegrün<strong>de</strong>t, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> HR Fitness Club heute in <strong>de</strong>n Großräumen München<br />
und Hamburg aktiv. Weitere Städte sollen bald dazukommen. An je<strong>de</strong>m Standort fin<strong>de</strong>n<br />
acht Veranstaltungen pro Jahr statt, in München in <strong><strong>de</strong>r</strong> Burda-Bar, in Hamburg an wechseln<strong>de</strong>n<br />
Lokalitäten. Die Veranstaltungen beinhalten drei bis vier kurze Vorträge zu aktuellen<br />
HR-Themen, anschließend beginnt das Networking bei einem Imbiss. Ziel <strong>de</strong>s HR-Netzwerks<br />
ist es, die Teilnehmer fit für die HR-Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft zu machen sowie<br />
Gleichgesinnten einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen. Deshalb wer<strong>de</strong>n keine<br />
Dienstleister als Teilnehmer zugelassen. Teilnehmen können alle Personaler mit Interesse<br />
für strategische HR-Themen. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei. Die Veranstaltungen leben<br />
vom Engagement <strong><strong>de</strong>r</strong> beteiligten Referenten, die ihr persönliches Netzwerk einla<strong>de</strong>n.<br />
Dadurch kommen immer neue HR-Netzwerker dazu und beleben <strong>de</strong>n Austausch. Für die<br />
Inhalte gibt es einen Jahreskalen<strong><strong>de</strong>r</strong> unter www.hr-contrast.com/news-infos.html.<br />
Unterhalten Sie einen nichtkommerziellen Personaler-Treff und sind offen für neue<br />
Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>? Dann schreiben Sie unter <strong>de</strong>m Stichwort „HR-Netze“ eine <strong>Nach</strong>richt an:<br />
redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong>.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
69<br />
Das verdient ein Personaldisponent<br />
Im „Vergütungs-Check“ stellt das Personalmagazin in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>m Gehaltsexperten Personalmarkt Services die Gehälter zentraler<br />
Tätigkeitsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> im Personalwesen vor. Das Durchschnittsgehalt eines Personaldisponenten<br />
reicht je nach Unternehmensgröße von 23.682 Euro (Q1)<br />
bis 42.065 Euro (Q3). Überstun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n im Mittel mit 2.404 Euro vergütet.<br />
Rund 26 Prozent erhalten Prämien und 13 Prozent eine betriebliche Altersvorsorge.<br />
Einen Firmenwagen gibt es für 22 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Personaldisponenten.<br />
Vergütungs-Check<br />
Firmengröße (in Mitarbeitern) Q1 Median Q3<br />
< 21 23.682 Euro 27.634 Euro 34.138 Euro<br />
21–50 26.639 Euro 32.182 Euro 37.255 Euro<br />
51–100 26.165 Euro 31.686 Euro 38.840 Euro<br />
100–1.000 29.706 Euro 34.500 Euro 39.270 Euro<br />
übersicht<br />
Sept.: Personalentwickler<br />
Okt.: Fachlicher Trainer<br />
Nov.: Persönlichkeitstrainer<br />
Dez.: Syndikus<br />
Jan.: Lohn und Gehalt<br />
Feb.: Personalmarketing<br />
März: Personalleiter<br />
April: Personalreferent<br />
Mai: Personalsachbearbeiter<br />
Juni: Personalberater<br />
Weiterbildung<br />
zum Trainer<br />
Eine Möglichkeit, sich flexibel<br />
zum Trainer weiterzuentwickeln,<br />
bietet die Aka<strong>de</strong>mie<br />
für Führungskräfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft<br />
an. Für <strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>s Zertifikats<br />
ist die Teilnahme an drei Seminaren<br />
(darunter ein Pflichtseminar) und<br />
einem Transfer-Coaching von vier<br />
Stun<strong>de</strong>n nötig. Zu<strong>de</strong>m muss die Dokumentation<br />
eines selbst gestalteten<br />
und durchgeführten Trainings eingereicht<br />
wer<strong>de</strong>n. Alle Seminare fin<strong>de</strong>n<br />
mehrmals jährlich statt.<br />
<br />
www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
> 1.000 30.700 Euro 36.325 Euro 42.065 Euro<br />
Juli: Personaldisponent<br />
Aug.: Branchenvergleich<br />
Q3: oberes Quartil (25 Prozent aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)<br />
Q1: unteres Quartil (25 Prozent unterschritten diesen Betrag). Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen gegenüber<br />
<strong>de</strong>m Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 1,0 Prozent.<br />
Quelle: personalmarkt, 2013<br />
<br />
Seminare<br />
online-Seminare<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
15. Juli,<br />
München<br />
18. bis<br />
19. Juli,<br />
Starnberg<br />
30. Juli,<br />
Hamburg<br />
15. bis 16.<br />
August,<br />
Berlin<br />
Der Führungs-Führerschein<br />
Tel. 0211 9686-3636<br />
www.euroforum.<strong>de</strong>/P1105942<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
einführen<br />
Tel. 07551 9368-185<br />
www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
HR-Arbeit erfolgreich kommunizieren<br />
und vermarkten<br />
Tel. 0211 5978-0<br />
www.dgfp.<strong>de</strong>/seminare<br />
Headhunting-Techniken für Personaler<br />
Tel. 0761 898-4422<br />
www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/58.55<br />
11. Juli Der Aufhebungsvertrag<br />
18. Juli Kennzahlen im Personalcontrolling<br />
effektiv<br />
gestalten und nutzen<br />
24. Juli Probleme & Fallstricke in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltabrechnung<br />
6. August Stu<strong>de</strong>ntenbeschäftigung<br />
Weitere Informationen zu <strong>de</strong>n<br />
Online-Seminaren erhalten Sie unter<br />
Tel. 0180 5050-440 und<br />
www.haufe-online-training.<strong>de</strong><br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
27. August,<br />
Hamburg<br />
DGFP-Fachtagung Flexibles Personalmanagement<br />
Tel. 0211 5978-0<br />
www.dgfp.<strong>de</strong>/seminare<br />
HPO<br />
Für Abonnenten <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong><br />
Personal Office Premium<br />
sind diese Online-Seminare<br />
inklusive.<br />
07 / 13 personalmagazin
70 Persönlich_Führen<br />
Lernen Sie loszulassen<br />
Praxis. Als Führungskraft im Personalwesen stehen Sie unter Dauerstrom, weil Sie sich<br />
für alles verantwortlich fühlen? Das darf nicht sein. Lassen Sie los und <strong>de</strong>legieren Sie!<br />
Von Markus Jotzo<br />
Ohne Arbeit im Gepäck in <strong>de</strong>n<br />
Urlaub gehen – das schafft<br />
nicht je<strong>de</strong> Führungskraft. Im<br />
Gegenteil: Für viele Manager<br />
bleibt richtiges Abschalten ein unerfüllter<br />
Wunsch. Dieses Festhalten und<br />
Kontrollieren-Wollen ist ein Verhaltensmuster,<br />
das nicht nur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Urlaubszeit<br />
auftritt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n an je<strong>de</strong>m Arbeitstag.<br />
Viele Führungskräfte sind es gewohnt,<br />
über alles informiert zu sein, alles zu<br />
kontrollieren und sich für je<strong>de</strong> kleine<br />
Entscheidung zuständig zu fühlen. Solche<br />
Chefs haben <strong>de</strong>finitiv ein Problem<br />
mit diesem Verhaltensmuster. Zu<strong>de</strong>m<br />
provozieren sie einen negativen Effekt:<br />
Wer immer alles selbst macht und auch<br />
in <strong>de</strong>n kleinsten Prozess eingebun<strong>de</strong>n<br />
sein will, überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich selbst und<br />
verliert seine Kreativität. Gleichzeitig<br />
bleiben die Mitarbeiter unter ihrem Potenzial.<br />
Sie erhalten keine Möglichkeit,<br />
eigene Gedanken zu entwickeln und Verantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
Geht es Ihnen – als Führungskraft im<br />
Personalbereich – genauso? Dann lernen<br />
Sie loszulassen. Das schaffen Sie in drei<br />
Schritten. Erstens: Schenken Sie Ihren<br />
Mitarbeitern Vertrauen und glauben Sie<br />
an sie. Zweitens: Geben Sie Macht an Ihre<br />
Mitarbeiter ab. Drittens: Schaffen Sie<br />
ein offenes Fehlerklima – sowohl für sich<br />
selbst als auch für Ihre Mitarbeiter.<br />
Schenken Sie Vertrauen<br />
Das Hauptproblem vieler Führungskräfte<br />
ist die unbewusste Angst, überflüssig<br />
zu wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sie zu viele Aufgaben<br />
Buchtipp Praxisbeispiel<br />
Führen statt Feuerlöschen<br />
<strong>de</strong>legieren. Doch die ist unbegrün<strong>de</strong>t:<br />
Leute, die führen können, braucht es<br />
immer. Es muss einen Chef geben. Doch<br />
dieser darf sich nicht im Tagesgeschäft<br />
verzetteln. Machen Sie sich <strong>de</strong>shalb immer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> klar: Wenn Sie jeman<strong>de</strong>n<br />
eingestellt haben, dann haben Sie ihm<br />
vertraut – und ihm alles, was mit seinem<br />
Posten zusammenhängt, zugetraut.<br />
Hören Sie also auf, alle Details zu kontrollieren,<br />
lassen Sie Ihre Mitarbeiter<br />
die Jobs machen, für die Sie sie eingestellt<br />
haben. Zeigen Sie ihnen <strong>de</strong>utlich,<br />
dass Sie ihnen vertrauen. Tun Sie das<br />
nicht, wer<strong>de</strong>n Ihre Mitarbeiter enttäuscht,<br />
frustriert und unzufrie<strong>de</strong>n sein.<br />
Sie zeigen Ihren Mitarbeitern, dass Sie<br />
ihnen vertrauen, in<strong>de</strong>m Sie ihnen Freiheiten<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung ihres Jobs<br />
und mehr eigenen Entscheidungsspielraum<br />
geben. Liefern Sie Ihren Leuten<br />
kurze und prägnante Briefings statt ausschweifen<strong>de</strong><br />
und bis ins Detail gehen<strong>de</strong><br />
Erklärungen. Lassen Sie zu, dass Ihre<br />
Mitarbeiter auch große Projekte selbst<br />
führen – und diese auch beim nächsten<br />
Meeting präsentieren. Sie erreichen diese<br />
neue Einstellung innerhalb dieses Teams,<br />
in<strong>de</strong>m Sie mehr Fragen stellen und weniger<br />
Vorgaben machen, in<strong>de</strong>m Sie mehr<br />
zuhören und weniger selbst re<strong>de</strong>n.<br />
Falls sich dieser Vertrauensvorschuss<br />
nicht auszahlt, falls Ihre Leute in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Praxis mehrfach nicht die Leistungen<br />
bringen, die Sie gemeinsam vereinbart<br />
haben, sollten Sie jedoch nicht ewig da-<br />
Wer das Spiel gewinnen will, muss <strong>de</strong>n Ball abspielen. Ein Prinzip, das nicht nur beim<br />
Mannschaftssport, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n erst recht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Führung gilt.<br />
Eigenverantwortliche und kreative Mitarbeiter, die sich um<br />
das operative Geschäft kümmern, während sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgesetzte<br />
voll und ganz auf seine Führungsaufgaben konzentrieren<br />
kann. Das muss keine Utopie bleiben. In seinem Buch<br />
erläutert <strong><strong>de</strong>r</strong> Trainer und Keynote Speaker Markus Jotzo das<br />
Wesen <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungsaufgabe. Und er schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t Schritt für<br />
Schritt, wie Führungskräfte dafür sorgen können, dass ihre<br />
Mitarbeiter agieren statt reagieren, selbst Verantwortung<br />
übernehmen und kreativ wer<strong>de</strong>n. Dazu gehört auch, dass die<br />
Führungskräfte lernen loszulassen. Wie dies möglich wird, ist<br />
ausführlich in seinem Buch beschrieben.<br />
Markus Jotzo: Loslassen für Führungskräfte. 235 Seiten, Viley-VCH, Weinheim, 2012. 19,90 Euro<br />
personalmagazin 07 / 13
71<br />
Loslassen fällt oft nicht leicht –<br />
vor allem wenn es um wichtige<br />
Dinge geht.<br />
rauf hoffen, dass sich die Lage irgendwann<br />
verbessert. In diesem Fall sollten<br />
Sie sich von Mitarbeitern, die Ihr Vertrauen<br />
missbrauchen o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>nen<br />
Sie auf keinen gemeinsamen Nenner<br />
kommen, trennen. Bedingungen dafür<br />
sind klare Absprachen und ein offener<br />
Austausch von Erwartungen.<br />
Geben Sie Macht ab<br />
Um Sie als Führungskraft wirklich entlasten<br />
zu können, benötigen Ihre Mitarbeiter<br />
Entscheidungsmacht. Im I<strong>de</strong>alfall<br />
funktioniert Ihre Abteilung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ihr<br />
Team, ohne dass Sie je<strong>de</strong>s Detail kennen<br />
und über alles Bescheid wissen. Vertrauen<br />
allein reicht hierfür nicht ganz aus.<br />
Wichtig ist, dass Sie Ihre Erwartungen<br />
klar kommunizieren. Ihre Leute müssen<br />
spüren, dass Sie sich eigenständige Entscheidungen<br />
von ihnen wünschen. Zeigen<br />
Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie von<br />
ihnen selbstständige Entscheidungen<br />
wollen, in<strong>de</strong>m Sie sie daran gewöhnen,<br />
für das, was in ihrem Verantwortungsbereich<br />
liegt, Verantwortung zu über-<br />
nehmen. Gehen Sie in <strong>de</strong>n Dialog und<br />
fin<strong>de</strong>n Sie heraus, welche Aufgaben sich<br />
Ihre Mitarbeiter allein zutrauen und<br />
welche nicht.<br />
Das Ziel ist klar: Ihre Mitarbeiter<br />
sollen sich entwickeln – hin zu einer<br />
verantwortungsbewussten und entscheidungsfreudigen<br />
Haltung. Wer möchte,<br />
dass sein Team eine eigene Meinung hat,<br />
muss ihm aber auch <strong>de</strong>n Raum dafür geben.<br />
Das be<strong>de</strong>utet, gelegentlich sein Ego<br />
„zu parken“. Die Versuchung, als Chef<br />
die Lösungsversuche im Meeting anzuführen,<br />
ist groß. Aber Chefs, die stets<br />
zeigen, dass sie es am besten können, bezahlen<br />
auf lange Sicht einen hohen Preis<br />
dafür. Sie verzichten damit nicht nur auf<br />
wertvolle Beiträge ihres Teams, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
sie tragen damit auch systematisch zur<br />
eigenen Überlastung bei.<br />
Schaffen Sie ein Fehlerklima<br />
Wenn Sie Macht an Ihre Mitarbeiter abgeben,<br />
geht auch mal was daneben. Fehler<br />
sind unvermeidlich. Schließlich sind<br />
wir Menschen und keine Maschinen. Sie<br />
© yanlev / Fotolia.com<br />
sollten jedoch davon ausgehen, dass niemand<br />
gern Fehler macht. Fehler prägen<br />
sich bei <strong>de</strong>n Verursachern automatisch<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s stark ein. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> begangene<br />
Fehler und seine negativen Konsequenzen<br />
bringen Ihren Mitarbeiter aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Balance. Deshalb wür<strong>de</strong>n Sie, wenn<br />
Sie zusätzlich eine Standpauke halten,<br />
Stress und Schuldgefühle nur noch verstärken<br />
– und damit die Angst davor,<br />
einen weiteren Fehler zu begehen. So<br />
wächst auch <strong><strong>de</strong>r</strong> negativ empfun<strong>de</strong>ne<br />
Druck, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter empfin<strong>de</strong>t,<br />
sein Stresslevel steigt. Besser wird seine<br />
Arbeit dadurch nicht.<br />
Um diesen Effekt zu vermei<strong>de</strong>n, sollten<br />
Sie Ihre Mitarbeiter explizit informieren,<br />
dass Fehler erlaubt sind, dass sie normal<br />
sind und dazugehören. Entschei<strong>de</strong>nd ist,<br />
dass Sie und Ihre Mitarbeiter lernen, mit<br />
Fehlern umzugehen. Sich über Fehler zu<br />
ärgern ist vollkommen in Ordnung, solange<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ärger nicht in Dauerfrust umschlägt.<br />
Ärger ist sogar gut, weil darin<br />
eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsenergie steckt. Denn<br />
es kommt darauf an, dass die gleichen<br />
Fehler nicht wie<strong><strong>de</strong>r</strong> passieren. Hier gilt<br />
es, sich bewusst zu machen: Es reicht<br />
nicht aus, mit Fehlern umgehen zu können.<br />
Es kommt auch auf die Frage an:<br />
Wie konnte das passieren? Fehler sind<br />
so lange in Ordnung, wie aus ihnen<br />
gelernt wird und Konsequenzen gezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Vielleicht ist ein Prozess<br />
veraltet, vielleicht besteht fachlicher<br />
Ausbildungsbedarf bei <strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitarbeiter.<br />
Um ein offenes Fehlerklima zu schaffen,<br />
brauchen Sie also Feingefühl für die<br />
Menschen, um gute Fehlergespräche zu<br />
führen, und Konzentration auf die Sache.<br />
Das ist die beste Basis, um Schuldgefühle<br />
aus Ihrem Bereich zu verbannen<br />
und statt<strong>de</strong>ssen dafür zu sorgen, dass<br />
Fehler Ihr Team dazu animieren, noch<br />
besser zu wer<strong>de</strong>n. <br />
Markus Jotzo ist Trainer, Keynote Speaker<br />
und Autor sowie Inhaber <strong>de</strong>s Instituts<br />
„Markus Jotzo – Lea<strong><strong>de</strong>r</strong>ship Development“.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>
72 Persönlich_Buchtipps<br />
Auf die innere Haltung kommt es an<br />
Management. „Unsere Mission<br />
muss es sein, eine globale Gemeinschaft<br />
zu bil<strong>de</strong>n, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortung,<br />
Gewinne und Werte<br />
gleichmäßig verteilt sind. Dieser<br />
neue Fokus wird uns allen abverlangen,<br />
unsere innere Haltung<br />
und unser Verhalten (das Wie) zu<br />
über<strong>de</strong>nken und neue Wege zu<br />
fin<strong>de</strong>n, wie wir aktiv wer<strong>de</strong>n können,<br />
um die globalen Probleme zu<br />
lösen, die niemand von uns allein<br />
bewältigen kann.“ Das schreibt Ex-<br />
US-Präsi<strong>de</strong>nt Bill Clinton im zweiseitigen<br />
Geleitwort zum Buch seines „Freunds“ Dov Seidman.<br />
Seidman, Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Beratungsunternehmens LRN, befasst<br />
sich in seinem Buch weniger mit volkswirtschaftlichen Fragen,<br />
als vielmehr mit <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung und<br />
Verhalten von Menschen. Er hat sein Buch in vier Teile geglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t:<br />
Wie wir waren und wie wir uns verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t haben, wie wir<br />
<strong>de</strong>nken, wie wir uns verhalten sowie Führung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> richtigen<br />
inneren Haltung. Dieses vierte Kapitel ist das Kernstück <strong>de</strong>s<br />
Buchs. Hier legt er seine Argumente für eine Kultur <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbststeuerung<br />
dar und beschreibt ein Rahmenmo<strong>de</strong>ll für Führung.<br />
Bewertung: Dov Seidman liefert keine Gebrauchsanweisung für<br />
Führung, <strong>de</strong>nn er ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht: „Diese Gedanken können nicht<br />
einfach in einer To-Do-Liste zusammengeschrieben wer<strong>de</strong>n.“<br />
Vielmehr beschreibt er anhand von Anekdoten und Fallstudien<br />
typisches Verhalten und Führungsverhalten in Unternehmen,<br />
um daraus Ratschläge für eine innere Haltung abzuleiten. Auch<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Buchauflage ist das noch aktuell. (dfu)<br />
Dov Seidman: How. Warum Wie wir etwas tun über alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e entschei<strong>de</strong>t.<br />
438 Seiten, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, dritte Auflage 2013.<br />
19,90 Euro.<br />
Warum Nicht-Entschei<strong>de</strong>n<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> größte Fehler ist<br />
Entschei<strong>de</strong>n. Fast je<strong><strong>de</strong>r</strong> schiebt eine<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrere wichtige Entscheidungen<br />
vor sich her. Nicht erst seit Altkanzler<br />
Helmut Kohl ist das Aussitzen eine<br />
häufig angewandte Metho<strong>de</strong>, um nicht<br />
entschei<strong>de</strong>n zu müssen. Die Folgen<br />
sind allgegenwärtig: in überschul<strong>de</strong>ten<br />
Haushalten, stagnieren<strong>de</strong>n Entwicklungen<br />
und reformunfähigen Institutionen.<br />
Der Berater und Coach Roland<br />
Jäger zeigt in seinem Buch konstruktive<br />
Wege auf, wie man aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sackgasse<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Unentschie<strong>de</strong>nheit herausfin<strong>de</strong>n kann. Das dritte Kapitel<br />
seines Buchs ist ein Plädoyer für mehr Streitkultur, mehr Nein-<br />
Sagen und für mehr politisches Engagement. Das erste Kapitel<br />
ist zunächst einer Beschreibung <strong>de</strong>s Aussitzens gewidmet und<br />
Annahme, dass dieses Verhalten häufig vorkommt in Beruf und<br />
Gesellschaft. In Kapitel zwei erläutert <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor, wie sich das<br />
Nicht-Entschei<strong>de</strong>n individuelle auf unser Leben auswirkt.<br />
Bewertung: Die Angst vor falschen Entscheidungen lähmt<br />
viele Führungskräfte. Doch gera<strong>de</strong> das Nicht-Entschei<strong>de</strong>n ist<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> schlechteste Weg. Das macht Roland Jäger in seinem Buch<br />
<strong>de</strong>utlich. So richtig neu ist die Erkenntnis aber nicht. (dfu)<br />
Roland Jäger: Ausgesessen. 206 Seiten, Orell Füssli Verlag, Zürich, 2013.<br />
21,95 Euro.<br />
Die vielfältigen Facetten<br />
von Coaching<br />
Coaching. Das professionelle Coaching<br />
hat sich zu einem facettenreichen Personalentwicklungsinstrument<br />
entwickelt.<br />
Was genau beinhaltet systemisches<br />
Coaching? Was ist unter Verhaltenscoaching<br />
zu verstehen? Was be<strong>de</strong>utet Coaching<br />
von Konflikten? Und in welchen<br />
Fällen ist ein Telefon-Coaching geeignet?<br />
Antworten auf diese Fragen liefern<br />
Fachexperten, die alle Dozieren<strong>de</strong> an<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
(FHNW) sind. Sie stellen Beispiele und<br />
Werkzeuge vor. Sie geben zu<strong>de</strong>m einen Einblick in die Geschichte<br />
<strong>de</strong>s Coachings und die Coachingforschung und beleuchten aktuelle<br />
Trends und Entwicklungen. Die einzelnen Kapitel <strong>de</strong>s Buchs<br />
folgen <strong>de</strong>m roten Fa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Coaching-Studiengangs <strong><strong>de</strong>r</strong> FHNW.<br />
Bewertung: Das Buch richtet sich in erster Linie an Personen,<br />
die als Coach, Führungskraft, Personalmanager o<strong><strong>de</strong>r</strong> -entwickler<br />
Coaching ausüben (wollen). Aber auch wer im eigenen Unternehmen<br />
Coaching mittels externer Coachs einführen will,<br />
erhält hier einen guten Überblick über die konzeptionellen<br />
und methodischen Grundlagen sowie angewandtes Coaching<br />
im Unternehmen. (dfu)<br />
Michael Loebbert (Hrsg.): Professional Coaching. 427 Seiten, Schäffer-<br />
Poeschel Verlag, Stuttgart, 2013. 49,95 Euro.<br />
personalmagazin 07 / 13
73<br />
Führen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze<br />
Führung. Führung an <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensspitze<br />
ist nach Ansicht <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
McKinsey Beraters Dr. Kai<br />
Dierke und von Executive Coach Dr. Anke<br />
Houben die Aufgabe <strong>de</strong>s gesamten<br />
Top-Teams. Es geht darum, das Gelingen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> täglichen Zusammenarbeit an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Unternehmensspitze zu gewährleisten,<br />
<strong>de</strong>nn das ist die Grundlage <strong>de</strong>s Erfolgs<br />
und damit <strong>de</strong>s Fortbestands <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Doch in <strong>de</strong>n meisten Fällen<br />
gestaltet es sich als schwierig, eine wirksame und produktive Zusammenarbeit<br />
in <strong>de</strong>n Top-Teams zu erreichen. Die Kernherausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
ist dabei, eine gemeinsame Logik <strong>de</strong>s Gelingens zu<br />
schaffen. Wie dies funktionieren kann, erläutern die Autoren im<br />
praxisnahen zweiten Buchteil: Anhand beispielhafter Problemfälle<br />
zeigen sie Lösungsmöglichkeiten auf, gehen auf typische<br />
Verhaltensmuster ein und beschreiben „Zeichen <strong>de</strong>s Gelingens“.<br />
Bewertung: Nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong> Personalmanager hat die Perspektive,<br />
in die Unternehmensspitze aufzusteigen. Trotz<strong>de</strong>m ist dieses<br />
Buch auch für <strong>de</strong>n HR-Bereich interessant, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für<br />
diejenigen Personen, die sich mit Top-Management-Entwicklung<br />
und -Coaching beschäftigen. (dfu)<br />
Kai W. Dierke, Anke Houben: Gemeinsame Spitze. 302 Seiten, Campus<br />
Verlag, Frankfurt, 2013. 39,99 Euro.<br />
Für eine bessere Balance<br />
Organisation. Die meisten Arbeitnehmer<br />
haben ihre Work-Life-Balance nur<br />
teilweise selbst in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand. Die steuern<strong>de</strong><br />
Komponente liegt meist beim Arbeitgeber,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> die Rahmenbedingungen<br />
hierfür schaffen muss. Für <strong>de</strong>n Arbeitgeber<br />
be<strong>de</strong>utet dies zunächst einmal<br />
Investitionen in Führungsfähigkeit,<br />
Organisationsentwicklung und Innovationsmanagement.<br />
Aber es be<strong>de</strong>utet<br />
auch ein Gewinn an Leistungsfähigkeit,<br />
Produktivität und Motivation sowie eine<br />
gute Basis für das Employer Branding. Der Karrierecoach und<br />
Unternehmensberater Christian Holzer beschreibt in seinem<br />
Buch verschie<strong>de</strong>ne Ansätze und Mo<strong>de</strong>lle und erläutert, welchen<br />
Nutzen Work-Life-Balance für ein Unternehmen hat. Im zweiten<br />
Buchteil stellt er konkrete Maßnahmen vor. Diese untermauert<br />
er mit zahlreichen Beispielen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Beratungspraxis.<br />
Bewertung: Das Buch richtet sich sowohl an Personal- und<br />
Organisationsmanager als auch an Führungskräfte. Mit einem<br />
Stichwortverzeichnis (von Abteilungswechsel bis Zukunftssicherung)<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Einleitung und 449 kompakt formulierten Praxistipps<br />
hebt es sich positiv von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fachbüchern ab. (dfu)<br />
Christian Holzer: Unternehmenskonzepte zur Work-Life-Balance. 247 Seiten,<br />
Publicis Publishing, Erlangen, 2013. 34,90 Euro.<br />
Impressum<br />
Verlag<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger<br />
Straße 9, D-79111 Freiburg<br />
Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />
Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />
Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware Verwaltungs<br />
GmbH, Sitz Freiburg,<br />
Registergericht Freiburg,<br />
HRB 5557, Martin Laqua<br />
Geschäftsführung: Isabel Blank,<br />
Markus Dränert, Jörg Frey, Birte Hackenjos,<br />
Randolf Jessl, Matthias Mühe, Markus Reithwiesner,<br />
Joachim Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />
Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong><br />
Steuernummer: 06392/11008<br />
Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikations nummer: DE<br />
812398835<br />
Abonnenten-Service und Vertrieb<br />
Tel.: 0800 / 72 34 253 (kostenlos)<br />
Fax: 0800 / 50 50 446 (kostenlos)<br />
E-Mail: Zeitschriften@haufe.<strong>de</strong><br />
Verlagsleitung / Herausgeber<br />
Reiner Straub, Randolf Jessl<br />
Erscheinungsweise<br />
Monatlich, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel am letzten Freitag<br />
eines Monats, 15. Jahrgang<br />
Redaktion<br />
Reiner Straub (str) (v.i.S.d.P.)<br />
E-Mail: reiner.straub@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)<br />
E-Mail: daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)<br />
E-Mail: thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Katharina Schmitt (ks)<br />
E-Mail: katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Melanie Rößler (mer)<br />
E-Mail: melanie.roessler@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Kristina En<strong><strong>de</strong>r</strong>le da Silva (end)<br />
E-Mail: kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Michael Miller (mim)<br />
E-Mail: michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Andrea Kraß (ak)<br />
E-Mail: andrea.krass@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Redaktionsassistenz<br />
Sabine Schmie<strong><strong>de</strong>r</strong>, Tel.: 07 61/8 98-3032<br />
Brigitte Pelka, Tel.: 07 61/8 98-3921, Telefax<br />
898-99-3921<br />
E-Mail: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
Autoren und Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Eva Baumann, Dr. Christian Bitsch, Dr. Thomas<br />
Dros<strong>de</strong>ck, Julia Ebert, Michael R. Fausel, Marco<br />
Ferme, Markus Jotzo, Petra Knab-Hägele, Kerstin<br />
Kromer, Anke Hammen, Dr. Benjamin Ittmann, Pia<br />
Lünstroth, Thomas Niklas, Theo Nitschke, Angela<br />
Maus, Uljana Miller, Sven Mönkediek, Dr. Stefanie<br />
Müller, Michael Paatz, Prof. Dr. Christian Scholz,<br />
Frank Schra<strong><strong>de</strong>r</strong>, Harriet Sebald, Andreas Sprenger,<br />
Dr. Thomas Thees, Prof. Dr. Ingo Weller<br />
Grafik / Layout Ruth Großer, Hanjo Tews<br />
Anzeigen<br />
Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2013<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassung<br />
Würzburg<br />
Unternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9,<br />
D-97076 Würzburg<br />
anzeigenleitung (verantworlich für Anzeigen)<br />
Bernd Junker, Tel. 09 31 / 27 91-556<br />
E-Mail: bernd.junker@haufe-lexware.com<br />
Key Account Management<br />
Michael Kretschmer, Tel.: 09 31/27 91-562, Fax -477<br />
E-Mail: michael.kretschmer@haufe-lexware.com<br />
Dominik Castillo, Tel.: 09 31/27 91-751, Fax -477<br />
E-Mail: dominik.castillo@haufe-lexware.com<br />
Anzeigendisposition<br />
Michaela Dotzler, Tel.: 09 31/27 91-559, Fax -477<br />
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Ausgaben) 128 Euro inkl. MwSt., Porto- und<br />
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ISSN: 1438-4558. Bezieher <strong>de</strong>s Loseblattwerks „Das<br />
Personalbüro in Recht und Praxis“ und <strong><strong>de</strong>r</strong> CD-ROM<br />
„<strong>Haufe</strong> Personal Office“ sowie „<strong>Haufe</strong> Steuer Office<br />
Premium“ erhalten das Personalmagazin im<br />
Rahmen ihres Abonnements.<br />
Druck Firmengruppe Appl, Echter Druck GmbH,<br />
Delpstraße 15, 97084 Würzburg<br />
Urheber- und Verlagsrechte Die Zeitschrift<br />
sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Das gilt auch für Entscheidungen und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Leitsätze, wenn und soweit sie redaktionell<br />
bearbeitet o<strong><strong>de</strong>r</strong> redigiert wor<strong>de</strong>n sind.<br />
Soweit die Rechte an Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n bei Dritten liegen,<br />
ist dies gekennzeichnet. Ansonsten liegen die<br />
Nutzungsrechte beim Verlag.<br />
<strong>Nach</strong>druck Alle Rechte vorbehalten. Kein<br />
Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />
Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages vervielfältigt o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
verbreitet wer<strong>de</strong>n. Unter dieses Verbot fällt<br />
insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die gewerbliche Vervielfältigung<br />
per Kopie, die Aufnahme in elektronische<br />
Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-<br />
ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
und Bildmaterialien übernimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Verlag<br />
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LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe<br />
zu kürzen. Aktuelle Informationen zu <strong>de</strong>n<br />
Zeitschriften- und Online-Angeboten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Haufe</strong>-Gruppe fin<strong>de</strong>n Sie unter: www.haufe.<strong>de</strong>/<br />
mediacenter.<br />
07 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>
74 Persönlich_fragebogen<br />
Ganz persönlich<br />
Was sind Ihre aktuellen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in HR?<br />
Ausreichend <strong>Nach</strong>wuchs für unsere Branche zu generieren<br />
und gegen <strong><strong>de</strong>r</strong>en schlechtes Image anzukämpfen. Probleme<br />
gibt es zum Beispiel bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach Köchen.<br />
Welches Projekt wür<strong>de</strong>n Sie gern umsetzen, wenn Ihnen ein<br />
verdoppeltes HR-Budget zur Verfügung stün<strong>de</strong>?<br />
Entwicklung und Umsetzung eines eigenen Personal-Marketingkonzepts<br />
und Einstellung eines Sprachentrainers.<br />
Eine wichtige Tugend für einen Personalmanager ist …?<br />
Ein Vorbild für die Mitarbeiter zu sein, gut zuhören zu können<br />
und darüber hinaus kreativ und offen für neue Wege zu sein.<br />
Welche berufliche Entscheidung war bisher die schwierigste?<br />
Die zusätzliche Verantwortung als Hauptverantwortliche für<br />
<strong>de</strong>n Logiebereich abzugeben, um mich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu 100 Prozent<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglichen Funktion einbringen zu können.<br />
Was war Ihr bislang schönstes Projekt?<br />
Eine Veranstaltung für ausgezeichnete Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> unseres<br />
Konzerns aus Deutschland, Österreich und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz zu entwickeln.<br />
In diesem Jahr fin<strong>de</strong>t die Veranstaltung zum zehnten<br />
Mal statt, diesmal im Köln Marriott Hotel.<br />
Weshalb haben Sie sich für eine HR-Laufbahn entschie<strong>de</strong>n?<br />
<strong>Nach</strong><strong>de</strong>m ich mehrere Jahre leiten<strong>de</strong> Hausdame war, ermutigte<br />
mich mein damaliger General Manager zum Karriereschritt.<br />
Anfangs fand ich die Administration überhaupt nicht<br />
spannend, aber nach einem Jahr als stellvertreten<strong>de</strong> Personalleiterin<br />
wur<strong>de</strong> mir die Personaldirektorenstelle angeboten.<br />
Mir war schnell klar: Das war die richtige Entscheidung.<br />
Wie haben Sie sich zuletzt weitergebil<strong>de</strong>t?<br />
Ich habe im Sommer 2012 an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hotelmanagement-Aka<strong>de</strong>mie<br />
in Koblenz <strong>de</strong>n IHK-Hotelbetriebswirt erworben.<br />
Anke Wehmeier leitet die Personalabteilung im Frankfurt<br />
Marriott Hotel. <strong>Nach</strong> ihrer Ausbildung als Wirtschafterin arbeitete<br />
sie unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em als Etagenhausdame und wechselte 1990 ins<br />
Management <strong>de</strong>s Hauses. Im Personalbereich ist sie seit 1998 tätig,<br />
seit 1999 als Personaldirektorin. Die Mutter eines 26-jährigen<br />
Sohnes ist zu<strong>de</strong>m als Prüferin <strong><strong>de</strong>r</strong> IHK tätig sowie als ehrenamtliche<br />
Richterin beim Arbeitsgericht Frankfurt.<br />
Wie halten Sie es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Work-Life-Balance?<br />
Ich halte mir, so gut es geht, das Wochenen<strong>de</strong> frei. Hier fin<strong>de</strong><br />
ich die Möglichkeit, mich mit Sport und mit Gartenarbeit zu<br />
beschäftigen. Einmal im Quartal versuche ich, ein paar Tage an<br />
die Nordsee zu fahren und dort zu entspannen.<br />
Wann haben Sie im Job zum letzten Mal geschwänzt?<br />
Ganz ehrlich: noch nie.<br />
Wofür hätten Sie gern mehr Zeit?<br />
Im Job für individuelle Gespräche, privat für ein festes Hobby.<br />
Vorschau Ausgabe 08/13<br />
Titel<br />
Management<br />
Die besten HR-Blogs<br />
Wie Unternehmen hochqualifizierte Mitarbeiter gewinnen<br />
Organisation Umstrukturierungen im Zuge eines Vorstandswechsels<br />
Recht<br />
Persönlich<br />
Das ist bei Überlassungsverträgen zu beachten<br />
Personal Branding<br />
Das nächste Personalmagazin erscheint am 25. Juli.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 07 / 13
NEU: Erleben Sie Dr. Sprenger<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DVS – Vertriebstagung live!<br />
Dr. Reinhard Sprenger<br />
Führungsexperte, Quer<strong>de</strong>nker und<br />
Bestsellerautor<br />
Dr. Reinhard Sprenger ist in seinem<br />
Denken und Han<strong>de</strong>ln <strong><strong>de</strong>r</strong> Vielfalt, <strong>de</strong>m<br />
Kontrast und <strong>de</strong>m Menschen als Freiheitswesen<br />
verpflichtet. Für seine Dissertation<br />
erhielt er <strong>de</strong>n Carl-Diem-Preis. Bei 3M in<br />
Deutschland wird er Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalentwicklung.<br />
Zu<strong>de</strong>m ist er Lehrbeauftragter<br />
an <strong>de</strong>n Universitäten Berlin, Bochum,<br />
Essen und Köln.<br />
Seit 1990 ist er selbständiger Unternehmensberater<br />
und zählt heute zu <strong>de</strong>n<br />
gefragtesten Experten für Managemententwicklung.<br />
Zu seinen Kun<strong>de</strong>n zählen<br />
nahezu alle Dax-100-Unternehmen.<br />
Nebenbei ist er Rockmusiker, Musikproduzent<br />
und Bestsellerautor.<br />
Woher kommt die Motivation, etwas zu tun? Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DVS – Vertriebstagung vermittelt<br />
Dr. Reinhard K. Sprenger Ihnen das Bewusstsein, mit <strong>de</strong>m ein Spitzenverkäufer zum<br />
Kun<strong>de</strong>n geht. Dabei konzentriert er sich auf das Wesentliche, was wirklich funktioniert:<br />
Klarheit, Konsequenz und das Gefühl, mit <strong>de</strong>m eigenen Lebenszug am richtigen Bahnhof<br />
zu stehen. Im Workshop nach <strong>de</strong>m Vortrag erarbeiten Sie sich Ihre persönliche<br />
Motiva tionsstrategie.<br />
Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> DVS – Vertriebstagung mit Dr. Reinhard K. Sprenger erfahren Sie:<br />
• was passiert, wenn Ihre Energie von innen kommt, wenn Sie aktiv wer<strong>de</strong>n und<br />
selbst in <strong>de</strong>n Driver’s Seat steigen<br />
• welche Gedanken Ihnen dabei helfen, die Verantwortung für Ihren Erfolg im Leben<br />
selbst zu übernehmen<br />
• welche Gedanken Ihr Selbst-Bewusstsein stärken, vor allem bei schwierigen<br />
Verkaufsgesprächen<br />
• was passiert, wenn Sie sich nicht von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ihre Lebensziele vorsetzen lassen,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich selbst motivieren<br />
• wie hohe Leistung in Vertrieb und Verkauf möglich ist<br />
Inhalte<br />
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Teilnehmerkreis<br />
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Webinfo-/Buchungs-Nr. 74.33<br />
Tagung<br />
1 Tag<br />
Termine und Orte<br />
Köln<br />
29.10.13 Park Inn City-West<br />
München<br />
06.02.13 Novotel An <strong><strong>de</strong>r</strong> Messe<br />
Beginn 09:30 Uhr, En<strong>de</strong> ca. 16:30 Uhr<br />
Teilnahmegebühr<br />
€ 1.090,- zzgl. MwSt.<br />
€ 1.297,10 inkl. MwSt.<br />
Inkl. Pausengetränken, Mittagessen und<br />
umfangreichen Tagungsservices.<br />
Bei gleichzeitiger Anmeldung mehrerer<br />
Teilnehmer gewähren wir auf die Teilnahmegebühr<br />
10 % Rabatt<br />
für <strong>de</strong>n 2.–4. Teilnehmer<br />
15 % Rabatt<br />
für <strong>de</strong>n 5.–8. Teilnehmer<br />
20 % Rabatt<br />
ab <strong>de</strong>m 9. Teilnehmer<br />
www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/dvs-vertriebstagung<br />
DVS – Deutsche Verkaufsleiter-Schule · <strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie GmbH & Co. KG<br />
Lörracher Straße 9, 79115 Freiburg, Tel.: 0761 898-4477, Fax: 0761 898-4423, service@haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>, www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/dvs
Eine Goldanlage,<br />
die sich rechnet.<br />
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