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Nach der Party - Haufe.de

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30 Management_Unternehmenskultur<br />

Yahoo-Mitarbeiter? Anwesend!<br />

meinung. Bei Yahoo gilt nun Anwesenheitspflicht für alle. Diese Vorgabe hat eine Debatte<br />

um Mitunternehmertum, Vertrauen und Kontrolle in <strong><strong>de</strong>r</strong> HR-Szene losgetreten.<br />

Von Angela Maus<br />

David Cole, Chief Risk Officer<br />

beim Schweizer Rückversicherer<br />

Swiss Re, hat vor Kurzem<br />

in einem Vortrag erklärt, dass<br />

in seinem Unternehmen die Zeiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anwesenheit <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Resultate weichen<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu hoch sei das Risiko,<br />

künftige Talentgenerationen zu verlieren,<br />

wenn die Unternehmenskultur die<br />

unterschiedlichen Lebensmo<strong>de</strong>lle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitarbeiter nicht unterstützen könne.<br />

Marissa Mayer, neue CEO bei Yahoo,<br />

schreibt hingegen ab sofort wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Anwesenheit<br />

im Yahoo-Großraumbüro vor.<br />

Je<strong>de</strong> Art von Homeoffice o<strong><strong>de</strong>r</strong> Telearbeit<br />

soll dort been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Im internen<br />

Yahoo-HR-Memo klingt das so: „Um <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

absolut beste Arbeitsplatz zu wer<strong>de</strong>n,<br />

sind Kommunikation und Kollaboration<br />

die wichtigsten Elemente. Daher müssen<br />

wir Seite an Seite arbeiten. Ergo ist es<br />

unerlässlich, dass wir alle im Büro anwesend<br />

sind. Einige <strong><strong>de</strong>r</strong> besten Entscheidungen<br />

und Einfälle entstehen auf <strong>de</strong>m<br />

Gang, in Kantinengesprächen, durch das<br />

Kennenlernen neuer Kollegen und Adhoc-Team-Meetings.“<br />

Ein konservativer Schweizer Rückversicherungsgigant<br />

spricht von Mitunternehmertum,<br />

das Arbeiten von überall<br />

und zu je<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit ermöglichen will, während<br />

eine hippe Silicon-Valley-Firma offenbar<br />

das Rad <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit zurückdreht.<br />

Und nicht nur Marissa Mayer scheint<br />

diese neue Marschrichtung einzuschlagen.<br />

Mitläufer haben sich schnell gefun<strong>de</strong>n:<br />

zum Beispiel das Unternehmen Best<br />

Buy, ein Anbieter von Unterhaltungs-<br />

elektronik. Matt Furman, Pressesprecher<br />

von Best Buy, erklärt dazu in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeitung „Minneapolis Star Tribune“: „Es<br />

macht Sinn, nicht nur auf die Resultate<br />

zu schauen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch zu sehen, wie<br />

die Arbeit erledigt wird. Kurzum: Anwesenheit<br />

ist auch das neue alte Motto von<br />

Best Buy. Das be<strong>de</strong>utet, Mitarbeiter so<br />

oft wie möglich im Büro zu haben, um<br />

Kommentar<br />

Als „Rowe“ verloren ging<br />

miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu arbeiten und sich zu vernetzen,<br />

um neue Wege zu fin<strong>de</strong>n, unser<br />

Geschäft zu verbessern.“<br />

Keine gute Talentwerbung<br />

Wohin führt <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg von Yahoo und<br />

Best Buy? Zurück zur Stechuhr? Wie<br />

funktioniert dann die globale Zusammenarbeit?<br />

Wie kann Yahoo authentisch<br />

Marissa Mayer muss aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Anwesenheitspflicht Kritik hinnehmen, die auch<br />

sie selbst als Führungskraft trifft. Denn sie scheint die Prinzipien von „Rowe“ nicht als<br />

Teil ihrer Firmen- und Führungskultur zu sehen, wie Jan Haines aufzeigt.<br />

Als Arbeitgeber, <strong><strong>de</strong>r</strong> selbst „Rowe“ („Results<br />

Only Work Environment“) im Jahr 2008 in<br />

seinem Unternehmen eingeführt hat, <strong>de</strong>nke<br />

ich persönlich, dass Yahoo einen großen<br />

Fehler macht. Es ist zu leicht, lediglich nicht<br />

funktionieren<strong>de</strong> Homeoffice-Regeln für<br />

Probleme im Unternehmen verantwortlich<br />

zu machen.<br />

Aus meiner Sicht gestalten Manager die<br />

Umwelt in einem Unternehmen. Sie bestimmen<br />

die Regeln und sind das leben<strong>de</strong> Beispiel.<br />

Darüber hinaus müssen sie in Kontakt<br />

mit ihren Kollegen und Teams bleiben, um<br />

Ergebnisse bitten, aufmerksam beobachten<br />

sowie überprüfen, ob Ergebnisse wie<br />

gewünscht geliefert wur<strong>de</strong>n.<br />

Zwischen mir und meiner Mannschaft<br />

besteht eine klare Abmachung darüber, was<br />

„Rowe“ am Leben hält: Kein Ergebnis – kein<br />

Job. Dafür genießen wir alle im Unternehmen<br />

die Freiheiten von „Rowe“. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> neue<br />

Mitarbeiter bekommt diese Einstellung und<br />

die dazugehörigen Bedingungen während<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Wochen im Unternehmen vermittelt.<br />

Wenn die angestrebten Ergebnisse<br />

ausbleiben, ist es einfach, herauszufin<strong>de</strong>n,<br />

wer liefert und wer nicht.<br />

Definitiv ist „Rowe“ kein System, das<br />

kollektive Bestrafungen und Beschneidung<br />

von Freiheiten unterstützt. Der Geist dieser<br />

Managementmetho<strong>de</strong> verlangt statt<strong>de</strong>ssen<br />

von Führungskräften, die Zeit zu investieren,<br />

Missbrauchsfälle und Vertrauensbrüche<br />

gründlich zu durchleuchten, zu verstehen, zu<br />

hinterfragen und zielgenau zu adressieren.<br />

Doch sind wir ehrlich, dann müssen wir uns<br />

fragen, ob wir Manager unsere Haushaltspflichten<br />

ernst nehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob wir nicht<br />

Teil <strong>de</strong>s Problems sind. Für mich ist das<br />

Problem bei Yahoo daher vor allem ein<br />

personalmagazin 07 / 13

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