Download - Fachgebiet Didaktik der Informatik - Technische ...
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2 Historischer Überblick<br />
Jungen zuteil werden ließen, kritisierte man auch die Zuschreibung von Leistungen,<br />
die bei den Jungen auf das Talent und die Intelligenz zurückgeführt wurden, bei den<br />
Mädchen hingegen auf ihren Fleiß und ihre Sorgfalt. Nicht zuletzt wurde die Ebene<br />
<strong>der</strong> Unterrichtssprache kritisch beäugt, da hier durch das generalisierte Maskulinum,<br />
bei welchem die männlichen Begriffe für beide Geschlechter galten, <strong>der</strong> Eindruck vermittelt<br />
würde, das „Männliche“ sei das Absolute, an dem es sich zu orientieren gelte.<br />
Die Frauenbewegung for<strong>der</strong>te eine Radikalverän<strong>der</strong>ung des Schulsystems. Feministische<br />
Inhalte, Methoden und Lehrmittel sollten im koedukativen System Einzug halten;<br />
einige gingen sogar so weit, eine feministische Mädchenschule zu for<strong>der</strong>n. Trotz<br />
<strong>der</strong> vielen Vorwürfe und Anklagen, o<strong>der</strong> vielleicht gerade wegen <strong>der</strong> überzogen provokativen<br />
und oftmals belächelten Aufmachung, ebbte die Debatte schon nach kurzer<br />
Zeit wie<strong>der</strong> ab, obwohl bei weitem nicht alle angesprochenen Missstände behoben waren.<br />
Es lässt sich nicht belegen, welche Än<strong>der</strong>ungen dieser erste Strom <strong>der</strong> Koedukationsdebatte<br />
tatsächlich bewirkte. Sein größter Verdienst ist jedoch darin zu sehen, das<br />
Thema „Koedukation“ von seinem Status <strong>der</strong> Selbstverständlichkeit zu lösen, kritisch<br />
zu betrachten und eine ständige Reflexion anzuregen.<br />
Nachdem Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre die Koedukationsdebatte bereits abgeschlossen<br />
schien, erregten um die Jahrtausendwende verschiedene neue Erkenntnisse <strong>der</strong> Schulentwicklung<br />
Aufmerksamkeit. Diese läuteten die zweite Strömung <strong>der</strong> Koedukationsdebatte<br />
ein. Statistiken ergaben, dass Mädchen inzwischen den höheren Anteil <strong>der</strong><br />
Abiturienten stellten, während die Jungen signifikant höher auf Haupt- und Son<strong>der</strong>schulen<br />
vertreten waren. Sie stellten auch den größeren Anteil <strong>der</strong> Jugendlichen ohne<br />
Schulabschluss. Auffallend bei diesen Erkenntnissen war, dass die Mädchen im Bildungsniveau<br />
insgesamt die Jungen zwar überholt hatten, im Bereich <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />
durch alle Schularten hinweg jedoch immer noch weit hinter ihnen zurücklagen.<br />
Der allgemeine Konsens <strong>der</strong> neuen Koedukationsdebatte for<strong>der</strong>te daher eine<br />
spezielle Jungenför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Schule, welche ihnen die Möglichkeit geben sollte,<br />
ihre Fähigkeiten in den „starken Fächern“ auszuschöpfen und ihre Defizite in den<br />
„schwachen Fächern“ zu kompensieren. Außerdem sollten ihnen Hilfestellungen in<br />
ihrer Sozialisation sowie ihrer kognitiven und moralischen Entwicklung gegeben werden,<br />
die oft als Ursache <strong>der</strong> schulischen Schwierigkeiten gesehen wurde. Im Bereich<br />
<strong>der</strong> Mädchenför<strong>der</strong>ung sollten die auffallend schlechteren schulischen Leistungen in<br />
den naturwissenschaftlichen Fächern ausgeglichen werden und ihnen so <strong>der</strong> Zugang<br />
zu Berufsfel<strong>der</strong>n in diesem Bereich ermöglicht werden.<br />
Wie einleitend schon angemerkt, ist die Koedukationsdebatte bis heute ein Thema.<br />
In den folgenden Kapiteln werden die aktuellen Kritikpunkte <strong>der</strong> Debatte ausführlich<br />
dargestellt, überprüft und nach Lösungsansätzen gesucht.<br />
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