Download - Fachgebiet Didaktik der Informatik - Technische ...
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2 Historischer Überblick<br />
ge Verän<strong>der</strong>ungen mit sich. „Das Ziel <strong>der</strong> weiblichen Erziehung hat unverrückbar<br />
die kommende Mutter zu sein.“, Adolf Hitler, Mein Kampf (zitiert nach [Pfi88: 231]).<br />
Nach diesem und weiteren Leitgedanken im Sinne <strong>der</strong> nationalsozialistischen Ideologie<br />
wurden im Rahmen einer allgemeinen Bildungsreform im Jahr 1938 auch die<br />
gerade erworbenen Verbesserungen in <strong>der</strong> höheren Mädchenbildung erheblich beschnitten.<br />
So wurde für die Mädchen eine spezielle „Hauswirtschaftliche Form <strong>der</strong><br />
Oberschule“ mit Fokus auf Haus- und Handarbeiten eingerichtet und die Naturwissenschaften<br />
und Sprachen erheblich reduziert. Der Anteil <strong>der</strong> weiblichen Studierenden<br />
wurde auf maximal 10% eingeschränkt. Den Jungen blieben die mathematischnaturwissenschaftlichen<br />
und sprachlichen Zweige zwar erhalten, wurden jedoch mit<br />
einigen Kürzungen und einer Schwerpunktsetzung in körperlicher Ertüchtigung versehen.<br />
Die Nachkriegszeit war in den westlichen Besatzungszonen eine Zeit <strong>der</strong> Restauration,<br />
in <strong>der</strong> das Schulsystem und die Konzepte <strong>der</strong> Weimarer Republik wie<strong>der</strong> aufgenommen<br />
wurden, wie zum Beispiel die Differenzierung in Jungen- und Mädchenschulen<br />
im höheren Schulwesen und die Dreigliedrigkeit. In <strong>der</strong> sowjetischen Besatzungszone<br />
wurde ein koedukatives Einheitsschulsystem unter dem Einfluss <strong>der</strong> Besatzungsmacht<br />
eingeführt 2 .<br />
2.2 Einführung <strong>der</strong> Koedukation<br />
Anfang <strong>der</strong> 1960er Jahre entfachte in Westdeutschland eine große Diskussion um die<br />
Reform des Schulwesens und <strong>der</strong> Curricula. Innerhalb dieser Diskussion wurde auch<br />
starke Kritik am System <strong>der</strong> monoedukativen höheren Bildung laut. Neben dem Vorwurf<br />
<strong>der</strong> Verstärkung von Rollenklischees durch getrennte Mädchen- und Jungenschulen<br />
wurde beklagt, dass die Abschlüsse <strong>der</strong> Mädchenschulen gesellschaftlich abgewertet<br />
werden und somit keine Chancengleichheit bestehe. For<strong>der</strong>ungen nach Umstellung<br />
auf ein koedukatives Schulwesen wurden thematisiert und folgen<strong>der</strong>maßen begründet:<br />
Die Koedukation entspricht <strong>der</strong> natürlichen familiären Situation (in Anlehnung<br />
an familiäre Geschwisterschaft), bereitet auf spätere berufliche Zusammenarbeit und<br />
privates Zusammenleben vor und ermöglicht bessere gesellschaftliche, insbeson<strong>der</strong>e<br />
berufliche, Chancengleichheit.<br />
So wurden – auch begünstigt durch den Umstand, dass Jungenschulen mit rückläufigen<br />
und Mädchenschulen mit ansteigenden Schülerzahlen konfrontiert waren – bis<br />
1965 alle staatlichen Gymnasien in Westdeutschland für beide Geschlechter geöffnet.<br />
Allerdings wurden dabei die Lehrpläne <strong>der</strong> beiden Schulformen nicht aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Lehrplan <strong>der</strong> Jungenschulen für alle übernommen. Bedenken<br />
bezüglich <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Koedukation gab es vor allem von Seiten <strong>der</strong> kirchlich<br />
gestützten Schulen. Diese befürchteten, dass die Koedukation eine Nivellierung <strong>der</strong><br />
2 Es soll angemerkt werden, dass in folgenden Ausführungen nur die Weiterentwicklung <strong>der</strong> höheren<br />
Schulbildung (Gymnasium) in Westdeutschland betrachtet wird.<br />
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