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5 Ziele einer Förderung für Mädchen und Jungen
5.2 Gratwanderung zwischen Wollen und Sollen
Betrachtet man die verschiedenen Interessen und Zugangsweisen von Mädchen und
Jungen bezüglich unterschiedlicher Themenbereiche, so hat man als Lehrkraft generell
zwei Möglichkeiten der Förderung. Die erste entspricht genau den Interessen und
Arbeitsweisen und fördert dadurch die Motivation und im Idealfall auch die Leistung.
Die andere Betrachtungsweise bezieht sich auf die Defizite, die sich aus den
spezifischen Interessen ergeben und versucht, diese durch komplementäre Förderungen
zu kompensieren. Man geht zum Beispiel davon aus, dass sich Jungen im Informatikunterricht
einem neuen Programm eher mithilfe des „Trial-and-Error“-Prinzips
nähern, während die Mädchen eher eine analytische Vorgehensweise haben und sich
vorab einen Überblick über die Gesamtthematik verschaffen möchten. Nun hat man
die Möglichkeit, durch getrennte Aufgabenstellung jeder Gruppe der bevorzugten Arbeitsstrategie
zu entsprechen, oder genau zu widersprechen, um so durch das Erlernen
der jeweils anderen Strategie ihre Möglichkeiten zur Problemlösung zu erweitern. In
Kapitel 7 werden verschiedene Konzeptvorschläge aufgezeigt, welche diesen Prinzipien
folgen. Generell sollte stets zwischen den Prinzipien gewechselt werden, auch um
die Mädchen und Jungen, welche nicht ihrem Stereotyp entsprechen, nicht zu benachteiligen.
5.2.1 Mädchenförderung
Die schulische Mädchenförderung, praktiziert seit Mitte der 80er Jahre, bemüht sich,
den Mädchen verschiedene Hilfestellungen innerhalb ihrer Sozialisation und Entwicklung
zu geben und inzwischen vor allem auch ihr berufliches Spektrum zu erweitern.
Zu diesem Zweck haben sich bereits einige offizielle Veranstaltungen, wie z.B. der
„Girlsday“ oder das Ferienprogramm „Mädchen machen Technik“ etabliert, welche
den Mädchen ihre Möglichkeiten in männerdominierten Berufsfeldern aufzeigen und
ihre Interessen in diesen Bereichen zu wecken versuchen 5 .
Innerhalb des Unterrichts ist für Mädchen der Bezug zu ihrer Realität und eigenen
Erfahrungswelt unabdingbar, um ihre Motivation zu fördern. Gerade im Informatikunterricht
ist die praktische Arbeit am Computer ohne Lebensnähe für die Mädchen
meist nicht Motivation genug, um Gefallen an der Thematik und dem Fach an sich zu
finden. Dabei gilt es, in erster Linie die Scheu der Mädchen vor technischen Geräten
zu mindern, indem man beispielsweise einen Computer öffnet und mit den Schülerinnen
und Schülern über den Aufbau und die Funktionsweise des Gerätes spricht (vgl.
[Met91: 104]).
Im Allgemeinen unterschätzen Mädchen oft ihre Leistungen und Fähigkeiten in naturwissenschaftlichen
Bereichen sowie ihre Informatikkenntnisse. Das Ziel einer Mädchenförderung
wäre somit die Steigerung des Selbstbewusstseins und -vertrauens in
5 Für detailiertere Informationen wird auf http://www.girlsday.de und
http://portal.mytum.de/am/mmt-ueberblick verwiesen.
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