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<strong>Technische</strong> Universität München<br />

Fakultät für <strong>Informatik</strong><br />

Lehrstuhl für <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong><br />

Schriftliche Hausarbeit gemäß §30 LPO I<br />

im Studiengang Lehramt an Gymnasien<br />

für die Fächer <strong>Informatik</strong> und Mathematik<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

einer reflexiven Koedukation<br />

im <strong>Informatik</strong>unterricht des Gymnasiums<br />

in Bayern<br />

eingereicht von: Daniela Drexler<br />

Ruffinistr. 7<br />

80637 München<br />

eingereicht am: 10.07.2007<br />

Betreuer: Prof. Dr. Peter Hubwieser


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 4<br />

2 Historischer Überblick 6<br />

2.1 Beginn <strong>der</strong> höheren Mädchenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2 Einführung <strong>der</strong> Koedukation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.3 Koedukationsdebatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

3 Geschlechtsspezische Unterschiede und Stereotype in <strong>der</strong> Schule 11<br />

3.1 Koedukationsdebatte heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3.2 Leistung und Interessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3.3 Selbstkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.4 Kommunikation und Interaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

3.5 Zugang und Arbeitsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

4 Das Konzept <strong>der</strong> Reexiven Koedukation 17<br />

4.1 Idee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

4.2 Umsetzung in <strong>der</strong> Schulpraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

4.3 „Partielle Seedukation“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

5 Ziele einer För<strong>der</strong>ung für Mädchen und Jungen 23<br />

5.1 Unterricht für alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

5.2 Gratwan<strong>der</strong>ung zwischen „Wollen“ und „Sollen“ . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

5.2.1 Mädchenför<strong>der</strong>ung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

5.2.2 Jungenför<strong>der</strong>ung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

6 Umsetzung einer reexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht 26<br />

6.1 Grundkonzept des <strong>Informatik</strong>unterrichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

6.2 Realität des <strong>Informatik</strong>unterrichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

6.3 „Reflexive Koedukation“ im <strong>Informatik</strong>unterricht . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

6.3.1 Zielplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

6.3.2 Vorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

6.3.3 Struktur des Stundenverlaufs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

6.3.4 Vorüberlegungen zur Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen 37<br />

7.1 Die erste Stunde - Informationen und ihre Darstellung . . . . . . . . . . . 39<br />

7.2 Pixel- und Vektorgraphiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

7.3 Multimediapräsentationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

7.4 Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

7.5 Algorithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

7.6 Ideen und Anregungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

7.6.1 Textverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

7.6.2 Objektorientierte Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

7.6.3 E-Mail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

7.6.4 Projekt „Gefahren im Internet“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

8 Fazit und Ausblick 64<br />

Glossar 66<br />

Literaturverzeichnis 67<br />

Abbildungsverzeichnis 70<br />

Anhang 71<br />

3


1 Einleitung<br />

In den letzten Jahren galt <strong>der</strong> geschlechtsdifferenzierte Unterricht – also die Trennung<br />

von Mädchen und Jungen in <strong>der</strong> Schule – als veraltetes, lange überholtes Prinzip.<br />

Neue Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Geschlechterforschung belegen jedoch den Wert einer zeitweisen<br />

Trennung für verschiedene Schulfächer. So berichtete <strong>der</strong> „Tölzer Kurier“ am<br />

27.07.2007 im Abschnitt „Bayern kompakt“ über die positiven Ergebnisse eines Projektes<br />

am Münchner St. Anna-Gymnasium, in welchem die Schülerinnen und Schüler<br />

im Physik- und Sprachunterricht getrennt unterrichtet werden. Während bayernweit<br />

<strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong> Mädchen in Physikleistungskursen bei 11% liegt, belegen am St.<br />

Anna-Gymnasium stets zwischen 25% und 40% diesen Kurs. Lehrerinnen und Lehrer<br />

machten gute Erfahrungen mit diesem Versuch. Sie berichteten von entspannterem<br />

Lernklima, effektiverem Unterricht und positiver Resonanz seitens <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendlichen.<br />

Derartige Schulversuche sind Teilaspekte einer Gesamtkonzeption, die um eine „geschlechtersensible“<br />

Umgestaltung des Schulsystems und um eine maximale spezifische<br />

Mädchen- und Jungenför<strong>der</strong>ung bemüht ist. Vorhandene Strukturen des koedukativen<br />

Schullebens werden hierzu in Frage gestellt und es wird versucht, ein kooperatives<br />

Sozialklima an <strong>der</strong> Schule herzustellen. Das Konzept <strong>der</strong> „partiellen Seedukation“,<br />

also die stunden- o<strong>der</strong> fächerweise Trennung <strong>der</strong> Mädchen und Jungen, wie es<br />

oben beschrieben wurde, ist dabei eine Möglichkeit. Diese ist jedoch organisatorisch<br />

für den einzelnen Lehrer kaum zu realisieren, wenn sie nicht in <strong>der</strong> Gesamtkonzeption<br />

<strong>der</strong> Schule verankert ist. In vorliegen<strong>der</strong> Arbeit werden weitere Möglichkeiten<br />

und Grenzen für ein „geschlechtssensibles“ Schulkonzept aufgezeigt und bezüglich<br />

Realisierungsmaßnahmen innerhalb des <strong>Informatik</strong>unterrichts untersucht.<br />

Zum besseren Verständnis <strong>der</strong> Entwicklung dieser Diskussion, wird in Kapitel 2 ein<br />

kurzer Überblick über die Geschichte <strong>der</strong> Koedukation und ihrer Debatte aufgezeigt.<br />

In Kapitel 3 werden geschlechtsspezifische Unterschiede und Stereotypen in den Bereichen<br />

Leistung, Interesse, Selbstkonzept, Kommunikation, Interaktion und Arbeitsweise<br />

dargestellt. Anhand des <strong>Informatik</strong>unterricht als Schwerpunkt wird ein beson<strong>der</strong>er<br />

Fokus auf naturwissenschaftlich-technische Lernbereiche und den Umgang mit dem<br />

Computer gelegt. Da die Diskussionen und Forschungsschwerpunkte zu diesem Thema<br />

einige Jahre in den Hintergrund gerückt waren und erst in letzter Zeit wie<strong>der</strong><br />

aufleben, musste zur Darstellung dieses Abschnitts hauptsächlich auf Literatur aus<br />

den 1980er und 1990er Jahren zurückgegriffen werden.<br />

Die Umsetzung eines „geschlechtssensiblen“ Schullebens erfolgt durch das Konzept<br />

<strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“, welches in Kapitel 4 vorgestellt wird. In diesem Kon-<br />

4


1 Einleitung<br />

zept geht es um die Berücksichtigung <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Unterschiede im<br />

Sinne einer angemessenen För<strong>der</strong>ung bei<strong>der</strong> Geschlechter ohne die Zuschreibung o<strong>der</strong><br />

Verstärkung von Rollenklischees. Zur Vorbereitung <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> praktischen<br />

Umsetzungsmöglichkeiten werden in Kapitel 5 auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> vorhergehenden<br />

Kapitel die speziellen För<strong>der</strong>schwerpunkte für Mädchen und Jungen zusammengefasst.<br />

Kapitel 6 stellt Umsetzungsstrategien für „geschlechtssensiblen“ Unterricht im Fach<br />

<strong>Informatik</strong> dar und gibt Hilfestellung für die Unterrichtsvorbereitung. Diese Strategien<br />

werden in Kapitel 7 auf ausgewählte Themen aus dem <strong>Informatik</strong>anfangsunterricht<br />

des Gymnasiums angewandt und in Form von konkreten Konzeptvorschlägen aufgezeigt.<br />

Für einen unterrichtsnahen Praxisbezug wurde als Grundlage für Kapitel 6 und 7 <strong>der</strong><br />

genehmigte Lehrplan des achtstufigen Gymnasiums in Bayern sowie eine Handreichung<br />

des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) verwendet.<br />

Nach einer Zusammenfassung dieser Ausarbeitung und eines Ausblicks befinden sich<br />

im Anhang Vorschläge für Arbeitsblätter und an<strong>der</strong>e Unterrichtsmaterialien.<br />

5


2 Historischer Überblick<br />

Auf Grundlage <strong>der</strong> Beiträge aus [Fau87], [Gud06], [Hur86], [Pfi88] und [Wil86] wird im<br />

Folgenden ein kurzer Überblick über die geschichtliche Entwicklung <strong>der</strong> Koedukation<br />

dargestellt.<br />

2.1 Beginn <strong>der</strong> höheren Mädchenbildung<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> allgemeinen Schulbildung lässt sich bis in das antike Griechenland<br />

(ca. 300 v. Chr.) zurückverfolgen. Sie entwickelte sich durch alle Epochen und Zeitalter<br />

hindurch weiter bzw. passte sich den jeweils vorherrschenden Ideen von Bildung<br />

und gesellschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an. Jedoch bezieht sich diese Geschichte, mit<br />

Ausnahme von vereinzelten zaghaften Versuchen, bis ins 16. Jh. ausschließlich auf die<br />

Bildung von Knaben und jungen Männern.<br />

In <strong>der</strong> Zeit vom 14. bis zum 16. Jh. wurden die ersten Überlegungen über die Notwendigkeit<br />

einer allgemeinen Schulbildung für Mädchen angestellt. Dabei gab es verschiedene<br />

Ansätze, bei denen entwe<strong>der</strong> über eine geschlechtsspezifische o<strong>der</strong> eine inhaltlich<br />

gleichberechtigte Bildung für Mädchen und Jungen nachgedacht wurde. Man<br />

ging jedoch stets davon aus, dass diese getrennt voneinan<strong>der</strong> unterrichtet werden. Die<br />

Idee von Johann Valentin Andrea (1568–1654) z.B. war, dass „die Mädchen [...] <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Bildung gleichermaßen teilhaft werden [sollen] wie die Knaben; sie<br />

werden außerdem in alle häuslichen Arbeiten eingeführt (Spinnen, Weben, Nähen ...)“<br />

[Fau87: 9].<br />

Dies führte ab dem 16. Jh. zur schrittweisen Einführung von Elementarschulen, die<br />

allen Kin<strong>der</strong>n bis zum Alter von 10–12 Jahren eine grundlegende allgemeine Bildung<br />

(Lesen, Schreiben, Singen und ein wenig Rechnen) ermöglichen sollten. Die Elementarschulen<br />

sollten nach Geschlechtern getrennt werden, was jedoch aus finanziellen Gründen<br />

und Mangel an Lehrkräften oft nicht realisierbar war. Durch die Bereitstellung von<br />

nur einer Schule in ländlichen Gebieten herrschte dort „Zwangskoedukation“, bei <strong>der</strong><br />

allerdings <strong>der</strong> Unterricht auf die Jungen ausgerichtet war und die Mädchen am Rande<br />

mitbeschult wurden. Problematisch war dabei auch die Tatsache, dass viele Eltern, vor<br />

allem aus unteren Gesellschaftsschichten, den Schulbesuch ihrer Kin<strong>der</strong> verweigerten,<br />

da sie diese als Arbeitskräfte benötigten o<strong>der</strong> ihn, vor allem bei den Mädchen, nicht für<br />

sinnvoll und notwendig erachteten. Eine höhere Bildung, also <strong>der</strong> Zugang zu Gymnasien<br />

und Universitäten, war ohnehin weiter ausschließlich den Knaben vorbehalten.<br />

Mit <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Industrialisierung im 18. Jh. verän<strong>der</strong>ten sich die Anfor<strong>der</strong>un-<br />

6


2 Historischer Überblick<br />

gen an Mädchen und junge Frauen in <strong>der</strong> Gesellschaft. Die Familien des Bürgertums<br />

wollten ihren Töchtern eine höhere Bildung ermöglichen, um ihnen einerseits die Möglichkeit<br />

auf eine eventuelle spätere Berufstätigkeit offen zu halten. An<strong>der</strong>erseits wollten<br />

sie sich dadurch von den Familien <strong>der</strong> Unterschicht abheben. So kam es zu Beginn des<br />

19. Jh. zur Gründung von privaten, kostenpflichtigen „Höheren Töchterschulen“, die<br />

das Primärziel verfolgten, die Mädchen auf ihren späteren „Beruf als Gattin, Hausfrau<br />

und Mutter“ [Pfi88: 123] vorzubereiten. Es gab jedoch keinen einheitlichen Lehrplan<br />

und die Abschlüsse dieser Schulen wurden staatlich nicht anerkannt, wodurch ihnen<br />

<strong>der</strong> Zugang zur Universität weiterhin verwehrt blieb.<br />

Diese Umstände führten in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts im Rahmen <strong>der</strong><br />

bürgerlichen Frauenbewegung zu For<strong>der</strong>ungen nach Anerkennung weiblicher Leistungen<br />

sowie mehr Freiheiten und Möglichkeiten in Bildungs- und Berufswahl. Deshalb<br />

sollte die Mädchenbildung verstaatlicht werden und <strong>der</strong>en Organisation von Frauen<br />

ausgehen, was zudem eine Verbesserung <strong>der</strong> Lehrerinnenausbildung mit sich hätte<br />

bringen sollen. Der Fächerkanon für Mädchen und Jungen sollte gleich sein, wobei<br />

die Gestaltung bei den Mädchen nach dem „organischen“ Prinzip und bei den Jungen<br />

nach dem „mechanischen“ Prinzip zu erfolgen hätte 1 . Generelle For<strong>der</strong>ung dieser<br />

Bewegung war es, den Frauen den bisher verwehrten Universitätszugang zu ermöglichen.<br />

Zum Diskussionspunkt „Koedukation“ gab es verschiedene Ansichten innerhalb <strong>der</strong><br />

Frauenbewegung. Das feministische Lager sah die Koedukation als den einzigen Weg<br />

zur einer gleichwertigen Bildung für Mädchen und Jungen und berief sich dabei auf<br />

die guten Erfahrungen aus dem Volksschulbereich und einigen Schulversuchen, bei denen<br />

vereinzelt begabte Mädchen an Knabengymnasien zugelassen wurden, die „vielfach<br />

einen för<strong>der</strong>nden Einfluss auf die Knaben“ [Hur86: 98] ausübten. Das eher konservative<br />

Lager hatte dagegen die Befürchtung, dass die Koedukation die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Mädchen vernachlässigen und die sittliche und moralische Gesundheit bei<strong>der</strong><br />

Geschlechter gefährden würde. Es for<strong>der</strong>te daher eine Beschulung <strong>der</strong> Mädchen an<br />

eigenen Schulen durch Lehrerinnen.<br />

So wurde in <strong>der</strong> preußischen Schulreform (1906/1908) neben <strong>der</strong> Verstaatlichung<br />

<strong>der</strong> höheren Mädchenbildung, die Einführung eines einheitlichen Lehrplans für Mädchenschulen<br />

umgesetzt. Obwohl die Anerkennung <strong>der</strong> Mädchenschulen als höhere<br />

Lehranstalt durchgesetzt werden konnte, war die Lehrerschaft immer noch eine männliche<br />

Domäne. Zudem gab es die Tendenz zu geschlechtsdifferenzierter Erziehung und<br />

Bildung durch die Gründung von staatlichen Mädchengymnasien. In Gegenden, in<br />

denen keine höhere Mädchenschule existierte, war es Mädchen mit einer Son<strong>der</strong>genehmigung<br />

gestattet, die Knabenschule zu besuchen.<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> Weimarer Republik zum Nationalsozialismus brachte eini-<br />

1 Die Begriffe „organisch“ und „mechanisch“ werden in <strong>der</strong> Literatur oft verwendet, jedoch meist nicht<br />

erklärt. Es scheint jedoch auf die Annahme zurückzugehen, dass sich die Mädchen den Inhalten<br />

über die Gefühlsebene nähern, die Jungen über die Sachebene.<br />

7


2 Historischer Überblick<br />

ge Verän<strong>der</strong>ungen mit sich. „Das Ziel <strong>der</strong> weiblichen Erziehung hat unverrückbar<br />

die kommende Mutter zu sein.“, Adolf Hitler, Mein Kampf (zitiert nach [Pfi88: 231]).<br />

Nach diesem und weiteren Leitgedanken im Sinne <strong>der</strong> nationalsozialistischen Ideologie<br />

wurden im Rahmen einer allgemeinen Bildungsreform im Jahr 1938 auch die<br />

gerade erworbenen Verbesserungen in <strong>der</strong> höheren Mädchenbildung erheblich beschnitten.<br />

So wurde für die Mädchen eine spezielle „Hauswirtschaftliche Form <strong>der</strong><br />

Oberschule“ mit Fokus auf Haus- und Handarbeiten eingerichtet und die Naturwissenschaften<br />

und Sprachen erheblich reduziert. Der Anteil <strong>der</strong> weiblichen Studierenden<br />

wurde auf maximal 10% eingeschränkt. Den Jungen blieben die mathematischnaturwissenschaftlichen<br />

und sprachlichen Zweige zwar erhalten, wurden jedoch mit<br />

einigen Kürzungen und einer Schwerpunktsetzung in körperlicher Ertüchtigung versehen.<br />

Die Nachkriegszeit war in den westlichen Besatzungszonen eine Zeit <strong>der</strong> Restauration,<br />

in <strong>der</strong> das Schulsystem und die Konzepte <strong>der</strong> Weimarer Republik wie<strong>der</strong> aufgenommen<br />

wurden, wie zum Beispiel die Differenzierung in Jungen- und Mädchenschulen<br />

im höheren Schulwesen und die Dreigliedrigkeit. In <strong>der</strong> sowjetischen Besatzungszone<br />

wurde ein koedukatives Einheitsschulsystem unter dem Einfluss <strong>der</strong> Besatzungsmacht<br />

eingeführt 2 .<br />

2.2 Einführung <strong>der</strong> Koedukation<br />

Anfang <strong>der</strong> 1960er Jahre entfachte in Westdeutschland eine große Diskussion um die<br />

Reform des Schulwesens und <strong>der</strong> Curricula. Innerhalb dieser Diskussion wurde auch<br />

starke Kritik am System <strong>der</strong> monoedukativen höheren Bildung laut. Neben dem Vorwurf<br />

<strong>der</strong> Verstärkung von Rollenklischees durch getrennte Mädchen- und Jungenschulen<br />

wurde beklagt, dass die Abschlüsse <strong>der</strong> Mädchenschulen gesellschaftlich abgewertet<br />

werden und somit keine Chancengleichheit bestehe. For<strong>der</strong>ungen nach Umstellung<br />

auf ein koedukatives Schulwesen wurden thematisiert und folgen<strong>der</strong>maßen begründet:<br />

Die Koedukation entspricht <strong>der</strong> natürlichen familiären Situation (in Anlehnung<br />

an familiäre Geschwisterschaft), bereitet auf spätere berufliche Zusammenarbeit und<br />

privates Zusammenleben vor und ermöglicht bessere gesellschaftliche, insbeson<strong>der</strong>e<br />

berufliche, Chancengleichheit.<br />

So wurden – auch begünstigt durch den Umstand, dass Jungenschulen mit rückläufigen<br />

und Mädchenschulen mit ansteigenden Schülerzahlen konfrontiert waren – bis<br />

1965 alle staatlichen Gymnasien in Westdeutschland für beide Geschlechter geöffnet.<br />

Allerdings wurden dabei die Lehrpläne <strong>der</strong> beiden Schulformen nicht aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Lehrplan <strong>der</strong> Jungenschulen für alle übernommen. Bedenken<br />

bezüglich <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Koedukation gab es vor allem von Seiten <strong>der</strong> kirchlich<br />

gestützten Schulen. Diese befürchteten, dass die Koedukation eine Nivellierung <strong>der</strong><br />

2 Es soll angemerkt werden, dass in folgenden Ausführungen nur die Weiterentwicklung <strong>der</strong> höheren<br />

Schulbildung (Gymnasium) in Westdeutschland betrachtet wird.<br />

8


2 Historischer Überblick<br />

geschlechtsspezifischen Qualitäten, eine verfrühte Erotik und damit eine sexuelle Beunruhigung<br />

sowie eine zu starke Fixierung auf die Knabenbildung zur Folge habe. Aus<br />

diesem Grund blieben jene meist bei ihren Konzepten <strong>der</strong> monoedukativen Bildung.<br />

Während die – meist immer noch kirchlich gestützten – Mädchenschulen bis heute<br />

großen Anklang finden, sind Jungenschulen in Deutschland kaum mehr vertreten.<br />

2.3 Koedukationsdebatte<br />

Die Koedukationsdebatte besteht aus zwei Hauptströmungen und zieht sich, wenn<br />

auch nicht mehr mit so großer Intensität, bis in die heutige Zeit hinein.<br />

Die erste Strömung zog sich durch die zweite Hälfte <strong>der</strong> 80er Jahre, ausgelöst durch<br />

verschiedene Studien zur Lehrer-Schüler-Interaktion, vorangetrieben von <strong>der</strong> Frauenbewegung<br />

in Deutschland und bekannt geworden durch provokante Titel in Zeitschriften<br />

und Zeitungen, wie z.B. „SIEziehung statt ERziehung“ (aus Die Zeit, Nr. 15, 1990),<br />

„K.O.edukation“ (aus Emma, Nr. 1, 1989) und „Koedukation – Sabotage <strong>der</strong> Chancengleichheit“<br />

(aus rotpress – Zeitschrift für Hochschule, Politik und Kultur, Nr.<br />

3, 1989). Eine dieser Studien stammt von Frasch und Wagner (1983), die das Verhalten<br />

von Lehrkräften in zwölf verschiedenen 4. Klassen untersuchten 3 . Dabei stellten<br />

sie fest, dass Jungen signifikant häufiger aufgerufen wurden, doppelt so häufig gelobt<br />

wurden und auch häufiger getadelt wurden als Mädchen, wobei männliche Lehrkräfte<br />

dies noch deutlicher praktizierten als weibliche. In weiten Kreisen <strong>der</strong> Frauenbewegung<br />

stießen diese Ergebnisse auf großes Interesse und einige engagierte Mitglie<strong>der</strong><br />

zeigten ein (scheinbar vorhandenes) Netzwerk systematischer Benachteiligungen<br />

von Mädchen im koedukativen Schulsystem auf. Allerdings bezogen sich diese Entdeckungen<br />

oftmals auf vereinzelte Beobachtungen mit subjektiven Interpretationen.<br />

Insgesamt wurden verschiedene Ebenen <strong>der</strong> Benachteiligung aufgezeigt:<br />

Auf <strong>der</strong> Strukturebene wurde beobachtet, dass sich die Geschlechter signifikant auf<br />

ihre „spezifischen“ Fachrichtungen und Zweige verteilten. Bemängelt wurden zudem<br />

die mangelnde Bereitschaft vieler Familien ihren Töchtern auch eine höhere Bildung<br />

zu ermöglichen sowie die männlich dominierte Hierarchie innerhalb <strong>der</strong> Personalstruktur<br />

in allen Schularten. Auf Ebene <strong>der</strong> Inhalte und <strong>der</strong> curricularen Vorgaben<br />

setzte die Kritik bei <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Koedukation in den 60er Jahren an. In<br />

Folge <strong>der</strong> unreflektierten Übertragung des Jungenschullehrplans für die neuen koedukativen<br />

Schulen sei es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass sich einige Lernbereiche und ganze<br />

Fächer für Mädchen sehr unattraktiv gestalteten, da sie sich we<strong>der</strong> in ihr Interessengebiet<br />

fügten, noch eine gezielte Motivationsför<strong>der</strong>ung angedacht war. Weiter verschlimmert<br />

werde dies durch fehlende o<strong>der</strong> stereotype, teilweise sogar diskriminierende,<br />

Darstellung von Mädchen und Frauen in Schulbüchern. Im Bereich <strong>der</strong> Methoden<br />

und <strong>der</strong> Unterrichtsdurchführung bezog man sich auf die oben angesprochene und<br />

ähnliche Studien. Neben <strong>der</strong> verstärkten Aufmerksamkeit, welche Lehrpersonen den<br />

3 Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie sind nachzulesen bei [Pfi88, Kapitel II.2.2]<br />

9


2 Historischer Überblick<br />

Jungen zuteil werden ließen, kritisierte man auch die Zuschreibung von Leistungen,<br />

die bei den Jungen auf das Talent und die Intelligenz zurückgeführt wurden, bei den<br />

Mädchen hingegen auf ihren Fleiß und ihre Sorgfalt. Nicht zuletzt wurde die Ebene<br />

<strong>der</strong> Unterrichtssprache kritisch beäugt, da hier durch das generalisierte Maskulinum,<br />

bei welchem die männlichen Begriffe für beide Geschlechter galten, <strong>der</strong> Eindruck vermittelt<br />

würde, das „Männliche“ sei das Absolute, an dem es sich zu orientieren gelte.<br />

Die Frauenbewegung for<strong>der</strong>te eine Radikalverän<strong>der</strong>ung des Schulsystems. Feministische<br />

Inhalte, Methoden und Lehrmittel sollten im koedukativen System Einzug halten;<br />

einige gingen sogar so weit, eine feministische Mädchenschule zu for<strong>der</strong>n. Trotz<br />

<strong>der</strong> vielen Vorwürfe und Anklagen, o<strong>der</strong> vielleicht gerade wegen <strong>der</strong> überzogen provokativen<br />

und oftmals belächelten Aufmachung, ebbte die Debatte schon nach kurzer<br />

Zeit wie<strong>der</strong> ab, obwohl bei weitem nicht alle angesprochenen Missstände behoben waren.<br />

Es lässt sich nicht belegen, welche Än<strong>der</strong>ungen dieser erste Strom <strong>der</strong> Koedukationsdebatte<br />

tatsächlich bewirkte. Sein größter Verdienst ist jedoch darin zu sehen, das<br />

Thema „Koedukation“ von seinem Status <strong>der</strong> Selbstverständlichkeit zu lösen, kritisch<br />

zu betrachten und eine ständige Reflexion anzuregen.<br />

Nachdem Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre die Koedukationsdebatte bereits abgeschlossen<br />

schien, erregten um die Jahrtausendwende verschiedene neue Erkenntnisse <strong>der</strong> Schulentwicklung<br />

Aufmerksamkeit. Diese läuteten die zweite Strömung <strong>der</strong> Koedukationsdebatte<br />

ein. Statistiken ergaben, dass Mädchen inzwischen den höheren Anteil <strong>der</strong><br />

Abiturienten stellten, während die Jungen signifikant höher auf Haupt- und Son<strong>der</strong>schulen<br />

vertreten waren. Sie stellten auch den größeren Anteil <strong>der</strong> Jugendlichen ohne<br />

Schulabschluss. Auffallend bei diesen Erkenntnissen war, dass die Mädchen im Bildungsniveau<br />

insgesamt die Jungen zwar überholt hatten, im Bereich <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

durch alle Schularten hinweg jedoch immer noch weit hinter ihnen zurücklagen.<br />

Der allgemeine Konsens <strong>der</strong> neuen Koedukationsdebatte for<strong>der</strong>te daher eine<br />

spezielle Jungenför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Schule, welche ihnen die Möglichkeit geben sollte,<br />

ihre Fähigkeiten in den „starken Fächern“ auszuschöpfen und ihre Defizite in den<br />

„schwachen Fächern“ zu kompensieren. Außerdem sollten ihnen Hilfestellungen in<br />

ihrer Sozialisation sowie ihrer kognitiven und moralischen Entwicklung gegeben werden,<br />

die oft als Ursache <strong>der</strong> schulischen Schwierigkeiten gesehen wurde. Im Bereich<br />

<strong>der</strong> Mädchenför<strong>der</strong>ung sollten die auffallend schlechteren schulischen Leistungen in<br />

den naturwissenschaftlichen Fächern ausgeglichen werden und ihnen so <strong>der</strong> Zugang<br />

zu Berufsfel<strong>der</strong>n in diesem Bereich ermöglicht werden.<br />

Wie einleitend schon angemerkt, ist die Koedukationsdebatte bis heute ein Thema.<br />

In den folgenden Kapiteln werden die aktuellen Kritikpunkte <strong>der</strong> Debatte ausführlich<br />

dargestellt, überprüft und nach Lösungsansätzen gesucht.<br />

10


3 Geschlechtsspezische<br />

Unterschiede und Stereotype in<br />

<strong>der</strong> Schule<br />

3.1 Koedukationsdebatte heute<br />

Nachdem die Diskussion um die Koedukation etwas abgeflaut ist, stellt sich nun die<br />

Frage, ob eine gleichberechtigte Erziehung und Bildung in deutschen Schulen ohne<br />

Tradierung spezifischer Geschlechterstereotype bereits erreicht ist, o<strong>der</strong> ob nur an<strong>der</strong>e<br />

Problemstellungen diese Fragen in den Hintergrund gedrängt haben. Zur eigenen<br />

Herausarbeitung bestehen<strong>der</strong> Kritikpunkte wird vorgeschlagen, sich im Schulalltag<br />

mit folgenden Fragestellungen auseinan<strong>der</strong>zusetzen:<br />

• Institution Schule: Gibt es Geschlechterunterschiede innerhalb <strong>der</strong> Schulhierarchie?<br />

• Curricula/Schulbücher: Werden Rollenklischees und -zuschreibungen durch<br />

Lehrpläne und Schulbücher verstärkt? Gerade im Hinblick auf den neuen Lehrplan<br />

des achtstufigen bayerischen Gymnasiums sollten die Inhalte des Lehrplans<br />

und <strong>der</strong> neuen Schulbücher kritisch reflektiert werden, bevor sie umgesetzt werden.<br />

• Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster: Entspricht die persönliche<br />

Einschätzung und Wahrnehmung im Bezug auf Gleichbehandlung auch <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Umsetzung?<br />

• Vorbildfunktion: Wie wirkt die Lehrerin selbst als Frau bzw. <strong>der</strong> Lehrer als Mann<br />

und was wird dadurch den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen suggeriert?<br />

• Interaktions- und Kommunikationsstrukturen in <strong>der</strong> Schule: Wie läuft die Interaktion<br />

zwischen Lehrperson und Schülerin bzw. Schüler? Welchen Umgang<br />

haben die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen untereinan<strong>der</strong>?<br />

• Sozialisation und Entwicklung: Wird die Entwicklung und die Sozialisation <strong>der</strong><br />

jungen Menschen angemessen geför<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> in manchen Bereichen sogar unterdrückt<br />

und gehemmt?<br />

11


3 Geschlechtsspezifische Unterschiede und Stereotype in <strong>der</strong> Schule<br />

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass es in Abgrenzung zur Koedukationsdebatte<br />

<strong>der</strong> 80er Jahre (siehe Kap 2.3) bei den heutigen Fragestellungen nicht um<br />

verallgemeinerte Vorwürfe aufgrund einzelner Beobachtungen und <strong>der</strong>en Interpretationen<br />

geht, son<strong>der</strong>n um eine Bewusstwerdung und Hinterfragung möglicher Benachteiligungen<br />

und spezieller För<strong>der</strong>möglichkeiten für Mädchen und Jungen in konkreten<br />

Fällen.<br />

Hierbei gilt, dass Aussagen über Geschlecherstereotype und geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede immer nur tendenzielle Angaben sind. Es muss stets berücksichtigt werden,<br />

dass erstens nicht alle Mädchen und Jungen, wie auch Frauen und Männer, diesen<br />

Stereotypen entsprechen und zweitens sich die Gewichtung und Form von geschlechtsspezifischen<br />

Zuschreibungen im Laufe <strong>der</strong> Zeit wandelt. Nicht-geschlechtskonforme<br />

Verhaltens- und Denkweisen dürfen nicht Anlass für Benachteiligung o<strong>der</strong><br />

Diskriminierung sein.<br />

3.2 Leistung und Interessen<br />

Zur Untersuchung <strong>der</strong> Leistungs- und Interessensunterschiede werden die schulischen<br />

Abschlüsse verglichen, die Unterschiede bezüglich Zweig- und Fächerwahl analysiert<br />

und Interviewergebnisse zum Thema „Berufswunsch“ dargestellt.<br />

Bezeichnend sind die Statistiken <strong>der</strong> Absolventenzahlen <strong>der</strong> verschiedenen Schularten<br />

und die Daten hinsichtlich <strong>der</strong> Fächerwahl. Nach dem Statistischen Bundesamt<br />

verließen im Schuljahr 2004/2005 136.719 Jugendliche – 69.364 (50,7%) Jungen, 67.355<br />

(49,2%) Mädchen – in Bayern die Schule. 25.953 erreichten die allgemeine Hochschulreife<br />

am Gymnasium. Davon waren 11.584 Schüler und 14.369 Schülerinnen, was einer<br />

Verteilung von etwa 44,6% zu 55,4% entspricht. Unter Einbezug <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Schulen<br />

und Institutionen, bei denen die allgemeine Hochschulreife erlangt werden kann,<br />

ergeben sich gleichartige Verteilungen. Während sich ein ähnliches Bild bei den Realschulen<br />

abzeichnet (39.278 Absolventen, davon 17.745, also etwa 45,2% männlich<br />

und 21.533, also etwa 54,8% weiblich) dreht sich die Verteilung bei den Hauptschulen<br />

um. Machen von den 42.006 Absolventen <strong>der</strong> Hauptschule mit Abschluss die Jungen<br />

einen Anteil von 56,4% (23.694) aus, ergibt sich für die Mädchen ein Anteil von 43,6%<br />

(18.312). Betrachtet man die Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss und die Absolventen<br />

<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>schule ergeben sich noch drastischere Unterschiede. Von den 4.955<br />

Jugendlichen, welche die Hauptschule ohne Abschluss verlassen haben, waren 3.357<br />

(67,7%) männlich und 1.598 (32,3%) weiblich. Für die Son<strong>der</strong>schule ergibt sich eine<br />

Verteilung <strong>der</strong> 5.003 Jugendlichen auf 3.034 (60,6%) Jungen und 1.969 (39,4%) Mädchen<br />

4 .<br />

Bei <strong>der</strong> internationalen Vergleichsstudie TIMSS (Third International Mathematics<br />

and Science Study) Version II und III aus den Jahren 1997 und 2000, welche naturwissenschaftliche<br />

Leistungen in <strong>der</strong> Sekundarstufe I und II messen sollten, ließen sich<br />

4 alle Zahlen aus [Stat07]<br />

12


3 Geschlechtsspezifische Unterschiede und Stereotype in <strong>der</strong> Schule<br />

„substantielle Unterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern nachweisen“<br />

[TIM07]. Diese zeigten deutlich schlechtere Leistungen <strong>der</strong> Mädchen auf, die sich mit<br />

zunehmendem Alter stetig vergrößerten (vgl. [Tim07]).<br />

Hinsichtlich geschlechtsspezifischer Interessen lässt sich beobachten, dass die Interessensentwicklung<br />

bei Mädchen und Jungen vom Kleinkindalter an zwar schon<br />

geringfügig unterschiedlich verläuft, Umfragen bei Grundschulkin<strong>der</strong>n jedoch noch<br />

keine signifikanten Interessensunterschiede zwischen den Hauptfächern „Deutsch“,<br />

„Mathematik“ und „Heimat- und Sachunterricht“ ergeben. Erst mit Beginn <strong>der</strong> Pubertät<br />

ist ein großer Anstieg <strong>der</strong> Interessensdifferenzen und die Aufteilung in die beiden<br />

„Lager“ – Naturwissenschaften für die Jungen und Sprachen für die Mädchen – zu<br />

beobachten (vgl. [ISB96: 58]). Es wird angenommen, dass sich beide Geschlechter ihren<br />

stereotypen Interessen annähern, um Anerkennung und Bestätigung innerhalb <strong>der</strong><br />

eigenen und <strong>der</strong> gegengeschlechtlichen Gruppe zu gewinnen und soziale Isolation zu<br />

vermeiden. Mädchen, die sich für Naturwissenschaften interessieren haben oft Angst,<br />

als unweiblich und für die Jungen unattraktiv zu wirken. Sie kämpfen gegen das Klischee<br />

als „Mannsweib“ o<strong>der</strong> „Emanze“. Ähnlich geht es den Jungen, die sich nicht<br />

für Naturwissenschaften, son<strong>der</strong>n für Sprachen o<strong>der</strong> künstlerisch-musische Bereiche<br />

interessieren. Sie müssen sich oft gegen Vorurteile zur Wehr setzen, die sie als verweichlicht<br />

o<strong>der</strong> homosexuell bezeichnen (vgl. [Pfi88: 130ff]). Innerhalb <strong>der</strong> „typischen“<br />

Mädchen- und Jungenfächer gilt es jedoch zu beachten, dass sich die Interessen bezüglich<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Inhalte nochmals unterscheiden. So interessieren sich Mädchen<br />

im Fach „Physik“ tendenziell mehr für Naturphänomene, während sich die Jungen oft<br />

mehr von technischen Geräten begeistern lassen. Durch die Berücksichtigung solcher<br />

Interessensgewichtungen kann versucht werden, die tendenzielle Ablehnung eines Faches<br />

abzuschwächen (vgl. [Pfi88: 127ff]).<br />

Befragt man junge Menschen nach ihren Berufswünschen und -interessen, ergibt<br />

sich eine signifikante Verteilung auf typische Frauen- und Männerberufe, d.h. Berufe,<br />

in denen <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Männer bzw. <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen bei unter 20% liegt.<br />

Als Frauenberufe gelten künstlerische und soziale Berufe wie z.B. Arzthelferin, Kauffrau<br />

im Einzelhandel und Bürokauffrau, aber auch Tierärztin und Lehrerin werden als<br />

Berufswunsch genannt. Die meisten Mädchen setzen sich schon früh mit <strong>der</strong> Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie auseinan<strong>der</strong>. Als Männerberufe gelten zumeist technische<br />

Berufe und Berufe im IT-Bereich. Im Gegensatz zu den Mädchen machen sich die<br />

Jungen weniger Gedanken über familiäre Pläne (vgl. [ISB96: 76f], [Met91: 84]).<br />

3.3 Selbstkonzept<br />

Im Bezug auf des Selbstkonzeptes ist die Bestimmung <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Unterschiede<br />

schwieriger. Es existieren zwar einige Befragungen zu diesem Thema, die<br />

Repräsentativität ist jedoch meist nur bedingt gegeben, da häufig kleine Stichproben<br />

von wenigen, oft sogar nur von einer Schule gewählt wurden. Dennoch werden im<br />

13


3 Geschlechtsspezifische Unterschiede und Stereotype in <strong>der</strong> Schule<br />

Folgenden einige dieser Ergebnisse vorgestellt, jedoch mit <strong>der</strong> Anmerkung, dass dies<br />

nur Richtwerte sind, die nicht als wissenschaftlich belegte Tatsachen gelten können.<br />

Analysiert man die Nebenergebnisse <strong>der</strong> TIMSS-Studie, fallen die Unterschiede im<br />

fachspezifischen Selbstvertrauen und <strong>der</strong> Selbsteinschätzung <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler auf. Bei gleichen Leistungen waren diese Merkmale bei den Mädchen deutlich<br />

geringer ausgeprägt, als bei den eher zu einer Überschätzung ihrer Fähigkeiten neigenden<br />

Jungen (vgl. [TIM07]). Bei <strong>der</strong> nicht fachgebundenen Einschätzung <strong>der</strong> eigenen<br />

Leistungen lässt sich bei allen Altersstufen bis ins Erwachsenenalter hinein feststellen,<br />

dass Jungen bzw. Männer ihre Erfolge tendenziell eher auf ihre Fähigkeiten und<br />

Begabungen beziehen und ihre Misserfolge oft auf äußere Umstände wie Pech o<strong>der</strong><br />

aber auf mangelnde Anstrengung zurückführen. Bei Mädchen und Frauen erfolgt die<br />

Bewertung ihrer Leistungen eher umgekehrt, d.h. Erfolge werden auf Fleiß und glückliche<br />

äußere Umstände zurückgeführt, während die Ursachen <strong>der</strong> Misserfolge bei <strong>der</strong><br />

eigenen Begabung und Intelligenz gesucht werden (vgl. [Schü97: 30]).<br />

Die Bildung des Selbstkonzeptes geht bei jungen Menschen stets mit ihrer Sozialisation<br />

und Entwicklung einher. Durch die zunehmende Zahl an fehlenden männlichen<br />

Bezugspersonen und Vorbil<strong>der</strong>n vom Kleinkindalter an, über Kin<strong>der</strong>garten- und<br />

Grundschulzeit hinweg ergibt sich für die Jungen oft ein Sozialisationsdefizit, da sie<br />

sich nur in Abgrenzung zum Weiblichen sozialisieren können. Dies führt oft zu einer<br />

energischen Abwehr aller weiblichen Verhaltens- und Interessensbereiche und einer<br />

Verhärtung von Rollenklischees (vgl. [ISB96: 82]). Die Sozialisation junger Frauen<br />

erfolgt an<strong>der</strong>s. Sie haben ein eher gegenteiliges Problem, da sie sich auf eine Gratwan<strong>der</strong>ung<br />

begeben, in <strong>der</strong> sie einerseits den Erwartungen an sie als Frau bezüglich<br />

Attraktivität, Fürsorge und Weiblichkeit allgemein entsprechen sollen, an<strong>der</strong>erseits<br />

sich von klischeehaften Vorstellungen und Verhaltensweisen distanzieren und emanzipieren<br />

sollen (vgl. [ISB96: 79ff]).<br />

In puncto Computerkenntnisse und -fähigkeiten schätzen sich Jungen kompetent<br />

und aktiv ein. Mädchen betonen, dass sie gegenüber den Jungen nur wenig zurückstehen,<br />

schätzen sich dennoch aber selbst als eher vorsichtig und skeptisch ein. Auch<br />

die leistungsstarken Mädchen unterschätzen oftmals ihre Fähigkeiten und bringen sie<br />

nicht so offensiv in den Unterricht ein, was zur Folge hat, dass sie oft nicht erkannt<br />

werden und ihre Leistungen nicht entsprechend honoriert werden können (vgl. [Met91:<br />

83,85,118]).<br />

3.4 Kommunikation und Interaktion<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Interaktion zwischen Lehrkraft und Klasse lässt sich immer noch eine<br />

Dominanz <strong>der</strong> Jungen im Unterrichtsgeschehen erkennen. Die Schüler ziehen in diesem<br />

Zusammenhang mehr Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Lehrkraft – wenn auch oft in Form<br />

von Tadel und Ermahnung – auf sich. Daraus folgt nicht zwingend, dass die Mädchen<br />

sich brav und vorbildlich verhalten. Sie haben oft nur „leisere“ Formen <strong>der</strong> Ne-<br />

14


3 Geschlechtsspezifische Unterschiede und Stereotype in <strong>der</strong> Schule<br />

benbeschäftigung, wie z.B. Nachrichten schreiben, was nicht so schnell als Störung<br />

wahrgenommen wird. Das Akzeptieren dieser Verhaltensweisen wird von den Jungen<br />

meist als Bevorzugung <strong>der</strong> Mädchen interpretiert und löst schnell Aggressivität und<br />

Ablehnung ihnen gegenüber aus (vgl. [Voy07: 228]).<br />

Die Vorstellungen <strong>der</strong> Lehrkraft bezüglich Geschlechterstereotypen werden den<br />

Mädchen und Jungen meist unbewusst vermittelt. Es entsteht das Problem <strong>der</strong><br />

„Self-fulfilling Prophecy“, d.h. das Verhalten passt sich immer mehr den Erwartungen<br />

<strong>der</strong> Lehrkraft an, mit dem Resultat, dass die Kin<strong>der</strong> die stereotypen Verhaltensweisen<br />

noch mehr internalisieren und verfestigen. Dieses Phänomen lässt sich beispielhaft<br />

am Fach „Physik“ darstellen, in dem die Lehrkräfte oftmals eine hohe Leistungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Jungen als gegeben voraussetzen und schlechte Leistungen auf <strong>der</strong>en Faulheit<br />

und Unlust zurückführen, während gute Leistungen <strong>der</strong> Mädchen eher im Bezug auf<br />

die Anstrengung und den Fleiß gelobt und akzeptiert werden. Dies verfestigt oben<br />

dargestelltes Selbstkonzept und führt oftmals zu einer Motivations- und Leistungssteigerung<br />

bei den Jungen sowie zu einem Motivations- und Leistungsabfall bei den<br />

Mädchen (vgl. [ISB96: 82]).<br />

Beobachtet man die Kommunikation <strong>der</strong> Schülerinnen und Schülern untereinan<strong>der</strong>,<br />

so lässt sich oft feststellen, dass die verbalen Fähigkeiten bei den Mädchen stärker ausgeprägt<br />

sind, als bei den Jungen, was sich auch bei <strong>der</strong> Untersuchung von Referaten<br />

und Vorträgen bestätigt. In einer Studie von Metz-Göckel u.a. 1991, welche das Verhalten<br />

von Mädchen und Jungen in gemischten Gruppen und reinen Mädchengruppen<br />

bei <strong>der</strong> Arbeit am Computer untersuchte, stellte sich in gemischten Gruppen heraus,<br />

dass die Mädchen ihre Kommunikation eher auf Kooperation auslegten. Sie beantworteten<br />

sich gegenseitig Fragen, um weiterzuhelfen, während die Jungen oft ihren<br />

„Expertenstatus“ bekräftigen wollten, indem sie sehr diktierend Hilfestellungen gaben<br />

o<strong>der</strong> teilweise die Kooperation gänzlich verweigerten. Auffallend war, dass sich in<br />

den reinen Mädchengruppen oft ein kontraproduktives Verhalten innerhalb <strong>der</strong> Mädchenpaare<br />

beobachten ließ. Einige Mädchen stritten sich häufig und versuchten, sich<br />

gegenseitig bei <strong>der</strong> Arbeit zu behin<strong>der</strong>n. Da die Studie nur wenige Gruppen umfasste,<br />

ist sie nicht repräsentativ, was die Frage offen lässt, ob es sich in den reinen Mädchengruppen<br />

zufällig um recht temperamentvolle Mädchen handelte, o<strong>der</strong> ob in den<br />

gemischten Gruppen dieses Verhalten unterdrückt wurde, um sich von den Jungen<br />

abzuheben und dem Stereotyp <strong>der</strong> hohen Kooperationsbereitschaft von Mädchen zu<br />

entsprechen (vgl. [Met91]).<br />

3.5 Zugang und Arbeitsstrategien<br />

Generell geht man vom gleichen Fähigkeitspotential bei Mädchen und Jungen im Bezug<br />

auf naturwissenschaftlich-technische Lernbereiche und im Umgang mit dem Computer<br />

aus (vgl. [Met91: 39f]).<br />

Im Folgenden werden einige Beobachtungen dargestellt, die sich auf die Arbeits-<br />

15


3 Geschlechtsspezifische Unterschiede und Stereotype in <strong>der</strong> Schule<br />

strategien von Mädchen und Jungen konzentrieren. In schulischen Zusammenhängen<br />

lässt sich eine Bevorzugung kooperativer Arbeitsweisen bei Mädchen, wettbewerbsbezogener<br />

Arbeitsweisen bei Jungen, beobachten (vgl [Schi87: 35])<br />

Schwank stellte 1988 in einer Betrachtung von Mädchen und Jungen beim Lösen von<br />

Mathematikaufgaben fest, dass die Jungen schnell an die Aufgaben herangingen, viel<br />

probierten und insgesamt tendenziell zu einem funktionalen Denkstil tendierten, während<br />

die Mädchen eher zu einem prädikativen Denkstil neigten, somit im Vorfeld länger<br />

überlegten und zuerst versuchten, die Struktur <strong>der</strong> Aufgabe zu erfassen, bevor sie<br />

eine Lösung präsentierten (vgl. [Met91: 39]). Ähnliche Ergebnisse erlangte 1987 auch<br />

Schiersmann, die beobachtete, dass sich Mädchen bei <strong>der</strong> Bearbeitung von Aufgaben<br />

mit dem Computer mehr Transparenz und Überblick verschaffen und vorher sehr<br />

intensiv Fragen und Begriffe klären, bevor sie sich an die Bearbeitung einer Aufgabe<br />

wagen (vgl. [Met91: 40]). Bei <strong>der</strong> Arbeit mit dem Computer hielten Metz-Göckel u.a.<br />

1991 folgende Beobachtungen fest: Mädchen verlieren sich schnell und oft in Details,<br />

bringen aber, wenn man ihnen die Zeit zur Verfügung stellt, ideenreichere und vielfältigere<br />

Ergebnisse und arbeiten Fehler kreativ in das Programm mit ein (dies wurde bei<br />

<strong>der</strong> Arbeit mit dem Programm LOGO beobachtet). Jungen produzieren schnell und<br />

effektreich, also mit viel Farben, Bewegung, Tönen etc. und stellen den Anspruch <strong>der</strong><br />

Außergewöhnlichkeit an ihr Ergebnis. Bei auftretenden Fehlern werden diese nicht eingearbeitet,<br />

son<strong>der</strong>n rückgängig gemacht o<strong>der</strong>, falls dies nicht möglich ist, neu mit <strong>der</strong><br />

Arbeit begonnen (vgl. [Met91: 119,129f,165f]). Im Umgang mit dem Computer konnte<br />

bei Mädchen in verschiedenen Studien eine Vermenschlichung des Rechners beobachtet<br />

werden, während die Jungen meist ein großes Bedürfnis haben, den Computer als<br />

Maschine zu beherrschen (vgl. [Met91: 35ff]). Auffällig ist auch die größere Scheu <strong>der</strong><br />

Mädchen vor technischen Geräten und im Bezug auf den Computer oft die Angst,<br />

etwas kaputt zu machen, die bei den Jungen deutlich geringer ausgeprägt ist. Erklären<br />

lässt sich dies dadurch, dass Jungen häufiger bereits im privaten Bereich Zugang<br />

zu Computern haben, welcher sich jedoch meist auf Spiele, Internet/E-Mail und ein<br />

wenig Textverarbeitung beschränkt. Bei den Mädchen ist dieser Zugang eher seltener<br />

vorhanden, da sie mehr Wert auf persönliche Beziehungen legen und Spiele – vor allem<br />

gewaltverherrlichende – eher ablehnen. Sie nutzen den Computer gerne, um ihre<br />

persönlichen Kontakte durch E-Mails o<strong>der</strong> „Messengerprogramme“ zu pflegen (vgl.<br />

[Met91: 41,106ff]).<br />

Im Rahmen des schulischen <strong>Informatik</strong>unterricht kann davon ausgegangen werden,<br />

dass we<strong>der</strong> Jungen noch Mädchen Probleme im Umgang mit Maus und Tastatur<br />

und <strong>der</strong> Bedienung von Standardroutinen in Programmen, wie „Öffnen“, „Speichern“,<br />

„Schließen“ etc. haben. Allerdings besitzen die wenigsten Kin<strong>der</strong> Erfahrungen<br />

im Schreiben von langen Texten und brauchen daher zum Auffinden <strong>der</strong> einzelnen<br />

Buchstaben etwas länger Zeit (vgl. [Met91: 106ff]). Bei freier Wahl <strong>der</strong> Arbeitspartner<br />

werden tendenziell geschlechtshomogene Paare gebildet und es ist selten eine Interaktion<br />

zwischen den Mädchen- und Jungenpaaren zu beobachten (vgl. [Met91: 164]).<br />

16


4 Das Konzept <strong>der</strong> Reexiven<br />

Koedukation<br />

4.1 Idee<br />

Betrachtet man die Untersuchungen <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Unterschiede und ihre<br />

Auswirkung auf den schulischen Alltag, so drängt sich die Frage auf, ob nicht eine<br />

Wie<strong>der</strong>einführung des monoedukativen Schulsystems die daraus entstehenden Konflikte<br />

lösen könnte. Bei einer Analyse <strong>der</strong> Situation ergeben sich allerdings mehrere<br />

Gründe, welche gegen geschlechtsdifferenzierte Schulen sprechen. Dabei spielen organisatorische<br />

Probleme, die sich durch die Rückführung <strong>der</strong> koedukativen Schulen<br />

auf monoedukative Schulen ergeben würden, genauso eine Rolle wie gesellschaftliche<br />

Schwierigkeiten. Es ist zu erwarten, dass sich die gleichen Probleme ergäben, die in<br />

den 50er/60er Jahren den Ausschlag für die Abschaffung <strong>der</strong> reinen Mädchen- und<br />

Jungenschulen gaben. Als Beispiel sind die unterschiedliche Wertung <strong>der</strong> Abschlüsse<br />

und die damit verbundene Chancenungleichheit auf dem Arbeitsmarkt zu nennen.<br />

Eine umfassende Studie von Hannelore Faulstich-Wieland und Marianne<br />

Horstkemper aus dem Jahr 1995 ergab zudem, dass <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Mädchen<br />

und Jungen die Schattenseiten <strong>der</strong> Koedukation zwar kennen und erleben, unter keinen<br />

Umständen jedoch zu einem monoedukativen Schulsystem zurückkehren möchten<br />

(vgl. hierzu [Fau95]).<br />

Was bleibt nun, wenn we<strong>der</strong> Koedukation, noch Monoedukation <strong>der</strong> ideale Weg ist?<br />

Um diese Frage zu beantworten, for<strong>der</strong>ten und för<strong>der</strong>ten die Autorinnen Faulstich-<br />

Wieland und Horstkemper das Konzept <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“:<br />

„Reflexive Koedukation heißt für uns, dass wir alle pädagogischen Gestaltungen<br />

daraufhin durchleuchten wollen, ob sie die bestehenden Geschlechterverhältnisse<br />

eher stabilisieren, o<strong>der</strong> ob sie eine Auseinan<strong>der</strong>setzung und<br />

damit ihre Verän<strong>der</strong>ung för<strong>der</strong>n“ [Leh02: 16]<br />

Sie legen dabei folgende Grundsätze fest (vgl. [ISB96: 100f]):<br />

• „Interessen berücksichtigen“: Bei <strong>der</strong> Wahl von Themengebiete und Arbeitsformen<br />

ist darauf zu achten, beide Interessensbereiche gleichermaßen anzusprechen.<br />

Da dies auch bei großem Bemühen nicht immer möglich ist, sollen die<br />

Mädchen und Jungen auch die Bereitschaft einüben, sich auf neue Erfahrungsbereiche<br />

einzulassen.<br />

17


4 Das Konzept <strong>der</strong> „Reflexiven Koedukation“<br />

• „Typisierungen vermeiden“: Auch bei bestehenden Unterschieden in Leistung,<br />

Interesse, Sozialisation und Selbstkonzept sollten diese nicht von <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

zur Stereotypisierung eingesetzt werden. Dies würde zur Verfestigung <strong>der</strong> Stereotypen<br />

führen und mit einer Eingrenzung <strong>der</strong> Fähigkeits-, Interessens- o<strong>der</strong><br />

Verhaltensrepertoires einhergehen, da <strong>der</strong> Fokus nur noch auf den Teilbereichen<br />

läge, die dem Stereotyp entsprechen.<br />

• „Kooperation anregen“: Die Zusammenarbeit bei<strong>der</strong> Geschlechter soll durch geeignete<br />

Wahl <strong>der</strong> Arbeitsformen und Gruppenkonstellationen geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Die Umgangs- und Arbeitsweise ist hierbei zu analysieren, um durch die Hervorhebung<br />

und Verstärkung von erwünschtem sozialen Verhalten ein kooperatives<br />

Arbeiten einzuüben.<br />

• „Vorerfahrungen beachten“: Vorerfahrungen und -kenntnisse können und sollen<br />

in den Unterricht eingebunden werden, jedoch <strong>der</strong>art, dass sie nicht als Voraussetzung<br />

gelten o<strong>der</strong> abschrecken. Dabei ist es hilfreich, vorraussichtliche Vorerfahrungen<br />

bereits bei <strong>der</strong> Unterrichtsplanung zu berücksichtigen.<br />

• „Hierarchische Arbeitsteilung verhin<strong>der</strong>n“: Gerade bei <strong>der</strong> gemeinsamen Arbeit<br />

am Computer lässt sich oft eine „Chef-Sekretärin“-ähnliche Situation beobachten,<br />

in welcher <strong>der</strong> Junge diktiert und das Mädchen unhinterfragt eintippt o<strong>der</strong> mitprotokolliert.<br />

Ähnliche Situationen lassen sich in umgekehrter Konstellation in<br />

Fächern beobachten, in denen die Mädchen tendenziell stärker sind. Auch hier<br />

sollte bereits bei <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Aufgabenstellung überlegt werden, wie<br />

sich hierarchische Strukturen vermeiden lassen o<strong>der</strong> wie man ihnen begegnet,<br />

wenn sie doch auftreten.<br />

• „Aufmerksamkeit und Rückmeldungen bewusst einsetzen“: Da das subjektive<br />

Empfinden oft täuscht, sollte man sich – wenn möglich auch durch die Beurteilung<br />

von Kollegen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klasse – bewusst machen, in welchen Bereichen<br />

man selbst eigenen geschlechterspezifischen Vorstellungen unterworfen ist. Fragen<br />

nach <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsverteilung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zuschreibung von Lob und<br />

Tadel auf die Bereiche Talent und Fleiß sollten ständig reflektiert betrachtet werden.<br />

• „Geschlechterbeziehungen zum Thema machen“: Hier können die Geschlechterbeziehungen<br />

innerhalb <strong>der</strong> Klasse sowie innerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft thematisiert<br />

werden. In beiden Fällen erfor<strong>der</strong>t dies beson<strong>der</strong>e Sensibiltät <strong>der</strong> Lehrkraft,<br />

um den Schülerinnen und Schülern einen natürlichen und vorurteilsfreien Umgang<br />

mit dem Thema zu ermöglichen. Es ist zu überdenken, ob dies nicht in<br />

geschlechtshomogenen Gruppen erfolgen sollte, da dort für viele Jugendliche –<br />

vor allem in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Pubertät – <strong>der</strong> Umgang mit dieser Thematik einfacher<br />

ist und offener über Probleme gesprochen werden kann (vgl. hierzu auch [Fau87:<br />

15ff]).<br />

18


4 Das Konzept <strong>der</strong> „Reflexiven Koedukation“<br />

• „Zeitweise Trennung reflektiert erproben“: Die zeitweise Trennung <strong>der</strong> Mädchen<br />

und Jungen für einzelne Stunden, Fächer o<strong>der</strong> Projekte – auch „partielle Seedukation“<br />

genannt – ist ein Teilkonzept <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ und wird in<br />

Kapitel 4.3 näher erläutert. Dabei müssen die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt<br />

werden und das Konzept immer wie<strong>der</strong> kritisch reflektiert werden,<br />

da es zwar für viele Interessensgebiete und Entwicklungsbereiche <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

eine Bereicherung darstellt, aber durchaus auch Gefahren birgt.<br />

4.2 Umsetzung in <strong>der</strong> Schulpraxis<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung einer „reflexiven Koedukation“ in <strong>der</strong> Schule unterscheidet das<br />

Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen folgende Handlungsebenen<br />

(vgl. [Leh02: 18ff]):<br />

• „Bewusstsein <strong>der</strong> Handelnden“: Dies beinhaltet eine Sensibilisierung des Lehrerkollegiums,<br />

<strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler sowie <strong>der</strong> Eltern gegenüber „weitgehend<br />

unbewusste[n] stereotype[n] Einstellungen und Verhaltenszuschreibungen,<br />

die uns alle im Alltag unterlaufen“ [Leh02: 18].<br />

• „Alltäglicher Umgang“: Diese Ebene bezieht sich einerseits auf den Umgang <strong>der</strong><br />

Mädchen und Jungen sowie <strong>der</strong> Lehrerinnen und Lehrer untereinan<strong>der</strong>, als auch<br />

auf den Umgang zwischen Lehrkräften und Kin<strong>der</strong>n bzw. Jugendlichen. Hier<br />

sollen Benachteiligungen, Bevorzugungen, Abwertungen und För<strong>der</strong>ung von geschlechtsstereotyper<br />

Entwicklung innerhalb <strong>der</strong> Interaktionen aufgedeckt und<br />

überwunden werden.<br />

• „Curriculare Angebote“: Die curricularen Vorgaben sollen hierbei auf „geschlechtsrelevante<br />

Auffälligkeiten“ [Leh02: 19] untersucht werden und für beide Geschlechter<br />

ansprechend aufbereitet werden.<br />

• „Institutionelle und strukturelle Rahmenbedingungen“: Auf dieser Ebene werden<br />

Entscheidungsträger wie Schulleitung, Schulaufsicht und Bildungsverwaltung<br />

angesprochen und die Tradierung von geschlechtsspezifischen Zuschreibungen<br />

auf institutioneller Ebene untersucht und zurückgedrängt.<br />

Diese Handlungsebenen beziehen sich auf alle Bereiche innerhalb <strong>der</strong> Schule, also auf<br />

die Zusammenarbeit innerhalb des Kollegiums, auf die Umsetzung von Unterricht und<br />

Schulleben sowie auf die Gestaltung des Schulhauses.<br />

Neben <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> unterschiedlichen Interessen und Zugangsweisen<br />

und <strong>der</strong> Umgestaltung des Unterrichts, welche individuell von je<strong>der</strong> Lehrkraft vorgenommen<br />

werden kann, ist das große Ziel <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ ihre Einbindung<br />

in das Schulprogramm, welche in drei Phasen erfolgt (vgl. [Leh02: 21ff, 30ff],<br />

[ISB96: 102ff]):<br />

19


4 Das Konzept <strong>der</strong> „Reflexiven Koedukation“<br />

1. Mobilisierung, Bestandsaufnahme, Hinführung:<br />

Bei <strong>der</strong> Schulprogrammentwicklung sind meist mehrere Lehrerinnen und Lehrer<br />

zusammen mit Schulleitung, Elternbeirat und Schülervertretung beteiligt. Daher<br />

ist es im Vorfeld wichtig, einige Personen aus dem Kollegium und wenn möglich<br />

auch aus den an<strong>der</strong>en Gruppen für das Thema zu begeistern und einen kleinen<br />

Arbeitskreis zu gründen. Im Rahmen einer Bestandsaufnahme können sodann<br />

mittels Fragebögen, Unterrichtsbeobachtungen, Interviews und Selbsteinschätzungsbögen<br />

die Stärken und Schwächen <strong>der</strong> Schule herausgearbeitet werden und<br />

z.B. innerhalb eines pädagogischen Tags präsentiert werden. Da es sich um eine<br />

sehr sensible Thematik handelt, ist auf eine formale Hinführung mittels statistischer<br />

Daten zu achten. Übungen zur Sensibilisierung <strong>der</strong> eigenen Wahrnehmung<br />

als Frau bzw. Mann können helfen, sich auf die Thematik einzulassen<br />

2. Zielvereinbarung, Arbeitsplanung, Umsetzung:<br />

Sind alle Beteiligten, also Kollegium, Schulleitung, Elternbeirat und Schülervertretung<br />

bereit, das Konzept <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ in das Schulprogramm<br />

zu integrieren, erfolgt, basierend auf den Ergebnissen <strong>der</strong> Bestandsaufnahme, die<br />

Zielklärung. Dabei werden Ziele vereinbart und konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung<br />

in überschaubaren Zeiträumen festgelegt, für welche auch bereits Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Evaluierung bedacht werden sollten. Zu den Maßnahmen können<br />

einerseits Lehrerfortbildungen, Workshops und Projekte gehören, an<strong>der</strong>erseits<br />

auch die Umgestaltung und Anpassung von Unterricht, Schulhaus und traditionellen<br />

Veranstaltungen (z.B. Tag <strong>der</strong> offenen Tür). Das erstellte Schulprogramm<br />

sollte in einfacher Sprache zusammengefasst und im Schulhaus veröffentlicht<br />

werden. Hier ein Vorschlag für ein Schulprogramm (aus [Leh02: 17]):<br />

„Wir wollen eine Schule für Mädchen und Jungen sein.<br />

Wir sind uns als Erwachsene bewusst, dass wir weibliche und männliche Vorbil<strong>der</strong><br />

sind.<br />

Wir wollen den heimlichen Lehrplan <strong>der</strong> Geschlechter aufdecken.<br />

Wir wollen Mädchen wie Jungen den gleichberechtigten, individuellen Zugang zu<br />

allen Inhalten und Fächern ermöglichen.<br />

Wir wollen ein Klima schaffen, in dem Sexismus und Gewalt keinen Platz finden.<br />

Wir wollen Kooperation und Kommunikation unter Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen, Erwachsenen<br />

för<strong>der</strong>n.<br />

Wie wollen Jungen und Mädchen stärken, geschlechterstereotype Rollenzuweisungen<br />

zu überwinden.<br />

Wir wollen Mädchen wie Jungen auf ein Leben vorbereiten, in dem Beruf und Familie<br />

für beide gleichberechtigt lebbar werden.<br />

Wir wollen die Inhalte und Ziele aller Lernbereiche und Fächer dahingehend überprüfen,<br />

ob sie Mädchen- und Jungeninteressen berücksichtigen.<br />

Wir wollen Materialien und Lehrbücher für die Unterrichtsgestaltung auswählen,<br />

die die Leistungen von Mädchen und Frauen sowie von Jungen und Männern angemessen<br />

berücksichtigen.<br />

Wir wollen Lehr- und Lernmethoden anwenden, die Mädchen und Jungen in gleichem<br />

Maße för<strong>der</strong>n.“<br />

20


4 Das Konzept <strong>der</strong> „Reflexiven Koedukation“<br />

3. Evaluation:<br />

In regelmäßigen Abständen sollte eine Evaluation erfolgen, welche prüft, ob geplante<br />

Maßnahmen tatsächlich durchgeführt wurden und ob damit auch die angestrebten<br />

Ziele erreicht wurden. Diese Evaluation soll helfen, die Maßnahmen<br />

zu verbessern und zu untersuchen, welche Bereiche den Zielvorstellungen bereits<br />

entsprechen und in welchen noch För<strong>der</strong>- bzw. Än<strong>der</strong>ungsbedarf besteht.<br />

4.3 Partielle Seedukation<br />

Ein Teilkonzept <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ ist die „partielle Seedukation“, also die<br />

stunden- o<strong>der</strong> fächerweise Trennung <strong>der</strong> Mädchen und Jungen im Unterricht. Erfolgt<br />

die Trennung für spezielle Fächer, so sind gemäß den Lehrplanvorgaben in beiden<br />

Gruppen dieselben Inhalte zu bearbeiten, wobei in Aufgaben- und Beispielwahl beson<strong>der</strong>s<br />

auf die geschlechtsspezifischen Zugangsweisen und Interessen eingegangen<br />

werden kann. Erfolgt die Trennung für offene Projekte, so können sogar ganz unterschiedliche<br />

Inhalte gewählt werden, bei <strong>der</strong>en Auswahl man die Schülerinnen und<br />

Schüler, wenn möglich, mitwirken lassen sollte. Neben <strong>der</strong> interessensspezifischen<br />

Auswahl von Inhalten bzw. Beispielen, bietet die „partielle Seedukation“ den Mädchen<br />

und Jungen durch den geringeren Druck, sich in Abgrenzung zum an<strong>der</strong>en<br />

Geschlecht stereotyp verhalten zu müssen, die Möglichkeit, ihr persönliches Interessensspektrum<br />

und Verhaltensrepertoire zu erweitern. Dies kann zu einer För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung beitragen (vgl. [ISB96: 96f]). Des weiteren empfiehlt<br />

es sich in verschiedenen Themenbereichen, wie z.B. <strong>der</strong> Sexualkunde in Biologie, die<br />

Mädchen und Jungen zu trennen, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen,<br />

in <strong>der</strong> offen über Probleme und spezielle Fragestellungen o<strong>der</strong> auch Rollenklischees<br />

und -erwartungen gesprochen werden kann (vgl. [Fau87: 15ff]).<br />

In verschiedenen Versuchen wurden gute Erfahrungen innerhalb des Physikanfangsunterrichts<br />

gemacht, die eine Steigerung des Selbstbewusstseins <strong>der</strong> Mädchen und<br />

eine bessere Entfaltung <strong>der</strong> Fähigkeiten durch den getrennten Unterricht bestätigen.<br />

Auf dieser Grundlage erwartet man sich bei <strong>der</strong> getrennten Unterrichtung in naturwissenschaftlichen<br />

Fächern vor allem bei den Mädchen eine gesteigerte Motivation und<br />

damit einhergehend auch eine Leistungssteigerung (vgl. [ISB96: 28,96]). Im Bereich<br />

<strong>der</strong> Jungenför<strong>der</strong>ung erhofft man sich durch die Abwesenheit <strong>der</strong> oft leistungsstärkeren<br />

Mädchen eine Entlastung <strong>der</strong> Jungen, die ihren Leistungsrückstand in gemischten<br />

Klassen oft durch auffälliges Verhalten zu kompensieren versuchen. Sie sollen so die<br />

Möglichkeit erhalten, auch Verhaltensweisen wie Kooperation, Teamfähigkeit, Hilfsbereitschaft<br />

etc. welche eher dem weiblichen Stereotyp zugeschrieben werden, jedoch<br />

in fast jedem beruflichen Anfor<strong>der</strong>ugsprofil des heutigen Arbeitsmarktes vorzufinden<br />

sind, einzuüben. Astrid Kaiser stellte 2005 ein Konzept <strong>der</strong> Jungenför<strong>der</strong>ung in<br />

homogenen Gruppen vor, welches durch Selbstsicherheitstraining (gegenseitiges Loben),<br />

Kommunikationstraining, Demontage traditioneller Männlichkeit (Geschlechter-<br />

21


4 Das Konzept <strong>der</strong> „Reflexiven Koedukation“<br />

verhältnis, Rollenverteilung), körperorientiertes Arbeiten (Austoben, Körperübungen<br />

wie Akrobatik, Massage, Meditation) und erlebnisorientiertes Arbeiten (Aktionen, Exkursionen)<br />

den Jungen ein vielfältiges Angebot von Verhaltensweisen zur Verfügung<br />

stellt und sie von starren Rollenzuschreibungen distanziert (vgl. [Kai05: 105]).<br />

Doch beinhaltet die „partielle Seedukation“ auch Schattenseiten. Neben eher oberflächlichen<br />

organisatorischen Problemen <strong>der</strong> Klassenteilung, die sich durch geschickte<br />

Raum- und Personalverteilung mit etwas Aufwand und „gutem Willen“ beheben lassen<br />

könnten (z.B. durch eine Parallellegung von <strong>Informatik</strong> und Sport), besteht die<br />

Gefahr, dass sich durch die Trennung <strong>der</strong> Mädchen und Jungen geschlechtsspezifische<br />

Konflikte verstärken und die Aggression gegenüber <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppe noch weiter<br />

zunimmt (vgl. [ISB96: 96f]). Neben diesen Schwierigkeiten ergibt sich von Seiten <strong>der</strong><br />

Schülerinnen und Schüler die Problematik, dass sie einem getrennten Unterricht oft<br />

sehr skeptisch gegenüberstehen. Während in den Klassen <strong>der</strong> Unterstufe die Befürchtungen<br />

noch groß sind, <strong>der</strong> Unterricht wäre ohne das an<strong>der</strong>e Geschlecht langweilig<br />

und mache keinen Spaß, so haben Klassen <strong>der</strong> Mittel- und Oberstufe tiefgreifen<strong>der</strong>e<br />

Bedenken. So gehen die Jungen von einer Bevorzugung <strong>der</strong> Mädchen in <strong>der</strong>en Kursen<br />

aus, während die Mädchen vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern oft befürchten,<br />

sie erhielten einen För<strong>der</strong>kurs zweiter Klasse, <strong>der</strong> nicht den Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Jungenkurses entsprechen könne (vgl. [Pfi88: 132f], [Fau95]).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> aufgezeigten Probleme und Gefahren ist bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> „partiellen<br />

Seedukation“ darauf zu achten, dass beide Geschlechter von <strong>der</strong> Trennung profitieren<br />

und für alle beteiligten Mädchen und Jungen sowie für Kollegen, Schulleitung<br />

und Eltern deutlich erkennbar ist, dass die Leistungsanfor<strong>der</strong>ung und das gefor<strong>der</strong>te<br />

Unterrichtsniveau in beiden Gruppen gleich sind. Dies könnte man z.B. durch die<br />

Abwechslung von koedukativen und seedukativen Unterrichtseinheiten gewährleisten<br />

(vgl. [ISB96: 96]).<br />

22


5 Ziele einer För<strong>der</strong>ung für Mädchen<br />

und Jungen<br />

5.1 Unterricht für alle<br />

„Wenn man sich nach den Mädchen richtet, dann ist es auch für die Jungen richtig,<br />

umgekehrt aber nicht“ (zitiert nach [ISB96: 89]). Folgt man diesem Motto, das von<br />

Martin Wagenschein im Jahr 1979 festgehalten wurde, so verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass<br />

Mädchen inzwischen im Bereich <strong>der</strong> schulischen Leistungen Vorreiter sind und immer<br />

mehr Konzepte <strong>der</strong> schulischen und außerschulischen Jungenför<strong>der</strong>ung entstehen. Das<br />

vermeintlich „starke Geschlecht“ schien damals noch zu stark, um einer spezifischen<br />

För<strong>der</strong>ung zu bedürfen, aber die Zeit hat gezeigt, dass dies nicht den Realitätsansprüchen<br />

genügt. Neben allen Bereichen und Maßnahmen zur speziellen Mädchen- und<br />

Jungenför<strong>der</strong>ung gibt es jedoch Merkmale für einen Unterricht, <strong>der</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

bei<strong>der</strong> Geschlechter entspricht.<br />

Unterricht, <strong>der</strong> für beide Geschlechter gleichermaßen ansprechend ist, sollte in erster<br />

Linie ganzheitlich sein, d.h. die Themengebiete sollten in vollen Zusammenhängen<br />

und nicht isoliert betrachtet werden. Des weiteren för<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Bezug zu berühmten<br />

Frauen und Männern, zu Lebenssituationen bei<strong>der</strong> Geschlechter sowie direkte Lebensnähe<br />

zum Alltag <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen selbst, das Interesse an verschiedenen<br />

Themen. Die Schülerinnen und Schüler sollten innerhalb des Unterrichts die Möglichkeit<br />

bekommen, sich über geschlechtstypische Rollenverständnisse und Differenzierungen<br />

auszutauschen und für eine kritische Reflexion und gegenseitige Darstellung<br />

verschiedener Sichtweisen bereit sein. Auch die Thematisierung von geschlechtsdifferenten<br />

Interaktionen und Verhaltensweisen mithilfe von Videoaufzeichnungen o<strong>der</strong><br />

Rollenspielen kann den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen helfen, ihre eigene Haltung zu beobachten<br />

und ihnen so Hilfestellung bezüglich ihrer Sozialisation geben (vgl. [ISB96:<br />

90f]).<br />

Mithilfe vielfältiger Variationen <strong>der</strong> Sozial- und Arbeitsformen innerhalb des Unterrichts,<br />

durch Einbindung von sozial-kommunikativen und kooperativen Lernformen,<br />

entdeckendem Lernen, Projektunterricht sowie Plan- und Rollenspielen sollte das Ziel<br />

eines für alle Schülerinnen und Schüler ansprechenden Unterrichts und einem insgesamt<br />

positiven und kooperativen Klassenklimas realisiert werden (vgl. [ISB96: 92f]).<br />

23


5 Ziele einer För<strong>der</strong>ung für Mädchen und Jungen<br />

5.2 Gratwan<strong>der</strong>ung zwischen Wollen und Sollen<br />

Betrachtet man die verschiedenen Interessen und Zugangsweisen von Mädchen und<br />

Jungen bezüglich unterschiedlicher Themenbereiche, so hat man als Lehrkraft generell<br />

zwei Möglichkeiten <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung. Die erste entspricht genau den Interessen und<br />

Arbeitsweisen und för<strong>der</strong>t dadurch die Motivation und im Idealfall auch die Leistung.<br />

Die an<strong>der</strong>e Betrachtungsweise bezieht sich auf die Defizite, die sich aus den<br />

spezifischen Interessen ergeben und versucht, diese durch komplementäre För<strong>der</strong>ungen<br />

zu kompensieren. Man geht zum Beispiel davon aus, dass sich Jungen im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

einem neuen Programm eher mithilfe des „Trial-and-Error“-Prinzips<br />

nähern, während die Mädchen eher eine analytische Vorgehensweise haben und sich<br />

vorab einen Überblick über die Gesamtthematik verschaffen möchten. Nun hat man<br />

die Möglichkeit, durch getrennte Aufgabenstellung je<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> bevorzugten Arbeitsstrategie<br />

zu entsprechen, o<strong>der</strong> genau zu wi<strong>der</strong>sprechen, um so durch das Erlernen<br />

<strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en Strategie ihre Möglichkeiten zur Problemlösung zu erweitern. In<br />

Kapitel 7 werden verschiedene Konzeptvorschläge aufgezeigt, welche diesen Prinzipien<br />

folgen. Generell sollte stets zwischen den Prinzipien gewechselt werden, auch um<br />

die Mädchen und Jungen, welche nicht ihrem Stereotyp entsprechen, nicht zu benachteiligen.<br />

5.2.1 Mädchenför<strong>der</strong>ung<br />

Die schulische Mädchenför<strong>der</strong>ung, praktiziert seit Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre, bemüht sich,<br />

den Mädchen verschiedene Hilfestellungen innerhalb ihrer Sozialisation und Entwicklung<br />

zu geben und inzwischen vor allem auch ihr berufliches Spektrum zu erweitern.<br />

Zu diesem Zweck haben sich bereits einige offizielle Veranstaltungen, wie z.B. <strong>der</strong><br />

„Girlsday“ o<strong>der</strong> das Ferienprogramm „Mädchen machen Technik“ etabliert, welche<br />

den Mädchen ihre Möglichkeiten in männerdominierten Berufsfel<strong>der</strong>n aufzeigen und<br />

ihre Interessen in diesen Bereichen zu wecken versuchen 5 .<br />

Innerhalb des Unterrichts ist für Mädchen <strong>der</strong> Bezug zu ihrer Realität und eigenen<br />

Erfahrungswelt unabdingbar, um ihre Motivation zu för<strong>der</strong>n. Gerade im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

ist die praktische Arbeit am Computer ohne Lebensnähe für die Mädchen<br />

meist nicht Motivation genug, um Gefallen an <strong>der</strong> Thematik und dem Fach an sich zu<br />

finden. Dabei gilt es, in erster Linie die Scheu <strong>der</strong> Mädchen vor technischen Geräten<br />

zu min<strong>der</strong>n, indem man beispielsweise einen Computer öffnet und mit den Schülerinnen<br />

und Schülern über den Aufbau und die Funktionsweise des Gerätes spricht (vgl.<br />

[Met91: 104]).<br />

Im Allgemeinen unterschätzen Mädchen oft ihre Leistungen und Fähigkeiten in naturwissenschaftlichen<br />

Bereichen sowie ihre <strong>Informatik</strong>kenntnisse. Das Ziel einer Mädchenför<strong>der</strong>ung<br />

wäre somit die Steigerung des Selbstbewusstseins und -vertrauens in<br />

5 Für detailiertere Informationen wird auf http://www.girlsday.de und<br />

http://portal.mytum.de/am/mmt-ueberblick verwiesen.<br />

24


5 Ziele einer För<strong>der</strong>ung für Mädchen und Jungen<br />

ihre naturwissenschaftlichen Fähigkeiten ohne die Angst, ihre Weiblichkeit und Attraktivität<br />

aufs Spiel zu setzen.<br />

Möchte man den Arbeitsstrategien <strong>der</strong> Mädchen entgegenkommen, so wählt man<br />

eine kooperative Arbeitstechnik, meist in geschlechtshomogenen Paaren am PC, und<br />

ermöglicht ihnen eine analytische Vorgehensweise. Möchte man jedoch die an<strong>der</strong>e, für<br />

die Entwicklung von Informationssystemen durchaus nützliche Strategie <strong>der</strong> „Trialand-Error“-Arbeitsweise<br />

för<strong>der</strong>n, so wählt man diese Technik und versucht, durch<br />

geeignete Motivationsstrategien auch die Mädchen dafür zu begeistern.<br />

5.2.2 Jungenför<strong>der</strong>ung<br />

Seit Ende <strong>der</strong> 90er Jahre entwickeln sich immer mehr spezielle Jungenför<strong>der</strong>projekte,<br />

die sich allerdings im Gegensatz zu den Projekten für die Mädchen noch nicht so stark<br />

etabliert haben. Ziele dieser inner- und außerschulischen Projekte sind zum Beispiel<br />

die Erweiterung des Berufsspektrums, die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozialkompetenz und die Reflexion<br />

und Erweiterung des männlichen Rollenbildes wie sie das Projekt „Neue Wege<br />

für Jungs“ vom Kompetenzzentrum Technik - Diversity - Chancengleichheit e.V. seit<br />

2005 durchzusetzen versucht 6 . Diese Ziele sollten auch weit möglichst in den schulischen<br />

Alltag eingebunden werden. Neben einer För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kooperations- und<br />

Kommunikationsfähigkeiten, sollen die Jungen in ihrem Entwicklungs- und Sozialisationsprozess<br />

unterstützt werden. Dabei spielt die Erweiterung ihres Handlungs- und<br />

Verhaltensrepertoires durch das Aufzeigen offenerer Rollenbil<strong>der</strong> und die Einübung<br />

des Umgangs mit Emotionen, Schwächen und Empathie eine große Rolle (vgl. [Schü97:<br />

184]).<br />

Im Bezug auf schulische Arbeitsstrategien findet man bei Jungen oft das „Trial-and-<br />

Error“-Prinzip vor, also das Lösen von Aufgaben durch die Anwendung verschiedener<br />

Versuche bis zur Zielerreichung. Konkurrierende Arbeitstechniken mit Wettbewerbscharakter<br />

sowie die Möglichkeit, Vorwissen einzubringen, för<strong>der</strong>n zumeist die Motivation<br />

und Aktivität <strong>der</strong> Jungen (vgl. [Schü97: 182ff]). Durch den Einsatz verschiedener<br />

Strategien erhalten die Jungen einerseits das Gefühl, in ihren Bedürfnissen ernst genommen<br />

und damit nicht benachteiligt zu werden, an<strong>der</strong>erseits üben sie Kompromissbereitschaft<br />

ein, sich auch auf die eher weiblich „gefärbten“ Arbeitsweisen einzulassen,<br />

auch wenn diese ihnen zu Beginn eventuell etwas schwerer fallen.<br />

6 Das Projekt wird unterstützt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Für<br />

weiterführende Informationen siehe http://www.neue-wege-fuer-jungs.de<br />

25


6 Umsetzung einer reexiven<br />

Koedukation im<br />

<strong>Informatik</strong>unterricht<br />

6.1 Grundkonzept des <strong>Informatik</strong>unterrichts<br />

Der <strong>Informatik</strong>unterricht ist nach dem neuen Lehrplan für das achtjährige Gymnasium<br />

in Bayern ein fester Bestandteil des Fächerkanons. Er ist als Teilbereich des Pflichtfaches<br />

„Natur und Technik“ in den Klassen 6 und 7 in allen Zweigen sowie als eigenständiges<br />

Fach in 9 und 10 am naturwissenschaftlich-technischen Gymnasium und<br />

geplant als Wahlpflichtfach in <strong>der</strong> Oberstufe in die Stundentafel integriert. Dabei soll<br />

er den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, den sicheren und kritischen<br />

Umgang mit dem Computer zu erlernen sowie ein grundsätzliches Verständnis von<br />

informationstechnischen Systemen zu erlangen. Allerdings sind keine Benutzerschulungen<br />

für spezielle Systeme o<strong>der</strong> Programme vorgesehen, da diese keinen allgemeinbildenden<br />

Charakter besitzen.<br />

Das Grundkonzept des <strong>Informatik</strong>unterrichts ist die Modellierung. Im Rahmen dessen<br />

werden verschiedene Modellierungsarten sowie die Umsetzung und Optimierung in<br />

Theorie und Praxis gelernt. Man unterscheidet zwischen<br />

• statischer Datenmodellierung, welche Daten und Bezeichnungen für bestimmte<br />

Objekte festlegt, ohne Verarbeitungsschritte o<strong>der</strong> Abläufe aufzuzeigen,<br />

• zustandsorientierter Modellierung, welche verschiedene Zustände und die Übergänge<br />

zwischen den Zuständen beschreibt,<br />

• algorithmischer Modellierung, welche Abläufe mithilfe von Anweisungsfolgen,<br />

Wie<strong>der</strong>holungen und bedingten Anweisungen formuliert und<br />

• funktionaler Modellierung, bei welcher das Gesamtsystem in einzelne Teilsysteme<br />

zerlegt wird, welche als sogenannte „Black Boxes“ nur auf ihre Funktion und<br />

nicht auf ihre innere Struktur hin untersucht werden.<br />

Für große Systeme verwendet man die objektorientierte Modellierung, welche sich aus<br />

den oben vorgestellten Arten zusammensetzt. Hierbei wird das System zuerst funktional<br />

modelliert, bevor die Teilsysteme mithilfe von Attributen (statisch und zustandsorientiert)<br />

und Operationen (algorithmisch) spezifiziert werden.<br />

26


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

Inhaltlich liegen die Schwerpunkte des <strong>Informatik</strong>unterrichts auf <strong>der</strong> Darstellung von<br />

Informationen und <strong>der</strong> objektorientierten Analyse (Darstellung <strong>der</strong> Wirklichkeit in<br />

strukturiertem Modell, Klassen- und Objektdiagramme, Bäume).<br />

(vgl. [ISB04])<br />

6.2 Realität des <strong>Informatik</strong>unterrichts<br />

Der Computerraum ist oft <strong>der</strong> einzige Raum in <strong>der</strong> Schule, in dem ein Videobeamer<br />

fest installiert ist. Dies ermöglicht <strong>der</strong> Lehrkraft den schnellen und unkomplizierten<br />

Einsatz von Multimediapräsentationen. Allerdings besteht hierbei die Gefahr, die Klasse<br />

durch zu viele Informationen zu überfor<strong>der</strong>n. Außerdem werden die innovativen<br />

Ideen eines offenen Unterrichts so durch eine verstärkte Form des Frontalunterrichts<br />

zurückgedrängt.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite beinhaltet <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht durch die Arbeit am Computer<br />

einen hohen praktischen Teil, <strong>der</strong> durch Aufbau und Ausstattung des Computerraumes<br />

meist Partnerarbeit erfor<strong>der</strong>t, da nicht für jede Schülerin bzw. jeden Schüler ein<br />

Rechner zur Verfügung steht. Die Computerarbeitsplätze sollten in U-Form angeordnet<br />

sein, so dass alle Bildschirme zur Raummitte zeigen und die Lehrkraft je<strong>der</strong>zeit<br />

einen Blick auf die Arbeit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> werfen kann (vgl. [Schü97: 102]). Im Idealfall<br />

stehen zusätzlich zu den Computerarbeitsplätzen in <strong>der</strong> Mitte des Raumes normale<br />

Pultarbeitsplätze zur Verfügung, um die theoretische und praktische Arbeit auch<br />

räumlich etwas zu trennen und zu entzerren. Dabei ergibt sich zudem <strong>der</strong> Vorteil,<br />

dass sich die Kin<strong>der</strong> während <strong>der</strong> theoretischen Arbeit o<strong>der</strong> dem Lehrervortrag nicht<br />

so leicht von den Bildschirmen ablenken lassen. Bei <strong>der</strong> Bildung von Zweiergruppen<br />

sollte man zum einen darauf achten, dass nicht immer die gleichen Paare zusammenarbeiten<br />

und zum an<strong>der</strong>en, dass sich nicht nur sehr schwache bzw. sehr starke Schülerinnen<br />

und Schüler zusammentun, was die Leistungsdifferenzen noch vergrößern<br />

würde. Ein großes Problem, vor allem innerhalb des <strong>Informatik</strong>anfangsunterrichts, ist<br />

ohnehin die große Heterogenität bei den Vorkenntnissen und Interessen <strong>der</strong> Schülerschaft.<br />

Um diesem Umstand entgegen zu wirken ist es ratsam, die Vorkenntnisse <strong>der</strong><br />

Schülerinnen und Schüler zu Beginn des <strong>Informatik</strong>unterrichts mithilfe eines kurzen<br />

Fragebogens zu ermitteln und dann im Laufe des Schuljahres die verschiedenen Leistungsniveaus<br />

anzugleichen. Da sich das Vorwissen zum größten Teil auf technische<br />

Kenntnisse im Umgang mit Hard- o<strong>der</strong> Software beschränkt, kann eine hohe Betonung<br />

<strong>der</strong> theoretischen Inhalte helfen, dieses zu relativieren. Dies wirkt auch dem<br />

Irrglauben <strong>der</strong> „Computerfreaks“ entgegen, sie könnten den <strong>Informatik</strong>unterricht in<br />

<strong>der</strong> Schule ohne Aufmerksamkeit, Beteiligung und Lernen meistern (vgl. [ISB04]).<br />

Basierend auf dieser Grundkonzeption sowie den schulischen Rahmenbedingungen<br />

des <strong>Informatik</strong>unterrichts werden im Folgenden Umsetzungsmöglichkeiten für eine<br />

„reflexive Koedukation“ dargestellt.<br />

27


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

6.3 Reexive Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

Die folgenden Anregungen zur Gestaltung einer „reflexiven Koedukation“ im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

erfolgen auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Vorschläge zur Unterrichtsplanung<br />

aus [RIE04: 86-109] und [DIL99: 119-144] wobei, um den Rahmen <strong>der</strong> Arbeit nicht<br />

zu sprengen, nur ein kurzer Einblick in die einzelnen Grundkonzepte gegeben wird.<br />

Zur Vertiefung und ausführlichen Darstellung zur Unterrichtsplanung im Allgemeinen<br />

wird auf o.g. Literatur verwiesen. Die Vorgehensweise ist <strong>der</strong>art gestaltet, dass<br />

sie von einer einzelnen Lehrkraft praktisch umgesetzt werden kann. Es ist jedoch dennoch<br />

zu empfehlen, dass sie von Versuchen begleitet wird, auch an<strong>der</strong>e Kolleginnen<br />

und Kollegen für <strong>der</strong>artige Konzepte zu gewinnen (vgl. hierzu auch Kapitel 4). Bei<br />

<strong>der</strong> Konzeptumsetzung sollte auf eine ausführliche Thematisierung <strong>der</strong> „reflexiven<br />

Koedukation“ und ihrer Hintergründe in <strong>der</strong> Klasse weitestgehend verzichtet werden.<br />

So werden ausschweifende Diskussionen und eine mögliche Verstärkung <strong>der</strong> Konflikte<br />

zwischen Mädchen und Jungen vermieden. Die Lehrkraft hat dabei die Aufgabe,<br />

die Schülerinnen und Schüler bei <strong>der</strong> Konzeptumsetzung zu beobachten und ihre Einstellung<br />

und Arbeitshaltung zu analysieren. Anhand dieser Analyse wird über eine<br />

Weiterführung <strong>der</strong>artiger Konzepte entschieden. Eine intensive Thematisierung von<br />

Geschlechtsunterschieden und spezifischen Fö<strong>der</strong>möglichkeiten mit den Schülerinnen<br />

und Schülern kann bei Bedarf im Rahmen eines außerschulischen Projektes stattfinden.<br />

6.3.1 Zielplanung<br />

Analyse <strong>der</strong> Klassensituation<br />

Neben <strong>der</strong> grundsätzlichen Analyse <strong>der</strong> Vorgeschichte, Lernvoraussetzungen, Leistungsstand<br />

und Arbeitsbedingungen sind im Bezug auf eine „reflexive Koedukation“<br />

Schwerpunkte auf die Analyse <strong>der</strong> Klassenzusammensetzung, des sozialen Klimas<br />

und <strong>der</strong> Arbeitsweisen und -haltungen <strong>der</strong> Klasse zu legen. Nur wenn innerhalb<br />

<strong>der</strong> Klasse ein insgesamt kooperatives und im Bezug auf die Lehrkraft vertrauensbasiertes<br />

Klima herrscht, ist es möglich einen Unterrichtsversuch im Rahmen einer<br />

„reflexiven Koedukation“ durchzuführen. Ist auf Seiten <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

keine Bereitschaft vorhanden, geschlechtsspezifische Unterschiede zu akzeptieren und<br />

als Bereicherung des Selbstkonzeptes wahrzunehmen, so ist von solch einem Versuch<br />

abzuraten, da dies zu einer Verstärkung <strong>der</strong> Konflikte o<strong>der</strong> zu einer destruktiven Arbeitshaltung<br />

führen kann.<br />

Folgende Fragestellungen können bei <strong>der</strong> Analyse hilfreich sein:<br />

• Wie groß ist <strong>der</strong> jeweilige Anteil <strong>der</strong> Mädchen und Jungen in <strong>der</strong> Klasse?<br />

• Wie ist das allgemeine Klassenklima? Herrscht eine Bereitschaft zur gegenseitigen<br />

Hilfe und Zusammenarbeit? Wie ist <strong>der</strong> Umgang miteinan<strong>der</strong>?<br />

28


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

• Ist eine klare Trennung in Mädchen- und Jungengruppe in <strong>der</strong> Klasse bemerkbar?<br />

Wenn ja, ist das Verhältnis <strong>der</strong> beiden Gruppen zueinan<strong>der</strong> kooperativ, aggressiv,<br />

ignorant, usw.?<br />

• Werden Einzelne von einer Mädchengruppe o<strong>der</strong> einer Jungengruppe gemobbt,<br />

schikaniert, körperlich attackiert, usw.?<br />

• Gibt es Außenseiter, die durch „geschlechtsuntypisches“ Verhalten auffallen?<br />

Wenn ja, wie können diese Kin<strong>der</strong> bzw. Jugendlichen in die Gemeinschaft integriert<br />

werden?<br />

Didaktische Analyse und Festlegung <strong>der</strong> fachlichen Lernziele<br />

Bei <strong>der</strong> didaktischen Analyse werden die vom Lehrplan vorgegebenen Inhalte untersucht<br />

und „die bildenden Momente eines Inhalts, also das, was zur Bildung werden<br />

kann o<strong>der</strong> sollte, gilt es herauszuarbeiten“ [Dil99: 129].<br />

Dabei folgt man folgenden fünf Grundsätzen:<br />

• Exemplarischen Bedeutung, also die Frage nach dem allgemeinen Sinn- und<br />

Sachzusammenhang, <strong>der</strong> durch den exemplarisch bearbeiteten Inhalt erschlossen<br />

werden soll. So gilt generell für den <strong>Informatik</strong>unterricht, dass <strong>der</strong> Umgang<br />

mit Programmen zwar an konkreten Produkten erlernt wird, dies aber exemplarisch<br />

erfolgen soll und die Schülerin bzw. <strong>der</strong> Schüler auch in <strong>der</strong> Lage sein<br />

sollte, ein ähnliches Programm eines an<strong>der</strong>en Herstellers ohne Schwierigkeiten<br />

zu bedienen. Auch die Theorie über Aufbau und Struktur von informationstechnischen<br />

Systemen wird anhand von Beispielen aus praktischen Themenbereich<br />

erarbeitet.<br />

• Gegenwartsbedeutung, also inwiefern sich die Inhalte auf die Lebenswirklichkeit<br />

<strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler beziehen, was vor allem für die Motivation <strong>der</strong><br />

Mädchen von großer Bedeutung ist.<br />

• Zukunftsbedeutung für private und berufliche Bereiche analysiert die Frage, inwieweit<br />

die Lehrinhalte zu einer Erweiterung <strong>der</strong> jeweiligen Berufspektren beitragen<br />

und die Persönlichkeitsentwicklung unterstützen können.<br />

• Struktur des Inhalts, also <strong>der</strong> Aufbau und die logische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Inhaltsmomente. Dabei erfolgt zudem eine Analyse darüber, ob sich <strong>der</strong><br />

Stoff für ein Unterrichtsprojekt im Sinne einer „reflexiven Koedukation“ eignet,<br />

was den Schülerinnen und Schülern voraussichtlich Probleme bereitet und<br />

welches „Mindestwissen“ nach Abschluss <strong>der</strong> Unterrichtseinheit vorhanden sein<br />

sollte.<br />

• Unterrichtliche Zugänglichkeit beschäftigt sich mit voraussichtlichen Schwierigkeiten<br />

und Zugangsproblemen <strong>der</strong> Klasse. Daraufhin kann <strong>der</strong> Unterricht im<br />

29


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

Sinne einer „reflexiven Koedukation“ an die verschiedenen Interessen und Arbeitsweisen<br />

von Mädchen und Jungen angepasst werden.<br />

Erweiterte Zielsetzung im Sinne einer reexiven Koedukation<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> erweiterten Zielsetzung werden neben den fachlichen Lernzielen die<br />

Stärken und Schwächen <strong>der</strong> Mädchen und Jungen analysiert und die Methoden und<br />

Inhalte des Unterrichts so angepasst, dass sie vorhandene Kompetenzen för<strong>der</strong>n und<br />

Defizite kompensieren. Dabei hat man zum einen die Möglichkeit, wie in Kapitel 5<br />

bereits angedeutet, den spezifischen Interessen und Zugangsweisen zu entsprechen,<br />

um eine positive Arbeitshaltung zu erzeugen und die Motivation aufrecht zu erhalten.<br />

Die an<strong>der</strong>e Möglichkeit ist, „geschlechtsuntypische“ Darstellungen und Arbeitsweisen<br />

zu för<strong>der</strong>n, wodurch die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen lernen können, sich für Inhalten zu<br />

interessieren, die sie nicht auf Anhieb ansprechen. Diese Strategie führt idealerweise<br />

zu einer Erweiterung des Interessens- und Verhaltensspektrums bei<strong>der</strong> Geschlechter.<br />

6.3.2 Vorbereitung<br />

Die Vorbereitung <strong>der</strong> ersten Unterrichtsversuche wird noch ein wenig mehr Zeit in<br />

Anspruch nehmen, als eine normale Unterrichtsvorbereitung, da für Mädchen und<br />

Jungen teilweise unterschiedliche Arbeitsmaterialien erstellt werden müssen und offenere<br />

Unterrichtsformen meist eine arbeitsintensivere Vorbereitung erfor<strong>der</strong>n als ein<br />

lehrerzentrierter Unterricht. Schon nach kurzer Zeit wird man aber ein Gespür für<br />

die wesentlichen Anfor<strong>der</strong>ungen entwickeln. Das relativiert die Vorbereitungszeit und<br />

die erstellten Materialien können wie<strong>der</strong>holt eingesetzt werden. Gerade aufgrund <strong>der</strong><br />

Tatsache, dass <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht in seiner Form als Pflichtunterricht ein relativ<br />

neues Fach ist, bietet es sich an, im Kollegium eine Sammlung von Materialien anzulegen,<br />

welche auch an<strong>der</strong>e Kollegen zu einer „reflexiven Koedukation“ motivieren<br />

könnte.<br />

Die Unterrichtsvorbereitung erfolgt in vier Phasen, welche im Folgenden ausführlich<br />

erläutert werden.<br />

1. Erarbeitung des Rahmenkonzepts<br />

Im Rahmenkonzept wird ein grober Ablauf <strong>der</strong> Unterrichtseinheit festgelegt. Entscheidungen<br />

über koedukative o<strong>der</strong> seedukative Umsetzung werden getroffen und die Aufteilung<br />

von Computer- und Schreibtischarbeit geplant.<br />

2. Festlegung <strong>der</strong> Sozialform<br />

Die verschiedenen klassischen Sozialformen Frontalunterricht, Einzelarbeit und Gruppenarbeit<br />

besitzen im Bezug auf eine „reflexive Koedukation“ unterschiedliche Vorzüge<br />

sowie Nachteile, welche im folgenden Abschnitt aufgezeigt werden:<br />

30


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

Frontalunterricht Beim Frontalunterricht werden Sachverhalte entwe<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Lehrkraft, einer Schülerin o<strong>der</strong> einem Schüler vorgetragen, wobei wenig bis gar keine<br />

Aktivität <strong>der</strong> Klasse erfolgt. Alternativ werden innerhalb eines, meist von <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

gelenkten, Unterrichtsgesprächs die verschiedenen Inhalte in Interaktion mit <strong>der</strong> Klasse<br />

erarbeitet. Bei beiden Varianten ist darauf zu achten, dass <strong>der</strong> Stoff nicht zu schnell<br />

präsentiert wird und die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen damit nicht überfor<strong>der</strong>t werden.<br />

Eindeutige Nachteile des Frontalunterrichts sind zum einen, dass diese Aktionsform<br />

we<strong>der</strong> die Sozial-, noch die Kommunikationskompetenz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> för<strong>der</strong>t. Die För<strong>der</strong>ung<br />

dieser Kompetenzen wäre jedoch vor allem für die Jungen von Bedeutung.<br />

Zum an<strong>der</strong>en wi<strong>der</strong>strebt die Vorgehensweise des fragend-entwickelnden Unterrichtsgesprächs<br />

den Denkprozessen <strong>der</strong> Mädchen, welche tendenziell zuerst den ganzen<br />

Sachverhalt <strong>der</strong> Problemstellung kennen lernen möchten, bevor sie eine Gesamtlösung<br />

erarbeiten. Gerade im <strong>Informatik</strong>unterricht ergibt sich oft das Problem, dass sich die<br />

Jungen, die in <strong>der</strong> Klasse meist als die Computer- und <strong>Informatik</strong>erfahrenen gelten,<br />

bei Problemen nicht melden und fragen, da sie damit den Verlust dieses „Experten-<br />

Status“ befürchten, während sich die Mädchen häufig nicht trauen, Fragen zu stellen<br />

aus Angst, von den Jungen ausgelacht zu werden (vgl. [Schü97: 82ff]). Aus diesen<br />

Gründen und <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht einen relativ großen Teil an<br />

praktischer Arbeit an den Rechnern vorsieht, sollte <strong>der</strong> Frontalunterricht zeitlich relativ<br />

gering gehalten werden.<br />

Von Vorteil ist er jedoch bei Präsentationen, welche in ein neues Thema einführen und<br />

den Kin<strong>der</strong>n einen ersten Überblick über den neuen Lernbereich geben sollen o<strong>der</strong><br />

innerhalb einer Ergebnissicherung bei <strong>der</strong> die verschiedenen, von <strong>der</strong> Klasse erarbeiteten,<br />

Ergebnisse im Plenum von <strong>der</strong> Lehrkraft o<strong>der</strong> den Kin<strong>der</strong>n selbst vorgestellt<br />

werden. Dabei sollte man darauf achten, dass bei <strong>der</strong> Verwendung von Multimediapräsentationen,<br />

die Durchführung und Gestaltung nicht den Lehrinhalten <strong>der</strong> Unterrichtseinheit<br />

„Multimediapräsentation“ aus Jahrgangsstufe 6 wi<strong>der</strong>sprechen.<br />

Einzelarbeit/Alleinarbeit Die Einzel- o<strong>der</strong> Alleinarbeit sieht vor, dass jede Schülerin<br />

und je<strong>der</strong> Schüler alleine für sich selbst eine Aufgabe bearbeitet. Der Vorteil dieser<br />

Aktionsform ist, dass in eigenem Tempo gearbeitet werden kann und eine noch<br />

explizitere Leistungsför<strong>der</strong>ung durch verschiedene Grade <strong>der</strong> Aufgabenschwierigkeit<br />

erreicht werden kann. In wenigen Schulen bieten die Computerräume allen Schülerinnen<br />

und Schülern einer Klasse einen eigenen Rechnerarbeitsplatz. In diesen Fällen<br />

ist <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Alleinarbeit durchaus empfehlenswert, solange sie nicht die einzige<br />

bzw. vorherrschende Sozialform ist. Bei zu häufigem Einsatz <strong>der</strong> Einzelarbeit ist<br />

die Gefahr groß, dass sich die Kluft zwischen den Leistungsniveaus noch weiter vergrößert.<br />

Sieht <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> Räume Partnerarbeit an den Rechnern vor, so hat man die Möglichkeit<br />

die Einzelarbeit in zwei Phasen zu teilen, wobei im ersten Durchgang eine<br />

Hälfte <strong>der</strong> Klasse am Computer, die an<strong>der</strong>e Hälfte an den Schreibtischen in <strong>der</strong> Mitte<br />

31


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

arbeitet und im zweiten getauscht wird. Dabei sollten die Phasen gleich lang sein und<br />

nicht aufeinan<strong>der</strong> aufbauen. Bei dieser Vorgehensweise kann die Aufgabenbearbeitung<br />

an den Tischen auch als Gruppenarbeit durchgeführt werden, welche im Folgenden<br />

vorgestellt wird.<br />

Gruppenarbeit Bei <strong>der</strong> Gruppenarbeit wird die Klasse in Gruppen von 2–6 Personen<br />

aufgeteilt, die sich mit Arbeitsaufträgen beschäftigen. Diese Sozialform wird durch<br />

eine vorhergehende Eröffnungs- und eine nachfolgende Abschlussphase ergänzt, bei<br />

denen sich meist Frontalunterricht eignet. In <strong>der</strong> Eröffnungsphase erfolgt eine kurze<br />

Einführung in den Themenbereich, die Klarstellung des organisatorischen Rahmens<br />

und <strong>der</strong> Arbeits- und Umgangsweisen, die Gruppenbildung (frei o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

vorgegeben) und die Verteilung <strong>der</strong> Arbeitsaufträge. In <strong>der</strong> Abschlussphase finden<br />

die Präsentationen statt und eventuelle Korrekturen und Ergänzungen <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

werden vorgenommen.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Gruppenarbeit gibt es verschiedene Organisationsformen. Zum einen<br />

können die Gruppen gleiche (arbeitsgleich) o<strong>der</strong> unterschiedliche (arbeitsteilig) Arbeitsaufträge<br />

bearbeiten, zum an<strong>der</strong>en behandeln die einzelnen Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />

alle die gleichen (aufgabengleich) o<strong>der</strong> verschiedene (aufgabenverschieden) Aufgaben.<br />

Innerhalb einer Konzeption, die um „reflexive Koedukation“ bemüht ist, bietet es sich<br />

oft an, geschlechtshomogene Gruppen zu bilden, welche unterschiedliche, dem Geschlecht<br />

„angepasste“ Arbeitsaufträge erhalten.<br />

Bei <strong>der</strong> Arbeit am Computer empfiehlt sich Partnerarbeit, da bei größeren Gruppen die<br />

optimale Sicht auf den Monitor nicht gegeben ist und es nicht für alle Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />

möglich ist, die Bedienung <strong>der</strong> einzelnen Programme zu erproben. Bei theoretischen<br />

Aufgaben, welche an den Tischen bearbeitet werden, können die Gruppen<br />

durchaus etwas größer sein, sollten jedoch eine Mitglie<strong>der</strong>anzahl von maximal 6 Personen<br />

nicht überschreiten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Einzelne zurückziehen<br />

und sich nicht an <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> Aufgaben beteiligen.<br />

Vorteil <strong>der</strong> Gruppenarbeit ist zum einen eine hohe För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozial- und Kommunikationskompetenz,<br />

welche vor allem für die Jungen sehr wichtig ist und oft zu einer<br />

Verbesserung des Klassenklimas führt. Zum an<strong>der</strong>en ist es für die Lehrkraft leichter,<br />

die verschiedenen Gruppen gemäß ihren Leistungen, Zugangsweisen und Interessen<br />

anzusprechen und zu för<strong>der</strong>n. Durch die Präsentation <strong>der</strong> Ergebnisse im Plenum wird<br />

das freie Sprechen vor Publikum eingeübt.<br />

Spezialform Expertenpuzzle (vgl. [Fre94], [Schü97: 197ff])<br />

Das Expertenpuzzle (auch Gruppenpuzzle genannt) ist eine spezielle Form <strong>der</strong> Gruppenarbeit,<br />

die zur Bearbeitung von verschiedenen gleichwertigen Aufgaben zu einem<br />

Themenbereich geeignet ist. Das Prinzip basiert darauf, die Schülerinnen und Schüler<br />

in einer sogenannten Expertenrunde je eine Aufgabe pro Gruppe bearbeiten zu lassen.<br />

Im Anschluss wird in <strong>der</strong> sogenannten Unterrichtsrunde die Gruppenkonstellation so<br />

verän<strong>der</strong>t, dass in je<strong>der</strong> Gruppe mindestens ein „Experte“ vertreten ist. Diese stellen<br />

32


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

sich dann gegenseitig die Ergebnisse vor und erklären sie. Nach den beiden Runden<br />

erfolgt eine Lernkontrolle, die nicht unbedingt mit einer Benotung in Verbindung stehen<br />

muss, um zu prüfen, ob alle Beteiligten das Lernziel erreicht haben. Dies kann<br />

zum Beispiel durch eine Abschlusspräsentation, die Bearbeitung eines Arbeitsblattes,<br />

die Erstellung von Hefteinträgen o<strong>der</strong> die Anfertigung eines Lernplakats erfolgen.<br />

Beim Einsatz des Expertenpuzzles im <strong>Informatik</strong>unterricht bietet es sich bei Grup-<br />

Abbildung 6.1: In <strong>der</strong> Expertenrunde werden die Aufgaben A,B,C und D bearbeitet<br />

und danach in <strong>der</strong> Unterrichtsrunde gegenseitig vorgestellt.<br />

pen von mehr als zwei Personen an, die Expertenrunde geschlechtshomogen, die Unterrichtsrunde<br />

gemischt zusammenzustellen, z.B. beim Entwurf einzelner Teilprojekte<br />

innerhalb eines Programmierprojektes. Hierbei können vor allem die Mädchen ihre<br />

Fähigkeiten besser entwickeln und sich gegenüber den Jungen als kompetente Teammitglie<strong>der</strong><br />

behaupten (vgl. [Schü97: 196]).<br />

Soll die Arbeit am Computer miteinbezogen werden, empfiehlt es sich, das Expertenpuzzle<br />

in Zweiergruppen zu organisieren. Zur Bearbeitung werden zwei ähnliche<br />

Themenbereiche gleichen Umfangs gewählt. In <strong>der</strong> Expertenrunde wird die Klasse in<br />

Abbildung 6.2: Gruppenpuzzle im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

33


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

zwei Gruppen (A und B) aufgeteilt, wobei die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe A die Aufgabe<br />

A und die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe B entsprechend die Aufgabe B jeweils in Partnerarbeit<br />

bearbeiten. In <strong>der</strong> Unterrichtsrunde bilden sich neue Paare, in denen sich je eine<br />

Person aus Gruppe A und eine Person aus Gruppe B zusammenfinden und sich gegenseitig<br />

die Ergebnisse aus <strong>der</strong> ersten Runde vorstellen und gemeinsam am Rechner<br />

umsetzen o<strong>der</strong> überprüfen.<br />

3. Auswahl <strong>der</strong> Medien<br />

Prinzipiell lassen sich Medien in <strong>der</strong> Schule in zwei Gruppen kategorisieren:<br />

• Präsentationsmedien wie Tafel, Tageslichtprojektor, Multimediapräsentation,<br />

Pinnwand, usw.<br />

• Arbeitsmedien wie Arbeitsblatt, Computerprogramme, digitale Dokumente, usw.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Medien sind die Kriterien Gegenstandsnähe (symbolisch, bildhaft,<br />

modellhaft, real), Isomorphie (Struktur des Mediums entspricht <strong>der</strong> Struktur des<br />

Inhalts), Polyvalenz (Erreichung mehrerer Lernziele) – Monovalenz (Erreichung eines<br />

Lernziels), Effektivität, Attraktivität, Fasslichkeit, Anreiz zur Auseinan<strong>der</strong>setzung und<br />

Funktion im Unterricht zu berücksichtigen.<br />

4. Erstellung <strong>der</strong> Arbeitsmaterialien<br />

Oft empfiehlt es sich, für die Mädchen und Jungen unterschiedliche Arbeitsmedien zu<br />

erstellen, die sich auf die spezifischen Interessen und Arbeitsweisen beziehen. Bei <strong>der</strong><br />

Erstellung <strong>der</strong> Materialien sollten im Rahmen von knappen Notizen die Begründungen<br />

für die spezielle Aufgaben- und Materialwahl festgehalten werden. Diese können<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Stundenauswertung in <strong>der</strong> Klasse vorgebracht werden und zur eigenen<br />

Stundenreflexion und Weiterentwicklung des Konzepts dienen sowie eventuellen<br />

Vorwürfen bezüglich Benachteiligungen o<strong>der</strong> Bevorzugungen vorbeugen.<br />

6.3.3 Struktur des Stundenverlaufs<br />

Die Durchführung sollte primär von <strong>der</strong> Schülertätigkeit gelenkt werden. Vor allem die<br />

praktische Arbeit am Computer sollte selbstgesteuert und selbstständig erfolgen. Dabei<br />

ist darauf zu achten, dass alle Schülerinnen und Schüler mit den Aufgaben zurecht<br />

kommen, auch wenn sie sich mit ihren Problemen nicht an die Lehrkraft wenden.<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Arbeitsaufträge sollte zum einen eine fachliche Ergebnissicherung<br />

erfolgen, zum an<strong>der</strong>en sollten die Erfahrungen und Eindrücke <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aufgenommen<br />

und ausgewertet werden, welche dann in neue Unterrichtsprojekte einfließen<br />

können.<br />

34


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

Einstieg<br />

Die Funktionen des Unterrichtseinstiegs sind die Herstellung eines lernfreudigen, aber<br />

auch disziplinierten Arbeitsklimas und <strong>der</strong> Motivation. Dabei gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten:<br />

• Im Rahmen <strong>der</strong> Motivationsphase sollten die Interessen <strong>der</strong> Mädchen und Jungen<br />

gleichermaßen angesprochen werden.<br />

• Die Darstellung eines allgemeinen Überblicks über das neue Thema und den geplanten<br />

Unterrichtsverlauf hilft vor allem den Mädchen die Struktur des Inhalts<br />

ganzheitlich zu erfassen und kommende Problemstellungen besser bearbeiten zu<br />

können. Bei <strong>der</strong> Darstellung des Überblicks ist allerdings darauf zu achten, dass<br />

nicht bereits die Lösung für folgende Aufgaben verraten wird.<br />

• Die Sammlung von Vorkenntnissen för<strong>der</strong>t voraussichtlich vor allem bei den Jungen<br />

eine aktive Mitarbeit. Durch die Hinterfragung <strong>der</strong> Vorkenntnisse können<br />

sie ihre Fähigkeiten in Sprache und Kommunikation stärken. Zudem kann durch<br />

diese detaillierten Erklärungen einer Verunsicherung <strong>der</strong> Mädchen entgegengewirkt<br />

werden.<br />

Erarbeitung<br />

Während <strong>der</strong> Erarbeitungsphase sollen die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen durch möglichst<br />

viel selbstständiges Arbeiten nicht nur Fach- und Sachkompetenz erwerben, son<strong>der</strong>n<br />

auch die methodischen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen trainieren.<br />

Ergebnissicherung<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Ergebnissicherung während und am Ende <strong>der</strong> Unterrichtseinheit können<br />

Lerninhalte festgehalten, ausgewertet und reflektiert werden. Ergebnisse von Gruppenarbeiten<br />

sollten präsentiert und im Plenum o<strong>der</strong> durch die Lehrkraft korrigiert,<br />

ergänzt und vervollständigt werden. In jedem Fall werden dabei die wichtigen Aspekte<br />

durch eine nochmalige Wie<strong>der</strong>holung betont und gefestigt. Die Ergebnissicherung<br />

kann aber auch mittels eines Lehrervortrags, eines Hefteintrags o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

eines Arbeitsblattes erfolgen.<br />

6.3.4 Vorüberlegungen zur Auswertung<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Unterrichtseinheit soll eine Reflexion über das Erreichen <strong>der</strong> inhaltlichen<br />

als auch <strong>der</strong> erweiterten Ziele beinhalten und eine Grundlage zur Verbesserung<br />

des gerade durchgeführten sowie folgen<strong>der</strong> Unterrichtskonzepte bieten. Als<br />

hilfreich erweist sich hierbei ein vorbereiteter Fragenkatalog, <strong>der</strong> relativ zeitnah nach<br />

35


6 Umsetzung einer reflexiven Koedukation im <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

Abschluss <strong>der</strong> Unterrichtseinheit beantwortet werden sollte. Mögliche Fragen könnten<br />

dabei folgende sein:<br />

• Sind die Lernziele erreicht worden?<br />

• Haben die Schülerinnen und Schüler konzentriert gearbeitet und sind mit <strong>der</strong><br />

Aufgabe fertig geworden?<br />

• Gab es Konflikte, offene o<strong>der</strong> verdeckte Aggressionen o<strong>der</strong> sonstige Unstimmigkeiten<br />

zwischen den Mädchen und den Jungen?<br />

• Fühlte sich eine Gruppe o<strong>der</strong> einzelne Schülerinnen bzw. Schüler durch die Aufgabendifferenzierung<br />

benachteiligt, über- o<strong>der</strong> unterfor<strong>der</strong>t?<br />

• Ist die Bereitschaft <strong>der</strong> Klasse für weitere Unterrichtskonzepte im Sinne einer<br />

„reflexiven Koedukation“ gegeben?<br />

Diese Vorgaben zur Unterrichtsgestaltung sowie die folgenden Konzeptvorschläge zu<br />

ausgewählten Unterrichtsthemen sollen als offene Hilfestellungen interpretiert werden<br />

und müssen je nach Bedarf auf die konkrete Klasse und Unterrichtssituation abgestimmt<br />

und variiert werden.<br />

36


7 Konkrete Vorschläge zu<br />

ausgewählten Themen<br />

In diesem Kapitel werden Konzeptvorschläge zu ausgewählten Themen des <strong>Informatik</strong>anfangsunterrichts<br />

im Rahmen des Faches „Natur und Technik“ <strong>der</strong> 6. und 7. Klasse<br />

vorgestellt. Als Grundlage zur Erarbeitung <strong>der</strong> Konzepte diente in erster Linie <strong>der</strong> genehmigte<br />

Lehrplan des achtstufigen Gymnasiums in Bayern für o.g. Fach (vgl. [NuT6]<br />

und [NuT7]) sowie <strong>der</strong> Handreichungsentwurf „<strong>Informatik</strong> in Fach Natur und Technik“[ISB04].<br />

Als Anregung für die Konzepte diente zusätzlich das Schulbuch „<strong>Informatik</strong><br />

1 – Objekte, Strukturen, Algorithmen“ [Fre04].<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> Inhalte des Lehrplans:<br />

6. Jahrgangsstufe<br />

„Natur und Technik“ setzt sich in dieser Jahrgangsstufe aus ca. 28 Stunden <strong>Informatik</strong><br />

und 56 Stunden Biologie zusammen. Dabei sollten die <strong>Informatik</strong>stunden auf folgende<br />

Themenbereiche aufgeteilt werden:<br />

• „Information und ihre Darstellung“ (ca. 2 Std.)<br />

• „Informationsdarstellung mit Graphikdokumenten - Graphiksoftware“ (ca. 8 Std.)<br />

• „Informationsdarstellung mit Textdokumenten - Textverarbeitungssoftware“<br />

(ca. 8 Std.)<br />

• „Informationsdarstellung mit einfachen Multimediadokumenten - Präsentationssoftware“<br />

(ca. 5 Std.)<br />

• „Hierarchische Informationsstrukturen - Dateisystem“ (ca. 5 Std.)<br />

Innerhalb des Themenbereichs Multimediadokumente ist ein Projekt vorgesehen,<br />

welches die beiden Themenbereiche <strong>Informatik</strong> und Biologie durch die Erstellung einer<br />

Multimediapräsentation über den Themenkomplex „Wirbeltiere“ verknüpft.<br />

7. Jahrgangsstufe<br />

In dieser Jahrgangsstufe teilt sich „Natur und Technik“ mit 28 Stunden auf den Themenbereich<br />

<strong>Informatik</strong> und mit 56 Stunden auf den Themenbereich Physik auf. Dabei<br />

sollen in <strong>Informatik</strong> folgende Themen behandelt werden:<br />

37


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

• „Vernetzte Informationsstrukturen - Internet“ (ca. 12 Std.)<br />

• „Austausch von Informationen - E-Mail“ (ca. 4 Std.)<br />

• „Beschreibung von Abläufen durch Algorithmen“ (ca. 12 Std.)<br />

Auch in dieser Jahrgangsstufe soll ein übergreifendes Projekt im Themenbereich Internet<br />

stattfinden.<br />

Die im Folgenden vorgestellten Konzeptvorschläge wurden in Anlehnung an die<br />

Ausführung zur Unterrichtsgestaltung aus Kapitel 6 erstellt. Sie können einzeln eingesetzt<br />

werden, da sie nicht aufeinan<strong>der</strong> aufbauen. Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass es<br />

sich um theoretische Konzepte handelt, ist eine Analyse <strong>der</strong> Klasse nicht möglich. Aus<br />

diesem Grund wird jeweils zuerst kurz das geplante Rahmenkonzept dargestellt und<br />

daran erläutert, welche Bedingungen zur Umsetzung gegeben sein sollten, d.h. welche<br />

Ergebnisse die Klassenanalyse für einen optimalen Einsatz liefern sollte.<br />

In einigen Vorschlägen wurden Beispielaufgaben dargestellt, welche exemplarisch<br />

die Interessen <strong>der</strong> Mädchen und Jungen wie<strong>der</strong>spiegeln sollen. Bei <strong>der</strong> konkreten Umsetzung<br />

sollte <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Aufgaben eine Interessensanalyse <strong>der</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler vorausgehen, um einer Verstärkung von Rollenklischees, durch ungeschickte<br />

Beispielwahl, entgegenzuwirken. Generell wurde darauf geachtet, dass im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Vorschläge möglichst viele verschiedene Beispiele und Umsetzungsstrategien<br />

aufgezeigt werden.<br />

38


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

7.1 Die erste Stunde - Informationen und ihre<br />

Darstellung<br />

Rahmenkonzept<br />

Da eine Voranalyse des Klassenklimas kaum möglich ist und für ein Konzept im Sinne<br />

einer „reflexiven Koedukation“ zuerst ein kooperatives Arbeitsklima und eine gegenseitige<br />

Vertrauensbasis zwischen Lehrkraft und Klasse sichergestellt werden sollte,<br />

erfolgt die erste Stunde koedukativ. Nach einem kurzen Überblick über die Inhalte<br />

des <strong>Informatik</strong>unterrichts und einer Einführung in das Thema „Informationen und ihre<br />

Darstellung“ erfolgt eine selbstständige Erarbeitung <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

des Themas „Was wünsche o<strong>der</strong> erwarte ich mir vom <strong>Informatik</strong>unterricht“ mittels<br />

verschiedener Medien mit anschließen<strong>der</strong> Präsentation und Zusammenfassung.<br />

Zielplanung<br />

Analyse <strong>der</strong> Klassensituation<br />

Die Zusammensetzung <strong>der</strong> Klasse, also <strong>der</strong> Mädchen- und Jungenanteil, kann vorab<br />

über die Klassenliste analysiert werden. Ist eine Gruppe stark unterrepräsentiert, sollte<br />

man dies bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> ersten <strong>Informatik</strong>stunde mitberücksichtigen. Eine Klassenanalysen<br />

über Arbeitshaltung und Sozialklima ist eigentlich nicht möglich. Selbst<br />

dann, wenn man die Klasse schon im Vorjahr in einem an<strong>der</strong>en Fach o<strong>der</strong> außerunterichtlichen<br />

Zusammenhang (z.B. Projekt) kennenlernen konnte, lassen sich aufgrund<br />

des erstmaligen Auftretens des Faches „<strong>Informatik</strong>“ in <strong>der</strong> Stundentafel kaum<br />

Voraussagen über Einstellung und Haltung treffen. Auch Eindrücke über Klima und<br />

Sozialstruktur innerhalb <strong>der</strong> Klasse können sich über den Zeitraum <strong>der</strong> Sommerferien<br />

sehr verän<strong>der</strong>t haben.<br />

Didaktische Analyse und Festlegung <strong>der</strong> fachlichen Lernziele<br />

Aus [NuT6]:<br />

„NT 6.2.1 Information und ihre Darstellung (ca. 2 Std.)<br />

Anhand von Beispielen aus ihrer Erfahrungswelt wird den Schülern deutlich, dass<br />

Information auf ganz unterschiedliche Weise (z. B. Text, Bild, Diagramm, Ton) dargestellt<br />

werden kann. Sie stellen fest, dass es stark von <strong>der</strong> gewählten Darstellungsform<br />

abhängt, wie gut bzw. genau sich die ursprüngliche Information durch Interpretation<br />

wie<strong>der</strong>gewinnen lässt. Diese grundsätzliche Erkenntnis wird im Lauf<br />

des Schuljahres an verschiedenartigen Dokumenten - unterstützt durch die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Software - weiter vertieft.“<br />

Die Klasse soll mithilfe <strong>der</strong> Einführung in das Thema „Information und ihre Darstellung“<br />

die Idee des <strong>Informatik</strong>unterrichts (vgl. Kapitel 6.1) erkennen, um sie in darauffolgenden<br />

Themen realisieren zu können.<br />

39


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Der Bezug zur Gegenwart ergibt sich für die Schülerinnen und Schüler direkt über<br />

Referate und Vorstellungen von Gruppenarbeitsergebnissen, welche sie aus an<strong>der</strong>en<br />

Fächern bereits kennen, und indirekt über die Wirkung von Informationen, z.B. durch<br />

Werbung. Im Bezug auf das spätere berufliche Leben ist das Thema bereits bei <strong>der</strong><br />

„Bewerbung“, also <strong>der</strong> Darstellung von persönlichen Informationen wichtig und zieht<br />

sich bei vielen Berufen kontinuierlich durch den Arbeitsalltag.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Darstellung von Informationen folgt man folgen<strong>der</strong> Struktur: Nach <strong>der</strong><br />

Analyse, welche Inhalte man zu welchem Zweck darstellen möchte erfolgt das Sammeln<br />

und Auswählen <strong>der</strong> zugehörigen Informationen. Darauf basierend wird sodann<br />

die Art <strong>der</strong> Darstellung (z.B. Text, Bild, Diagramm, . . . ) bestimmt und das Darstellungsmedium<br />

gestaltet. Dies wird durch die Präsentation <strong>der</strong> Informationen abgeschlossen.<br />

Der Darstellung folgen die Verarbeitung und Interpretation seitens <strong>der</strong> Informationsempfänger.<br />

In <strong>der</strong> Umsetzungsphase werden die Kin<strong>der</strong> voraussichtlich im Bereich <strong>der</strong> Beschaffung<br />

und Auswahl, sowie <strong>der</strong> Wirkanalyse <strong>der</strong> Informationen mehr Schwierigkeiten<br />

haben als bei <strong>der</strong> kreativen Umsetzung und Erstellung <strong>der</strong> Medien. Bei <strong>der</strong> Präsentation<br />

werden voraussichtlich einige Kin<strong>der</strong> große Probleme haben, wohingegen an<strong>der</strong>e<br />

diese Aufgabe souverän lösen werden.<br />

Erweiterte Ziele im Sinne einer reexiven Koedukation<br />

Ein positives Klassenklima und eine offene Einstellung gegenüber dem neuen Fach<br />

sind Voraussetzung für guten Unterricht und vor allem für eine „reflexive Koedukation“.<br />

Somit sollte das Primärziel <strong>der</strong> ersten Stunde darin bestehen, die gesamte<br />

Klasse positiv auf den neuen Themenbereich „<strong>Informatik</strong>“ einzustimmen. Eventuelle<br />

Ängste, die vor allem von Seiten <strong>der</strong> Mädchen zu erwarten sind, gilt es in <strong>der</strong> ersten<br />

Stunde abzubauen. Dabei ist es wichtig, Vorkenntnisse und Interessen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> herauszuarbeiten,<br />

ohne jedoch durch eine kommentarlose Sammlung von Vorwissen die<br />

unerfahrenen Schülerinnen und Schüler abzuschrecken. Im Rahmen einer gemeinsamen<br />

kreativen praktischen Arbeit ohne Computereinsatz sollen geschlechtsbezogene<br />

Vorurteile im Bezug auf <strong>Informatik</strong> gemin<strong>der</strong>t werden, da sich alle gleichermaßen einbringen<br />

können. Zudem wird durch die kooperative Arbeitsform das soziale Klima<br />

<strong>der</strong> Klasse verstärkt.<br />

Vorbereitung<br />

Festlegung <strong>der</strong> Sozialform<br />

Der anfängliche Überblick und die abschließende Präsentation <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgen<br />

mittels Frontalunterricht. Die Erarbeitung <strong>der</strong> Wünsche und Erwartungen an den <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

wird in geschlechtshomogenen Kleingruppen von je 4-5 Personen<br />

ausgeführt.<br />

40


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Auswahl <strong>der</strong> Medien<br />

Der Unterrichtseinstieg geschieht mithilfe einer Multimediapräsentation. Für die<br />

Gruppenarbeit sollten, je nach Ausstattung, unterschiedliche Medien zur Verfügung<br />

gestellt werden, wie z.B. Tafel, Tageslichtprojektor, Pinnwand, Flip-Chart, Plakat, usw.<br />

und <strong>der</strong>en zugehörige Materialien.<br />

Checkliste für die Arbeitsmaterialien<br />

• Multimediafolien für den Unterrichtseinstieg<br />

• Material für Gruppenarbeit: Folien, Kreide, Plakate, Folienstifte, Filzstifte, Kleber,<br />

Schere, usw.<br />

Struktur des Stundenverlaufs<br />

Einstieg<br />

Das Einführungsthema „Information und ihre Darstellung“, das einhergeht mit einem<br />

kurzen allgemeinen Überblick über die Themen des <strong>Informatik</strong>unterrichts, soll vor<br />

allem den Mädchen die eventuelle Scheu vor dem neuen Fach nehmen. Die Aufbereitung<br />

<strong>der</strong> Präsentation soll für beide Geschlechter ansprechend sein. So erhalten die<br />

Kin<strong>der</strong> einen Überblick über verschiedene Formen <strong>der</strong> Informationsdarstellung, wie<br />

Texte, statisch und animierte Bil<strong>der</strong> und Diagramme, Geräusche und Tonaufzeichnungen<br />

mit den jeweiligen Hinweisen, welche Themenbereiche sie im kommenden Schuljahr<br />

noch näher kennenlernen werden. Anhand von verschiedenen Beispielen aus <strong>der</strong><br />

Werbung wird <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong> Darstellungsform auf die Interpretation angesprochen.<br />

Erarbeitung<br />

Nach <strong>der</strong> Einführungsphase werden geschlechtshomogene Gruppen von 4-5 Kin<strong>der</strong>n<br />

gebildet und den verschiedenen vorbereiteten Medien zugeteilt. Im Anschluss daran<br />

innerhalb <strong>der</strong> Gruppen die Wünsche und Erwartungen an den <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

gesammelt und mithilfe <strong>der</strong> Medien aufbereitet. Der zeitliche Rahmen sollte etwa 20<br />

Minuten betragen. Vor allem die Jungen sollen durch die Gruppenarbeit profitieren<br />

und die Möglichkeit bekommen, dort ihre Sozialkompetenz zu för<strong>der</strong>n und ihre Vorkenntnisse<br />

miteinzubringen. Die Lehrkraft unterstützt die Schülerinnen und Schüler<br />

bei Fragen und <strong>der</strong> Einhaltung <strong>der</strong> Zeitvorgabe.<br />

Ergebnissicherung<br />

Nach <strong>der</strong> Fertigstellung <strong>der</strong> Gruppenarbeit werden die Ergebnisse im Plenum präsentiert<br />

und zum Anlass genommen, Vor- und Nachteile verschiedener Medien und<br />

Darstellungsweisen von Informationen zu besprechen. Zudem sollte die Lehrkraft die<br />

41


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Wünsche und Erwartungen bezüglich ihrer Realisierbarkeit kurz kommentieren. Die<br />

Präsentationen können sich je nach Arbeitsweise <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in die zweite Stunde hineinziehen.<br />

Es sollte jedoch darauf geachtet werden, die Vorträge in einem Rahmen von<br />

3–5 Minuten zu halten.<br />

Vorüberlegungen zur Auswertung<br />

Die spielerische Einführung in den <strong>Informatik</strong>unterricht soll eine positive Arbeitshaltung<br />

dem Fach gegenüber wecken und ein angenehmes Sozialklima erwirken. Anhand<br />

<strong>der</strong> Präsentationen kann ein erster Eindruck über die Erwartungen und Wünsche <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> an den <strong>Informatik</strong>unterricht gewonnen werden. Diese können dann in die weitere<br />

Unterrichtsplanung einfließen.<br />

42


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

7.2 Pixel- und Vektorgraphiken<br />

Rahmenkonzept<br />

Die Unterrichtseinheit ist auf drei Stunden ausgelegt. Die Kin<strong>der</strong> sollen den Unterschied<br />

zwischen Pixel- und Vektorgraphiken erkennen, indem sie sich einerseits mit<br />

einem Mal- sowie einem Zeichenprogramm 7 auseinan<strong>der</strong>setzen und an<strong>der</strong>erseits spielerisch<br />

durch praktische Übungen einen Zugang zur abstrakten Vorstellung erhalten.<br />

Im Anschluss werden sie mit den Begriffen „Objekt“, „Attribut“ und „Attributwert“<br />

vertraut gemacht, erlernen die korrekte Schreibweise und wenden diese auf vorher<br />

erarbeitete Beispiele an.<br />

Zielplanung<br />

Analyse <strong>der</strong> Klassensituation<br />

Das Konzept ist geeignet für kleine bis mittelstarke Klassen, in denen <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Mädchen und Jungen relativ ausgeglichen ist. Im Vorgespräch ist die Kooperationsbereitschaft<br />

und Experimentierfreude <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler zu ermitteln.<br />

Der Computerraum muss neben den Rechnerarbeitsplätzen mindestens ebenso viele<br />

Pultarbeitsplätze bereitstellen, da parallel in beiden Bereichen gearbeitet wird.<br />

Didaktische Analyse und Festlegung <strong>der</strong> fachlichen Lernziele<br />

„NT 6.2.2 Informationsdarstellung mit Graphikdokumenten - Graphiksoftware<br />

(ca. 8 Std.)<br />

Den Schülern wird bewusst, dass man mittels Graphiken einfach und effektiv Information<br />

darstellen kann. Spielerisch und intuitiv gelingt es ihnen, reale Situationen<br />

zielgerichtet in Graphiken abzubilden. Überlegungen zur Struktur von Graphiken<br />

führen zur objektorientierten Sichtweise. Die Schüler erkennen, dass jedes<br />

Objekt <strong>der</strong> Graphik bestimmte Eigenschaften hat und einer Klasse gleichartiger<br />

Objekte zugeordnet ist. Bei <strong>der</strong> praktischen Arbeit mit Graphikprogrammen wird<br />

ihnen auch die Notwendigkeit einer einfachen, einheitlichen Beschreibungssprache<br />

zur eindeutigen und effektiven Verständigung deutlich.<br />

• Objekte als Informationseinheiten in Graphiken<br />

• Objekte einer Vektorgraphik: Attribut, Attributwert und Methode<br />

• Beschreibung gleichartiger Objekte durch Klassen: Rechteck, Ellipse, Textfeld,<br />

Linie“<br />

Die Kin<strong>der</strong> haben bereits die theoretischen Grundlagen über Informationen und ihre<br />

Darstellung erworben. Diese sollen nun durch praktische Anwendung umgesetzt und<br />

7 Als Malprogramm bezeichnet man Programme zur Erzeugung von Pixelgraphiken, als Zeichenprogramm<br />

die zur Erzeugung von Vektorgraphiken<br />

43


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

dadurch vertieft werden. Durch den wachsenden Markt von Farbdruckern, Scannern,<br />

Digitalkameras und vor allem Handys mit integrierten Kameras steigt das Interesse<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen auch im Themenbereich „Bildbearbeitung“. Gerade für<br />

den schulischen Bereich ist im Bezug auf die Ausarbeitung von Referaten o<strong>der</strong> Hausarbeiten<br />

in verschiedenen Fächern ein sicherer Umgang mit Mal- und Zeichenprogrammen<br />

unabdingbar. Für den <strong>Informatik</strong>unterricht sind die Begriffe „Objekt“, „Attribut“<br />

und „Attributwert“ zentrale Grundlage für das Verständnis informationstechnischer<br />

Systeme und Strukturen, auf denen später die Begriffe „Klasse“ und „Methode“ sowie<br />

alle weiteren damit verbundenen Zusammenhänge aufgebaut werden. Daher werden<br />

für diese Unterrichtseinheit mehrere verschiedene Lernziele festgehalten: Zum einen<br />

<strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong> Software und damit verbunden die Erarbeitung <strong>der</strong> Merkmale<br />

und Unterschiede von Pixel- und Vektorgraphiken. Zum an<strong>der</strong>en das Herausarbeiten<br />

<strong>der</strong> Objekte von Vektorgraphiken samt <strong>der</strong>en Attribute und Attributwerte. Diese<br />

Abstraktion, wie auch <strong>der</strong> genaue Aufbau und Unterschied von Pixel- und Vektorgraphiken,<br />

wird den Kin<strong>der</strong>n voraussichtlich schwerer fallen als <strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong><br />

Software. Daher sollten die Jungen und Mädchen genügend Zeit, aber auch verschiedene<br />

Zugangsmöglichkeiten für diese abstrakten Denkvorgänge erhalten.<br />

Erweiterte Ziele im Sinne einer reexiven Koedukation<br />

Vor allem zu Beginn des <strong>Informatik</strong>unterrichts möchten die meisten Jungen verstärkt<br />

ihre Vorkenntnisse einbringen und ausgiebig selbstständig am PC experimentieren.<br />

Diesen Bedürfnissen soll in dieser Unterrichtseinheit entgegen gekommen werden.<br />

Allerdings soll auch die Bereitschaft und Fähigkeit zur Kompromissbildung dabei eingeübt<br />

werden. Den Mädchen soll einerseits durch praktisch-kreativen Zugang ohne<br />

Computereinsatz ein Überblick und Grundverständnis <strong>der</strong> Thematik ermöglicht werden.<br />

An<strong>der</strong>erseits soll durch Einzelarbeit am PC, die ihnen zu Beginn voraussichtlich<br />

eher schwer fallen wird, <strong>der</strong> Mut und das Vertrauen in die eigenen informationstechnischen<br />

Fähigkeiten gestärkt werden, indem sie erkennen, dass sie die Aufgaben selbstständig<br />

lösen können.<br />

Vorbereitung<br />

Festlegung <strong>der</strong> Sozialform<br />

Die Klasse wird in Mädchen und Jungen geteilt. Je eine Gruppe arbeitet in Einzelarbeit<br />

an den Rechnern, während die an<strong>der</strong>e Gruppe in Gruppenarbeit einen Lernzirkel<br />

durchläuft. Mädchen und Jungen sind somit eine Stunde mit dem Computer und eine<br />

Stunde mit <strong>der</strong> Gruppenarbeit beschäftigt. Die Einzelarbeit bietet den Vorteil, dass alle<br />

in ihrem eigenen Arbeitstempo arbeiten können und Vorkenntnisse gut eingebracht<br />

werden können. Im Anschluss werden die theoretischen Hintergründe anhand <strong>der</strong><br />

Ergebnisse innerhalb eines Unterrichtsgesprächs erarbeitet.<br />

44


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Auswahl <strong>der</strong> Medien<br />

Am Computer arbeiten die Kin<strong>der</strong> mithilfe eines Arbeitsblattes. Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong><br />

Software sollte ein sehr einfaches Zeichenprogramm ohne Entwicklungsumgebung<br />

gewählt werden, da die Kin<strong>der</strong> sich die Handhabung <strong>der</strong> Software selbstständig erarbeiten<br />

sollen. In anschließenden Unterrichtseinheiten ist jedoch <strong>der</strong> Einsatz eines<br />

erweiterten Zeichenprogamms, wie z.B. EOS durchaus zu empfehlen. Innerhalb des<br />

Lernzirkels folgen die Kin<strong>der</strong> den Anweisungen <strong>der</strong> Stationen. Die Erarbeitung <strong>der</strong><br />

neuen Inhalte wird durch eine Multimediapräsentation begleitet, erfolgt jedoch primär<br />

an <strong>der</strong> Tafel. Als Hilfestellung sollte eine Zusammenstellung von Erklärungen <strong>der</strong><br />

Grundfunktionen und <strong>der</strong>en Bedienung für beide Programme ausgeteilt werden.<br />

Checkliste für die Arbeitsmaterialien<br />

• Arbeitsblätter für die Computerarbeit für Mädchen und Jungen (siehe Anhang<br />

A)<br />

• Anweisungen <strong>der</strong> Stationen für Mädchen und Jungen (siehe Anhang A)<br />

• „Hilfezettel“<br />

• „Hämmerchenspiel“ und „Steckspiel“, wenn möglich in mehrfacher Ausführung<br />

Abbildung 7.1: Hämmerchenspiel und Steckspiel<br />

Struktur des Stundenverlaufs<br />

Einstieg<br />

Zu Beginn erfolgt ein kurz gehaltener Überblick über Organisation und Ablauf <strong>der</strong><br />

folgenden drei Unterrichtsstunden, um den Befürchtungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, sie könnten<br />

durch die Arbeitsteilung wichtige Inhalte verpassen, entgegen zu wirken. Danach verteilen<br />

sich die Jungen auf die Computerarbeitsplätze, die Mädchen finden sich in drei<br />

Gruppen an den Pultarbeitsplätzen zusammen.<br />

45


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Erarbeitung<br />

Durch die Klassenteilung können die Jungen allein an den Rechnern arbeiten und so<br />

ihre Vorkenntnisse voll ausschöpfen. Ihre Aufgabe ist nun, zuerst mit einem Malprogramm,<br />

dann mit einem Zeichenprogramm das Bild eines Autos zu erzeugen und zu<br />

speichern. Hierbei sollen je 10 Minuten auf die Aufgaben verwandt werden. Trotz Zeitangabe<br />

auf dem Arbeitsblatt sollte auch die Lehrkraft auf die Einhaltung des zeitlichen<br />

Rahmens achten. Danach werden bis zum Ende <strong>der</strong> Stunde beide Bil<strong>der</strong> im Rahmen eines<br />

„Auto-Tunings“ verän<strong>der</strong>t (Objekte vergrößern/verkleinern, Farben än<strong>der</strong>n, etc.).<br />

Daran werden zum einen die Vor- und Nachteile für bestimmte Funktionen, zum an<strong>der</strong>en<br />

die Unterschiede in den beiden Bildarten erkannt und teilweise festgehalten.<br />

Diese Aufgaben för<strong>der</strong>n die Arbeitsweise <strong>der</strong> Jungen und ermöglichen ihnen einen<br />

Zugang durch „Versuch und Irrtum“.<br />

Die Mädchen durchlaufen in <strong>der</strong> Zwischenzeit im Lernzirkel drei nicht aufeinan<strong>der</strong><br />

aufbauende Stationen, wobei pro Station etwa 10 Minuten Bearbeitungszeit angesetzt<br />

sind. An Station 1 wird mithilfe des Hämmerchenspiels das Bild einer Landschaft<br />

(Häuschen, Baum, Sonne, . . . ) zusammengestellt und die Einzelteile gezählt. Danach<br />

wird untersucht, wie sich die Anzahl <strong>der</strong> Teile nach <strong>der</strong> Vergrößerung, bzw. Verkleinerung<br />

eines Objektes än<strong>der</strong>t. An <strong>der</strong> zweiten Station übertragen die Mädchen das<br />

vorgegebene Bild in ihr Heft.<br />

Abbildung 7.2: Vorlage für Station 2<br />

An <strong>der</strong> dritten Station „malen“ die Mädchen durch Verwendung des Steckspiels ein<br />

Haus. Auch hier werden danach die Einzelteile gezählt und es wird analysiert, wie sich<br />

<strong>der</strong>en Anzahl bei <strong>der</strong> Größenverän<strong>der</strong>ung eines Objekts verhält. Im Vergleich <strong>der</strong> Stationen<br />

sollen die Mädchen erkennen, dass sich beim Hämmerchenspiel, im Gegensatz<br />

zum Steckspiel, die Anzahl <strong>der</strong> Einzelteile bei Vergrößerung eines Objektes kaum än<strong>der</strong>t.<br />

Im Bezug auf die Smileys sollten sie erkennen, dass <strong>der</strong> linke Smiley <strong>der</strong> Technik<br />

des Steckspiels, <strong>der</strong> rechte eher <strong>der</strong> des Hämmerchenspiels entspricht.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Stunde arbeiten die Mädchen mit dem Mal- und dem Zeichenprogramm.<br />

Pro Programm sollen sie je 10 Minuten darauf verwenden, das Bild eines<br />

Schmetterlings zu erzeugen. Durch den „Hilfezettel“ und den Bezug zur praktischen<br />

Übung <strong>der</strong> Vorstunde soll eine eventuelle Unsicherheit bezüglich <strong>der</strong> Alleinarbeit ge-<br />

46


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

min<strong>der</strong>t werden. Da Mädchen oftmals dazu neigen, sich bei <strong>der</strong> Arbeit am Computer<br />

in Details zu verlieren, soll auch hier die Einhaltung <strong>der</strong> Zeitvorgaben überwacht werden.<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit beiden Programmen ist wichtiger als ein sehr detailliertes<br />

Ergebnis in nur einem Bereich. Auch die Jungen bearbeiten den Lernzirkel in<br />

drei Gruppen. Während Station 2 identisch <strong>der</strong>er im Lernzirkel <strong>der</strong> Mädchen ist, sind<br />

Station 1 und 3 etwas abgewandelt und bauen auf den Ergebnissen <strong>der</strong> Mädchen auf.<br />

Die Jungen stellen dabei den Bezug zwischen den Programmen <strong>der</strong> Vorstunde und<br />

den Spielen her. An den Bil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mädchen werden Verän<strong>der</strong>ungen vorgenommen,<br />

anhand <strong>der</strong>er die Vorteile und Schwierigkeiten <strong>der</strong> jeweiligen Spiele erkannt werden<br />

sollen. Um die sprachlichen Fähigkeiten <strong>der</strong> Jungen zu för<strong>der</strong>n sollen die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Beobachtungen schriftlich festgehalten werden.<br />

Die dritte Stunde beginnt mit <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Ergebnisse aus den Vorstunden.<br />

Einleitend durch Bil<strong>der</strong> von berühmten Mosaiken kann Motivation erzeugt werden.<br />

Durch die intensive Vorarbeit mit den unterschiedlichen Beispielen (Autos und Schmetterlinge)<br />

können sich alle Kin<strong>der</strong> gleichermaßen einbringen. Bei dieser Zusammenfassung<br />

ist es wichtig, den Mädchen und Jungen aufzuzeigen, dass alle die gleichen Inhalte<br />

auf gleicher Niveaustufe vorbereitet haben. (Empfinden einige Kin<strong>der</strong> eine Benachteiligung<br />

o<strong>der</strong> Bevorzugung einer Gruppe o<strong>der</strong> Differenzen im Schwierigkeitsgrad <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Aufgaben, so werden folgenden Versuche im Sinne einer „reflexiven<br />

Koedukation“ erheblich erschwert.) Die Begriffe „Pixel- und Vektorgraphik“ werden<br />

konkretisiert, die Eigenschaften und Unterschiede gemeinsam erarbeitet und in einem<br />

Hefteintrag festgehalten. Der Hefteintrag könnte (in Anlehnung an [ISB04]) folgen<strong>der</strong>maßen<br />

aussehen: Anhand genauerer Betrachtungen <strong>der</strong> Objekte in Vektorgraphiken<br />

Pixelgraphik<br />

Vektorgraphik<br />

Software Malprogramm<br />

(z.B. „Name des eingesetzten<br />

Programms“)<br />

Zeichenprogamm<br />

(z.B. „Name des eingesetzten<br />

Programms“)<br />

Aufbau besteht aus einzelnen Bildpunkten,<br />

besteht aus Grundelementen,<br />

den Pixeln<br />

z.B. Rechteck, Linie, Ellipse,. . .<br />

Vorteile Freihandzeichnung leichter, . . . Verän<strong>der</strong>n von Position, Größe<br />

und Farbe leichter, . . .<br />

Tabelle 7.1: Vorschlag für Hefteintrag<br />

werden im allgemeinen Beispiel eines Hauses die Begriffe „Objekt“, „Attribut“ und<br />

„Attributwert“ eingeführt und die dazugehörige Schreibweise erlernt. Zum Beispiel:<br />

Objekte: Dach, Fenster1, Fenster2, Tür, usw.<br />

Attribute: Füllfarbe, Position, Höhe, Breite, Linienfarbe, usw.<br />

Attributwerte: Dach.Füllfarbe=rot, Fenster1.Höhe=3cm, Türe.Linienfarbe=blau, usw.<br />

In diesem Zusammenhang kann auch über vorteilhafte Bezeichnung <strong>der</strong> Objekte<br />

diskutiert werden. Um zukünftigen Verständnisschwierigkeiten vorzubeugen, gilt es<br />

sich am Ende <strong>der</strong> Diskussion auf eine Konvention zu einigen. Als erste Übung und<br />

47


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Verinnerlichung sollten die Kin<strong>der</strong> die Möglichkeit bekommen, die Objekte mit ihren<br />

zugehörigen Attributen und Attributwerten zu ihren eigenen Beispielen herauszuarbeiten.<br />

Ergebnissicherung<br />

Zur Gewährleistung einer fehlerfreien Definition <strong>der</strong> theoretischen Begriffe werden<br />

die Ergebnisse innerhalb eines einheitlichen Hefteintrages festgehalten. Aufgrund <strong>der</strong><br />

hohen Priorität dieser zentralen Begriffe, sollten diese in den Folgestunden weiterhin<br />

gründlich wie<strong>der</strong>holt und eingeübt werden.<br />

Vorüberlegungen zur Auswertung<br />

Bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Unterrichtseinheit sollte <strong>der</strong> Fokus auf den erweiterten Zielen<br />

liegen und eine Analyse beinhalten, die Auskunft darüber gibt, ob weitere Konzepte<br />

im Sinne einer „reflexiven Koedukation“ in dieser Klasse sinnvoll erscheinen. Dabei<br />

wird untersucht, wie die allgemeine Stimmung dem Thema gegenüber in <strong>der</strong> Klasse<br />

war, ob die Mädchen und Jungen bereit waren, sich auf die Arbeitsteilung einzulassen<br />

und ob Vorwürfe – Benachteiligungen o<strong>der</strong> Bevorzugungen betreffend – auftraten.<br />

48


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

7.3 Multimediapräsentationen<br />

Rahmenkonzept<br />

Dieser Konzeptvorschlag eignet sich beson<strong>der</strong>s gut für einen ersten Versuch, den Unterricht<br />

gemäß <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ zu gestalten und bedarf keiner geson<strong>der</strong>ten<br />

Organisation. Die Kin<strong>der</strong> erlernen den Umgang mit <strong>der</strong> Präsentationssoftware<br />

durch die Bearbeitung eines Arbeitsblattes in Kombination mit einem bereitgestellten<br />

Foliensatz, welcher im Laufe <strong>der</strong> Unterrichtseinheit verän<strong>der</strong>t bzw. erweitert wird. Als<br />

zeitlicher Rahmen ist je nach Leistungsstärke <strong>der</strong> Klasse eine bis maximal zwei Unterrichtsstunden<br />

vorgesehen.<br />

Zielplanung<br />

Analyse <strong>der</strong> Klassensituation<br />

Da sich diese Stunde auf die Arbeit mit <strong>der</strong> Präsentationssoftware beschränkt, halten<br />

sich die Kin<strong>der</strong> nur an den Computerarbeitsplätzen auf. Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass<br />

sich Mädchen und Jungen in dieser Altersgruppe bei Wahlmöglichkeit fast immer automatisch<br />

zu geschlechtshomogenen Paaren zusammenfinden, müssen hier keine beson<strong>der</strong>en<br />

Voraussetzungen innerhalb <strong>der</strong> Klassensituation vorherrschen (vgl. [Met91:<br />

68]).<br />

Didaktische Analyse und Festlegung <strong>der</strong> fachlichen Lernziele<br />

Aus [NuT6]:<br />

„NT 6.2.4 Informationsdarstellung mit einfachen Multimediadokumenten -<br />

Präsentationssoftware (ca. 5 Std.)<br />

Durch Kombination verschiedener, schon bekannter Darstellungsarten von Information<br />

erstellen die Schüler Multimediadokumente und erkennen <strong>der</strong>en Nutzen.<br />

Dabei bewähren sich erneut die bereits erlernten Begriffe <strong>der</strong> objektorientierten<br />

Betrachtungsweise. Verschiedenartige Animationen, wie sie Präsentationssoftware<br />

zur Gestaltung bietet, helfen den Schülern, das Prinzip <strong>der</strong> Methoden von Objekten<br />

besser zu verstehen. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Schwerpunkt Biologie<br />

erstellen sie eine Präsentation zum Themenbereich Wirbeltiere [→ NT 6.1.1].<br />

Dabei lernen sie auch Kriterien für die Qualität von Präsentationen kennen.<br />

• die Klasse „Folie“ (Zusammenspiel von Text, Graphik, Bild, Ton)<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Informationsdarstellung durch geeignete Animation <strong>der</strong><br />

Objekte“<br />

Die Erstellung und <strong>der</strong> Einsatz von Multimediapräsentationen, wie auch <strong>der</strong> sichere<br />

Umgang mit zugehöriger Software ist für die Schülerinnen und Schüler sehr interessant,<br />

da sie diese danach auch in an<strong>der</strong>en Fächern o<strong>der</strong> im privaten Bereich<br />

49


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

für Referate, Vorträge, etc. nutzen können. Vor allem im späteren beruflichen Leben<br />

sind Kenntnisse in diesem Bereich in vielen Berufssparten unabdingbar. Durch die<br />

vorausgegangene Bearbeitung <strong>der</strong> Themen im Bereich <strong>der</strong> Text- und Bildbearbeitung<br />

wird <strong>der</strong> Umgang mit Präsentationssoftware den Kin<strong>der</strong>n voraussichtlich keine großen<br />

Schwierigkeiten bereiten. Da allerdings Kin<strong>der</strong> oft dazu tendieren, Präsentationsfolien<br />

mit Inhalt und Animation zu überladen, sollten neben <strong>der</strong> reinen Funktionalität auch<br />

Qualitätskriterien behandelt werden.<br />

Erweiterte Ziele im Sinne einer reexiven Koedukation<br />

Ist dieser Unterrichtsversuch <strong>der</strong> erste im Bereich <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“, so<br />

sollte er in erster Linie die Sensibilisierung und Heranführung an die Thematik zum<br />

Ziel haben. Die Kin<strong>der</strong> sollen die Vorteile erkennen ohne eine Benachteiligung bzw.<br />

Bevorzugung einer Gruppe zu befürchten und die Bereitschaft erlangen, sich auch<br />

weiterhin auf Unterrichtsversuche dieser Art einzulassen. Durch geringfügig unterschiedliche<br />

Aufgabenstellungen für Mädchen und Jungen können die verschiedenen<br />

Interessengebiete und Arbeitsweisen angesprochen werden und die Kin<strong>der</strong> langsam<br />

an <strong>der</strong>artige Konzepte herangeführt werden.<br />

Vorbereitung<br />

Festlegung <strong>der</strong> Sozialform<br />

Die Aufgaben werden in geschlechtshomogenen Paaren bearbeitet und die Ergebnisse<br />

nach Fertigstellung frontal im Plenum vorgestellt. Eindrücke und Erfahrung zum<br />

neuen Unterrichtskonzept werden innerhalb eines lockeren Unterrichtsgesprächs ausgetauscht.<br />

Auswahl <strong>der</strong> Medien<br />

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten hauptsächlich mit ihrem Arbeitsblatt und dem<br />

Computer. Zur Präsentation <strong>der</strong> Ergebnisse empfiehlt sich zusätzlich die Bereitstellung<br />

eines Videobeamers.<br />

Checkliste für die Arbeitsmaterialien<br />

• Arbeitsblätter für Mädchen und Jungen (siehe Anhang B)<br />

• Foliensätze für Mädchen und Jungen<br />

50


Struktur des Stundenverlaufs<br />

7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Einstieg<br />

Beim Einstieg in die Stunde kann man die Kin<strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> vorher über den Unterrichtsversuch<br />

informieren o<strong>der</strong> aber im Laufe <strong>der</strong> Stunde beobachten, ob ihnen die<br />

spezielle Aufgabenstellung auffällt.<br />

Erarbeitung<br />

In <strong>der</strong> Erarbeitungsphase sollten die Kin<strong>der</strong> in geschlechtshomogenen Paaren selbstständig<br />

am Computer arbeiten, während die Lehrkraft sich weitestgehend im Hintergrund<br />

hält und nur bei Bedarf Hilfestellungen gibt. Die erste Aufgabe des Arbeitsblattes<br />

hilft den Kin<strong>der</strong>n, durch Suche nach möglichen praktischen Anwendungen einen<br />

Realitätsbezug herzustellen, was vor allem für die Mädchen ein wichtiger motivieren<strong>der</strong><br />

Aspekt ist. Für die Jungen ist dabei von Vorteil, dass sie ihre Vorkenntnisse<br />

einbringen können.<br />

In <strong>der</strong> Folgeaufgabe werden die verschiedenen Ansichten von Folien erprobt. Den<br />

Jungen wird durch knappe Anweisungen die Möglichkeit gegeben, die Aufgabe durch<br />

„Suchen und Probieren“ zu lösen, während bei den Mädchen durch ausführlichere<br />

Anweisungen einer möglichen Überfor<strong>der</strong>ung und dem damit einhergehenden Motivationsverlust<br />

entgegengewirkt werden soll.<br />

Nach einer kurzen Übung zum Umgang mit <strong>der</strong> Sortierungsansicht, setzen sich Mädchen<br />

und Jungen auf <strong>der</strong> Grundlage von vorgegebenen Negativbeispielen mit den<br />

Qualitätskriterien für Präsentationsfolien auseinan<strong>der</strong>. Dabei liegt <strong>der</strong> Fokus bei den<br />

Mädchen, die sich oftmals in Details verlieren auf <strong>der</strong> dezenten und übersichtlichen<br />

Gestaltung, während die meist computerfaszinierten Jungen erkennen sollen, dass die<br />

Multimediapräsentation nur als Unterstützung und nicht als Ersatz des Referenten<br />

dienen soll.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> letzten Aufgabe sollen die Kin<strong>der</strong> ihren Interessenbereichen entsprechend<br />

eine eigene Folie erstellen, wobei bei den Jungen die Aufgabenstellung auf den<br />

Themenbereich Sport, bei den Mädchen auf den Themenbereich Lyrik und Poesie bezogen<br />

ist. Dabei sind die Aufgaben relativ offen zu halten (nicht alle Jungen mögen<br />

Fußball!).<br />

Am Ende <strong>der</strong> Stunde sollten die Kin<strong>der</strong> die Möglichkeit bekommen, ihre zuletzt<br />

erstellte Folie präsentieren zu dürfen. Spätestens hier erkennen sie die unterschiedlichen<br />

Aufgabenstellungen, welche direkt zum Anlass genommen werden kann, über<br />

Eindrücke und Empfindungen zu sprechen und die Bereitschaft über weitere <strong>der</strong>artige<br />

Unterrichtsversuche geklärt werden.<br />

51


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Ergebnissicherung<br />

Die Lehrkraft sollte während <strong>der</strong> Partnerarbeit beobachten, ob die Kin<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Bearbeitung <strong>der</strong> Aufgaben zurecht kommen. Da die ersten vier Aufgaben als Vorübung<br />

und Hinführung zur letzten Aufgabe konzipiert sind, sollte man etwaige Defizite bei<br />

<strong>der</strong> Ergebnispräsentation erkennen können und für diese zusammen mit <strong>der</strong> Klasse<br />

Verbesserungsvorschläge sammeln.<br />

Vorüberlegungen zur Auswertung<br />

Durch ein Unterrichtsgespräch am Ende <strong>der</strong> Stunde kann <strong>der</strong> allgemeine Eindruck <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> bezüglich des Unterrichtsversuchs aufgefangen werden. Bei positiver Resonanz<br />

können <strong>der</strong>artige Versuche fortgesetzt und gesteigert werden.<br />

52


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

7.4 Internet<br />

Rahmenkonzept<br />

Die Unterrichtseinheit besteht aus fünf Stunden und folgt dem Prinzip <strong>der</strong> „partiellen<br />

Seedukation“. Dabei werden vier Stunden geschlechtsdifferenziert und eine Stunde<br />

koedukativ abgehalten. Der Arbeitsablauf <strong>der</strong> beiden Gruppen ist gleich. Nach <strong>der</strong><br />

Erabeitung eines Informationsnetzwerkes mittels Pinnwänden erfolgt die Übertragung<br />

und Abstraktion auf Hypertextstrukturen. Dabei werden auch Aspekte wie Urheberrechte<br />

und die kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Informationen aus dem Internet behandelt.<br />

Die Unterrichtseinheit wird durch die Erstellung eines „Schüler-Wikis“ abgerundet.<br />

Zielplanung<br />

Analyse <strong>der</strong> Klassensituation<br />

Für eine „partielle Seedukation“ sollte <strong>der</strong> Mädchen- und Jungenanteil <strong>der</strong> Klasse<br />

ausgewogen sein. Um das Problem <strong>der</strong> doppelten Stundenanzahl zu verhin<strong>der</strong>n, können<br />

jeweils die Mädchen und Jungen zweier Parallelklassen zusammengelegt werden.<br />

Die Klassen müssen gut auf den Versuch vorbereitet werden. Die Bereitschaft, mit Jugendlichen<br />

<strong>der</strong> Parallelklasse zusammen zu arbeiten ist dabei genauso wichtig, wie<br />

das Vertrauen in die Lehrkraft, den folgenden Unterricht für beide Geschlechter gerecht<br />

und qualitativ gleichwertig zu gestalten.<br />

Didaktische Analyse und Festlegung <strong>der</strong> fachlichen Lernziele<br />

Aus [NuT7]:<br />

„Vernetzte Informationsstrukturen - Internet (ca. 12 Std.) Die Schüler erfahren,<br />

dass inhaltliche Zusammenhänge zwischen Dokumenten zu vernetzten Strukturen<br />

führen können, für die eine hierarchische Darstellung nicht ausreicht. An Beispielen<br />

aus dem Internet sammeln sie Erfahrungen mit dem Hypertext-Konzept, das<br />

sich beson<strong>der</strong>s gut zur Darstellung solcher Strukturen eignet und die Zusammenhänge<br />

einfach verfolgen lässt. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Schwerpunkt<br />

Physik vertiefen sie die neu gewonnenen Kenntnisse, indem sie selbst Hypertexte<br />

beispielsweise zum Thema „optische Geräte“ erstellen. Ihr Wissen über<br />

die Informationsstruktur des Internets macht ihnen die Notwendigkeit geeigneter<br />

Suchstrategien deutlich, um die erfor<strong>der</strong>lichen Informationen zu beschaffen. In<br />

diesem Rahmen werden auch rechtliche Aspekte des Interneteinsatzes angesprochen.<br />

• das Vernetzungsprinzip von Hypertexten, insbeson<strong>der</strong>e im Internet<br />

• die Klassen „Verweis“ und „Verweisziel“, Adressen als Attributwerte von<br />

Verweisen<br />

53


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

• die Beziehung „verweist auf“ zwischen Objekten<br />

• Analysieren und Erstellen von Hypertextstrukturen; Informationsbeschaffung<br />

im Internet“<br />

Zusammen mit dem Computer hält auch das Internet verstärkt Einzug in deutsche<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendzimmer. Das Internet gewinnt so als Informations- und Kommunikationsmedium<br />

immer mehr Bedeutung. Im Bezug auf die berufliche und private<br />

Zukunft spielt es eine sehr große Rolle. Bei <strong>der</strong> Suche nach Ausbildungsstellen o<strong>der</strong><br />

Studienplätzen ist das Internet inzwischen eine <strong>der</strong> wichtigsten Bezugsquellen. Auch<br />

im weiteren beruflichen Leben o<strong>der</strong> Studium wird <strong>der</strong> sichere Umgang mit Internetbrowsern<br />

sowie die Fähigkeit, Informationen schnell zu finden und zu analysieren,<br />

oft vorausgesetzt. Wichtig ist hierbei, dass die Jugendlichen nicht nur den Umgang<br />

mit <strong>der</strong> Software und den strukturellen Aufbau von Hypertextsystemen kennenlernen,<br />

son<strong>der</strong>n sich auch kritisch mit den Informationen auseinan<strong>der</strong>setzen. Die Prüfung<br />

auf fachliche Korrektheit und die Analyse <strong>der</strong> Urheberrechte vor einer weiteren<br />

Verwendung spielen dabei eine entscheidende Rolle. Um die Theorie zu verinnerlichen<br />

und einzuüben, sollen die Schülerinnen und Schüler mithilfe eines hypertextfähigen<br />

Editors eine Struktur von eigenen HTML-Seiten erstellen. Das Erlernen <strong>der</strong> Sprache<br />

„HTML“ ist dabei nicht notwendig. Da das Hypertextprinzip den Jugendlichen voraussichtlich<br />

schwerer fallen wird, als <strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong> Software, soll dies durch<br />

praktische Übungen ohne Computer kennengelernt werden und erst dann auf dem<br />

nötigen Abstraktionsgrad mit dem Computersystem in Verbindung gebracht werden.<br />

Erweiterte Ziele im Sinne einer reexiven Koedukation<br />

Bei diesem Konzept kommen vor allem die Vorteile, die eine „partielle Seedukation“<br />

mit sich bringt, zum tragen (vgl. Kapitel 4.3). Des weiteren erhalten die Mädchen die<br />

Möglichkeit, ihr Interesse und Selbstvertrauen im Fach Physik durch eigene Wahl <strong>der</strong><br />

Themenbereiche zu steigern. Die Jungen können durch die freie Organisation <strong>der</strong> Arbeit<br />

ihre Kooperationsfähigkeit för<strong>der</strong>n und Konfliktlösestrategien einüben. Durch die<br />

Trennung <strong>der</strong> Mädchen und Jungen entsteht eine Wettbewerbssituation, die durch die<br />

abschließende Zusammenführung aller Ergebnisse relativiert wird und somit das Klima<br />

innerhalb <strong>der</strong> beiden Klassen und das Zusammengehörigkeitsgefühl för<strong>der</strong>t.<br />

Vorbereitung<br />

Festlegung <strong>der</strong> Sozialform<br />

Die Informationsrecherche und -auswahl erfolgt durch entdeckendes Lernen. Die<br />

Jugendlichen organisieren sich dabei selbst, können also Kleingruppen bilden o<strong>der</strong><br />

einzeln arbeiten. In Form eines Unterrichtsgesprächs wird das Hypertextkonzept erarbeitet.<br />

Die Erstellung <strong>der</strong> HTML-Seiten geschieht durch Zweiergruppen am Computer.<br />

54


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Bei <strong>der</strong> Präsentation werden die Ergebnisse von den Mädchen und Jungen selbst frontal<br />

vorgestellt und danach gemeinsam zusammengeführt und verknüpft.<br />

Auswahl <strong>der</strong> Medien<br />

Für die Informationssuche und -darstellung müssen mehrere verschiedene Lexika und<br />

Schulbücher sowie eine Pinnwand mit Kärtchen zur Verfügung gestellt werden. Die Erarbeitung<br />

<strong>der</strong> Theorie und Präsentation <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgt mithilfe von Videobeamer<br />

und Tafel. Für die Erstellung <strong>der</strong> HTML-Seiten soll ein einfacher hypertextfähiger<br />

Editor gewählt werden.<br />

Checkliste für die Arbeitsmaterialien<br />

• Lexika<br />

• Pinnwand mit Kärtchen und Wolle<br />

Struktur des Stundenverlaufs<br />

Einstieg<br />

Die Unterrichtseinheit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Lehrkraft für das Fach<br />

Physik. Die Mädchen- und Jungengruppe sollte sich im Vorfeld auf je einen Themenkomplex<br />

des Physikanfangsunterrichts – also „Optik“, „Der elektrische Strom“ o<strong>der</strong><br />

„Kräfte in <strong>der</strong> Natur und Technik“ – festlegen. Um Überschneidungen und Redundanzen<br />

zu vermeiden, sollten die beiden Gruppen unterschiedliche Themenbereiche<br />

wählen. Je nach Planung und Organisation des Physikunterrichts kann die Physiklehrkraft<br />

auch spezielle Inhalte o<strong>der</strong> einen ganzen Themenbereich ausschließen. In<br />

<strong>der</strong> ersten Stunde <strong>der</strong> Unterrichtseinheit erhalten die Jugendlichen den Arbeitsauftrag,<br />

wichtige Begriffe und <strong>der</strong>en Definitionen aus ihrem gewählten Themenkomplex<br />

mithilfe <strong>der</strong> Lexika herauszuarbeiten.<br />

Erarbeitung<br />

Im Sinne einer För<strong>der</strong>ung von Kooperations- und Kompromissbereitschaft werden die<br />

Schülerinnen und Schüler angehalten, sich selbst zu organisieren. Hierbei sollte die<br />

Lehrkraft nur bei Ausartung <strong>der</strong> Diskussion eingreifen. Durch die offene Aufgabenstellung<br />

arbeiten sie sich von einem Begriff zum nächsten durch die verschiedenen Lexika<br />

und können sich von ihren Interessen lenken lassen. Die Begriffe und ihre Erklärungen<br />

werden zusammen mit <strong>der</strong> Quellenangabe auf Kärtchen festgehalten und auf <strong>der</strong><br />

Pinnwand mit Wollfäden zu einem Netzwerk verbunden. In <strong>der</strong> Folgestunde wird anhand<br />

<strong>der</strong> Kärtchenstruktur das Hypertextprinzip erarbeitet. Im Anschluss werden im<br />

Internet Suchmaschinen und freie Online-Enzyklopädien erprobt. In diesem Zusammenhang<br />

werden wichtige Aspekte zum Copyright erarbeitet und die Jugendlichen<br />

55


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

für eine kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Informationen aus dem Internet sensibilisiert.<br />

In <strong>der</strong> zweiten und dritten Stunde übertragen die Schülerinnen und Schüler die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Kärtchen mittels eines hypertextfähigen Editors auf HTML-Seiten und<br />

ergänzen sie mit „freien“ Bil<strong>der</strong>n aus dem Internet. Durch Verknüpfungen entsteht ein<br />

„Schüler-Wiki“, welches in einen vorgegebenen Rahmen eingebunden wird, <strong>der</strong> eine<br />

Startseite und Suchfunktion bietet.<br />

Ergebnissicherung<br />

Für die fünfte Stunde finden sich die ursprünglichen Klassen wie<strong>der</strong> zusammen und<br />

stellen sich gegenseitig ihre Ergebnisse vor. Bei dieser Präsentation wird versucht die<br />

beiden Systeme an geeigneten Stellen zu verknüpfen. Das erstellte „Schüler-Wiki“<br />

kann im Laufe <strong>der</strong> Zeit um weitere Inhalte und Fächer ergänzt werden und eignet<br />

sich gut für eine Präsentation am „Tag <strong>der</strong> offenen Tür“.<br />

Vorüberlegungen zur Auswertung<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Unterrichtseinheit gilt es zu prüfen, ob das Klassenklima durch<br />

die zeitweise Trennung geför<strong>der</strong>t wurde o<strong>der</strong> sich eher negativ entwickelt hat. Zudem<br />

sollte eine Beobachtung o<strong>der</strong> Befragung angestellt werden, wie die Schülerinnen und<br />

Schüler die Unterrichtseinheit empfunden haben und ob sie für weiter Versuche bereit<br />

wären.<br />

56


7.5 Algorithmen<br />

Rahmenkonzept<br />

7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Die Unterrichtseinheit umfasst zwei Stunden und erfolgt koedukativ. In <strong>der</strong> ersten<br />

Stunde werden verschiedene Berufsprofile unter dem Aspekt des Computereinsatzes<br />

erarbeitet und eine erste Ablaufbeschreibung einer Aufgabe erstellt. Nach <strong>der</strong> Vorstellung<br />

<strong>der</strong> Ablaufbeschreibungen am Ende <strong>der</strong> ersten, bzw. am Anfang <strong>der</strong> zweiten<br />

Stunde werden diese analysiert und die Grundbausteine eines Algorithmus herausgearbeitet.<br />

Im Anschluss daran erhalten die Schülerinnen und Schüler nochmals ausreichend<br />

Zeit, um ihre Ablaufbeschreibungen zu optimieren.<br />

Zielplanung<br />

Analyse <strong>der</strong> Klassensituation<br />

Das Thema „Algorithmen“ wird zumeist am Ende des Schuljahres bearbeitet. Somit<br />

sollte man sich auf eine eventuell gemin<strong>der</strong>te Leistungsbereitschaft und -fähigkeit <strong>der</strong><br />

Schülerinnen und Schüler einstellen und verstärkt den Aspekt <strong>der</strong> Motivation fokussieren.<br />

Für den folgenden Konzeptvorschlag ist eine grundlegend kooperative Arbeitsatmosphäre<br />

in <strong>der</strong> Klasse unabdingbar. Des weiteren empfiehlt es sich, wenn die<br />

Jugendlichen bereits Erfahrungen mit Unterrichtsversuchen zur „reflexiven Koedukation“<br />

gemacht haben und eine generelle Bereitschaft vorliegt, sich auf weitere einzulassen.<br />

Didaktische Analyse und Festlegung <strong>der</strong> fachlichen Lernziele<br />

Aus [NuT7]:<br />

„NT 7.2.3 Beschreibung von Abläufen durch Algorithmen (ca. 12 Std.)<br />

Die Schüler lernen eines <strong>der</strong> wichtigsten Grundprinzipien <strong>der</strong> automatischen Informationsverarbeitung<br />

kennen und erhalten einen ersten Einblick in seine Anwendung.<br />

Sie lernen, dass sich ganz allgemein mit Algorithmen Abläufe präzise und<br />

verständlich beschreiben lassen, und üben an konkreten Sachverhalten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

naturwissenschaftlichen Experimenten, Vorgänge aus einfachen Bausteinen<br />

aufzubauen. Dabei arbeiten sie mit einem Programmiersystem, mit dem sie die<br />

Algorithmen intuitiv umsetzen können und bei dem die Einzelschritte des Ablaufs<br />

altersgemäß visualisiert werden.<br />

• Formulieren von Verarbeitungsvorschriften und Versuchsabläufen in Alltagssprache<br />

[→ D 6.2, D 7.1 Vorgänge beschreiben; NT 7.1]<br />

• Bausteine von Algorithmen: Anweisung, Sequenz, Bedingte Anweisung, Wie<strong>der</strong>holung<br />

• Programmieren eines einfachen <strong>Informatik</strong>systems unter Verwendung dieser<br />

Bausteine“<br />

57


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Die Jugendlichen sollen anhand <strong>der</strong> Beschreibung von Alltagsabläufen in natürlicher<br />

Sprache das Prinzip von Algorithmen – eine <strong>der</strong> wichtigsten Grundlagen von <strong>Informatik</strong>systemen<br />

– verstehen. Durch die Einführung über Beispiele aus <strong>der</strong> Realität soll<br />

<strong>der</strong> Gegenwartsbezug hergestellt und betont werden, da die Zukunftsbedeutung für<br />

alle Schülerinnen und Schüler, die nicht das naturwissenschaftlich-technische Gymnasium<br />

besuchen und somit <strong>Informatik</strong> nach dieser Jahrgangsstufe ablegen, schwer<br />

herzustellen ist. Das Prinzip eines Algorithmus kann erst dann als verstanden angesehen<br />

werden, wenn die Schülerin bzw. <strong>der</strong> Schüler die Struktur verinnerlicht hat<br />

und die Grundbausteine „Anweisung“, „Sequenz“, „Bedingte Anweisung“ und „Wie<strong>der</strong>holung“<br />

in Abläufen selbst erkennt und umsetzt. Dies wird einigen Jugendlichen<br />

voraussichtlich Schwierigkeiten bereiten. Daher ist darauf zu achten, dass genug Zeit<br />

zur Verfügung steht, eigene Algorithmen zu entwerfen, zu testen und in mehreren<br />

Schritten zu optimieren.<br />

Erweiterte Ziele im Sinne einer reexiven Koedukation<br />

In dieser Unterrichtseinheit sollen durch Auseinan<strong>der</strong>setzung mit „geschlechtsuntypischen“<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n die Berufsspektren <strong>der</strong> Mädchen und Jungen erweitert werden.<br />

Innerhalb von Gruppenarbeiten soll die Kooperation geför<strong>der</strong>t werden und die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit ethischen Fragen bezüglich des Ersatzes menschlicher Arbeitskraft<br />

durch Computersysteme erfolgen.<br />

Vorbereitung<br />

Festlegung <strong>der</strong> Sozialform<br />

Die Erarbeitung <strong>der</strong> Aufgaben zu den Berufsprofilen, sowie die Optimierung <strong>der</strong> Ablaufbeschreibungen<br />

in <strong>der</strong> zweiten Stunde erfolgen innerhalb geschlechtshomogener<br />

Gruppen von 4-5 Personen. Innerhalb eines Unterrichtsgesprächs werden anhand von<br />

im Plenum „nachgestellten“ Ablaufbeschreibungen die Grundbausteine von Algorithmen<br />

gemeinsam erarbeitet.<br />

Auswahl <strong>der</strong> Medien<br />

Die Jugendlichen arbeiten selbstständig mit den Beschreibungen <strong>der</strong> Berufsprofile und<br />

den dazugehörigen Arbeitsblättern. Zur Hinführung an die Erstellung <strong>der</strong> Ablaufbeschreibungen<br />

wird eine kurze Filmsequenz vorbereitet, in <strong>der</strong> ein Roboter menschliche,<br />

jedoch nicht gewalttätige, Verhaltensweisen zeigt, z.B. aus dem Film „Nummer 5<br />

lebt“. Die Ablaufbeschreibungen werden als Ergebnisse <strong>der</strong> Gruppenarbeiten mithilfe<br />

von Tageslichtprojektorfolien festgehalten.<br />

58


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Checkliste für die Arbeitsmaterialien<br />

• Berufsprofile für die Mädchengruppen: „Elektriker/-in“, „Mechatroniker/-in“,<br />

„<strong>Technische</strong>(r) Zeichner/-in“, „Forstwirt/-in“ (siehe Anhang C)<br />

• Berufsprofile für die Jungengruppen: „Arzthelfer/-in“, „Florist/-in“,<br />

„Ergotherapeut/-in“, „Diätassistent/-in“ (siehe Anhang C)<br />

• Arbeitsanweisungen (siehe Anhang C)<br />

• linierte Folien und Stifte<br />

• Filmsequenz<br />

• Exemplarische Ablaufbeschreibung für eventuelle Hilfestellung<br />

(siehe Anhang C)<br />

Struktur des Stundenverlaufs<br />

Einstieg<br />

In <strong>der</strong> Einstiegsphase werden die Schülerinnen und Schüler mit dem organisatorischen<br />

Rahmen <strong>der</strong> Unterrichtseinheit vertraut gemacht. Geschlechtshomogene Gruppen werden<br />

gebildet und vorbereitete Aufgaben durch die Lehrkraft zugeteilt. Dabei erhalten<br />

die Gruppen Berufsprofile, die nicht ihrem Geschlechterstereotyp entsprechen, um<br />

durch diese Konfrontation ihr Interessenspektrum zu erweitern und die Bereitschaft<br />

zur Auseinan<strong>der</strong>setzung mit „untypischen“ Interessensbereichen zu trainieren.<br />

Erarbeitung<br />

Während dieser Phase arbeiten die Gruppen die typischen Aufgabenbereiche in den<br />

ihnen zugeteilten Berufen heraus und überlegen, wie durch den Einsatz von Computersystemen<br />

die Arbeit in diesem Bereich erleichtert werden könnte. Danach erfolgt<br />

die Einspielung <strong>der</strong> Filmsequenz aus dem Film „Nr. 5 lebt“. So wird die Erstellung<br />

von Arbeitsabläufen in den Gruppen motiviert. Hierbei können sich die Jugendlichen<br />

Aufgaben aus den jeweiligen Berufsfel<strong>der</strong>n selbst wählen, wobei darauf geachtet werden<br />

muss, dass diese nicht zu umfangreich sind. Orientierungslosen Gruppen kann<br />

als Anregung <strong>der</strong> Beispielablauf als Hilfestellung gegeben werden. Die Ausarbeitung<br />

<strong>der</strong> Ablaufbeschreibungen sollte je nach Arbeitsweise <strong>der</strong> Gruppen etwa 20–30 Minuten<br />

in Anspruch nehmen. Die fertigen Ablaufbeschreibungen werden auf Folien<br />

für den Tageslichtprojektor festgehalten. Im Anschluss werden die Aufgaben auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> Anweisungen von einem Mitglied einer an<strong>der</strong>en Gruppe vor <strong>der</strong> Klasse<br />

pantomimisch nachgestellt und zu erraten versucht, welche Aufgabe ausgeführt wird.<br />

Anhand dieser Übung sollen die Jugendlichen zum einen die Schwierigkeiten bei <strong>der</strong><br />

59


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

Erstellung eines Algorithmus erkennen, zum an<strong>der</strong>en im Rahmen eines Unterrichtsgesprächs<br />

zusammen mit <strong>der</strong> Lehrkraft die Grundbausteine „Anweisung“, „Sequenz“,<br />

„Bedingte Anweisung“ und „Wie<strong>der</strong>holung“ herausarbeiten, welche in späteren Unterrichtseinheiten<br />

formal festgehalten werden. Nachdem die Schülerinnen und Schüler<br />

diese Erkenntnisse gewonnen haben, finden sie sich wie<strong>der</strong> in den Gruppen zusammen<br />

und versuchen ihre Algorithmen zu optimieren.<br />

Ergebnissicherung<br />

Durch die nochmalige Überarbeitung <strong>der</strong> Algorithmen in den Gruppen und die anschließende<br />

Überprüfung <strong>der</strong> fertigen Ergebnisse durch die Lehrkraft erfolgt die Ergebnissicherung<br />

und die Analyse, welche Bereiche den Jugendlichen noch schwer fallen<br />

und in folgenden Stunden nochmals wie<strong>der</strong>holt und eingeübt werden müssen.<br />

Vorüberlegungen zur Auswertung<br />

Die Auswertung muss sehr sorgfältig durchgeführt werden, um sicher zu gehen, dass<br />

wirklich alle Schülerinnen und Schüler das Prinzip eines Algorithmus verstanden haben.<br />

Bei Unklarheiten muss in Folgestunden nochmals vertieft auf die Behebung von<br />

Schwierigkeiten und Verständnisproblemen eingegangen werden.<br />

60


7.6 Ideen und Anregungen<br />

7.6.1 Textverarbeitung<br />

7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

In einer Unterrichtseinheit im Umfang von 1–2 Stunden werden auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong><br />

Vorstunden, in welcher <strong>der</strong> Umgang mit einem Textverarbeitungsprogramm eingeübt<br />

wurde, im Rahmen eines Expertenpuzzles die Attribute und Methoden <strong>der</strong> Klassen<br />

ZEICHEN und ABSATZ erarbeitet. Die Expertenrunde besteht aus vier geschlechtshomogenen<br />

Gruppen. Die Aufgabenstellung und -verteilung könnte dabei folgen<strong>der</strong>maßen<br />

aussehen:<br />

• Gruppe A (Mädchengruppe): Welche Attribute enthält die Klasse ZEICHEN?<br />

Lösungsvorschlag: Inhalt, Schriftart, Schriftgrad, Schriftfarbe, Fett, Kursiv,<br />

Unterstreichung, Markiert, usw.<br />

• Gruppe B (Jungengruppe): Welche Methoden enthält die Klasse ZEICHEN?<br />

Lösungsvorschlag: SchriftartSetzen(), InhaltSetzen(), SichZeichnen(),<br />

Markieren(), usw.<br />

• Gruppe C (Jungengruppe): Welche Attribute enthält die Klasse ABSATZ?<br />

Lösungsvorschlag: Ausrichtung, EinzugLinks, EinzugRechts, AbstandVor,<br />

AbstandNach, Zeilenabstand, Rahmen, Markiert, usw.<br />

• Gruppe D (Mädchengruppe): Welche Methoden enthält die Klasse ABSATZ?<br />

Lösungsvorschlag: AusrichtungSetzen(), ZeilenabstandSetzen(), EinzugLinksSetzen(),<br />

usw.<br />

In <strong>der</strong> Unterrichtsrunde werden die Ergebnisse in den neuen Gruppen zusammengetragen.<br />

Die Kin<strong>der</strong> prüfen, ob ihre Attribute und Methoden <strong>der</strong> jeweiligen Klassen<br />

zusammenpassen und gleichen sie bei Bedarf an. Des weiteren stellen sie einen Vergleich<br />

bei<strong>der</strong> Klassen an. Dieser soll ihnen im folgenden Unterrichtsgespräch helfen,<br />

die Verbindung <strong>der</strong> beiden Klassen durch die „Enthält“-Beziehung herauszuarbeiten.<br />

Während <strong>der</strong> Unterrichtsrunde sollte die Lehrkraft darauf achten, dass sich alle Kin<strong>der</strong><br />

in ihren Gruppen einbringen könnte.<br />

7.6.2 Objektorientierte Modellierung<br />

Die Umsetzung dieses Vorschlags dient einer vertiefenden Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> objektorientierten<br />

Modellierung am Ende <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 6 o<strong>der</strong> einer auffrischenden<br />

Wie<strong>der</strong>holung zu Beginn <strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe. Die Schülerinnen und Schüler entwerfen<br />

dabei Fankarten wahlweise für eine Musikgruppe o<strong>der</strong> eine Sportmannschaft. So<br />

erfolgt spielerisch die Herausarbeitung <strong>der</strong> Beziehungen <strong>der</strong> Klassen MUSIKGRUP-<br />

PE, SÄNGER und MUSIKER bzw. MANNSCHAFT, TRAINER und SPIELER mit ihren<br />

61


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

zugehörigen Attributen und Methoden. Anhand <strong>der</strong> Erstellung einer Fankartenvorlage<br />

und einer konkreten Fankarte mithilfe <strong>der</strong> Software für Multimediapräsentationen<br />

kann <strong>der</strong> Unterschied zwischen Klassen- und Objektdiagramm thematisiert werden.<br />

Abbildung 7.3: Klassendiagramm FUSSBALLMANNSCHAFT<br />

7.6.3 E-Mail<br />

Die Unterrichtseinheit ist auf zwei Stunden ausgelegt und verfolgt das Lernziel, die<br />

Klasse NACHRICHT kennenzulernen und den Umgang mit Software zum Senden<br />

und Empfangen elektronischer Nachrichten einzuüben. In <strong>der</strong> ersten Stunde erarbeiten<br />

die Mädchen in Gruppenarbeit (z.B. durch ein Expertenpuzzle) die Attribute und<br />

Methoden <strong>der</strong> Klasse NACHRICHT. Die Lehrkraft hat im Vorfeld aus Themenbereichen<br />

<strong>der</strong> Physik verschiedene Rätsel ausgewählt und jedes in vier Teile zerlegt. Jedem<br />

Jungen wird ein Teil via E-Mail zugeschickt. In <strong>der</strong> Unterrichtsstunde haben sie nun<br />

die Aufgabe, ausschließlich durch E-Mailkommunikation die restlichen Teile ihres Rätsels<br />

zu finden und es gemeinsam zu lösen.<br />

In <strong>der</strong> Folgestunde wird getauscht und während die Jungen die Attribute und Methoden<br />

<strong>der</strong> Klasse NACHRICHT in Gruppen erarbeiten, versuchen die Mädchen durch<br />

Kommunikation via E-Mail die Rätsel zu lösen.<br />

7.6.4 Projekt Gefahren im Internet<br />

Im Zusammenhang mit dem zunehmenden Einfluss des Internets auf Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

wird vorgeschlagen, das Thema „Gefahren im Internet“ im Rahmen eines<br />

62


7 Konkrete Vorschläge zu ausgewählten Themen<br />

außerunterrichtlichen Projekts zu behandeln, da dies den Rahmen des <strong>Informatik</strong>unterrichts<br />

sprengen würde. Hilfestellungen für <strong>der</strong>artige Projekte bietet die Organisation<br />

„Klicksafe“ 8 , die sich mit Themen wie Rechtsradikalismus, Pornographie, Gewaltdarstellung<br />

und Pädosexualität im Internet beschäftigt. Dabei werden nicht nur die<br />

Gefahren selbst, son<strong>der</strong>n vor allem auch Möglichkeiten zum Schutz vor diesen aufgezeigt.<br />

Im Rahmen ihrer Aufklärungsarbeit erschien 2005 <strong>der</strong> inzwischen recht populäre Fernsehspot<br />

„Wo ist Klaus?“ 9 .<br />

8 http://www.klicksafe.de<br />

9 http://www.klicksafe.de/common/presse.php?site=spot<br />

63


8 Fazit und Ausblick<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Koedukation und ihrer Debatte gibt einen Überblick über Ursachen<br />

und Hintergründe <strong>der</strong> aktuellen Kritik am koedukativen Schulsystem. Die unterschiedliche<br />

Entwicklung <strong>der</strong> höheren Mädchen- und Knabenbildung und die wenig<br />

reflektierte Einführung <strong>der</strong> Koedukation in den 1960er Jahren beeinflussen bis heute<br />

Probleme und Missstände an Gymnasien. Zur Behebung dieser Missstände ist eine<br />

Nivellierung o<strong>der</strong> Unterdrückung geschlechtsspezifischer Unterschiede nicht för<strong>der</strong>lich.<br />

Deshalb gilt es diese zu analysieren, bevor <strong>der</strong> Versuch einer Verbesserung gelingen<br />

kann. Die Untersuchung spezifischer Unterschiede und Stereotypen gestaltet<br />

sich aufgrund <strong>der</strong> Individualtät <strong>der</strong> Heranwachsenden und <strong>der</strong> geringen Anzahl repräsentativer<br />

Studien oft schwierig. Das Ergebnis dieser Analysen liefert Aussagen<br />

über Verhaltens- und Interessenstendenzen von Mädchen und Jungen. Grob zusammengefasst<br />

können bei den Mädchen bessere allgemeine schulische Leistungen, eine<br />

Interessenskonzentration auf den Bereich <strong>der</strong> Sprachen in <strong>der</strong> Schule, kooperative Arbeitsweisen<br />

und die Tendenz zur Unterschätzung <strong>der</strong> eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse<br />

beobachtet werden. Bei den Jungen stechen bessere Leistungen und stärkeres<br />

Interesse in naturwissenschaftlich-technischen Lernbereichen, eine leistungs- und motivationsför<strong>der</strong>nde<br />

Selbsteinschätzung – Erfolge und Misserfolge betreffend – sowie<br />

wettbewerbsorientierte Arbeitsweisen heraus. Des weiteren wurden bei beiden Geschlechtern<br />

spezifische Probleme, teils auch Defizite, im Bereich <strong>der</strong> Sozialisation und<br />

Entwicklung beobachtet. Diese Ergebnisse bieten einen Ausgangspunkt und eine erste<br />

Grundlage für eine „geschlechtssensible“ Umgestaltung des koedukativen Schulsystems.<br />

Sie stellen jedoch den Anspruch einer ständigen Reflexion und Anpassung<br />

bezüglich konkreter Schulen bzw. Klassen. Gelenkt wird die Umgestaltung durch das<br />

Konzept <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“. Einerseits kann diese im großen Rahmen durch<br />

die Einbindung in das Schulprogramm, an<strong>der</strong>erseits auf Ebene einzelner Fächer durch<br />

schrittweise Umgestaltung des Unterrichts erfolgen. In beiden Fällen ist ein sensibler<br />

Umgang mit <strong>der</strong> Thematik erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Der <strong>Informatik</strong>unterricht bietet aufgrund seiner Konzeption verschiedene Realisierungsmöglichkeiten,<br />

wie anhand einiger Konzeptvorschläge aufgezeigt wurde. So<br />

kann beispielsweise einer unbewussten Vermittlung von Geschlechterstereotypen<br />

durch die Lehrkraft mit dem verstärkten Einsatz kooperativer, schülerzentrierter Arbeitsweisen<br />

entgegengewirkt werden. Mit dem Wechsel von praktischen und theoretischen<br />

Inhalten sowie <strong>der</strong> Arbeit mit und ohne Computer werden den Kin<strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen verschiedene Zugangsweisen ermöglicht und das Verhaltensrepertoire<br />

erweitert. Die Lehrkraft hat somit die Möglichkeit, Interessen differenziert anzuspre-<br />

64


8 Fazit und Ausblick<br />

chen, das Klassenklima zu verbessern und das Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler bezüglich ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse in „<strong>Informatik</strong>“ zu stärken.<br />

Eine Thematisierung <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ im Rahmen eines Großprojekts und<br />

die Einbindung in das Schulprogramm ist hierbei zwar för<strong>der</strong>lich, jedoch nicht zwingend<br />

notwendig.<br />

Ähnlich dem <strong>Informatik</strong>unterricht gibt es in den an<strong>der</strong>en Fächern Möglichkeiten<br />

zur „geschlechtssensiblen“ Umgestaltung. Die Ziele <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ sind<br />

dann erreicht, wenn Mädchen und Jungen an <strong>der</strong> Schule die Möglichkeit einer maximalen<br />

spezifischen För<strong>der</strong>ung haben, ihre Verhaltensrepertoires und Interessensspektren<br />

voll entfalten können und Vorurteile sowie Rollenzuschreibungen gegenüber dem<br />

an<strong>der</strong>en Geschlecht minimiert sind. Die Ausarbeitungen haben gezeigt, dass es zur Erreichung<br />

<strong>der</strong> Ziele verschiedene Möglichkeiten gibt. Eine gänzlich erfolgreiche Durchsetzung<br />

dieser ist jedoch kaum zu realisieren. Dennoch ist es wichtig, die Zielsetzungen<br />

weiterhin zu verfolgen und im Rahmen „reflexiver Koedukation“ eine „geschlechtssensible“<br />

Gestaltung des Schullebens anzustreben.<br />

65


Glossar<br />

Geschlechterstereotyp Geschlechterstereotypen sind „die in einem Schema vereinigten<br />

Charakteristika <strong>der</strong> Geschlechterrolle [...], da sie vereinfacht und überakzentuiert<br />

das jeweilige Geschlecht kennzeichnen“. [Oer95: 273]<br />

Geschlechtsrolle „Geschlechtsrollen sind Verhaltensmuster, die man in einer bestimmten<br />

Gesellschaft jeweils für Männer und Frauen für angemessen hält. Sie liefern<br />

die grundlegenden Definitionen für Männlichkeit (Maskulinität) und Weiblichkeit (Femininität)“<br />

[Zim92: 79].<br />

Koedukation Der Begriff <strong>der</strong> Koedukation wird wie im allgemeinen Sprachgebrauch<br />

verwendet und beschreibt somit die gemeinsame Erziehung und Bildung von Mädchen<br />

und Jungen an <strong>der</strong> Schule.<br />

Partielle Seedukation Die Autorin versteht unter dem Begriff <strong>der</strong> „partiellen Seedukation“<br />

die zeitweise Trennung <strong>der</strong> Mädchen und Junge für einzelne Fächer, Stunden<br />

o<strong>der</strong> Projekte in einer koedukativen Schule.<br />

Reexive Koedukation Der Begriff <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ wird im Sinne <strong>der</strong><br />

Definition <strong>der</strong> Autorinnen Faulstich-Wieland und Horstkemper verwendet:<br />

„Reflexive Koedukation heißt für uns, dass wir alle pädagogischen Gestaltungen daraufhin<br />

durchleuchten wollen, ob sie die bestehenden Geschlechterverhältnisse eher<br />

stabilisieren, o<strong>der</strong> ob sie eine Auseinan<strong>der</strong>setzung und damit ihre Verän<strong>der</strong>ung för<strong>der</strong>n“<br />

[Leh02: 16]<br />

Stereotyp Unter Stereotypen versteht man im Allgemeinen die Reflexion von Überzeugungen,<br />

„die Menschen in Bezug auf die Persönlichkeitseigenschaften und Fähigkeiten<br />

hegen, die üblicherweise bei einzelnen Mitglie<strong>der</strong>n einer bestimmten Gruppe<br />

zu finden sind“ [Zim92: 570].<br />

66


Literaturverzeichnis<br />

[Dil99]<br />

Akademiebericht für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen: Pädagogik –<br />

Materialien für das Studienseminar am Gymnasium. Dillingen 1999, 3. Auflage, S.119–<br />

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[Fau87]<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore: Abschied von <strong>der</strong> Koedukation? Frankfurt a.M. 1987<br />

[Fau95]<br />

Faulstich-Wieland, Hannelore; Horstkemper, Marianne: „Trennt uns bitte, bitte nicht!“<br />

– Koedukation aus Mädchen- und Jungensicht. Opladen 1995<br />

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Frey, Elke; Hubwieser, Peter; Winhard, Ferdinand: <strong>Informatik</strong> 1 - Objekte, Strukturen,<br />

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Gudjons, Herbert: Pädagogisches Grundwissen. Bad Heilbrunn 2006, 9. Auflage, S.74–<br />

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Kaiser, Astrid: Koedukation und Jungen. Weinheim und Basel 2005<br />

[Kes02]<br />

Kessels, Ursula: Undoing Gen<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule – Eine empirische Studie über Koedukation<br />

und Geschlechtsidentität im Physikunterricht. Weinheim/München 2002<br />

[Leh02]<br />

Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen: Koedukation in <strong>der</strong> Schule reflektieren,<br />

weiterentwickeln, neu gestalten. Bönen 2002<br />

[Met91]<br />

Metz-Göckel, Sigrid; Frohnert, Sigrid; Hahn-Mausbach, Gabriele; Kauermann-Walter<br />

Jacqueline: Mädchen, Jungen und Computer - Geschlechtsspezifisches Sozial- und<br />

Lernverhalten beim Umgang mit Computern. Opladen 1991<br />

[NuT6]<br />

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München 2004<br />

Bezugsquelle (Stand Juni 2007):<br />

http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1/g8.de/index.php?StoryID=26433<br />

[NuT7]<br />

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung: Natur und Technik Jgst. 7 (G8).<br />

München 2004<br />

Bezugsquelle (Stand Juni 2007):<br />

http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1/g8.de/index.php?StoryID=26436<br />

[Oer95]<br />

Oerter, Rolf; Montada, Leo: Entwicklungspsychologie. Weinheim 1995, 3. Auflage<br />

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[Pfi88]<br />

Pfister, Gertrud: Zurück zur Mädchenschule? Pfaffenweiler 1988<br />

[Rie04]<br />

Riedl, Alfred: Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong>. Stuttgart 2004, S.86–109<br />

[Schi87]<br />

Schiersmann, Christiane: Computerkultur und weiblicher Lebenszusammenhang.<br />

Bonn 1987<br />

[Schü97]<br />

Schüßler, Ingeborg: Koedukation auf dem Prüfstand - Ein Modellprojekt zur Sensibilisierung<br />

zukünftiger LehrerInnen für eine Reflexive Koedukation. Kaiserslautern 1997<br />

[Stat07]<br />

GENESIS-Tabelle, Statistisches Bundesamt: Tabelle <strong>der</strong> Absolventen/Abgänger: Bundeslän<strong>der</strong>,<br />

Schuljahr, Geschlecht, Schulabschlüsse, Schulart. Wiesbaden 2007<br />

Bezugsquelle (Stand: 30.07.07):<br />

https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/<br />

dWerteabruf_Page;jsessionid=A52A88BE989961ED0797D6AE54EE4926.tc3<br />

[TIM07]<br />

Max-Planck-Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wissenschaften e.V.: TIMSS im Überblick<br />

Bezugsquelle (Stand Juli 2007):<br />

www.timms.mpg.de<br />

[Voy07]<br />

Voyles, Haller, Fossum: Teacher Response to Student Gen<strong>der</strong> Differences. Dundee,<br />

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in: ITiCSE’07: Proceedings of the 12th annual conference on Innovation and technology<br />

in computer science education. Dundee, Scotland 2007<br />

[Zim92]<br />

Zimbardo, Philip: Psychologie. Augsburg 1992, 5. Auflage<br />

69


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 6.1<br />

Abbildung aus: Frey, Karl; Schleich, Robert; Frey-Eiling, Angela: Manual für die<br />

Semesterarbeit „Gruppenunterricht nach <strong>der</strong> Puzzle-Methode“. Zürich 1994<br />

Abbildung 6.2<br />

Abbildung in Anlehnung an ebenda.<br />

Abbildung 7.1<br />

Bild links: Holzfarm Folker Schrade, Heidmoor.<br />

Bezugsquelle (Stand Juli 2007):<br />

http://www.holzfarm.de/catalog/images/58990Hammerspiel.jpg<br />

Bild rechts: JAKO-O GmbH, Bad Rodach.<br />

Bezugsquelle (Stand Juli 2007):<br />

http://www.jako-o.de/bil<strong>der</strong>/produkt/250/668794_1.jpg<br />

Abbildung 7.2<br />

Smileys. Vorlage zu Station 2.<br />

70


Anhang<br />

71


A. Pixel- und Vektorgraphiken<br />

Arbeitsblatt Mädchen<br />

Lernzirkel Mädchengruppen<br />

Arbeitsblatt Jungen<br />

Lernzirkel Jungengruppen


Arbeitsblatt: Bildbearbeitung (Gruppe M)<br />

Aufgabe 1:<br />

Öffne das Programm „Name des Malprogramms“.<br />

Zeichne einen Schmetterling und speichere ihn in Deinem Ordner ab.<br />

Mit welchem Spiel des Lernzirkels könnte man dieses Malprogramm<br />

vergleichen? Antwort: ___________________________<br />

Nimm Dir für diese Aufgabe maximal 10 Minuten Zeit.<br />

Aufgabe 2:<br />

Öffne das Programm „Name des Zeichenprogramms“.<br />

Zeichne einen Schmetterling und speichere ihn in Deinem Ordner ab.<br />

Mit welchem Spiel des Lernzirkels könnte man dieses Zeichenprogramm<br />

vergleichen? Antwort: ___________________________<br />

Nimm Dir auch für diese Aufgabe maximal 10 Minuten Zeit.<br />

Aufgabe 3:<br />

Nun sollen sich Deine Schmetterlinge bewegen.<br />

Sie breiten die Flügel aus, strecken die Fühler o<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n vielleicht sogar<br />

ihr Muster. Lass Deiner Phantasie freien Lauf.<br />

Notiere kurz, welche Än<strong>der</strong>ungen Dir leichter fielen und welche Dir<br />

Probleme bereiteten.<br />

Malprogramm:<br />

Zeichenprogramm:


Lernzirkel: Bildbearbeitung (Gruppe M)<br />

Station 1: Hämmerchenspiel<br />

1. Nimm Dir eine Korkplatte und gestalte darauf eine kleine Landschaft<br />

(Häuschen, Baum, Sonne, …)!<br />

2. Zähle die Einzelteile und notiere die Anzahl in Dein Heft!<br />

3. Wie verän<strong>der</strong>t sich die Anzahl <strong>der</strong> Teile, wenn einzelne Objekte<br />

(z.B. Hausdach, Baumkrone, Sonne, …) vergrößert bzw. verkleinert<br />

werden? Notiere auch dieses Ergebnis in Dein Heft!<br />

Zeit: 10 Minuten<br />

Station 2: Smileys<br />

Übertrage folgende Gesichter in Dein Heft!<br />

Zeit: 10 Minuten<br />

Station 3: Steckspiel<br />

1. Nimm Dir eine Steckplatte und gestalte mit den Steckern ein Haus!<br />

2. Zähle die Einzelteile und notiere die Anzahl in Dein Heft!<br />

3. Wie verän<strong>der</strong>t sich die Anzahl <strong>der</strong> Teile, wenn das Dach vergrößert<br />

bzw. verkleinert wird? Notiere auch dieses Ergebnis in Dein Heft!<br />

Zeit: 10 Minuten


Arbeitsblatt: Bildbearbeitung (Gruppe J)<br />

Aufgabe 1:<br />

Öffne das Programm „Name des Malprogramms“.<br />

Zeichne ein Auto und speichere es in Deinem Ordner ab.<br />

Nimm Dir für diese Aufgabe maximal 10 Minuten Zeit.<br />

Aufgabe 2:<br />

Öffne das Programm „Name des Zeichenprogramms“.<br />

Zeichne ein Auto und speichere es in Deinem Ordner ab.<br />

Nimm Dir auch für diese Aufgabe maximal 10 Minuten Zeit.<br />

Aufgabe 3:<br />

Nun sollen Deine Autos getunt werden.<br />

Spoiler, Alufelgen, Sportauspuff, eine neue Lackierung o<strong>der</strong> Tieferlegen…<br />

lass Deiner Phantasie freien Lauf.<br />

Notiere kurz, welche Än<strong>der</strong>ungen Dir leichter fielen und welche Dir<br />

Probleme bereiteten.<br />

Malprogramm:<br />

Zeichenprogramm:


Lernzirkel: Bildbearbeitung (Gruppe J)<br />

Station 1: Hämmerchenspiel<br />

1. Such Dir eine „Korkplattenlandschaft“ aus. Än<strong>der</strong>e bei drei<br />

Objekten (Hausdach, Baumstamm, Baumkrone, Sonne, …) die Farbe!<br />

2. Mit welchem Programm könnte man dieses Spiel vergleichen?<br />

Antwort: ___________________________<br />

3. Än<strong>der</strong>e bei einem Objekt die Größe! Wie verän<strong>der</strong>t sich die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Einzelteile? Notiere dieses Ergebnis in Dein Heft!<br />

Zeit: 10 Minuten<br />

Station 2: Smileys<br />

Übertrage folgende Gesichter in Dein Heft!<br />

Zeit: 10 Minuten<br />

Station 3: Steckspiel<br />

1. Such Dir ein „Steckerhäuschen“ aus. Än<strong>der</strong>e die Farbe des Daches!<br />

2. Mit welchem Programm könnte man dieses Spiel vergleichen?<br />

Antwort: ___________________________<br />

3. Wie verän<strong>der</strong>t sich die Anzahl <strong>der</strong> Teile, wenn das Dach vergrößert<br />

bzw. verkleinert wird? Notiere dieses Ergebnis in Dein Heft!<br />

Zeit: 10 Minuten


B. Multimediapräsentation<br />

Arbeitsblatt Mädchen<br />

Arbeitsblatt Jungen


Arbeitsblatt Multimediapräsentation (Mädchen)<br />

UAufgabe 1:<br />

Wofür Multimediapräsentationen?<br />

Bei welchen Gelegenheiten würdest du eine Multimediapräsentation einsetzen und<br />

was könnten dabei deiner Meinung nach die Vorteile sein?<br />

Besprich dich kurz mit deiner Nachbarin und notiere knapp deine Antworten.<br />

UAufgabe 2:<br />

„Ansichtssache“<br />

Im linken unteren Bereich findest du folgende Symbole, die verschiedene Ansichten <strong>der</strong><br />

Folien ermöglichen:<br />

(Alternativ findest du sie auch unter <strong>der</strong> Rubrik „Ansicht“ in <strong>der</strong> Menüleiste.)<br />

Probiere sie kurz aus und benenne sie!<br />

UAufgabe 3:<br />

Buntes Durcheinan<strong>der</strong><br />

Auf den Folien 3-5 ist ein Comic durcheinan<strong>der</strong> geraten.<br />

Bringe die Bil<strong>der</strong> mithilfe <strong>der</strong> „Foliensortierungsansicht“ in die richtige Reihenfolge.<br />

Füge direkt hinter dem Comic eine neue Folie mit <strong>der</strong> Aufschrift „ENDE“ ein.<br />

Folgende Tipps können dir bei Problemen weiterhelfen:<br />

Tipp 1: Eine neue Folie wird mit „Einfügen“ “Neue Folie“ erzeugt.<br />

Tipp 2: Um einen Text auf die Folie zu schreiben benötigst du ein Textfeld.<br />

UAufgabe 4:<br />

Was ist eine schöne Folie?<br />

Sieh dir Folie Nr. „..“ im Präsentationsmodus an.<br />

Überlege, was das Motto im Bezug auf eine Multimediapräsentationen bedeuten könnte und<br />

notiere deine Überlegungen stichpunktartig!<br />

UAufgabe 5:<br />

Aktiv & Kreativ<br />

Suche dir zusammen mit deiner Nachbarin einen netten Spruch (Poesiealbumspruch, Witz,<br />

SMS-Spruch, Weisheit, o<strong>der</strong> ähnliches) aus und versucht gemeinsam, den Spruch auf Folie 9<br />

ansprechend darzustellen.<br />

Im Verzeichnis „.../Bil<strong>der</strong>sammlung“ stehen dir verschiedene Bil<strong>der</strong> zur Verfügung.<br />

Entscheide dich dabei im Vorfeld für ein Unterverzeichnis!<br />

Auf <strong>der</strong> Rückseite kannst du dir vorher eine kleine Skizze anfertigen.


Arbeitsblatt Multimediapräsentation (Jungen)<br />

UAufgabe 1:<br />

Wofür Multimediapräsentationen?<br />

Bei welchen Gelegenheiten hast du schon einmal eine Multimediapräsentation eingesetzt,<br />

bzw. würdest du gerne einmal eine einsetzen?<br />

Was waren bzw. wären dabei deiner Meinung nach die Vorteile?<br />

Besprich dich kurz mit deinem Nachbarn und notiere knapp deine Antworten.<br />

UAufgabe 2:<br />

„Ansichtssache“<br />

Welche drei verschiedenen Ansichtmöglichkeiten für Folien gibt es?<br />

Probiere sie kurz aus und benenne sie!<br />

UAufgabe 3:<br />

Buntes Durcheinan<strong>der</strong><br />

Auf den Folien 3-5 ist ein Comic durcheinan<strong>der</strong> geraten.<br />

Bringe die Bil<strong>der</strong> mithilfe <strong>der</strong> „Foliensortierungsansicht“ in die richtige Reihenfolge.<br />

Füge direkt hinter dem Comic eine neue Folie mit <strong>der</strong> Aufschrift „ENDE“ ein.<br />

Folgende Tipps können dir bei Problemen weiterhelfen:<br />

Tipp 1: Eine neue Folie wird mit „Einfügen““Neue Folie“ erzeugt.<br />

Tipp 2: Um einen Text auf die Folie zu schreiben benötigst du ein Textfeld.<br />

UAufgabe 4:<br />

Was ist eine schöne Folie?<br />

Sieh dir die Präsentation auf Folie Nr. „...“ an.<br />

Überlege, was bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Folie nicht optimal gelaufen ist und was du verbessern<br />

würdest. Notiere deine Überlegungen stichpunktartig!<br />

UAufgabe 5:U<br />

Aktiv & Kreativ<br />

Beim Spiel deiner Lieblingsmannschaft erscheint auf den Leinwänden im Stadion ein<br />

Anfeuerungsspruch für deine Mannschaft.<br />

Überlege zusammen mit deinem Nachbarn, wie <strong>der</strong> Spruch lauten könnte und versucht<br />

gemeinsam, den Spruch auf Folie 9 ansprechend darzustellen.<br />

Im Verzeichnis „.../Bil<strong>der</strong>sammlung“ stehen dir verschiedene Bil<strong>der</strong> zur Verfügung.<br />

In diesem Rahmen kannst du dir vorher eine kleine Skizze anfertigen.


C. Algorithmen<br />

Berufsprol Elektriker/-in<br />

Berufsprol Mechatroniker/-in<br />

Berufsprol <strong>Technische</strong>(r) Zeichner/-in<br />

Berufsprol Forstwirt/-in<br />

Berufsprol Arzthelfer/-in<br />

Berufsprol Florist/-in<br />

Berufsprol Ergotherapeut/-in<br />

Berufsprol Diätassistent/-in<br />

Arbeitsanweisungen<br />

Exemplarische Ablaufbeschreibung


Elektroniker/in für Automatisierungstechnik<br />

Worum geht es?<br />

Elektroniker/innen für Automatisierungstechnik richten hochkomplexe, rechner-gesteuerte<br />

Anlagen ein, z.B. Produktionsautomaten und Fertigungsstraßen, Verkehrsleitsysteme o<strong>der</strong><br />

Anlagen <strong>der</strong> Verfahrenstechnik. Sie sorgen dafür, dass die jeweiligen Einzelkomponenten<br />

schließlich ein automatisch arbeitendes Gesamt-system bilden, programmieren und testen<br />

die Anlagen, nehmen sie in Betrieb und halten sie instand.<br />

Die Maschinerie am Laufen halten<br />

Automatisierungssysteme falten Kartons und bestücken sie mit eingeschweißten Tabletten,<br />

füllen Kaffee in Portionen zu je einem Kilo ab o<strong>der</strong> steuern Straßenampeln so, dass sie<br />

rechtzeitig auf Rot springen. Die Befehle dazu geben Programme, die von einem Computer<br />

zu den jeweiligen Maschinen o<strong>der</strong> Geräten gelangen. Sensoren messen beispielsweise<br />

Füllstände in Kaffeedosen, Aktoren wie Pumpen und Ventile regeln den Druck. Einmal<br />

programmiert und installiert, laufen die Anlagen automatisch. Alle Anlagenteile müssen<br />

daher zu einem Gesamtsystem integriert sein, das sich im Wesentlichen selbst regelt und bei<br />

Problemen z.B. selbsttätig Alarm auslöst o<strong>der</strong> sich selbst abschaltet.<br />

Wird eine neue Maschine geplant, analysieren Elektroniker/innen für<br />

Automatisierungstechnik zunächst Funktionszusammenhänge und Prozessabläufe. Auch<br />

beim Bau o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Erweiterung automatisch arbeiten<strong>der</strong> Anlagen sind sie dabei:<br />

Baugruppen <strong>der</strong> elektrischen Steuerungs- und Regelungstechnik montieren sie ebenso wie<br />

pneumatische, hydraulische und elektrische Antriebssysteme. Nach Vorgaben von<br />

Ingenieuren und <strong>Informatik</strong>ern programmieren sie die Anlage, geben Einstellwerte ein,<br />

konfigurieren und parametrieren Komponenten und schließen sie über Bussysteme und<br />

Netzwerke zu einem Gesamtsystem zusammen. Sie sorgen dafür, dass die Betreiber <strong>der</strong><br />

Anlage sich am Leitstand je<strong>der</strong>zeit über einzelne Einstellungen und Betriebszustände <strong>der</strong><br />

Anlage informieren und im Notfall auch eingreifen können. Wenn die Anlage beim Kunden in<br />

Betrieb genommen wird, weisen sie die Anwen<strong>der</strong> in die Funktionen und die Bedienung ein.<br />

Steuern und Warten<br />

Ferner warten, steuern und überwachen sie die unterschiedlichsten<br />

Automatisierungssysteme. Das können Hochregallager o<strong>der</strong> Lackieranlagen, aber auch<br />

gebäudetechnische Anlagen sein. Sie nehmen Störungsmeldungen entgegen, grenzen<br />

Fehler mit Hilfe von Testsoftware und Diagnosesysteme ein, analysieren Störungsursachen<br />

und setzen die Anlagen unter Beachtung <strong>der</strong> einschlägigen Vorschriften und<br />

Sicherheitsbestimmungen in Stand.<br />

Bei Wartungsarbeiten führen sie regelmäßige Prüfungen durch und optimieren die<br />

Regelkreise. Dabei orientieren sie sich an Schaltplänen, Herstellerangaben,<br />

Dokumentationen und Messprotokollen - zum Teil haben sie auch mit englischsprachigen<br />

Unterlagen zu tun. Ihre Arbeit stimmen sie mit vor- und nachgelagerten Bereichen ab.<br />

(aus http://interesse-beruf.de © Herausgegeben von <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg)


Mechatroniker/in<br />

Worum geht es?<br />

Mechatroniker/innen bauen mechanische und elektronische Komponenten zu komplexen<br />

Systemen zusammen, installieren Steuerungssoftware und halten die Systeme instand.<br />

Drei in einem: Metallbau, Elektrotechnik und EDV<br />

Mo<strong>der</strong>ne Maschinen und Anlagen enthalten nicht nur mechanische, son<strong>der</strong>n immer mehr elektronische,<br />

oft auch computergesteuerte Bauteile. Alles muss bis ins Kleinste harmonisch zusammenspielen.<br />

Mechatronische Systeme bestehen aus einem mechanischen Grundsystem, das elektronisch<br />

und mittels Software gesteuert und geregelt wird. Immer mehr werden dabei Funktionen von<br />

<strong>der</strong> Mechanik in die Elektronik und Informationsverarbeitung verlagert. Der Autopilot im Flugzeug,<br />

die Werkzeugmaschine o<strong>der</strong> Verpackungsanlage in <strong>der</strong> Fabrik o<strong>der</strong> die programmierbare Waschmaschine<br />

- sie alle basieren auf einer solchen Verzahnung <strong>der</strong> Technik. Wer aber kennt sich mit<br />

<strong>der</strong>art komplexen Systemen aus? Ein Team aus Mechanikern und Mechanikerinnen, Elektronikern<br />

und Elektronikerinnen o<strong>der</strong> gar EDV-Spezialisten und -Spezialistinnen? Nein, denn Mechatroniker/innen<br />

sind in allen drei Gebie-ten zu Hause. Erst bei sehr komplizierten Aufgaben o<strong>der</strong><br />

Schäden müssen Spezialisten <strong>der</strong> einzelnen <strong>Fachgebiet</strong>e herbeigezogen werden.<br />

Komplexes Puzzle: Bauen und montieren<br />

Eine automatisierte Produktionsanlage o<strong>der</strong> Fertigungsstraße besteht aus vielfältigen Einzelteilen -<br />

mechanischen, elektrischen und elektronischen Komponenten. Bevor Mechatroniker/innen mit <strong>der</strong><br />

Arbeit an einer solchen Anlage beginnen, müssen sie genau verstehen, was das fertige System<br />

leisten soll und wie die Teile zusammenspielen. Dazu lesen sie Schaltpläne, Konstruktionszeichnungen<br />

und Bedienungsanleitungen, die häufig in technischem Englisch geschrieben sind.<br />

Dann erst bauen sie die Komponenten in <strong>der</strong> Werkstatt o<strong>der</strong> vor Ort beim Kunden zu mechatronischen<br />

Systemen zusammen. Sie verbinden elektronische Bauelemente o<strong>der</strong> Baugruppen mit<br />

mechanischen Bauteilen, mit Ventilen, Pumpen und Schlauchleitungen und bauen Antriebe und<br />

<strong>der</strong>en Steuerung in die Anlagen ein, die sie dann mit Blechen o<strong>der</strong> Kunststoffteilen verkleiden.<br />

Dabei bearbeiten sie auch beispielsweise Metalle von Hand o<strong>der</strong> maschinell und verdrahten<br />

Leitungen. Mit Hydraulikflüssigkeiten, Ölen und Fetten, Lacken und Klebern kommen sie häufig in<br />

Berührung - das sollte ihnen nichts ausmachen! Die Sicherheitsbestimmungen beachten sie sorgfältig,<br />

damit sie sich an scharfen Metallkanten o<strong>der</strong> Strom führenden Bauteilen nicht verletzen.<br />

Wenn sie mit dem Schweißgerät arbeiten, tragen sie beispielsweise Schutzbrillen.<br />

Strom an: Programmieren und in Betrieb nehmen<br />

Die fertigen Systeme nehmen sie in Betrieb, installieren und testen sie. Sie prüfen ihre Arbeit<br />

sorgfältig mit speziellen elektrotechnischen und mechanischen Diagnosegeräten, beispielsweise<br />

mit Druckprüfern o<strong>der</strong> Mikrometerschrauben. Schließlich müssen alle Teile genau wie in den<br />

Konstruktionsplänen vorgegeben zusammenpassen, damit die Anlage einwandfrei funktioniert.<br />

Doch nicht nur um die Hardware kümmern sie sich, son<strong>der</strong>n auch um die zugehörige Steuerungssoftware,<br />

die sie installieren. Gegebenenfalls programmieren sie die Produktionsanlagen und<br />

stellen beispielsweise die Sollwerte einer Steuerungs- o<strong>der</strong> Überwachungseinrichtung ein. Sie<br />

installieren und konfigurieren Netzwerke und Bussysteme und führen Versionswechsel von Software<br />

durch. Wenn die Anlage geprüft und alles in Ordnung ist, übergeben sie sie an ihre Kunden<br />

und unterweisen diese in <strong>der</strong> Bedienung.<br />

Anlagenservice: Lange Zeit gut in Schuss<br />

Mechatroniker/innen warten und reparieren die Systeme auch. Tritt ein Fehler auf, stellen sie<br />

fachmännisch mit geeigneten Diagnoseverfahren fest, wo <strong>der</strong> Fehler liegt: Ist die Software o<strong>der</strong><br />

Hardware betroffen? Ist es ein mechanisches o<strong>der</strong> ein elektrisches Problem? Sie kennen sich aus<br />

und reparieren die beschädigten Bauteile, setzen wenn nötig Ersatzteile ein und tauschen<br />

Verschleißteile aus. Doch sie wissen auch ein gutes Verhältnis zu den Kunden aufzubauen. Liegt<br />

etwa ein Bedienungsfehler vor, erklären sie ihnen freundlich und kompetent, wie man richtig mit<br />

<strong>der</strong> Anlage umgeht. Mechatroniker/innen rüsten darüber hinaus Anlagen um und erweitern sie<br />

o<strong>der</strong> tauschen technisch überholte Komponenten aus.<br />

(aus http://interesse-beruf.de © Herausgegeben von <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg)


<strong>Technische</strong>/r Zeichner/in, Fachrichtung Stahl- und Metallbautechnik<br />

Worum geht es?<br />

<strong>Technische</strong> Zeichner/innen <strong>der</strong> Fachrichtung Stahl- und Metallbautechnik setzen die<br />

Vorgaben von Konstrukteuren und Konstrukteurinnen in Pläne und technische Unterlagen<br />

um. Sie fertigen vor allem technische Zeichnungen, nach denen Stahl- und Metallbauteile in<br />

<strong>der</strong> Werkstatt hergestellt und auf <strong>der</strong> Baustelle errichtet werden können.<br />

Pläne für Brücken und Kräne<br />

Eine technische Zeichnung ist eine Art Bauanleitung: Man erkennt daran die genaue Größe<br />

<strong>der</strong> einzelnen Bauteile, die Lage von Elektro- und Wasserleitungen und alle an<strong>der</strong>en<br />

wichtigen Bauelemente. <strong>Technische</strong> Zeichner/innen <strong>der</strong> Fachrichtung Stahl- und<br />

Metallbautechnik fertigen Zeichnungen, Skizzen und Pläne für Neu-, Umbau- o<strong>der</strong><br />

Verschönerungsmaßnahmen an den verschiedensten Stahl- und Metallbauten an. Für die<br />

Darstellung von Stahlmasten, Schornsteinen, Fahrzeugaufbauten, Kränen, Brücken o<strong>der</strong><br />

verkehrstechnischen Anlagen kommt ihnen ihr technisches Verständnis zugute.<br />

Alle Unterlagen parat?<br />

Sie nehmen ihre Arbeitsaufträge von Konstrukteuren und Konstrukteurinnen entgegen.<br />

Dabei kann es sich um mündliche o<strong>der</strong> schriftliche Anweisungen handeln, um Skizzen,<br />

handschriftlich geän<strong>der</strong>te Zeichnungen o<strong>der</strong> Entwurfszeichnungen. Diesen Aufträgen<br />

entnehmen <strong>Technische</strong> Zeichner/innen alle technischen Details, die für die Erstellung einer<br />

präzisen Zeichnung wichtig sind und wählen danach ihre Arbeitsunterlagen aus. Dazu zählen<br />

Zeichnungs- und Werkstoffnormen, Lagerlisten, Tabellen o<strong>der</strong> Konstruktionsrichtlinien.<br />

Eine maßgenaue Zeichnung<br />

<strong>Technische</strong> Zeichner/innen arbeiten in Zeichen- o<strong>der</strong> Konstruktionsbüros. Ihre Zeichnungen<br />

fertigen sie meist mit CAD-Systemen am Computer an. Dennoch müssen sie auch mit<br />

Schablonen, Zirkeln, Winkelmessern und Linealen umgehen können, denn vereinzelt<br />

kommen noch Zeichenbretter und Zeichenmaschinen zum Einsatz. <strong>Technische</strong><br />

Zeichner/innen stellen ein Bauwerk zunächst im montierten Zustand dar, um aufzuzeigen,<br />

wie die einzelnen Teile funktionieren und zusammenspielen. In Montageplänen zeichnen sie<br />

auf, wie die Bauteile zu montieren sind. Zeichnungen für die Fertigung von Bauteilen<br />

versehen sie mit allen notwendigen Angaben wie z.B. Maße, Toleranzen und<br />

Oberflächenbeschaffenheiten. Auch Hinweise zu Energiespar- und<br />

Schallschutzmaßnahmen, zum Korrosionsschutz o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en bauphysikalischen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten können in einer technischen Zeichnung enthalten sein.<br />

Stahl- und Metallbautechnik auf den Punkt gebracht<br />

In <strong>der</strong> Fachrichtung Stahl- und Metallbautechnik fertigen <strong>Technische</strong> Zeichner/innen<br />

perspektivische Darstellungen bzw. Schnitte von Bauelementen an, zeichnen Anker- und<br />

Schweißfolgepläne und erstellen Aufmaße. Dabei muss äußerst konzentriert und präzise<br />

gearbeitet werden, auch wenn es bei Terminengpässen hektisch zugeht o<strong>der</strong> Überstunden<br />

zu leisten sind! <strong>Technische</strong> Zeichnungen sind komplex und müssen bis ins kleinste Detail<br />

stimmen, damit die Bauteile später genau zusammenpassen. <strong>Technische</strong> Zeichner/innen<br />

bemaßen und kennzeichnen die Zeichnungen, indem sie entsprechende technische<br />

Angaben wie z.B. Maßtoleranzen und Oberflächenbeschaffenheiten eintragen o<strong>der</strong><br />

Baustellenmesspunkte festlegen. Außerdem erstellen sie technische Begleitunterlagen für<br />

Werkstatt und Baustelle, darunter Teil- und Gesamtübersichtszeichnungen. Am Computer<br />

berechnen sie Glasmaße und Fachwerke ebenso wie Linien- und Flächenschwerpunkte,<br />

Trägeranschlüsse o<strong>der</strong> Bauteilbefestigungen. Wurde ein Auftrag fertig gestellt, drucken sie<br />

die Pläne und Zeichnungen am Plotter aus, überprüfen sie nochmals, übergeben sie dem<br />

Auftraggeber und präsentieren ihre Arbeit. Sie sichern und pflegen die entsprechenden<br />

Dateien. So haben sie stets Zugriff auf die aktuelle Version einer Zeichnung.<br />

(aus http://interesse-beruf.de © Herausgegeben von <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg)


Forstwirt/in<br />

Worum geht es?<br />

Forstwirte und Forstwirtinnen begründen, schützen und pflegen Waldbestände, ernten Holz,<br />

sortieren und lagern es. Sie führen alle Aufgaben aus, die zur Erhaltung und Nutzung des<br />

Waldes erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />

Rund um die "grüne Lunge"<br />

Der Wald erfüllt für Mensch und Umwelt wichtige Aufgaben: Bäume binden z.B. das<br />

Treibhausgas Kohlendioxid, filtern Schadstoffe und verbessern so die Luft. Wäl<strong>der</strong> und Parks<br />

sind wichtige Sauerstoff-Reservoire - nicht umsonst spricht man von <strong>der</strong> "grünen Lunge". Mit<br />

gut gepflegten Waldwegen, Bänken, Tischen o<strong>der</strong> Waldspielplätzen für Kin<strong>der</strong> bieten sie<br />

einen willkommenen Erholungsraum für die Menschen. Natürlich dienen Wäl<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />

Holzproduktion. Doch vor allem bilden sie den Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Sie<br />

pflegen und erhalten die Wäl<strong>der</strong> und berücksichtigen bei ihrer Arbeit wirtschaftliche<br />

Interessen ebenso wie den Naturschutz<br />

Junge Bäume für den Wald<br />

Jahreszeit und Lebensrhythmus <strong>der</strong> Bäume bestimmen ihre Arbeiten. Ihre<br />

Arbeitsanweisungen bekommen sie von Förstern bzw. Försterinnen o<strong>der</strong> Waldbesitzern und<br />

Waldbesitzerinnen, aber ihre Tätigkeiten führen sie selbstständig aus, meist in kleinen<br />

Teams von mindestens drei Personen. Das Frühjahr, die so genannte Kulturzeit, ist die<br />

Hauptsaison für die Begründung <strong>der</strong> Waldbestände. Sie bearbeiten den Boden in so<br />

genannten Pflanzschulen, graben Pflanzgräben und säen aus. Das Saatgut haben sie selbst<br />

gewonnen - aus Zapfen und Früchten, die sie gepflückt o<strong>der</strong> eingesammelt haben. Sind aus<br />

den Sämereien Sämlinge entsprossen, setzen sie diese von Hand in größere Abstände<br />

zueinan<strong>der</strong>, damit sie sich beim Wachsen nicht gegenseitig behin<strong>der</strong>n. Dieses Umpflanzen<br />

bezeichnet man als "verschulen". Nach einem o<strong>der</strong> mehreren Jahren pflanzen sie die jungen<br />

Bäumchen dann in natürlichen Waldboden ein. Im Spätsommer, im Herbst und an trockenen,<br />

schneefreien Wintertagen sind Forstwirte und Forstwirtinnen damit beschäftigt, die<br />

Waldbestände zu pflegen und zu schützen. Sie bauen zum Beispiel Zäune, bringen<br />

Schutzvorrichtungen an den jungen Bäumen an und schützen die Knospen mit chemischen<br />

Mitteln. So verhin<strong>der</strong>n sie Schäden durch Wildverbiss. Auch gegen Pilze, Insekten o<strong>der</strong><br />

schädigende Witterungseinflüsse müssen die Bäumchen geschützt werden. Forstwirte und<br />

Forstwirtinnen schneiden das Gras und Wildkraut um die Jungbäume herum aus, beseitigen<br />

Windbruch, also Wind- und Sturmschäden, und entfernen Bäume, die krank sind o<strong>der</strong> zu<br />

dicht stehen. Das ganze Jahr über haben sie im Freien an ständig wechselnden<br />

Arbeitsplätzen zu tun - bei sommerlicher Hitze, winterlicher Kälte, Regen und Wind.<br />

Holz für die Zukunft<br />

Das Hauptarbeitsgebiet von Forstwirten und Forstwirtinnen ist die Holzernte. Doch schon<br />

Jahre bevor ein Baum gefällt und dann zu einem Regal o<strong>der</strong> als Furnier verarbeitet werden<br />

kann, muss er entsprechend gepflegt werden: Wenn man Äste entfernt, steigt durch diese so<br />

genannte "Wertästung" <strong>der</strong> Anteil an astreinem Holz, und das erhöht den Wert des Stammes<br />

bei <strong>der</strong> Ernte. Deshalb gehen Forstwirte und Forstwirtinnen regelmäßig mit <strong>der</strong> Leiter auf <strong>der</strong><br />

Schulter, mit Säge, Helm, Gehör- und Gesichtsschutz im Gepäck in den Wald. Farbige<br />

Markierungen an den Stämmen zeigen ihnen an, welche Bäume es zu bearbeiten gilt. Die<br />

Leiter in den Boden gestoßen und hinaufgestiegen: Nun nimmt <strong>der</strong> Forstwirt o<strong>der</strong> die<br />

Forstwirtin die Säge zur Hand und sägt die dünnen Äste direkt am Stamm ab. Das ist<br />

körperlich ganz schön anstrengend! Eine gute Kondition muss man dafür haben. Fertig?<br />

Dann kommt <strong>der</strong> nächste Baum an die Reihe.<br />

Erntezeit!<br />

Ist es dann soweit, dass ein Baum geerntet werden kann - das ist meist nicht<br />

jahreszeitabhängig -, bringen die Forstwirte und Forstwirtinnen die benötigten Maschinen<br />

und Geräte an den Arbeitsort. Die Markierung am Baumstamm zeigt an, dass dieser für die


Ernte vorgesehen ist. Und dann geht es mit <strong>der</strong> Motorsäge an die Arbeit. Die Forstwirte<br />

setzen die Säge in Gang und schneiden waagerecht einen Holzkeil heraus. Noch einmal die<br />

Fallrichtung überprüfen - dann durchtrennen sie das Holz, und <strong>der</strong> Baum fällt zu Boden. Ein<br />

sauberer Schnitt, eine schmale Bruchleiste: Gute Arbeit. Jetzt sägen die Forstwirte und<br />

Forstwirtinnen noch die Bruchkante ab, zeichnen den Baum aus und messen ihn ab.<br />

Nadelbäume entrinden sie mit Stammholzentrindungsmaschinen. Entastungsmaschinen<br />

helfen ihnen bei <strong>der</strong> Arbeit. Forstwirte und Forstwirtinnen kennen die Eigenheiten des Holzes<br />

genau und zerlegen die Stämme und starken Äste fachmännisch in Holzsorten.<br />

Doch nicht immer werden Bäume mit <strong>der</strong> Motorsäge gefällt. Freilich ist die Arbeit mit <strong>der</strong> Axt<br />

heutzutage selten geworden, aber wenn das Gelände es zulässt, kann die Holzernte mit<br />

mo<strong>der</strong>nen Harvestern durchgeführt werden. Das sind Vollernter, die die Bäume maschinell<br />

fällen, entasten, vermessen und auf bestimmte Längen abtrennen. Beson<strong>der</strong>s bei Nadelholz-<br />

Monokulturen werden sie oft eingesetzt. Sind die Bäume gefällt, entastet und zugeschnitten,<br />

muss das Holz noch aus dem Wald gebracht werden. Beispielsweise mit so genannten<br />

Forwar<strong>der</strong>n, speziellen Fahrzeugen, die die Stämme zu den von Lkws befahrbaren Wegen<br />

transportieren. Forstwirte und Forstwirtinnen sorgen außerdem für die fachgerechte<br />

Lagerung des Holzes, vermessen es, sortieren es und kennzeichnen es nach<br />

Verwendungszweck, Abmessungen und Qualitätsmerkmalen für den Verkauf.<br />

(aus http://interesse-beruf.de © Herausgegeben von <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg)


Medizinische/r Fachangestellte/r (früher: Arzthelfer/in)<br />

Worum geht es?<br />

Medizinische Fachangestellte assistieren Ärzten und Ärztinnen bei <strong>der</strong> Untersuchung und<br />

Behandlung, Betreuung und Beratung von Patienten und führen organisatorische und<br />

Verwaltungsarbeiten durch.<br />

Organisation und Ordnung in <strong>der</strong> Praxis<br />

Ob beim Empfang o<strong>der</strong> im Behandlungszimmer - ohne Medizinische Fachangestellte wäre<br />

ein reibungsloser Praxisbetrieb unvorstellbar. Noch bevor die ersten Patienten eintreffen,<br />

überprüfen sie, ob in den Behandlungsräumen und im Labor die benötigten Instrumente,<br />

Arzneimittel und Formulare vorhanden sind und am richtigen Platz liegen. Dabei achten sie<br />

auf Hygiene im gesamten Praxisbereich und tragen Praxiskleidung, z.B. Kittel. Wenn sie am<br />

Empfangsschalter tätig sind, begrüßen sie die Patienten und bereiten den weiteren<br />

Praxisablauf vor. Freundlichkeit und Verständnis sind hierbei unverzichtbar, da Medizinische<br />

Fachangestellte oft die ersten Ansprechpartner sind. Sie nehmen über Computer und<br />

Chipkarte persönliche Daten in die elektronische Patientenkartei auf und achten dabei auf<br />

den Datenschutz.<br />

Die Organisation und Verwaltung <strong>der</strong> ärztlichen Praxis nimmt einen großen Teil <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>der</strong> Medizinischen Fachangestellten ein: Sie schreiben Arztbriefe sowie Überweisungen an<br />

Fachärzte o<strong>der</strong> Kliniken und nehmen Abrechnung mit Krankenkassen und Privatpatienten<br />

vor. Sie wickeln den Schriftverkehr mit Patienten, Behörden, Firmen und Trägern <strong>der</strong><br />

Sozialversicherung ab, bereiten Atteste vor und heften Akten ab. Bei ihrer Arbeit wenden sie<br />

die einschlägigen Rechtsvorschriften an. Insbeson<strong>der</strong>e die Beachtung <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Schweigepflicht ist für das Personal in <strong>der</strong> Arztpraxis selbstverständlich.<br />

Betreuen und assistieren<br />

Medizinische Fachangestellte müssen den Überblick behalten, auch wenn gleichzeitig das<br />

Telefon läutet, ein Patient dringend ein Rezept, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e eine Krankschreibung braucht.<br />

Sie müssen Notfälle erkennen und in <strong>der</strong> Terminplanung berücksichtigen. Dazu ist auch<br />

medizinisches Fachwissen gefragt. Zu ihren Aufgaben gehört ebenfalls die Betreuung <strong>der</strong><br />

Patienten während einer Behandlung. Sie assistieren dem Arzt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ärztin, nehmen Blut<br />

ab, legen Verbände an und verabreichen Medikamente. Medizinische Fachangestellte führen<br />

viele ihrer Aufgaben nach Anweisung des Arztes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ärztin weitgehend selbstständig<br />

durch.<br />

Assistieren sie Arzt o<strong>der</strong> Ärztin bei <strong>der</strong> Behandlung tragen sie Schutzkleidung, wie z.B.<br />

Einweghandschuhe. Dabei darf sie <strong>der</strong> Anblick von Blut, Körperausscheidungen o<strong>der</strong><br />

Verletzungen natürlich nicht aus <strong>der</strong> Fassung bringen. Nach <strong>der</strong> Behandlung desinfizieren<br />

sie die Instrumente, trocknen sie und legen sie in den Sterilisator. Im Labor führen<br />

Medizinische Fachangestellte mittels Geräten wie Mikroskopen Untersuchungen an Blut,<br />

Stuhl o<strong>der</strong> Harn durch und dokumentieren die Ergebnisse. Nicht nur hierbei sind<br />

Sachverstand, Sorgfalt und Präzision gefragt.<br />

(aus http://interesse-beruf.de © Herausgegeben von <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg)


Florist/in<br />

Worum geht es?<br />

Floristen und Floristinnen gestalten und verkaufen Blumen- und Pflanzenschmuck. Sie<br />

beraten ihre Kunden, pflegen die Pflanzen im Laden und bearbeiten Bestellungen des<br />

Blumenversands.<br />

Blumen in bunter Vielfalt<br />

Rosen, Gerbera und Hyazinthen - mit Blumen kennen sie sich aus. Floristen und Floristinnen<br />

verstehen es, für alle denkbaren Anlässe die passenden Blumengebinde zu kreieren und<br />

überraschen ihre Kunden mit neuen dekorativen Ideen.<br />

Ihr Tag fängt damit an, dass sie über den Blumengroßhandel o<strong>der</strong> in aller Frühe auf dem<br />

Blumengroßmarkt Standardware wie Rosen, Lilien und Gerbera und Saisonpflanzen wie<br />

Sonnenblumen, Tulpen o<strong>der</strong> Hyazinthen einkaufen. Auch verschiedene Topfpflanzen<br />

gehören zum Repertoire eines Blumenladens. Ein Blick in das Auftragsbuch verrät den<br />

Floristen und Floristinnen, ob ein Brautstrauß, Tisch- o<strong>der</strong> Tafelschmuck o<strong>der</strong> vielleicht ein<br />

Trauerkranz anzufertigen ist. Diese Bestellungen und Kundenwünsche berücksichtigen sie<br />

bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Blumen ebenso wie die neuesten Markttrends.<br />

Ganz nach Kundenwunsch<br />

Floristen und Floristinnen arrangieren die frische Ware in Vasen und dekorieren sie im<br />

Verkaufsraum und im Schaufenster. Um dem Blumenladen ein einzigartiges Flair zu<br />

verleihen und damit möglichst viele Kunden anzulocken, nehmen sie sich viel Zeit, ihn stilvoll<br />

zu gestalten. Bizarre Trockengestecke, wirkungsvoller Wandschmuck und viele dekorative<br />

Vasen, Kerzenleuchter, Körbe o<strong>der</strong> Schalen gehören zum Inventar eines Blumengeschäfts<br />

und stehen teilweise auch zum Verkauf.<br />

Vor Ladenöffnung haben Floristen und Floristinnen bereits eine bestimmte Anzahl an<br />

Blumensträußen, Arrangements, Gestecken o<strong>der</strong> Kränzen angefertigt, die sie zum Verkauf<br />

ausstellen. Doch häufig haben die Kunden ganz eigene Vorstellungen von <strong>der</strong><br />

Zusammenstellung <strong>der</strong> Blumen und zumeist auch einen Preis im Kopf, <strong>der</strong> nicht<br />

überschritten werden soll. Im Verkaufsraum beraten Floristen und Floristinnen ihre Kunden<br />

bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Blumen und behalten auch in schwierigen Verkaufssituationen ihre<br />

Nerven. Beson<strong>der</strong>s zum Muttertag o<strong>der</strong> Valentinstag ist mit großem Kundenandrang im<br />

Laden zu rechnen.<br />

Je<strong>der</strong> Strauß ein Kunstwerk<br />

Ob für ein familiäres Ereignis, eine Geschäftseröffnung o<strong>der</strong> ein Konzert - die<br />

Gestaltungsmöglichkeiten durch Blumenschmuck sind vielfältig. Je nach Jahreszeit wählen<br />

Floristen und Floristinnen Blumen, Gräser und manchmal auch künstliches Beiwerk aus und<br />

binden die floralen Arrangements mit geschickten und flinken Händen.<br />

Kranzbindemaschinen o<strong>der</strong> Klebepistolen gehören beim Herrichten <strong>der</strong> Blumen und<br />

Pflanzen zu den wenigen Maschinen, die Floristen und Floristinnen die Handarbeit<br />

erleichtern können. Verständnis und Feingefühl für die Zusammenstellung von Formen und<br />

Farben sind dabei ebenso gefor<strong>der</strong>t wie Ideenreichtum. Floristen und Floristinnen wissen,<br />

dass die Tulpe für Frische o<strong>der</strong> die Sonnenblume für Dankbarkeit steht und Farben die<br />

verschiedensten Stimmungen transportieren können. So können bunte Sträuße Freude<br />

verkörpern, rote Sträuße Liebe und weiße Trauer. Beim Zusammenstellen <strong>der</strong> Blumen<br />

achten Floristen und Floristinnen darauf, den vom Kunden vorgegebenen Preis einzuhalten<br />

und berücksichtigen, dass die Blumen auch in ihren Pflegeansprüchen zueinan<strong>der</strong> passen<br />

müssen. Hat sich <strong>der</strong> Kunde für ein Blumenarrangement o<strong>der</strong> eine Topfpflanze entschieden,<br />

geben Floristen und Floristinnen entsprechende Pflegehinweise und bieten zu den Pflanzen<br />

passende Gefäße an, etwa Blumentöpfe, Vasen o<strong>der</strong> Körbe. Abschließend verpacken sie die<br />

Ware und bedienen die Verkaufskasse.<br />

Zwischen Rosenstrauß und Rechner<br />

Neben <strong>der</strong> Herstellung von Sträußen und an<strong>der</strong>en Blumenarrangements versorgen und


pflegen Floristen und Floristinnen die Schnittblumen und Pflanzen im Laden. So gießen und<br />

düngen sie die Topfpflanzen, setzen Pflanzenschutzmittel ein, entfernen Dornen und<br />

sortieren verwelkte Blumen aus. Damit ihre Ware möglichst lange frisch bleibt, lagern sie sie<br />

in Kühlräumen. Doch je besser Floristen und Floristinnen ihren Warenbedarf kalkuliert<br />

haben, desto weniger Blumen verblühen, ohne verkauft worden zu sein. So gehören auch<br />

kaufmännische Arbeiten am Schreibtisch zum Berufsalltag. Floristen und Floristinnen<br />

erledigen Verwaltungs- und Abrechnungsarbeiten, ermitteln den Materialverbrauch,<br />

kalkulieren Preise und holen Angebote ein. Außerdem nehmen sie Anfragen und<br />

Bestellungen entgegen, die sie termingerecht bearbeiten.<br />

Blumengrüße frei Haus<br />

Der Beruf Florist/in hat sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit vom reinen Blumenverkäufer zum<br />

Dienstleistungs- und Serviceanbieter gewandelt. Viele Blumenläden kooperieren mit<br />

Blumenversandhäusern o<strong>der</strong> Onlineblumenshops, die den Blumenversand über das Internet<br />

anbieten. Weil ein Blumenstrauß natürlich nicht per Post versandt werden kann, geben die<br />

Versandhäuser o<strong>der</strong> Onlineshops Bestellungen an örtliche Floristen und Floristinnen weiter,<br />

die die Blumengrüße dann ausliefern.<br />

(aus http://interesse-beruf.de © Herausgegeben von <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg)


Ergotherapeut/in<br />

Worum geht es?<br />

Ergotherapeuten und -therapeutinnen unterstützen und för<strong>der</strong>n Menschen jeden Alters, die<br />

in ihrer alltäglichen Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind. Ziel <strong>der</strong> Ergotherapie ist es, die<br />

motorischen, kognitiven, psychischen und sozialen Fähigkeiten <strong>der</strong> Patienten zu erhalten<br />

o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> zu erlangen.<br />

Für Körper und Geist<br />

"Ergotherapie" setzt sich aus dem griechischen "to ergon" ("Werk") sowie "therapeia"<br />

("Dienst, Behandlung") zusammen und kommt auf verschiedenen medizinischen Gebieten<br />

zum Einsatz, z.B. in <strong>der</strong> Neurologie, Psychiatrie, Pädiatrie, Orthopädie o<strong>der</strong> Rheumatologie.<br />

In ergotherapeutischen Praxen, Krankenhäusern, aber auch Pflegeheimen o<strong>der</strong><br />

Rehabilitationskliniken verfolgen Ergotherapeuten und -therapeutinnen den ganzheitlichen<br />

Ansatz, dass Aktivität sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirkt und<br />

greifen hierfür auf umfeldgerechte, handlungsorientierte Beschäftigungs- und<br />

Übungsmaßnahmen zurück. Dabei stimmen sie sich mit Ärzten und Ärztinnen,<br />

Physiotherapeuten und -therapeutinnen sowie Pflegefachkräften ab. Viel Einfühlungsvermögen<br />

und psychologisches Basiswissen setzen sie für die Motivation von Patienten<br />

während einer Behandlung ein, auch wenn es nur in kleinen Schritten voran geht. Ist <strong>der</strong><br />

ausschlaggebende Faktor für den Erfolg einer Therapie doch die innere Einstellung <strong>der</strong><br />

Patienten.<br />

Mit Spiel und Tanz zum Ziel<br />

Mit <strong>der</strong> Absicht, die größtmögliche Selbstständigkeit ihrer Patienten zu erreichen, betreuen<br />

sie diese oft über einen längeren Zeitraum hinweg. Der Ergotherapeut widmet sich etwa<br />

Kin<strong>der</strong>n, denen es schwerfällt, zu basteln und zu malen o<strong>der</strong> die eine Lernschwäche zeigen.<br />

Dabei berücksichtigt er die geistigen, seelischen wie körperlichen Fähigkeiten des Kindes<br />

und bezieht auch die Eltern mit ein. Liegt eine Entwicklungsstörung vor? Mitunter kann das<br />

Gleichgewichtsempfinden o<strong>der</strong> die zentrale Reizverarbeitung beeinträchtigt sein. Gezielt<br />

setzt <strong>der</strong> Ergotherapeut spielerische Aktivitäten ein, die neben <strong>der</strong> Bewegung auch<br />

Erfolgserlebnisse mit einbeziehen; beispielsweise soll ein Haus aus Schaumstoffklötzen<br />

gebaut werden. Jugendliche, Erwachsene o<strong>der</strong> Senioren werden von Ergotherapeuten und -<br />

therapeutinnen gefor<strong>der</strong>t und geför<strong>der</strong>t. Oft sind dabei handwerkliche, gestalterische o<strong>der</strong><br />

musische Betätigungen <strong>der</strong> Patienten von entscheiden<strong>der</strong> Wichtigkeit, damit sie sich selbst<br />

bei <strong>der</strong> Arbeit mit unterschiedlichen Materialien, aber auch mit Musik und Tanz besser<br />

wahrnehmen können. Ergotherapeuten und -therapeutinnen kennen keine Berührungsängste,<br />

wenn sie mit mit Patienten arbeiten, die z.B. durch einen Unfall versehrt wurden o<strong>der</strong><br />

an Demenz erkrankt sind. Auch körperlichen Einsatz zeigen sie, z.B. führen sie gemeinsam<br />

mit den Patienten motorisch-funktionelle Übungen aus, trainieren <strong>der</strong>en Koordinationsfähigkeit<br />

und Muskelkraft o<strong>der</strong> üben gemeinsam mit ihnen den Einsatz <strong>der</strong> neuen Prothese.<br />

Fit im Alltag<br />

Abhängig von Diagnose und Erkrankung kann es für einige Patienten auch in erster Linie<br />

darum gehen, körperlich wie<strong>der</strong> so fit zu werden, dass sie sich im eigenen Haushalt selbst<br />

versorgen können: Dazu zählen Waschen, Ankleiden, Essenszubereitung, Hausarbeit,<br />

Einkaufen und an<strong>der</strong>e Aktivitäten des täglichen Lebens. Insbeson<strong>der</strong>e bei orthopädischen<br />

o<strong>der</strong> rheumatischen Erkrankungen sowie bei Amputationen sollen die Patienten wie<strong>der</strong> so<br />

mobil werden, dass sie Alltagssituationen trotz ihres jeweiligen Handicaps bewältigen<br />

können . Auch Fragen <strong>der</strong> beruflichen Neuorientierung o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung gehören<br />

zum Aufgabenfeld <strong>der</strong> Ergotherapeuten und -therapeutinnen, die oft Kontakte zu den<br />

entsprechenden Ämtern, Selbsthilfegruppen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hilfsorganisationen knüpfen bzw.<br />

vermitteln.<br />

(aus http://interesse-beruf.de © Herausgegeben von <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg)


Diätassistent/in<br />

Worum geht es?<br />

Diätassistenten und -assistentinnen sind Fachleute für die Ernährung und Verpflegung von<br />

Patienten, die aufgrund ihrer Krankheit eine bestimmte Diät einhalten müssen. Sie setzen<br />

ärztliche Diätverordnungen in die Praxis um, erstellen Speise- und Diätpläne, bereiten<br />

Diätkost zu und beraten in Ernährungsfragen.<br />

Experten in Sachen Ernährung<br />

Bei dem Wort "Diät" denkt man meist an Rohkost und den Verzicht auf Süßigkeiten, um <strong>der</strong><br />

vermeintlichen Idealfigur nahe zu kommen - häufig müssen aber Menschen wegen einer<br />

Erkrankung ihre Ernährung umstellen. So können die falschen Nahrungsmittel<br />

beispielsweise für Diabetiker lebensgefährlich sein. Diätassistenten und -assistentinnen<br />

wissen, mit welchen Diäten solche Stoffwechselerkrankungen behandelt werden können. Sie<br />

kennen die verschiedenen Nahrungsmittel, ihre Inhaltsstoffe und Zusammensetzung sowie<br />

ihre Auswirkungen bei bestimmten Erkrankungen. Und sie kennen die Patienten mit ihren<br />

Krankengeschichten und beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen. Um einen individuell passenden<br />

Speiseplan zu erstellen, stimmen sie sich zunächst mit den Patienten ab, häufig auch mit<br />

den behandelnden Ärzten und Ärztinnen bzw. dem Pflegepersonal. Danach berechnen sie<br />

anhand von Tabellen den Nährstoffgehalt <strong>der</strong> Speisen. Schließlich müssen die Patienten<br />

zum einen mit genügend Nährstoffen versorgt werden, zum an<strong>der</strong>en sollen sie z.B.<br />

kalorienreduziert essen, wegen Allergien bestimmte Nahrungsbestandteile meiden o<strong>der</strong> nur<br />

in begrenzten Mengen zu sich nehmen.<br />

Diätkost richtig zubereiten<br />

In <strong>der</strong> Groß- o<strong>der</strong> Diätküche, die z.B. einem Krankenhaus, einem Kur- o<strong>der</strong> einem<br />

Pflegeheim angeglie<strong>der</strong>t ist, sorgen Diätassistenten und -assistentinnen für die Zubereitung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Diätkostformen. Das kann bedeuten, dass sie die Zubereitung<br />

überwachen o<strong>der</strong> auch bestimmte - häufig kompliziertere - Diätgerichte selbst anfertigen. Da<br />

in <strong>der</strong> Regel viele Personen zu verpflegen sind, werden zumeist große Mengen an<br />

Lebensmitteln verarbeitet und dazu Großkochgeräte genutzt. Die Arbeit in <strong>der</strong> Küche ist<br />

meist anstrengend, Hektik dabei an <strong>der</strong> Tagesordnung, da die verschiedenen Gerichte<br />

gleichzeitig zum vorgegebenen Essenstermin fertig sein müssen. Diätassistenten und -<br />

assistentinnen sind dafür verantwortlich, dass auch unter Zeitdruck die richtige Menge und<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> einzelnen Speisen gewährleistet sind, da die Gesundheit und das<br />

Wohlbefinden <strong>der</strong> Patienten wesentlich davon abhängen. Außerdem müssen die Mahlzeiten<br />

pünktlich beim richtigen "Empfänger" ankommen. Da die Patienten durchgängig versorgt<br />

werden müssen, sind Schichtarbeit sowie Wochenend- und Feiertagsdienst üblich. Im<br />

Küchenbereich wird Arbeitskleidung getragen; die strikte Einhaltung von Hygienevorschriften<br />

spielt hier eine entscheidende Rolle.<br />

Gesund und schmackhaft<br />

Für die Beschaffung <strong>der</strong> benötigten Nahrungsmittel sind Diätassistenten und -assistentinnen<br />

ebenfalls zuständig. Bei <strong>der</strong> Kalkulation des Lebensmittelbedarfs ist die ständig wechselnde<br />

Anzahl <strong>der</strong> Patienten mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen zu beachten. Diätassistenten<br />

und -assistentinnen müssen mit den finanziellen Mitteln auskommen, die durch den<br />

festgelegten Verpflegungssatz begrenzt sind. Dennoch sollen sie gesunde und<br />

abwechslungsreiche, aber auch wohlschmeckende Mahlzeiten anbieten, damit die Patienten<br />

die Diätkost annehmen. Dabei müssen sie in zunehmendem Maße berücksichtigen, dass<br />

Menschen an<strong>der</strong>er Religionen und Kulturen bestimmte Nahrungsmittel nicht essen (dürfen).<br />

Hier ist also Kreativität gefragt - sei es bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Nahrungsmittel, dem Erfinden<br />

neuer Rezepte o<strong>der</strong> beim Zusammenstellen des Speiseplans.<br />

Informieren, beraten, schulen<br />

Diätassistenten und -assistentinnen beraten und schulen Patienten, um ihnen die verordnete<br />

Diät verständlich zu machen und die Auswirkungen falscher und richtiger Ernährung auf die


Gesundheit aufzuzeigen. Dabei sind Einfühlungsvermögen und Motivationsfähigkeit<br />

erfor<strong>der</strong>lich, sollen die Patienten sich nach dem stationären Aufenthalt doch auch zu Hause<br />

richtig ernähren. Teilweise muss erst Überzeugungsarbeit geleistet werden, da nicht je<strong>der</strong><br />

die Notwendigkeit einer Ernährungsumstellung einsieht. Diätassistenten und -assistentinnen<br />

beraten Personen einzeln, z.B. im Krankenzimmer, o<strong>der</strong> in Gruppen. Neben schriftlichem<br />

Informationsmaterial setzen sie verstärkt auf praktische Vorführungen o<strong>der</strong> gemeinsame<br />

Kochübungen. Dabei müssen sie sich auf sehr unterschiedliche Menschen einstellen, ihre<br />

Zielgruppe sind nicht nur Erwachsene: Bereits Grundschüler bringen zu viele Pfunde auf die<br />

Waage, Jugendliche leiden unter Essstörungen. Um hier vorzubeugen, bieten<br />

Diätassistenten und -assistentinnen Kurse an, in denen sie mit den Kin<strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen ein natürliches Essverhalten einüben, damit diese lernen: Gemüse kann lecker<br />

sein und gemeinsames Essen macht Spaß.<br />

(aus http://interesse-beruf.de © Herausgegeben von <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg)


Arbeitsanweisungen (Arbeitsblatt o<strong>der</strong> Folie)<br />

Aufgabe 1:<br />

Lies Dir das Berufsprofil durch und unterstreiche die Aufgaben, die<br />

Dir beson<strong>der</strong>s wichtig erscheinen.<br />

Aufgabe 2:<br />

Überlegt in <strong>der</strong> Gruppe:<br />

1. Wie kann die Arbeit in diesem Beruf durch den Einsatz von<br />

Computersystemen erleichtert werden?<br />

2. In welchen Bereichen kann die menschliche Arbeit in diesem Beruf<br />

nicht durch den Computer ersetzt werden?<br />

Einschub: Filmausschnitt<br />

Aufgabe 3:<br />

Der Roboter „Nr. 5“ möchte in dem von Euch bearbeiteten Beruf<br />

mithelfen.<br />

1. Überlegt Euch eine kleine Aufgabe, die er übernehmen könnte.<br />

2. „Nr. 5“ kann sprechen, hören, greifen, fahren, lesen und schreiben.<br />

Allerdings weiß er nicht, wie er die von Euch ausgewählte Aufgabe<br />

bearbeiten soll. Fertigt gemeinsam für „Nr. 5“ eine Anleitung für<br />

diese Aufgabe an. Achtet darauf, die einzelnen Schritte so<br />

ausführlich wie möglich zu beschreiben. Überlegt auch, welche<br />

Hilfsmittel er eventuell dazu benötigt und was zu tun ist, wenn<br />

etwas fehlt.


Beispiel: „Nr. 5 will ein Schnitzel essen“<br />

Hilfsmittel: Teller mit Schnitzel, Messer, Gabel.<br />

Das tut Nr. 5, wenn etwas fehlt:<br />

Sage: Gib mir bitte ein Schnitzel, bzw. eine Gabel, bzw. ein Messer.<br />

Schritte:<br />

1. Nimm die Gabel in die linke Hand.<br />

2. Nimm das Messer in die rechte Hand.<br />

3. Steche mit <strong>der</strong> Gabel in das Schnitzel.<br />

4. Schneide mit dem Messer (scharfe Seite nach unten haltend) ein Stück<br />

Schnitzel ab.<br />

5. Öffne deinen Mund.<br />

6. Führe die Gabel mit dem Schnitzelstückchen zum Mund und steck es in den<br />

Mund.<br />

7. Kaue solange, bis das Schnitzelstückchen weich ist.<br />

8. Schlucke das Schnitzel runter.<br />

9. Wie<strong>der</strong>hole Schritte 3-8 solange bis das Schnitzel aufgegessen ist.

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