Die Erfindung von Führung - AOC

118 KONTUREN DER «FÜHRUNGSWELT KONZERN»
gramms - erfolgt der erste Versuch, die Konturen der Führungswelt
«Konzern» zu zeichnen (6.1).
Einzelne Aspekte dieser Konzernkultur bestimmen das Betriebsgeschehen
besonders stark und sorgen auf diese Weise dafür, dass das
System, das ihnen ihre Gültigkeit verleiht, weiterbesteht. Diesem «autopoietischen»
Vorgang, in dem das System sich im Grunde selbst erzeugt
aus den Phanömenen, die es hervorbringt, ist der nachfolgende Abschnitt
(6.2) gewidmet.
Aufgrund dieser zweifachen Annäherung wird die Frage aufgenommen,
.....as denn Führungsentwicklung in dieser spezifischen Führungskultur
überhaupt heissen kann (6.3).
6.1 Die Perspektive «Holographische Einheit»
In den Kapiteln über den Produktionsbetrieb und über die Verkaufsstellen
wurde verschiedentlich eine gut abgestimmte Maschine als Metapher
für die Organisation gebraucht. Dieses Bild ist Ausdruck einer grundlegenden
Funktionsweise der «Führungswelt Konzern»: Primär werden
Handlungen und Denkweisen weniger durch Personen als quasi anonym
durch das System (die grosse Maschine) und durch geeignete Sachzwänge
gesteuert. Das Tagesgeschäft läuft in der Regel weitgehend automatisch
ab. Die Herausforderung für die Mitarbeiter liegt hauptsächlich
in maximaler Funktionstüchtigkeit. Dementsprechend ist ihre Perspektive
relativ kurzfristig, wenig reflektierend und auf wenige, eindeutige
aber quantitativ anspruchsvolle Leistungsziele bzw. Erfolgsgrössen gerichtet.
Um in dieser pragmatischen Macher-Kultur akzeptiert zu werden,
muss man «Stallgeruch» haben. Den Stallgeruch erhält man durch praktische
Arbeit, v.a. an der Kundenfront und an der hierarchischen Basis.
Man muss selbst zu einem Teil der «grossen Maschine» werden und auf
diese Weise zentrale - mitunter durchaus auch widersprüchliche - Werte
internalisieren wie «Kundenorientierung», «Macherturn», «Einzelkämpfertum»
(individuelles Profil), «Belastbarkeit» und «Professionalität»;
dann weiss man implizit ziemlich eindeutig, was Konzern-like ist und
was nicht.
Das Verständnis von Führung bezieht sich in dieser Kultur ausschliesslich
auf Bemühungen zur Gestaltung zwischenmenschlicher
Beziehungen mit dem Zweck, das Funktionieren in diesem System erträglicher
zu machen und dadurch das System von (menschlichen)