Die Erfindung von Führung - AOC
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138 FÜHRUNG ALS REKONSTRUKTION VON WIRKLICHKEITEN<br />
generell möglich, sondern nur fallweise, anhand der konkreten Problemstellung<br />
und in einem offenen Diskurs zwischen den Beteiligten; und<br />
gerade hier sind die drei vorgängig erläuterten Grundregeln wichtig:<br />
Gemeinsame Prozessanalyse, Offenlegung der Selbstverständnisse und<br />
Deutung der kollektiven Situation.<br />
Vertraulichkeit ...<br />
In gewisser Weise verwandt mit dem Joker-Problem ist die Möglichkeit,<br />
dass Interne in ihrem Arbeitsalitag Informationen nutzen, die sie in ihrer<br />
Rolle als ForscherlModeratoren erhalten haben. Insbesondere im Rahmen<br />
der Erkundung <strong>von</strong> <strong>Führung</strong>swelten erlangen sie gegenüber ihren<br />
Mitarbeitern oder Kollegen Informationsvorsprünge, die sie evtl. zum<br />
eigenen Vorteil verwenden können. Aus diesem Grund wird die Vertraulichkeit<br />
im Zusammenhang mit <strong>Führung</strong>sentwicklung immer ein zentrales<br />
Thema darstellen. Einerseits ist durch ausreichende Diskretion<br />
sicherzustellen, dass bei solchen Projekten niemand in seiner Person<br />
angegriffen bzw. verletzt werden kann. <strong>Die</strong>s gilt in besonderem Masse<br />
im Zusammenhang mit Erhebungsmetboden, die für die Betreffenden nur<br />
schwer durchschaubar sind; beispielsweise ist es für die Erzählenden in<br />
narrativen Interviews oft kaum abzuschätzen, was im Zuge der Auswertung<br />
später zu Tage gefördert wird. Andererseits soll die Diskretion auch<br />
nicht so weit getrieben werden, dass gar keine substanziellen Informationen<br />
zur Verfügung stehen - sonst fehlt das Material für die Erkundung<br />
der betreffenden <strong>Führung</strong>swirklichkeit.<br />
Kontrollverlust<br />
..•<br />
<strong>Die</strong> Erfahrungen in der Ausbildungsabteilung und im Produktionsbetrieb<br />
zeigen übereinstimmend, dass Projekte zur <strong>Führung</strong>sentwicklung an den<br />
Chef der betreffenden Organisationseinheit besondere Ansprüche stellen.<br />
In hierarchischen Strukturen wird dem Chef in der Regel ein besonders<br />
grosser Beitrag am <strong>Führung</strong>sgeschehen zugeschrieben, verbunden mit<br />
dem Anspruch, «es im Griff zu haben». Im Prozess wird dieser Anspruch<br />
an sich wohl in jedem Fall zum Gegenstand gemeinsamer Untersuchung<br />
und Diskussion. Darüber hinaus verlangt die Anlage dieser Art <strong>von</strong><br />
Aktionsforschung, dass der betreffende Chef Vorgehensentscheide, die<br />
«seinen» <strong>Führung</strong>sbereich betreffen, nicht nur mit Externen teilt, sondern<br />
auch mit anderen Internen, d.h. mit Leuten, die ihm im Arbeitsalltag