Die Erfindung von Führung - AOC
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TYPISCHE PROBLEME IM PROZESSABLAUF 137<br />
- d.h. mit anderen Worten: wird beliebig - wenn die Beteiligten nicht<br />
sich selbst, ihre impliziten handlungsleitenden Selbstverständnisse und<br />
die kollektive Situation reflektieren und darüber mit den anderen Beteiligten<br />
kommunizieren. Auf diese Weise fordern sie sich selbst heraus,<br />
auch Alternativen zur aktuellen Prozessgestaltung zu diskutieren und das<br />
effektive Vorgehen damit als gemeinsam verantwortete Wahl zu verstehen<br />
und verständlich zu machen.<br />
Joker-Verhalten<br />
.••<br />
Auf seiten der internen Beteiligten kann sich das Problem der Beliebigkeit<br />
in einem Verhalten äussern, das man als «Joker- Verhalten» bezeichnen<br />
könnte. <strong>Die</strong> Internen befinden sich in einem permanenten<br />
Spannungsfeld zwischen ihrer Rolle (samt Ansprüchen, Zielsetzungen<br />
und Verhalten) als Betroffene einerseits und als Forscher !Moderatoren<br />
andererseits. Im übertragenen Sinne dürfte dieses Spannungsfeld eine<br />
wichtige Energiequelle für die Entwicklung der eigenen <strong>Führung</strong>swelt<br />
sein. Gleichzeitig schafft es für die Internen aber auch eine Möglichkeit,<br />
die Offenheit solcher Prozesse taktisch auszunutzen: Je nachdem welches<br />
Ziel ich im Rahmen der gemeinsamen Prozessgestaltung verfolge, bringe<br />
ich mich als Betroffener oder als Forscher!Moderator, d.h. quasi als Aussenstehender,<br />
in die Gruppe ein. <strong>Die</strong>se freie Rollenwahl als Kehrseite<br />
eines Rollenkonflikts kann wie der Joker im Kartenspiel benutzt werden,<br />
um das Blatt zu wenden. Noch weit wirkungsvoller als der Einsatz kann<br />
die Drohung mit dem Joker sein, etwa wenn einer der Beteiligten erklärt:<br />
«Aus Forscherperspektive scheint mir das vorgeschlagene Vorgehen<br />
plausibel, aber ich weiss noch nicht, ob ich eine solche Intervention als<br />
Leiter dieses Bereichs verantworten kann.» Auf diese Weise können in<br />
der Prozessgestaltung eigentliche Pattsituationen geschaffen werden.<br />
Derartige Situationen sind <strong>von</strong> der Gruppe unter Umständen nur<br />
schwer zu bewältigen. <strong>Die</strong> ganze Anlage der Aktionsforschung wie auch<br />
die Maxime der qualitativen Forschung «seeing through the eyes of the<br />
people being studied» verlangen, die Internen in ihren beiden Rollen,<br />
d.h. als Betroffene und als gleichberechtigte Forscher!Moderatoren ernst<br />
zu nehmen. Damit stellt sich die Frage, mit welcher Legitimation die anderen<br />
- und insbesondere die externen - Gruppenmitglieder solches<br />
Jokerverhalten überwinden wollen. Und dies ist gleichbedeutend mit der<br />
Frage, ob und mit welcher Legitimation Veränderungen auch gegen den<br />
Willen der Betroffenen angestrebt werden sollen. Eine Klärung ist nicht