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Die Erfindung von Führung - AOC

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METHODISCHES VORGEHEN UND INTERVENTIONEN 73<br />

ihrer <strong>Führung</strong>swirklichkeit im Spiegel betrachten können und dabei<br />

Dinge entdecken, die für sie schon lange selbstverständlich und damit<br />

unsichtbar geworden waren. Auch hier sollten implizite Aspekte und<br />

Strukturen explizit gemacht, hervorgeholt werden, um sie einer bewussten<br />

Gestaltung zugänglich zu machen.<br />

Interessant war nun die Reaktion der Betroffenen auf das Feedback<br />

der Externen. Zunächst wurden die Schilderungen als zutreffend und relevant<br />

aufgenommen. Verschiedene ergänzende Bemerkungen und Beispiele<br />

illustrierten vor allem den Eindruck, dass an den Betriebssitzungen<br />

Probleme verwaltet, aber nicht gelöst würden. So wurde etwa geschildert,<br />

wie Entscheide üblicherweise auf informellem Weg vorgefasst<br />

und an der Sitzung nur noch formell nachvollzogen wurden. Dazu passt<br />

die Äusserung eines Teilnehmers: «Kreativ ist man nicht an der Sitzung,<br />

das passiert vorher.»<br />

<strong>Die</strong> eigentliche Stellungnahme der Internen zu diesem Spiegelbild<br />

zeigte aber, dass manche Feststellungen offensichtlich als blosse Beurteilung<br />

der Betriebssitzung aufgefasst wurde. Hinweisen, dass die Art und<br />

Weise, wie die Betriebssitzung geführt wird, auch Ausdruck des <strong>Führung</strong>sverständnisses<br />

insgesamt sein könnte, wurde zu diesem Zeitpunkt<br />

zwar nicht widersprochen, aber sie wurden auch nicht aufgenommen.<br />

Wie man es <strong>von</strong> einer ausgeprägten Macherkultur erwarten kann, wurde<br />

vielmehr sofort nach Verbesserungsmöglichkeiten für die «diagnostizierten<br />

Schwächen» gesucht: Man müsse die Sitzung in Zukunft besser<br />

vorbereiten, klarere Prioritäten setzen; man müsse die vielen Informationen<br />

besser gewichten, erst bei entsprechendem Verarbeitungsgrad in die<br />

Sitzung einbringen und den erforderlichen Detaillierungsgrad besser beurteilen.<br />

Einzelne Probleme wurden auch mit der straffen Einbindung in<br />

die Konzernhierarchie erklärt: Wenn wichtige Dinge letztlich ohne<br />

Rücksicht auf Entscheide der Betriebsleitung <strong>von</strong> der Konzernleitung<br />

verordnet würden, führe das auf die Dauer zu Selbstzensur statt Eigenverantwortung.<br />

Zu einigen Punkten wurden im Anschluss an die Sitzung schnell Verbesserungsmassnahmen<br />

beschlossen und auch umgesetzt. Beispielsweise<br />

führte eine Straffung der Traktandenliste rasch zu kürzeren Betriebssitzungen,<br />

und das Protokoll wird nicht mehr direkt per Diktiergerät erstellt.<br />

Ein wichtiger Schritt war aber aufgrund dieser ersten Intervention<br />

noch nicht erfolgt: <strong>Die</strong> Teilnehmer verstanden den mechanischen, rituellen,<br />

fast automatischen Ablauf der Betriebssitzungen nicht als Teil und

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