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Die Erfindung von Führung - AOC

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METHODEN UND INTERVENTIONEN 63<br />

<strong>Führung</strong>sentwicklung erfordert daher das Bewusstsein der Prozessgestalter<br />

über diese Vorverständnisse. Prozessgestalter waren in unserem Fall<br />

hauptsächlich die Mitglieder der Projektsteuergruppe, d.h. sowohl<br />

Firmeninterne als auch externe. Im Verlauf der Arbeitenhaben wir verschiedentlich<br />

erst im nachhinein erkannt, wie genau unsere Forschungsrealität<br />

ein Abbild dessen war, was in der <strong>von</strong> uns beforschten Realität<br />

in der Ausbildungsabteilung bereits angelegt war. Das bedeutet, dass wir<br />

implizite Muster aus dem Alltag der Abteilung zum Teil übernommen<br />

haben, ohne uns dessen im Moment bewusst zu sein. <strong>Die</strong>s lässt sich in<br />

unserem Forschungsdesign an verschiedenen Beispielen zeigen.<br />

Der Aufwand für die Erkundung der <strong>Führung</strong>sselbstverständnisse<br />

steht zum Beispiel in einer bemerkenswerten Beziehung zur hierarchischen<br />

Position der betreffenden Personen: Mit dem Abteilungsleiter<br />

wurde ein ausführliches narratives Interview durchgeführt; die Sektorleiter<br />

wurden ebenfalls individuell interviewt, aber in der Hoffnung auf<br />

geringeren Aufwand (vgl. oben, 3.3.1) wurde ihnen eine stark fokussierende<br />

Einstiegsfrage gestellt; <strong>von</strong> den Projektleitern wurden «stichprobenhaft»<br />

nur zwei interviewt, wobei die Rückspiegelung und Validierung<br />

aus Aufwandgründen nicht individuell sondern gemeinsam vorgenommen<br />

wurde; Sekretariats- und Teilzeitmitarbeiter(innen) wurden<br />

bereits für die Erhebung zu Gesprächsgruppen zusammengefasst, und<br />

einige technische Mitarbeiter schliesslich wurden <strong>von</strong> den Erhebungen<br />

gar nicht erfasst. Zwar spielte bei der Gestaltung des Forschungsdesigns<br />

in der Steuergruppe der Einsatz möglichst vieler Methoden eine wichtige<br />

Rolle, um daraus Erfahrungen für die nächsten Projekte zu sammeln. Der<br />

Frage, wer mit welcher Methode einbezogen werden sollte, wurde dabei<br />

allerdings viel zu wenig Beachtung geschenkt. Im Prozess hatte aber<br />

diese «stufengerechte» Verteilung der Forschungskapazitäten sehr wohl<br />

ihre Bedeutung: Aus der Sicht der Betroffenen war sie Ausdruck der<br />

unterschiedlichen Wertschätzung, die den einzelnen Mitarbeiterkategorien<br />

schon immer entgegengebracht wurde. Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, welche diese Wertschätzung bereits vor Beginn des Projektes<br />

als zu gering erlebten, reagierten zum Teil sensibel auf diese erneute<br />

Bestätigung in einem Projekt, <strong>von</strong> dem sie offenbar gerade auch in dieser<br />

Hinsicht Veränderungen erhofft hatten.<br />

<strong>Die</strong> gleiche implizite Gewichtung spricht aus dem Umstand, dass<br />

allein vom Abteilungsleiter Auszüge aus der Interviewauswertung bis<br />

zum Schluss als individuelle Themen erhalten blieben, während die Füh-

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