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3-2013

Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement

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Aktuelles<br />

Risikomanagement<br />

bei elektrischen Medizingeräten<br />

Quelle: © iStockphoto.com/<br />

Intertekdeutschland<br />

Autoren:<br />

Bryan Ye, Senior Project Engineer,<br />

Stefan Hempel,<br />

Team Leader Medical,<br />

Intertek Deutschland GmbH<br />

Risikomanagement als fortlaufender Prozess<br />

- als Tool zur Identifizierung, Analyse<br />

und Bewertung von Risiken, denen Unternehmen<br />

oder Organisationen ausgesetzt sind,<br />

inklusive Bereitstellung von Ressourcen zur<br />

Risiko-Kommunikation und -abwehr sowie<br />

nicht zuletzt die Qualifizierung von Personal<br />

für das Risikomanagement - nimmt im Rahmen<br />

weltweiter Wertschöpfungs- und Lieferketten<br />

einen immer größeren Stellenwert ein.<br />

Risikomanagement wird seit langem in einer<br />

Vielzahl von Industrien angewandt. So vertrauen<br />

unter anderem die Energie-, die Luft-<br />

& Raumfahrt- und die Transportindustrie auf<br />

diese Methode. Im Bereich Medizintechnik<br />

befindet sich die Anwendung von Risikomanagement<br />

nach ISO 14971 noch in der Entwicklungs-<br />

bzw. Wachstumsphase. Und das,<br />

obwohl die Umsetzung des Risikomanagement-Prozesses<br />

eine allgemeine Verpflichtung<br />

als Teil des Nachweises der<br />

Konformität nach IEC 60601-1, 3rd Edition,<br />

unbedingt notwendig ist.<br />

Drei Möglichkeiten<br />

Nach IEC 60601-1 gibt es drei verschiedene<br />

Möglichkeiten, Risikomanagement<br />

abzubilden (Quelle: IECEE,<br />

OD-2044 Ed.2.0):<br />

a) Direkter Bezug zum Risikomanagement-Prozess<br />

nach ISO 14971:2000 (z. B.<br />

Absatz 4.2).<br />

b) Verweise auf geeignete, alternativ<br />

anwendbare Labortests unter Angabe<br />

spezieller Pass-/Fail-Kriterien oder geeignete<br />

Tests, die für das spezifische Produkt<br />

durchgeführt werden sollen (z. B.<br />

Abschnitt 5.7).<br />

c) Indirekte Verweise auf zusätzliche,<br />

als notwendig erachtete Elemente zur<br />

Einführung und Umsetzung des Risikomanagement-Prozesses<br />

nach ISO<br />

14971:2000 für das jeweilige Produkt<br />

(z. B. Abschnitt 14.1).<br />

Einschätzung der Risiken<br />

Bei der Anwendung des Risikomanagements<br />

gilt es, neben den Belangen der Hersteller vor<br />

allem die Interessen verschiedener Gruppen<br />

zu berücksichtigen. Hierzu zählen vor allem<br />

Patienten, praktizierende Ärzte, Gesundheitsverbände<br />

und Regierungen. Darüber hinaus<br />

liegt der Fokus aber auch auf Themen wie<br />

Herstellung der Medizingeräte (Fabriken)<br />

und Umwelt. Die Einschätzung bzw. Sicht<br />

auf die jeweiligen individuellen Risiken kann<br />

dabei von jeder Interessengruppe oder gar<br />

von unterschiedlichen Mitgliedern innerhalb<br />

einer Interessengruppe verschieden aufgefasst<br />

bzw. bewertet werden. Die Verwendung<br />

eines medizinischen Gerätes, das lässt sich<br />

nicht aus der Welt diskutieren, bringt immer<br />

ein gewisses Risiko mit sich. Es liegt somit<br />

in der Verantwortung des Herstellers, diese<br />

Risiken zu ermitteln, zu bewerten und deren<br />

Akzeptanz in der Ziel- bzw. Anwendergruppe<br />

zu überprüfen. Die Balance zwischen Restrisiko<br />

und klinischem Zweck zu bewahren,<br />

stellt ein sensibles Thema dar und ist teils<br />

mit enormem Aufwand verbunden.<br />

Am Anfang jedes Entwicklungsprozesses<br />

von Medizingeräten gilt es Systemprozesse<br />

zu entwickeln, um eine Vielzahl bevorstehender<br />

Herausforderungen zu meistern. Zu erfüllende<br />

medizinische Anforderungen von Produkten<br />

gilt es bereits zu einem frühen Zeitpunkt<br />

des Produktlebenszyklus -nämlich in<br />

der Design-, Steuerungs- und Bestätigungsphase<br />

- zu berücksichtigen. Das minimiert<br />

das Risiko späterer kostenintensiver Veränderungen<br />

oder Modifikationen am Gerät inklusive<br />

Zubehör. Folglich sollte das klar definierte<br />

Ziel darin bestehen, notwendige Veränderungen<br />

bzw. Modifikationen frühzeitig zu<br />

erkennen und umzusetzen, ohne die Markteinführung<br />

des Produktes zu verzögern oder<br />

gar das gesamte Projekt aus finanzieller Sicht<br />

zu gefährden!<br />

Zur langfristigen, erfolgreichen Umsetzung<br />

eines Projektes bietet sich für Entwickler, Hersteller<br />

und Inverkehrbringer von Medizintechnik<br />

die Zusammenarbeit mit einem unabhängigen<br />

Prüf- und Zertifizierdienstleister an. Im<br />

optimalen Fall verfügt der über einen globales<br />

Prüf- und Zertifizier-Netzwerk sowie langjährige<br />

Erfahrung und fundierte Kenntnis aktueller<br />

branchenbezogener Normen und Standards.<br />

So fließen bereits in einer frühen Phase<br />

der Zusammenarbeit in den Dialog sämtliche<br />

Anforderungen verschiedener für das Produkt<br />

relevanter Normen und Standards auf dem<br />

Weg zur Produktkonformität ein. Zu diesen<br />

Normen gehören unter anderem IEC 60601-<br />

1, 3rd Edition (beinhaltet Risiko Management<br />

und Programmable Electrical Medical<br />

Systems), ISO 14971 und IEC 60601-1-6<br />

(Gebrauchstauglichkeit).<br />

Unternehmen profitieren von der Zusammenarbeit<br />

mit einem unabhängigen Prüfund<br />

Zertifizierdienstleister darüber hinaus bei<br />

der Wahrnehmung ihrer unternehmerischen<br />

Verantwortung sowie ihrer Verpflichtungen<br />

gegenüber Märkten und Anwendern. Nicht<br />

zuletzt unterstützt sie die Implementierung<br />

und Umsetzung eines branchenbezogenen<br />

Risikomanagement-Prozesses, ein ausgewogenes<br />

Verhältnis von geplanten Kosten,<br />

Zeitmanagement und Produktqualität zu<br />

gewährleisten.<br />

Intertek Holding Deutschland GmbH<br />

www.intertek.de<br />

60 meditronic-journal 3/<strong>2013</strong>

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