DIE KAUFMÃNNISCHE SCHULE - vLw Stiftung NRW eV
DIE KAUFMÃNNISCHE SCHULE - vLw Stiftung NRW eV
DIE KAUFMÃNNISCHE SCHULE - vLw Stiftung NRW eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
8<br />
BERICHTE<br />
Die Einführung von GigS hat nachhaltig positive Wirkungen, da in<br />
den Berufsschulen und in den Ausbildungsbetrieben eine Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema Gesundheit und dazu entsprechende<br />
Aktivitäten stattfindet. Folgende Beispiele lassen sich festhalten:<br />
• Schülerinnen und Schüler werden für das Thema Ernährung sensibilisiert<br />
und übernehmen neue Essensgewohnheiten in ihrem<br />
Privatleben (Indikator: u. a. Anforderung der Kochrezepte).<br />
• Die Erhaltung der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
wird bei den Ausbildungsbetrieben thematisiert.<br />
• Die didaktisch-methodischen Bewegungsanlässe werden im<br />
Rahmen der Bildungsgangarbeit thematisiert. Das Unterrichtsfach<br />
Sport- und Gesundheitsförderung erfährt eine Aufwertung. Die<br />
Rolle der Sportlehrerinnen und Sportlehrer gewinnt in der<br />
Bildungsgangarbeit an Bedeutung.<br />
• Eine Ausweitung des Ernährungsangebotes auf alle Schülerinnen<br />
und Schüler des Berufskollegs findet in vielen Schulen durch die<br />
Erweiterung der Verpflegungsmöglichkeiten statt.<br />
• Berufskollegs integrieren die GigS-Klassen in das bereits bestehende<br />
Gesundheitskonzept der Schule. Sie werden in ihrer bisherigen<br />
Vorgehensweise bestärkt oder modifizieren ggf. ihr Konzept.<br />
• Berufskollegs übernehmen die in GigS entwickelten Konzepte der<br />
Bewegungs- und Entspannungsübungen auch für weitere<br />
Bildungsgänge der Schule.<br />
• Eine Einführung zu Gesundheits- und Ernährungsfragen findet<br />
konzentriert in speziellen Kursen statt; etwa auch während der<br />
Projektwochen in Zusammenarbeit mit Krankenkassen.<br />
• Berufskollegs veranstalten besondere pädagogische Tage zum<br />
Schwerpunkt-Thema „Lehrergesundheit“. Auch eine Aufnahme<br />
eines Gesundheitskonzeptes in das Schulprogramm ist zunehmend<br />
verbreitet.<br />
4. Ganztagsberufsschule als Möglichkeit für alle Berufskollegs<br />
Aufgrund der positiven Modellversuchsergebnisse eröffnet ein Erlass<br />
den Berufsschulen die Möglichkeit, die Unterrichtsorganisationsform<br />
Ganztagsberufsschule ab dem Schuljahr 2010/2011 bei den Bildungsgängen<br />
der Anlage A1-A3, APO-BK einzuführen. (VV zu § 5 APO-BK<br />
Anlage A). Dabei ist eine Teilnahme für die Schulen freiwillig.<br />
Aus der Verwaltungsvorschrift wird deutlich, dass es eine Ganztagsberufsschule<br />
ohne ein integriertes Sport-, Gesundheits- und Ernährungskonzept<br />
nicht geben darf. Deshalb ist ein entsprechendes<br />
Konzept bei der Beantragung zu entwickeln und vorzulegen.<br />
Zur Unterstützung der Beratung, die durch die Schulaufsicht in den<br />
Bezirksregierungen bzw. die Landesgeschäftsstelle in Münster (Tel.:<br />
0251-411-4530; E-Mail: gigs@brms.nrw.de) erfolgt, ist in Kooperation<br />
von wissenschaftlicher Begleitung und Modellversuchsakteuren ein<br />
Starterpaket für interessierte Berufsschulen entwickelt worden, das<br />
zum kostenlosen Download im Bildungsportal angeboten wird und<br />
unter anderem eine Checkliste zur Prüfung der Rahmenbedingungen<br />
enthält (Informationsquelle und Downloadmöglichkeit auf der Homepage<br />
des Schulministeriums; www.schulministerium.nrw.de).<br />
Als weitere wesentliche Gelingensbedingung für eine erfolgreiche<br />
Umsetzung des GigS-Modells ist eine rechtzeitige und frühzeitige<br />
Beteiligung aller betroffenen Akteure. Dies bedeutet, dass im Vorfeld<br />
ein entsprechender Erörterungsprozess innerhalb des Schulkollegiums<br />
stattfindet sowie die Bildungsgang- und Schulleitung in enger<br />
Abstimmung mit den Kammern und Betrieben zu tragfähigen Vereinbarungen<br />
gelangt.<br />
5. Abschließende Bewertung<br />
Die Ganztagsberufsschule kann aus vielfältiger Sicht als ein Erfolgsmodell<br />
gesehen werden. So äußern die Akteure überwiegend eine<br />
hohe Zufriedenheit mit dem Modell. Dies zeigen auch die Auswertungen<br />
aus den Befragungen der wissenschaftlichen Begleitung<br />
sowie die Anträge der Schulen zur Überführung der Modellversuchsphase<br />
in das Regelsystem.<br />
Ein Vorteil des zehnstündigen Berufsschultags wird vor allem darin<br />
gesehen, dass die einzelne Lehrkraft an einem Tag länger in der Klasse<br />
ist und somit auch die Lernsituationen flexibler umgesetzt werden<br />
können. In der Folge kann daraufhin der Unterricht stärker an den<br />
individuellen Lernprozessen der Schüler/-innen ausgerichtet werden.<br />
Dies unterstützt die Auflösung der scharfen Fächertrennung und<br />
stärkt die ganzheitliche Wahrnehmung der Auszubildenden. Es hat<br />
sich als erforderlich erwiesen, die Lehrerteams – wie in den bestehenden<br />
GigS-Schulen – aus möglichst wenigen Lehrkräften zusammenzusetzen,<br />
die voll hinter dem Konzept stehen. Die beteiligten Lehrerinnen<br />
und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler betonen darüber<br />
hinaus die positiven Auswirkungen des Ganztagsunterrichts auf die<br />
kollegiale Zusammenarbeit und den Teamgeist im Bildungsgang.<br />
Ein Vorteil für die Ausbildungsbetriebe liegt darin, dass sie durch<br />
diese Unterrichtsorganisation zehn Tage zusätzliche Ausbildungszeit<br />
pro Jahr gewinnen, ohne dass die Leistungen in Schule und Berufsabschlussprüfung<br />
beeinträchtigt werden. Sie können damit zusätzlich<br />
motiviert werden, Ausbildungsplätze zu schaffen und zu erhalten.<br />
Das Interesse weiterer Berufskollegs und dualer Partner an der Ganztagsberufsschule<br />
wird durch fortlaufende Anfragen dokumentiert.<br />
Dabei ist nicht zu verkennen, dass bestimmte Investitionsbedarfe an<br />
einzelnen Berufskollegs notwendig sein können. Es besteht für die<br />
Berufskollegs die Möglichkeit, über die zuständige Bezirksregierung<br />
Fördermittel aus dem Förderprogramm <strong>NRW</strong>, Ziel 2-Programm EFRE<br />
(Europäische Fonds für regionale Entwicklung) 2007–2013 für die Ergänzung,<br />
Modernisierung und Verbesserung der technischen Ausstattung<br />
zu beantragen. Gefördert werden können zum Beispiel die Ausstattung<br />
von Selbstlernzentren, Fachpraxisräumen und Werkstätten.<br />
Insgesamt gibt es mit dieser Option eine gute Perspektive, gerade<br />
den Gedanken Gesundheit und Ernährung in der Berufsschule stärker<br />
zu verankern. Abschließend ist darüber hinaus festzuhalten, dass die<br />
Einführung der Ganztagsberufsschule in bestimmten Bildungsgängen<br />
der Berufsschule, aber auch in das Gesamtkonzept der Schulentwicklung<br />
eingebunden sein sollte.<br />
Erwin Semelka<br />
Bezirksregierung Münster<br />
Ernst Tiemeyer<br />
Ute Wohlgemuth<br />
Referat 313 Ministerium für Schule und Weiterbildung <br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 12/10