Zeitschrift Militärgeschichte [Heft 03/2006]
Zeitschrift Militärgeschichte [Heft 03/2006]
Zeitschrift Militärgeschichte [Heft 03/2006]
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
»Kriegsmaler« Hohly<br />
»Russland zu sympathisch<br />
gesehen,<br />
propagan distisch<br />
nicht verwertbar.«<br />
Der »Kriegsmaler«<br />
Richard Hohly<br />
Todesmarsch von Stalingrad, 1942/48<br />
Die Kriegsmalerei in der<br />
Wehrmacht<br />
Kunst war in der Geschichte selten<br />
frei; die Abhängigkeit des<br />
Künstlers von Auftraggebern<br />
und vom zeitlichen Kontext zog Grenzen<br />
des künstlerischen Gestaltungsanspruches.<br />
Diktaturen erkennen in<br />
der »freien« Kunst Kritik am politischen<br />
Herrschaftssystem und akzeptieren<br />
Kunst nur unter Kontrolle von<br />
enggesetzten weltanschaulichen Normen.<br />
Für autoritäre und totalitäre Staaten,<br />
und dies galt insbesondere für das<br />
NS-Regime, geht es deshalb nicht um<br />
Sinn und Eigenständigkeit von Kunst,<br />
sondern primär um deren Zweckgebundenheit;<br />
Kunst unterliegt der Ideologisierung,<br />
wird manipuliert und als<br />
Werkzeug machtpolitischer Ideologien<br />
sowie als Mittel der Herrschaftsstabilisierung<br />
betrachtet.<br />
Dementsprechend wurde im Dritten<br />
Reich regimetreue Kunst staatlich gefördert<br />
und ihr die »entartete Kunst«<br />
gegenübergestellt. Staatliche Reglementierungs-<br />
und Repressionsmaßnahmen<br />
auf der Basis »völkischer«<br />
Kunst- und Kulturauffassung gingen<br />
Hand in Hand mit einer geistig-kulturellen<br />
»Selbstgleichschaltung« der<br />
Künstler.<br />
Der totale Staat des Dritten Reiches<br />
wollte auch kulturpolitisch nichts dem<br />
Zufall überlassen. Sein weltanschaulicher<br />
Machtanspruch erstreckte sich<br />
– maßgeblich gesteuert über die sogenannte<br />
Reichskulturkammer unter<br />
dem Vorsitz des Propagandaministers<br />
Joseph Goebbels – neben vielen anderen<br />
Bereichen auch auf die bildende<br />
Kunst, die ihren Beitrag zur »geistigen<br />
Mobilmachung« zu leisten hatte. Hierfür<br />
stand mit dem Mitteilungsblatt der<br />
RKdbK (Reichskammer der bildenden<br />
Künste) ein eigenes Publikationsorgan<br />
zur Verfügung.<br />
Für diese »geistige Mobilmachung«<br />
der Soldaten wurde im Frühjahr 1939<br />
unter der Leitung von Oberst Hasso von<br />
Wedel die Abteilung Wehrmachtpropaganda<br />
im Wehrmachtführungsstab<br />
des Oberkommandos der Wehrmacht<br />
(OKW/WPr) eingerichtet. Im Sommer<br />
1940 folgte die Schaffung einer zentralen<br />
Ausbildungsstätte in Form einer<br />
Propaganda-Ersatz-Abteilung in Potsdam.<br />
Dadurch sollte das im Rahmen<br />
der Vorbereitungen für das »Unternehmen<br />
Barbarossa« zusätzlich gewonnene<br />
Personal »geschult« werden. Während<br />
des Krieges wurde der Einsatz der<br />
Maler zentral aus Potsdam gelenkt; sie<br />
wurden einzeln oder in Gruppen für<br />
mehrere Monate in die Operationsgebiete<br />
der Wehrmacht kommandiert. Sie<br />
zogen mit Panzern oder Infanterie ins<br />
Gefecht, flogen Einsätze der Luftwaffe<br />
mit oder fuhren zur See. Ihre während<br />
des Kriegseinsatzes angefertigten Skizzen<br />
hatten sie in einem anschließenden<br />
Arbeitsurlaub zu vervollständigen und<br />
zu heroisierenden Schlachtengemälden<br />
auszugestalten. Die verfolgte Zielrichtung<br />
dieser Werke wurde 1940 treffend<br />
in der <strong>Zeitschrift</strong> Die Kunst im Dritten<br />
Reich formuliert:<br />
»Die Kunst, die das Kriegserlebnis<br />
unserer Generation würdig und gültig<br />
gestalten will [...] soll den Widerschein<br />
der Seele auf die Feuerbrände der<br />
Schlacht in sich tragen [...] mit der Bejahung<br />
des soldatischen Einsatzes und<br />
seiner letzten Steigerung im Opfer ein<br />
Sinnbild unserer Zeit schaffen [...] Das<br />
Auge des gestaltenden Künstlers sei<br />
berufen [...] die Macht des deutschen<br />
Soldatentums, die Entbehrungsbereitschaft<br />
der kämpfenden deutschen Nation<br />
in Waffen darzustellen, die tausend<br />
Zeugnisse der Tapferkeit und der<br />
Todesbereitschaft festzuhalten.«<br />
18 Militärgeschichte · <strong>Zeitschrift</strong> für historische Bildung · Ausgabe 3/<strong>2006</strong>