Zeitschrift Militärgeschichte [Heft 03/2006]
Zeitschrift Militärgeschichte [Heft 03/2006]
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Diese Lücke wurde nun zu einem erheblichen<br />
Teil von Oberst a.D. Dieter<br />
E. Kilian geschlossen. In seinem Band<br />
»Elite im Halbschatten« stellt er nicht<br />
nur die Spitzenmilitärs der Bundeswehr,<br />
sondern auch die (west-)deutschen<br />
Verteidigungsminister vor. Darüber<br />
hinaus bietet Kilian im Abschnitt<br />
»Licht und Schatten« eine Auswahl<br />
von Offizieren, die in die Geschichte<br />
der deutschen Streitkräfte eingegangen<br />
sind. Die Kurzbiographien basieren<br />
allerdings oft nur auf bereits vorliegenden<br />
Publikationen. Für den ersten<br />
Überblick reicht dies zwar aus, für<br />
die Forschung bleibt jedoch ein wissenschaftlicher<br />
Sammelband über die<br />
Gründergeneration wünschenswert.<br />
Vorangestellt ist den über 60 biographischen<br />
Skizzen eine ausführliche Einleitung,<br />
die das Problem der Bundeswehr<br />
als »geduldete Armee« (Clemens<br />
Range) thematisiert. Ein nützlicher<br />
Anhang mit Tabellen und Übersichten<br />
rundet den insgesamt gelungenen<br />
Band ab.<br />
Helmut R. Hammerich<br />
Kriegsverbrechen<br />
In den Jahren 1935/36 griff Mussolinis<br />
faschistisch geführtes Italien den<br />
letzten unabhängigen afrikanischen<br />
Staat an, um sich ebenfalls einen »Platz<br />
an der Sonne« zu erobern.<br />
Der Schweizer Historiker Aram Mattioli<br />
widerlegt die Bilder eines zivilisatorisch<br />
geprägten Kolonialismus und<br />
eines »sauberen« Krieges in Äthiopien.<br />
Er stellt in eindrucksvoller Weise die<br />
Leiden des äthiopischen Volkes während<br />
des Krieges und der bis 1941 dauernden<br />
Besatzungszeit dar, das nicht<br />
nur unter völkerrechtswidrigen Exzessen<br />
der italienischen Invasoren litt, sondern<br />
darüber hinaus vom Völkerbund<br />
im Stich gelassen wurde. Der Einsatz<br />
moderner Waffen, Panzer, Flugzeuge<br />
und von Giftgas, kombiniert mit Kollektivstrafen<br />
und Exekutionen, vermittelt<br />
eine neue Art von Kriegführung.<br />
Hier tritt ein rassenideologischer Vernichtungswille<br />
zutage, der weniger zur<br />
Geschichte des Kolonialismus passt als<br />
vielmehr zur Vorgeschichte des Zweiten<br />
Weltkrieges. Die These vom »Experimentierfeld<br />
der Gewalt« wird gründlich<br />
nachgewiesen und historisch<br />
eingeordnet.<br />
Eine überaus lesenswerte Darstellung,<br />
die einen tiefen Eindruck hinterlässt,<br />
dem Leser Denkanstöße vermittelt und<br />
den Blick zum Teil auch auf aktuelle<br />
Krisen lenkt.<br />
StS<br />
Aram Mattioli, Experimentierfeld der<br />
Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine<br />
internationale Bedeutung 1935–1941.<br />
Mit einem Vorwort von Angelo Del Boca<br />
(= Kultur – Philosophie – Geschichte.<br />
Reihe des Kulturwissenschaftlichen<br />
Instituts Luzern, Bd 3), Zürich 2005. ISBN<br />
3-280-06062-1; 239 S., 38,80 Euro<br />
Krieg als Dienstleistung<br />
Die internationale Gemeinschaft<br />
sieht sich seit Ende des Ost-West-<br />
Konflikts, spätestens aber seit dem<br />
11. September 2001, mit einer neuen<br />
Form von Konflikten konfrontiert.<br />
Die westlichen Staaten haben auf diese<br />
»asymmetrische Bedrohung«, die<br />
Kriegführung zwischen einem regulären<br />
Staat und irregulären Kräften, bislang<br />
eher hilflos reagiert. Aus diesem<br />
Grund wird derzeit wissenschaftlich<br />
untersucht, ob es derartige Konflikte<br />
schon früher gab, und ob Parallelen<br />
zur heutigen Situation gezogen werden<br />
können. Ein Forschungsschwerpunkt<br />
liegt auf dem vor allem durch den Irak-<br />
Konflikt in den Medien präsenten Söldnerwesen.<br />
Ein Vergleich von Vergangenheit<br />
und Gegenwart kann aber nur<br />
dann gelingen, wenn für beides fundierte<br />
Analysen vorliegen.<br />
Rolf Uesseler untersucht daher in<br />
seiner Publikation »Krieg als Dienstleistung«<br />
das heutige Söldnerwesen.<br />
Schon der Untertitel »Private Militärfirmen<br />
zerstören die Demokratie« deutet<br />
an, welche Gefahren durch die »Privatisierung<br />
der Gewalt in den westlichen<br />
Ländern« drohen.<br />
Der Band bietet aber weitaus mehr:<br />
Im Rahmen der Globalisierung wird<br />
die »Kernkompetenz« moderner Söldner<br />
als militärische Dienstleister aufgezeigt.<br />
Private Militärfirmen und deren<br />
Auftraggeber werden analysiert. Einem<br />
geschichtlichen Abriss der »privaten<br />
Kriegswirtschaft« sowie der heutigen<br />
Rahmenbedingungen folgen Ausführungen<br />
über Konsequenzen dieser Entwicklung<br />
und ein Ausblick, wie Konflikte<br />
ohne den Einsatz von Söldnern<br />
gemeistert werden könnten. Die im<br />
Anhang befindlichen Literaturhinweise<br />
sowie eine Auflistung von Websites<br />
privater Militärfirmen bieten auch über<br />
die Publikation hinaus für jeden Interessierten<br />
die Möglichkeit, tiefer in die<br />
Materie einzudringen.<br />
jf<br />
Rolf Uesseler, Krieg als Dienstleistung.<br />
Private Militärfirmen zerstören die<br />
Demokratie, Berlin <strong>2006</strong>. ISBN 3-86153-<br />
385-5; 240 S., 14,90 Euro<br />
Militärgeschichte · <strong>Zeitschrift</strong> für historische Bildung · Ausgabe 3/<strong>2006</strong><br />
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