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Der Gender Markt - Qualitätsentwicklung Gender Mainstreaming

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„Bei den <strong>Gender</strong> Trainings sind bis zu 20 Personen, da bin ich alleine. Wobei ich<br />

anfordern möchte, es zu zweit zu machen, und zwar mit einem Mann, weil ich das<br />

spannend finde. Ich habe bisher selbst <strong>Gender</strong> Workshops auch nur mit Frauen<br />

gemacht, und ich denke, es ist ganz wichtig, da auch einmal Männer als<br />

Vortragende hineinzubringen, weil sie das anders vermitteln können. Ich bin als<br />

Trainerin immer wieder damit konfrontiert: ‚Du Emanze, du willst uns Männer ja nur<br />

fertig machen, Ihr wollt uns Männern nur alles wegnehmen …’ Da wird einem ein<br />

Mäntelchen umgehängt, und es ist ganz schwierig, das innerhalb von sechs<br />

Stunden abzulegen.“ (Expertin, 18)<br />

<strong>Der</strong> <strong>Gender</strong> <strong>Markt</strong><br />

Demgegenüber betonen andere InterviewpartnerInnen, die prinzipielle Forderung nach<br />

gemischtgeschlechtlichen Teams sei eine biologistische Herangehensweise und demnach<br />

problematisch.<br />

„Ich arbeite überwiegend mit Frauen; mit Männern dann, wenn das<br />

AuftraggeberInnen wünschen. Mir wird schon auch immer wieder signalisiert: ‚Bitte<br />

mit einem Mann.’ Und dann frage ich: ‚Wieso?’ Ich hinterfrage das kritisch, ob das<br />

Sinn macht. Dann heißt es manchmal: ‚Versuche doch einen männlichen<br />

Referenten einzuladen, weil das ist dann eine Signalwirkung.’ Ich finde diese<br />

Besetzung der <strong>Gender</strong> Trainings mit Frau–Mann–Teams kontraproduktiv, weil<br />

Mannsein alleine ist kein Programm. Ich sehe auch keine Signalwirkung.“<br />

(Expertin, 3)<br />

Eine andere Interviewpartnerin argumentiert ihre ablehnende Haltung gegenüber der Forderung<br />

nach einer gemischtgeschlechtlichen Besetzung von Teams mit ihrem Verständnis von<br />

Geschlecht als ein soziales Konstrukt.<br />

„Ich sehe es nicht so, dass es Sinn machen würde, wenn immer ein Mann und eine<br />

Frau auftreten würden. Damit würde man nur das gesellschaftliche Konstrukt<br />

verdoppeln. Ich bin natürlich auch in einer gewissen Weise sozialisiert, aber ich<br />

glaube nicht, dass ich anders handle als ein Mann. (…) Die Frage des biologischen<br />

Geschlechts ist für mich nicht relevant.“ (Expertin, 12)<br />

Die Bedeutung von Sex und <strong>Gender</strong> in der praktischen Arbeit der AnbieterInnen<br />

Einen breiten Raum nimmt im Rahmen vieler Interviews die Frage ein, wie in der praktischen<br />

Arbeit Rollenstereotypisierungen und Mann–Frau–Polarisierungen aufgehoben<br />

beziehungsweise vermieden werden können und die Mehrgeschlechtertheorie auch praktisch<br />

vermittelt werden kann. Viele InterviewpartnerInnen gehen hier auf konkrete Grenzen in der<br />

Umsetzungsarbeit ein.<br />

Eine Interviewpartnerin beschreibt diese Versuche, aus den Stereotypisierungsfallen<br />

herauszukommen, als einen „Eiertanz“, bei dem sie immer wieder an Grenzen stößt, Grenzen<br />

der Sprache, Grenzen der Vermittlung, aber auch Grenzen des Konzeptes und der gelebten<br />

Wirklichkeiten. Bei einem Beispiel etwa, das sie zur Illustration dieser Schwierigkeiten<br />

heranzieht, ging es darum, Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zu „männlichem“ und<br />

„weiblichem“ Verhalten in Tabellen zu fassen.<br />

„Und da hätte ich dann drüber schreiben müssen: ‚Frauen …’, und darunter wäre<br />

dann gestanden: ‚verhalten sich so und so’ und ‚Männer verhalten sich so und so<br />

…’. (…) Dann hat sich das unglaublich stereotyp und schablonig gelesen: Frauen<br />

sind so und Männer sind so. Gerade etwas, was man ja nicht tradieren will,<br />

wogegen man dann im Training versucht anzuarbeiten. Dann hatte ich die<br />

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