Der Gender Markt - Qualitätsentwicklung Gender Mainstreaming
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<strong>Der</strong> <strong>Gender</strong> <strong>Markt</strong><br />
Die sprachlichen Unterschiede korrespondieren mit unterschiedlichen Vorstellungen der<br />
Inhaltsdimensionen des Verständnisses von Gleichstellung. So lehnen einige<br />
InterviewpartnerInnen für sich nicht nur den Begriff der Gleichstellung, sondern auch jenen der<br />
Gleichbehandlung ab.<br />
„Meine Begrifflichkeit ist: Ich bin gegen Gleichbehandlung, ich bin für individuelle<br />
Behandlung mit fairen Chancen. (…) Chancengleichheit wäre mein Wort. Nach<br />
meinem Motto: ‚Andere sind anders.’“ (Expertin, 4)<br />
Für andere InterviewpartnerInnen steht demgegenüber die politische Dimension bei <strong>Gender</strong><br />
<strong>Mainstreaming</strong> im Vordergrund.<br />
„Die Voraussetzung für <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> ist, dass die Machtanalyse<br />
mitgesetzt wird, also, dass der Begriff ‚strukturelle Diskriminierung’ benannt wird,<br />
dass analysiert wird, welche Machtkonstrukte in welchem Bereich wirken.“<br />
(Expertin, 6)<br />
„Die politisch–feministische Positionierung zu platzieren ist deshalb ganz wichtig,<br />
damit man unser Grundverständnis von <strong>Gender</strong> versteht. Mein Grundverständnis<br />
ergibt sich aus der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen feministischen<br />
Theorien. (…) Daher gehe ich auch davon aus, dass Geschlechtergerechtigkeit nur<br />
erreicht werden kann, wenn Frauenförderung weiter betrieben wird.“ (Expertin, 10)<br />
Wieder andere sehen in <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> eine Modernisierungsstrategie, die keine<br />
Transformationsaspekte beinhaltet.<br />
„Ja. Ich stimme da sehr mit Susanne Schunter–Kleemann überein, die ja eine sehr<br />
scharfe Kritikerin von <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> ist. Sie meint, das sei einfach eine<br />
Modernisierungsstrategie und bedeutet nicht unbedingt, dass man auch<br />
Diskriminierungen abbaut, sondern dass es um die effizientere Nutzung von<br />
Potenzialen in bestimmten Kontexten geht. Da gehört der Top Down Ansatz dazu,<br />
da gehört das Abstimmen auf der Führungsebene dazu. Als systemische Beraterin<br />
schaue ich mir einfach an, was die Organisation braucht oder will. Also sehe ich es<br />
nicht als Emanzipationsstrategie und bearbeite das nicht moralisch.“ (Expertin, 7)<br />
Einige ExpertInnen gehen im Rahmen der Interviews auf die Kritik ein, dass <strong>Gender</strong><br />
<strong>Mainstreaming</strong> eine neoliberale Strategie sei.<br />
„Dieser Kritik gebe ich bis zu einem gewissen Grad Recht. Aber man muss ja nicht<br />
alles so machen, wie es gewünscht wird. <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> ist ja eine Hülle,<br />
eine Black Box, aber das ist halt der Kompromiss, der in der EU möglich war. Und<br />
ich nehme die Black Box und fülle sie aus, und das nicht im neoliberalen Sinne. Ich<br />
finde diese Kritik wichtig, ich glaube sie hat Recht. Und ich glaube, man muss sich<br />
das auch vor Augen halten. Aber <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> ist halt das Ergebnis<br />
eines politischen Aushandlungsprozesses, und es ist besser als nichts.“ (Expertin,<br />
12)<br />
Eine Interviewpartnerin verweist darauf, dass sie in Zusammenhang mit <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong><br />
den Begriff der Frauenförderung oftmals nicht verwendet, dies vor allem deshalb, um<br />
Widerstände seitens der Männer zu vermeiden.<br />
„Ich verwende auch den Begriff der positiven Diskriminierung, weil die Männer<br />
schon sehr empfindlich sind und sich auch diskriminiert fühlen bei den<br />
Frauenfördermaßnahmen.“ (Expertin, 11)<br />
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